UniReport 5/11 | Goethe-Universität Frankfurt
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Nr. 5 I 21. Oktober 20<strong>11</strong><br />
„Freund Hessens“<br />
Der Dalai Lama besuchte im Rahmen seiner Hessen-Reise die <strong>Goethe</strong>-<strong>Universität</strong><br />
Der Verlauf dieses Jahrhunderts liegt in<br />
euren Händen.“ Mit diesen Worten<br />
wandte sich der Dalai Lama, der am 22. August<br />
im Zuge seiner Hessen-Reise Station<br />
an der <strong>Goethe</strong>-<strong>Universität</strong> machte, an die<br />
Studierenden unter den gut 200 geladenen<br />
Gästen in der Aula auf dem Campus Bockenheim.<br />
„Zeiten ändern sich. Kopiert nicht<br />
einfach das, was die vorigen Generationen<br />
gemacht haben“, ermutigte er sie, alte Werte<br />
zu überprüfen. Die Sache schien ihm am<br />
Herzen zu liegen, denn eigentlich hatte sich<br />
der 76-Jährige schon zum Gehen gewandt.<br />
Um Werte drehte sich auch die vorangegangene<br />
Rede des Dalai Lama. Damit kam er<br />
dem Wunsch Prof. Roser Valentìs nach – in<br />
ihrer Begrüßungsrede hatte sich die Vizepräsidentin<br />
der <strong>Universität</strong> von dem Friedensnobelpreisträger<br />
einen Kompass für eine<br />
stets komplexer werdende Welt gewünscht.<br />
Um eine friedliche Welt schaffen zu<br />
können, gelte es, die zwischenmenschlichen<br />
Distanzen abzubauen. Das spirituelle<br />
Oberhaupt der Tibeter ging hier mit gutem<br />
Beispiel voran und begrüßte seine Zuhörer<br />
gleich zu Anfang als Brüder und Schwestern.<br />
„Wir sind alle Menschen, wir sind alle<br />
gleich“, begründete er seine Einstellung.<br />
Auch er, der Würdenträger selbst, stehe nicht<br />
auf einer höheren Stufe als andere.<br />
Die Deutschen seien diesbezüglich auf<br />
einem guten Weg. Er habe in den Medien<br />
verfolgt, wie herzlich US-Präsident Barack<br />
Obama im Sommer 2008 in Berlin von Tausenden<br />
empfangen wurde. „Obwohl sein<br />
Land an der Zerstörung Deutschlands wäh-<br />
Zum sechsten Mal lädt die <strong>Goethe</strong>-<strong>Universität</strong><br />
im Wintersemester 20<strong>11</strong>/2012<br />
zur <strong>Frankfurt</strong>er Bürger-<strong>Universität</strong> ein.<br />
Insgesamt <strong>11</strong>2 öffentliche Veranstaltungen<br />
– darunter Vorlesungen, Ausstellungen,<br />
Führungen und Konzerte – stehen zwischen<br />
dem 15. Oktober 20<strong>11</strong> und dem 17. März<br />
2012 auf dem Programm der Hochschule.<br />
Dreh- und Angelpunkt sind zwei groß angelegte,<br />
populärwissenschaftlich konzipierte<br />
Ringvorlesungen: die eine über die Musikgeschichte<br />
<strong>Frankfurt</strong>s, die andere über den<br />
unbekannten <strong>Goethe</strong>.<br />
Zum Thema „Musik Stadt <strong>Frankfurt</strong>. Stationen<br />
aus der <strong>Frankfurt</strong>er Musikgeschichte“<br />
lädt das musikwissenschaftliche Institut der<br />
<strong>Universität</strong> gemeinsam mit der <strong>Frankfurt</strong>er<br />
Hochschule für Musik und Darstellende<br />
Kunst (HfMDK) auf den Campus Westend<br />
ein. Die Reihe startete am 18. Oktober und<br />
läuft, jeweils dienstags, bis zum 7. Februar<br />
2012. Für den Inhalt zeichnet seitens der<br />
<strong>Universität</strong> Prof. Marion Saxer verantwortlich,<br />
die unlängst mit dem 1822- und <strong>Universität</strong>spreis<br />
für exzellente Lehre ausgezeichnet<br />
wurde. Aus den Reihen der HfMDK<br />
wurde sie von Dr. Julia Cloot unterstützt.<br />
Für <strong>Universität</strong>spräsident Prof. Werner Müller-Esterl<br />
lag es nahe, eine Bürger-<strong>Universität</strong><br />
ganz ins Zeichen der Musik zu stellen,<br />
denn „<strong>Frankfurt</strong> ist eine Musikstadt“, so der<br />
Hochschulleiter: „Hier am Main steht das<br />
Foto: Dettmar<br />
rend des zweiten Weltkrieges in großem<br />
Maße mitbeteiligt war, hegen die Deutschen<br />
heute keinen Groll mehr gegen die USA,<br />
sondern üben sich in Vergebung. Das finde<br />
ich beeindruckend.“ Eine Spitze gegen die<br />
chinesischen Besetzer in Tibet konnte sich<br />
der Dalai Lama in diesem Zusammenhang<br />
nicht verkneifen. „Die Chinesen sind sehr<br />
nachtragend. Sie erinnern sich oft an längst<br />
vergangene Ereignisse. Das macht sie einsam<br />
und unzufrieden.“<br />
Im Anschluss an seine Ansprache zum<br />
Thema „Führung und Werte“, in der der Dalai<br />
Lama bekräftigte, dass ein Land zwar seinen<br />
Bürgern und keinem einzelnen Machthaber<br />
gehöre, es ohne Führung jedoch auch<br />
nicht gehe und er die Demokratie als die beste<br />
Lösung ansehe, beantwortete er Fragen aus<br />
dem Publikum, so auch die bezüglich seiner<br />
Von <strong>Goethe</strong> bis zum Klang der Großstadt<br />
Bürger-<strong>Universität</strong> bietet im Winter <strong>11</strong>2 Veranstaltungen<br />
zurzeit beste Opernhaus Deutschlands. Weit<br />
über die Stadt hinaus reicht auch die Anziehungskraft<br />
des Ensemble Modern oder des<br />
hr-Sinfonieorchesters. Solche Einrichtungen<br />
zeichnen die Musikszene ebenso aus wie<br />
viele weitere Initiativen, etwa die <strong>Frankfurt</strong>er<br />
Kammeroper oder das<br />
Deutsche Jazz-Festival.“<br />
Vor diesem Hintergrund<br />
wurden auch Referenten<br />
weiterer <strong>Frankfurt</strong>er Musik-Einrichtungeneingeladen,<br />
nämlich von der Oper <strong>Frankfurt</strong>, der<br />
<strong>Frankfurt</strong>er Museums-Gesellschaft und vom<br />
Hindemith-Institut. Gäste von den <strong>Universität</strong>en<br />
Potsdam und Halle-Wittenberg sowie<br />
von der <strong>Frankfurt</strong>er Allgemeinen Zeitung<br />
komplettieren den Reigen der Redner.<br />
In der zweiten Hauptreihe stellen die<br />
Vorlesungen zum Thema „Der unbekannte<br />
<strong>Goethe</strong>“ Texte des großen deutschen Dichters<br />
vor, die von einem breiten Publikum<br />
kaum noch gelesen und selbst von der <strong>Goethe</strong>-Forschung<br />
nur noch vereinzelt wahrgenommen<br />
werden. Dabei finden die kunsttheoretischen<br />
und literaturkritischen Arbeiten<br />
ebenso Beachtung wie die literarischen<br />
Werke. Ebenfalls geht es um Zeugnisse der<br />
Rezeptionsgeschichte, um Einflüsse, Beziehungen<br />
und Interessen <strong>Goethe</strong>s. Als Referenten<br />
konnten die Veranstalter, Prof. Frank<br />
Fürbeth und Priv. Doz. Bernd Zegowitz vom<br />
Den Besuch des Dalai<br />
Lamas verfolgten dank<br />
des Live-Streams des<br />
Hochschulrechenzentrums<br />
auch knapp 2.500<br />
Zuschauer im Internet.<br />
Als Gastgeschenk erhielt<br />
der Würdentrager<br />
eine Ausgabe von<br />
<strong>Goethe</strong>s Werken und<br />
eine <strong>Goethe</strong>-Card<br />
Vorbilder. Nach kurzem Überlegen nannte<br />
er Mahatma Gandhi, was die Zuhörer mit<br />
verständnisvollem Nicken kommentierten.<br />
Eine freundschaftliche Beziehung hege der<br />
Dalai Lama auch mit dem ehemaligen hessischen<br />
Ministerpräsidenten Koch (CDU),<br />
der ihn während seiner Amtszeit mehrmals<br />
nach Hessen einlud. Sein Nachfolger Volker<br />
Bouffier (CDU) möchte die gute Beziehung<br />
zu dem tibetischen Oberhaupt aufrechterhalten<br />
und stellte ihn deshalb in seinem<br />
Grußwort als „Freund Hessens“ vor.<br />
Genauso, nämlich freundschaftlich und<br />
offen, begegnete er seinem Publikum. Beim<br />
Verlassen der Veranstaltung bemühte er sich,<br />
jede ihm entgegengestreckte Hand zu schütteln<br />
und sich zu bedanken, sei es für die Einladung,<br />
die Organisation oder einfach nur für<br />
das Zuhören. kg<br />
Institut für Deutsche Literatur und ihre Didaktik,<br />
ausgewiesene Experten der <strong>Goethe</strong>-<br />
<strong>Universität</strong> und auswärtiger Hochschulen<br />
gewinnen, deren Vorträge auch für all diejenigen<br />
von Interesse sein dürften, die „ihren“<br />
<strong>Goethe</strong> zu kennen glauben (jeweils donnerstags<br />
vom 27. Oktober 20<strong>11</strong><br />
bis zum 2. Februar 2012).<br />
Erneut werden die Termine<br />
der Bürger-<strong>Universität</strong><br />
in einem Programmheft<br />
zusammengefasst, das<br />
an zahlreichen Stellen <strong>Frankfurt</strong>s kostenlos<br />
ausliegt und auch über die <strong>Universität</strong> bezogen<br />
werden kann. Neben den Vorlesungen<br />
zur Musikstadt <strong>Frankfurt</strong> und zum unbekannten<br />
<strong>Goethe</strong> sind in ihm viele weitere<br />
Veranstaltungen enthalten. Dazu zählen die<br />
Poetikvorlesungen „Ich als Text“ von Thomas<br />
Meinecke und die vom Biodiversität<br />
und Klima Forschungszentrum <strong>Frankfurt</strong><br />
(BiK-F) verantwortete Ringvorlesung „Die<br />
Zukunft des Lebens“ im Rahmen der 26.<br />
Stiftungsgastprofessur der Deutsche Bank<br />
AG. Kulturelle Höhepunkte versprechen die<br />
Konzerte der <strong>Frankfurt</strong>er <strong>Universität</strong>smusik<br />
zu werden, denn „Musik spielt auch im Alltag<br />
der <strong>Goethe</strong>-<strong>Universität</strong> eine entscheidende<br />
Rolle, nicht nur in der Forschung und Lehre“,<br />
so Präsident Müller-Esterl. hü<br />
Informationen: www.buerger.uni-frankfurt.de<br />
UniAktuell<br />
kurz notiert<br />
Stefan Gerlach wird Vizepräsident<br />
der irischen Zentralbank<br />
Stefan Gerlach, Professor für Monetäre<br />
Ökonomie und Geschäftsführender Direktor<br />
des Institute for Monetary and Financial<br />
Stability (IMFS) im House of Finance,<br />
ist zum Vizepräsidenten der Central<br />
Bank of Ireland ernannt worden. Der<br />
gebürtige Schwede ist seit 2007 an der<br />
<strong>Goethe</strong>-<strong>Universität</strong> tätig und arbeitete<br />
zuvor unter anderem an der Harvard<br />
University, an der Brandeis University in<br />
Massachusetts, an der Bank für Internationalen<br />
Zahlungsausgleich in Basel und<br />
am Hong Kong Institute for Monetary<br />
Research.<br />
„Ich bedauere es sehr, dass Stefan Gerlach<br />
aus dem IMFS ausscheidet. Zugleich<br />
jedoch stellt seine Berufung in die<br />
irische Zentralbank für ihn, aber auch für<br />
das IMFS eine große Ehre dar“, sagte<br />
Hermann Remsperger, Vorsitzender des<br />
Kuratoriums des IMFS und ehemaliges<br />
Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank.<br />
„Gerlachs Wechsel in die Führungsebene<br />
einer europäischen Notenbank<br />
unterstreicht das hohe Niveau der<br />
Arbeit am IMFS und die guten Beziehungen<br />
in die internationale Zentralbankszene.“<br />
Prof. Rainer Klump, Vizepräsident<br />
der <strong>Goethe</strong>-<strong>Universität</strong>, dankte Gerlach<br />
für seine hervorragenden Leistungen in<br />
den letzten Jahren und wünschte ihm<br />
viel Erfolg und Erfüllung im neuen Amt.<br />
Muriel Büsser<br />
Hessischer Journalistenpreis<br />
für Uwe Dettmar<br />
Der <strong>Frankfurt</strong>er Fotograf Uwe Dettmar<br />
hat den mit insgesamt 12.000 Euro dotierten<br />
Hessischen Journalistenpreis<br />
20<strong>11</strong> in der Kategorie „Fotografie“ gewonnen.<br />
Die Auszeichnung wurde ihm<br />
im Rahmen einer Feierstunde in der<br />
Konzernzentrale der Sparda-Bank Hessen<br />
in <strong>Frankfurt</strong> verliehen. Dettmar erhielt<br />
die Ehrung für seine „sensibel und<br />
klar komponierten Bilder“, mit denen er<br />
seit 2002 die Geschehnisse während der<br />
<strong>Frankfurt</strong>er Kinder-<strong>Universität</strong> festhält.<br />
Foto: Sparda-Bank Hessen<br />
Dettmar arbeitet seit über 15 Jahren freiberuflich<br />
für die <strong>Goethe</strong>-<strong>Universität</strong> und<br />
hat seitdem unzählige Veranstaltungen<br />
und Feierlichkeiten der Hochschule im<br />
Bild festgehalten. Weitere Schwerpunkte<br />
seiner Arbeit liegen auf Porträtfotografien<br />
und der Dokumentation des akademischen<br />
Alltags. Seine Bildsprache hat<br />
zahlreiche universitäre Publikationen,<br />
darunter das Wissenschaftsmagazin Forschung<br />
<strong>Frankfurt</strong> und den <strong>UniReport</strong>,<br />
entscheidend geprägt. hü<br />
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