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Jahresbericht 2012 - Ehe-, Familien- und Lebensberatung im ...

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Das Glück der FülleDieses dritte Glück ist nach Schmid ein Glück, welchesdas Unangenehme <strong>im</strong> Leben nicht ausschließt, sondernsich an der Fülle des Lebens erfreut, sowohl am Gutenals auch am Schlechten. Um diese Art von Glück zuerfahren, braucht es eine entsprechende Haltung, diealle Dinge <strong>im</strong> Leben anerkennt <strong>und</strong> ihnen ihre Existenzzubilligt. Dann „kann ich einverstanden sein mit demgesamten Leben“ <strong>und</strong> mich eingeb<strong>und</strong>en fühlen ineinen größeren Zusammenhang, in dem Gutes wieSchlechtes Platz hat. Daraus kann eine tiefe Dankbarkeit<strong>und</strong> Freude erwachsen. Der Gemütszustand, den derAutor mit diesem Glück verbindet, ist Heiterkeit bzw.heitere Gelassenheit. Schmid bezieht sich dabei auf denPhilosophen Demokrit. In dieser Gemütshaltung ist derMensch bestrebt, Ausgewogenheit <strong>und</strong> Ausgeglichenheitzu leben. Der Beschleunigung begegnet er mitVerlangsamung <strong>und</strong> der Verzweiflung mit Hoffnung, sodass die Pole des Lebens sich ständig abwechseln.Schmid spricht davon, dass dieses Glück dauerhafter <strong>und</strong>umfassender als das Zufallsglück <strong>und</strong> das Wohlfühlglückist. Er nennt es auch das „philosophische Glück“, weil esnicht vom Zufall, der momentanen Verfassung oder denäußeren Gegebenheiten abhängig ist. Oft ist dieses Glückfür den Menschen erst <strong>im</strong> Nachhinein erkennbar – wenner auf sein Leben zurückblickt.Alle beschriebenen Formen des Glücks sind für Schmidwichtig <strong>im</strong> Leben. Das zuletzt genannte Glück der Fülleist für ihn jedoch dasjenige, das überdauern kann, auchwenn die Zeiten weniger angenehm sind.Das Glück des UnglücklichseinsEs klingt paradox, dass sogar <strong>im</strong> Unglücklichseinein Glück enthalten sein kann. Das Glück desUnglücklichseins gehört zum Glück der Fülle. Denn esakzeptiert jede Form von Sein. Schmid beschreibt dasGlück des Unglücklichseins als eine Traurigkeit, die sichnicht trösten lässt. Einen Weltschmerz, der dann spürbarwird, wenn wir uns der Fragwürdigkeit aller Dingebewusst werden <strong>und</strong> jegliche Gewissheit in Zweifelgezogen wird. Dies ist für Schmid die Melancholie, dieer von der krankhaften Depression abgrenzt. Letztereist für ihn vor allem durch erstarrte Gefühle <strong>und</strong>Gedanken gekennzeichnet. Die Melancholie dagegenist von einer sehr großen Sensibilität <strong>und</strong> Besinnunggeprägt. Der Melancholiker distanziert sich von derWelt <strong>und</strong> reflektiert sie aus der Distanz heraus. Schmerz<strong>und</strong> Leiden gehören für ihn selbstverständlich zumLeben. Für Schmid ist er nicht krank <strong>und</strong> muss nichtbehandelt werden. Die Melancholie ist für ihn eineLebensphilosophie, die unter den richtigen Bedingungengepflegt werden kann, ohne <strong>im</strong> Weltschmerzunterzugehen. Viele Künstler hätten durch sie Inspirationerhalten <strong>und</strong> große Werke erschaffen.Glück...Warum Glück nicht das Wichtigste <strong>im</strong>Leben ist: die Frage nach dem Sinn <strong>und</strong> diemöglichen Antworten darauf.Ab hier beginnt der zweite Teil des Buches. Schmidstellt die These auf, dass die Menschen in Wirklichkeitnicht nach Glück, sondern nach Sinn suchen. Er siehtdie wachsende Suche nach Glück als ein Zeichen vonSinnverlust in der modernen Gesellschaft. Sinn entstehtvor allem durch die Einsicht in Zusammenhänge <strong>und</strong>die Erfahrung von Beziehungen. Da die zunehmendkomplexe Welt <strong>im</strong>mer schwieriger zu durchschauenist <strong>und</strong> Beziehungen brüchig werden, wird vieles alszusammenhanglos <strong>und</strong> damit als sinnlos erlebt. Dortjedoch, wo Sinn erfahren wird, folgt Glück.Im Folgenden geht Schmid auf die verschiedenen Artenein, Sinn zu erfahren.Sinn, der körperlich wahrzunehmen istDie sinnliche Wahrnehmung über Sehen, Hören,Riechen, Schmecken, Tasten, den Bewegungssinn <strong>und</strong>das Körpergefühl bringen den Menschen in Beziehungzu seiner Umwelt. Sie bilden die Gr<strong>und</strong>lage, umZusammenhänge zu erfahren. Die Sinnlichkeit verschafftdem Menschen sinnvolle Augenblicke. Diese Momentesind begleitet von einem Gefühl des Wohlbefindens –des Wohlfühlglücks. Dies kann das Lauschen in der Natursein oder das Riechen eines w<strong>und</strong>erbaren Duftes. DieErfahrung sinnlicher Schönheit lässt die Frage nach demSinn nicht entstehen.Schmid sieht in der <strong>im</strong>mer stärker werdendentechnischen Welt einen Gr<strong>und</strong> des Verlustes vonSinnhaftigkeit. Ebenso wie in der Geschwindigkeit vielerProzesse, die ein Verweilen der Sinne <strong>und</strong> damit einwahres Aufnehmen der äußeren Welt nicht zulassen.Auch unser abstraktes Denken kreiert Welten ohne<strong>2012</strong> Köln 37

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