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Ida Bender: Schön ist die Jugend… - Geschichte der Wolgadeutschen

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Kaum war das Heu geschafft, geschobert, reifte <strong>die</strong> Getreideernte<br />

heran. Verwandte halfen einan<strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Ernte. Manchmal gelang<br />

es noch, eiligst das trockene Heu von <strong>der</strong> Wiese heim in <strong>die</strong> Scheune<br />

auf den Heuboden zu bringen. Im Winter gab es oft starke<br />

Schneestürme und nicht selten verirrten sich Bauern samt Pferd und<br />

Schlitten, <strong>die</strong> nach Heu in <strong>die</strong> Steppe gefahren waren. Deshalb war<br />

man bestrebt, alles Heu im Sommer unter Dach im Hof zu bringen.<br />

Im Juli herrschte starke Hitze bis 39, sogar 45 Grad.<br />

Das Getreide wurde mit speziell gearbeiteten Sensen gemäht, <strong>die</strong><br />

man Reff nannte. Ich habe selber solche noch gesehen, obwohl es<br />

später schon Mähmaschinen gab. Die Vorrichtung sollte wohl mehr<br />

Getreidehalme zusammenraffen zu einer Garbe. Die Russen schnitten<br />

damals ihr Getreide noch mit Sicheln. Die Frauen folgten den<br />

Mähern und banden das Getreide zu Garben. Sie mussten flink sein,<br />

um den Mähern nachzukommen. Meine Mutter erzählte oft davon,<br />

wie sie und ihre Schwester auf den Fel<strong>der</strong>n des Vaters bei <strong>der</strong> Getreideernte<br />

Garben binden mussten, bei außergewöhnlicher Hitze.<br />

Am Abend wurden <strong>die</strong> Garben zu Hocken, etwa 6-8 Garben wie eine<br />

Hütte, <strong>die</strong> Ähren nach oben, zusammengestellt. War das Getreide<br />

abgemäht, wurde es zur Tenne gefahren und das Dreschen begann.<br />

In den ersten Jahren an <strong>der</strong> Wolga gebrauchten unsere Ahnen<br />

zum Dreschen noch <strong>die</strong> Dreschflegel. Doch bald hatte ein findiger<br />

Neusiedler in <strong>der</strong> Nähe <strong>der</strong> deutschen Siedlung Dobrinka einen Berg<br />

mit beson<strong>der</strong>s festem Fels entdeckt. Hier wurden Steine gebrochen,<br />

<strong>die</strong> zu Dreschwalzen (Ausreitesteinen) bearbeitet wurden. Die Getreidegarben<br />

wurden auf <strong>der</strong> Tenne im Kreis ausgelegt, das Pferd<br />

mit <strong>der</strong> angespannten Dreschwalze im Kreis herumgeführt, <strong>die</strong> Walze<br />

drückte <strong>die</strong> Körner aus den Ähren. Das war weniger kraftaufwendig<br />

als mit dem Dreschflegel das Korn aus den Ähren zu schlagen.<br />

Diese Dreschwalzen wurden in viele Gebiete Russlands verkauft,<br />

<strong>der</strong> deutsche Neusiedler hatte einen guten Ver<strong>die</strong>nst mit seiner Erfindung.<br />

Solche Dreschwalzen habe ich in meiner Kindheit (1926-28)<br />

im Dorf Marienfeld in vielen Bauernhöfen liegen sehen. Später,<br />

ab1930 waren schon Dreschmaschinen, <strong>die</strong> von Traktoren in Gang<br />

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