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Ida Bender: Schön ist die Jugend… - Geschichte der Wolgadeutschen

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Alfons, Hollmanns Sohn, war an<strong>der</strong>thalb Jahre jünger als ich, aber<br />

er lernte auch in meiner Klasse. Auch Arthur, <strong>der</strong> Sohn des Lehrers<br />

Detlef lernte in meiner Klasse. Wir drei waren Kameraden.<br />

Damals gab es in den Dörfern we<strong>der</strong> Radio, noch Kinos o<strong>der</strong><br />

Klubs. Wir alle: Schüler, Lehrer und unsere Eltern gingen an Sonntagen<br />

zum Gottes<strong>die</strong>nst in <strong>die</strong> Kirche. Aber in <strong>der</strong> Schule gab es<br />

keinen Religionsunterricht mehr. Sonntags gingen wir Jungens zusammen<br />

und spielten Schlagball o<strong>der</strong> Bannok. (Knochen). Aber an<br />

den Werktagen mussten wir den Eltern in <strong>der</strong> Wirtschaft helfen.<br />

Wir gingen gerne in <strong>die</strong> Schule, beson<strong>der</strong>s zu dem Lehrer Hollmann.“<br />

…<br />

Vater war immer sehr beschäftigt. Außer seiner Arbeit in <strong>der</strong> Schule<br />

half er dem Rechnungsführer des Dorfrats und dem Landmesser<br />

auf <strong>der</strong>en Bitte hin. Damals wurden von <strong>der</strong> Sowjetregierung neue<br />

Gewichts- und Flächenmaße eingeführt. Viele Bauern, auch <strong>der</strong><br />

Landmesser und <strong>der</strong> Rechnungsführer, <strong>der</strong> <strong>die</strong> Steuern zu berechnen<br />

hatte, fanden sich nicht gut zurecht in dem Wirrwarr. Anstatt des<br />

gewohnten russischen Worts Werst, das fest im Gebrauch <strong>der</strong> Russlanddeutschen<br />

verankert war, wurden <strong>die</strong> Strecken jetzt in Kilometern,<br />

<strong>die</strong> Fel<strong>der</strong> in Hektar anstatt <strong>der</strong> früheren Desjatin gemessen.<br />

Da musste so viel umgerechnet werden. Das Getreide wurde jetzt<br />

nicht in Pud, son<strong>der</strong>n in Zentner gewogen.<br />

Einige Monate lang hatte Vater zusätzlich zu seinen Lehrerverpflichtungen<br />

im Dorfrat mitgearbeitet. Damals wurde er, wie seinem<br />

Tagebuch zu entnehmen <strong>ist</strong>, wohl auch zum Mitglied des Dorfrats<br />

gewählt. Jahrzehnte später schrieben einige nicht sehr kundige<br />

Journal<strong>ist</strong>en darüber, ohne zu erläutern, was Dominik Hollmann im<br />

Dorfsowjet gemacht hat. Oberflächlich und uninformiert werfen sie<br />

ihm Feindseligkeit gegenüber den Bauern vor, getreu dem Motto<br />

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