Ida Bender: Schön ist die Jugend… - Geschichte der Wolgadeutschen
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<strong>die</strong> Gesuchten sind. Denn in meiner Kindheit gab es keinen Peter<br />
unter Vaters Verwandten, aber Vaters Cousins, Josef, Michael und<br />
Adrian, kannte ich persönlich.<br />
Wann und unter welchen Umständen <strong>die</strong> drei Brü<strong>der</strong> ohne Eltern<br />
geblieben sind, habe ich bisher nicht erfahren können. Es gab in<br />
jenen Jahren oft unfruchtbare Jahre, Hungersnot, auch Krankheiten,<br />
<strong>die</strong> viele Neusiedler hinwegrafften.<br />
Joseph Hollmanns Vorfahren: Michael (47) Hollmann, ein Ackerbauer<br />
aus Heilbronn, war 1766 zusammen mit seiner Ehefrau Katharina<br />
(30) und dem an<strong>der</strong>thalbjährigen Söhnchen Johannes nach<br />
Russland gekommen, wo er mit vielen an<strong>der</strong>en Kolon<strong>ist</strong>en <strong>die</strong> Siedlung<br />
Volmar im Wolgagebiet gegründet hat, wozu er von <strong>der</strong> Tutelkanzlei<br />
in Saratow 150 Rubel Unterstützung für den Anfang bekommen<br />
hatte.<br />
Gewöhnlich übersiedelten <strong>die</strong> Bauern im frühen Frühjahr noch vor<br />
<strong>der</strong> Ackerbestellung. Die Neusiedler bauten sich vorläufig leichte<br />
Hütten o<strong>der</strong> Erdhütten. Sofort nach <strong>der</strong> Frühjahrsaussaat fertigten<br />
sie Lehmsteine für den Bau von Wohnhäusern. Auch mussten Ställe<br />
für das Vieh errichtet werden. Nicht alle brachten es fertig, in einem<br />
Sommer ein Wohnhaus und einen Stall zu bauen, viele mussten in<br />
den Erdhütten überwintern.<br />
Die Männer beschafften Reisig, flochten daraus Zäune, aus denen<br />
sie <strong>die</strong> Wände für den Stall zusammenfügten. Die Frauen schnitten<br />
Schilf und banden daraus Garben, <strong>die</strong> sie mit <strong>der</strong> Ochsenfuhre vom<br />
Bach zur Baustelle brachten. Dann musste Lehm zur Beschichtung<br />
<strong>der</strong> Zaunwände des Stalls bereitet werden. Die Männer brachten<br />
einige Fuhren Lehm zur Baustelle.<br />
Eine Wagenladung Lehm wurde direkt auf <strong>die</strong> Erde neben <strong>der</strong><br />
Baustelle platziert. Dazu wurden Pferdem<strong>ist</strong>, zerkleinertes Stroh und<br />
mehrere Eimer Wasser hinzugegeben. Zwei, drei o<strong>der</strong> vier Frauen,<br />
den unteren Saum <strong>der</strong> Röcke unter den Gürtel hochgesteckt, damit<br />
ihre Beine bis zu den Knien entblößt waren, gingen barfuss, eine<br />
hinter <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en, auf <strong>die</strong>sem Lehmkuchen, eine bis zwei Stunden<br />
im Kreis herum, traten so <strong>die</strong> Lehmmischung zart. Mitunter wurden<br />
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