Ida Bender: SchÃ¶n ist die Jugendâ€¦ - Geschichte der Wolgadeutschen

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steuer anschaffen können. So würde sie auch einen guten Freier kriegen. Vielleicht den Sohn des Vorstehers Möller. Die waren wohlhabend, hatten ein großes Holzhaus und den Stall voller Vieh. Da würde Susanna ein besseres Leben haben, als sie, Katharina. Würde nicht an jeder Kopeke sparen müssen, um die Familie zu versorgen und die Wirtschaft zu vergrößern. Susanna wurde nicht einmal gefragt, ob sie diese Arbeit annehmen wollte. … 24
Der Krieg wütete. Immer mehr Menschen fielen ihm zum Opfer, immer mehr junge und auch ältere Menschen wurden aus den Dörfern als Kanonenfutter an die Front gebracht. Russland war in Gefahr und viele Patrioten gingen freiwillig an die Front. Das wurde in der russischen Presse jeden Tag propagandistisch hervorgehoben. Eines Tages sagte Dominik zu seiner Mutter: „Ich habe beschlossen als Freiwilliger an die Front zu gehen. Mein Vaterland Russland ist in Gefahr.“ Susanna bügelte gerade, eilte sich, den Sonderauftrag einer Kundin zu beenden. Vor Schreck wäre ihr das Bügeleisen beinah aus der Hand gefallen. „Du sollst lernen!“, erwiderte sie entschlossen. „Deswegen rackere ich mich hier jeden Tag ab!“ Das war das erste Mal, dass sie ihm einen Vorwurf über ihre schwere Arbeit seinetwegen machte, und sie biss sich sogleich auf die Zunge, bereute sofort, dass sie so etwas gesagt hatte und fügte sofort hinzu: „Ich bin 53 Jahre alt und du bist meine einzige Stütze. So weit habe ich dich nun gebracht, dass du bald mein Ernährer sein kannst. Jetzt willst du mich verlassen?“ Sie konnte nicht weiter sprechen, Tränen schnürten ihr die Kehle zu. Um den Sohn ihre Gefühle nicht merken zu lassen, schwieg sie, drehte sich dem Wäschekorb zu, hantierte darin, bis sie sich etwas beruhigt hatte. Dominik verstand. Er war Patriot Russlands, dieses Gefühl rief ihn an die Front. Aber er war auch zu widerspruchslosem Gehorsam der Mutter gegenüber erzogen, zur Achtung den Älteren gegenüber, zu Pflichtbewusstsein. Ihm wurde klar, dass er mit 15 Jahren noch kein leistungsfähiger Soldat sein würde, aber groß genug sei, um seine Pflicht gegenüber der Mutter zu erfüllen. Dominik kehrte nicht wieder zu diesem Thema zurück. Susanna wurde auch bewusst, dass sie in diesen schweren Zeiten – Krieg, Teuerung der Lebensmittel und die Deutschenhetze – den Sohn nicht zum Studium in die 300 Werst entfernte Stadt Saratow schicken konnte. Vorläufig hatte Dominik einige Privatschüler – einige durch den Krieg nach Kamyschin verschleppte Polen, die die 25
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