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Ida Bender: Schön ist die Jugend… - Geschichte der Wolgadeutschen

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ein Schuster, <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Schnei<strong>der</strong>. Was <strong>die</strong> herstellten war bester<br />

Qualität. Die Stiefel aus gutem Le<strong>der</strong> waren wasserdicht und hielten<br />

lang. Im Gespräch mit dem Schusterme<strong>ist</strong>er erfuhr Seppel, dass <strong>die</strong><br />

Köchin des katholischen Paters Michalsky schon alt <strong>ist</strong>, und vor kurzem<br />

bei ihm gewesen war und gesagt hatte, sie suche ein braves<br />

deutsches Mädchen als Gehilfin. Die Köchin würde ihr das Kochen<br />

lehren, damit <strong>die</strong>se sie in ein-zwei Jahren ersetzen könne. Es falle<br />

ihr schon schwer, den Einkauf auf dem Markt zu erledigen und den<br />

ganzen Tag auf den Beinen zu sein im Haus des Pfarrers, das Kochen<br />

und alle an<strong>der</strong>en Hausarbeiten zu erledigen.<br />

Joseph Hollmann überlegte. Das wäre etwas für <strong>die</strong> Susanna. Die<br />

<strong>ist</strong> schließlich fleißig, gehorsam und flink. Da könnte Susanna sich in<br />

einigen Jahren das Geld für ihre Mitgift selber ver<strong>die</strong>nen. Die zweite<br />

Tochter, <strong>die</strong> Barbara, könnte mit ihren elf Jahren <strong>die</strong> Kindsmagd in<br />

<strong>der</strong> Familie werden und <strong>der</strong> Mutter helfen.<br />

Seppel sagte dem Schusterme<strong>ist</strong>er, dass er – Joseph Hollmann –<br />

seine Tochter Susanna bei <strong>der</strong> Köchin gern verdingen würde. Ostertag<br />

schickte seinen Jungen zu <strong>der</strong> Alten, <strong>die</strong> den Vorschlag erfreut<br />

annahm. „Bringt das Mädchen nächsten Markttag mit“, meinte sie zu<br />

Hollmann.<br />

Zu Hause kam Seppel am späten Nachmittag an, es dämmerte bereits.<br />

Der achtjährige Joseph (jun.) eilte ihm entgegen, freudig erregt:<br />

„Dade, hätt Ihr gut verkaaft?“ Der kaum vierjährige Kaspar war auch<br />

gleich da: „Dade, was hätt Ihr for mich mitgebrocht?“. „Da, mei<br />

Knechtje, Hasenbrotje für euch alle. Unterwegs sah ich einen Hasen<br />

über den Weg laufen, hab ihn eingeholt und <strong>der</strong> hat mir das Brotchen<br />

gegeben“. (Mei Knechtche, mei Mad wurde als Kosename für<br />

<strong>die</strong> Kin<strong>der</strong> gebraucht).<br />

Joseph jun. half dem älteren Bru<strong>der</strong> Johannes, <strong>die</strong> Pferde auszuspannen<br />

und sie zu versorgen. Susanna lud alles vom Wagen,<br />

brachte es ins Haus o<strong>der</strong> in <strong>die</strong> Abstellkammer. Barbara half dem<br />

kleinen Kaspar, Vaters Brotsack aufzubinden. Eines nach dem an<strong>der</strong>en<br />

holte sie <strong>die</strong> Reste des am Morgen mitgenommenen Proviants<br />

hervor und Kaspar ergriff jedes Stück mit beiden Händchen. Seine<br />

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