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An den Wasserbächen H auszeitung des B ethesda - S eniorenzentrums -G Sommer 2009 die ronau Gott will die Fähigkeit, auf Anforderungen zu reagieren, in mir wachsen lassen. Dazu setzt er mich an einen guten Platz. Ich bin bei der Bewältigung von Krisen und Herausforderungen nicht auf das kümmerliche Repertoire meiner eigenen Kräfte und Ideen angewiesen. Ich darf bei Gott Hilfe, Wegweisung, Erneuerung, Mut schöpfen. Ich darf mich im Gebet an ihn wenden und meine Leere vor ihm ausbreiten. Sein Wort will mir Rat und Leitung schenken und mich mit neuer Zuversicht erfüllen. Ich darf aus der Kraftquelle der Nähe Gottes schöpfen wie ein Baum aus den Wasserbächen. So kann ich irgendwann über mich hinauswachsen und Frucht bringen. Nicht nur ich selber leide ja unter der Dürre dieser Zeít, dem Mangel an Menschlichkeit, Kontakten, Zuspruch. Viele Menschen um mich herum hungern genau wie ich danach. Gott will mich in seinen Dienst nehmen. Was ich aus ihm schöpfe an Kraft, Mut und Zuversicht, das will er in Frucht verwandeln, in gute, saftige, kraftspendende Frucht, die ich an andere weiterreichen kann, um ihnen Gutes zu tun. 6 Pflege mit und Verstand
Meine Frucht H auszeitung des B ethesda - S eniorenzentrums -G Sommer 2009 die ronau Wir dürfen Menschen sein, die nützlich sind und Frucht tragen. In der Verbindung zu Gott wird jeder zu einem Menschen wie ein Baum, der seine Frucht zu seiner Zeit bringt. Das, was meine Frucht ist, kann kein anderer für mich entscheiden. Auch Bäume sind alle verschieden. Es gibt Birn-, Kirsch- und Apfelbäume, Kastanien, Eichen und viele andere mehr. Jeder trägt seine Fruchtart. Keiner trägt zwei Fruchtarten gleichzeitig. In der Arbeitswelt ist bezeichnenderweise nicht von Frucht, sondern von Leistung die Rede. Unsere Gesellschaft übt starken Druck auf uns aus: Wir sollen in möglichst vielen Bereichen perfekt sein, in Beruf, Partnerschaft und als Eltern. Selbst in unserer Freizeit wird noch von uns erwartet, dass wir viel erleben und uns gut amüsieren. Es ist schwierig, sich von diesen Ansprüchen freizumachen. Deshalb tut es gut zu wissen, dass Gott uns nach anderen Maßstäben beurteilt. Die Verbindung zu ihm versetzt uns in eine großartige Freiheit. Wir brauchen uns nicht damit abzuquälen, alles zu können. Ich brauche nur meine Frucht hervorzubringen. Für andere Aufgaben sind andere Menschen mit ihren Gaben zuständig. Stillstand Ja, noch mehr: Unser Leben ist keine einzige Fruchtbarkeitsperiode. Auch ein Baum bringt nur Frucht zu seiner Zeit. Es gibt auch andere Zeiten: Blütezeiten etwa, aber auch Ruhezeiten. Auch Stillstand gehört zu unserem Leben. Unfruchtbare Zeit. Winter. Manchmal brechen Schicksalsschläge über uns herein. Wir müssen uns von Liebgewordenem und Vertrautem lösen. Das ist nicht die Zeit, um Frucht zu bringen. Da brauchen wir alle Kraft, um selbst zu überleben. Wir dürfen das akzeptieren. Schuldgefühle sind fehl am Platz, wenn wir anderen dann nicht soviel zu geben haben wie sonst. Gott ist kein Aufseher, der ununterbrochen Leistung von uns erwartet, und sei es Leistung an Nächstenliebe und Hilfsbereitschaft. Er will nicht Leistung, sondern Frucht. Frucht aber wächst langsam. Ich darf zu meiner Zeit meine Frucht bringen. Immergrün? Unser Psalmbeter gesteht mir auch Ruhezeiten zu - und vergleicht mich gleichzeitig mit einem Baum, dessen Blätter nicht verwelken. Ist das nicht ein Widerspruch? Selbst ein Nadelbaum, der auf den ersten Blick gleichbleibend grün erscheint, wirft im unteren Bereich seine Nadeln von sich, um Kraft für neue grüne Zweige an der Spitze zu gewinnen. Für unser menschliches Leben gilt erst recht: Welken und Verblühen sind untrennbar damit verbunden. Ältere Menschen haben jüngeren Menschen diese Erfahrung voraus, ob durch die nachlassenden Kräfte, die körperlichen Beschwerden oder die Trauer um Menschen, die ihnen nahegestanden haben und nun nicht mehr da sind. All dies hat sie mit der Tatsache konfrontiert, dass uns Menschen von Natur aus keine ewige Blüte- und Fruchtbarkeitszeit verliehen ist. Ein Baum, dessen Blätter nicht verwelken - mit diesem Vergleich betritt der Psalmbeter gewissermaßen eine andere Dimension. Eine Dimension, die uns erst durch das Sterben und Auferstehen Jesu Christi eröffnet wird. Pflege mit und Verstand 7
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