Jugendhilfe Band 09 - Wirkungsorientierte Jugendhilfe
Jugendhilfe Band 09 - Wirkungsorientierte Jugendhilfe
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aufwendige Detailarbeit leicht unterschätzt werden<br />
kann und man so durch einen zu knappen Zeitplan<br />
unter Druck gerät. Dies kann die Güte und die Akzeptanz<br />
des Gesamtprojekts wesentlich beeinträchtigen.<br />
In der kommunalen Praxis dürfte es der Regelfall<br />
sein, dass der öffentliche Träger mit einer ganzen<br />
Reihe von Leistungsanbietern den Aushandlungsprozess<br />
von wirkungsorientierten Vereinbarungen<br />
organisiert und durchführt. Aus dem Bundesmodellprogramm<br />
lassen sich hierzu insbesondere von zwei<br />
Modellstandorten, an denen in so genannten „Multitandems“<br />
mit vier bzw. sechs Anbietern über Hilfeformen<br />
verhandelt wurde, Erfahrungen bezüglich der<br />
strukturellen Voraussetzungen benennen. So muss für<br />
die Laufzeit des Projektes die für die jeweilige kommunale<br />
Praxis und die Anzahl der Verhandlungspartner<br />
angemessene Größe der Projekt-, Steuerungs- und<br />
Arbeitsgruppen im Vorhinein genau bedacht werden.<br />
Die Modellpartner verwiesen darauf, dass sie in ihren<br />
Entwicklungsprozessen auf Vorerfahrungen in der<br />
Zusammenarbeit, wie beispielsweise der Aushandlung<br />
von LEQ-Vereinbarungen oder gemeinsamen<br />
sozialräumlichen Projekten aufbauen konnten, die<br />
sich dann auch für eine wirkungsorientierte Qualifizierung<br />
als tragfähig erwiesen haben. Für das Gelingen<br />
der Zusammenarbeit von mehreren Akteuren<br />
der <strong>Jugendhilfe</strong> erscheinen darüber hinaus die unten<br />
beschriebenen personellen und inhaltlichen Voraussetzungen<br />
und insbesondere die „Kommunikationskultur“<br />
wichtig.<br />
Personelle Voraussetzungen<br />
Die Schaffung von Personalressourcen für den Entwicklungsprozess,<br />
die – soweit möglich – auf Kontinuität<br />
angelegt sein sollten, kann zunächst als grundlegende<br />
personelle Voraussetzung benannt werden. Dabei sind<br />
für ein solches Projekt verschiedene Ebenen des Personaleinsatzes<br />
mit unterschiedlichem Zeitkontingent<br />
nötig. So werden die verantwortlichen Mitarbeiter/<br />
innen der Steuerungsgruppe den höchsten Zeitaufwand<br />
im Projekt haben und demgegenüber Mitarbeiter/innen<br />
in themenspezifischen Kleingruppen nur in<br />
eng begrenztem Rahmen tätig werden. Grundsätzlich<br />
wird die Beteiligung möglichst aller relevanten, von<br />
der Entwicklung betroffenen Personengruppen des<br />
öffentlichen Trägers und der Anbieter am Prozess der<br />
wirkungsorientierten Qualifizierung empfohlen. Dies<br />
18 |<strong>Wirkungsorientierte</strong> <strong>Wirkungsorientierte</strong> <strong>Jugendhilfe</strong> <strong>Band</strong> <strong>09</strong><br />
erscheint für die Modellpartner im Bundesmodellprogramm<br />
ein – subjektiv empfundener – wesentlicher<br />
Gelingensfaktor für das Gesamtprojekt zu sein. Hierbei<br />
ist in der Intensität des Einsatzes zu unterscheiden<br />
zwischen den Personengruppen der Entscheidungsebene,<br />
denen, die in die Erarbeitung von Teilaspekten<br />
des Projekts eingebunden sind, und denen, die durch<br />
Informationen, Fachtagungen, Fortbildungen etc. an<br />
dem Prozess beteiligt werden.<br />
Die Modellstandorte im Bundesmodellprogramm<br />
wurden von externen Beratungsinstitutionen, die sie<br />
selber auswählen konnten, im Prozess der Erarbeitung,<br />
Implementierung und Umsetzung der wirkungsorientierten<br />
Vereinbarungen begleitet. Dabei hatten die Berater/innen<br />
die Aufgabe, teilweise die Moderation im<br />
Erarbeitungsprozess zu übernehmen, ihre fachliche<br />
Expertise einzubringen sowie als „externe Reflexionsinstanz“<br />
die Modellstandorte zu begleiten. Für Kommunen<br />
die sich auch „auf den Weg“ machen wollen,<br />
ihre HzE wirkungsorientiert zu qualifizieren, erscheint<br />
es nach der Auswertung der Erfahrungen aus<br />
dem Bundesmodellprogramm sehr sinnvoll, externe<br />
Beratung mit einzubeziehen. Auch wenn mittlerweile<br />
Erfahrungswissen, erste Evaluationsergebnisse und<br />
wissenschaftliche Expertisen vorliegen, gestaltet sich<br />
doch jeder neue Entwicklungsprozess unterschiedlich,<br />
und es muss von anderen Voraussetzungen und<br />
Zielstellungen ausgegangen werden. Gerade das Zusammenwirken<br />
der verschiedenen Beteiligten sollte<br />
unter der Begleitung einer „neutralen“ fachkundigen<br />
Beratung und Moderation besser gelingen und scheint<br />
zumindest bei einzelnen Teilschritten notwendig.<br />
Inhaltliche und kulturelle Voraussetzung<br />
Als inhaltliche Voraussetzung erscheint es erforderlich,<br />
dass die beteiligten Akteure sich eingehender mit<br />
der theoretisch/wissenschaftlichen Begründung des<br />
Themas „Wirkungsorientierung“ auseinandersetzen.<br />
Auch der institutionenübergreifende Austausch über<br />
die Inhalte von entsprechenden Schulungen, Fortbildungen<br />
oder Fachtagungen sollte angeregt werden,<br />
um das inhaltliche Verständnis des anderen Vereinbarungspartners<br />
kennen zu lernen, die Begrifflichkeiten<br />
abzugleichen und so ein gemeinsames Verständnis<br />
von Wirkungsorientierung zu entwickeln.<br />
Die wesentliche kulturelle Voraussetzung für<br />
einen gelingenden Gesamtprozess wurde im Bundes-