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Jugendhilfe Band 09 - Wirkungsorientierte Jugendhilfe

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eine gelingende Zielbearbeitung Kompetenzen vorausgesetzt<br />

werden, die erst durch die Hilfe vermittelt<br />

werden müssen, im Sinne eines Leitziels<br />

pädagogischer Interventionen zu einem reflexiven<br />

Umgang mit Zielen und deren Bearbeitung als pädagogisches<br />

Instrument gebraucht werden.<br />

2.1.7 Methoden zur Hilfeausfädelung<br />

und Nachbetreuung<br />

Kurzbeschreibung<br />

Eine wirkungsorientierte Strategie an einigen Modellstandorten<br />

besteht darin, den Hilfeabschluss zu strukturieren<br />

und methodisch abzusichern. Dazu gehören<br />

Methoden wie eine Ausfädelungsphase, die Vergabe<br />

von Beratungsgutscheinen in der Verselbstständigungsphase<br />

oder das regelmäßige und strukturierte<br />

Kontakthalten mit jungen Menschen nach der Hilfe.<br />

Das Element soll dazu beitragen, erreichte Situationen<br />

zu festigen und die Nachhaltigkeit eines positiven<br />

Hilfeverlaufs methodisch abzusichern. Es ist möglich,<br />

dass dieses methodische Element mit einer „Nachhaltigkeitsprüfung“<br />

korrespondiert (s. unter Punkt Evaluationsinstrumente).<br />

Mit Ausfädelungsprozessen und Beratungsgutscheinen<br />

wird offenbar dem Problem einer abrupten<br />

Beendigung begegnet. Der Ausfädelungsprozess sieht<br />

vor, während des Bewilligungszeitraums der Hilfe die<br />

Anwesenheitszeiten in der Einrichtung (z. B. Tagesgruppe)<br />

schrittweise zu reduzieren. Beratungsgutscheine<br />

sind eine Möglichkeit der Refinanzierung und<br />

Institutionalisierung von Tätigkeiten, die in der Praxis<br />

der <strong>Jugendhilfe</strong> ohnehin meist längst zum Alltag gehören.<br />

Sie berechtigen die ehemaligen Adressat/inn/<br />

en, innerhalb eines begrenzten Zeitraums nach Beendigung<br />

der Hilfe eine Beratungsstunde pro Gutschein in<br />

Anspruch zu nehmen. Ob diese Gutscheine eingelöst<br />

werden oder verfallen, liegt bei den Adressat/inn/en.<br />

Unabhängig vom Hilfebedarf, der entweder besteht<br />

oder nicht besteht, offerieren die Beratungsgutscheine<br />

also, Unterstützung für eine ‚Übergangszeit’ in Anspruch<br />

zu nehmen. Da die Entscheidung über eine<br />

erneute Kontaktaufnahme bei den Adressat/inn/en<br />

liegt, kann man vermuten, dass Beratungsgutscheine<br />

dazu geeignet sind, die Adressat/inn/en in die Selbstständigkeit<br />

zu entlassen. Die Entscheidung, ob und in<br />

welcher Situation erneut Hilfebedarf besteht, liegt bei<br />

den Betroffenen selbst.<br />

Umsetzung und Implementierung<br />

Positive Erfahrungen wurden mit der Implementierung<br />

von Ausfädelungsprozessen und Beratungsgutscheinen<br />

für die Zeit nach dem Hilfeende gemacht.<br />

Ein Modellstandort berichtet über das Instrument der<br />

Beratungsgutscheine, dass darüber das In-der-Nähe-<br />

Bleiben von Hilfemöglichkeiten konkretisiert wird:<br />

„Durch die Einführung von Beratungsgutscheinen,<br />

die nach der Hilfe von den Klienten optional eingefordert<br />

und eingelöst werden können, wird für die<br />

Familien deutlicher, dass die Hilfe nicht abrupt endet,<br />

sondern ihnen eine Unterstützungsmöglichkeit<br />

für ,die Zeit danach‘ bietet.“<br />

Zusammenfassende Bewertung<br />

Mit der Thematisierung von Hilfebeendigungen wird<br />

ein im <strong>Jugendhilfe</strong>diskurs als auch in der Praxis bisher<br />

eher vernachlässigter Bereich aufgegriffen. Hilfebeendigungen<br />

sind oftmals weder für Fachkräfte noch<br />

für Adressat/inn/en einfach zu bewältigen. Die Problematisierung<br />

von Hilfebeendigung und die Suche<br />

nach Möglichkeiten zur Gestaltung von Übergängen<br />

sind deshalb zu begrüßen. Aus fachlicher Sicht ist mit<br />

dem Kontakthalten die Frage nach der Gestaltung<br />

der pädagogischen Beziehung nach der Beendigung<br />

der ‚offiziellen‘ Hilfe verbunden. Selbstverständlich<br />

sind Methoden zur Hilfeausfädelung und Nachbetreuung<br />

weder ein ‚Ersatz‘ für eine fundierte Entscheidung<br />

zur Hilfebeendigung noch sichern sie gelungene<br />

Übergänge. Gleichwohl federn sie möglicherweise<br />

Probleme ab, die bei der Hilfebeendigung entstehen<br />

können.<br />

Praxishilfe | 39

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