Crowdfunding-Plattformen (Deutschland) - DeimHart
Crowdfunding-Plattformen (Deutschland) - DeimHart
Crowdfunding-Plattformen (Deutschland) - DeimHart
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
64 | STARTUP-KULTUR & AGENDA SETTING<br />
Klassisches Fundraising trifft die Crowd<br />
Wer angesichts solcher Trends glaubt, die Crowd würde sich nun zur Aktionärsversammlung<br />
mutieren, liegt zum Glück falsch. Denn es tut sich auch<br />
was am anderen Ende der Skala. „Wir sind die, die jetzt einfach mal anfangen<br />
mit dem Weltverbessern“, sagen etwa die Macher von betterplace.org,<br />
einer Spendenplattform für den klassischen „Guten Zweck“, die auf <strong>Crowdfunding</strong><br />
setzt. Vom anschwellendem Spendenbalken und bunten Projektpräsentationen<br />
bis hin zu Social Media-Elementen ist alles dabei, was eine<br />
zeitgemäße Sammelaktion braucht. Auf betterplace.org trifft man sozusagen<br />
auf den „charity long tail“ – vom Kinshasa Symphony Orchestre bis zum Solarkollektiv<br />
in Honduras.<br />
Zu den Gründern von betterplace.org gehören neben dem Wirtschaftsinformatiker<br />
Till Behnke und der Anthropologin Line Hadjsberg zahlreiche<br />
Aktivisten aus dem Bereich der Entwicklungshilfe. Allen gemeinsam war die<br />
Einsicht, dass man durch die neuen Medien auch das Weltverbessern noch<br />
verbessern kann. Und tatsächlich zeigen mittlerweile fast dreitausend erfolgreiche<br />
Projekte in aller Herren Länder und mehr als 180.000 Unterstützer,<br />
dass die klassische Spendenbüchse für den guten Zweck im Zeitalter<br />
des Fundraisings via Micropayment und Web 2.0 angekommen ist.<br />
Betterplace.org erleichtert die Recherche nach interessanten Projekten<br />
nicht nur durch Kategorien in Form verschiedener Weltregionen, sondern<br />
bietet auch eine Kartensuche über Google Maps. Denn auch auf viele regionale<br />
Sammelaktionen in <strong>Deutschland</strong> würde man sonst wohl kaum stoßen.<br />
Wer mit dem Mauszeiger über die <strong>Deutschland</strong>karte spaziert, merkt<br />
schnell: Spenden werden nicht nur in Hamburg, München oder Berlin gesammelt,<br />
sondern auch in der Provinz.<br />
Besonders motivierend dürfte für viele Spender sein, dass betterplace.org<br />
das Geld zu 100 Prozent weiterleitet. Denn die Plattform ist selbst<br />
auch spendenfinanziert, getragen wird sie von gut.org, einer gemeinnützige<br />
Aktiengesellschaft. Für die Qualität der einzelnen Projekte bürgen außerdem<br />
Zertifizierungen durch das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen<br />
(DZI), Gemeinnützigkeitsbescheinigungen der Finanzämter oder externe<br />
Prüfberichte.<br />
Ein besonderer „Standortvorteil“ einer Plattform wie Betterplace dürfte<br />
darin bestehen, dass sie nahtlos an bisherige Spendengewohnheiten anknüpfen<br />
kann – schon bisher werden jährlich zwischen drei und fünf Milliarden<br />
Euro an bundesweit 600.000 gemeinnützige Vereine und 15.000 Stiftungen<br />
gespendet, größtenteils von Privatpersonen, die regelmäßig ihr<br />
Scherflein beitragen. Da die Hälfte des Spendenaufkommens die Generation<br />
60plus trägt, hängt der Erfolg von <strong>Crowdfunding</strong> in diesem Bereich mittelfristig<br />
natürlich auch davon ab, ob man neben den „Digital Natives“ die<br />
„Silver Surfer“ für die digitale Kollekte gewinnen kann.