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Virtuelle Gegenöffentlichkeit und Ausweg aus dem ... - MIK NRW

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302 Thomas Pfeiffer<br />

tigkeit zu opfern. Heute wird der Revisionismus auf internationaler Bühne zu einem öffentlichen<br />

Streitthema.“ (Faurisson 2008)<br />

Das Vehikel, das der Holoc<strong>aus</strong>t-Leugnung zu dieser Anerkennung verholfen habe, so ist<br />

Faurisson zu verstehen, sei das Internet. Unter <strong>dem</strong> Gesichtspunkt erstrebter Breitenwirkung<br />

ist es bezeichnend, dass der Beitrag nicht nur im rechtsextremistischen Portal „Altermedia“<br />

gepostet wurde, sondern auch im Forum von „T-Online“. Das Internet hat die<br />

Reichweite den Holoc<strong>aus</strong>t leugnender Materialien sicherlich erhöht – ihre faktische Breitenwirkung<br />

bleibt hinter solchen Erklärungen allerdings deutlich zurück.<br />

Auch Portale wie die „Encyclopaedia Germanica“ können eine Hilfe sein, „die mediale<br />

Geschichtshoheit offiziöser Organe zu durchbrechen“ – so sieht es eine Nutzerin auf<br />

„Altermedia“, die den im Februar 2007 in Österreich begründeten Informationspool begrüßt<br />

(„Lina“ 2009). 12 „Encyclopaedia Germanica“ (EG) sieht „Wikipedia“ zum Verwechseln<br />

ähnlich – setzt sich von diesem aber in aller Entschiedenheit ab: Letzteres habe sich als<br />

ein „deutschfeindliches Desinformationsorgan erwiesen [...], das vorwiegend Lügen <strong>und</strong><br />

Unwahrheiten gegen das Deutschtum“ verbreite. Alle „Deutschbewussten“ seien daher<br />

aufgerufen, an der „Encyclopaedia Germanica“ mitzuwirken. Das Portal steht abermals für<br />

den Versuch, rechtsextremistisches Gedankengut im seriösen Gewand zu präsentieren –<br />

bietet allerdings auch bizarre Inhalte wie die Definition Elsass-Lothringens: ein „Land in<br />

Südwestdeutschland, das [...] seit November 1944 unter französischer Fremdherrschaft“<br />

stehe. In anderen Artikeln sind die Tendenzen weniger offensichtlich. Hierzu trägt die Tatsache<br />

bei, dass manche Beiträge – gegen den Willen der EG-Betreiber – weitgehend vom<br />

verhassten Original „Wikipedia“ übernommen sind. Ähnliches gilt für das Portal „Metapedia“,<br />

das 2006 von Schweden <strong>aus</strong> ans Netz ging <strong>und</strong> im Mai 2007 einen deutschsprachigen<br />

Bereich startete. „Metapedia“ umfasst Bereiche in elf Sprachen, von denen der deutschsprachige<br />

zu den kleinsten gehört. Dem Selbstverständnis nach ist die Website ein „Nachschlagewerk<br />

für alltägliche Begriffe <strong>aus</strong> Kultur, Philosophie, Wissenschaft <strong>und</strong> Politik <strong>und</strong><br />

soll darüber hin<strong>aus</strong>, auch Themen ansprechen, welche im Heute absichtlich verklärt werden<br />

um das Morgen zu beeinflussen.“ (Fehler im Org.) Schwülstige Sprache <strong>und</strong> der Begriff der<br />

Metapolitik – mit <strong>dem</strong> das Ziel der Kulturellen Hegemonie durch gezieltes Einwirken auf<br />

gesellschaftliche Diskurse verb<strong>und</strong>en ist – erinnern an den Duktus <strong>und</strong> strategischen Ansatz<br />

der intellektuellen Neuen Rechten. Diese hatte die verbale Tarnung („politische Mimikry“),<br />

die Breitenwirkung erst möglich mache, teilweise bereits in den 1980er Jahren propagiert.<br />

Auf „Metapedia“ gelingt sie nur eingeschränkt. 13<br />

Anderen Gruppen <strong>und</strong> Projekten ist in dieser Hinsicht mehr zuzutrauen. Um eine<br />

Reichweite eigener Inhalte, die in die Mitte der Gesellschaft führt, geht es vor allem Organisationen<br />

am Rande der Bewegung, die deren Ziele nur teilweise <strong>und</strong> in abgeschwächter<br />

Form vertreten. Dies gilt beispielsweise für die Organisation „pro Köln“, die sich als „Bürgerbewegung“<br />

versteht <strong>und</strong> mit fünf Abgeordneten im Kölner Stadtrat vertreten ist (siehe<br />

3.). „Pro Köln“ <strong>und</strong> der Arbeitskreis „Jugend pro Köln“ agitieren vor allem mit Printmedien<br />

– darunter Flugblätter <strong>und</strong> die Schülerzeitung „Objektiv“ –, sie sind aber auch im Internet<br />

präsent. Zentrales Thema ist der Bau einer Moschee in Köln-Ehrenfeld, den „pro<br />

12 „Lina“: Kommentar zum Beitrag: Encyclopaedia Germanica statt Wikipedia? – Warum eigentlich nicht<br />

(09.05.07). In: http://de.altermedia.info/general/encyclopaedia-germanica-statt-wikipedia-warum-eigentlichnicht-090507_9506.html<br />

(zuletzt abgerufen am 25.08.2008)<br />

13 Die Startseiten unter den Adressen: http://www.encyclopaedia-germanica.org/de/index.php/Hauptseite,<br />

http://de.metapedia.org/wiki/Hauptseite (zuletzt abgerufen am 25.08.08)

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