Dokumentation Symposium 1999 - MIK NRW - Landesregierung ...
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[VMprofil]<br />
Schriftenreihe zur<br />
Verwaltungsmodernisierung<br />
Jahrgang 1/2000<br />
Ausgabe 1<br />
Schriftenreihe zur<br />
Verwaltungsmodernisierung<br />
Nachschau<br />
zum Forum<br />
„Veränderungen kommunizieren –<br />
Kommunikation verändern“<br />
Führungskräfte der Verwaltung und Vertreter aus Wirtschaft und Wissenschaft trafen<br />
sich am 16. und 17. Dezember <strong>1999</strong> in der Akademie Mont-Cenis in Herne. Im Mittelpunkt<br />
der Vorträge und Workshops stand die Kommunikation bei Veränderungsprozessen.<br />
Ziel war, konkrete Konzepte zur Unterstützung der Verwaltungsmodernisierung zu erarbeiten.<br />
VMprofil 1 [1 ]
zum Inhalt<br />
Seite 4-5<br />
Seite 6-9<br />
Seite<br />
10-13<br />
Seite<br />
14-17<br />
Seite<br />
18-21<br />
Seite<br />
22-25<br />
Seite<br />
26-29<br />
Vorwort des Innenministers<br />
Gerade in Phasen tiefgreifender Veränderungen brauchen Führungskräfte das Vertrauen ihrer<br />
Mitarbeiter. Kommunikation ist eine besonders wichtige Führungsaufgabe. Deshalb muss die<br />
Beschäftigung mit diesem Thema intensiviert werden. Die Schriftenreihe VMprofil wird<br />
künftig in loser Folge Themen aus dem Bereich „Alltag der Veränderung“ veröffentlichen.<br />
<strong>Symposium</strong>: „Veränderungen kommunizieren“<br />
230 Führungskräfte der Verwaltung Nordrhein-Westfalen trafen beim <strong>Symposium</strong> in<br />
Mont-Cenis Vertreter von Weltkonzernen und Unternehmensberater. Vorträge und<br />
Diskussionen sollten Erfahrungen, die Deutsche Bank, Deutsche Telekom und Deutsche<br />
Bahn mit Veränderungsprozessen gesammelt haben, für den Modernisierungsprozess<br />
der Verwaltung nutzbar machen.<br />
Die Referenten<br />
Dr. Heinz Klinkhammer, Vorstand Personal und Recht,<br />
Deutsche Telekom AG, Bonn<br />
„Eine neue Identität schaffen – den Kulturwandel kommunizieren“<br />
Manuel Seibel, Leiter Interne Medien,<br />
Deutsche Bank AG, Frankfurt a.M.<br />
„Fusionieren und Integrieren – Werben um die Mitarbeiter“<br />
Dr. Jürgen Kluge,<br />
Deutschlandchef McKinsey & Company, Düsseldorf<br />
„Innovationsmanagement – Wissen und Wandel“<br />
Burkhard Tewinkel, Leiter interne Kommunikation,<br />
Deutsche Bahn AG, Berlin<br />
„Signale setzen – das Neue verständlich machen“<br />
Prof. Dr. Lothar Rolke, Lehrstuhl für Betriebswirtschaft und<br />
Unternehmenskommunikation, Fachhochschule Mainz<br />
„Verändern durch Kommunikation – Mobilisieren und Führen“<br />
VMprofil 1 [2 ]
Seite<br />
30-31<br />
Seite<br />
32-33<br />
Seite<br />
34-47<br />
Der Kommunikationsmarkt<br />
Der Kommunikationsmarkt bildete während des Forums einen Mittelund<br />
zugleich beliebten Treffpunkt. Innenministerium und beteiligte<br />
Unternehmen – Deutsche Bahn, Deutsche Telekom und Deutsche<br />
Bank – präsentierten dort ihre verschiedenen Medien<br />
zur Mitarbeiterinformation. Dazu gehörten<br />
Zeitungen, Broschüren, Newsletter<br />
und Zeitschriften ebenso wie Inter-<br />
und Intranet, Plakate und CD-ROMs.<br />
„Von der Vision zur Wirklichkeit“<br />
Am zweiten Tag des Führungskräfteforums hieß das Motto „Von der Vision zur Wirklichkeit“.<br />
In sieben Workshops zu vier Themen versuchten die Teilnehmenden Erkenntnisse aus<br />
den Vorträgen für ihre eigenen Arbeitsbereiche umzusetzen. Mit unterschiedlichen<br />
Schwerpunkten erarbeiteten sie unter fachlicher Anleitung Kommunikationsansätze<br />
und konkrete Handlungskonzepte.<br />
Die Themen der Workshops<br />
Workshops 1&2 – „Strategische Ziele – Kommunikationskampagnen entwickeln“<br />
Leitung: Roland Ellmann, Bayer AG, Leverkusen<br />
Torsten Oltmanns, McKinsey & Company, Düsseldorf<br />
Workshops 3&4 – „Integration von Behörden – eine gemeinsame Kultur aufbauen“<br />
Leitung: Michael Rechenbach, KohtesKlewes, Bonn<br />
Burkhard Tewinkel, Deutsche Bahn AG, Berlin<br />
Workshops 5&6 – „Kommunikation vernetzen – Aktivieren im Veränderungsprozess“<br />
Leitung: Dr. Bernd G.E. Merkel, Deutsche Telekom AG, Bonn<br />
Dr. Erich Schäfer, Deutsche Bank AG, Frankfurt a. M.<br />
Workshop 7 – „Mitarbeitermedien – den interaktiven Informationsfluss gestalten“<br />
Leitung: Arne Girgensohn, TrimediaReporter, Düsseldorf<br />
Impressum<br />
Herausgeber: Innenministerium <strong>NRW</strong>, Haroldstraße 5, 40213 Düsseldorf • Fon: 0211/871-2247, Fax: -3049,<br />
eMail: moderne-verwaltung@im.nrw.de, Internet: www.moderne-verwaltung.nrw.de<br />
Redaktion: Iris Pauli , Susanne Riese, Dietmar Zeleny • Layout: mediaDesign.Vollmer, Dortmund<br />
Fotos: Jochen Tack, Andreas Vollmer, Dietmar Zeleny • Gesamtherstellung: Druckerei JVA Geldern, Geldern<br />
Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Nachdrucks und der Speicherung in elektronischen Medien, vorbehalten.<br />
VMprofil 1 [3 ]
Dr. Fritz Behrens, Innenminister des Landes Nordrhein-Westfalen<br />
„Veränderungen kommunizieren –<br />
Kommunikation verändern“<br />
Mit der VMprofil halten Sie die erste Ausgabe<br />
einer neuen Broschürenreihe in Händen.<br />
Dieses Heft berichtet über das Führungskräfteforum<br />
in der Akademie Mont-Cenis in<br />
Herne, an dem am 16. und 17. Dezember<br />
<strong>1999</strong> etwa 230 Personen teilgenommen<br />
hatten. Zwei Tage lang ging<br />
es darum, praktische Erfahrungen<br />
mit Umstrukturierungsprozessenauszutauschen<br />
und in Workshops<br />
in konkrete Planungen für<br />
anstehende Reformmaß-<br />
W ir brauchen Kommunikationskonzepte,<br />
die uns den Weg zu<br />
einer Dienstleistungskultur ebnen.<br />
Wandel funktioniert nur im Dialog<br />
mit den Beschäftigten.<br />
nahmen in der Landesverwaltung einzutreten.<br />
Nun haben wir in den zurückliegenden Monaten<br />
in Nordrhein-Westfalen bereits einiges<br />
auf den Weg gebracht. Das Erste Gesetz zur<br />
Modernisierung von Regierung und Verwaltung<br />
ist verabschiedet, der Entwurf des<br />
Zweiten Modernisierungsgesetzes wird im<br />
Landtag beraten. Auch das öffentliche Dienstrecht<br />
ist entscheidend flexibilisiert.<br />
Jetzt rückt die Binnenmodernisierung unserer<br />
Behörden stärker denn je in den Mittelpunkt.<br />
Innenminister Behrens: „Der größte Engpassfaktor in diesem Veränderungsprozess<br />
ist nicht das notwendige Wissen, sondern der Mangel in der Kommunikation.“<br />
VMprofil 1 [4 ]<br />
Die flächendeckende Einführung Neuer<br />
Steuerungsmodelle, d. h. das Führen über<br />
Ziele, die Zusammenführung von Aufgabenund<br />
Ausgabenverantwortung, strategisches<br />
Controlling und Kosten- und Leistungsrechnung<br />
gerät mehr und mehr in den Blick-<br />
punkt des Interesses.<br />
Diese umfassenden Veränderungen<br />
werden Auswirkungen<br />
auf die Arbeit nahezu aller Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter<br />
der Landesverwaltung haben.<br />
Deshalb ist das Informationsund<br />
Kommunikationsbedürfnis über die Ziele,<br />
die Wege und die Methoden der Verwaltungsmodernisierung<br />
verständlicherweise hoch.<br />
Anstehende Umbrüche machen viele Kolleginnen<br />
und Kollegen unruhig. Für diese Unruhe,<br />
ja vielleicht sogar für Ängste Betroffener,<br />
habe ich Verständnis, denn auch ich kann<br />
den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nicht<br />
mit letzter Sicherheit sagen, auf welche Veränderungen<br />
sie sich im Einzelnen werden<br />
einstellen müssen. Gerade in einer solchen<br />
Situation, in der noch längst nicht alle Strukturen<br />
fest stehen und alles „beschlossen und<br />
verkündet“ ist, müssen wir im Dialog bleiben,<br />
müssen kommunizieren, selbst wenn nicht in<br />
jedem Fall über konkrete Ergebnisse berichtet<br />
und auf jede Frage eine Antwort gegeben<br />
werden kann.<br />
Seit dem Frühjahr vergangenen Jahres haben<br />
wir uns in vielfältiger Weise bemüht, Informationsdefizite<br />
bei den Führungskräften und<br />
bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />
möglichst nicht mehr entstehen zu lassen bzw.<br />
sie so schnell wie möglich abzubauen. Die<br />
VMimpulse entwickelt sich immer mehr<br />
zu einer echten Mitarbeiterzeitung für die<br />
Landesverwaltung.
Der Innenminister nutzte wie viele<br />
Teilnehmer des Forums die Gelegenheit,<br />
sich auf dem Kommunikationsmarkt über<br />
die verschiedenen Medien zu informieren.<br />
Es bestehen vielfältige Kontaktmöglichkeiten<br />
über Telefon, Telefax oder eMail. Wir erstellen<br />
Broschüren, machen Workshops und stellen<br />
ein umfangreiches Online-Angebot im<br />
Internet und im Intranet der Landesverwaltung<br />
zur Verfügung, das neben grundlegenden<br />
Informationen zur Verwaltungsstruktur<br />
vor allem tagesaktuell Informationen<br />
zur Verwaltungsmodernisierung bereithält. Im<br />
Intranet finden Sie selbstverständlich Detailinformationen<br />
zum Führungskräfteforum, die<br />
über den Inhalt der vorliegenden Ausgabe der<br />
VMprofil hinausgehen.<br />
In einer Phase solch tief greifender Veränderungen<br />
brauchen gerade Führungskräfte das<br />
Vertrauen ihrer Mitarbeiter.<br />
Wie vermitteln sie den<br />
Beschäftigten die Reformschritte,<br />
was können sie<br />
ihnen sagen, das später noch<br />
Bestand hat? Strategien und<br />
Konzepte sind gefragt.<br />
Wir nutzen deshalb die Möglichkeit,<br />
von den Erfahrun-<br />
D ie Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter haben gerade in<br />
Umbruchzeiten ein Recht auf<br />
offene Information. Wir müssen<br />
uns kritischen Fragen stellen,<br />
auch wenn wir nicht immer abschließende<br />
Antworten haben.<br />
gen zu profitieren, die große Unternehmen<br />
bereits mit Umstrukturierungsprozessen gemacht<br />
haben. Der Erfahrungsaustausch am<br />
16. und 17. Dezember <strong>1999</strong> mit Vertretern der<br />
Deutschen Telekom, der Deutschen Bahn und<br />
der Deutschen Bank sowie mit Beratungsunternehmen<br />
und Wissenschaftlern hat mir<br />
persönlich drei Dinge klar vor Augen geführt:<br />
• Der Veränderungsdruck und die Veränderungsgeschwindigkeit<br />
in der Privatwirtschaft<br />
ist um ein Vielfaches höher als in der öffentlichen<br />
Verwaltung.<br />
• Wir können und wollen uns diesen Entwicklungen<br />
aber nicht entziehen.<br />
• Die Kommunikation von Veränderung ist in<br />
diesem Kontext eine besonders wichtige<br />
Führungsaufgabe, der sich alle Verantwortungsträger<br />
bewusst werden müssen.<br />
Wir werden den eingeschlagenen Weg weitergehen<br />
und das Thema „Kommunikation von<br />
Veränderungen“ ausbauen und intensivieren.<br />
Mit VMprofil wollen wir uns gezielt an alle<br />
Führungskräfte wenden, die Verantwortung<br />
insbesondere in den Bereichen Organisation,<br />
Personal und Verwaltungsmodernisierung<br />
tragen. Bestimmt findet sich auch für<br />
die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in<br />
den Behörden oder unsere<br />
„Kunden“ Interessantes und<br />
Wissenswertes im Angebot.<br />
In loser Folge sollen in weiteren<br />
Ausgaben praxisorientierte<br />
Beiträge veröffentlicht werden.<br />
Es soll weniger Theorie und<br />
mehr „Alltag der Veränderung“<br />
im Mittelpunkt stehen, wir<br />
möchten Anregungen geben, Hilfe anbieten,<br />
Kontakte knüpfen.<br />
Wir möchten „Veränderungen kommunizieren“<br />
und gleichzeitig die im Rahmen der<br />
umfassenden Reform von Regierung und<br />
Verwaltung notwendige Kommunikation<br />
verändern.<br />
Ihr<br />
Dr. Fritz Behrens<br />
VMprofil 1 [5 ]
Führungskräfte der Verwaltung lernten von Praktikern der freien Wirtschaft<br />
Der Schlüssel zum<br />
Erfolg liegt bei den Mitarbeitern<br />
Spannend, anregend und aufschlussreich verlief die Begegnung von 230 Führungskräften<br />
der Landesverwaltung Nordrhein-Westfalen mit Praktikern der Wirtschaft in der Fortbildungsakademie<br />
Mont-Cenis in Herne. Kommunikation war Mittel und Thema gleichzeitig,<br />
als die Spitzen der Verwaltung am 16. und 17. Dezember <strong>1999</strong> mit Vertretern der<br />
Deutschen Bank AG, der Deutschen Telekom AG, der Deutschen Bahn AG und Unternehmensberatern<br />
zusammenkamen. Die Erfahrungen von Weltkonzernen mit Veränderungsprozessen<br />
sollten für die Modernisierung der Verwaltung nutzbar gemacht werden. Unter dem<br />
Titel „Veränderungen kommunizieren – Kommunikation verändern“ stellte das Führungskräfteforum<br />
so ein Kernthema der Modernisierung in den Mittelpunkt, wie Innenminister<br />
Dr. Fritz Behrens betonte: „Kommunikation ist der Engpassfaktor von Reformbemühungen,<br />
und das nicht nur bei der Verwaltung.“ Behrens appellierte an die Bereitschaft der Mitarbeiter,<br />
den Reformprozess zielgerichtet zu unterstützen.<br />
Die Ankündigung von Veränderungen weckt Ängste und Skepsis, so lautet<br />
eine Erfahrung der Forumsteilnehmer. Vor allem in der Anfangsphase der<br />
Reform fühlten sich viele Betroffene nicht ausreichend informiert. Minister<br />
Behrens räumte hier unumwunden Versäumnisse ein. Bedingt durch die<br />
prozesshafte Entwicklung der Verwaltungsmodernisierung stünden die<br />
Ergebnisse nicht von vornherein fest. Schweigen erzeuge jedoch weitere<br />
Verunsicherung und heize die Gerüchteküche an. „Wenn Führungskräfte auf<br />
Dauer erfolgreich sein wollen, brauchen wir Strategien und Konzepte.“<br />
Der „Kommunikationsmarkt“ zeigte, welche Schritte die <strong>Landesregierung</strong><br />
seit dem Frühjahr vergangenen Jahres unternommen hat, um alle Betroffenen<br />
schnell und umfassend zu informieren: Internetangebot, VMimpulse, Broschüre<br />
und Newsletter geben detailliert und regelmäßig über die Verwaltungsmodernisierung<br />
Auskunft. Ein „Blick über den Tellerrand“ zu Unternehmen der freien<br />
Wirtschaft sollte darüber hinaus Ideen für ein auf die Situation der <strong>Landesregierung</strong><br />
zugeschnittenes Kommunikationskonzept liefern. Neben den verschiedenen<br />
Schriften, Info-Tafeln und den Websites des Innenministeriums<br />
präsentierten Deutsche Bahn, Telekom und Deutsche<br />
Bank Ausschnitte aus ihren Kommunikationsangeboten:<br />
Mitarbeiterzeitungen, zum Teil regional oder nach Konzernbereichen<br />
divisionalisiert, Zeitschriften speziell für Führungskräfte,<br />
Inter- und Intranet, Plakate, Broschüren, CD-ROMs<br />
wetteiferten um die Aufmerksamkeit der Besucher.<br />
Im Bürgersaal boten neben den Konzern-Vertretern ein<br />
Unternehmensberater von McKinsey & Company sowie ein<br />
Kommunikationswissenschaftler der Fachhochschule Mainz<br />
Anregungen. Insgesamt stellten fünf Redner ihre Konzepte vor.<br />
Doch auch die geringsten Ermüdungserscheinungen wurden auf<br />
dem Weg vom Vortragssaal zum „Markt der Möglichkeiten“, zu<br />
Kaffeebuffet oder Kantine weggefegt. Denn obwohl die Bau-<br />
Im voll besetzten Bürgersaal der Akademie Mont-Cenis erhielten 230 Teilnehmer<br />
umfassende Informationen zur Kommunikation in Veränderungsprozessen.<br />
VMprofil 1 [6 ]
Lebhafte Diskussionen am Informationsstand<br />
der <strong>Landesregierung</strong>. Zahlreiche Teilnehmer<br />
besuchten den Kommunikationsmarkt.<br />
herren von Mont-Cenis unter der riesigen Glasglocke<br />
ein mit Nizza vergleichbares Klima angekündigt hatten,<br />
schlug den Gästen dort Eiseskälte entgegen. Daran<br />
konnten auch warmes Holzambiente und Palmen<br />
nichts ändern. Die meisten nahmen es locker, so wie der<br />
Minister: „Auch in Nizza trägt man zu dieser Jahreszeit wohl einen Mantel.“<br />
Ob nun im Mantel oder im Jackett – die geladenen Experten zauberten eine<br />
Menge Anregungen, Rezepte und Ratschläge für erfolgreiche Kommunikation<br />
und Veränderung aus dem Ärmel. Den Anfang machte Dr. Heinz Klinkhammer,<br />
Vorstand Personal und Recht der Deutschen Telekom AG, mit dem Thema:<br />
„Eine neue Identität schaffen – den Kulturwandel kommunizieren“. Nach nicht<br />
einmal zehn Jahren liegen bereits Welten zwischen der alten Behörde Post und<br />
dem freien Unternehmen Telekom: Personalabbau, neue Gehaltsstruktur, Anreizsysteme,<br />
Teilnahme am Wettbewerb – all diese Änderungen mussten durch<br />
geeignete Kommunikationsmittel an den Mann und die Frau gebracht werden.<br />
Wie das funktioniert, konnten sich die Verwaltungsangestellten auf dem „Kommunikationsmarkt“<br />
ansehen. Die Telekom hatte neben umfangreichen Präsentationen<br />
ihrer Mitarbeiterzeitungen und Broschüren dort sogar einen Zugang<br />
zum Intranet des Unternehmens eingerichtet. Ein Umbruchprozess wie der der<br />
Telekom sei nur durch klare, verständliche Ziele zu verwirklichen, machte<br />
Klinkhammer deutlich. Dazu gehören auch eine eindeutige Personalvision und<br />
-strategie, denn „kompetente, engagierte und unternehmerisch handelnde<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind der wichtigste Erfolgsfaktor“.<br />
Manuel Seibel, Leiter Interne Medien bei der Deutsche Bank AG, Frankfurt<br />
a.M., ging in seinem Vortrag zu „Fusionieren und Integrieren – Werben um die<br />
Mitarbeiter“ auf Veränderungsprozesse ein, die durch Zusammenschlüsse zu<br />
Stande kommen, wie im Falle der Deutschen Bank durch die Übernahme von<br />
Bankers Trust. Auch wenn in der öffentlichen Verwaltung Fusionen keine Rolle<br />
spielen, sind doch viele Anforderungen und Lösungsansätze übertragbar. Das<br />
beginnt beim Stellenwert der Kommunikation, die ein Grundelement und nicht<br />
Luxus sei, wie Seibel betonte. Um ihre insgesamt 95.000 Mitarbeiter über<br />
den Wandel zu informieren und die Veränderung spürbar zu machen, setzte<br />
die größte Bank der Welt unterschiedliche Mittel ein. So bekam jeder ein<br />
Willkommens-Paket mit einer Info-Broschüre, der Integrationszeitung, einem<br />
Präsent und einer Grußkarte des Vorstandssprechers Rolf-E. Breuer. Letztere<br />
wertete Seibel besonders hoch: „Veränderungsprozesse sind Chefsache“, das<br />
müsse deutlich werden. Um ein Wir-Gefühl zu erzeugen, müsse der Vorstand<br />
eine aktive Rolle spielen. Deshalb fand Seibel anerkennende Worte für Minister<br />
Behrens, der mit seiner Anwesenheit bei dem <strong>Symposium</strong> dessen Wichtigkeit<br />
unterstreiche.<br />
Zu den internen Kommunikationsmaßnahmen der Deutschen Bank gehören<br />
weiterhin verschiedene Veranstaltungen, Events, die „Aktion Fotoalbum“, bei<br />
der digitale Bilder von mehr als der Hälfte aller Mitarbeiter mosaikartig auf<br />
sieben überdimensionalen Leinwänden ständig neu zusammengesetzt werden,<br />
sowie die sogenannte „Breuer-Line“. »»<br />
VMprofil 1 [7 ]<br />
Dr. Heinz Klinkhammer,<br />
Deutsche Telekom AG:<br />
„Kompetente, engagierte<br />
und unternehmerisch handelnde<br />
Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter sind der<br />
wichtigste Erfolgsfaktor.“
Dr. Fritz Behrens: „Wenn<br />
wir als Führungskräfte<br />
dauerhaft erfolgreich sein<br />
wollen, reicht Improvisationstalent<br />
nicht aus.<br />
Statt individueller Lösungen<br />
brauchen wir Strategien und<br />
Konzepte.“<br />
In den Pausen – ob am Kaffeebuffet im Lichthof oder im<br />
Bürgersaal – nutzten die Teilnehmer und Teilnehmerinnen<br />
die Gelegenheit zu Gesprächen und Diskussionen.<br />
»» Dieser „direkte Draht“ zum Vorstandssprecher weckte<br />
im Auditorium besonderes Interesse. Abschließend wies<br />
Manuel Seibel auf den Punkt Kontinuität hin: Die genannten<br />
Maßnahmen dürften nicht eingestellt werden, wenn die<br />
Veränderung eingetreten ist. „Es muss weitergehen.“<br />
Ausgestattet mit reichlich Lesestoff vom „Kommunikationsmarkt“<br />
fanden sich die Forums-Teilnehmer nach der<br />
Mittagspause im Bürgersaal ein, um Dr. Jürgen Kluges Ausführungen<br />
zum „Innovationsmanagement – Wissen und<br />
Wandel“ zu folgen. Der Deutschlandchef von McKinsey &<br />
Company kam schnell zur Sache: „Gute Leute sind der<br />
Schlüssel zu höheren Verbesserungsraten.“ Mit leichter Ironie<br />
schilderte er das Anspruchsniveau moderner Unternehmen:<br />
Mit der Hälfte des Personals in der Hälfte der Zeit mindestens<br />
doppelte Qualität erreichen. Nach einem gigantischen<br />
Rekonstruktionsprozess der Wirtschaft in den letzten<br />
zehn Jahren sei nun die Verwaltung an der Reihe. Auch dort<br />
müssten Talente besser ausgeschöpft, eine Elite gefördert<br />
werden, meinte Dr. Kluge. Er forderte eine flache Hierarchie,<br />
Flexibilität und schnelle, gravierende Veränderungen.<br />
Sein Motto: „Wer tief einschneidet, kommt hoch hinaus.“<br />
Welche Rolle Schnelligkeit und Service spielen, machte der McKinsey-<br />
Deutschlandchef am Beispiel Filmentwicklung deutlich. Die Express-<br />
Entwicklung innerhalb einer Stunde im Gegensatz zu traditionell fünf<br />
Tagen brachte enorme Steigerungsraten. Und genauso müsse der Bürger bei<br />
der Verwaltung bedient werden: „Einmal hingehen, fertig!“ Dabei soll die<br />
„McDonald’s-Maxime“ gelten, so Kluge: Niemand soll mehr als fünf Minuten<br />
warten. Das setze allerdings voraus, dass nicht tausend Sonderfälle bearbeitet<br />
werden – „das wäre das Gourmet-Restaurant“. Für den „Schnellimbiss“<br />
müssten die Abläufe vereinfacht werden; ein Prinzip, das vielen Zuhörern ein<br />
zustimmendes Nicken entlockte.<br />
Auch Burkhard Tewinkel, Leiter Interne Kommunikation bei der Deutschen<br />
Bahn AG in Berlin, hielt zum Thema „Signale setzen – das Neue verständlich<br />
machen“ wertvolle Anregungen bereit. Als Vertreter einer ehemaligen Behörde<br />
stellte er den Veränderungsprozess der Bahn ausführlich dar und kam zu dem<br />
Schluss, dass die Kommunikation dort nach gleichem Muster abläuft wie in anderen<br />
Unternehmen. Nicht allein die richtige Positionierung der eingesetzten<br />
Medien spiele eine Rolle, sondern auch das Zusammenspiel von interner Kommunikation,<br />
Weiterbildung und Personalpolitik. Nur etwa fünf Prozent der Mitarbeiter<br />
und Mitarbeiterinnen zählten zu den Promotoren von Veränderungen.<br />
Der weitaus größte Teil bestehe aus Widerständlern (15 Prozent), Bremsern<br />
(40 Prozent) und Skeptikern (40 Prozent). Diese Schar von Veränderungs-<br />
VMprofil 1 [8 ]
Gegnern gelte es, durch eine klare Strategie und vor allem durch Erfolge zu<br />
überzeugen. Dabei richtete Tewinkel noch einen wichtigen Tipp an die Adresse<br />
der <strong>Landesregierung</strong>: Vor allem am Anfang müsste sauber gearbeitet werden:<br />
„Die Ziele müssen ganz klar sein.“<br />
„Willkommen im Club“, begrüßte am Nachmittag Prof. Dr. Lothar Rolke die<br />
Teilnehmer. Noch nie sei die Verunsicherung in den Unternehmen derart<br />
groß gewesen wie in den 90er-Jahren. Jetzt treffe sie auch die Verwaltung.<br />
Rolke beendete den Vortragsmarathon mit einer wissenschaftlichen Einschätzung<br />
des Themas „Verändern durch Kommunikation – Mobilisieren und<br />
Führen“. Feedback, persönliche Kontakte und klare Ziele wertete er als wichtige<br />
Begleiter für Veränderungen. „Nehmen Sie sich Zeit für Kleinigkeiten“,<br />
mahnte er die Führungskräfte der Verwaltung, die durch die eindringlich vorgetragenen<br />
Statements, Warnungen und Ratschläge des Lehrstuhlinhabers für<br />
Betriebswirtschaft und Unternehmenskommunikation an der Fachhochschule<br />
Mainz auch diesem fünften Vortrag aufmerksam folgten.<br />
„Kommunikation ist kein Selbstzweck“, lautet ein Grundsatz des<br />
Fachmanns, Information dürfe nicht dem Zufall überlassen sein. Sätze<br />
wie „Vertrauen Sie nicht darauf, dass Ihre Mitarbeiter dumm sind“, erheiterten<br />
die Zuhörerschaft, regten aber gleichzeitig zum Nachdenken<br />
an. Einprägsam auch Rolkes „Rätsel“. „NIMEWI SODARI“ beispielsweise,<br />
eine Abkürzung für: Wir müssen „NICHT MEHR WISSEN,<br />
SONDERN DAS RICHTIGE“.<br />
Alle Beteiligten sollen sich als Gewinner fühlen, hieß es. Daneben<br />
brauche es klare Ziele, eine klare Führung und schließlich klare<br />
Kommunikation. Für diese stellte der Theoretiker Regeln auf: einfache<br />
Sprache sowie Bilder und Beispiele benutzen, ein Feedback einholen, an<br />
den Ergebnissen orientieren, die Ziele vorleben und vor allem Erfolge<br />
immer wieder sichtbar machen. Vielfach tauchten Hinweise der Praktiker<br />
aus den Unternehmen in Rolkes Theorien wieder auf. So auch bei<br />
der Feststellung, dass der Widerstand gegenüber dem Wandel nie ganz<br />
verschwinde. Trotzdem müsse Veränderung ein Teil der Unternehmenskultur<br />
werden; das bedeute auch, Kommunikation als Erfolgsfaktor ernst zu nehmen.<br />
Wie Prof. Rolkes „NIMEWI SODARI“ boten alle Vorträge spannende und<br />
hilfreiche Ansätze. „Sie sollten uns nicht sagen, wie man es machen soll,<br />
sondern Anstoß für Überlegungen geben und das Umfeld zeigen, in dem<br />
Veränderungen stattfinden“, erklärte Minister Behrens zum Abschluss des<br />
<strong>Symposium</strong>s. In den Workshops am nächsten Tag sollten die Anregungen von<br />
Außen in konkrete Konzepte für den eigenen Arbeitsbereich umgesetzt werden.<br />
„Verwaltung ist kein Selbstzweck, sondern sie muss Aufgaben für den Bürger<br />
erfüllen. Dazu muss sie mit ihm Schritt halten, mit den Veränderungen in der<br />
Gesellschaft“, betonte der Minister und griff seine einleitenden Worte wieder<br />
auf: Es gelte, den Engpassfaktor des Modernisierungsprozesses in den Griff zu<br />
bekommen. Der bestehe nicht in mangelndem Wissen oder fehlender Bereitschaft,<br />
sondern in mangelnder Kommunikation.<br />
VMprofil 1 [9 ]<br />
Prof. Dr. Lothar Rolkes<br />
Abkürzung „NIMEWI<br />
SODARI“ regte die Zuhörer<br />
zum Nachdenken an:<br />
„Wir müssen NICHT MEHR<br />
WISSEN, SONDERN DAS<br />
RICHTIGE.“<br />
Bernhard Messer, Journalist beim<br />
WDR und Kommunikationsberater,<br />
moderierte die Veranstaltung.
D r. Heinz Klinkhammer: „In<br />
zehn Jahren musste sich<br />
enorm viel verändern. Einen<br />
solchen Umbruchprozess wird<br />
man nur leisten können, wenn<br />
man klare, verständliche und<br />
einfache Unternehmensziele<br />
hat.“<br />
Dr. Heinz Klinkhammer, Vorstand Personal und Recht, Deutsche Telekom AG, Bonn<br />
„Eine neue Identität schaffen –<br />
den Kulturwandel kommunizieren“<br />
Vor zehn Jahren war die Deutsche Telekom noch eine Behörde. Mit der Postreform I wurde<br />
die Deutsche Telekom am 1.1.1990 Sondervermögen des Bundes. Hatten wir als Deutsche<br />
Bundespost noch staatliche und soziale Gesichtspunkte im Fokus unserer personalpolitischen<br />
Wahrnehmung, so ging es in der Zeitachse 1990 bis 1995 darum, sich auf den Wettbewerb<br />
auszurichten. 1995 wurde die Deutsche Telekom eine privatrechtsverfasste AG und am<br />
18. November 1996 fand dann der erste Börsengang statt. Seit dem 1. Januar 1998 stellt<br />
sich die Telekom als Unternehmen dem vollen Wettbewerb.<br />
Anhand dieses Zeitstrahls sehen Sie bereits, dass sich in den zehn Jahren<br />
enorm viel verändern musste. Wenn man von Veränderungen redet, so muss<br />
man sich deutlich machen, dass die Deutsche Telekom allein im Jahre 1995 eine<br />
Last zu tragen hatte, die jedes normale Unternehmen erdrückt hätte: 125 Milliarden<br />
D-Mark Schulden und Verbindlichkeiten. Neben den finanziellen<br />
Lasten sind wir im Jahre 1995 auch mit einem Personalkörper von 230.000<br />
Beschäftigten gestartet. Zusammen mit den Sozialpartnern haben wir damals<br />
darum gerungen, unser Personal sozialverträglich auf 170.000 bis zum Ende<br />
des Jahres 2000 zu reduzieren. Dieses Ziel werden wir vorzeitig erreichen.<br />
Schließlich fanden wir 1995 Gehalts- und Entgeltstrukturen, vor die, angelehnt<br />
am öffentlichen Dienst, nach Lebensalter, Dienstjahren und Familienstand<br />
definiert sind. Deshalb mussten und müssen wir<br />
zu völlig neuen Bezahlungssystemen kommen, die<br />
Arbeit messbar machen und das Messbare bewerten.<br />
Soweit in kurzen Sätzen die Ausgangslage der<br />
Deutschen Telekom. Unser Ziel ist es, ein europäischer<br />
Mobilfunkanbieter zu werden. Das traditionelle<br />
Geschäft – und wir machen immer noch mehr<br />
als zwei Drittel unseres Umsatzes mit klassischer<br />
Telefonie – wird künftig nicht mehr der dominante<br />
Schwerpunkt sein.<br />
Das verlangt von unseren Beschäftigten ein<br />
Höchstmaß an Flexibilität. Deshalb wird es um die<br />
entscheidende Frage gehen: Wie bekommen wir die<br />
Beschäftigten auf eine Schiene gesetzt, die sie an<br />
einem anderen Arbeitsplatz, in einer anderen Qualifikation<br />
mit freudigem Gesicht und aufgekrempelten<br />
Ärmeln ankommen lässt, während sie gleichzeitig<br />
realisieren, dass sich der Personalkörper nicht<br />
nur in seiner Qualität verändert, sondern dass er auch<br />
dramatisch kleiner wird.<br />
Einen solchen personellen Umbruchprozess wird<br />
man nur leisten können, wenn man klare, verständliche<br />
und einfache Unternehmensziele hat! Lassen<br />
Sie mich das Ziel „Förderung, Unterstützung der<br />
Mitarbeiter zum Nutzen des Unternehmens“ exemplarisch<br />
herausgreifen.<br />
VMprofil 1 [10 ]
Klinkhammer: „Wir wollen für das Unternehmen hoch qualifiziertes und<br />
hoch motiviertes Personal zu marktorientierten Konditionen zeitnah<br />
und effizient zur Verfügung stellen, betreuen und weiterentwickeln.“<br />
Über einen Zeitraum von zwei Jahren haben wir eine Konzern-<br />
Personalstrategie zunächst top-down erarbeitet und dann bottom-up<br />
noch mal verifiziert. Top-down war der Sozialpartner nicht beteiligt,<br />
bottom-up ist er involviert worden. Das geht aber in dieser Form nur,<br />
wenn die Personalstrategie letztlich von allen getragen und prozesshaft<br />
erarbeitet wird.<br />
Auch unsere Vision, als strategischer Partner aller Konzerneinheiten<br />
einen wesentlichen Beitrag zur Konzernwertsteigerung zu leisten, lässt<br />
sich nur verwirklichen, wenn der Personalbereich von den Konzerneinheiten<br />
nicht nur als Dienstleister, sondern als strategischer Partner wahrgenommen<br />
wird. Wir haben erreicht, dass sich die Geschäftsstrategie der einzelnen Konzerngeschäftsbereiche<br />
der Telekom im Planungsprozess zugleich integrativ mit<br />
Personal befasst. Der Personalbereich will im Konzern Standards setzen und<br />
durch eine strategisch ausgerichtete Personalarbeit sowie durch Qualitätssicherung<br />
zu einer Wertsteigerung im Konzern beitragen. Das kommt auch in der<br />
zweiten Vision zum Ausdruck: Wir wollen für das Unternehmen hoch qualifiziertes<br />
und hoch motiviertes Personal zu marktorientierten Konditionen zeitnah<br />
und effizient zur Verfügung stellen, betreuen und weiterentwickeln.<br />
Wir müssen für einen überregionalen Ausgleich sorgen und Personal abbauen.<br />
Aber wir brauchen auch Einstellungskorridore, da wir über Weiterbildung<br />
nicht alle Qualifikationen im Unternehmen generieren können. Frisches<br />
Know-how wird in einem innovativen Unternehmen immer gebraucht. Deshalb<br />
übernehmen wir auch unsere Nachwuchskräfte und erhöhen die Azubi-Quote.<br />
Wir wollen und müssen in diesem Konzern, in dem jährlich Tausende von<br />
Arbeitsplätzen neu entstehen, aber derzeit noch mehr wegfallen, einen<br />
Personalausgleich systematisch herstellen, so dass der Bestand des Personals<br />
konsequent dem Bedarf folgt. Unser Ziel ist es, die Arbeit zu den Menschen<br />
zu bringen, wo immer das technisch möglich und ökonomisch vertretbar ist.<br />
Dazu ist ein hoher Qualifikationsaufwand zu betreiben. Menschen müssen<br />
überzeugt werden, dass sie sich verändern wollen und verändern sollen.<br />
Bei all unseren Instrumenten mussten wir uns auf zwei Beschäftigtengruppen<br />
– nämlich auf Arbeitnehmer und Beamte – einstellen und spezifische Regularien<br />
entwickeln. Der Beamte kann bei uns in eine so genannte „In-Sich-<br />
Beurlaubung“ gehen. Das heißt, er ist während seiner<br />
aktiven Tätigkeit Arbeitnehmer und kann auch so bezahlt<br />
werden. Die beamtenrechtlichen Rechte und<br />
Pflichten ruhen und leben mit der Pension wieder auf.<br />
Dafür zahlen wir entsprechend in die Unterstützungskasse<br />
ein. Nur so haben wir die Chance, Beamte marktkonform<br />
bezahlen zu können. Wir können Beamte auch<br />
zu Tochterunternehmen beurlauben und wir haben – wie<br />
Sie auch – eine spezielle Vorruhestandsregelung. »»<br />
Als ein wesentlicher Baustein wird derzeit bei der Deutschen Telekom ein<br />
gänzlich neues Entgeltsystem mit der Deutschen Postgewerkschaft aufbereitet.<br />
VMprofil 1 [11 ]
Klinkhammer: „Jeder Vorgesetzte<br />
führt einmal jährlich<br />
ein strukturiertes Gespräch mit<br />
seinen Mitarbeitern durch, das<br />
Orientierung geben soll und<br />
Basis für eine vertrauensvolle<br />
Zusammenarbeit ist. Das Gesprächsergebnis,<br />
das nicht in die<br />
Personalakte geht, bringen<br />
beide beim nächsten Mitarbeiter-<br />
Jahresgespräch wieder mit.“<br />
Klinkhammer: „Mit dem Führen über Ziele zentrieren wir die Mannschaft auf<br />
ein oder mehrere Ziele. Im so genannten ‚mitarbeiterorientierten Prozess‘ geht<br />
es darum, den Mitarbeiter in den Mittelpunkt unserer Überlegung zu stellen.“<br />
»» Schließlich können wir Leistungszulagen und Belohnungen<br />
zahlen.<br />
Zurzeit sind wir dabei, mit der Deutschen Postgewerkschaft<br />
ein gänzlich neues Entgeltsystem für den<br />
Tarifbereich aufzubereiten. Konkret stellen wir uns vor,<br />
im Arbeitnehmerbereich ein Festentgelt einzuführen, das<br />
marktorientiert und in großen Teilen mit einer analytischen Funktionsbewertung<br />
unterlegt ist. Dazu wird es notwendig sein, dieses „Festentgelt neu“ gemessen<br />
am „Festentgelt alt“ abzusenken. Wir werden daraus gemeinsam eine Variable<br />
erarbeiten, die es uns erlaubt, die Beschäftigten nach Zielerreichungsgrad<br />
leistungsgerecht zu bezahlen. Damit das Ganze auch für die Gewerkschaft<br />
interessant wird, wird es eine „Anschub-Finanzierung“ durch das Unternehmen<br />
geben, damit am Ende nicht die „Schlechten“ die „Guten“ bezahlen. Und wir<br />
müssen uns einig sein, dass die Lohnzuwächse der nächsten Jahre auf Festgeldanteil<br />
und Variable verteilt werden.<br />
Darüber hinaus haben wir ein ganz neues richtungsweisendes Arbeitszeitmodell<br />
entwickelt. Künftig werden wir ein Arbeitszeitkonto über 18 Monate<br />
führen, in dem es keine Zuschläge gibt und bei dem wir einmal in diesen 18 Monaten<br />
die Null-Linie durchfahren müssen. Es wird ein Ampelmodell geben, bei<br />
dem die Ampel auf Grün steht, solange die Überstunden nicht höher sind als die<br />
Wochenarbeitszeit. Die Ampel geht auf Rot, wenn das Dreifache erreicht ist.<br />
Dann ist entsprechende Handlungsinitiative des Arbeitgebers gefordert, um<br />
diese Überstunden zurückzuführen. Ziel ist keine Abgeltung von Überstunden,<br />
sondern Freizeitausgleich – wo immer das möglich ist. So haben wir auch die<br />
Möglichkeit, saisonal nachzusteuern.<br />
Inzwischen verfügen wir über eine systematische Personalentwicklung mit<br />
einer Reihe von Instrumenten, die die Menschen auch annehmen. So führen<br />
wir einmal jährlich eine Mitarbeitervollbefragung durch. Unsere Mitarbeiter<br />
geben dabei Auskunft, wie sie uns sehen, was sie für Verbesserungsvorschläge<br />
haben und wo sie Defizite erkennen. Die Ergebnisse dieser Befragung sind<br />
Fingerzeige, was wir tun müssen, um die Mitarbeiter auf unserem Weg zu einem<br />
modernen Telematik-Dienstleister mitzunehmen.<br />
Mit dem Führen über Ziele zentrieren wir die Mannschaft auf ein oder<br />
mehrere Ziele. Im so genannten „Mitarbeiterorientierten Prozess“ geht es<br />
darum, den Mitarbeiter in den Mittelpunkt unserer Überlegung zu stellen.<br />
Hierfür bedienen wir uns des „Mitarbeiter-Jahresgesprächs“. Jeder<br />
Vorgesetzte führt einmal jährlich ein strukturiertes Gespräch mit seinen<br />
Mitarbeitern durch, das Orientierung geben soll und die Basis für eine<br />
vertrauensvolle Zusammenarbeit ist. Das Gesprächsergebnis geht nicht<br />
in die Personalakte, sondern Vorgesetzte und Mitarbeiter bringen es ein<br />
Jahr später – beim nächsten Mitarbeiter-Jahresgespräch – wieder mit.<br />
Genauso wichtig sind die so genannten Personalrunden. Die Zielrichtung<br />
ist allerdings ein andere. Die Vorgesetzten tauschen sich im Gespräch<br />
konstruktiv und kritisch über die Potenziale ihrer Mitarbeiter aus.<br />
Ermittelte Potenziale müssen systematisch gefördert werden. Deshalb<br />
VMprofil 1 [12 ]
haben wir Förderkreise eingerichtet, um in die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
mit großem Potenzial zu investieren. Denn von diesen Mitarbeitern erwarten<br />
wir, dass sie in den nächsten fünf Jahren obere oder zumindest mittlere<br />
Führungspositionen erreichen.<br />
Ausgehend von der Vision, die Deutsche Telekom zum kundenfreundlichsten,<br />
sympathischsten sowie erfolgreichsten Unternehmen dieser Branche zu machen<br />
und in der Informationsgesellschaft weltweit immer wieder neue Maßstäbe zu<br />
setzen, haben wir eine Reihe von Unternehmensgrundsätzen und -zielen entwickelt.<br />
Darüber hinaus existieren Handlungs- und Führungsgrundsätze sowie<br />
auch eine Handreichung, die die Eckpunkte für eine neue Verhaltenskultur<br />
beschreibt. Selbstverständlich ist es wichtig, dass die Grundsätze auch von der<br />
Spitze vorgelebt werden.<br />
Um unseren Mitarbeitern tagesaktuell die Möglichkeit zu geben, alles Wissenswerte<br />
zur Telekom sofort abzugreifen, haben wir ein Intranet eingerichtet.<br />
Der Personalbereich selbst tritt auf einem eigenen Server auf. Sobald es eine<br />
wichtige Botschaft gibt, stellen wir diese ein, um Führungskräfte schnell zu<br />
informieren – schneller, als dies die Gewerkschaftsschiene über die Betriebsräte<br />
vor Ort tut. Ganz wichtig ist das so genannte Cockpit für Führungskräfte,<br />
das alles beinhaltet, was eine Führungskraft über die Telekom wissen muss. Ich<br />
erwarte von einer Führungskraft der Telekom, dass sie mitdiskutieren kann,<br />
wenn abends am Stammtisch über Markt, Telekom, Kundenfreundlichkeit und<br />
Regulierung gesprochen wird. Im Übrigen müssen wir die unterschiedlichen<br />
Zielgruppen differenziert bedienen. Wir geben eine hoch anspruchsvolle Fachzeitschrift<br />
„Dialog“ heraus, die auch ins Intranet eingestellt und gleichzeitig<br />
Diskussionsforum und Dialog für die Mitarbeiter meines Personalbereichs ist.<br />
Darüber hinaus bedienen wir uns noch zwei weiterer Kommunikationswege:<br />
Vision-online wendet sich stark an die Führungskräfte,<br />
Monitor-online ist für die gesamte Belegschaft vorgesehen.<br />
Der Personal- und Sozialbericht der Telekom, jetzt im zweiten<br />
Jahr erschienen, ist für uns nach außen und nach innen<br />
Ausweis dafür, dass wir die Leistungsfähigkeit des Unternehmens<br />
und seiner Beschäftigten in den Mittelpunkt stellen.<br />
Sie dürfen Veränderungsprozesse und deren kommunikative<br />
Begleitung nicht machen lassen, sondern Sie müssen sie<br />
aktiv mitverantworten und mitgestalten. Dafür braucht man<br />
allerdings auch persönlich viel Zeit. Wenn Sie sich da nicht<br />
einbringen, dann wirken Sie am Ende unglaubwürdig.<br />
Der Weg der letzten drei Jahre war steinig, aber wir haben in unserem<br />
Unternehmen viel an Veränderungen geschaffen. Wir müssen an vielen Stellen<br />
als Vorstand, als Management, als Führungskräfte ein ganzes Stück vorausschauen,<br />
Sozialpartner einfangen und die Menschen mitnehmen. Das ist nicht<br />
einfach, aber ich denke, wir sind auf gutem Weg. Wir werden diesen Weg auch<br />
weiter beschreiten.<br />
Vielen Dank!<br />
VMprofil 1 [13 ]<br />
Klinkhammer: „Wir haben<br />
Förderkreise eingerichtet, um<br />
in die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
mit großem Potenzial zu<br />
investieren. Von ihnen erwarten<br />
wir, dass sie in den nächsten fünf<br />
Jahren obere oder zumindest<br />
mittlere Führungspositionen erreichen.“<br />
Klinkhammer: „Sie dürfen<br />
Veränderungsprozesse und deren<br />
kommunikative Begleitung nicht<br />
machen lassen, Sie müssen sie aktiv<br />
mitverantworten und mitgestalten.“
Manuel Seibel:<br />
„Wenn Sie einen<br />
Veränderungsprozess<br />
durchzuführen haben,<br />
dann ist das Grundelement<br />
die Kommunikation,<br />
ohne die Sie<br />
diesen Veränderungsprozess<br />
nicht erfolgreich<br />
starten und<br />
durchziehen können.“<br />
Manuel Seibel, Leiter Interne Medien, Deutsche Bank AG, Frankfurt a.M.<br />
„Fusionieren und Integrieren –<br />
Werben um die Mitarbeiter“<br />
Ich kann an das anschließen, was Herr Dr. Behrens eingangs sagte: Kommunikation muss<br />
im Management einen Stellenwert bekommen. Wenn Sie einen Veränderungsprozess durchzuführen<br />
haben, dann ist das Grundelement die Kommunikation, ohne die Sie diesen<br />
Veränderungsprozess nicht erfolgreich starten und durchziehen können.<br />
Das große Problem ist, dass häufig etwas angekündigt wird und das als Veränderungsprozess<br />
deklariert wird. So darf es aber nicht sein. Kommunikation darf nicht an die Stelle von<br />
Handeln treten. Das Handeln muss der Kommunikation grundsätzlich zu Grunde liegen,<br />
erst dann kann kommuniziert werden.<br />
Zunächst zu einigen grundsätzlichen Schwierigkeiten: Bei Veränderungsprozessen<br />
gibt es bestimmte Leute, die wissen etwas und andere Leute, die<br />
wissen nichts. Dann haben Sie bestimmte Leute, die wissen über ein bestimmtes<br />
Segment Bescheid, und andere Leute, die ein anderes Segment<br />
kennen. Sie haben dann Informationsinseln. Es ist Wissen vorhanden, das<br />
aber nicht ausgetauscht wird. Die Informationen, die nach oben getragen werden,<br />
werden immer dürftiger. Oben angekommen ist zuweilen alles positiv. Sie<br />
müssen in Veränderungsprozessen einen Mechanismus schaffen, mit dem<br />
diese Informationsfiltrierung gestoppt oder zumindest zum Teil aufgehoben<br />
wird. Andersherum besteht das Problem ebenso. Sie haben das, was wir Informationsosmose<br />
genannt haben. Kommt das, was der Innenminister sagt,<br />
eigentlich unten an? Wird überhaupt verstanden, was er sagt? Hängt es in<br />
irgendwelchen Abteilungsleiter-Ebenen und kommt gar nicht bei dem einzelnen<br />
Mitarbeiter an? Auch dafür müssen Sie, gerade wenn es um Veränderungsprozesse<br />
geht, ein diesem Phänomen entgegenwirkendes Instrumentarium<br />
schaffen.<br />
Was muss man berücksichtigen, wenn man das Konzept einer Veränderung<br />
hat, wenn man also – ich beziehe mich jetzt auf die Deutsche Bank –,<br />
Bankers Trust übernehmen möchte?<br />
Erstens: Wir müssen Kommunikation als ein zentrales Element<br />
des ganzen Prozesses sehen. Kommunikation muss strategischer<br />
Teil der Unternehmensplanung sein. Ich muss schon bei der Planung<br />
darüber nachdenken: Kann man das kommunizieren? Welche<br />
kommunikativen und personellen Schwierigkeiten gibt es? Kann der<br />
Veränderungsprozess angesichts der bestehenden Schwierigkeiten<br />
überhaupt ein Erfolg werden?<br />
Zweitens: Wir brauchen eine präzise Wortwahl. Das hat verschiedene<br />
Facetten. Es darf keine Verlierer geben. Zumindest wenn<br />
sich jemand als Verlierer fühlt, wird er sich an dem Prozess nicht beteiligen.<br />
Also ist es Ihre Aufgabe als Führungskraft, sicherzustellen,<br />
dass keiner sich als Verlierer fühlt. Am Beispiel Bankers Trust heißt<br />
Seibel: „Wir müssen Kommunikation als ein zentrales<br />
Element des ganzen Prozesses sehen. Kommunikation<br />
muss strategischer Teil der Unternehmensplanung sein.“<br />
VMprofil 1 [14 ]
In umfassenden Veränderungsprozessen muss<br />
ein Mechanismus geschaffen werden, um<br />
Informationsverluste möglichst zu vermeiden.<br />
das: Wir haben immer von einer Fusion gesprochen,<br />
nicht von einer Übernahme. Präzise Wortwahl bedeutet<br />
auch, einfach und verständlich zu formulieren.<br />
Wenn Sie sich die Informationen in der Deutschen<br />
Bank oder sonst in großen Unternehmen<br />
anschauen, dann wissen Mitarbeiter häufig überhaupt<br />
nicht, was sie eigentlich umsetzen sollen.<br />
Wenn die Botschaft nicht verständlich ist, sperren<br />
sich die Mitarbeiter und werden nicht bereit sein,<br />
den Veränderungsprozess positiv zu begleiten.<br />
Von zentraler Bedeutung ist die Offenheit: Natürlich<br />
gibt es Barrieren und Grenzen der Offenheit.<br />
Wenn ich jeden Denkprozess in einer Veränderungsphase<br />
kommunizieren würde, würde ich meistens<br />
mehr Unruhe schaffen, als Vertrauen und Sicherheit<br />
des Mitarbeiters zu bewirken. Ich muss mir Meilensteine<br />
setzen und dann kommunizieren. Und ich<br />
muss sicherstellen, dass spätestens dann, wenn<br />
Externe Bescheid wissen und darüber reden, die Mitarbeiter<br />
auch wissen, worum es eigentlich geht. Darüber hinaus muss ich<br />
in meinem neuen Veränderungsprozess auch die Veränderungsprozesse der<br />
Vergangenheit kommunizieren. Sonst bauen sich Widerstände auf, weil die<br />
Mitarbeiter vor lauter neuen Veränderungen stöhnen. Ich muss deutlich<br />
machen, dass neue Veränderungsprozesse notwendig sind, um weiter vorne<br />
zu bleiben.<br />
Auch die unterschiedlichen Ebenen der Kommunikation müssen berücksichtigt<br />
werden. Von Veränderungsprozessen ist nicht jede Ebene in gleicher<br />
Weise betroffen. Die Führungsebene ist anders betroffen als „normale“ Mitarbeiter,<br />
ein Unternehmensbereich ist stärker betroffen als andere Sektoren.<br />
Dies müssen Sie auch in Ihren Veränderungsprozessen berücksichtigen.<br />
Die Kommunikation mit dem Personalrat unterscheidet sich von der<br />
Kommunikation mit Behördenleitungen. Es gibt vielleicht eine Führungsebene,<br />
die besonders relevant ist. Eine bestimmte Abteilung einer Behörde ist<br />
besonders betroffen.<br />
Mit Gießkannen-Kommunikation stellen Sie niemanden zufrieden –<br />
denjenigen, der zu viel an Information oder Kommunikation bekommt ebenso<br />
wenig wie denjenigen, der zu wenig bekommt. »»<br />
VMprofil 1 [15 ]<br />
Seibel: „Der vielleicht<br />
wichtigste Punkt ist:<br />
Veränderungsprozesse<br />
sind Chefsache. Wenn<br />
ich als Chef eine<br />
Veranstaltung persönlich<br />
wahrnehme, demonstriere<br />
ich damit,<br />
dass ich den Prozess<br />
auch selbst steuere und<br />
mir Zeit für die Umsetzung<br />
nehme.“
Seibel: „Es ist Ihre Aufgabe<br />
als Führungskraft,<br />
sicherzustellen, dass<br />
sich keiner als Verlierer<br />
fühlt. Wenn sich jemand<br />
als Verlierer fühlt, wird er<br />
sich an dem Prozess nicht<br />
beteiligen.“<br />
Externe Medien<br />
Betriebsrat<br />
Planungen<br />
eMail/Briefe an<br />
die Mitarbeiter<br />
Manuel Seibel zählte in seinem Vortrag eine Fülle notwendiger Bedingungen<br />
für einen erfolgreichen Veränderungsprozess auf.<br />
»» Der vielleicht wichtigste Punkt ist: Veränderungsprozesse sind Chefsache.<br />
Wenn ich als Chef eine Veranstaltung persönlich wahrnehme, demonstriere<br />
ich damit, dass ich den Prozess auch selbst steuere und mir Zeit für die<br />
Umsetzung nehme. Herr Dr. Breuer, unser Vorstandssprecher, nimmt solche<br />
Veranstaltungen selber wahr. Es ist wichtig, dass Sie, Herr Dr. Behrens, diese<br />
Veränderungsprozesse weiterhin als Chefsache auffassen. Nur dann sind Sie<br />
glaubwürdig für die einzelnen Mitarbeiter.<br />
Auch mit eMails, Briefen an alle Mitarbeiter kann die Bedeutung, die eine<br />
Aufgabe für mich als Chef hat, deutlich gemacht werden. Was hat nun die<br />
Deutsche Bank gemacht, als sie Bankers Trust übernommen hat? Wir haben<br />
zunächst ein ganzes Bündel von Kommunikationsmaßnahmen geplant. Eine<br />
solche Planung sollte gerade bei Veränderungsprozessen stets erfolgen.<br />
Dabei gibt es Maßnahmen, die vor dem effektiven Eintritt der Veränderung<br />
stattfinden müssen. Es sollte Maßnahmen geben,<br />
die für den Tag des Eintritts passen. Es muss aber<br />
auch danach weitergehen. Die Mitarbeiter müssen<br />
auch nach dem Tag X weiter betreut werden.<br />
Symbolischer Akt Einige Maßnahmen der Deutschen Bank<br />
möchte ich Ihnen vorstellen: Townhall-Meetings.<br />
Vor-Ort-Präsenz Herr Dr. Breuer, unser Vorstandssprecher, hat in<br />
großen Veranstaltungen versucht, die Mitarbeiter<br />
von Bankers Trust und auch von der Deutschen<br />
Veranstaltungen<br />
Bank zu überzeugen. Das hat zu mehr Glaubwürdigkeit<br />
bei den Mitarbeitern geführt.Wir haben<br />
Integrationsfete<br />
gemeinsame Kommunikationsteams gebildet.<br />
Wenn Veränderungen stattfinden, haben Sie<br />
häufig Teams, die auf einmal neu zusammenarbeiten<br />
müssen. Wichtig ist, dass Sie immer von beiden<br />
Seiten Leute dabeihaben, sonst gibt es sofort das<br />
Gewinner-/Verliererproblem. Wir haben sofort, obwohl wir noch zwei rechtlich<br />
getrennte Unternehmen waren, den Mitarbeitern von Bankers Trust den<br />
Zutritt zur sogenannten Breuer-Line gegeben. Die Breuer-Line ist der elektronische<br />
Postkorb unseres Vorstandssprechers. Wenn Mitarbeiter irgendein<br />
Problem, Kritik oder eine Idee haben, können sie sich elektronisch direkt an<br />
den Vorstandssprecher wenden. Er hat Vertraulichkeit und die Antwort innerhalb<br />
von einer Woche zugesagt. Diese Innovation hat sehr viel Vertrauen<br />
gewonnen. Außerdem hat sie dazu geführt, dass der Vorstand auf einmal direkt<br />
mitbekommen hat, was an der Basis passiert.<br />
Es bedarf auch symbolischer Akte. Einer davon war das so genannte<br />
Willkommenspaket, das jeder Mitarbeiter an dem Tag der Übernahme auf<br />
seinem Schreibtisch hatte. Das Willkommenspaket enthielt eine Grußkarte<br />
des Vorstandssprechers, die Integrationszeitung „Fast Track“ sowie eine<br />
Broschüre, die die Mitarbeiter über das Selbstverständnis der Bank und einzelner<br />
Unternehmensbereiche informierte – alles in Englisch und Deutsch.<br />
Interne Kommunikation<br />
VMprofil 1 [16 ]
Am meisten Interesse geweckt hat aber die in<br />
dem Paket enthaltene Swatch-Uhr. Das kostet<br />
natürlich viel Geld. Wir sind aber der Meinung,<br />
dass wir die Mitarbeiter motivieren müssen für<br />
diese Fusion. Über so ein Paket kann ich eine<br />
gewisse Anschubmotivation schaffen. Das darf<br />
natürlich keine isolierte Maßnahme darstellen. Das Willkommenspaket allein<br />
wird die Mitarbeiter nicht überzeugen. Es ist aber ein Hinweis, dass ich als<br />
Mitarbeiter meinem Vorstand, meinem Unternehmen etwas wert bin.<br />
Ein weiteres Beispiel ist unsere Fototour. 40.000 Mitarbeiter sind per<br />
Digitalkamera fotografiert worden. Das Ganze ist zu einem Fotoalbum<br />
zusammengeführt worden. Das wurde auf Riesenleinwänden an großen<br />
Locationen ausgestellt. Man konnte sehen: „Wir, die Mitarbeiter, sind<br />
wirklich die Bank.“ Schließlich noch ein Beispiel für ein Closing-Event:<br />
Wir haben eine große Veranstaltung gemacht in Frankfurt, New York, Singapur<br />
und London. Mit unserem Betriebsfernsehen wurde eine Vernetzung<br />
hergestellt, so dass die Leute in New York sehen konnten, was in Frankfurt<br />
los war und die Leute in Frankfurt, was in Singapur los war. So kann man mit<br />
einem Fest eine gemeinsame Identität schaffen.<br />
Führungskräfte wollen immer besonders angesprochen werden. Wir haben<br />
regelmäßige Treffen der absoluten Topführungskräfte der Deutschen Bank.<br />
Dort werden strategische Überlegungen, die in Verbindung<br />
mit dieser Fusion stehen, angestellt. Wir machen<br />
im nächsten Jahr aber auch eine soziale Veranstaltung.<br />
Wir werden alle Mitarbeiter der Deutschen Bank an<br />
einem Sportfest teilnehmen lassen. Mit der Zusammenführung<br />
sozialer Aktivitäten ist auch ein Wir-Gefühl zu<br />
erreichen.<br />
Dies waren einige Beispiele, die ich aufgezeigt habe.<br />
Zum Abschluss: Für uns war diese Fusion eine sehr<br />
interessante Herausforderung. Wir haben früher auch<br />
Fehler bei Veränderungsprozessen gemacht. Jetzt haben<br />
wir eine ganze Menge verbessert. Beim nächsten Mal<br />
können wir wieder Fehler ausmerzen.<br />
Danke schön!<br />
Seibel: „Wir haben früher auch Fehler bei<br />
Veränderungsprozessen gemacht.<br />
Jetzt haben wir eine ganze Menge verbessert.”<br />
VMprofil 1 [17 ]<br />
Business TV<br />
Video on<br />
Demand<br />
Videokonferenzen<br />
Print<br />
Medien-Mix<br />
Meeting,<br />
Diskussionsforen<br />
Seibel: „Kommunikation<br />
muss strategischer<br />
Teil der Unternehmensplanung<br />
sein. Wir<br />
müssen Kommunikation<br />
als zentrales Element des<br />
gesamten Veränderungsprozesses<br />
sehen.“<br />
Face to Face–<br />
von Mensch<br />
zu Mensch<br />
Internet<br />
Intranet<br />
Telefon,<br />
Fax, eMail<br />
Computer<br />
Based<br />
Training (CBT)<br />
Wichtig ist, die Kommunikation nicht nach dem „Gießkannenprinzip“<br />
vorzunehmen, sondern sie gezielt auf einzelne Unternehmensbereiche<br />
und Themenstellungen einzusetzen.
Dr. Jürgen Kluge:<br />
„Ziel muss es<br />
sein, mit der Hälfte<br />
der Mannschaft in<br />
der Hälfte der Zeit in<br />
mindestens doppelter<br />
Qualität zu produzieren.“<br />
Dr. Jürgen Kluge, Deutschlandchef von McKinsey & Company Inc., Düsseldorf<br />
„Innovationsmanagement –<br />
Wissen und Wandel“<br />
Als Berater, also als Nicht-Verwaltungsmann, möchte ich Ihnen gern beschreiben, wie die<br />
Industrie den Strukturwandel bewältigt – die Analogieschlüsse für die Verwaltung lassen<br />
sich daraus ableiten. Die Überschrift „Wissen und Wandel“ weist darauf hin, dass Wissen<br />
zum „knappen Gut“ wird. In den letzten hundert Jahren waren zunächst der Boden,<br />
dann die Industriearbeiter und zuletzt das Kapital der Engpass. Heute stehen wir vor dem<br />
Wandel zur nächsten Entwicklungsstufe – in ihr wird das Wissen der Engpass sein.<br />
Die Weltklasse-Herausforderung<br />
Gerade in den Bereichen, die weltweit besonders stark wachsen, verlieren<br />
die deutschen Anbieter Marktanteile – wie die Europäer insgesamt. Das wirkt<br />
sich natürlich auch auf die Beschäftigung aus. Während wir in Deutschland<br />
schon froh sind, wenn wir (wieder) auf 2,5 Prozent Wachstumserwartung<br />
kommen, liegt die Wachstumsrate in den USA über vier Prozent. Das hat mit<br />
dem Strukturwandel zu tun: In neuen Industrien hochwertschöpfende Arbeitsplätze<br />
mit den entsprechend hohen Wachstumsraten zu schaffen, ist wesentlich<br />
einfacher als in alten Industrien.<br />
Das Hauptproblem ist die Produktivität. Blicken wir zurück: Vor ungefähr<br />
zehn Jahren lag etwa im Bereich der Industrieelektronik die Produktivitätslücke<br />
zwischen Japan und Europa bei 50 Prozent. Die Hauptursache hierfür war<br />
die zu große Variantenvielfalt und die nicht montagegerechte Gestaltung vieler<br />
Produkte. Die zweite Ursache lag in der Arbeitsorganisation, also in den<br />
Abläufen in der Fertigung und der Verwaltung. Die viel diskutierten Personalkosten<br />
waren dagegen eher ein zweitrangiger Faktor. Das Aufarbeiten des Produktivitäts-<br />
und Wachstumsrückstands war ein zehn Jahre dauernder Erkenntnisprozess.<br />
An seinem Anfang stand oft das Argument: Wir sind zwar teurer,<br />
dafür ist aber die Qualität höher! Vergleicht man Weltklasse-Unternehmen<br />
mit Durchschnittsunternehmen, so stellt man fest, dass Weltklasse-Unternehmen<br />
35 Prozent billiger und 50-80 Prozent schneller in der Entwicklung sind – und<br />
auch die Qualitätskosten liegen um 30 Prozent niedriger. Geringere Kosten<br />
und bessere Qualität gehen also Hand in Hand. Jedem, der meint, neue Ideen<br />
würden vielleicht Kosten senken, dafür aber auch zu Zeit- und Qualitätsverlusten<br />
führen, sollte man misstrauen. Die Königsidee<br />
ist die, die alle drei Dimensionen – Kosten,<br />
Zeit und Qualität – gleichzeitig beeinflusst. Die<br />
erste Weiche, die gestellt werden muss, ist die Komplexitätsreduzierung:<br />
Das bedeutet Vereinfachen<br />
und Standardisieren. Die Ziele, die man sich vornehmen<br />
muss, mögen zunächst verrückt erscheinen:<br />
Es muss mit der Hälfte der Mannschaft in der<br />
Hälfte der Zeit gehen; bei mindestens doppelter<br />
Qualität. Wenn das nicht das Anspruchsniveau ist,<br />
VMprofil 1 [18 ]<br />
Wenn weniger erfolgreiche Unternehmen in drei Jahren<br />
zu erfolgreichen aufsteigen wollen, müssen sie sich<br />
jedes Jahr um etwa 30 Prozent steigern.
Der Hauptgrund für die wesentlich geringere Innovationsproduktivität<br />
in Deutschland ist nicht die Zahl der entwickelten Produkte, sondern<br />
der geringere Umsatz, der mit den Produkten erzielt wird.<br />
sind Ihre Ideen nicht genügend gefordert und Sie holen aus<br />
sich und Ihren Mitarbeitern nicht alles an Ideen und Leistungsvermögen<br />
heraus.<br />
Ein zweites Argument, das zur Erklärung des Wachstumsrückstands<br />
ins Feld geführt wird: Den Ingenieuren in<br />
Deutschland fällt nicht mehr so viel ein. Den Entwicklern<br />
in Deutschland fallen aber ähnlich viele Produkte ein wie<br />
ihren Kollegen anderswo in der Welt. Allerdings: Die weltweite<br />
Spitze erzielt mit solchen neuen Produkten einen<br />
Umsatz von 6,2 Millionen Dollar, die deutschen Hersteller<br />
erreichen 1,3 Millionen Dollar. Unseren Ingenieuren fällt<br />
durchaus etwas ein – aber eben nicht der Weltmarkt-Hit<br />
vom Kaliber des Sony Walkman, sondern vielleicht ein<br />
Produkt für Österreich. Wir konzentrieren unsere Ressourcen<br />
nicht genügend. Wir müssen uns trauen, unsere<br />
Ressourcen im Sinne von Kompetenzzentren zu bündeln.<br />
Produktentwicklung, Innovation wird heute weltweit in<br />
einer ganz anderen Kultur betrieben als das in deutschen Unternehmen oder<br />
auch in der öffentlichen Verwaltung der Fall ist. Wir setzen oft – wie in allen<br />
Bereichen – auf den „guten Durchschnitt“. Kriege entscheidet man aber nicht<br />
mit dem Mittelmaß, sondern mit Elitesoldaten. Ich bin keineswegs gegen Förderung.<br />
Bei 80 Millionen Einwohnern, die wir in Deutschland haben, können<br />
wir es uns nicht leisten, ein einziges Talent brachliegen zu lassen. Trotzdem<br />
brauchen wir in vielen Feldern die Elite. Dies gilt auch für die Verwaltung. Im<br />
Idealfall müssen Sie es schaffen, dass die besten Leute in die Verwaltung gehen<br />
wollen. So weit zur Diskussion der Ursachen für die Wachstums- und Produktivitätslücke<br />
gegenüber den Weltbesten.<br />
Nach zehn Jahren harter Arbeit beginnt die Produktivitätslücke sich zu<br />
schließen – zum Beispiel in der Autoindustrie. Man ist in Schlagreichweite<br />
herangekommen – und sobald man in Schlagreichweite ist, kann man zehn<br />
Prozent Produktivitätsrückstand leicht ausgleichen. Das wirkt sich auch positiv<br />
auf die Beschäftigung aus. Um in Schlagreichweite zu kommen, musste<br />
zunächst Personal abgebaut werden. Mittlerweile steigt die Beschäftigung aber,<br />
gerade wegen der hohen Produktivitätssteigerung. Eine Analyse der Top-5 unter<br />
den deutschen Unternehmen zeigt eine mittlere Umsatzsteigerung von 30 Prozent,<br />
eine Börsenwertsteigerung von 41 Prozent und eine Beschäftigungssteigerung<br />
von 25 Prozent. Bei den Bottom-10 dagegen geht die Beschäftigung<br />
weiter zurück. Hier fehlen zunächst neun Prozentpunkte, um überhaupt in<br />
Schlagreichweite zu kommen. Diese Prozentpunkte machen den Unterschied<br />
zwischen Umsatzsteigerung und Beschäftigungssteigerung. Deswegen brauchen<br />
wir nicht marginale, sondern riesige Wachstumsraten. Darüber hinaus<br />
gibt es Sekundäreffekte einer höheren Produktivität, die die Beschäftigungsraten<br />
positiv beeinflussen. Etwas vereinfacht: Durch Produktivitätssteigerung<br />
fallen die Kosten und die Preise. Es gibt mehr Nachfrage, die Wettbewerbsposition<br />
verbessert sich, es gibt mehr Export und der Lebensstandard steigt. »»<br />
VMprofil 1 [19 ]
Kluge: „Erfahrungswissen<br />
zählt weniger<br />
als rasche Anpassung.<br />
Wenn Sie wachsen<br />
wollen, müssen Sie auf<br />
Randaktivitäten<br />
zichten.“ver-<br />
»» Dazu kommt noch, dass wieder Mittel für Innovationen zur Verfügung<br />
stehen. In Forschung und Technologie kann neu investiert werden. Der Strukturwandel<br />
in der Industrie bewirkt eine höhere Wertschöpfung und auch dies löst<br />
wieder positive Beschäftigungseffekte aus. Das erforderliche Wachstum wird<br />
es vor allem in der Dienstleistungsbranche geben. Es wird eine Gesellschaft<br />
übrig bleiben, die aus wenigen produzierenden Menschen besteht und vielen,<br />
die sich mit Dienstleistungen beschäftigen.<br />
Nach dem gigantischen Restrukturierungsprozess in der Industrie in den<br />
letzten zehn Jahren wird für die nächsten zehn Jahre die Restrukturierung der<br />
Verwaltung und der halbstaatlichen Unternehmen anstehen. Denn es nützt<br />
nichts, wenn jetzt ein Auto in nur noch zehn bis zwölf Stunden produziert wird,<br />
durch Transport- und Verwaltungszeiten aber doch wieder 100 Stunden zusammenkommen.<br />
Auf der Pyramide der Produktivitätssteigerung der Industrie<br />
sitzt die der Verwaltung, und die muss genauso schlank werden.<br />
Neue Spielregeln<br />
Wenn man über Wachstum im eben geforderten Maßstab nachdenkt, muss<br />
man überkommene Weisheiten in Frage stellen. Erstens: Der Satz, dass Wachstum<br />
und Ressourcenverbrauch korrelieren und somit Wachstum begrenzt ist,<br />
stimmt so nicht. Im Bereich der Dienstleistungsindustrie ist das Wachstum<br />
durch Ressourcenverbrauch und Umweltverschmutzung auf absehbare Zeit<br />
überhaupt nicht eingeschränkt. Zweitens: Wir haben immer gedacht, Wachstum<br />
geht nur auf Kosten von anderen. Dies stimmt aber nur<br />
für ein Europa-zentriertes Weltbild von gesättigten Märkten.<br />
Wenn wir etwas wirklich Neues in die Welt setzen, gibt es<br />
Wachstumsmärkte, die fast unendlich sind. Drittens: Das<br />
bescheidene Anspruchsniveau – wir müssen versuchen, nicht<br />
nur in Drei- oder Fünf-Prozent-Schritten voranzukommen,<br />
sondern darüber nachdenken, ob wir verdoppeln oder<br />
halbieren können. Viertens: Wir haben immer so getan, als<br />
könnten wir zunächst Kosten aufbauen und sie dann auch<br />
proportional wieder abbauen, wenn es einmal schwieriger<br />
wird. Aber das passiert natürlich nicht. Letztlich bleiben wir<br />
auf den Kosten sitzen, wenn wir uns nur marginal weiterentwickeln.<br />
Wir müssen also große Sprünge machen. Fünftens:<br />
Wir haben geglaubt, alles kontrollieren zu müssen. Jetzt<br />
erleben wir, dass kleinere unternehmerische Einheiten oft<br />
viel durchschlagender sind als hochkontrollierte Großgebilde.<br />
Sechstens: Wir haben an den Nutzen der Spezialisierung<br />
geglaubt: Arbeitsteilung, funktionale Aufstellung,<br />
Fakultäten an den Universitäten. Das funktioniert alles nicht<br />
Nur die gleichzeitige Verbesserung der Faktoren „Qualität“, „Zeit“ und<br />
„Kosten“ führt zu einer echten Produktivitätssteigerung. Denkblockaden<br />
müssen abgebaut und den neuen Realitäten angepasst werden.<br />
VMprofil 1 [20 ]
Kluge: „Wir brauchen in vielen Feldern die Elite<br />
und das gilt auch für eine gute Verwaltung.“<br />
recht. Richtige Integration und Synergiepotenziale<br />
werden auf der Arbeitsebene realisiert. Tief<br />
greifende Restrukturierungen sind schmerzhaft<br />
und teuer und deshalb vermeidet man sie.<br />
All das spricht also für einen neuen Ansatz. In<br />
der Öffentlichen Verwaltung müssten Sie das<br />
tun, was wir in der Fertigungsindustrie gemacht haben: Jeder, der ein neues<br />
Bauteil haben wollte, musste zwei alte Bauteile abmelden. Jeder, der ein neues<br />
Gesetz haben will, muss zwei alte streichen. Nur so bekommt man Veränderungen<br />
– nicht durch Addition. Heute zählt reines Erfahrungswissen weniger<br />
als schnelle Anpassung. Wer wachsen will, muss auf Randaktivitäten verzichten.<br />
Wenn Sie sich trauen, ihre internen Prozesse extrem umzugestalten,<br />
dann werden Sie die Luft bekommen, die Sie brauchen, um zu wachsen, um<br />
im Kundennutzen große Sprünge zu machen.<br />
Sprünge im Kundennutzen: Am Beispiel der Fotolabors lässt sich das illustrieren.<br />
Beim alten Prozessablauf dauerte es vier Tage von der Abgabe des<br />
Films bis zum Abholen der Fotos. Mit der Einrichtung von Expressdiensten<br />
zwischen der Abgabe und dem Zentrallabor waren es noch drei Tage. Der<br />
Kundennutzen war gering, weil immer noch zwei Gänge oder Fahrten zum<br />
Fotoladen erforderlich waren. Fortschritt im Kundennutzen ist, diesen Prozess<br />
auf eine Stunde zu verkürzen – eine Stunde, die der Kunde nutzen kann. Übertragen<br />
auf Verwaltungsprozesse heißt das: einmal hingehen, alles erledigt.<br />
Das ist der Sprung im Kundennutzen und auch der „Anschlag“ im Denken.<br />
Strategien für den Erfolg<br />
Zunächst gilt es, Weltklasse-Ziele zu setzen. Das müssen Output-Ziele sein,<br />
die an den theoretischen Anschlag gehen. McDonald’s sagt, keiner soll länger<br />
als fünf Minuten auf seinen Burger warten. Das ist ein solches Ziel. Für solche<br />
Ziele müssen Arbeitsabläufe geändert und vor allem standardisiert werden.<br />
Das geht nur, wenn das Produktprogramm und die Abläufe einfach sind. Wenn<br />
es tausend Sonderfälle gibt, hat man ein Feinschmecker-Restaurant – aber das<br />
funktioniert eben nicht zu McDonald’s-Preisen. Also: Einfache Fälle müssen<br />
von den schwierigen getrennt und die Abläufe entsprechend geändert werden.<br />
Als Nächstes geht es um die Neuaufstellung und Ausrichtung der Mannschaft,<br />
immer begleitet von einer Mobilisierung, intensiver Kommunikation<br />
und einem positiven Wettbewerb. Und es gilt, neues Talent einzukaufen.<br />
Letztlich steht bei allen Strategien immer Innovation im Zentrum – in neuen<br />
Geschäften, in Produkten, in Strukturen und Prozessen. Wer diese Innovationen<br />
haben will, muss Breakpoints überspringen statt nur Kleinigkeiten zu<br />
verbessern. Wenn Sie mich fragen: „Hört dieses Wettrennen denn nie auf?“,<br />
so sage ich Ihnen: „Nein, es hört nie auf!“<br />
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihren Bemühungen um Produktivitätsfortschritt<br />
und Innovation.<br />
VMprofil 1 [21 ]<br />
Kluge: „Letztlich geht es<br />
bei Strategien immer<br />
um Innovationen in neue<br />
Geschäfte, Produkte, Strukturen<br />
und Prozesse. Wer<br />
diese Innovationen haben<br />
will, muss Breakpoints überspringen.“
Burkhard Tewinkel, Leiter interne Kommunikation, Deutsche Bahn AG, Berlin<br />
„Signale setzen –<br />
das Neue verständlich machen“<br />
Bei meinen Vorrednern ist bereits deutlich geworden, dass die Bewältigung von Veränderungsprozessen<br />
das Bohren dicker Bretter bedeutet. Lassen Sie mich zur Einordnung meines Themas und zum besseren<br />
Verständnis kurz ein paar Worte zur Entwicklung der Bahn sagen.<br />
Ausgangssituation: Die Bahnreform<br />
Ende der 80er-Jahre wurde immer deutlicher, dass der Schienenverkehr in<br />
Deutschland keine positive Perspektive haben würde, wenn die Deutsche<br />
Bundesbahn unter den Bedingungen einer Behörde weiterarbeitete. Für die<br />
Deutsche Reichsbahn galt dies – unter völlig anderen politischen Bedingungen<br />
– in ähnlicher Weise. Seit Mitte der 50er- bis zum Beginn der 90er-Jahre<br />
sanken die Marktanteile der Eisenbahn<br />
kontinuierlich. Zudem hatten die beiden<br />
deutschen Staatsbahnen bis Ende 1993 einen<br />
Schuldenberg in Höhe von 67 Milliarden DM<br />
angehäuft. Allein 1994 hätte die Haushaltsbelastung<br />
rund 45 Milliarden DM betragen –<br />
mit steigender Tendenz.<br />
Vor diesem Hintergrund wurde beschlossen,<br />
die Deutsche Bundesbahn und die Deutsche<br />
Reichsbahn zusammenzuführen und als<br />
Aktiengesellschaft „neu“ zu gründen. Die<br />
Anpassung der Konzernstruktur vollzog sich<br />
seit 1994 in mehreren Schritten und wird auch<br />
in den folgenden Jahren weiter fortgesetzt.<br />
Seit Mitte <strong>1999</strong> stellt sich die Deutsche<br />
Nach der Eintragung in das Handelsregister Mitte <strong>1999</strong> stellt sich die Deutsche Bahn Bahn gesellschaftsrechtlich als mehrstufiger<br />
gesellschaftsrechtlich als mehrstufiger Konzern unter Führung einer Holding dar. Konzern unter Führung einer Holding dar. Er<br />
gliedert sich in die DB AG als Konzernleitung<br />
und fünf unter dem gemeinsamen Markenzeichen „DB“ geführten<br />
Unternehmensbereiche mit den Führungsgesellschaften DB Reise&Touristik<br />
AG, DB Regio AG, DB Cargo AG, DB Netz AG und DB Station&Service AG.<br />
Burkhard Tewinkel: „Bereits<br />
vor dem Gründungstag der Veränderungen kommunizieren: Signale setzen – das Neue verständlich machen<br />
Deutschen Bahn AG gab es Bereits vor der Gründung der Deutschen Bahn AG wurden die Mitarbeiter<br />
wichtige Impulse, die den Mit- durch umfangreiche Qualifizierungsmaßnahmen auf die Anforderungen eines<br />
arbeitern den fachlichen und privatwirtschaftlich geführten Unternehmens vorbereitet. Auch nach dem<br />
mentalen Übergang von der 1. Januar 1994 wurden kontinuierlich Qualifizierungskampagnen durch-<br />
Behördenbahn zur Aktiengeführt. In den ersten fünf Jahren nach dem Start der Bahnreform hat das<br />
gesellschaft erleichterten.“<br />
Unternehmen deshalb mehr als fünf Milliarden DM in die Aus- und Weiterbildung<br />
von Mitarbeitern investiert. Bedeutende Meilensteine stellen die<br />
Projekte „Brücke“, „Hefe“ und „Nr. 1“ dar.<br />
VMprofil 1 [22 ]
Tewinkel: „Unmittelbare Kommunikation, direktes<br />
Feedback über die Leistung und klare Ziele erwarten<br />
die Mitarbeiter zu Recht von ihren Führungskräften.“<br />
Das Projekt „Brücke“ vermittelte als Teil des „Vorbereitungsprogramms<br />
Bahn AG“ in unterschiedlichen Qualifizierungskursen Kenntnisse in<br />
Unternehmensführung, Betriebswirtschaft und Betriebsverfassungsrecht. An<br />
5.000 ein- bis dreiwöchigen Seminaren nahmen rund 72.000 Mitarbeiter teil.<br />
Das Projekt „Hefe“ ergänzte diese Qualifikationsoffensive. Angelegt als<br />
Training für Trainer bezog es 1.300 Mitarbeiter mit Führungsverantwortung<br />
auf allen Ebenen ein.<br />
Die Mobilisierungskampagne „Nr. 1“ führte der DB Konzern 1997 bundesweit<br />
ein. Sie diente der intensiveren Kommunikation zwischen Führungskräften<br />
und Mitarbeitern, um die Unternehmensziele kaskadenartig zu<br />
verbreiten. In regelmäßigen Diskussionen über die praktische Umsetzung des<br />
DB-Leitbildes – als größter Verkehrsdienstleister will der Konzern in der<br />
Kundenzufriedenheit die Nummer eins werden – erarbeiteten Manager und<br />
Mitarbeiter konkrete Maßnahmen für die einzelnen Organisationseinheiten.<br />
Dabei betont das Training „Nr. 1“ nicht nur die fachliche Seite und den<br />
Service. Vielmehr verfolgt es auch den Zweck, die Zusammenarbeit zwischen<br />
Führungskräften und Mitarbeitern effektiver zu gestalten.<br />
Parallel zu diesen Trainingsmaßnahmen wurde sukzessive ein Kommunikationssystem<br />
aufgebaut, mit dem Ziel, die Identifikation der Mitarbeiter mit<br />
dem neuen Unternehmen und ihre Motivation durch aktuelle und offene<br />
Informationen über den Werdegang des Unternehmens zu stärken. Gleichzeitig<br />
wurden Kommunikationsinstrumente geschaffen, die die Mitarbeiter<br />
nutzen können, um ihre Anregungen, Ideen und Vorstellungen zur Entwicklung<br />
des Unternehmens einzubringen. Das Kommunikationssystem beinhaltet<br />
folgende Komponenten:<br />
• Mitarbeiterinformation<br />
etwa 100 Schnellinformationen pro Jahr zu aktuellen Themen; in der Regel<br />
eine DIN–A4-Seite; wird distribuiert als eMail und per Fax<br />
• Infotelefon<br />
etwa 12.500 Anrufe p.a.; das Infotelefon wird ergänzt um themenbezogene<br />
Hotlines<br />
• Führungskräfteinformation<br />
etwa 25 Schnellinformationen jährlich für Leitende Angestellte zu aktuellen<br />
Themen; wird distribuiert per Email und per Fax<br />
• Mitarbeiterzeitung BahnZeit<br />
erscheint zwölfmal pro Jahr in sechs verschiedenen Ausgaben; themenbezogene<br />
Extra-Ausgaben bei Bedarf; wird distribuiert über die Arbeitsplätze<br />
• Führungskräftemagazin DB-Forum<br />
Magazin für 7.000 Führungskräfte des DB Konzerns, erscheint vier- bis sechsmal<br />
im Jahr<br />
• Mitarbeiterinformationssystem<br />
Text- und Bewegtbild-Informationen incl. bahn-net-Anschluss für Mitarbeiter,<br />
die am Arbeitsplatz keinen PC und somit keinen Intranetzugang<br />
haben; 25 Standorte bundesweit, erreicht etwa 25.000 Mitarbeiter »»<br />
VMprofil 1 [23 ]<br />
Tewinkel: „Risiken liegen bei<br />
jedem Veränderungsprozess<br />
vor allem in folgenden Feldern:<br />
am Anfang, wo man durch<br />
unpräzises Arbeiten alles vermasseln<br />
kann, und dann bei<br />
der Motivation der Mitarbeiter,<br />
der Bewältigung kultureller<br />
Unterschiede und bei der<br />
Beherrschung des weiteren<br />
Integrationsprozesses.“
»» • Intranet bahn-net<br />
Intranet des DB Konzerns; etwa 35.000<br />
Nutzer; Ziel: Zugang für alle DB-Mitarbeiter<br />
ermöglichen, z. B. via Internet<br />
• DB-Ton<br />
Audiomedium für sehbehinderte Mitarbeiter<br />
auf Basis der Mitarbeiterzeitung „BahnZeit“<br />
• Konzerntreff<br />
Parallel zu Trainingsmaßnahmen mit dem Zweck, die Zusammenarbeit zwischen Regelmäßige zweitägige Führungs-<br />
Führungskräften und Mitarbeitern effektiver zu gestalten, wurde sukzessive ein kräfteveranstaltung für die 600 oberen<br />
Kommunikationssystem aufgebaut.<br />
Führungskräfte des DB Konzerns;<br />
Thema: die Entwicklung des DB Konzerns;<br />
als Nachfolgeveranstaltungen diverse Führungskräfte-/Mitarbeiterveranstaltungen<br />
der DB-Gesellschaften.<br />
Kommunikation verändern: die Rolle der Führungskräfte<br />
Vor allem mentale Veränderungen bereiteten den Weg für den Wandel der<br />
Deutschen Bahn von der Bundesbehörde zum privatwirtschaftlich geführten<br />
Unternehmen. Vorgesetzte mussten sich von Aufsicht und Kontrolle früheren<br />
Zuschnitts lösen, Verantwortung und Kompetenzen delegieren und ein Klima<br />
der Zusammenarbeit schaffen, das von gegenseitigem Vertrauen gekennzeichnet<br />
ist. Dazu gehört – in kontrolliertem finanziellen Rahmen – auch<br />
Toleranz gegenüber Fehlern der Mitarbeiter, sofern sie nicht die Betriebssicherheit<br />
tangieren. Kurzum: Vorgesetzte mussten ihre Rolle neu definieren<br />
und die Führungsaufgabe „Mitarbeiterkommunikation“ als solche annehmen.<br />
Denn ein wesentlicher – wenn nicht sogar der wichtigste Baustein der internen<br />
Kommunikation – ist die mündliche Kommunikation, insbesondere die<br />
Kommunikation zwischen Mitarbeitern und Führungskräften.<br />
Unmittelbare Kommunikation, direktes Feedback über die Leistung und<br />
klare Ziele erwarten die Mitarbeiter zu Recht von ihren Führungskräften. Dazu<br />
wurden folgende Führungsinstrumente entwickelt:<br />
• das Führungsgespräch mit Zielvereinbarung,<br />
• das Mitarbeitergespräch und<br />
• das Vorgesetztenfeedback.<br />
VMprofil 1 [24 ]<br />
Vor Beginn einer geplanten Veränderung müssen etwa<br />
95 Prozent der Mitarbeiter als potenzielle Gegner des<br />
Veränderungsprozesses eingestuft werden. Mitarbeiter<br />
sind bezogen auf das Neue entweder Skeptiker,<br />
Widerständler, Bremser oder wirklich Promotoren.
Diese sollen die Führungskräfte dabei unterstützen, ihre Führungsaufgabe<br />
„Mitarbeiterkommunikation“ erfolgreich zu bewältigen. Flankiert werden<br />
diese Instrumente durch den regelmäßigen Praxiseinsatz von Führungskräften<br />
an der Basis (Basisdialog) und so genannte Patenschaften, die Führungskräfte<br />
aus der Zentrale für dezentrale Organisationseinheiten übernehmen.<br />
Kommunikation verändern: Mitarbeiter geben Feedback<br />
Zwei Mitarbeiterbefragungen im DB Konzern – die erste 1995 in Form<br />
einer Repräsentativumfrage mit über 9.300 Teilnehmern und die zweite 1998<br />
mit fast 114.600 Teilnehmern – waren einerseits wichtige Meinungs- und<br />
Stimmungsbilder für die Unternehmensführung, andererseits wurden die<br />
Mitarbeiter in konkrete Folgemaßnahmen eingebunden. Sie zeigen die Bereitschaft<br />
der Mitarbeiter, die notwendigen permanenten Veränderungen<br />
mitzutragen und mitzugestalten.<br />
Die wichtigsten Ergebnisse sind sowohl die zunehmend unternehmerische<br />
Orientierung der Mitarbeiter als auch die Erfolge der Personalpolitik bei der<br />
Umstrukturierung des Unternehmens, die sich in gesteigerter Zufriedenheit<br />
und Leistungsbereitschaft ausdrücken. Die meisten Mitarbeiter halten Kundenorientierung<br />
für den wichtigsten unternehmerischen Wert. Im Jahr 1998<br />
stimmten 73 Prozent der Aussage „Jeder weiß, dass der Kunde das Gehalt<br />
zahlt“ zu. An Klarheit gewonnen hat auch der Zusammenhang zwischen Leistung<br />
und Bezahlung und damit der Wunsch nach mehr Leistungsorientierung<br />
im Entgelt: 76 Prozent teilten die Meinung, im DB Konzern müsste mehr<br />
nach Leistung bezahlt werden.<br />
Fazit<br />
Der Prozess der inneren wie äußeren Bahnreform ist auf einem erfolgversprechenden<br />
Weg. Die internen Kommunikationsmaßnahmen haben an dieser<br />
Entwicklung bedeutenden Anteil. Sie sind nicht in erster Linie erfolgreich,<br />
weil die eingesetzten Medien richtig positioniert sind – die Mitarbeiterzeitung<br />
„BahnZeit“ erhielt vor wenigen Wochen in einem internationalen Wettbewerb<br />
den Titel „beste Mitarbeiterzeitung Europas“ –, sondern weil das Zusammenspiel<br />
von interner Kommunikation, Weiterbildungsmaßnahmen und Personalpolitik<br />
weitgehend funktioniert.<br />
Wenn wir allerdings das äußere Erscheinungsbild der Bahn betrachten,<br />
müssen wir feststellen, dass die Deutsche Bahn auch heute noch in puncto<br />
Kundenzufriedenheit von Optikern, Friseuren, Taxifahrern, Bausparkassen,<br />
Lebensversicherungen, Stromversorgungsunternehmen und vielen anderen<br />
um Längen geschlagen wird. So teilt sich die Bahn im neuesten Kundenmonitor<br />
die letzten Plätze mit Postfilialen, Stadt- und Kreisverwaltungen,<br />
Kirchen- und Religionsgemeinschaften sowie der Polizei. Aber: Es muss und<br />
wird werden – sowohl bei der Bahn, als auch bei den Verwaltungen.<br />
Vielen Dank!<br />
VMprofil 1 [25 ]<br />
T ewinkel: „Interne Kommunikationsmaßnahmen<br />
sind<br />
nicht in erster Linie erfolgreich,<br />
weil die eingesetzten<br />
Medien richtig positioniert<br />
sind, sondern weil das<br />
Zusammenspiel von interner<br />
Kommunikation, Weiterbildungsmaßnahmen<br />
und<br />
Personalpolitik weitgehend<br />
funktioniert.“
Prof. Dr. Lothar Rolke:<br />
„Kommunikation, die nur<br />
dazu dient, dass wir uns hinterher<br />
gut verstehen, ist völlig<br />
falsch. Kommunikation ist<br />
dann gut, wenn sie Orientierung<br />
schafft, also wenn sie<br />
Wichtiges von Unwichtigem<br />
unterscheiden hilft.“<br />
Prof. Dr. Lothar Rolke, Lehrstuhl für Betriebswirtschaft und Unternehmenskommunikation, FH Mainz<br />
„Verändern durch Kommunikation –<br />
Mobilisieren und Führen“<br />
Herr Minister, meine Damen und Herren, wir haben ein sehr, sehr spannendes Thema vor<br />
uns. Herr Kluge hat sehr eindrucksvoll geschildert, was im vergangenen Jahrzehnt an<br />
Restrukturierungsprozessen gelaufen ist. Der Kaufpreis dafür war die Verunsicherung der<br />
Belegschaften. Insofern darf ich Sie willkommen heißen im Club, denn diese Verunsicherung<br />
haben Sie vor sich.<br />
Die meisten Menschen haben Angst bei Veränderungsprozessen. Sie haben<br />
den Eindruck, sie müssten jetzt immer mehr aufnehmen können und dass sie<br />
das auf die Dauer nicht schaffen könnten. Deswegen wenden sie sich neuen<br />
Dingen nicht zu, sondern machen eher das Gegenteilige: Sie machen das,<br />
was sie jetzt machen, perfekt. Egal, ob es gebraucht wird oder nicht. Deswegen<br />
müssen wir mit dem Lernen von Neuem auch lernen, Dinge zu<br />
verlernen, die heute keine Rolle mehr spielen.<br />
Es gibt vier Handlungs- und Kommunikationsfelder, die wir nutzen müssen,<br />
um Win-win-Situationen herzustellen. Das heißt, wir müssen alle Beteiligten<br />
zu Gewinnern machen. Wir müssen Situationen herstellen, in denen alle<br />
Beteiligten etwas voneinander haben. Betrachten Sie die Kommunikation<br />
zwischen Unternehmen oder Behörden und den Klienten: Kunden wollen,<br />
dass wir ihre Probleme lösen, dass eine bestimmte Qualität da ist und dass<br />
das Ganze möglichst auch noch innovativ passiert. Wenn ich Klienten oder<br />
Kunden wirklich ernst nehme, sollte ich ihre Beschwerden auch ernst nehmen.<br />
Keine Beratung nützt so sehr wie die eines Kunden, der unzufrieden ist.<br />
Das Zweite, was uns interessiert, ist der Innenbereich. Das Verhältnis<br />
zwischen Führungskräften und Mitarbeitern muss sich verändern. Früher<br />
ging alles nach dem Kaskadenprinzip – immer von oben nach unten. Das war<br />
so lange ganz gut, als die Oberen mehr wussten als die Unteren. Aber heute<br />
sitzen die wirklichen Spezialisten weit unten.<br />
Wir müssen uns angucken, mit welchen Spielregeln wir es heute zu tun<br />
haben. Da wir eine unheimliche Informationsflut haben, müssen wir unsere<br />
Kommunikation besser steuern. Das erste ist, eine offenere Gesprächs- und<br />
Informationskultur herzustellen. Wir müssen lernen, Wissen nicht zurückzuhalten<br />
und Herrschaftswissen aufzubauen,<br />
sondern Transparenz zu schaffen. Wir müssen<br />
zweitens wissen, dass in dem Moment, in dem<br />
wir Veränderungsprozesse einleiten und kommunizieren,<br />
auch diejenigen, die nicht einverstanden<br />
sind, kommunizieren. Das nennt<br />
man dann Querschüsse. Sie müssen drittens<br />
darauf vorbereitet sein, dass viele am Anfang<br />
noch darauf warten, dass Informationen auto-<br />
VMprofil 1 [26 ]<br />
Rolke: „Die alten Zeiten werden nie wiederkommen, also ist es<br />
das Komfortabelste, wenn wir uns Lust machen auf Zukunft.“
Folge unklarer Zielvorgaben ist gestörte Kommunikation. Dabei<br />
kommt es auf Kommunikation als Erfolgsfaktor Nr. 1 mehr denn je an.<br />
matisch kommen. Wir müssen sie ermuntern, sich aktiv<br />
zu informieren. Es muss sichergestellt werden, dass derjenige<br />
die Informationen bekommt, der sie auch wirklich<br />
braucht. Die Verteilung der Information muss geklärt sein.<br />
Dazu brauchen wir eine Professionalisierung bei den<br />
wichtigen Kommunikationsmitteln Mitarbeiterzeitung,<br />
Intranet und für bestimmte Bereiche auch Business-TV.<br />
Der dritte wichtige Bereich ist der Dialog zwischen den<br />
einzelnen Funktionsbereichen. Zwischen denjenigen, die<br />
Kundenkontakt haben und denjenigen, die hinter den<br />
Kulissen arbeiten, muss geklärt werden, auf welche Dinge<br />
verzichtet werden kann, welche Dinge verlernt werden<br />
dürfen.<br />
Die erste Regel heißt: Ich muss zumindest das machen,<br />
was die Kunden wollen, sonst verliere ich meine Klienten,<br />
oder sie werden unzufrieden. Aber die zweite Regel ist<br />
genauso wichtig: Wer alles so macht, wie es sich die Klienten vorstellen,<br />
macht etwas falsch, denn die Klienten haben keine Ahnung von dem Geschäft.<br />
Ich muss nur ihre Bedürfnisse ernst nehmen, aber einer eigenen Vorgehensweise<br />
folgen. Das Ergebnis ist dann, man behält zufriedene Klienten, und das<br />
zu einem wirklich vertretbaren Aufwand. Auch für Ihren eigenen Funktionsbereich<br />
müssen Sie Win-win-Situationen arrangieren. Auch dort müssen Sie<br />
die Kommunikation verbessern. Jeder muss selber sichtbar Verantwortung<br />
übernehmen, sich auf ein lebenslanges Lernen und Verlernen einzustellen.<br />
Wenn wir miteinander kommunizieren, sollten wir ein paar Grundregeln<br />
nicht vergessen: Pflegen Sie eine einfache und unkomplizierte Sprache.<br />
Sprechen Sie in Bildern und Beispielen. Sie müssen auch Emotionen mit ansprechen.<br />
Und vergessen Sie nicht, zu wiederholen. Verwickeln Sie sich nicht<br />
in Widersprüche. Sie müssen sich vorher überlegen, worauf es ankommt.<br />
Leben Sie die Spielregeln: Natürlich ist Business-TV und sind Intranet und<br />
Mitarbeiterzeitungen wichtig, aber wenn Sie nicht selber vorleben, was Sie<br />
verlangen, werden Sie ein Problem der Glaubwürdigkeit haben.<br />
Ich will Ihnen ein paar Dinge zur mentalen Orientierung mitgeben, die für<br />
Sie wichtig sind. Das erste ist die grundsätzliche Frage: Wie sind Sie selbst<br />
justiert? Lust auf Zukunft oder Nostalgie? Es ist das Komfortabelste, wenn<br />
wir uns Lust machen auf Zukunft.<br />
Beachten Sie dabei zwei Lösungen, die sich in der Praxis wirklich bewährt<br />
haben, die Ankerlösung und die so genannte Hosentaschenlösung. Ankerlösungen<br />
schließen alle Managementebenen ein. Die Vorstandsebene und<br />
die erste Führungsebene müssen die Themen setzen. Wir brauchen ein vernünftiges<br />
Themenmanagement. Mitarbeiter werden von allen Seiten mit<br />
Informationen zugeknallt. Keiner sagt, was wirklich wichtig ist. Setzen Sie<br />
A-Themen. Diese Themen müssen richtig kommuniziert werden. Erfolge<br />
müssen sichtbar gemacht werden. »»<br />
VMprofil 1 [27 ]<br />
Rolke: „Wir müssen eine<br />
offenere Gesprächs- und<br />
Informationskultur herstellen,<br />
um den Mitarbeitern die Angst<br />
zu nehmen. Wir müssen lernen,<br />
Wissen nicht zurückzuhalten<br />
und Herrschaftswissen<br />
aufzubauen, sondern Transparenz<br />
zu schaffen.“
Ankerlösungen setzen bei strukturellen Maßnahmen an, während<br />
Hosentaschenlösungen Hilfen für die alltägliche Kommunikation<br />
bieten.<br />
Rolke: „Sie müssen in fünf<br />
Minuten erklären können,<br />
wie ihre Vision von der Veränderung<br />
aussieht. Das setzt voraus,<br />
dass die Vision sehr einfach<br />
und klar ist. Die Vorbereitung<br />
darauf kann Monate dauern. “<br />
»» Das Zweite ist die Wiederentdeckung der Meister.<br />
Die Mitarbeiter gucken auf die mittlere Führungsebene.<br />
Macht der unmittelbare Vorgesetzte mit, dann machen<br />
die Mitarbeiter auch mit.<br />
Natürlich müssen schließlich auch die Mitarbeiter<br />
selber einbezogen werden. Es sind die Mitarbeiter, die<br />
die besten Verbesserungsvorschläge machen können.<br />
Wenn Sie dieses Potenzial nicht ausschöpfen, werden Sie<br />
Ihre Arbeit auch nicht verbessern können. Das sind die<br />
strukturellen Maßnahmen.<br />
Die Hosentaschenlösung: Für den alltäglichen Gebrauch<br />
muss ich, um Innovationen zu erleben und selber<br />
innovativ zu sein, die drei Grundregeln beachten, die wir<br />
eben eingeführt haben: erstens Win-win-Kommunikation<br />
betreiben und als Lernprozess begreifen, zweitens die<br />
Spielregeln, deren Einhaltung Sie von anderen erwarten,<br />
auch leben und drittens sich klar machen, wie wichtig es<br />
ist, Dinge zu verlernen und sich auf das richtig Neue zu<br />
konzentrieren.<br />
Damit kommen wir eigentlich zur entscheidenden<br />
Frage: „Wie geht‘s los?“ Ich möchte acht Schritte nennen, auf die es ankommen<br />
wird. Das erste ist: Sie werden keine Veränderungen herbeiführen,<br />
wenn Sie nicht ein Gefühl von Dringlichkeit erzeugen.<br />
Nur wenn die Leute ein höheres Ziel haben und sagen: „Das erreiche ich<br />
nicht, das tut weh“, merken sie, das etwas passiert. Auf der zweiten Ebene<br />
müssen Sie die Selbstherrlichkeit bekämpfen. Das Gefährlichste sind immer<br />
die Erfolgsgeschichten. Das wirkliche Potenzial, das Unternehmen haben, ist<br />
die Fehlergeschichte.<br />
Der zweite entscheidende Schritt ist, eine Führungskoalition aufzubauen.<br />
Sie brauchen ein Kernteam, das Autorität und Glaubwürdigkeit hat. Es muss<br />
immer jemand aus dem Vorstand dabei sein, der für die Autorität steht. Sie<br />
brauchen dann Menschen, die glaubwürdig sind, zum Beispiel Führungskräfte<br />
aus der mittleren Ebene mit entsprechender Sachkenntnis und Führung.<br />
Dazu müssen Sie Mitspieler haben. Sie müssen relativ schnell auf 15 bis 20<br />
Prozent Veränderungswillige kommen. Das schaffen Sie, wenn Sie die entsprechenden<br />
Strukturen gleich mitverändern. Viele Leute sind offen und<br />
bereit, bei Veränderungen mitzumachen, weil sie darin Chancen erkennen.<br />
Der dritte Schritt ist, dass Sie erklären können, was diese Veränderung<br />
eigentlich ist. Wenn Sie ihre Vision nicht in fünf Minuten so erläutern können,<br />
dass es verständlich ist und Interesse und die Bereitschaft, darüber nachzudenken,<br />
weckt, werden Sie nicht sehr erfolgreich sein. Das setzt voraus, dass<br />
die Vision sehr einfach und klar ist.<br />
VMprofil 1 [28 ]
Daraus folgt der vierte Schritt: Es werden Einwände kommen, die man<br />
natürlich ernst nehmen muss. Deshalb brauchen Sie eine einfache und klare<br />
Sprache mit Bildern. Sie müssen vorleben, was anders geworden ist. Sie<br />
müssen aber auch auf andere hören, denn Einwände sind natürlich auch eine<br />
Beratungshilfe. Und Sie müssen Ihr Anliegen zu einer Kampagne machen.<br />
Und der fünfte Schritt ist, dass Sie all denen, die mitmachen, auch<br />
Know-how und Eigenverantwortung geben. Das heißt, dass Vorgesetzte mehr<br />
und mehr zu Spielführern werden. Ob Sie gewinnen oder nicht, entscheidet<br />
sich danach, ob Sie Ihre Leute richtig eingesetzt haben.<br />
Der sechste Schritt ist ganz wichtig. Wenn Sie etwas angefangen<br />
haben, dann überlegen Sie sich gleich, wann Erfolge auftreten und wie<br />
Sie diese kommunizieren. Wer nicht zu einem bestimmten Zeitpunkt<br />
Erfolge produziert und hier auch richtig inszeniert, wird am Ende<br />
keinen Erfolg haben.<br />
Und dann bedenken Sie bitte siebtens, dass es immer auch Durststrecken<br />
geben wird. Das müssen Sie durchhalten können. Je mehr es<br />
Ihnen gelingt, dann Erfolge sichtbar zu machen, desto mehr wird der<br />
Widerstand schwinden.<br />
Schließlich kommt ein achter Schritt, der sehr wichtig ist: Wir müssen die<br />
Veränderungen zum Bestandteil unserer Unternehmens- oder Organisationskultur<br />
machen. Innovationen müssen zu ungeschriebenen Gesetzen werden,<br />
damit sie wirklich Akzeptanz finden. Das muss aber auch heißen, dass<br />
Schlüsselpersonen, die anhaltend Widerstand leisten, ausgewechselt werden.<br />
Meine allerletzte Empfehlung: Laufen Sie, wenn Sie sich mit Innovationen<br />
beschäftigen, nicht allem hinterher. Es kommt darauf an, das Ziel zu erreichen.<br />
Und das geht nur, wenn man sich richtig aufstellt. Und sich richtig<br />
aufstellen heißt, sich mit anderen abzusprechen und sich abzusprechen heißt,<br />
richtig zu kommunizieren. Und richtig zu kommunizieren heißt dann, den<br />
Erfolgsfaktor Kommunikation ernst zu nehmen.<br />
Vielen Dank, meine Damen und Herren!<br />
Rolke: „Versuchen Sie die Vielfalt der Kommunikationsformen<br />
zu nutzen. Es reicht nicht aus, nur an den Intellekt zu<br />
appellieren, auch die Emotionen müssen angesprochen werden.“<br />
VMprofil 1 [29 ]<br />
Rolke: „Wir können noch so<br />
innovative und tolle Dinge<br />
machen, aber am Ende steht<br />
dahinter, dass wir mit Weniger<br />
Mehr erreichen wollen. Von<br />
dieser Entwicklung können und<br />
dürfen sich Verwaltungen nicht<br />
abkoppeln.“
Innenminister Behrens: „Den<br />
Teilnehmenden sollten keine<br />
maßgeschneiderten Konzepte<br />
in Form einer Kopiervorlage<br />
serviert werden. Hier werden<br />
theoretische und praktische<br />
Beispiele sowie Anstöße zum<br />
Nachdenken gegeben.“<br />
Unternehmen und <strong>Landesregierung</strong> präsentierten ihre Mitarbeitermedien<br />
Kommunikationsmarkt bot<br />
vielfältige Eindrücke und Anregungen<br />
Medien und Informationen bestimmten das Bild auf dem bunten Kommunikationsmarkt,<br />
der das Führungskräfteforum in Mont-Cenis begleitete. Dort zeigten die<br />
Unternehmen der freien Wirtschaft wie auch die <strong>Landesregierung</strong> ihre<br />
Wege und Instrumente zur Mitarbeiterinformation.<br />
In den Pausen sowie vor und nach den Veranstaltungen<br />
erwies sich der Kommunikationsmarkt als beliebter Treffpunkt<br />
für die Tagungsteilnehmer. Zwischen Plakatwänden,<br />
Terminals und Tischen mit Stapeln von Zeitungen<br />
und Zeitschriften tauschten sich die Führungskräfte<br />
untereinander aus oder nutzten die Gelegenheit zu<br />
einem Gespräch mit den Kommunikationsexperten der<br />
Unternehmen. Der Blick über den Tellerrand zu den<br />
Kommunikationsmitteln von Bahn, Telekom und<br />
Deutscher Bank bot reichlich Anregung: Mitarbeiterzeitungen,<br />
zum Teil mit regional oder auf Konzernbereiche<br />
ausgerichteten Ausgaben, Zeitschriften<br />
speziell für Führungskräfte, Inter- und Intranet,<br />
Plakate, Broschüren, CD-ROMs wetteiferten um die<br />
Aufmerksamkeit der Besucher.<br />
Auch das Innenministerium präsentierte seine Kommunikationsangebote.<br />
Infowand, Schriften und digitale Präsentationsformen<br />
zeigten, welche Schritte die <strong>Landesregierung</strong> seit dem<br />
Frühjahr vergangenen Jahres unternommen hat, um ihre Mitarbeiter<br />
schnell und umfassend<br />
über die Verwaltungsmodernisierung<br />
zu informieren.<br />
Dazu gehörten neben der<br />
VMimpulse, Broschüren und<br />
Newslettern ein Terminal mit<br />
den Internetseiten des Ministeriums.<br />
Neben einer Menge<br />
Lesestoff nahmen die Besucher<br />
dieses besonderen Marktes<br />
eine Fülle von Eindrücken<br />
und Anregungen mit.<br />
Manuel Seibel erläuterte interessierten Besuchern am Informationsstand<br />
der Deutschen Bank die einzelnen Medien. „Um die Fusion<br />
mit Bankers Trust kommunikativ zu begleiten, wurde beispielsweise<br />
jedem Mitarbeiter ein umfangreiches Willkommenspaket überreicht.“<br />
VMprofil 1 [30 ]
Am Stand der <strong>Landesregierung</strong><br />
wurden die unterschiedlichen<br />
Printmedien wie VMimpulse,<br />
Broschüren und Gesetzestexte<br />
angeboten. Daneben konnte auch<br />
im Web-Angebot zur Verwaltungsmodernisierung<br />
gesurft werden.<br />
Die Komponenten eines umfassenden Kommunikationssystems<br />
stellte die Deutsche Bahn vor: von der Mitarbeiterzeitung<br />
über ein Infotelefon, unterschiedliche Intranetangebote<br />
und Führungskräfteinformationen bis hin<br />
zum „Flugblatt“ mit Schnellinformationen.<br />
VMprofil 1 [31 ]<br />
Die Deutsche Telekom stellte insbesondere die speziellen Informationsmedien<br />
für die einzelnen Zielgruppen heraus: beispielsweise ein<br />
Intranet-Angebot für Führungskräfte, ein weiteres für alle<br />
Beschäftigten und eine Zeitschrift für Mitarbeiter im Personalbereich.
Ein Workshopteilnehmer:<br />
„Wir haben festgestellt,<br />
dass wir in den verschiedenen<br />
Behörden viele Bereiche<br />
einheitlich sehen und uns<br />
doch weiter aufeinander zu<br />
bewegen müssen.“<br />
Sieben Workshops vertieften die Themen des <strong>Symposium</strong>s<br />
Fragen, Probleme und Lösungsansätze<br />
auf den Punkt bringen<br />
Stille über Mont-Cenis. Der Bürgersaal – menschenleer. Die Kantine – wie ausgestorben. Auf<br />
den Fluren, in den Gängen, im Foyer und selbst auf dem Kommunikationsmarkt herrschte<br />
gähnende Leere. Dafür ging es in den Arbeitsräumen der Fortbildungsakademie umso lebhafter<br />
zu. Dort wurde diskutiert und gestikuliert, geredet und gestritten, ausgetüftelt, formuliert,<br />
verworfen und festgehalten.<br />
Sieben Workshops zu vier Themen führten am 17. Dezember <strong>1999</strong> die<br />
Tagung „Veränderungen kommunizieren – Kommunikation verändern“ fort.<br />
Unter dem gemeinsamen Titel „Von der Vision zur Wirklichkeit“ setzten sich<br />
die Führungskräfte der Landesverwaltung mit Praktikern aus der Wirtschaft<br />
zusammen, um aus dem am Vortag Gehörten konkrete Konzepte für die eigene<br />
Arbeit abzuleiten.<br />
Während außerhalb der Tagungsräume ein paar einsame Heizstrahler etwas<br />
Wärme in das ausgekühlte „mediterrane“ Klima des großen Glasquaders<br />
brachten, liefen in den Workshops zum Teil hitzige Debatten. Manche verpassten<br />
darüber fast Pause und Mittagessen. Als die sieben Arbeitsgruppen<br />
dann ihre umfangreichen Ergebnisse im Bürgersaal vorstellten, hatte Moderator<br />
Bernhard Messer Mühe, die Redner an den vorgegebenen Zeitrahmen zu<br />
binden. Die Präsentationen näherten sich von unterschiedlichen Seiten dem<br />
Kernpunkt – dem kommunikativen Umgang mit dem Umstrukturierungsprozess.<br />
Dabei kamen sie teilweise zu erstaunlich vergleichbaren Schlüssen.<br />
Zum Teil wurde ganz konkretes Handwerkszeug erarbeitet. Im Workshop1<br />
zum Thema „Strategische Ziele – Kommunikationskampagnen entwickeln“<br />
unter der Leitung von Roland Ellmann, Bayer AG Leverkusen,<br />
beispielsweise lag zum Schluss ein komplettes, achtstufiges<br />
Kommunikations-Konzept vor, das Antwort auf die wichtigsten<br />
Fragen gibt:<br />
Wann, wo und wie kommuniziert wer mit welchen Mitteln,<br />
Logos und Rückmeldungs-Instrumenten? Anhand eines<br />
detaillierten Plans können verschiedene Informationsformen<br />
je nach Anlass, Zielgruppe, Zeitpunkt usw. abgelesen werden.<br />
„Die Ziele der Verwaltungsmodernisierung müssen dringend<br />
konkretisiert werden, transparent sein und ganz zeitnah<br />
transportiert werden. Das wünschen sich die Mitarbeiter“, so<br />
beschrieb Burkhard Tewinkel, Deutsche Bahn AG, ein Ergebnis<br />
seines Workshops 4 „Integration von Behörden – eine gemeinsame<br />
Kultur aufbauen.“ Damit griff die Gruppe eine der<br />
am Vortag gehörten Leitlinien auf: Die Spielregeln müssen<br />
gelebt werden. „Die <strong>Landesregierung</strong> sollte sich darüber im<br />
Klaren sein, dass sie an Glaubwürdigkeit verliert, wenn sie sich<br />
nicht an die selbst gesetzten Maßstäbe hält“, so Tewinkel. Sein<br />
Eindruck nach dem zweitägigen Forum:<br />
In den Workshops wurden Ideen gesammelt, Probleme diskutiert,<br />
Lösungsansätze besprochen, gegrübelt, geredet, gestikuliert und gestritten.<br />
VMprofil 1 [32 ]
Michael Rechenbach von Kohtes Klewes Bonn leitete einen der<br />
beiden Workshops, die sich mit dem Thema „Integration von<br />
Behörden – eine gemeinsame Kultur aufbauen“ auseinander setzten.<br />
„Die Mitarbeiter sind hochmotiviert, an der Veränderung mitzuarbeiten,<br />
allerdings nicht für die Schublade.“ Der Wunsch nach mehr<br />
Klarheit und Mitgestaltung kam auch in der Parallelgruppe zum<br />
Ausdruck. „Die Teilnehmer fordern von der <strong>Landesregierung</strong> Klarheit,<br />
Verlässlichkeit und Konstanz als Grundlage für ein Konzept“, so<br />
Michael Rechenbach, Kohtes Klewes Bonn. Ein Teilnehmer erklärt<br />
warum: „Was sollen wir unseren Mitarbeitern sagen, wenn wir nicht<br />
wissen, was in ein, zwei Jahren läuft?“<br />
Auch die Arbeitsgruppe 6 von Dr. Erich Schäfer, Deutsche Bank AG, mit<br />
dem Thema „Kommunikation vernetzen – Aktivieren im Veränderungsprozess“<br />
diskutierte über die Voraussetzungen für das Engagement jedes Einzelnen.<br />
Schäfer: „Wir haben einen Katalog von Möglichkeiten aufgestellt, die<br />
Verwaltungsmodernisierung durch einen gelungenen Kommunikationsprozess<br />
zu unterstützen. Aufgelistet wurden aber auch die Bedingungen, um dieses<br />
Aktivierungspotenzial auszulösen.“ Beim Thema 7 „Mitarbeitermedien – den<br />
interaktiven Informationsfluss gestalten“ stand das Intranet im Mittelpunkt.<br />
Das sollte jedoch nicht heißen, dass Schwarzes Brett und Mitarbeiterzeitung<br />
überflüssig wären. Der Erfolg liege in der Verknüpfung unterschiedlicher<br />
Medien, so das Fazit der Gruppe unter Leitung von Arne Girgensohn, TrimediaReporter<br />
Düsseldorf. Eine der wichtigsten Botschaften: „Die Mitarbeiter<br />
müssen die Bedeutung dessen, womit sie sich beschäftigen, erkennen. Man<br />
muss ihnen Mut machen und versichern ,Was Ihr da tut, ist wichtig!‘“ Aussagen<br />
wie „Der Veränderungsprozess ist Chefsache“, „Kommunikation braucht<br />
klare, verbindliche Informationen“ oder „Nur durch gezielte Strategien und<br />
Konzepte lässt sich Kommunikation sinnvoll organisieren und steuern“<br />
kristallisierten sich bei der Präsentation als gemeinsame Nenner heraus. Einheitlich<br />
auch der Wunsch, das Führungskräfteforum hätte bereits vor zwei<br />
Jahren stattgefunden. Bernd Müller, Bezirkregierung Arnsberg: „Das hätte<br />
die Einstiegsveranstaltung zur Verwaltungsmodernisierung sein müssen.“<br />
Trotzdem waren die meisten mit dem Verlauf und dem „Output“ sehr zufrieden.<br />
„Wir nehmen Ergebnisse mit, auf denen wir<br />
aufbauen können.“ Wie Sandy Lüken, Bezirksregierung<br />
Münster, sahen es die meisten der<br />
Forumsteilnehmer. Jetzt komme es darauf an,<br />
was man daraus macht. Harry Kolbe, Polizeipräsidium<br />
Bonn, beschrieb stellvertretend für<br />
viele seine Zuversicht mit anschaulichen<br />
Worten: „Wir finden einen Weg von Herne<br />
zurück – nicht mit dem Ferrari, aber auch nicht<br />
mit der Postkutsche.“<br />
Häufig tauchten bei Situationsanalysen die Fragen auf:<br />
Warum eigentlich? Was ist das Ziel? Was bringt uns das alles?<br />
VMprofil 1 [33 ]<br />
Innenminister Behrens: „Die<br />
Konzepte der Unternehmen<br />
sind zwar nicht eins zu eins<br />
übertragbar, sie flossen aber<br />
in die Workshoparbeit ein.“
Zwei Workshops setzten sich mit der strategischen Planung auseinander<br />
„Strategische Ziele –<br />
Kommunikationskampagnen entwickeln“<br />
Workshop 1<br />
Die erste Gruppe wurde von Roland Ellmann geleitet, der seit Anfang 1997 zum Konzernbereich<br />
Unternehmenskommunikation der Bayer AG Leverkusen gehört. Ellmanns Arbeitsschwerpunkt<br />
ist die interne Kommunikation in Verbindung mit der konzernweiten SAP-<br />
Einführung. Der 43-jährige Journalist leitete vorher die Pressestelle der Stadt Leverkusen.<br />
Harry Kolbe, Leiter der Pressestelle beim Polizeipräsidium Bonn, trug die Ergebnisse des<br />
ersten Workshops vor.<br />
Die von Roland Ellmann aufgezeigte Form der strategischen Medienkommunikation<br />
ist zwar nicht voll übertragbar auf die öffentliche Verwaltung,<br />
aber das eine oder andere können wir doch übernehmen und umsetzen.<br />
Wir haben Handwerkszeug, Leitsätze, Schritte und letztendlich eine Matrix<br />
erarbeitet, die Inhalte der strategischen Medienkommunikation zeigt.<br />
Die Qualität der Kommunikation hängt ab von der Qualität<br />
der Konzeption und von den logistischen und personellen<br />
Voraussetzungen. Wir müssen uns Zeit für die Planung<br />
nehmen. Zwischen Tür und Angel ist nichts zu erreichen.<br />
Wir benötigen die Möglichkeit der Identifikation. Es bietet<br />
sich an, ein Logo für das Projekt zu finden. Wir erzielen hiermit<br />
eine Bindungswirkung – nicht nur im Leitungsbereich,<br />
sondern auch auf der Ebene der Mitarbeiter. Das Logo sollte<br />
innerhalb des Behördenerscheinungsbildes bleiben.<br />
Ganz wesentlich ist, die Zielgruppen zu identifizieren.<br />
Sie unterscheiden sich nach Interessenlagen. Fragen der<br />
Führungskräfte sind nicht unbedingt Fragen der Mitarbeiter.<br />
Hier muss klar erkannt werden, wo wollen wir hin, wen wollen<br />
wir ansprechen?<br />
Ellmann: „Schaffen Sie insgesamt ein positives Klima für Sie müssen die Meisterebene ansprechen. Die Multiplika-<br />
Veränderungen. Begleiten Sie die lernende Organisation.“<br />
toren, die Projektmitarbeiter, müssen voll eingebunden sein.<br />
Die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit ist ein entscheidender<br />
Multiplikator für das, was Sie letztendlich umsetzen wollen. Ganz wichtig ist,<br />
alle Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen anzusprechen. Nur gemeinsam tragen<br />
sie letztlich das Ganze. Nicht vergessen werden sollte die Mitbestimmungsebene.<br />
Ist sie nicht eingebunden, kann die Kampagne, die Sie starten, frühzeitig<br />
in eine falsche Richtung gelenkt werden. Schließlich kann es wichtig<br />
sein, die Öffentlichkeit und Medien als Zielgruppe anzusprechen, etwa bereits<br />
Roland Ellmann: „Wir ge- im Vorfeld mit den Medien schon Gespräche zu führen.<br />
rieten immer wieder in das Stellen Sie mögliche Medien zusammen. Hier können vielfältige Dinge<br />
selbe Fahrwasser und an die eingesetzt werden. Prüfen Sie den Einsatz in Bezug zu Ihren Zielgruppen. Im<br />
Frage: Warum funktioniert die Kontakt mit der Leitungsebene muss es nicht unbedingt das allgemeine Mit-<br />
Modernisierung nicht?“<br />
arbeiterblatt, sondern es kann eine Dienstbesprechung sein. Versuchen Sie,<br />
vorhandene Behördenmedien zu nutzen. Nutzen Sie ein vorhandenes Intranet.<br />
Printmedien wie Behördenzeitung, Poster, Rundschreiben, die angesprochenen<br />
elektronischen Medien, Videos bis hin zur CD-ROM sind sicherlich gute<br />
Möglichkeiten, um den Transfer zu sichern. Nicht zu vergessen sind<br />
VMprofil 1 [34 ]
Zwar wurde den Teilnehmern deutlich, dass nicht alle vorgestellten<br />
Konzepte auf die Verwaltung übertragbar sind; das eine oder andere<br />
kann jedoch übernommen und umgesetzt werden.<br />
Folieneinsätze, Vorträge, eine Hotline – diese „Standardmedien“<br />
müssen zielgerichtet eingesetzt werden. Schließlich<br />
sollten wir auf keinen Fall auf die persönliche<br />
Kommunikation, das persönliche Gespräch verzichten.<br />
Definieren Sie auch, wann Sie kommunizieren wollen. Kommunizieren<br />
Sie früh – das signalisiert Offenheit und Ehrlichkeit. Kommunizieren Sie zu<br />
den richtigen Terminen, das erhöht die Effizienz, beachten Sie zwingende<br />
Termine wie die Information nach Dienstvereinbarungen. Suchen Sie dabei<br />
nach Anlässen für Ihre Botschaften, etwa Personalversammlungen, Dienstbesprechungen,<br />
Vierteljahresgespräche oder Kabinettsitzungen.<br />
Definieren Sie, was Sie kommunizieren wollen. Sie müssen motivieren,<br />
dabei aber ehrlich und offen sein. Mögliche Themen in der Startphase sind<br />
beispielsweise: Warum ist die Reform nötig? Welche Probleme gibt es, welche<br />
Chancen bieten sich, was will die Behördenleitung? Transportieren Sie im<br />
weiteren Verlauf auch Erfolge. Führen Sie Befragungen am Arbeitsplatz<br />
durch: Wie ist die Unterstützung durch Entscheidungsträger ausgestaltet, wie<br />
werden die Mitarbeiter mitgenommen? Schaffen Sie insgesamt ein positives<br />
Klima für Veränderungen, begleiten Sie die lernende Organisation.<br />
Legen Sie fest, wer kommuniziert. Stehen in Ihren Arbeitsbereichen große<br />
Personalveränderungen an, dann schicken Sie bitte nicht Ihren Pressesprecher.<br />
So etwas ist Chefsache. Hier ist mindestens jemand der Behördenleitung<br />
gefragt. Strukturieren Sie, in welchen Fällen die Behördenleitung kommuniziert<br />
und wann das Kommunikationsteam oder andere Gruppen kommunizieren<br />
sollen.<br />
Suchen Sie Feedback-Mechanismen, Feedback ist strategisches Mittel zur<br />
Überprüfung der bisherigen Arbeit und zur Planung der neuen. Wann wollen<br />
Sie von wem und wozu eine Rückmeldung? Nutzen Sie Befragungen, Wettbewerbe<br />
oder Telefonaktionen. Sie können auch eine Hotline schalten. Sie erfahren<br />
sehr viel auch über diejenigen, die wir zunächst mal als Querulanten<br />
sehen. Ist das „Warum“ eines Veränderungsprozesses akzeptiert, existiert<br />
auch die Bereitschaft zum Wandel.<br />
Aus diesen Leitsätzen wurde eine Matrix entwickelt. Aus den verschiedenen<br />
Punkten ergeben sich Handlungsmöglichkeiten, wann Sie bestimmte Gruppierungen<br />
ansprechen, wen Sie ansprechen und wie Sie sie ansprechen. Dies<br />
ist eine Möglichkeit, strategische Medienkommunikation vorzunehmen. »»<br />
Es wurde eine<br />
Matrix erarbeitet,<br />
die Inhalte der<br />
strategischen<br />
Medienkommunikation<br />
zeigt.<br />
Meilenstein<br />
Aktivität oder<br />
Veranstaltung<br />
Personalversammlung<br />
Personalversammlung<br />
Dienstbesprechung<br />
Personalkonferenz<br />
Termin Zielgruppe Anforderungen Inhalt Medium Verantwortlichkeit<br />
Fix oder<br />
von/bis<br />
Empfänger<br />
Botschaft<br />
Bedürfnisse der<br />
Zielgruppe<br />
Aussage<br />
Botschaft<br />
Art und Weise<br />
Übermittlung<br />
Wer setzt um<br />
Fix<br />
Fix<br />
regelmäßig<br />
Fix<br />
Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter<br />
Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter<br />
Führungsebene<br />
Öffentlichkeit<br />
Anerkennung<br />
Ehrlichkeit<br />
und Offenheit<br />
VMprofil 1 [35 ]<br />
Vorteile vermitteln, Notwendigkeiten<br />
erläutern<br />
Wissen<br />
Informationen über<br />
Kabinettbeschlüsse<br />
Qualitätssteigerung,<br />
weniger Kosten, Erfolgsstorys<br />
Kundenzufriedenheit<br />
Behördenzeitung<br />
Ellmann: „Wir suchten das<br />
Handwerkszeug, mit dem<br />
man das, was als richtig erarbeitet<br />
wurde, unters Volk<br />
bringen kann. Dazu muss man<br />
sich erst mal klar werden, was<br />
eigentlich die Botschaft ist.“<br />
Kommunikationsteam<br />
Rede Behördenleitung<br />
Persönliches<br />
Gespräch<br />
Interview,<br />
Pressemitteilung<br />
Pressestelle<br />
Zielsetzung<br />
Was ist zu<br />
erreichen<br />
„Warum“ erläutern, um<br />
Akzeptanz zuermöglichen<br />
„Warum“ erläutern, um<br />
Akzeptanz zuermöglichen<br />
Behördenleitung Zielvereinbarungen<br />
Akzeptanz in<br />
der Öffentlichkeit<br />
steigern<br />
Feedback<br />
Ob und wie<br />
Preisausschreiben <br />
Ergebnisbericht<br />
Medienauswertung
Dr. Uwe Günther: „Immer<br />
wieder taucht das Problem<br />
auf, was wir überhaupt vermitteln<br />
können, das heißt was<br />
ist so weit beschlossen, dass es<br />
transportiert werden kann.“<br />
Die Workshopteilnehmer arbeiteten<br />
zunächst gemeinsam heraus, was<br />
mit der Kommunikationskampagne<br />
erreicht werden soll.<br />
»» Zum Abschluss eine Anmerkung: Mittlerweile ist uns wohl klar<br />
geworden, dass wir einen Weg zurück von Herne nach Leverkusen finden,<br />
nicht im Ferrari, aber auch nicht mit der Postkutsche.<br />
Workshop 2<br />
Der zweite Workshop, der sich mit dem Thema „Strategische Ziele – Kommunikationskampagnen<br />
entwickeln“ beschäftigte, wurde von Torsten Oltmanns geleitet. Der 35-jährige Volkswirt, seit<br />
1996 bei McKinsey & Company, ist verantwortlich für die interne, externe und die Klienten-<br />
Kommunikation der sieben Standorte von McKinsey Deutschland. Zuvor war er unter anderem<br />
als Persönlicher Referent und als Büroleiter von Rudolf Scharping tätig. Die Ergebnisse wurden<br />
von Dr. Uwe Günther, Abteilungsleiter im Ministerium für Bauen und Wohnen <strong>NRW</strong>, vorgetragen.<br />
Wir haben uns länger über das Dreieck „Verbessern-Informieren-Akzeptanz“<br />
unterhalten. Am Anfang einer jeden Strategie muss eine genaue<br />
Erörterung dessen stehen, was man eigentlich erreichen will. Das heißt, man<br />
muss sich genau darüber verständigen, dass wir sagen, wir wollen die Verwaltungsmodernisierung,<br />
das ist das Ziel und die Mittel sind eben Akzeptanzerzielung<br />
und Information, wobei klar ist, dass man bei den Mitteln<br />
begrenzten Zielerreichungsgrad haben kann.<br />
Ein Problem bei der Informationsstrategie sind die Vorgaben der <strong>Landesregierung</strong>:<br />
Wir können nur einen Teil vermitteln und wissen nicht, wie es<br />
weitergeht und stehen damit jeweils vor einem Glaubwürdigkeitsproblem.<br />
Das ist ein Problem, das können wir nicht durch eine Strategie lösen, das<br />
muss das Kabinett lösen.<br />
Wir haben versucht, ein vorgegebenes Muster durchzuarbeiten. Das war<br />
ganz hilfreich, denn das Muster bewirkt eins: Man überlegt sich genauer, was<br />
mache ich eigentlich und warum.<br />
Voraussetzung einer Kommunikationsanalyse ist die Identifikation und<br />
Priorisierung der Adressaten. Dann ist eine Kommunikationsplanung<br />
zu erstellen und sind Umsetzungsschritte einzuleiten.<br />
Diese Kommunikationsanalyse wird jetzt konkretisiert; ich möchte<br />
ein Beispiel aus der Bauverwaltung nehmen – Adressaten wären<br />
etwa die Leitungsebenen der 28 Staatlichen Bauämter. Da würde<br />
man sagen:<br />
– Einfluss auf den Projekterfolg = hoch;<br />
– Dringlichkeit der Kommunikation = ebenfalls hoch;<br />
– Überschneidung/Querverbindung zu anderen Adressaten z. B.<br />
• der Personalrat,<br />
• die erwähnten „Meister“,<br />
• die Presse,<br />
• Architekten und<br />
• der Mittelstand.<br />
VMprofil 1 [36 ]
Man hätte damit einen Adressatenkatalog,<br />
den man nun im Hinblick auf die Einwirkungsmöglichkeiten<br />
priorisieren würde. Nun<br />
muss eine Einstufung vorgenommen werden,<br />
welche dieser Gruppen vor allen anderen zu informieren<br />
ist. Die in der Kategorie 1, die „jetzt<br />
mobilisieren“-Gruppe, ist für den Erfolg Ausschlag<br />
gebend. Sie soll prioritär mit Informationen versorgt werden. Dem<br />
gegenüber wäre die Gruppe 4 – hier: die Architekten – zwar ebenfalls zu<br />
informieren. Dies hat aber keinen Einfluss auf den Erfolg der Maßnahme.<br />
Bei der Erstellung eines Adressatenprofils muss man versuchen, festzustellen,<br />
welche Chancen und Risiken gelten für die unterschiedlichen<br />
Adressaten. Am Beispiel der Amtsleitungen: Welche Chancen bieten sich<br />
durch das Projekt? Bietet es Aufstiegsmöglichkeiten? Als Risiko könnte auch<br />
ein Abstieg in der Hierarchie bestehen.<br />
Weiterhin müssen Sie eine Art Kommunikations-Masterplan erstellen.<br />
• Zielgruppe wären wieder die Amtsleitungen<br />
• Kommunikationsziel ist die aktive Teilnahme am Modernisierungsprozess<br />
• Die Kernbotschaft wäre – aus meiner Sicht – der Abbau von regulierenden<br />
Vorschriften. Ich würde versuchen, am Berufsethos anzusetzen und zu sagen,<br />
durch die neue Organisationsform könnt Ihr das, was Ihr könnt, besser<br />
machen als vorher.<br />
• Kommen wir zum Medium: Es gibt regelmäßige Amtsleitungstagungen,<br />
es gibt persönliche Besprechungen. Wir müssen überlegen, ob wir nicht so<br />
eine Art Führungsbrief machen, indem wir gezielt insbesondere die Amtsleitungen<br />
einbeziehen.<br />
• Ein sinnvolles Timing versteht sich von selbst.<br />
• Einiges ist vorauszusetzen: finanzielle Ausstattung, Abstimmungen z. B. mit<br />
anderen Abteilungen. Verantwortlichkeit heißt, dass man die Personen, die es<br />
dann umsetzen sollen, auch konkret benennt.<br />
Wir haben in unserem Workshop vorbereitete Folien genommen, haben<br />
unterschiedliche Felder angesprochen und mehrere Gruppen haben das für<br />
sich ausgefüllt. Auf diesem Weg wurde durchaus klarer, wo es eigentlich<br />
Defizite gibt.<br />
Ich möchte das einmal selbstkritisch an einem Beispiel zeigen: Wir kommunizieren<br />
in jedem Jahr regelmäßig mit den Amtsleitungen bei zwei zweitägigen<br />
Amtsleitungstagungen. Bislang ging ich immer davon aus, dass der<br />
nachgeordnete Bereich, die stellvertretenden Amtsleitungen und die Abteilungsleitungen<br />
in den einzelnen Bauämtern, irgendwie auch informiert<br />
werden. Das ist offenkundig nicht der Fall. Hier hat mir unsere Gruppenarbeit<br />
schon ein bisschen geholfen, diese Defizite genauer zu analysieren.<br />
VMprofil 1 [37 ]<br />
T orsten Oltmanns:<br />
„Voraussetzung<br />
einer Kommunikationsanalyse<br />
ist die<br />
Identifikation und<br />
Priorisierung der<br />
Adressaten. Erstdann<br />
folgen Planung und<br />
Umsetzung.“
Michael Rechenbach:<br />
„Die zentralen Fragen<br />
lauteten: Was sind die entscheidenden<br />
Dinge, um eine<br />
gemeinsame Kultur aufzubauen?<br />
Wie kann es weitergehen?<br />
Und was brauchen<br />
wir dazu von der <strong>Landesregierung</strong>?“<br />
Zwischen bisher getrennten Behörden wird ein intensiver Dialog notwendig sein<br />
„Integration von Behörden –<br />
eine gemeinsame Kultur aufbauen“<br />
Workshop 3<br />
Der erste von zwei Workshops zu diesem Thema wurde von Michael Rechenbach, Consultant<br />
bei Kohtes Klewes Bonn geleitet. Michael Rechenbach berät unter anderem das Duale System<br />
Deutschland und das Bundesumweltministerium. Zuvor arbeitete er als Public-Relations-Berater<br />
bei ABC Eurocom in Düsseldorf. Die Workshopergebnisse fasste Dr. Dieprand von Richthofen,<br />
Leiter der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung Nordrhein-Westfalen, zusammen.<br />
Wir haben dazu Stellung genommen, welche Maßnahmen und Aktivitäten<br />
notwendig sind, um eine gemeinsame Kultur aufzubauen. Wie startet man?<br />
Welche Strukturen sind für solch einen Prozess erforderlich? Wir sind von der<br />
Situation ausgegangen, mit der die einzelnen Teilnehmer in diesen Workshop<br />
gekommen sind. Deren Reaktion mag vielleicht typisch sein für das, was hier<br />
im Lande allenthalben passiert, wenn man das erste oder zweite Modernisierungsgesetz<br />
bekommt und vielleicht noch nicht mal klare Vorgaben hat:<br />
nämlich eine ganze Menge an Verunsicherung, an Unklarheit und auch an<br />
Frust.<br />
Deshalb haben wir mit diesen Erfahrungen angefangen. Wie gehe ich<br />
eigentlich mit der Frustration meiner Mitarbeiter um? Wie kann ich in einer<br />
solchen Phase der Verunsicherung, in der sich jetzt viele Einrichtungen befinden,<br />
motivieren und planvoll vorgehen? Und ist Kultur nicht etwas, das ich<br />
auch von meinen Vorgesetzten erwarten muss?<br />
Dann haben wir uns weiter angenähert mit zwei Fragen. Nämlich: Was erwarten<br />
eigentlich die Mitarbeiter von uns als Führungskräften? Und die<br />
zweite Frage: Was erwarten wir entsprechend von den vorgesetzten Stellen?<br />
Als erstes erwarten unsere Mitarbeiter natürlich eine frühzeitige, umfassende<br />
Information, die letztlich bis zum letzten Mitarbeiter durchgeht. Diese<br />
Information muss auch persönlich übermittelt werden. Es reicht nicht, das<br />
den Medien zu überlassen. Vor allem erwarten die Mitarbeiter Glaubwürdigkeit.<br />
Die große Unzufriedenheit ergibt sich weniger, weil man mit Informationen<br />
oder auch mit harten Tatsachen konfrontiert wird, sondern weil nach<br />
und nach Halbwahrheiten durchsickern. Das zerstört Glaubwürdigkeit.<br />
Natürlich spielt auch das Thema Beteiligung eine entscheidende Rolle.<br />
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wollen frühzeitig eingebunden werden,<br />
ihren Sachverstand einbringen, ihr Engagement.<br />
Wenn es Gewinner und Verlierer gibt, erwarten<br />
vor allen Dingen diejenigen, die sich als<br />
Verlierer sehen, dass man sich ihnen auch emotional<br />
zuwendet. Dabei spielt natürlich auch die<br />
persönliche, vorbildliche Haltung eine Rolle.<br />
Ganz wichtig ist, bei der Zieldefinition von<br />
vornherein klarzumachen, wo sind Chancen<br />
VMprofil 1 [38 ]<br />
Einig waren sich die Teilnehmer darüber, dass eine<br />
frühzeitige, umfassende Information bis zum letzten<br />
Mitarbeiter zwingend erforderlich ist.
Rechenbach: „Es war spannend, obwohl<br />
das Thema Integration schwierig war.“<br />
und Risiken, welche Ziele oder Teilziele stehen bevor und welche<br />
Evaluierungsprozesse sind angesagt. Evaluierung ist am ehesten in<br />
dem Bereich möglich, in dem wir als Vorgesetzte selbst etwas vereinbaren<br />
können. In den anderen Bereichen ist eine Evaluierung in<br />
der Regel nicht vorgesehen. Wir haben aber eine Beratungspflicht<br />
und können auch Maßnahmen, die uns mehr oder weniger oktroyiert<br />
wurden, evaluieren.<br />
Umgekehrt erwarten wir diese ganzen Schritte, die die Mitarbeiter<br />
von uns erwarten, auch von der <strong>Landesregierung</strong> oder von<br />
unseren vorgesetzten Stellen. Auch möchten wir lieber mit harten<br />
Wahrheiten konfrontiert werden, als dass nach und nach etwas<br />
durchsickert.<br />
Jetzt einige Grundregeln, denn ohne Spielregeln geht es nicht bei dem<br />
Veränderungsprozess: Um den Wandel zu organisieren, genügt ein Stück<br />
gesunder Menschenverstand und ein planvolles Vorgehen. Wichtig auch hier<br />
der persönliche Einsatz, die Glaubwürdigkeit.<br />
Noch einmal vertieft das Thema Glaubwürdigkeit: Führungskräfte sollen<br />
sich nicht diskreditieren, sie sollen nicht einmal getroffene Entscheidungen<br />
verändern. Es ist auch wichtig, dass bei verschiedenen Organisationseinheiten<br />
nicht die eine Abteilung etwas machen darf, was die andere nicht macht.<br />
Deshalb ist eine Vernetzung sehr wichtig. Und: nichts versprechen, was man<br />
nicht halten kann und alles halten, was man versprochen hat.<br />
In diesem Zusammenhang war die Persönlichkeit von Führungskräften auf<br />
allen Ebenen ein zentraler Punkt. Führungskräfte müssen in solchen Phasen<br />
der Veränderung mehr vor Ort sein. Der Prozess des regelmäßigen Austauschs<br />
muss organisiert werden. Der Prozess, Kultur zu gestalten, muss zum Gegenstand<br />
planvollen Vorgehens gemacht werden.<br />
Bei der Information haben wir uns noch mal an dem Kaskadenmodell<br />
orientiert, das gestern vorgestellt wurde. Wenn nach und nach etwas von oben<br />
durchsickert, manche, wie z. B. der Hauptpersonalrat, über bessere Informationskanäle<br />
verfügen, dann muss man aggregierte Informationen vorab geben,<br />
damit die Behördenleiter zur gleichen Zeit die selben Informationen haben.<br />
Wir haben bei den Wegen zur Veränderung auf die Zeit zum Nachdenken<br />
im Vorfeld einer Neuorientierung Wert gelegt. Wir brauchen Ansprechpartner.<br />
Hier sind die Change-Agents genannt worden. Ob es der Minister, der Staatssekretär<br />
oder ein Abteilungsleiter ist, die müssen regelmäßig zur Verfügung<br />
stehen. Und auch die Informationswege müssen definiert sein. Es gab auch<br />
Aufgeschlossenheit für einen direkten Draht zum Minister, damit der nicht<br />
nur gefilterte Informationen erhält.<br />
Unser Modell für die Verbesserung der Zusammenarbeit und Entwicklung<br />
von Kultur: ein gemeinsames Konzept entwickeln – hier Integrationsmodell<br />
genannt –, Mitstreiter finden, über das Konzept informieren, Teilziele<br />
formulieren, überprüfen und abfeiern, wenn man sie erreicht hat, Medien<br />
einsetzen und das Ganze auf Dauer anlegen. »»<br />
VMprofil 1 [39 ]<br />
Rechenbach: „Die Teilnehmer<br />
waren größtenteils<br />
der Meinung,<br />
dass die Verwaltungsmodernisierung<br />
Sinn macht.<br />
Doch es besteht der<br />
Wunsch nach mehr Klarheit,<br />
Verlässlichkeit und<br />
Konstanz.“
Burkhard Tewinkel: „Die<br />
<strong>Landesregierung</strong> muss<br />
sich darüber im Klaren sein,<br />
dass sie an Glaubwürdigkeit<br />
verliert, wenn sie sich nicht<br />
an die selbst gesetzten<br />
Maßstäbe hält.“<br />
»» Wie in der täglichen Verwaltungsarbeit: Auch die Schaffung einer<br />
gemeinsamen Kultur erfordert einen ausgearbeiteten Maßnahmenplan,<br />
Beteiligung und ein transparentes Verfahren.<br />
Wie geht es weiter? Klärung und Verabschiedung verlässlicher Strukturkonzepte<br />
durch die <strong>Landesregierung</strong> ist eine absolute Vorgabe für diejenigen<br />
Behörden, die jetzt in der Übergangszeit gar nicht wissen, ob sie diesen<br />
Prozess der Zusammenführung, der Integration schon leisten sollen.<br />
Im eigenen Bereich müssen Integrationskonzepte ausgearbeitet werden<br />
und es muss die Zeitplanung für den nächsten Schritt erfolgen.<br />
Workshop 4<br />
Der zweite Workshop zum Thema „Integration von Behörden – eine gemeinsame Kultur aufbauen“<br />
wurde von Burkhard Tewinkel geleitet. Burkhard Tewinkel unterstützt seit 1995 als<br />
Leiter Interne Kommunikation der Deutschen Bahn AG den Wandel vom Staatsunternehmen<br />
zu einem wettbewerbsfähigen Dienstleistungsunternehmen. Die Ergebnisse dieses Workshops<br />
wurden von Franz-Josef Schlerkmann, Leiter des Versorgungsamtes Bielefeld, vorgetragen.<br />
Als wir die Handlungsfelder für eine mögliche neue Kultur definiert hatten,<br />
nämlich die Elemente der Verwaltungskultur, haben wir gesagt, wir möchten<br />
wissen, wohin wir steuern sollen, wie soll die Führungsstruktur aussehen,<br />
welche Führungsstile sind vorstellbar, welchen<br />
Umgang wollen wir miteinander pflegen, gerade<br />
wenn wir als unterschiedliche Behörden aufeinander<br />
zugehen müssen?<br />
Wir meinen, dass zum einen Transparenz<br />
erforderlich ist und vor allem die Beteiligung der<br />
Mitarbeiter. Dafür bräuchten wir ein Stück<br />
Autonomie, ein Stück Organisationshoheit,<br />
Organisationsfreiheit in der Behörde. Gleichzeitig<br />
müsste die Steuerungsfähigkeit und Steuerungsmöglichkeit<br />
der <strong>Landesregierung</strong> gewährleistet<br />
bleiben.<br />
Wir würden uns wohl zutrauen, horizontal<br />
eine neue Kultur in die Welt zu setzen, wir ver-<br />
Die Teilnehmer des Workshops arbeiteten in einem ersten Durchgang zunächst missen aber diese Kultur im vertikalen Bereich<br />
die Handlungsfelder für eine neue Verwaltungskultur heraus.<br />
von der ministeriellen Ebene bis nach unten.<br />
Diese Spielregeln werden nach unserer Ansicht<br />
nicht eingehalten. Was Kultur, Führungsgrundsätze und Leitbild angeht,<br />
sehen wir eine deutliche Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Wenn<br />
ein Kulturentwicklungsprozess Erfolg haben soll, dann ist es vor allem<br />
wichtig, die Ziele der Verwaltungsstrukturreform zu konkretisieren und auch<br />
transparent zu kommunizieren. Es kann nicht nur Bürgernähe getrommelt<br />
werden, wenn gleichzeitig auch Stellenabbau gemeint ist. Dieses Stück<br />
Ehrlichkeit wird eingefordert.<br />
VMprofil 1 [40 ]
Tewinkel: „Die Leute sind hoch motiviert,<br />
wobei ihr Anspruch lautet: Wir kriegen<br />
das hin, wenn man uns sauber arbeiten lässt.“<br />
Wenn man ein Konzept erstellen will, dann muss<br />
man weiterhin eine gewisse Planungssicherheit haben.<br />
Diese fehlt bisher. Ein Wunsch ist für den Prozess in<br />
inhaltlicher Sicht formuliert worden. Wir sollten<br />
versuchen, wenn wir im Zusammenhang mit der Verwaltungsstrukturreform<br />
Binnenmodernisierung betreiben, mehr Austausch<br />
zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung zu bekommen. So wie<br />
das gestern stattfand, ist das als guter Anfang gewertet worden.<br />
Die wesentlichste Voraussetzung, um überhaupt eine gemeinsame Kultur<br />
aus zwei Behördenkulturen entwickeln zu können, ist die gleichwertige Anerkennung<br />
der unterschiedlich gewachsenen Kulturen. Das Sich-aufeinander<br />
-zu-bewegen setzt einen dialogischen Prozess zwischen den betroffenen Verwaltungen<br />
voraus. Aber: „Störfeuer“ übergeordneter Instanzen könnte diesen<br />
Prozess sehr schnell wieder zum Erlahmen bringen. Als Maßnahme sollten<br />
Integrationsteams gegründet werden, die sich aus den betroffenen Bereichen<br />
zusammensetzen. Dabei sollten die unterschiedlichsten Entscheidungsebenen<br />
auf jeden Fall vertreten sein. Es muss sichergestellt sein, dass die von den<br />
Teams erarbeiteten Ergebnisse auch umgesetzt werden. Diese Integrationsteams<br />
sollten aus den wesentlichen Akteuren der jeweiligen Zentralorganisationseinheiten<br />
bestehen, wobei eine Neubesetzung mittelfristig eine gute<br />
Sache wäre. Außerdem muss der Integrationsprozess mit externer professioneller<br />
Hilfe konsequent kommuniziert werden. Der Kommunikator muss im<br />
Team vertreten sein. Hier geht es um die Zielklarheit und es geht auch darum,<br />
dass man die Meilensteine nennt und diese als gefeierte Erfolge „abhaken“<br />
kann. Nur dann entsteht auch für die Mitarbeiter das Gefühl, dass sich etwas<br />
bewegt und man sich dem Ziel nähert.<br />
Der Kommunikationsprozess hinsichtlich der Integration von zwei oder<br />
drei Behörden in eine neue Regionaldirektion muss konsistent sein zur Kommunikation<br />
des Gesamtvorgangs Verwaltungsstrukturreform. Und last not<br />
least haben wir gesagt: Das sollte bereits jetzt, wenn man die Umsetzung der<br />
Strukturreform plant, mitgeplant<br />
werden und insbesondere<br />
sollten die dafür erforderlichen<br />
Mittel auch rechtzeitig zur Verfügung<br />
gestellt werden.<br />
VMprofil 1 [41 ]<br />
Tewinkel: „Die Ziele der<br />
Verwaltungsmodernisierung<br />
müssen dringend konkretisiert<br />
werden, transparent sein und<br />
ganz zeitnah transportiert<br />
werden.“<br />
Transparenz und Ehrlichkeit wird von Führungskräften und Mitarbeitern gleichermaßen gefordert.<br />
Man könne nicht nur Bürgernähe trommeln, wenn gleichzeitig auch Stellenabbau gemeint ist.
Bernd Merkel: „Ziel muss es<br />
sein, die Identifikation mit<br />
der eigenen Behörde zu stärken,<br />
die Mitarbeiterzufriedenheit zu<br />
erhöhen und den Kulturwandel<br />
zu fördern. Das verlangt umfassende<br />
Informationen und die<br />
Bereitstellung von Argumentationshilfen.“<br />
Unterschiedliche Medien müssen zu einem sinnvollen System zusammengeführt werden<br />
„Kommunikation vernetzen –<br />
Aktivieren im Veränderungsprozess“<br />
Workshop 5<br />
Dr. Bernd G. E. Merkel leitete den ersten Workshop zum Thema. Der gelernte Journalist ist seit<br />
Anfang 1993 für die „Interne Kommunikation“ der Deutschen Telekom AG verantwortlich.<br />
Gleichzeitig ist er Chefredakteur der Mitarbeiterzeitung „Monitor“. Zuvor war Merkel<br />
Senior Consultant und Pressesprecher in der Deutschland-Zentrale von Burson-Marsteller<br />
in Frankfurt a.M. Zusammengefasst wurden die Ergebnisse von Peter Oberhaus, Leiter<br />
der Verwaltung beim Polizeipräsidium Recklinghausen.<br />
Welche Ziele hatten wir für unseren Workshop festzulegen? Es ging darum,<br />
Informationen über den Veränderungsprozess zu bringen, weshalb eigentlich<br />
das Ganze, welchen Nutzen haben wir? Das Ganze möchte ich unter das Thema<br />
Klarheit stellen. Klarheit des Auftrages, das haben wir heftig diskutiert, und der<br />
Bedingungen, unter denen wir im Öffentlichen Dienst auch stehen.<br />
Wir müssen aber den Nutzen deutlich machen können, der mit Veränderungsprozessen<br />
zu erzielen ist. Wir brauchen also auch ein neues Selbstverständnis,<br />
Identität.<br />
Ich möchte versuchen, Ihnen im wesentlichen drei Begriffe nahe zu<br />
bringen. In diesem Dreiklang ist es erforderlich, die Dinge anzusprechen:<br />
Klarheit, Schnelligkeit, Genauigkeit. Was ist damit gemeint? Klarheit der<br />
Aussage: Wohin wollen wir und warum müssen wir uns eigentlich verändern?<br />
Wir können das auch Leidensdruck nennen. Wieso haben wir den Leidensdruck<br />
eigentlich, von dem McKinsey gestern sprach?<br />
Wir brauchen auch Klarheit bezüglich der Zielgruppe. Welche Zielgruppe<br />
brauchen wir eigentlich? Jeder, der an diesem Prozess beteiligt ist, ist für uns<br />
Zielgruppe: alle Beschäftigten, Veränderer, Führungskräfte – hier Meister<br />
genannt –, Bürger, Kunden. Jeder muss aber auch zielgruppenspezifisch angesprochen<br />
werden. Ein Thema der Klarheit unserer Aussage.<br />
Welche Informations-Bedürfnisse haben wir? Das hat unter anderem mit<br />
der Frage Schnelligkeit und Genauigkeit zu tun. Schnelligkeit bedeutet in<br />
diesem Zusammenhang, Infobedürfnisse schnell zu befriedigen. Hier ist das<br />
Beispiel vom Personalrat genannt worden. Eine Information ist im Hauptpersonalrat<br />
und damit eher in der Behörde, als sie bei den Behördenleitern<br />
ist. Frage: Ist das so richtig, ja oder nein? Ja, wir stellen fest, das ist so und<br />
wir werden das nicht grundlegend ändern<br />
können. Wir haben Hierarchien abgebaut, alte<br />
Zöpfe abgeschnitten. Wir denken auch nicht<br />
mehr nur darüber nach, wie wir über Dienstgrade<br />
miteinander kommunizieren, sondern<br />
jeder spricht mit jedem. Ein Aspekt der Schnelligkeit,<br />
auf den wir uns einstellen müssen. Wir<br />
VMprofil 1 [42 ]<br />
In zehn Jahren von der Behörde zum Weltkonzern:<br />
Dr. Bernd G. E. Merkel konnte über die rasante Entwicklung<br />
der Deutschen Telekom berichten.
Alle Beschäftigten, Veränderer, Führungskräfte,<br />
Bürger und Kunden müssen<br />
zielgruppenspezifisch angesprochen werden.<br />
brauchen schnellere Informationen,<br />
Informationsprozesse für Privilegierte,<br />
für Betroffene wie zum Beispiel<br />
Behördenleitungen.<br />
Wir haben uns die Frage gestellt:<br />
Wie ist es denn jetzt, wenn wir versuchen,<br />
zu vernetzen und Kommunikation zu verändern? Die Organisation der<br />
Kommunikation ist unklar, Prozesse sind nicht definiert. Daran müssen wir<br />
uns begeben. Ich bin sicher, dass wir hier auch mit den Methoden und Vorschlägen,<br />
die wir hier erhalten haben, weiterkommen. Das Stichwort ist aber<br />
ganz deutlich: Wir müssen häufig und mit den richtigen Medien informieren,<br />
elektronisch, telefonisch und schriftlich in Papierform.<br />
Welche Medien setzen wir ein? Wir haben einige Beispiele erhalten. Printmedien,<br />
elektronische Medien, die so genannte Hochglanzbroschüre. Hier<br />
haben wir in Teilbereichen der Verwaltung schon einiges.<br />
Wir brauchen ein Feedback, oder hier Rückkanal genannt, Mitarbeiterbefragung.<br />
Das Fatale ist, dass wir informieren und das Feedback immer viel<br />
zu langsam erfolgt. Also werden wir hier auch über Mitarbeiterbefragungen<br />
nachdenken müssen, über ein so genanntes Informationscontrolling und über<br />
eine Leserbefragung.<br />
Welche Hindernisse gibt es? Als Hindernisse sehen wir unter anderem,<br />
dass es keine klare inhaltliche Zielvorgabe gibt und das Misstrauen der Mitarbeiter.<br />
Stichworte: Ehrlichkeit der Politik, Darstellung von Bedingungen,<br />
Darstellung der Informationsabläufe, aber auch Darstellung der Anforderung,<br />
die wir an die Mitarbeiter stellen. Als drittes gehört eindeutig dazu: Wir sind<br />
nicht stolz auf die eigene Firma. Aber: Ist das wirklich so? Ich glaube nicht.<br />
Es geht auch darum, den einzelnen Ressorts ein Forum zu bieten, es geht<br />
um ein eigenverantwortliches Gestalten. Dazu kann die VMimpulse dienen,<br />
wenn verstärkt Beiträge eingebracht werden, die von den Ressorts verantwortet<br />
werden. Auf diesem Weg können sie dann stolz darauf sein, an einem<br />
Veränderungsprozess teilzuhaben, an dem sie tatsächlich mitmachen.<br />
Workshop 6<br />
Der zweite Workshop zu dem Thema „Kommunikation vernetzen – Aktivieren im Veränderungsprozess“<br />
wurde von Dr. Erich Schäfer moderiert. Der Diplompsychologe ist seit 1990 bei der<br />
Deutschen Bank AG u. a. im Bereich Personalbetreuung und Mitarbeiterkommunikation tätig.<br />
Zuvor arbeitete er als Organisationspsychologe und Leiter Personalmarketing bei der Siemens<br />
AG. Die Zusammenfassung nahm Frank-Herbert Striening vom Versorgungsamt Duisburg vor.<br />
Wir sind in unserem Workshop in drei Schritten an das Thema herangegangen.<br />
Die erste Frage ist, was kann ich denn eigentlich selber tun? Aus<br />
dem Leitungsbereich weiß man, dass es Anforderungen gibt, die man unabdingbar<br />
erfüllen muss, um Realität zu verändern, um die Mitarbeiter »»<br />
VMprofil 1 [43 ]<br />
Merkel: „Der Schlüssel<br />
zur effektiven internen<br />
Kommunikation liegt in der<br />
Integration und Vernetzung<br />
aller: der Botschaften, Zielgruppen<br />
und der Medien<br />
sowie einer funktionierenden<br />
Rückkopplung.“
Dr. Erich Schäfer: „Wir<br />
haben Möglichkeiten erarbeitet,<br />
über einen gelungenen<br />
Kommunikationsprozess die<br />
Verwaltungsmodernisierung zu<br />
unterstützen. Es wurde deutlich,<br />
dass eine Fülle von Erfahrungen<br />
in den Veränderungsprozess<br />
eingebracht wird.“<br />
»» dazu zu bekommen, dass sie nicht nur tun, was man möchte, sondern<br />
es aus innerer Überzeugung tun. Also geht es darum, das zu leben, was ich<br />
propagiere. Ich habe die Möglichkeit der positiven Darstellung über erfolgreiche<br />
Umsetzungsprozesse. Wenn man diese hinter sich hat, hat man den<br />
Vorteil, dass man wenigstens Teile als Erfolge selbst benennen kann. Dazu<br />
gehört, dass sehr empfehlenswert ist, auf die Mitarbeiter zu hören, die es<br />
angeht und die häufig Lösungen kennen. Man muss nur zuhören, um diese<br />
Lösungen zu erfahren, sie aufnehmen und sie verarbeiten.<br />
Man muss Promoter sein, Vermittler, Kommunikator. Aber das kostet Zeit,<br />
und viele sind nicht bereit, den langfristigen Aspekt zu sehen. Gut informiert<br />
und überzeugend umgesetzt können viele Irritationen in den verschiedenen<br />
Bereichen neutralisiert werden. Mitarbeiter kommen so dazu, sich aktiv in den<br />
Prozess einzuschalten. Dazu gehört, dass man auch im Leitungsbereich<br />
Entscheidungen akzeptiert und sie mitträgt. Häufig wird dabei behauptet, ich<br />
brauche für meine intensivere Kommunikation weiteres Personal, ich brauche<br />
zusätzliche Sachmittel. Die Erfahrung<br />
zeigt, dass es nicht ganz so ist, sondern dass es<br />
häufig schon mit eigenen Mitteln möglich ist,<br />
erste Schritte zu tun.<br />
Für die Kommunikation in größeren Organisationseinheiten<br />
ist es erforderlich, eine<br />
Bündelung zu schaffen, eine Verbindungsstelle<br />
oder eine Art Kommunikationsvernetzung.<br />
Wir müssen Erfahrungswissen der verschiedenen<br />
Methoden sammeln, bei den verschie-<br />
Dr. Erich Schäfer: „Eines haben die Workshopteilnehmer besonders herausgedenen Hilfsmitteln die Frage des jeweiligen<br />
stellt: Der Veränderungsprozess ist Chefsache.“<br />
Einsatzes klären. Es gibt gleichzeitig die Verpflichtung,<br />
sich Informationen zu beschaffen,<br />
dafür alle Angebote zu nutzen und die Informationen dann zu verwerten.<br />
Ich möchte überleiten zum nächsten Punkt: Veränderung ist Chefsache.<br />
Welche Voraussetzung muss hierfür im Leitungsbereich, im operativen<br />
Bereich erfüllt sein, damit das wirklich Chefsache sein kann? Chefsache kann<br />
dies nur sein, wenn der Leiter auch die entsprechenden aktuellen und umfassenden<br />
Informationen hat. Da haben wir Folgendes aus der täglichen Praxis<br />
zusammengetragen: Grundsatzentscheidungen müssen verlässlich sein. Wir<br />
wünschen uns diese Verbindlichkeit auch im laufenden Prozess wie aus einem<br />
Munde.<br />
Weitere Voraussetzungen sind: Verlässlichkeit von Rahmenbedingungen,<br />
politische Leitentscheidungen, klare Zielvorgaben. Die Ziele und den Sinn,<br />
nicht nur für die Organisation, sondern auch für den einzelnen Beschäftigten<br />
VMprofil 1 [44 ]
Die Teilnehmer näherten sich dem Thema in mehreren<br />
Schritten. Zunächst diskutierten sie darüber,<br />
was jeder Einzelne zum Prozess beitragen kann.<br />
klar in den Raum stellen und auch Farbe zu bekennen<br />
zu den Problemen.<br />
Ein weiterer Punkt: Das Ministerium soll uns machen<br />
lassen, soweit es um Aufgaben des operativen Bereichs<br />
geht. Das Ministerium und auch die Mittelinstanzen<br />
sollen sich auf verbindliche Rahmenbedingungen<br />
beschränken. Wir können dies stichwortartig nennen:<br />
• Unterstützung statt Kontrolle,<br />
• Verbindlichkeit, Ehrlichkeit,<br />
• Qualität vor Zeit, d. h. realistische Termine nennen,<br />
• nicht nur reden, sondern handeln,<br />
• Bereitstellung erforderlicher Ressourcen,<br />
• das vorhandene Know-how nutzen. Wir verfügen innerhalb unserer<br />
Organisation auf allen Ebenen über eine umfangreiche Erfahrung. Die sollten<br />
wir zusammenziehen und einsetzen.<br />
Man sollte zentrale Kompetenzzentren für die Beratung schaffen, Qualitätsstandards<br />
für die spezifischen Kommunikationsstrukturen festlegen und<br />
durchgehend praktizieren. Wichtig ist weiterhin ein schnelles, strukturiertes<br />
Führungsinformationssystem: Es ist wichtig, hochaktuelle Informationen<br />
jederzeit als Erster zu erhalten.<br />
Wir müssen Betroffene mit gleicher Problemstellung zusammenführen,<br />
wir müssen dafür sorgen, an Entscheidungsprozessen beteiligt zu werden.<br />
Wir müssen es schaffen, zu einer „Wettbewerbsgleichheit“ zwischen den am<br />
Veränderungsprozess Beteiligten zu kommen, um so aus den Stärken der<br />
anderen den entsprechenden Nutzen zu ziehen.<br />
Wir wollen auch empfehlen, eine Kommunikationsanalyse in den einzelnen<br />
Ämtern zu machen, um zu sehen, inwieweit Kommunikationsstränge<br />
ganz anders verlaufen, als wir es von unserer Organisation her erwarten. Wir<br />
wünschen uns eine Offenheit für Veränderung, dass alles in einer Hand liegt<br />
und dass die Informationen an alle zielgerichtet und einheitlich kommen.<br />
Warum schafft man nicht eine professionelle Projektorganisation für den<br />
gesamten Prozess?<br />
Besonders betonen möchte ich abschließend nochmals zwei Punkte: Vorgesetzte,<br />
Führungskräfte sollen eine Vorbildfunktion einnehmen, die Minister,<br />
die Behördenleitungen sollen Vorbild sein.<br />
VMprofil 1 [45 ]<br />
Schäfer: „Die Teilnehmer haben<br />
einen Verpflichtungskatalog<br />
aufgestellt all dessen, was sie bereit<br />
sind zu investieren. Aufgelistet<br />
wurden jedoch auch die Bedingungen<br />
und Voraussetzungen, die<br />
nötig sind, dieses Aktivierungspotenzial<br />
auszulösen.“<br />
Es gilt, Erfahrungswissen zu den verschiedenen Methoden zu<br />
sammeln und bei den unterschiedlichen Hilfsmitteln die Frage<br />
des jeweiligen Einsatzes zu klären.
Workshop beschäftigte sich insbesondere mit der Mitarbeiterzeitung<br />
„Mitarbeitermedien –<br />
den interaktiven Informationsfluss gestalten“<br />
Girgensohn: „Es wurde sehr lebhaft und sehr praxisorientiert diskutiert.<br />
Deutlich wurde dabei: Die Mitarbeiter müssen die Bedeutung dessen,<br />
womit sie sich beschäftigen, erkennen.“<br />
Arne Girgensohn: „Die<br />
interne Kommunikation<br />
in den Behörden wurde als<br />
Problem geschildert, als nicht<br />
gut genug ausgestattet.<br />
Dabei stand die Einbindung<br />
der neuen Medien im Mittelpunkt.“<br />
Workshop 7<br />
Mit diesem Thema beschäftigte sich die letzte Gruppe unter der Leitung von Arne Girgensohn.<br />
Girgensohn, Geschäftsführer der TrimediaReporter Communications Deutschland in Düsseldorf,<br />
begann 1992 seine Laufbahn in der Agentur als Senior Consultant. Bis 1991 war er<br />
PR-Berater bei ABC Eurocom in Düsseldorf. Klaus Koehler, Polizeipräsident in Wuppertal,<br />
fasste die Ergebnisse dieses siebten Workshops zusammen.<br />
Es gibt nicht das ideale Mitarbeitermedium, sondern eine Fülle von<br />
Möglichkeiten, um die Mitarbeiter zu informieren. Dieser Medien-Mix setzt<br />
sich zusammen zum Beispiel aus Printmedien, Intranet und amtlichen Mitteilungen.<br />
Die Gruppe hat sich insbesondere mit der<br />
Ausgestaltung einer Mitarbeiterzeitung beschäftigt.<br />
Wenn man ein solches Medium auswählt, muss<br />
man sich zuvor darüber klar sein, was man mit so<br />
einem Medium erreichen will. Ziel muss die verbesserte<br />
Kommunikation innerhalb der Behörde<br />
sein. Es gilt vor allem, die Leitlinien, die Corporate<br />
Identity, besser an die Mitarbeiter heranzubringen<br />
und mit ihnen darüber in eine Diskussion zu treten.<br />
In einer Mitarbeiterzeitung müssen kritische Themen<br />
aktuell angesprochen werden. Sie soll darüber<br />
informieren, Problemfelder sollen kommentiert werden,<br />
die Zeitung soll ein Diskussionsforum werden.<br />
Wichtig ist, in welchem Klima, in welcher Offenheit<br />
dieser Dialog stattfindet, wie Themen transparent<br />
gemacht werden. Vor allem anderen ist wichtig,<br />
dass das Medium akzeptiert und gelesen wird. Wenn<br />
wir Papier damit bedrucken, dann müssen wir es so<br />
gestalten, dass die Mitarbeiter tatsächlich danach greifen. Natürlich setzt so<br />
eine Zeitung eine konkrete Planung voraus. Achten wir darauf, dass wir nicht<br />
an den Mitarbeitern vorbeischreiben. Stellen wir den richtigen Bedarf, die<br />
wichtigen Themen fest. Mitarbeiterumfragen können dazu sinnvoll sein. Zwar<br />
weiß die Behördenleitung wahrscheinlich sehr genau, was sie an Mitarbeiter<br />
heranbringen will, unklar ist dabei aber, ob dies für die Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter von Interesse ist.<br />
Schließlich sind klare Verhältnisse zu schaffen durch die Festlegung eines<br />
Redaktionsstatuts. Darin ist vor allem das Verhältnis zwischen dem Herausgeber<br />
und der Redaktion festzuschreiben. Das nötige Vertrauensverhältnis<br />
muss aufgebaut werden.<br />
VMprofil 1 [46 ]
Nun zu den Inhalten. Es kommt darauf an, nicht an den Mitarbeitern vorbeizuschreiben<br />
sondern Stellung zu nehmen zu Trends, zu Problemen, die<br />
die Mitarbeiter bewegen. Wichtig ist auch, über personelle Veränderungen in<br />
einer Behörde zu informieren. Sie wollen über den neuen Abteilungsleiter<br />
informiert werden. Woher kommt er denn, was ist denn das für ein Mensch,<br />
ist er verheiratet, hat er Kinder? Dazu gehört auch, was in einer Behörde vor<br />
sich geht. Eine Behörde ist so eine kleine Gesellschaft in sich mit einem<br />
eigenen Gesellschaftsleben.<br />
Diese Zeitung kann so etwas wie der Kitt in einer Behörde werden, kann<br />
den Zusammenhalt zwischen den Mitgliedern einer Behörde erhöhen. Deshalb<br />
sollte auch das Humorvolle, das Lockere nicht fehlen. Bilder, Cartoons,<br />
sogar Sketche oder Karikaturen.<br />
Schließlich geht es nicht nur um die sachliche Information der Mitarbeiter,<br />
sondern wir müssen versuchen, auf ihre Befindlichkeiten, auf ihre Gefühlslage<br />
einzugehen, also auf ihre Emotionen.<br />
Als nächstes kommt es darauf an, dass wir eine Präsentationsform finden,<br />
die anspricht. Der Umfang darf nicht zu groß sein, wir dachten so vier bis acht<br />
Seiten, mit einem ansprechenden Outfit (Bilder, Skizzen, Karikaturen), wenn<br />
es geht mit mehreren Farben, zumindest aber mit einer Zusatzfarbe.<br />
Eine ganz große Rolle bei so einer Mitarbeiterzeitung spielt auch die<br />
Frequenz ihres Erscheinens. Sie sollte mindestens sechsmal, wenn nicht<br />
häufiger, erscheinen.<br />
Und damit zum letzten Punkt: Eine<br />
Mitarbeiterzeitung kann man natürlich<br />
nicht so nebenbei gestalten. Sie ist für die<br />
Information und für die Kommunikation<br />
innerhalb der Behörde wirklich wichtig.<br />
Dies muss professionell geschehen und das<br />
geht nicht ganz ohne personelle und<br />
finanzielle Ausstattung. Dies gilt es frühzeitig<br />
mit einzukalkulieren.<br />
VMprofil 1 [47 ]<br />
Es sind klare Verhältnisse<br />
durch die Festlegung eines<br />
Redaktionsstatus zu schaffen.<br />
Insbesondere das Verhältnis<br />
zwischen dem Herausgeber<br />
und der Redaktion ist festzuschreiben.<br />
Girgensohn: „Man verliert<br />
sonst die Menschen aus<br />
den Augen. Man muss ihnen<br />
Mut machen. ,Was ihr da tut,<br />
das ist wichtig‘, das sagt ihnen<br />
sonst keiner.“
Stimmen zum Forum „Veränderungen kommunizieren – Kommunikation verändern“<br />
„Wir kriegen das hin,<br />
wenn man uns<br />
nur sauber arbeiten lässt.”<br />
Die Verwaltungsmodernisierung<br />
macht in großen Teilen Sinn.<br />
Sehr allgemeine Kommunikationsansätze<br />
wurden in dem Workshop<br />
angesprochen. Die Zeit reichte zu<br />
mehr leider nicht aus, das muss weiter<br />
Doch es besteht der Wunsch nach<br />
vertieft werden.<br />
mehr Mitgestaltung und vor allem<br />
nach mehr Klarheit, nach Verlässlichkeit<br />
und Konstanz.<br />
s braucht eine Mitgestaltung<br />
Eauf einer Ebene wie dieser, um<br />
die Probleme klar zu machen. Wir<br />
hoffen, die Veranstaltung wird<br />
nicht als Pseudo-Legitimation<br />
missbraucht, nach dem Motto: Ihr<br />
Ziele müssen ehrlich<br />
und offen genannt<br />
habt doch mitgewirkt.<br />
werden, sonst wird<br />
Mich stören die ganzen<br />
Fremdworte. Outsourcing,<br />
das nichts. Transparenz<br />
bedeutet Ehrlichkeit<br />
und nicht ein Rumeiern<br />
Benchmarking ..., da schwirrt es<br />
einem ja im Kopf.<br />
Der Workshop hat geholfen<br />
zu erkennen, wo es Defizite<br />
gibt, zum Beispiel habe ich<br />
mit Bürgernähe und<br />
Synergieeffekten.<br />
Vor allem hätte ich nicht<br />
gedacht, dass so viele<br />
immer gedacht: Die Mitarbeiter<br />
(...) werden schon irgendwie<br />
informiert werden – das war<br />
Reden noch interessant sein<br />
können. Trotzdem ist das<br />
falsch.<br />
nicht alles so eins zu eins vergleichbar.<br />
Aber als Anregung<br />
nicht schlecht.<br />
Wir nehmen eine Menge<br />
mit nach Hause. Denn die<br />
Veranstaltung war eine gute<br />
Gelegenheit, Dinge, die man<br />
schon lange im Hinterkopf hat,<br />
Bereits vor zwei Jahren<br />
hätte diese Veranstaltung<br />
anzusprechen und neue An- stattfinden müssen. Sie hätte<br />
regungen zu bekommen. die Einstiegsveranstaltung sein<br />
müssen für die Verwaltungs-<br />
Zu Beginn des zweitägigen Forums „verewigten“ sich die Teilnehmerinnen<br />
modernisierung.<br />
und Teilnehmer mit ihrer Unterschrift auf mehreren Stellwänden.<br />
VMprofil 1 [48 ]
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