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Dokumentation Symposium 1999 - MIK NRW - Landesregierung ...

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[VMprofil]<br />

Schriftenreihe zur<br />

Verwaltungsmodernisierung<br />

Jahrgang 1/2000<br />

Ausgabe 1<br />

Schriftenreihe zur<br />

Verwaltungsmodernisierung<br />

Nachschau<br />

zum Forum<br />

„Veränderungen kommunizieren –<br />

Kommunikation verändern“<br />

Führungskräfte der Verwaltung und Vertreter aus Wirtschaft und Wissenschaft trafen<br />

sich am 16. und 17. Dezember <strong>1999</strong> in der Akademie Mont-Cenis in Herne. Im Mittelpunkt<br />

der Vorträge und Workshops stand die Kommunikation bei Veränderungsprozessen.<br />

Ziel war, konkrete Konzepte zur Unterstützung der Verwaltungsmodernisierung zu erarbeiten.<br />

VMprofil 1 [1 ]


zum Inhalt<br />

Seite 4-5<br />

Seite 6-9<br />

Seite<br />

10-13<br />

Seite<br />

14-17<br />

Seite<br />

18-21<br />

Seite<br />

22-25<br />

Seite<br />

26-29<br />

Vorwort des Innenministers<br />

Gerade in Phasen tiefgreifender Veränderungen brauchen Führungskräfte das Vertrauen ihrer<br />

Mitarbeiter. Kommunikation ist eine besonders wichtige Führungsaufgabe. Deshalb muss die<br />

Beschäftigung mit diesem Thema intensiviert werden. Die Schriftenreihe VMprofil wird<br />

künftig in loser Folge Themen aus dem Bereich „Alltag der Veränderung“ veröffentlichen.<br />

<strong>Symposium</strong>: „Veränderungen kommunizieren“<br />

230 Führungskräfte der Verwaltung Nordrhein-Westfalen trafen beim <strong>Symposium</strong> in<br />

Mont-Cenis Vertreter von Weltkonzernen und Unternehmensberater. Vorträge und<br />

Diskussionen sollten Erfahrungen, die Deutsche Bank, Deutsche Telekom und Deutsche<br />

Bahn mit Veränderungsprozessen gesammelt haben, für den Modernisierungsprozess<br />

der Verwaltung nutzbar machen.<br />

Die Referenten<br />

Dr. Heinz Klinkhammer, Vorstand Personal und Recht,<br />

Deutsche Telekom AG, Bonn<br />

„Eine neue Identität schaffen – den Kulturwandel kommunizieren“<br />

Manuel Seibel, Leiter Interne Medien,<br />

Deutsche Bank AG, Frankfurt a.M.<br />

„Fusionieren und Integrieren – Werben um die Mitarbeiter“<br />

Dr. Jürgen Kluge,<br />

Deutschlandchef McKinsey & Company, Düsseldorf<br />

„Innovationsmanagement – Wissen und Wandel“<br />

Burkhard Tewinkel, Leiter interne Kommunikation,<br />

Deutsche Bahn AG, Berlin<br />

„Signale setzen – das Neue verständlich machen“<br />

Prof. Dr. Lothar Rolke, Lehrstuhl für Betriebswirtschaft und<br />

Unternehmenskommunikation, Fachhochschule Mainz<br />

„Verändern durch Kommunikation – Mobilisieren und Führen“<br />

VMprofil 1 [2 ]


Seite<br />

30-31<br />

Seite<br />

32-33<br />

Seite<br />

34-47<br />

Der Kommunikationsmarkt<br />

Der Kommunikationsmarkt bildete während des Forums einen Mittelund<br />

zugleich beliebten Treffpunkt. Innenministerium und beteiligte<br />

Unternehmen – Deutsche Bahn, Deutsche Telekom und Deutsche<br />

Bank – präsentierten dort ihre verschiedenen Medien<br />

zur Mitarbeiterinformation. Dazu gehörten<br />

Zeitungen, Broschüren, Newsletter<br />

und Zeitschriften ebenso wie Inter-<br />

und Intranet, Plakate und CD-ROMs.<br />

„Von der Vision zur Wirklichkeit“<br />

Am zweiten Tag des Führungskräfteforums hieß das Motto „Von der Vision zur Wirklichkeit“.<br />

In sieben Workshops zu vier Themen versuchten die Teilnehmenden Erkenntnisse aus<br />

den Vorträgen für ihre eigenen Arbeitsbereiche umzusetzen. Mit unterschiedlichen<br />

Schwerpunkten erarbeiteten sie unter fachlicher Anleitung Kommunikationsansätze<br />

und konkrete Handlungskonzepte.<br />

Die Themen der Workshops<br />

Workshops 1&2 – „Strategische Ziele – Kommunikationskampagnen entwickeln“<br />

Leitung: Roland Ellmann, Bayer AG, Leverkusen<br />

Torsten Oltmanns, McKinsey & Company, Düsseldorf<br />

Workshops 3&4 – „Integration von Behörden – eine gemeinsame Kultur aufbauen“<br />

Leitung: Michael Rechenbach, KohtesKlewes, Bonn<br />

Burkhard Tewinkel, Deutsche Bahn AG, Berlin<br />

Workshops 5&6 – „Kommunikation vernetzen – Aktivieren im Veränderungsprozess“<br />

Leitung: Dr. Bernd G.E. Merkel, Deutsche Telekom AG, Bonn<br />

Dr. Erich Schäfer, Deutsche Bank AG, Frankfurt a. M.<br />

Workshop 7 – „Mitarbeitermedien – den interaktiven Informationsfluss gestalten“<br />

Leitung: Arne Girgensohn, TrimediaReporter, Düsseldorf<br />

Impressum<br />

Herausgeber: Innenministerium <strong>NRW</strong>, Haroldstraße 5, 40213 Düsseldorf • Fon: 0211/871-2247, Fax: -3049,<br />

eMail: moderne-verwaltung@im.nrw.de, Internet: www.moderne-verwaltung.nrw.de<br />

Redaktion: Iris Pauli , Susanne Riese, Dietmar Zeleny • Layout: mediaDesign.Vollmer, Dortmund<br />

Fotos: Jochen Tack, Andreas Vollmer, Dietmar Zeleny • Gesamtherstellung: Druckerei JVA Geldern, Geldern<br />

Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Nachdrucks und der Speicherung in elektronischen Medien, vorbehalten.<br />

VMprofil 1 [3 ]


Dr. Fritz Behrens, Innenminister des Landes Nordrhein-Westfalen<br />

„Veränderungen kommunizieren –<br />

Kommunikation verändern“<br />

Mit der VMprofil halten Sie die erste Ausgabe<br />

einer neuen Broschürenreihe in Händen.<br />

Dieses Heft berichtet über das Führungskräfteforum<br />

in der Akademie Mont-Cenis in<br />

Herne, an dem am 16. und 17. Dezember<br />

<strong>1999</strong> etwa 230 Personen teilgenommen<br />

hatten. Zwei Tage lang ging<br />

es darum, praktische Erfahrungen<br />

mit Umstrukturierungsprozessenauszutauschen<br />

und in Workshops<br />

in konkrete Planungen für<br />

anstehende Reformmaß-<br />

W ir brauchen Kommunikationskonzepte,<br />

die uns den Weg zu<br />

einer Dienstleistungskultur ebnen.<br />

Wandel funktioniert nur im Dialog<br />

mit den Beschäftigten.<br />

nahmen in der Landesverwaltung einzutreten.<br />

Nun haben wir in den zurückliegenden Monaten<br />

in Nordrhein-Westfalen bereits einiges<br />

auf den Weg gebracht. Das Erste Gesetz zur<br />

Modernisierung von Regierung und Verwaltung<br />

ist verabschiedet, der Entwurf des<br />

Zweiten Modernisierungsgesetzes wird im<br />

Landtag beraten. Auch das öffentliche Dienstrecht<br />

ist entscheidend flexibilisiert.<br />

Jetzt rückt die Binnenmodernisierung unserer<br />

Behörden stärker denn je in den Mittelpunkt.<br />

Innenminister Behrens: „Der größte Engpassfaktor in diesem Veränderungsprozess<br />

ist nicht das notwendige Wissen, sondern der Mangel in der Kommunikation.“<br />

VMprofil 1 [4 ]<br />

Die flächendeckende Einführung Neuer<br />

Steuerungsmodelle, d. h. das Führen über<br />

Ziele, die Zusammenführung von Aufgabenund<br />

Ausgabenverantwortung, strategisches<br />

Controlling und Kosten- und Leistungsrechnung<br />

gerät mehr und mehr in den Blick-<br />

punkt des Interesses.<br />

Diese umfassenden Veränderungen<br />

werden Auswirkungen<br />

auf die Arbeit nahezu aller Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter<br />

der Landesverwaltung haben.<br />

Deshalb ist das Informationsund<br />

Kommunikationsbedürfnis über die Ziele,<br />

die Wege und die Methoden der Verwaltungsmodernisierung<br />

verständlicherweise hoch.<br />

Anstehende Umbrüche machen viele Kolleginnen<br />

und Kollegen unruhig. Für diese Unruhe,<br />

ja vielleicht sogar für Ängste Betroffener,<br />

habe ich Verständnis, denn auch ich kann<br />

den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nicht<br />

mit letzter Sicherheit sagen, auf welche Veränderungen<br />

sie sich im Einzelnen werden<br />

einstellen müssen. Gerade in einer solchen<br />

Situation, in der noch längst nicht alle Strukturen<br />

fest stehen und alles „beschlossen und<br />

verkündet“ ist, müssen wir im Dialog bleiben,<br />

müssen kommunizieren, selbst wenn nicht in<br />

jedem Fall über konkrete Ergebnisse berichtet<br />

und auf jede Frage eine Antwort gegeben<br />

werden kann.<br />

Seit dem Frühjahr vergangenen Jahres haben<br />

wir uns in vielfältiger Weise bemüht, Informationsdefizite<br />

bei den Führungskräften und<br />

bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />

möglichst nicht mehr entstehen zu lassen bzw.<br />

sie so schnell wie möglich abzubauen. Die<br />

VMimpulse entwickelt sich immer mehr<br />

zu einer echten Mitarbeiterzeitung für die<br />

Landesverwaltung.


Der Innenminister nutzte wie viele<br />

Teilnehmer des Forums die Gelegenheit,<br />

sich auf dem Kommunikationsmarkt über<br />

die verschiedenen Medien zu informieren.<br />

Es bestehen vielfältige Kontaktmöglichkeiten<br />

über Telefon, Telefax oder eMail. Wir erstellen<br />

Broschüren, machen Workshops und stellen<br />

ein umfangreiches Online-Angebot im<br />

Internet und im Intranet der Landesverwaltung<br />

zur Verfügung, das neben grundlegenden<br />

Informationen zur Verwaltungsstruktur<br />

vor allem tagesaktuell Informationen<br />

zur Verwaltungsmodernisierung bereithält. Im<br />

Intranet finden Sie selbstverständlich Detailinformationen<br />

zum Führungskräfteforum, die<br />

über den Inhalt der vorliegenden Ausgabe der<br />

VMprofil hinausgehen.<br />

In einer Phase solch tief greifender Veränderungen<br />

brauchen gerade Führungskräfte das<br />

Vertrauen ihrer Mitarbeiter.<br />

Wie vermitteln sie den<br />

Beschäftigten die Reformschritte,<br />

was können sie<br />

ihnen sagen, das später noch<br />

Bestand hat? Strategien und<br />

Konzepte sind gefragt.<br />

Wir nutzen deshalb die Möglichkeit,<br />

von den Erfahrun-<br />

D ie Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter haben gerade in<br />

Umbruchzeiten ein Recht auf<br />

offene Information. Wir müssen<br />

uns kritischen Fragen stellen,<br />

auch wenn wir nicht immer abschließende<br />

Antworten haben.<br />

gen zu profitieren, die große Unternehmen<br />

bereits mit Umstrukturierungsprozessen gemacht<br />

haben. Der Erfahrungsaustausch am<br />

16. und 17. Dezember <strong>1999</strong> mit Vertretern der<br />

Deutschen Telekom, der Deutschen Bahn und<br />

der Deutschen Bank sowie mit Beratungsunternehmen<br />

und Wissenschaftlern hat mir<br />

persönlich drei Dinge klar vor Augen geführt:<br />

• Der Veränderungsdruck und die Veränderungsgeschwindigkeit<br />

in der Privatwirtschaft<br />

ist um ein Vielfaches höher als in der öffentlichen<br />

Verwaltung.<br />

• Wir können und wollen uns diesen Entwicklungen<br />

aber nicht entziehen.<br />

• Die Kommunikation von Veränderung ist in<br />

diesem Kontext eine besonders wichtige<br />

Führungsaufgabe, der sich alle Verantwortungsträger<br />

bewusst werden müssen.<br />

Wir werden den eingeschlagenen Weg weitergehen<br />

und das Thema „Kommunikation von<br />

Veränderungen“ ausbauen und intensivieren.<br />

Mit VMprofil wollen wir uns gezielt an alle<br />

Führungskräfte wenden, die Verantwortung<br />

insbesondere in den Bereichen Organisation,<br />

Personal und Verwaltungsmodernisierung<br />

tragen. Bestimmt findet sich auch für<br />

die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in<br />

den Behörden oder unsere<br />

„Kunden“ Interessantes und<br />

Wissenswertes im Angebot.<br />

In loser Folge sollen in weiteren<br />

Ausgaben praxisorientierte<br />

Beiträge veröffentlicht werden.<br />

Es soll weniger Theorie und<br />

mehr „Alltag der Veränderung“<br />

im Mittelpunkt stehen, wir<br />

möchten Anregungen geben, Hilfe anbieten,<br />

Kontakte knüpfen.<br />

Wir möchten „Veränderungen kommunizieren“<br />

und gleichzeitig die im Rahmen der<br />

umfassenden Reform von Regierung und<br />

Verwaltung notwendige Kommunikation<br />

verändern.<br />

Ihr<br />

Dr. Fritz Behrens<br />

VMprofil 1 [5 ]


Führungskräfte der Verwaltung lernten von Praktikern der freien Wirtschaft<br />

Der Schlüssel zum<br />

Erfolg liegt bei den Mitarbeitern<br />

Spannend, anregend und aufschlussreich verlief die Begegnung von 230 Führungskräften<br />

der Landesverwaltung Nordrhein-Westfalen mit Praktikern der Wirtschaft in der Fortbildungsakademie<br />

Mont-Cenis in Herne. Kommunikation war Mittel und Thema gleichzeitig,<br />

als die Spitzen der Verwaltung am 16. und 17. Dezember <strong>1999</strong> mit Vertretern der<br />

Deutschen Bank AG, der Deutschen Telekom AG, der Deutschen Bahn AG und Unternehmensberatern<br />

zusammenkamen. Die Erfahrungen von Weltkonzernen mit Veränderungsprozessen<br />

sollten für die Modernisierung der Verwaltung nutzbar gemacht werden. Unter dem<br />

Titel „Veränderungen kommunizieren – Kommunikation verändern“ stellte das Führungskräfteforum<br />

so ein Kernthema der Modernisierung in den Mittelpunkt, wie Innenminister<br />

Dr. Fritz Behrens betonte: „Kommunikation ist der Engpassfaktor von Reformbemühungen,<br />

und das nicht nur bei der Verwaltung.“ Behrens appellierte an die Bereitschaft der Mitarbeiter,<br />

den Reformprozess zielgerichtet zu unterstützen.<br />

Die Ankündigung von Veränderungen weckt Ängste und Skepsis, so lautet<br />

eine Erfahrung der Forumsteilnehmer. Vor allem in der Anfangsphase der<br />

Reform fühlten sich viele Betroffene nicht ausreichend informiert. Minister<br />

Behrens räumte hier unumwunden Versäumnisse ein. Bedingt durch die<br />

prozesshafte Entwicklung der Verwaltungsmodernisierung stünden die<br />

Ergebnisse nicht von vornherein fest. Schweigen erzeuge jedoch weitere<br />

Verunsicherung und heize die Gerüchteküche an. „Wenn Führungskräfte auf<br />

Dauer erfolgreich sein wollen, brauchen wir Strategien und Konzepte.“<br />

Der „Kommunikationsmarkt“ zeigte, welche Schritte die <strong>Landesregierung</strong><br />

seit dem Frühjahr vergangenen Jahres unternommen hat, um alle Betroffenen<br />

schnell und umfassend zu informieren: Internetangebot, VMimpulse, Broschüre<br />

und Newsletter geben detailliert und regelmäßig über die Verwaltungsmodernisierung<br />

Auskunft. Ein „Blick über den Tellerrand“ zu Unternehmen der freien<br />

Wirtschaft sollte darüber hinaus Ideen für ein auf die Situation der <strong>Landesregierung</strong><br />

zugeschnittenes Kommunikationskonzept liefern. Neben den verschiedenen<br />

Schriften, Info-Tafeln und den Websites des Innenministeriums<br />

präsentierten Deutsche Bahn, Telekom und Deutsche<br />

Bank Ausschnitte aus ihren Kommunikationsangeboten:<br />

Mitarbeiterzeitungen, zum Teil regional oder nach Konzernbereichen<br />

divisionalisiert, Zeitschriften speziell für Führungskräfte,<br />

Inter- und Intranet, Plakate, Broschüren, CD-ROMs<br />

wetteiferten um die Aufmerksamkeit der Besucher.<br />

Im Bürgersaal boten neben den Konzern-Vertretern ein<br />

Unternehmensberater von McKinsey & Company sowie ein<br />

Kommunikationswissenschaftler der Fachhochschule Mainz<br />

Anregungen. Insgesamt stellten fünf Redner ihre Konzepte vor.<br />

Doch auch die geringsten Ermüdungserscheinungen wurden auf<br />

dem Weg vom Vortragssaal zum „Markt der Möglichkeiten“, zu<br />

Kaffeebuffet oder Kantine weggefegt. Denn obwohl die Bau-<br />

Im voll besetzten Bürgersaal der Akademie Mont-Cenis erhielten 230 Teilnehmer<br />

umfassende Informationen zur Kommunikation in Veränderungsprozessen.<br />

VMprofil 1 [6 ]


Lebhafte Diskussionen am Informationsstand<br />

der <strong>Landesregierung</strong>. Zahlreiche Teilnehmer<br />

besuchten den Kommunikationsmarkt.<br />

herren von Mont-Cenis unter der riesigen Glasglocke<br />

ein mit Nizza vergleichbares Klima angekündigt hatten,<br />

schlug den Gästen dort Eiseskälte entgegen. Daran<br />

konnten auch warmes Holzambiente und Palmen<br />

nichts ändern. Die meisten nahmen es locker, so wie der<br />

Minister: „Auch in Nizza trägt man zu dieser Jahreszeit wohl einen Mantel.“<br />

Ob nun im Mantel oder im Jackett – die geladenen Experten zauberten eine<br />

Menge Anregungen, Rezepte und Ratschläge für erfolgreiche Kommunikation<br />

und Veränderung aus dem Ärmel. Den Anfang machte Dr. Heinz Klinkhammer,<br />

Vorstand Personal und Recht der Deutschen Telekom AG, mit dem Thema:<br />

„Eine neue Identität schaffen – den Kulturwandel kommunizieren“. Nach nicht<br />

einmal zehn Jahren liegen bereits Welten zwischen der alten Behörde Post und<br />

dem freien Unternehmen Telekom: Personalabbau, neue Gehaltsstruktur, Anreizsysteme,<br />

Teilnahme am Wettbewerb – all diese Änderungen mussten durch<br />

geeignete Kommunikationsmittel an den Mann und die Frau gebracht werden.<br />

Wie das funktioniert, konnten sich die Verwaltungsangestellten auf dem „Kommunikationsmarkt“<br />

ansehen. Die Telekom hatte neben umfangreichen Präsentationen<br />

ihrer Mitarbeiterzeitungen und Broschüren dort sogar einen Zugang<br />

zum Intranet des Unternehmens eingerichtet. Ein Umbruchprozess wie der der<br />

Telekom sei nur durch klare, verständliche Ziele zu verwirklichen, machte<br />

Klinkhammer deutlich. Dazu gehören auch eine eindeutige Personalvision und<br />

-strategie, denn „kompetente, engagierte und unternehmerisch handelnde<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind der wichtigste Erfolgsfaktor“.<br />

Manuel Seibel, Leiter Interne Medien bei der Deutsche Bank AG, Frankfurt<br />

a.M., ging in seinem Vortrag zu „Fusionieren und Integrieren – Werben um die<br />

Mitarbeiter“ auf Veränderungsprozesse ein, die durch Zusammenschlüsse zu<br />

Stande kommen, wie im Falle der Deutschen Bank durch die Übernahme von<br />

Bankers Trust. Auch wenn in der öffentlichen Verwaltung Fusionen keine Rolle<br />

spielen, sind doch viele Anforderungen und Lösungsansätze übertragbar. Das<br />

beginnt beim Stellenwert der Kommunikation, die ein Grundelement und nicht<br />

Luxus sei, wie Seibel betonte. Um ihre insgesamt 95.000 Mitarbeiter über<br />

den Wandel zu informieren und die Veränderung spürbar zu machen, setzte<br />

die größte Bank der Welt unterschiedliche Mittel ein. So bekam jeder ein<br />

Willkommens-Paket mit einer Info-Broschüre, der Integrationszeitung, einem<br />

Präsent und einer Grußkarte des Vorstandssprechers Rolf-E. Breuer. Letztere<br />

wertete Seibel besonders hoch: „Veränderungsprozesse sind Chefsache“, das<br />

müsse deutlich werden. Um ein Wir-Gefühl zu erzeugen, müsse der Vorstand<br />

eine aktive Rolle spielen. Deshalb fand Seibel anerkennende Worte für Minister<br />

Behrens, der mit seiner Anwesenheit bei dem <strong>Symposium</strong> dessen Wichtigkeit<br />

unterstreiche.<br />

Zu den internen Kommunikationsmaßnahmen der Deutschen Bank gehören<br />

weiterhin verschiedene Veranstaltungen, Events, die „Aktion Fotoalbum“, bei<br />

der digitale Bilder von mehr als der Hälfte aller Mitarbeiter mosaikartig auf<br />

sieben überdimensionalen Leinwänden ständig neu zusammengesetzt werden,<br />

sowie die sogenannte „Breuer-Line“. »»<br />

VMprofil 1 [7 ]<br />

Dr. Heinz Klinkhammer,<br />

Deutsche Telekom AG:<br />

„Kompetente, engagierte<br />

und unternehmerisch handelnde<br />

Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter sind der<br />

wichtigste Erfolgsfaktor.“


Dr. Fritz Behrens: „Wenn<br />

wir als Führungskräfte<br />

dauerhaft erfolgreich sein<br />

wollen, reicht Improvisationstalent<br />

nicht aus.<br />

Statt individueller Lösungen<br />

brauchen wir Strategien und<br />

Konzepte.“<br />

In den Pausen – ob am Kaffeebuffet im Lichthof oder im<br />

Bürgersaal – nutzten die Teilnehmer und Teilnehmerinnen<br />

die Gelegenheit zu Gesprächen und Diskussionen.<br />

»» Dieser „direkte Draht“ zum Vorstandssprecher weckte<br />

im Auditorium besonderes Interesse. Abschließend wies<br />

Manuel Seibel auf den Punkt Kontinuität hin: Die genannten<br />

Maßnahmen dürften nicht eingestellt werden, wenn die<br />

Veränderung eingetreten ist. „Es muss weitergehen.“<br />

Ausgestattet mit reichlich Lesestoff vom „Kommunikationsmarkt“<br />

fanden sich die Forums-Teilnehmer nach der<br />

Mittagspause im Bürgersaal ein, um Dr. Jürgen Kluges Ausführungen<br />

zum „Innovationsmanagement – Wissen und<br />

Wandel“ zu folgen. Der Deutschlandchef von McKinsey &<br />

Company kam schnell zur Sache: „Gute Leute sind der<br />

Schlüssel zu höheren Verbesserungsraten.“ Mit leichter Ironie<br />

schilderte er das Anspruchsniveau moderner Unternehmen:<br />

Mit der Hälfte des Personals in der Hälfte der Zeit mindestens<br />

doppelte Qualität erreichen. Nach einem gigantischen<br />

Rekonstruktionsprozess der Wirtschaft in den letzten<br />

zehn Jahren sei nun die Verwaltung an der Reihe. Auch dort<br />

müssten Talente besser ausgeschöpft, eine Elite gefördert<br />

werden, meinte Dr. Kluge. Er forderte eine flache Hierarchie,<br />

Flexibilität und schnelle, gravierende Veränderungen.<br />

Sein Motto: „Wer tief einschneidet, kommt hoch hinaus.“<br />

Welche Rolle Schnelligkeit und Service spielen, machte der McKinsey-<br />

Deutschlandchef am Beispiel Filmentwicklung deutlich. Die Express-<br />

Entwicklung innerhalb einer Stunde im Gegensatz zu traditionell fünf<br />

Tagen brachte enorme Steigerungsraten. Und genauso müsse der Bürger bei<br />

der Verwaltung bedient werden: „Einmal hingehen, fertig!“ Dabei soll die<br />

„McDonald’s-Maxime“ gelten, so Kluge: Niemand soll mehr als fünf Minuten<br />

warten. Das setze allerdings voraus, dass nicht tausend Sonderfälle bearbeitet<br />

werden – „das wäre das Gourmet-Restaurant“. Für den „Schnellimbiss“<br />

müssten die Abläufe vereinfacht werden; ein Prinzip, das vielen Zuhörern ein<br />

zustimmendes Nicken entlockte.<br />

Auch Burkhard Tewinkel, Leiter Interne Kommunikation bei der Deutschen<br />

Bahn AG in Berlin, hielt zum Thema „Signale setzen – das Neue verständlich<br />

machen“ wertvolle Anregungen bereit. Als Vertreter einer ehemaligen Behörde<br />

stellte er den Veränderungsprozess der Bahn ausführlich dar und kam zu dem<br />

Schluss, dass die Kommunikation dort nach gleichem Muster abläuft wie in anderen<br />

Unternehmen. Nicht allein die richtige Positionierung der eingesetzten<br />

Medien spiele eine Rolle, sondern auch das Zusammenspiel von interner Kommunikation,<br />

Weiterbildung und Personalpolitik. Nur etwa fünf Prozent der Mitarbeiter<br />

und Mitarbeiterinnen zählten zu den Promotoren von Veränderungen.<br />

Der weitaus größte Teil bestehe aus Widerständlern (15 Prozent), Bremsern<br />

(40 Prozent) und Skeptikern (40 Prozent). Diese Schar von Veränderungs-<br />

VMprofil 1 [8 ]


Gegnern gelte es, durch eine klare Strategie und vor allem durch Erfolge zu<br />

überzeugen. Dabei richtete Tewinkel noch einen wichtigen Tipp an die Adresse<br />

der <strong>Landesregierung</strong>: Vor allem am Anfang müsste sauber gearbeitet werden:<br />

„Die Ziele müssen ganz klar sein.“<br />

„Willkommen im Club“, begrüßte am Nachmittag Prof. Dr. Lothar Rolke die<br />

Teilnehmer. Noch nie sei die Verunsicherung in den Unternehmen derart<br />

groß gewesen wie in den 90er-Jahren. Jetzt treffe sie auch die Verwaltung.<br />

Rolke beendete den Vortragsmarathon mit einer wissenschaftlichen Einschätzung<br />

des Themas „Verändern durch Kommunikation – Mobilisieren und<br />

Führen“. Feedback, persönliche Kontakte und klare Ziele wertete er als wichtige<br />

Begleiter für Veränderungen. „Nehmen Sie sich Zeit für Kleinigkeiten“,<br />

mahnte er die Führungskräfte der Verwaltung, die durch die eindringlich vorgetragenen<br />

Statements, Warnungen und Ratschläge des Lehrstuhlinhabers für<br />

Betriebswirtschaft und Unternehmenskommunikation an der Fachhochschule<br />

Mainz auch diesem fünften Vortrag aufmerksam folgten.<br />

„Kommunikation ist kein Selbstzweck“, lautet ein Grundsatz des<br />

Fachmanns, Information dürfe nicht dem Zufall überlassen sein. Sätze<br />

wie „Vertrauen Sie nicht darauf, dass Ihre Mitarbeiter dumm sind“, erheiterten<br />

die Zuhörerschaft, regten aber gleichzeitig zum Nachdenken<br />

an. Einprägsam auch Rolkes „Rätsel“. „NIMEWI SODARI“ beispielsweise,<br />

eine Abkürzung für: Wir müssen „NICHT MEHR WISSEN,<br />

SONDERN DAS RICHTIGE“.<br />

Alle Beteiligten sollen sich als Gewinner fühlen, hieß es. Daneben<br />

brauche es klare Ziele, eine klare Führung und schließlich klare<br />

Kommunikation. Für diese stellte der Theoretiker Regeln auf: einfache<br />

Sprache sowie Bilder und Beispiele benutzen, ein Feedback einholen, an<br />

den Ergebnissen orientieren, die Ziele vorleben und vor allem Erfolge<br />

immer wieder sichtbar machen. Vielfach tauchten Hinweise der Praktiker<br />

aus den Unternehmen in Rolkes Theorien wieder auf. So auch bei<br />

der Feststellung, dass der Widerstand gegenüber dem Wandel nie ganz<br />

verschwinde. Trotzdem müsse Veränderung ein Teil der Unternehmenskultur<br />

werden; das bedeute auch, Kommunikation als Erfolgsfaktor ernst zu nehmen.<br />

Wie Prof. Rolkes „NIMEWI SODARI“ boten alle Vorträge spannende und<br />

hilfreiche Ansätze. „Sie sollten uns nicht sagen, wie man es machen soll,<br />

sondern Anstoß für Überlegungen geben und das Umfeld zeigen, in dem<br />

Veränderungen stattfinden“, erklärte Minister Behrens zum Abschluss des<br />

<strong>Symposium</strong>s. In den Workshops am nächsten Tag sollten die Anregungen von<br />

Außen in konkrete Konzepte für den eigenen Arbeitsbereich umgesetzt werden.<br />

„Verwaltung ist kein Selbstzweck, sondern sie muss Aufgaben für den Bürger<br />

erfüllen. Dazu muss sie mit ihm Schritt halten, mit den Veränderungen in der<br />

Gesellschaft“, betonte der Minister und griff seine einleitenden Worte wieder<br />

auf: Es gelte, den Engpassfaktor des Modernisierungsprozesses in den Griff zu<br />

bekommen. Der bestehe nicht in mangelndem Wissen oder fehlender Bereitschaft,<br />

sondern in mangelnder Kommunikation.<br />

VMprofil 1 [9 ]<br />

Prof. Dr. Lothar Rolkes<br />

Abkürzung „NIMEWI<br />

SODARI“ regte die Zuhörer<br />

zum Nachdenken an:<br />

„Wir müssen NICHT MEHR<br />

WISSEN, SONDERN DAS<br />

RICHTIGE.“<br />

Bernhard Messer, Journalist beim<br />

WDR und Kommunikationsberater,<br />

moderierte die Veranstaltung.


D r. Heinz Klinkhammer: „In<br />

zehn Jahren musste sich<br />

enorm viel verändern. Einen<br />

solchen Umbruchprozess wird<br />

man nur leisten können, wenn<br />

man klare, verständliche und<br />

einfache Unternehmensziele<br />

hat.“<br />

Dr. Heinz Klinkhammer, Vorstand Personal und Recht, Deutsche Telekom AG, Bonn<br />

„Eine neue Identität schaffen –<br />

den Kulturwandel kommunizieren“<br />

Vor zehn Jahren war die Deutsche Telekom noch eine Behörde. Mit der Postreform I wurde<br />

die Deutsche Telekom am 1.1.1990 Sondervermögen des Bundes. Hatten wir als Deutsche<br />

Bundespost noch staatliche und soziale Gesichtspunkte im Fokus unserer personalpolitischen<br />

Wahrnehmung, so ging es in der Zeitachse 1990 bis 1995 darum, sich auf den Wettbewerb<br />

auszurichten. 1995 wurde die Deutsche Telekom eine privatrechtsverfasste AG und am<br />

18. November 1996 fand dann der erste Börsengang statt. Seit dem 1. Januar 1998 stellt<br />

sich die Telekom als Unternehmen dem vollen Wettbewerb.<br />

Anhand dieses Zeitstrahls sehen Sie bereits, dass sich in den zehn Jahren<br />

enorm viel verändern musste. Wenn man von Veränderungen redet, so muss<br />

man sich deutlich machen, dass die Deutsche Telekom allein im Jahre 1995 eine<br />

Last zu tragen hatte, die jedes normale Unternehmen erdrückt hätte: 125 Milliarden<br />

D-Mark Schulden und Verbindlichkeiten. Neben den finanziellen<br />

Lasten sind wir im Jahre 1995 auch mit einem Personalkörper von 230.000<br />

Beschäftigten gestartet. Zusammen mit den Sozialpartnern haben wir damals<br />

darum gerungen, unser Personal sozialverträglich auf 170.000 bis zum Ende<br />

des Jahres 2000 zu reduzieren. Dieses Ziel werden wir vorzeitig erreichen.<br />

Schließlich fanden wir 1995 Gehalts- und Entgeltstrukturen, vor die, angelehnt<br />

am öffentlichen Dienst, nach Lebensalter, Dienstjahren und Familienstand<br />

definiert sind. Deshalb mussten und müssen wir<br />

zu völlig neuen Bezahlungssystemen kommen, die<br />

Arbeit messbar machen und das Messbare bewerten.<br />

Soweit in kurzen Sätzen die Ausgangslage der<br />

Deutschen Telekom. Unser Ziel ist es, ein europäischer<br />

Mobilfunkanbieter zu werden. Das traditionelle<br />

Geschäft – und wir machen immer noch mehr<br />

als zwei Drittel unseres Umsatzes mit klassischer<br />

Telefonie – wird künftig nicht mehr der dominante<br />

Schwerpunkt sein.<br />

Das verlangt von unseren Beschäftigten ein<br />

Höchstmaß an Flexibilität. Deshalb wird es um die<br />

entscheidende Frage gehen: Wie bekommen wir die<br />

Beschäftigten auf eine Schiene gesetzt, die sie an<br />

einem anderen Arbeitsplatz, in einer anderen Qualifikation<br />

mit freudigem Gesicht und aufgekrempelten<br />

Ärmeln ankommen lässt, während sie gleichzeitig<br />

realisieren, dass sich der Personalkörper nicht<br />

nur in seiner Qualität verändert, sondern dass er auch<br />

dramatisch kleiner wird.<br />

Einen solchen personellen Umbruchprozess wird<br />

man nur leisten können, wenn man klare, verständliche<br />

und einfache Unternehmensziele hat! Lassen<br />

Sie mich das Ziel „Förderung, Unterstützung der<br />

Mitarbeiter zum Nutzen des Unternehmens“ exemplarisch<br />

herausgreifen.<br />

VMprofil 1 [10 ]


Klinkhammer: „Wir wollen für das Unternehmen hoch qualifiziertes und<br />

hoch motiviertes Personal zu marktorientierten Konditionen zeitnah<br />

und effizient zur Verfügung stellen, betreuen und weiterentwickeln.“<br />

Über einen Zeitraum von zwei Jahren haben wir eine Konzern-<br />

Personalstrategie zunächst top-down erarbeitet und dann bottom-up<br />

noch mal verifiziert. Top-down war der Sozialpartner nicht beteiligt,<br />

bottom-up ist er involviert worden. Das geht aber in dieser Form nur,<br />

wenn die Personalstrategie letztlich von allen getragen und prozesshaft<br />

erarbeitet wird.<br />

Auch unsere Vision, als strategischer Partner aller Konzerneinheiten<br />

einen wesentlichen Beitrag zur Konzernwertsteigerung zu leisten, lässt<br />

sich nur verwirklichen, wenn der Personalbereich von den Konzerneinheiten<br />

nicht nur als Dienstleister, sondern als strategischer Partner wahrgenommen<br />

wird. Wir haben erreicht, dass sich die Geschäftsstrategie der einzelnen Konzerngeschäftsbereiche<br />

der Telekom im Planungsprozess zugleich integrativ mit<br />

Personal befasst. Der Personalbereich will im Konzern Standards setzen und<br />

durch eine strategisch ausgerichtete Personalarbeit sowie durch Qualitätssicherung<br />

zu einer Wertsteigerung im Konzern beitragen. Das kommt auch in der<br />

zweiten Vision zum Ausdruck: Wir wollen für das Unternehmen hoch qualifiziertes<br />

und hoch motiviertes Personal zu marktorientierten Konditionen zeitnah<br />

und effizient zur Verfügung stellen, betreuen und weiterentwickeln.<br />

Wir müssen für einen überregionalen Ausgleich sorgen und Personal abbauen.<br />

Aber wir brauchen auch Einstellungskorridore, da wir über Weiterbildung<br />

nicht alle Qualifikationen im Unternehmen generieren können. Frisches<br />

Know-how wird in einem innovativen Unternehmen immer gebraucht. Deshalb<br />

übernehmen wir auch unsere Nachwuchskräfte und erhöhen die Azubi-Quote.<br />

Wir wollen und müssen in diesem Konzern, in dem jährlich Tausende von<br />

Arbeitsplätzen neu entstehen, aber derzeit noch mehr wegfallen, einen<br />

Personalausgleich systematisch herstellen, so dass der Bestand des Personals<br />

konsequent dem Bedarf folgt. Unser Ziel ist es, die Arbeit zu den Menschen<br />

zu bringen, wo immer das technisch möglich und ökonomisch vertretbar ist.<br />

Dazu ist ein hoher Qualifikationsaufwand zu betreiben. Menschen müssen<br />

überzeugt werden, dass sie sich verändern wollen und verändern sollen.<br />

Bei all unseren Instrumenten mussten wir uns auf zwei Beschäftigtengruppen<br />

– nämlich auf Arbeitnehmer und Beamte – einstellen und spezifische Regularien<br />

entwickeln. Der Beamte kann bei uns in eine so genannte „In-Sich-<br />

Beurlaubung“ gehen. Das heißt, er ist während seiner<br />

aktiven Tätigkeit Arbeitnehmer und kann auch so bezahlt<br />

werden. Die beamtenrechtlichen Rechte und<br />

Pflichten ruhen und leben mit der Pension wieder auf.<br />

Dafür zahlen wir entsprechend in die Unterstützungskasse<br />

ein. Nur so haben wir die Chance, Beamte marktkonform<br />

bezahlen zu können. Wir können Beamte auch<br />

zu Tochterunternehmen beurlauben und wir haben – wie<br />

Sie auch – eine spezielle Vorruhestandsregelung. »»<br />

Als ein wesentlicher Baustein wird derzeit bei der Deutschen Telekom ein<br />

gänzlich neues Entgeltsystem mit der Deutschen Postgewerkschaft aufbereitet.<br />

VMprofil 1 [11 ]


Klinkhammer: „Jeder Vorgesetzte<br />

führt einmal jährlich<br />

ein strukturiertes Gespräch mit<br />

seinen Mitarbeitern durch, das<br />

Orientierung geben soll und<br />

Basis für eine vertrauensvolle<br />

Zusammenarbeit ist. Das Gesprächsergebnis,<br />

das nicht in die<br />

Personalakte geht, bringen<br />

beide beim nächsten Mitarbeiter-<br />

Jahresgespräch wieder mit.“<br />

Klinkhammer: „Mit dem Führen über Ziele zentrieren wir die Mannschaft auf<br />

ein oder mehrere Ziele. Im so genannten ‚mitarbeiterorientierten Prozess‘ geht<br />

es darum, den Mitarbeiter in den Mittelpunkt unserer Überlegung zu stellen.“<br />

»» Schließlich können wir Leistungszulagen und Belohnungen<br />

zahlen.<br />

Zurzeit sind wir dabei, mit der Deutschen Postgewerkschaft<br />

ein gänzlich neues Entgeltsystem für den<br />

Tarifbereich aufzubereiten. Konkret stellen wir uns vor,<br />

im Arbeitnehmerbereich ein Festentgelt einzuführen, das<br />

marktorientiert und in großen Teilen mit einer analytischen Funktionsbewertung<br />

unterlegt ist. Dazu wird es notwendig sein, dieses „Festentgelt neu“ gemessen<br />

am „Festentgelt alt“ abzusenken. Wir werden daraus gemeinsam eine Variable<br />

erarbeiten, die es uns erlaubt, die Beschäftigten nach Zielerreichungsgrad<br />

leistungsgerecht zu bezahlen. Damit das Ganze auch für die Gewerkschaft<br />

interessant wird, wird es eine „Anschub-Finanzierung“ durch das Unternehmen<br />

geben, damit am Ende nicht die „Schlechten“ die „Guten“ bezahlen. Und wir<br />

müssen uns einig sein, dass die Lohnzuwächse der nächsten Jahre auf Festgeldanteil<br />

und Variable verteilt werden.<br />

Darüber hinaus haben wir ein ganz neues richtungsweisendes Arbeitszeitmodell<br />

entwickelt. Künftig werden wir ein Arbeitszeitkonto über 18 Monate<br />

führen, in dem es keine Zuschläge gibt und bei dem wir einmal in diesen 18 Monaten<br />

die Null-Linie durchfahren müssen. Es wird ein Ampelmodell geben, bei<br />

dem die Ampel auf Grün steht, solange die Überstunden nicht höher sind als die<br />

Wochenarbeitszeit. Die Ampel geht auf Rot, wenn das Dreifache erreicht ist.<br />

Dann ist entsprechende Handlungsinitiative des Arbeitgebers gefordert, um<br />

diese Überstunden zurückzuführen. Ziel ist keine Abgeltung von Überstunden,<br />

sondern Freizeitausgleich – wo immer das möglich ist. So haben wir auch die<br />

Möglichkeit, saisonal nachzusteuern.<br />

Inzwischen verfügen wir über eine systematische Personalentwicklung mit<br />

einer Reihe von Instrumenten, die die Menschen auch annehmen. So führen<br />

wir einmal jährlich eine Mitarbeitervollbefragung durch. Unsere Mitarbeiter<br />

geben dabei Auskunft, wie sie uns sehen, was sie für Verbesserungsvorschläge<br />

haben und wo sie Defizite erkennen. Die Ergebnisse dieser Befragung sind<br />

Fingerzeige, was wir tun müssen, um die Mitarbeiter auf unserem Weg zu einem<br />

modernen Telematik-Dienstleister mitzunehmen.<br />

Mit dem Führen über Ziele zentrieren wir die Mannschaft auf ein oder<br />

mehrere Ziele. Im so genannten „Mitarbeiterorientierten Prozess“ geht es<br />

darum, den Mitarbeiter in den Mittelpunkt unserer Überlegung zu stellen.<br />

Hierfür bedienen wir uns des „Mitarbeiter-Jahresgesprächs“. Jeder<br />

Vorgesetzte führt einmal jährlich ein strukturiertes Gespräch mit seinen<br />

Mitarbeitern durch, das Orientierung geben soll und die Basis für eine<br />

vertrauensvolle Zusammenarbeit ist. Das Gesprächsergebnis geht nicht<br />

in die Personalakte, sondern Vorgesetzte und Mitarbeiter bringen es ein<br />

Jahr später – beim nächsten Mitarbeiter-Jahresgespräch – wieder mit.<br />

Genauso wichtig sind die so genannten Personalrunden. Die Zielrichtung<br />

ist allerdings ein andere. Die Vorgesetzten tauschen sich im Gespräch<br />

konstruktiv und kritisch über die Potenziale ihrer Mitarbeiter aus.<br />

Ermittelte Potenziale müssen systematisch gefördert werden. Deshalb<br />

VMprofil 1 [12 ]


haben wir Förderkreise eingerichtet, um in die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

mit großem Potenzial zu investieren. Denn von diesen Mitarbeitern erwarten<br />

wir, dass sie in den nächsten fünf Jahren obere oder zumindest mittlere<br />

Führungspositionen erreichen.<br />

Ausgehend von der Vision, die Deutsche Telekom zum kundenfreundlichsten,<br />

sympathischsten sowie erfolgreichsten Unternehmen dieser Branche zu machen<br />

und in der Informationsgesellschaft weltweit immer wieder neue Maßstäbe zu<br />

setzen, haben wir eine Reihe von Unternehmensgrundsätzen und -zielen entwickelt.<br />

Darüber hinaus existieren Handlungs- und Führungsgrundsätze sowie<br />

auch eine Handreichung, die die Eckpunkte für eine neue Verhaltenskultur<br />

beschreibt. Selbstverständlich ist es wichtig, dass die Grundsätze auch von der<br />

Spitze vorgelebt werden.<br />

Um unseren Mitarbeitern tagesaktuell die Möglichkeit zu geben, alles Wissenswerte<br />

zur Telekom sofort abzugreifen, haben wir ein Intranet eingerichtet.<br />

Der Personalbereich selbst tritt auf einem eigenen Server auf. Sobald es eine<br />

wichtige Botschaft gibt, stellen wir diese ein, um Führungskräfte schnell zu<br />

informieren – schneller, als dies die Gewerkschaftsschiene über die Betriebsräte<br />

vor Ort tut. Ganz wichtig ist das so genannte Cockpit für Führungskräfte,<br />

das alles beinhaltet, was eine Führungskraft über die Telekom wissen muss. Ich<br />

erwarte von einer Führungskraft der Telekom, dass sie mitdiskutieren kann,<br />

wenn abends am Stammtisch über Markt, Telekom, Kundenfreundlichkeit und<br />

Regulierung gesprochen wird. Im Übrigen müssen wir die unterschiedlichen<br />

Zielgruppen differenziert bedienen. Wir geben eine hoch anspruchsvolle Fachzeitschrift<br />

„Dialog“ heraus, die auch ins Intranet eingestellt und gleichzeitig<br />

Diskussionsforum und Dialog für die Mitarbeiter meines Personalbereichs ist.<br />

Darüber hinaus bedienen wir uns noch zwei weiterer Kommunikationswege:<br />

Vision-online wendet sich stark an die Führungskräfte,<br />

Monitor-online ist für die gesamte Belegschaft vorgesehen.<br />

Der Personal- und Sozialbericht der Telekom, jetzt im zweiten<br />

Jahr erschienen, ist für uns nach außen und nach innen<br />

Ausweis dafür, dass wir die Leistungsfähigkeit des Unternehmens<br />

und seiner Beschäftigten in den Mittelpunkt stellen.<br />

Sie dürfen Veränderungsprozesse und deren kommunikative<br />

Begleitung nicht machen lassen, sondern Sie müssen sie<br />

aktiv mitverantworten und mitgestalten. Dafür braucht man<br />

allerdings auch persönlich viel Zeit. Wenn Sie sich da nicht<br />

einbringen, dann wirken Sie am Ende unglaubwürdig.<br />

Der Weg der letzten drei Jahre war steinig, aber wir haben in unserem<br />

Unternehmen viel an Veränderungen geschaffen. Wir müssen an vielen Stellen<br />

als Vorstand, als Management, als Führungskräfte ein ganzes Stück vorausschauen,<br />

Sozialpartner einfangen und die Menschen mitnehmen. Das ist nicht<br />

einfach, aber ich denke, wir sind auf gutem Weg. Wir werden diesen Weg auch<br />

weiter beschreiten.<br />

Vielen Dank!<br />

VMprofil 1 [13 ]<br />

Klinkhammer: „Wir haben<br />

Förderkreise eingerichtet, um<br />

in die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

mit großem Potenzial zu<br />

investieren. Von ihnen erwarten<br />

wir, dass sie in den nächsten fünf<br />

Jahren obere oder zumindest<br />

mittlere Führungspositionen erreichen.“<br />

Klinkhammer: „Sie dürfen<br />

Veränderungsprozesse und deren<br />

kommunikative Begleitung nicht<br />

machen lassen, Sie müssen sie aktiv<br />

mitverantworten und mitgestalten.“


Manuel Seibel:<br />

„Wenn Sie einen<br />

Veränderungsprozess<br />

durchzuführen haben,<br />

dann ist das Grundelement<br />

die Kommunikation,<br />

ohne die Sie<br />

diesen Veränderungsprozess<br />

nicht erfolgreich<br />

starten und<br />

durchziehen können.“<br />

Manuel Seibel, Leiter Interne Medien, Deutsche Bank AG, Frankfurt a.M.<br />

„Fusionieren und Integrieren –<br />

Werben um die Mitarbeiter“<br />

Ich kann an das anschließen, was Herr Dr. Behrens eingangs sagte: Kommunikation muss<br />

im Management einen Stellenwert bekommen. Wenn Sie einen Veränderungsprozess durchzuführen<br />

haben, dann ist das Grundelement die Kommunikation, ohne die Sie diesen<br />

Veränderungsprozess nicht erfolgreich starten und durchziehen können.<br />

Das große Problem ist, dass häufig etwas angekündigt wird und das als Veränderungsprozess<br />

deklariert wird. So darf es aber nicht sein. Kommunikation darf nicht an die Stelle von<br />

Handeln treten. Das Handeln muss der Kommunikation grundsätzlich zu Grunde liegen,<br />

erst dann kann kommuniziert werden.<br />

Zunächst zu einigen grundsätzlichen Schwierigkeiten: Bei Veränderungsprozessen<br />

gibt es bestimmte Leute, die wissen etwas und andere Leute, die<br />

wissen nichts. Dann haben Sie bestimmte Leute, die wissen über ein bestimmtes<br />

Segment Bescheid, und andere Leute, die ein anderes Segment<br />

kennen. Sie haben dann Informationsinseln. Es ist Wissen vorhanden, das<br />

aber nicht ausgetauscht wird. Die Informationen, die nach oben getragen werden,<br />

werden immer dürftiger. Oben angekommen ist zuweilen alles positiv. Sie<br />

müssen in Veränderungsprozessen einen Mechanismus schaffen, mit dem<br />

diese Informationsfiltrierung gestoppt oder zumindest zum Teil aufgehoben<br />

wird. Andersherum besteht das Problem ebenso. Sie haben das, was wir Informationsosmose<br />

genannt haben. Kommt das, was der Innenminister sagt,<br />

eigentlich unten an? Wird überhaupt verstanden, was er sagt? Hängt es in<br />

irgendwelchen Abteilungsleiter-Ebenen und kommt gar nicht bei dem einzelnen<br />

Mitarbeiter an? Auch dafür müssen Sie, gerade wenn es um Veränderungsprozesse<br />

geht, ein diesem Phänomen entgegenwirkendes Instrumentarium<br />

schaffen.<br />

Was muss man berücksichtigen, wenn man das Konzept einer Veränderung<br />

hat, wenn man also – ich beziehe mich jetzt auf die Deutsche Bank –,<br />

Bankers Trust übernehmen möchte?<br />

Erstens: Wir müssen Kommunikation als ein zentrales Element<br />

des ganzen Prozesses sehen. Kommunikation muss strategischer<br />

Teil der Unternehmensplanung sein. Ich muss schon bei der Planung<br />

darüber nachdenken: Kann man das kommunizieren? Welche<br />

kommunikativen und personellen Schwierigkeiten gibt es? Kann der<br />

Veränderungsprozess angesichts der bestehenden Schwierigkeiten<br />

überhaupt ein Erfolg werden?<br />

Zweitens: Wir brauchen eine präzise Wortwahl. Das hat verschiedene<br />

Facetten. Es darf keine Verlierer geben. Zumindest wenn<br />

sich jemand als Verlierer fühlt, wird er sich an dem Prozess nicht beteiligen.<br />

Also ist es Ihre Aufgabe als Führungskraft, sicherzustellen,<br />

dass keiner sich als Verlierer fühlt. Am Beispiel Bankers Trust heißt<br />

Seibel: „Wir müssen Kommunikation als ein zentrales<br />

Element des ganzen Prozesses sehen. Kommunikation<br />

muss strategischer Teil der Unternehmensplanung sein.“<br />

VMprofil 1 [14 ]


In umfassenden Veränderungsprozessen muss<br />

ein Mechanismus geschaffen werden, um<br />

Informationsverluste möglichst zu vermeiden.<br />

das: Wir haben immer von einer Fusion gesprochen,<br />

nicht von einer Übernahme. Präzise Wortwahl bedeutet<br />

auch, einfach und verständlich zu formulieren.<br />

Wenn Sie sich die Informationen in der Deutschen<br />

Bank oder sonst in großen Unternehmen<br />

anschauen, dann wissen Mitarbeiter häufig überhaupt<br />

nicht, was sie eigentlich umsetzen sollen.<br />

Wenn die Botschaft nicht verständlich ist, sperren<br />

sich die Mitarbeiter und werden nicht bereit sein,<br />

den Veränderungsprozess positiv zu begleiten.<br />

Von zentraler Bedeutung ist die Offenheit: Natürlich<br />

gibt es Barrieren und Grenzen der Offenheit.<br />

Wenn ich jeden Denkprozess in einer Veränderungsphase<br />

kommunizieren würde, würde ich meistens<br />

mehr Unruhe schaffen, als Vertrauen und Sicherheit<br />

des Mitarbeiters zu bewirken. Ich muss mir Meilensteine<br />

setzen und dann kommunizieren. Und ich<br />

muss sicherstellen, dass spätestens dann, wenn<br />

Externe Bescheid wissen und darüber reden, die Mitarbeiter<br />

auch wissen, worum es eigentlich geht. Darüber hinaus muss ich<br />

in meinem neuen Veränderungsprozess auch die Veränderungsprozesse der<br />

Vergangenheit kommunizieren. Sonst bauen sich Widerstände auf, weil die<br />

Mitarbeiter vor lauter neuen Veränderungen stöhnen. Ich muss deutlich<br />

machen, dass neue Veränderungsprozesse notwendig sind, um weiter vorne<br />

zu bleiben.<br />

Auch die unterschiedlichen Ebenen der Kommunikation müssen berücksichtigt<br />

werden. Von Veränderungsprozessen ist nicht jede Ebene in gleicher<br />

Weise betroffen. Die Führungsebene ist anders betroffen als „normale“ Mitarbeiter,<br />

ein Unternehmensbereich ist stärker betroffen als andere Sektoren.<br />

Dies müssen Sie auch in Ihren Veränderungsprozessen berücksichtigen.<br />

Die Kommunikation mit dem Personalrat unterscheidet sich von der<br />

Kommunikation mit Behördenleitungen. Es gibt vielleicht eine Führungsebene,<br />

die besonders relevant ist. Eine bestimmte Abteilung einer Behörde ist<br />

besonders betroffen.<br />

Mit Gießkannen-Kommunikation stellen Sie niemanden zufrieden –<br />

denjenigen, der zu viel an Information oder Kommunikation bekommt ebenso<br />

wenig wie denjenigen, der zu wenig bekommt. »»<br />

VMprofil 1 [15 ]<br />

Seibel: „Der vielleicht<br />

wichtigste Punkt ist:<br />

Veränderungsprozesse<br />

sind Chefsache. Wenn<br />

ich als Chef eine<br />

Veranstaltung persönlich<br />

wahrnehme, demonstriere<br />

ich damit,<br />

dass ich den Prozess<br />

auch selbst steuere und<br />

mir Zeit für die Umsetzung<br />

nehme.“


Seibel: „Es ist Ihre Aufgabe<br />

als Führungskraft,<br />

sicherzustellen, dass<br />

sich keiner als Verlierer<br />

fühlt. Wenn sich jemand<br />

als Verlierer fühlt, wird er<br />

sich an dem Prozess nicht<br />

beteiligen.“<br />

Externe Medien<br />

Betriebsrat<br />

Planungen<br />

eMail/Briefe an<br />

die Mitarbeiter<br />

Manuel Seibel zählte in seinem Vortrag eine Fülle notwendiger Bedingungen<br />

für einen erfolgreichen Veränderungsprozess auf.<br />

»» Der vielleicht wichtigste Punkt ist: Veränderungsprozesse sind Chefsache.<br />

Wenn ich als Chef eine Veranstaltung persönlich wahrnehme, demonstriere<br />

ich damit, dass ich den Prozess auch selbst steuere und mir Zeit für die<br />

Umsetzung nehme. Herr Dr. Breuer, unser Vorstandssprecher, nimmt solche<br />

Veranstaltungen selber wahr. Es ist wichtig, dass Sie, Herr Dr. Behrens, diese<br />

Veränderungsprozesse weiterhin als Chefsache auffassen. Nur dann sind Sie<br />

glaubwürdig für die einzelnen Mitarbeiter.<br />

Auch mit eMails, Briefen an alle Mitarbeiter kann die Bedeutung, die eine<br />

Aufgabe für mich als Chef hat, deutlich gemacht werden. Was hat nun die<br />

Deutsche Bank gemacht, als sie Bankers Trust übernommen hat? Wir haben<br />

zunächst ein ganzes Bündel von Kommunikationsmaßnahmen geplant. Eine<br />

solche Planung sollte gerade bei Veränderungsprozessen stets erfolgen.<br />

Dabei gibt es Maßnahmen, die vor dem effektiven Eintritt der Veränderung<br />

stattfinden müssen. Es sollte Maßnahmen geben,<br />

die für den Tag des Eintritts passen. Es muss aber<br />

auch danach weitergehen. Die Mitarbeiter müssen<br />

auch nach dem Tag X weiter betreut werden.<br />

Symbolischer Akt Einige Maßnahmen der Deutschen Bank<br />

möchte ich Ihnen vorstellen: Townhall-Meetings.<br />

Vor-Ort-Präsenz Herr Dr. Breuer, unser Vorstandssprecher, hat in<br />

großen Veranstaltungen versucht, die Mitarbeiter<br />

von Bankers Trust und auch von der Deutschen<br />

Veranstaltungen<br />

Bank zu überzeugen. Das hat zu mehr Glaubwürdigkeit<br />

bei den Mitarbeitern geführt.Wir haben<br />

Integrationsfete<br />

gemeinsame Kommunikationsteams gebildet.<br />

Wenn Veränderungen stattfinden, haben Sie<br />

häufig Teams, die auf einmal neu zusammenarbeiten<br />

müssen. Wichtig ist, dass Sie immer von beiden<br />

Seiten Leute dabeihaben, sonst gibt es sofort das<br />

Gewinner-/Verliererproblem. Wir haben sofort, obwohl wir noch zwei rechtlich<br />

getrennte Unternehmen waren, den Mitarbeitern von Bankers Trust den<br />

Zutritt zur sogenannten Breuer-Line gegeben. Die Breuer-Line ist der elektronische<br />

Postkorb unseres Vorstandssprechers. Wenn Mitarbeiter irgendein<br />

Problem, Kritik oder eine Idee haben, können sie sich elektronisch direkt an<br />

den Vorstandssprecher wenden. Er hat Vertraulichkeit und die Antwort innerhalb<br />

von einer Woche zugesagt. Diese Innovation hat sehr viel Vertrauen<br />

gewonnen. Außerdem hat sie dazu geführt, dass der Vorstand auf einmal direkt<br />

mitbekommen hat, was an der Basis passiert.<br />

Es bedarf auch symbolischer Akte. Einer davon war das so genannte<br />

Willkommenspaket, das jeder Mitarbeiter an dem Tag der Übernahme auf<br />

seinem Schreibtisch hatte. Das Willkommenspaket enthielt eine Grußkarte<br />

des Vorstandssprechers, die Integrationszeitung „Fast Track“ sowie eine<br />

Broschüre, die die Mitarbeiter über das Selbstverständnis der Bank und einzelner<br />

Unternehmensbereiche informierte – alles in Englisch und Deutsch.<br />

Interne Kommunikation<br />

VMprofil 1 [16 ]


Am meisten Interesse geweckt hat aber die in<br />

dem Paket enthaltene Swatch-Uhr. Das kostet<br />

natürlich viel Geld. Wir sind aber der Meinung,<br />

dass wir die Mitarbeiter motivieren müssen für<br />

diese Fusion. Über so ein Paket kann ich eine<br />

gewisse Anschubmotivation schaffen. Das darf<br />

natürlich keine isolierte Maßnahme darstellen. Das Willkommenspaket allein<br />

wird die Mitarbeiter nicht überzeugen. Es ist aber ein Hinweis, dass ich als<br />

Mitarbeiter meinem Vorstand, meinem Unternehmen etwas wert bin.<br />

Ein weiteres Beispiel ist unsere Fototour. 40.000 Mitarbeiter sind per<br />

Digitalkamera fotografiert worden. Das Ganze ist zu einem Fotoalbum<br />

zusammengeführt worden. Das wurde auf Riesenleinwänden an großen<br />

Locationen ausgestellt. Man konnte sehen: „Wir, die Mitarbeiter, sind<br />

wirklich die Bank.“ Schließlich noch ein Beispiel für ein Closing-Event:<br />

Wir haben eine große Veranstaltung gemacht in Frankfurt, New York, Singapur<br />

und London. Mit unserem Betriebsfernsehen wurde eine Vernetzung<br />

hergestellt, so dass die Leute in New York sehen konnten, was in Frankfurt<br />

los war und die Leute in Frankfurt, was in Singapur los war. So kann man mit<br />

einem Fest eine gemeinsame Identität schaffen.<br />

Führungskräfte wollen immer besonders angesprochen werden. Wir haben<br />

regelmäßige Treffen der absoluten Topführungskräfte der Deutschen Bank.<br />

Dort werden strategische Überlegungen, die in Verbindung<br />

mit dieser Fusion stehen, angestellt. Wir machen<br />

im nächsten Jahr aber auch eine soziale Veranstaltung.<br />

Wir werden alle Mitarbeiter der Deutschen Bank an<br />

einem Sportfest teilnehmen lassen. Mit der Zusammenführung<br />

sozialer Aktivitäten ist auch ein Wir-Gefühl zu<br />

erreichen.<br />

Dies waren einige Beispiele, die ich aufgezeigt habe.<br />

Zum Abschluss: Für uns war diese Fusion eine sehr<br />

interessante Herausforderung. Wir haben früher auch<br />

Fehler bei Veränderungsprozessen gemacht. Jetzt haben<br />

wir eine ganze Menge verbessert. Beim nächsten Mal<br />

können wir wieder Fehler ausmerzen.<br />

Danke schön!<br />

Seibel: „Wir haben früher auch Fehler bei<br />

Veränderungsprozessen gemacht.<br />

Jetzt haben wir eine ganze Menge verbessert.”<br />

VMprofil 1 [17 ]<br />

Business TV<br />

Video on<br />

Demand<br />

Videokonferenzen<br />

Print<br />

Medien-Mix<br />

Meeting,<br />

Diskussionsforen<br />

Seibel: „Kommunikation<br />

muss strategischer<br />

Teil der Unternehmensplanung<br />

sein. Wir<br />

müssen Kommunikation<br />

als zentrales Element des<br />

gesamten Veränderungsprozesses<br />

sehen.“<br />

Face to Face–<br />

von Mensch<br />

zu Mensch<br />

Internet<br />

Intranet<br />

Telefon,<br />

Fax, eMail<br />

Computer<br />

Based<br />

Training (CBT)<br />

Wichtig ist, die Kommunikation nicht nach dem „Gießkannenprinzip“<br />

vorzunehmen, sondern sie gezielt auf einzelne Unternehmensbereiche<br />

und Themenstellungen einzusetzen.


Dr. Jürgen Kluge:<br />

„Ziel muss es<br />

sein, mit der Hälfte<br />

der Mannschaft in<br />

der Hälfte der Zeit in<br />

mindestens doppelter<br />

Qualität zu produzieren.“<br />

Dr. Jürgen Kluge, Deutschlandchef von McKinsey & Company Inc., Düsseldorf<br />

„Innovationsmanagement –<br />

Wissen und Wandel“<br />

Als Berater, also als Nicht-Verwaltungsmann, möchte ich Ihnen gern beschreiben, wie die<br />

Industrie den Strukturwandel bewältigt – die Analogieschlüsse für die Verwaltung lassen<br />

sich daraus ableiten. Die Überschrift „Wissen und Wandel“ weist darauf hin, dass Wissen<br />

zum „knappen Gut“ wird. In den letzten hundert Jahren waren zunächst der Boden,<br />

dann die Industriearbeiter und zuletzt das Kapital der Engpass. Heute stehen wir vor dem<br />

Wandel zur nächsten Entwicklungsstufe – in ihr wird das Wissen der Engpass sein.<br />

Die Weltklasse-Herausforderung<br />

Gerade in den Bereichen, die weltweit besonders stark wachsen, verlieren<br />

die deutschen Anbieter Marktanteile – wie die Europäer insgesamt. Das wirkt<br />

sich natürlich auch auf die Beschäftigung aus. Während wir in Deutschland<br />

schon froh sind, wenn wir (wieder) auf 2,5 Prozent Wachstumserwartung<br />

kommen, liegt die Wachstumsrate in den USA über vier Prozent. Das hat mit<br />

dem Strukturwandel zu tun: In neuen Industrien hochwertschöpfende Arbeitsplätze<br />

mit den entsprechend hohen Wachstumsraten zu schaffen, ist wesentlich<br />

einfacher als in alten Industrien.<br />

Das Hauptproblem ist die Produktivität. Blicken wir zurück: Vor ungefähr<br />

zehn Jahren lag etwa im Bereich der Industrieelektronik die Produktivitätslücke<br />

zwischen Japan und Europa bei 50 Prozent. Die Hauptursache hierfür war<br />

die zu große Variantenvielfalt und die nicht montagegerechte Gestaltung vieler<br />

Produkte. Die zweite Ursache lag in der Arbeitsorganisation, also in den<br />

Abläufen in der Fertigung und der Verwaltung. Die viel diskutierten Personalkosten<br />

waren dagegen eher ein zweitrangiger Faktor. Das Aufarbeiten des Produktivitäts-<br />

und Wachstumsrückstands war ein zehn Jahre dauernder Erkenntnisprozess.<br />

An seinem Anfang stand oft das Argument: Wir sind zwar teurer,<br />

dafür ist aber die Qualität höher! Vergleicht man Weltklasse-Unternehmen<br />

mit Durchschnittsunternehmen, so stellt man fest, dass Weltklasse-Unternehmen<br />

35 Prozent billiger und 50-80 Prozent schneller in der Entwicklung sind – und<br />

auch die Qualitätskosten liegen um 30 Prozent niedriger. Geringere Kosten<br />

und bessere Qualität gehen also Hand in Hand. Jedem, der meint, neue Ideen<br />

würden vielleicht Kosten senken, dafür aber auch zu Zeit- und Qualitätsverlusten<br />

führen, sollte man misstrauen. Die Königsidee<br />

ist die, die alle drei Dimensionen – Kosten,<br />

Zeit und Qualität – gleichzeitig beeinflusst. Die<br />

erste Weiche, die gestellt werden muss, ist die Komplexitätsreduzierung:<br />

Das bedeutet Vereinfachen<br />

und Standardisieren. Die Ziele, die man sich vornehmen<br />

muss, mögen zunächst verrückt erscheinen:<br />

Es muss mit der Hälfte der Mannschaft in der<br />

Hälfte der Zeit gehen; bei mindestens doppelter<br />

Qualität. Wenn das nicht das Anspruchsniveau ist,<br />

VMprofil 1 [18 ]<br />

Wenn weniger erfolgreiche Unternehmen in drei Jahren<br />

zu erfolgreichen aufsteigen wollen, müssen sie sich<br />

jedes Jahr um etwa 30 Prozent steigern.


Der Hauptgrund für die wesentlich geringere Innovationsproduktivität<br />

in Deutschland ist nicht die Zahl der entwickelten Produkte, sondern<br />

der geringere Umsatz, der mit den Produkten erzielt wird.<br />

sind Ihre Ideen nicht genügend gefordert und Sie holen aus<br />

sich und Ihren Mitarbeitern nicht alles an Ideen und Leistungsvermögen<br />

heraus.<br />

Ein zweites Argument, das zur Erklärung des Wachstumsrückstands<br />

ins Feld geführt wird: Den Ingenieuren in<br />

Deutschland fällt nicht mehr so viel ein. Den Entwicklern<br />

in Deutschland fallen aber ähnlich viele Produkte ein wie<br />

ihren Kollegen anderswo in der Welt. Allerdings: Die weltweite<br />

Spitze erzielt mit solchen neuen Produkten einen<br />

Umsatz von 6,2 Millionen Dollar, die deutschen Hersteller<br />

erreichen 1,3 Millionen Dollar. Unseren Ingenieuren fällt<br />

durchaus etwas ein – aber eben nicht der Weltmarkt-Hit<br />

vom Kaliber des Sony Walkman, sondern vielleicht ein<br />

Produkt für Österreich. Wir konzentrieren unsere Ressourcen<br />

nicht genügend. Wir müssen uns trauen, unsere<br />

Ressourcen im Sinne von Kompetenzzentren zu bündeln.<br />

Produktentwicklung, Innovation wird heute weltweit in<br />

einer ganz anderen Kultur betrieben als das in deutschen Unternehmen oder<br />

auch in der öffentlichen Verwaltung der Fall ist. Wir setzen oft – wie in allen<br />

Bereichen – auf den „guten Durchschnitt“. Kriege entscheidet man aber nicht<br />

mit dem Mittelmaß, sondern mit Elitesoldaten. Ich bin keineswegs gegen Förderung.<br />

Bei 80 Millionen Einwohnern, die wir in Deutschland haben, können<br />

wir es uns nicht leisten, ein einziges Talent brachliegen zu lassen. Trotzdem<br />

brauchen wir in vielen Feldern die Elite. Dies gilt auch für die Verwaltung. Im<br />

Idealfall müssen Sie es schaffen, dass die besten Leute in die Verwaltung gehen<br />

wollen. So weit zur Diskussion der Ursachen für die Wachstums- und Produktivitätslücke<br />

gegenüber den Weltbesten.<br />

Nach zehn Jahren harter Arbeit beginnt die Produktivitätslücke sich zu<br />

schließen – zum Beispiel in der Autoindustrie. Man ist in Schlagreichweite<br />

herangekommen – und sobald man in Schlagreichweite ist, kann man zehn<br />

Prozent Produktivitätsrückstand leicht ausgleichen. Das wirkt sich auch positiv<br />

auf die Beschäftigung aus. Um in Schlagreichweite zu kommen, musste<br />

zunächst Personal abgebaut werden. Mittlerweile steigt die Beschäftigung aber,<br />

gerade wegen der hohen Produktivitätssteigerung. Eine Analyse der Top-5 unter<br />

den deutschen Unternehmen zeigt eine mittlere Umsatzsteigerung von 30 Prozent,<br />

eine Börsenwertsteigerung von 41 Prozent und eine Beschäftigungssteigerung<br />

von 25 Prozent. Bei den Bottom-10 dagegen geht die Beschäftigung<br />

weiter zurück. Hier fehlen zunächst neun Prozentpunkte, um überhaupt in<br />

Schlagreichweite zu kommen. Diese Prozentpunkte machen den Unterschied<br />

zwischen Umsatzsteigerung und Beschäftigungssteigerung. Deswegen brauchen<br />

wir nicht marginale, sondern riesige Wachstumsraten. Darüber hinaus<br />

gibt es Sekundäreffekte einer höheren Produktivität, die die Beschäftigungsraten<br />

positiv beeinflussen. Etwas vereinfacht: Durch Produktivitätssteigerung<br />

fallen die Kosten und die Preise. Es gibt mehr Nachfrage, die Wettbewerbsposition<br />

verbessert sich, es gibt mehr Export und der Lebensstandard steigt. »»<br />

VMprofil 1 [19 ]


Kluge: „Erfahrungswissen<br />

zählt weniger<br />

als rasche Anpassung.<br />

Wenn Sie wachsen<br />

wollen, müssen Sie auf<br />

Randaktivitäten<br />

zichten.“ver-<br />

»» Dazu kommt noch, dass wieder Mittel für Innovationen zur Verfügung<br />

stehen. In Forschung und Technologie kann neu investiert werden. Der Strukturwandel<br />

in der Industrie bewirkt eine höhere Wertschöpfung und auch dies löst<br />

wieder positive Beschäftigungseffekte aus. Das erforderliche Wachstum wird<br />

es vor allem in der Dienstleistungsbranche geben. Es wird eine Gesellschaft<br />

übrig bleiben, die aus wenigen produzierenden Menschen besteht und vielen,<br />

die sich mit Dienstleistungen beschäftigen.<br />

Nach dem gigantischen Restrukturierungsprozess in der Industrie in den<br />

letzten zehn Jahren wird für die nächsten zehn Jahre die Restrukturierung der<br />

Verwaltung und der halbstaatlichen Unternehmen anstehen. Denn es nützt<br />

nichts, wenn jetzt ein Auto in nur noch zehn bis zwölf Stunden produziert wird,<br />

durch Transport- und Verwaltungszeiten aber doch wieder 100 Stunden zusammenkommen.<br />

Auf der Pyramide der Produktivitätssteigerung der Industrie<br />

sitzt die der Verwaltung, und die muss genauso schlank werden.<br />

Neue Spielregeln<br />

Wenn man über Wachstum im eben geforderten Maßstab nachdenkt, muss<br />

man überkommene Weisheiten in Frage stellen. Erstens: Der Satz, dass Wachstum<br />

und Ressourcenverbrauch korrelieren und somit Wachstum begrenzt ist,<br />

stimmt so nicht. Im Bereich der Dienstleistungsindustrie ist das Wachstum<br />

durch Ressourcenverbrauch und Umweltverschmutzung auf absehbare Zeit<br />

überhaupt nicht eingeschränkt. Zweitens: Wir haben immer gedacht, Wachstum<br />

geht nur auf Kosten von anderen. Dies stimmt aber nur<br />

für ein Europa-zentriertes Weltbild von gesättigten Märkten.<br />

Wenn wir etwas wirklich Neues in die Welt setzen, gibt es<br />

Wachstumsmärkte, die fast unendlich sind. Drittens: Das<br />

bescheidene Anspruchsniveau – wir müssen versuchen, nicht<br />

nur in Drei- oder Fünf-Prozent-Schritten voranzukommen,<br />

sondern darüber nachdenken, ob wir verdoppeln oder<br />

halbieren können. Viertens: Wir haben immer so getan, als<br />

könnten wir zunächst Kosten aufbauen und sie dann auch<br />

proportional wieder abbauen, wenn es einmal schwieriger<br />

wird. Aber das passiert natürlich nicht. Letztlich bleiben wir<br />

auf den Kosten sitzen, wenn wir uns nur marginal weiterentwickeln.<br />

Wir müssen also große Sprünge machen. Fünftens:<br />

Wir haben geglaubt, alles kontrollieren zu müssen. Jetzt<br />

erleben wir, dass kleinere unternehmerische Einheiten oft<br />

viel durchschlagender sind als hochkontrollierte Großgebilde.<br />

Sechstens: Wir haben an den Nutzen der Spezialisierung<br />

geglaubt: Arbeitsteilung, funktionale Aufstellung,<br />

Fakultäten an den Universitäten. Das funktioniert alles nicht<br />

Nur die gleichzeitige Verbesserung der Faktoren „Qualität“, „Zeit“ und<br />

„Kosten“ führt zu einer echten Produktivitätssteigerung. Denkblockaden<br />

müssen abgebaut und den neuen Realitäten angepasst werden.<br />

VMprofil 1 [20 ]


Kluge: „Wir brauchen in vielen Feldern die Elite<br />

und das gilt auch für eine gute Verwaltung.“<br />

recht. Richtige Integration und Synergiepotenziale<br />

werden auf der Arbeitsebene realisiert. Tief<br />

greifende Restrukturierungen sind schmerzhaft<br />

und teuer und deshalb vermeidet man sie.<br />

All das spricht also für einen neuen Ansatz. In<br />

der Öffentlichen Verwaltung müssten Sie das<br />

tun, was wir in der Fertigungsindustrie gemacht haben: Jeder, der ein neues<br />

Bauteil haben wollte, musste zwei alte Bauteile abmelden. Jeder, der ein neues<br />

Gesetz haben will, muss zwei alte streichen. Nur so bekommt man Veränderungen<br />

– nicht durch Addition. Heute zählt reines Erfahrungswissen weniger<br />

als schnelle Anpassung. Wer wachsen will, muss auf Randaktivitäten verzichten.<br />

Wenn Sie sich trauen, ihre internen Prozesse extrem umzugestalten,<br />

dann werden Sie die Luft bekommen, die Sie brauchen, um zu wachsen, um<br />

im Kundennutzen große Sprünge zu machen.<br />

Sprünge im Kundennutzen: Am Beispiel der Fotolabors lässt sich das illustrieren.<br />

Beim alten Prozessablauf dauerte es vier Tage von der Abgabe des<br />

Films bis zum Abholen der Fotos. Mit der Einrichtung von Expressdiensten<br />

zwischen der Abgabe und dem Zentrallabor waren es noch drei Tage. Der<br />

Kundennutzen war gering, weil immer noch zwei Gänge oder Fahrten zum<br />

Fotoladen erforderlich waren. Fortschritt im Kundennutzen ist, diesen Prozess<br />

auf eine Stunde zu verkürzen – eine Stunde, die der Kunde nutzen kann. Übertragen<br />

auf Verwaltungsprozesse heißt das: einmal hingehen, alles erledigt.<br />

Das ist der Sprung im Kundennutzen und auch der „Anschlag“ im Denken.<br />

Strategien für den Erfolg<br />

Zunächst gilt es, Weltklasse-Ziele zu setzen. Das müssen Output-Ziele sein,<br />

die an den theoretischen Anschlag gehen. McDonald’s sagt, keiner soll länger<br />

als fünf Minuten auf seinen Burger warten. Das ist ein solches Ziel. Für solche<br />

Ziele müssen Arbeitsabläufe geändert und vor allem standardisiert werden.<br />

Das geht nur, wenn das Produktprogramm und die Abläufe einfach sind. Wenn<br />

es tausend Sonderfälle gibt, hat man ein Feinschmecker-Restaurant – aber das<br />

funktioniert eben nicht zu McDonald’s-Preisen. Also: Einfache Fälle müssen<br />

von den schwierigen getrennt und die Abläufe entsprechend geändert werden.<br />

Als Nächstes geht es um die Neuaufstellung und Ausrichtung der Mannschaft,<br />

immer begleitet von einer Mobilisierung, intensiver Kommunikation<br />

und einem positiven Wettbewerb. Und es gilt, neues Talent einzukaufen.<br />

Letztlich steht bei allen Strategien immer Innovation im Zentrum – in neuen<br />

Geschäften, in Produkten, in Strukturen und Prozessen. Wer diese Innovationen<br />

haben will, muss Breakpoints überspringen statt nur Kleinigkeiten zu<br />

verbessern. Wenn Sie mich fragen: „Hört dieses Wettrennen denn nie auf?“,<br />

so sage ich Ihnen: „Nein, es hört nie auf!“<br />

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihren Bemühungen um Produktivitätsfortschritt<br />

und Innovation.<br />

VMprofil 1 [21 ]<br />

Kluge: „Letztlich geht es<br />

bei Strategien immer<br />

um Innovationen in neue<br />

Geschäfte, Produkte, Strukturen<br />

und Prozesse. Wer<br />

diese Innovationen haben<br />

will, muss Breakpoints überspringen.“


Burkhard Tewinkel, Leiter interne Kommunikation, Deutsche Bahn AG, Berlin<br />

„Signale setzen –<br />

das Neue verständlich machen“<br />

Bei meinen Vorrednern ist bereits deutlich geworden, dass die Bewältigung von Veränderungsprozessen<br />

das Bohren dicker Bretter bedeutet. Lassen Sie mich zur Einordnung meines Themas und zum besseren<br />

Verständnis kurz ein paar Worte zur Entwicklung der Bahn sagen.<br />

Ausgangssituation: Die Bahnreform<br />

Ende der 80er-Jahre wurde immer deutlicher, dass der Schienenverkehr in<br />

Deutschland keine positive Perspektive haben würde, wenn die Deutsche<br />

Bundesbahn unter den Bedingungen einer Behörde weiterarbeitete. Für die<br />

Deutsche Reichsbahn galt dies – unter völlig anderen politischen Bedingungen<br />

– in ähnlicher Weise. Seit Mitte der 50er- bis zum Beginn der 90er-Jahre<br />

sanken die Marktanteile der Eisenbahn<br />

kontinuierlich. Zudem hatten die beiden<br />

deutschen Staatsbahnen bis Ende 1993 einen<br />

Schuldenberg in Höhe von 67 Milliarden DM<br />

angehäuft. Allein 1994 hätte die Haushaltsbelastung<br />

rund 45 Milliarden DM betragen –<br />

mit steigender Tendenz.<br />

Vor diesem Hintergrund wurde beschlossen,<br />

die Deutsche Bundesbahn und die Deutsche<br />

Reichsbahn zusammenzuführen und als<br />

Aktiengesellschaft „neu“ zu gründen. Die<br />

Anpassung der Konzernstruktur vollzog sich<br />

seit 1994 in mehreren Schritten und wird auch<br />

in den folgenden Jahren weiter fortgesetzt.<br />

Seit Mitte <strong>1999</strong> stellt sich die Deutsche<br />

Nach der Eintragung in das Handelsregister Mitte <strong>1999</strong> stellt sich die Deutsche Bahn Bahn gesellschaftsrechtlich als mehrstufiger<br />

gesellschaftsrechtlich als mehrstufiger Konzern unter Führung einer Holding dar. Konzern unter Führung einer Holding dar. Er<br />

gliedert sich in die DB AG als Konzernleitung<br />

und fünf unter dem gemeinsamen Markenzeichen „DB“ geführten<br />

Unternehmensbereiche mit den Führungsgesellschaften DB Reise&Touristik<br />

AG, DB Regio AG, DB Cargo AG, DB Netz AG und DB Station&Service AG.<br />

Burkhard Tewinkel: „Bereits<br />

vor dem Gründungstag der Veränderungen kommunizieren: Signale setzen – das Neue verständlich machen<br />

Deutschen Bahn AG gab es Bereits vor der Gründung der Deutschen Bahn AG wurden die Mitarbeiter<br />

wichtige Impulse, die den Mit- durch umfangreiche Qualifizierungsmaßnahmen auf die Anforderungen eines<br />

arbeitern den fachlichen und privatwirtschaftlich geführten Unternehmens vorbereitet. Auch nach dem<br />

mentalen Übergang von der 1. Januar 1994 wurden kontinuierlich Qualifizierungskampagnen durch-<br />

Behördenbahn zur Aktiengeführt. In den ersten fünf Jahren nach dem Start der Bahnreform hat das<br />

gesellschaft erleichterten.“<br />

Unternehmen deshalb mehr als fünf Milliarden DM in die Aus- und Weiterbildung<br />

von Mitarbeitern investiert. Bedeutende Meilensteine stellen die<br />

Projekte „Brücke“, „Hefe“ und „Nr. 1“ dar.<br />

VMprofil 1 [22 ]


Tewinkel: „Unmittelbare Kommunikation, direktes<br />

Feedback über die Leistung und klare Ziele erwarten<br />

die Mitarbeiter zu Recht von ihren Führungskräften.“<br />

Das Projekt „Brücke“ vermittelte als Teil des „Vorbereitungsprogramms<br />

Bahn AG“ in unterschiedlichen Qualifizierungskursen Kenntnisse in<br />

Unternehmensführung, Betriebswirtschaft und Betriebsverfassungsrecht. An<br />

5.000 ein- bis dreiwöchigen Seminaren nahmen rund 72.000 Mitarbeiter teil.<br />

Das Projekt „Hefe“ ergänzte diese Qualifikationsoffensive. Angelegt als<br />

Training für Trainer bezog es 1.300 Mitarbeiter mit Führungsverantwortung<br />

auf allen Ebenen ein.<br />

Die Mobilisierungskampagne „Nr. 1“ führte der DB Konzern 1997 bundesweit<br />

ein. Sie diente der intensiveren Kommunikation zwischen Führungskräften<br />

und Mitarbeitern, um die Unternehmensziele kaskadenartig zu<br />

verbreiten. In regelmäßigen Diskussionen über die praktische Umsetzung des<br />

DB-Leitbildes – als größter Verkehrsdienstleister will der Konzern in der<br />

Kundenzufriedenheit die Nummer eins werden – erarbeiteten Manager und<br />

Mitarbeiter konkrete Maßnahmen für die einzelnen Organisationseinheiten.<br />

Dabei betont das Training „Nr. 1“ nicht nur die fachliche Seite und den<br />

Service. Vielmehr verfolgt es auch den Zweck, die Zusammenarbeit zwischen<br />

Führungskräften und Mitarbeitern effektiver zu gestalten.<br />

Parallel zu diesen Trainingsmaßnahmen wurde sukzessive ein Kommunikationssystem<br />

aufgebaut, mit dem Ziel, die Identifikation der Mitarbeiter mit<br />

dem neuen Unternehmen und ihre Motivation durch aktuelle und offene<br />

Informationen über den Werdegang des Unternehmens zu stärken. Gleichzeitig<br />

wurden Kommunikationsinstrumente geschaffen, die die Mitarbeiter<br />

nutzen können, um ihre Anregungen, Ideen und Vorstellungen zur Entwicklung<br />

des Unternehmens einzubringen. Das Kommunikationssystem beinhaltet<br />

folgende Komponenten:<br />

• Mitarbeiterinformation<br />

etwa 100 Schnellinformationen pro Jahr zu aktuellen Themen; in der Regel<br />

eine DIN–A4-Seite; wird distribuiert als eMail und per Fax<br />

• Infotelefon<br />

etwa 12.500 Anrufe p.a.; das Infotelefon wird ergänzt um themenbezogene<br />

Hotlines<br />

• Führungskräfteinformation<br />

etwa 25 Schnellinformationen jährlich für Leitende Angestellte zu aktuellen<br />

Themen; wird distribuiert per Email und per Fax<br />

• Mitarbeiterzeitung BahnZeit<br />

erscheint zwölfmal pro Jahr in sechs verschiedenen Ausgaben; themenbezogene<br />

Extra-Ausgaben bei Bedarf; wird distribuiert über die Arbeitsplätze<br />

• Führungskräftemagazin DB-Forum<br />

Magazin für 7.000 Führungskräfte des DB Konzerns, erscheint vier- bis sechsmal<br />

im Jahr<br />

• Mitarbeiterinformationssystem<br />

Text- und Bewegtbild-Informationen incl. bahn-net-Anschluss für Mitarbeiter,<br />

die am Arbeitsplatz keinen PC und somit keinen Intranetzugang<br />

haben; 25 Standorte bundesweit, erreicht etwa 25.000 Mitarbeiter »»<br />

VMprofil 1 [23 ]<br />

Tewinkel: „Risiken liegen bei<br />

jedem Veränderungsprozess<br />

vor allem in folgenden Feldern:<br />

am Anfang, wo man durch<br />

unpräzises Arbeiten alles vermasseln<br />

kann, und dann bei<br />

der Motivation der Mitarbeiter,<br />

der Bewältigung kultureller<br />

Unterschiede und bei der<br />

Beherrschung des weiteren<br />

Integrationsprozesses.“


»» • Intranet bahn-net<br />

Intranet des DB Konzerns; etwa 35.000<br />

Nutzer; Ziel: Zugang für alle DB-Mitarbeiter<br />

ermöglichen, z. B. via Internet<br />

• DB-Ton<br />

Audiomedium für sehbehinderte Mitarbeiter<br />

auf Basis der Mitarbeiterzeitung „BahnZeit“<br />

• Konzerntreff<br />

Parallel zu Trainingsmaßnahmen mit dem Zweck, die Zusammenarbeit zwischen Regelmäßige zweitägige Führungs-<br />

Führungskräften und Mitarbeitern effektiver zu gestalten, wurde sukzessive ein kräfteveranstaltung für die 600 oberen<br />

Kommunikationssystem aufgebaut.<br />

Führungskräfte des DB Konzerns;<br />

Thema: die Entwicklung des DB Konzerns;<br />

als Nachfolgeveranstaltungen diverse Führungskräfte-/Mitarbeiterveranstaltungen<br />

der DB-Gesellschaften.<br />

Kommunikation verändern: die Rolle der Führungskräfte<br />

Vor allem mentale Veränderungen bereiteten den Weg für den Wandel der<br />

Deutschen Bahn von der Bundesbehörde zum privatwirtschaftlich geführten<br />

Unternehmen. Vorgesetzte mussten sich von Aufsicht und Kontrolle früheren<br />

Zuschnitts lösen, Verantwortung und Kompetenzen delegieren und ein Klima<br />

der Zusammenarbeit schaffen, das von gegenseitigem Vertrauen gekennzeichnet<br />

ist. Dazu gehört – in kontrolliertem finanziellen Rahmen – auch<br />

Toleranz gegenüber Fehlern der Mitarbeiter, sofern sie nicht die Betriebssicherheit<br />

tangieren. Kurzum: Vorgesetzte mussten ihre Rolle neu definieren<br />

und die Führungsaufgabe „Mitarbeiterkommunikation“ als solche annehmen.<br />

Denn ein wesentlicher – wenn nicht sogar der wichtigste Baustein der internen<br />

Kommunikation – ist die mündliche Kommunikation, insbesondere die<br />

Kommunikation zwischen Mitarbeitern und Führungskräften.<br />

Unmittelbare Kommunikation, direktes Feedback über die Leistung und<br />

klare Ziele erwarten die Mitarbeiter zu Recht von ihren Führungskräften. Dazu<br />

wurden folgende Führungsinstrumente entwickelt:<br />

• das Führungsgespräch mit Zielvereinbarung,<br />

• das Mitarbeitergespräch und<br />

• das Vorgesetztenfeedback.<br />

VMprofil 1 [24 ]<br />

Vor Beginn einer geplanten Veränderung müssen etwa<br />

95 Prozent der Mitarbeiter als potenzielle Gegner des<br />

Veränderungsprozesses eingestuft werden. Mitarbeiter<br />

sind bezogen auf das Neue entweder Skeptiker,<br />

Widerständler, Bremser oder wirklich Promotoren.


Diese sollen die Führungskräfte dabei unterstützen, ihre Führungsaufgabe<br />

„Mitarbeiterkommunikation“ erfolgreich zu bewältigen. Flankiert werden<br />

diese Instrumente durch den regelmäßigen Praxiseinsatz von Führungskräften<br />

an der Basis (Basisdialog) und so genannte Patenschaften, die Führungskräfte<br />

aus der Zentrale für dezentrale Organisationseinheiten übernehmen.<br />

Kommunikation verändern: Mitarbeiter geben Feedback<br />

Zwei Mitarbeiterbefragungen im DB Konzern – die erste 1995 in Form<br />

einer Repräsentativumfrage mit über 9.300 Teilnehmern und die zweite 1998<br />

mit fast 114.600 Teilnehmern – waren einerseits wichtige Meinungs- und<br />

Stimmungsbilder für die Unternehmensführung, andererseits wurden die<br />

Mitarbeiter in konkrete Folgemaßnahmen eingebunden. Sie zeigen die Bereitschaft<br />

der Mitarbeiter, die notwendigen permanenten Veränderungen<br />

mitzutragen und mitzugestalten.<br />

Die wichtigsten Ergebnisse sind sowohl die zunehmend unternehmerische<br />

Orientierung der Mitarbeiter als auch die Erfolge der Personalpolitik bei der<br />

Umstrukturierung des Unternehmens, die sich in gesteigerter Zufriedenheit<br />

und Leistungsbereitschaft ausdrücken. Die meisten Mitarbeiter halten Kundenorientierung<br />

für den wichtigsten unternehmerischen Wert. Im Jahr 1998<br />

stimmten 73 Prozent der Aussage „Jeder weiß, dass der Kunde das Gehalt<br />

zahlt“ zu. An Klarheit gewonnen hat auch der Zusammenhang zwischen Leistung<br />

und Bezahlung und damit der Wunsch nach mehr Leistungsorientierung<br />

im Entgelt: 76 Prozent teilten die Meinung, im DB Konzern müsste mehr<br />

nach Leistung bezahlt werden.<br />

Fazit<br />

Der Prozess der inneren wie äußeren Bahnreform ist auf einem erfolgversprechenden<br />

Weg. Die internen Kommunikationsmaßnahmen haben an dieser<br />

Entwicklung bedeutenden Anteil. Sie sind nicht in erster Linie erfolgreich,<br />

weil die eingesetzten Medien richtig positioniert sind – die Mitarbeiterzeitung<br />

„BahnZeit“ erhielt vor wenigen Wochen in einem internationalen Wettbewerb<br />

den Titel „beste Mitarbeiterzeitung Europas“ –, sondern weil das Zusammenspiel<br />

von interner Kommunikation, Weiterbildungsmaßnahmen und Personalpolitik<br />

weitgehend funktioniert.<br />

Wenn wir allerdings das äußere Erscheinungsbild der Bahn betrachten,<br />

müssen wir feststellen, dass die Deutsche Bahn auch heute noch in puncto<br />

Kundenzufriedenheit von Optikern, Friseuren, Taxifahrern, Bausparkassen,<br />

Lebensversicherungen, Stromversorgungsunternehmen und vielen anderen<br />

um Längen geschlagen wird. So teilt sich die Bahn im neuesten Kundenmonitor<br />

die letzten Plätze mit Postfilialen, Stadt- und Kreisverwaltungen,<br />

Kirchen- und Religionsgemeinschaften sowie der Polizei. Aber: Es muss und<br />

wird werden – sowohl bei der Bahn, als auch bei den Verwaltungen.<br />

Vielen Dank!<br />

VMprofil 1 [25 ]<br />

T ewinkel: „Interne Kommunikationsmaßnahmen<br />

sind<br />

nicht in erster Linie erfolgreich,<br />

weil die eingesetzten<br />

Medien richtig positioniert<br />

sind, sondern weil das<br />

Zusammenspiel von interner<br />

Kommunikation, Weiterbildungsmaßnahmen<br />

und<br />

Personalpolitik weitgehend<br />

funktioniert.“


Prof. Dr. Lothar Rolke:<br />

„Kommunikation, die nur<br />

dazu dient, dass wir uns hinterher<br />

gut verstehen, ist völlig<br />

falsch. Kommunikation ist<br />

dann gut, wenn sie Orientierung<br />

schafft, also wenn sie<br />

Wichtiges von Unwichtigem<br />

unterscheiden hilft.“<br />

Prof. Dr. Lothar Rolke, Lehrstuhl für Betriebswirtschaft und Unternehmenskommunikation, FH Mainz<br />

„Verändern durch Kommunikation –<br />

Mobilisieren und Führen“<br />

Herr Minister, meine Damen und Herren, wir haben ein sehr, sehr spannendes Thema vor<br />

uns. Herr Kluge hat sehr eindrucksvoll geschildert, was im vergangenen Jahrzehnt an<br />

Restrukturierungsprozessen gelaufen ist. Der Kaufpreis dafür war die Verunsicherung der<br />

Belegschaften. Insofern darf ich Sie willkommen heißen im Club, denn diese Verunsicherung<br />

haben Sie vor sich.<br />

Die meisten Menschen haben Angst bei Veränderungsprozessen. Sie haben<br />

den Eindruck, sie müssten jetzt immer mehr aufnehmen können und dass sie<br />

das auf die Dauer nicht schaffen könnten. Deswegen wenden sie sich neuen<br />

Dingen nicht zu, sondern machen eher das Gegenteilige: Sie machen das,<br />

was sie jetzt machen, perfekt. Egal, ob es gebraucht wird oder nicht. Deswegen<br />

müssen wir mit dem Lernen von Neuem auch lernen, Dinge zu<br />

verlernen, die heute keine Rolle mehr spielen.<br />

Es gibt vier Handlungs- und Kommunikationsfelder, die wir nutzen müssen,<br />

um Win-win-Situationen herzustellen. Das heißt, wir müssen alle Beteiligten<br />

zu Gewinnern machen. Wir müssen Situationen herstellen, in denen alle<br />

Beteiligten etwas voneinander haben. Betrachten Sie die Kommunikation<br />

zwischen Unternehmen oder Behörden und den Klienten: Kunden wollen,<br />

dass wir ihre Probleme lösen, dass eine bestimmte Qualität da ist und dass<br />

das Ganze möglichst auch noch innovativ passiert. Wenn ich Klienten oder<br />

Kunden wirklich ernst nehme, sollte ich ihre Beschwerden auch ernst nehmen.<br />

Keine Beratung nützt so sehr wie die eines Kunden, der unzufrieden ist.<br />

Das Zweite, was uns interessiert, ist der Innenbereich. Das Verhältnis<br />

zwischen Führungskräften und Mitarbeitern muss sich verändern. Früher<br />

ging alles nach dem Kaskadenprinzip – immer von oben nach unten. Das war<br />

so lange ganz gut, als die Oberen mehr wussten als die Unteren. Aber heute<br />

sitzen die wirklichen Spezialisten weit unten.<br />

Wir müssen uns angucken, mit welchen Spielregeln wir es heute zu tun<br />

haben. Da wir eine unheimliche Informationsflut haben, müssen wir unsere<br />

Kommunikation besser steuern. Das erste ist, eine offenere Gesprächs- und<br />

Informationskultur herzustellen. Wir müssen lernen, Wissen nicht zurückzuhalten<br />

und Herrschaftswissen aufzubauen,<br />

sondern Transparenz zu schaffen. Wir müssen<br />

zweitens wissen, dass in dem Moment, in dem<br />

wir Veränderungsprozesse einleiten und kommunizieren,<br />

auch diejenigen, die nicht einverstanden<br />

sind, kommunizieren. Das nennt<br />

man dann Querschüsse. Sie müssen drittens<br />

darauf vorbereitet sein, dass viele am Anfang<br />

noch darauf warten, dass Informationen auto-<br />

VMprofil 1 [26 ]<br />

Rolke: „Die alten Zeiten werden nie wiederkommen, also ist es<br />

das Komfortabelste, wenn wir uns Lust machen auf Zukunft.“


Folge unklarer Zielvorgaben ist gestörte Kommunikation. Dabei<br />

kommt es auf Kommunikation als Erfolgsfaktor Nr. 1 mehr denn je an.<br />

matisch kommen. Wir müssen sie ermuntern, sich aktiv<br />

zu informieren. Es muss sichergestellt werden, dass derjenige<br />

die Informationen bekommt, der sie auch wirklich<br />

braucht. Die Verteilung der Information muss geklärt sein.<br />

Dazu brauchen wir eine Professionalisierung bei den<br />

wichtigen Kommunikationsmitteln Mitarbeiterzeitung,<br />

Intranet und für bestimmte Bereiche auch Business-TV.<br />

Der dritte wichtige Bereich ist der Dialog zwischen den<br />

einzelnen Funktionsbereichen. Zwischen denjenigen, die<br />

Kundenkontakt haben und denjenigen, die hinter den<br />

Kulissen arbeiten, muss geklärt werden, auf welche Dinge<br />

verzichtet werden kann, welche Dinge verlernt werden<br />

dürfen.<br />

Die erste Regel heißt: Ich muss zumindest das machen,<br />

was die Kunden wollen, sonst verliere ich meine Klienten,<br />

oder sie werden unzufrieden. Aber die zweite Regel ist<br />

genauso wichtig: Wer alles so macht, wie es sich die Klienten vorstellen,<br />

macht etwas falsch, denn die Klienten haben keine Ahnung von dem Geschäft.<br />

Ich muss nur ihre Bedürfnisse ernst nehmen, aber einer eigenen Vorgehensweise<br />

folgen. Das Ergebnis ist dann, man behält zufriedene Klienten, und das<br />

zu einem wirklich vertretbaren Aufwand. Auch für Ihren eigenen Funktionsbereich<br />

müssen Sie Win-win-Situationen arrangieren. Auch dort müssen Sie<br />

die Kommunikation verbessern. Jeder muss selber sichtbar Verantwortung<br />

übernehmen, sich auf ein lebenslanges Lernen und Verlernen einzustellen.<br />

Wenn wir miteinander kommunizieren, sollten wir ein paar Grundregeln<br />

nicht vergessen: Pflegen Sie eine einfache und unkomplizierte Sprache.<br />

Sprechen Sie in Bildern und Beispielen. Sie müssen auch Emotionen mit ansprechen.<br />

Und vergessen Sie nicht, zu wiederholen. Verwickeln Sie sich nicht<br />

in Widersprüche. Sie müssen sich vorher überlegen, worauf es ankommt.<br />

Leben Sie die Spielregeln: Natürlich ist Business-TV und sind Intranet und<br />

Mitarbeiterzeitungen wichtig, aber wenn Sie nicht selber vorleben, was Sie<br />

verlangen, werden Sie ein Problem der Glaubwürdigkeit haben.<br />

Ich will Ihnen ein paar Dinge zur mentalen Orientierung mitgeben, die für<br />

Sie wichtig sind. Das erste ist die grundsätzliche Frage: Wie sind Sie selbst<br />

justiert? Lust auf Zukunft oder Nostalgie? Es ist das Komfortabelste, wenn<br />

wir uns Lust machen auf Zukunft.<br />

Beachten Sie dabei zwei Lösungen, die sich in der Praxis wirklich bewährt<br />

haben, die Ankerlösung und die so genannte Hosentaschenlösung. Ankerlösungen<br />

schließen alle Managementebenen ein. Die Vorstandsebene und<br />

die erste Führungsebene müssen die Themen setzen. Wir brauchen ein vernünftiges<br />

Themenmanagement. Mitarbeiter werden von allen Seiten mit<br />

Informationen zugeknallt. Keiner sagt, was wirklich wichtig ist. Setzen Sie<br />

A-Themen. Diese Themen müssen richtig kommuniziert werden. Erfolge<br />

müssen sichtbar gemacht werden. »»<br />

VMprofil 1 [27 ]<br />

Rolke: „Wir müssen eine<br />

offenere Gesprächs- und<br />

Informationskultur herstellen,<br />

um den Mitarbeitern die Angst<br />

zu nehmen. Wir müssen lernen,<br />

Wissen nicht zurückzuhalten<br />

und Herrschaftswissen<br />

aufzubauen, sondern Transparenz<br />

zu schaffen.“


Ankerlösungen setzen bei strukturellen Maßnahmen an, während<br />

Hosentaschenlösungen Hilfen für die alltägliche Kommunikation<br />

bieten.<br />

Rolke: „Sie müssen in fünf<br />

Minuten erklären können,<br />

wie ihre Vision von der Veränderung<br />

aussieht. Das setzt voraus,<br />

dass die Vision sehr einfach<br />

und klar ist. Die Vorbereitung<br />

darauf kann Monate dauern. “<br />

»» Das Zweite ist die Wiederentdeckung der Meister.<br />

Die Mitarbeiter gucken auf die mittlere Führungsebene.<br />

Macht der unmittelbare Vorgesetzte mit, dann machen<br />

die Mitarbeiter auch mit.<br />

Natürlich müssen schließlich auch die Mitarbeiter<br />

selber einbezogen werden. Es sind die Mitarbeiter, die<br />

die besten Verbesserungsvorschläge machen können.<br />

Wenn Sie dieses Potenzial nicht ausschöpfen, werden Sie<br />

Ihre Arbeit auch nicht verbessern können. Das sind die<br />

strukturellen Maßnahmen.<br />

Die Hosentaschenlösung: Für den alltäglichen Gebrauch<br />

muss ich, um Innovationen zu erleben und selber<br />

innovativ zu sein, die drei Grundregeln beachten, die wir<br />

eben eingeführt haben: erstens Win-win-Kommunikation<br />

betreiben und als Lernprozess begreifen, zweitens die<br />

Spielregeln, deren Einhaltung Sie von anderen erwarten,<br />

auch leben und drittens sich klar machen, wie wichtig es<br />

ist, Dinge zu verlernen und sich auf das richtig Neue zu<br />

konzentrieren.<br />

Damit kommen wir eigentlich zur entscheidenden<br />

Frage: „Wie geht‘s los?“ Ich möchte acht Schritte nennen, auf die es ankommen<br />

wird. Das erste ist: Sie werden keine Veränderungen herbeiführen,<br />

wenn Sie nicht ein Gefühl von Dringlichkeit erzeugen.<br />

Nur wenn die Leute ein höheres Ziel haben und sagen: „Das erreiche ich<br />

nicht, das tut weh“, merken sie, das etwas passiert. Auf der zweiten Ebene<br />

müssen Sie die Selbstherrlichkeit bekämpfen. Das Gefährlichste sind immer<br />

die Erfolgsgeschichten. Das wirkliche Potenzial, das Unternehmen haben, ist<br />

die Fehlergeschichte.<br />

Der zweite entscheidende Schritt ist, eine Führungskoalition aufzubauen.<br />

Sie brauchen ein Kernteam, das Autorität und Glaubwürdigkeit hat. Es muss<br />

immer jemand aus dem Vorstand dabei sein, der für die Autorität steht. Sie<br />

brauchen dann Menschen, die glaubwürdig sind, zum Beispiel Führungskräfte<br />

aus der mittleren Ebene mit entsprechender Sachkenntnis und Führung.<br />

Dazu müssen Sie Mitspieler haben. Sie müssen relativ schnell auf 15 bis 20<br />

Prozent Veränderungswillige kommen. Das schaffen Sie, wenn Sie die entsprechenden<br />

Strukturen gleich mitverändern. Viele Leute sind offen und<br />

bereit, bei Veränderungen mitzumachen, weil sie darin Chancen erkennen.<br />

Der dritte Schritt ist, dass Sie erklären können, was diese Veränderung<br />

eigentlich ist. Wenn Sie ihre Vision nicht in fünf Minuten so erläutern können,<br />

dass es verständlich ist und Interesse und die Bereitschaft, darüber nachzudenken,<br />

weckt, werden Sie nicht sehr erfolgreich sein. Das setzt voraus, dass<br />

die Vision sehr einfach und klar ist.<br />

VMprofil 1 [28 ]


Daraus folgt der vierte Schritt: Es werden Einwände kommen, die man<br />

natürlich ernst nehmen muss. Deshalb brauchen Sie eine einfache und klare<br />

Sprache mit Bildern. Sie müssen vorleben, was anders geworden ist. Sie<br />

müssen aber auch auf andere hören, denn Einwände sind natürlich auch eine<br />

Beratungshilfe. Und Sie müssen Ihr Anliegen zu einer Kampagne machen.<br />

Und der fünfte Schritt ist, dass Sie all denen, die mitmachen, auch<br />

Know-how und Eigenverantwortung geben. Das heißt, dass Vorgesetzte mehr<br />

und mehr zu Spielführern werden. Ob Sie gewinnen oder nicht, entscheidet<br />

sich danach, ob Sie Ihre Leute richtig eingesetzt haben.<br />

Der sechste Schritt ist ganz wichtig. Wenn Sie etwas angefangen<br />

haben, dann überlegen Sie sich gleich, wann Erfolge auftreten und wie<br />

Sie diese kommunizieren. Wer nicht zu einem bestimmten Zeitpunkt<br />

Erfolge produziert und hier auch richtig inszeniert, wird am Ende<br />

keinen Erfolg haben.<br />

Und dann bedenken Sie bitte siebtens, dass es immer auch Durststrecken<br />

geben wird. Das müssen Sie durchhalten können. Je mehr es<br />

Ihnen gelingt, dann Erfolge sichtbar zu machen, desto mehr wird der<br />

Widerstand schwinden.<br />

Schließlich kommt ein achter Schritt, der sehr wichtig ist: Wir müssen die<br />

Veränderungen zum Bestandteil unserer Unternehmens- oder Organisationskultur<br />

machen. Innovationen müssen zu ungeschriebenen Gesetzen werden,<br />

damit sie wirklich Akzeptanz finden. Das muss aber auch heißen, dass<br />

Schlüsselpersonen, die anhaltend Widerstand leisten, ausgewechselt werden.<br />

Meine allerletzte Empfehlung: Laufen Sie, wenn Sie sich mit Innovationen<br />

beschäftigen, nicht allem hinterher. Es kommt darauf an, das Ziel zu erreichen.<br />

Und das geht nur, wenn man sich richtig aufstellt. Und sich richtig<br />

aufstellen heißt, sich mit anderen abzusprechen und sich abzusprechen heißt,<br />

richtig zu kommunizieren. Und richtig zu kommunizieren heißt dann, den<br />

Erfolgsfaktor Kommunikation ernst zu nehmen.<br />

Vielen Dank, meine Damen und Herren!<br />

Rolke: „Versuchen Sie die Vielfalt der Kommunikationsformen<br />

zu nutzen. Es reicht nicht aus, nur an den Intellekt zu<br />

appellieren, auch die Emotionen müssen angesprochen werden.“<br />

VMprofil 1 [29 ]<br />

Rolke: „Wir können noch so<br />

innovative und tolle Dinge<br />

machen, aber am Ende steht<br />

dahinter, dass wir mit Weniger<br />

Mehr erreichen wollen. Von<br />

dieser Entwicklung können und<br />

dürfen sich Verwaltungen nicht<br />

abkoppeln.“


Innenminister Behrens: „Den<br />

Teilnehmenden sollten keine<br />

maßgeschneiderten Konzepte<br />

in Form einer Kopiervorlage<br />

serviert werden. Hier werden<br />

theoretische und praktische<br />

Beispiele sowie Anstöße zum<br />

Nachdenken gegeben.“<br />

Unternehmen und <strong>Landesregierung</strong> präsentierten ihre Mitarbeitermedien<br />

Kommunikationsmarkt bot<br />

vielfältige Eindrücke und Anregungen<br />

Medien und Informationen bestimmten das Bild auf dem bunten Kommunikationsmarkt,<br />

der das Führungskräfteforum in Mont-Cenis begleitete. Dort zeigten die<br />

Unternehmen der freien Wirtschaft wie auch die <strong>Landesregierung</strong> ihre<br />

Wege und Instrumente zur Mitarbeiterinformation.<br />

In den Pausen sowie vor und nach den Veranstaltungen<br />

erwies sich der Kommunikationsmarkt als beliebter Treffpunkt<br />

für die Tagungsteilnehmer. Zwischen Plakatwänden,<br />

Terminals und Tischen mit Stapeln von Zeitungen<br />

und Zeitschriften tauschten sich die Führungskräfte<br />

untereinander aus oder nutzten die Gelegenheit zu<br />

einem Gespräch mit den Kommunikationsexperten der<br />

Unternehmen. Der Blick über den Tellerrand zu den<br />

Kommunikationsmitteln von Bahn, Telekom und<br />

Deutscher Bank bot reichlich Anregung: Mitarbeiterzeitungen,<br />

zum Teil mit regional oder auf Konzernbereiche<br />

ausgerichteten Ausgaben, Zeitschriften<br />

speziell für Führungskräfte, Inter- und Intranet,<br />

Plakate, Broschüren, CD-ROMs wetteiferten um die<br />

Aufmerksamkeit der Besucher.<br />

Auch das Innenministerium präsentierte seine Kommunikationsangebote.<br />

Infowand, Schriften und digitale Präsentationsformen<br />

zeigten, welche Schritte die <strong>Landesregierung</strong> seit dem<br />

Frühjahr vergangenen Jahres unternommen hat, um ihre Mitarbeiter<br />

schnell und umfassend<br />

über die Verwaltungsmodernisierung<br />

zu informieren.<br />

Dazu gehörten neben der<br />

VMimpulse, Broschüren und<br />

Newslettern ein Terminal mit<br />

den Internetseiten des Ministeriums.<br />

Neben einer Menge<br />

Lesestoff nahmen die Besucher<br />

dieses besonderen Marktes<br />

eine Fülle von Eindrücken<br />

und Anregungen mit.<br />

Manuel Seibel erläuterte interessierten Besuchern am Informationsstand<br />

der Deutschen Bank die einzelnen Medien. „Um die Fusion<br />

mit Bankers Trust kommunikativ zu begleiten, wurde beispielsweise<br />

jedem Mitarbeiter ein umfangreiches Willkommenspaket überreicht.“<br />

VMprofil 1 [30 ]


Am Stand der <strong>Landesregierung</strong><br />

wurden die unterschiedlichen<br />

Printmedien wie VMimpulse,<br />

Broschüren und Gesetzestexte<br />

angeboten. Daneben konnte auch<br />

im Web-Angebot zur Verwaltungsmodernisierung<br />

gesurft werden.<br />

Die Komponenten eines umfassenden Kommunikationssystems<br />

stellte die Deutsche Bahn vor: von der Mitarbeiterzeitung<br />

über ein Infotelefon, unterschiedliche Intranetangebote<br />

und Führungskräfteinformationen bis hin<br />

zum „Flugblatt“ mit Schnellinformationen.<br />

VMprofil 1 [31 ]<br />

Die Deutsche Telekom stellte insbesondere die speziellen Informationsmedien<br />

für die einzelnen Zielgruppen heraus: beispielsweise ein<br />

Intranet-Angebot für Führungskräfte, ein weiteres für alle<br />

Beschäftigten und eine Zeitschrift für Mitarbeiter im Personalbereich.


Ein Workshopteilnehmer:<br />

„Wir haben festgestellt,<br />

dass wir in den verschiedenen<br />

Behörden viele Bereiche<br />

einheitlich sehen und uns<br />

doch weiter aufeinander zu<br />

bewegen müssen.“<br />

Sieben Workshops vertieften die Themen des <strong>Symposium</strong>s<br />

Fragen, Probleme und Lösungsansätze<br />

auf den Punkt bringen<br />

Stille über Mont-Cenis. Der Bürgersaal – menschenleer. Die Kantine – wie ausgestorben. Auf<br />

den Fluren, in den Gängen, im Foyer und selbst auf dem Kommunikationsmarkt herrschte<br />

gähnende Leere. Dafür ging es in den Arbeitsräumen der Fortbildungsakademie umso lebhafter<br />

zu. Dort wurde diskutiert und gestikuliert, geredet und gestritten, ausgetüftelt, formuliert,<br />

verworfen und festgehalten.<br />

Sieben Workshops zu vier Themen führten am 17. Dezember <strong>1999</strong> die<br />

Tagung „Veränderungen kommunizieren – Kommunikation verändern“ fort.<br />

Unter dem gemeinsamen Titel „Von der Vision zur Wirklichkeit“ setzten sich<br />

die Führungskräfte der Landesverwaltung mit Praktikern aus der Wirtschaft<br />

zusammen, um aus dem am Vortag Gehörten konkrete Konzepte für die eigene<br />

Arbeit abzuleiten.<br />

Während außerhalb der Tagungsräume ein paar einsame Heizstrahler etwas<br />

Wärme in das ausgekühlte „mediterrane“ Klima des großen Glasquaders<br />

brachten, liefen in den Workshops zum Teil hitzige Debatten. Manche verpassten<br />

darüber fast Pause und Mittagessen. Als die sieben Arbeitsgruppen<br />

dann ihre umfangreichen Ergebnisse im Bürgersaal vorstellten, hatte Moderator<br />

Bernhard Messer Mühe, die Redner an den vorgegebenen Zeitrahmen zu<br />

binden. Die Präsentationen näherten sich von unterschiedlichen Seiten dem<br />

Kernpunkt – dem kommunikativen Umgang mit dem Umstrukturierungsprozess.<br />

Dabei kamen sie teilweise zu erstaunlich vergleichbaren Schlüssen.<br />

Zum Teil wurde ganz konkretes Handwerkszeug erarbeitet. Im Workshop1<br />

zum Thema „Strategische Ziele – Kommunikationskampagnen entwickeln“<br />

unter der Leitung von Roland Ellmann, Bayer AG Leverkusen,<br />

beispielsweise lag zum Schluss ein komplettes, achtstufiges<br />

Kommunikations-Konzept vor, das Antwort auf die wichtigsten<br />

Fragen gibt:<br />

Wann, wo und wie kommuniziert wer mit welchen Mitteln,<br />

Logos und Rückmeldungs-Instrumenten? Anhand eines<br />

detaillierten Plans können verschiedene Informationsformen<br />

je nach Anlass, Zielgruppe, Zeitpunkt usw. abgelesen werden.<br />

„Die Ziele der Verwaltungsmodernisierung müssen dringend<br />

konkretisiert werden, transparent sein und ganz zeitnah<br />

transportiert werden. Das wünschen sich die Mitarbeiter“, so<br />

beschrieb Burkhard Tewinkel, Deutsche Bahn AG, ein Ergebnis<br />

seines Workshops 4 „Integration von Behörden – eine gemeinsame<br />

Kultur aufbauen.“ Damit griff die Gruppe eine der<br />

am Vortag gehörten Leitlinien auf: Die Spielregeln müssen<br />

gelebt werden. „Die <strong>Landesregierung</strong> sollte sich darüber im<br />

Klaren sein, dass sie an Glaubwürdigkeit verliert, wenn sie sich<br />

nicht an die selbst gesetzten Maßstäbe hält“, so Tewinkel. Sein<br />

Eindruck nach dem zweitägigen Forum:<br />

In den Workshops wurden Ideen gesammelt, Probleme diskutiert,<br />

Lösungsansätze besprochen, gegrübelt, geredet, gestikuliert und gestritten.<br />

VMprofil 1 [32 ]


Michael Rechenbach von Kohtes Klewes Bonn leitete einen der<br />

beiden Workshops, die sich mit dem Thema „Integration von<br />

Behörden – eine gemeinsame Kultur aufbauen“ auseinander setzten.<br />

„Die Mitarbeiter sind hochmotiviert, an der Veränderung mitzuarbeiten,<br />

allerdings nicht für die Schublade.“ Der Wunsch nach mehr<br />

Klarheit und Mitgestaltung kam auch in der Parallelgruppe zum<br />

Ausdruck. „Die Teilnehmer fordern von der <strong>Landesregierung</strong> Klarheit,<br />

Verlässlichkeit und Konstanz als Grundlage für ein Konzept“, so<br />

Michael Rechenbach, Kohtes Klewes Bonn. Ein Teilnehmer erklärt<br />

warum: „Was sollen wir unseren Mitarbeitern sagen, wenn wir nicht<br />

wissen, was in ein, zwei Jahren läuft?“<br />

Auch die Arbeitsgruppe 6 von Dr. Erich Schäfer, Deutsche Bank AG, mit<br />

dem Thema „Kommunikation vernetzen – Aktivieren im Veränderungsprozess“<br />

diskutierte über die Voraussetzungen für das Engagement jedes Einzelnen.<br />

Schäfer: „Wir haben einen Katalog von Möglichkeiten aufgestellt, die<br />

Verwaltungsmodernisierung durch einen gelungenen Kommunikationsprozess<br />

zu unterstützen. Aufgelistet wurden aber auch die Bedingungen, um dieses<br />

Aktivierungspotenzial auszulösen.“ Beim Thema 7 „Mitarbeitermedien – den<br />

interaktiven Informationsfluss gestalten“ stand das Intranet im Mittelpunkt.<br />

Das sollte jedoch nicht heißen, dass Schwarzes Brett und Mitarbeiterzeitung<br />

überflüssig wären. Der Erfolg liege in der Verknüpfung unterschiedlicher<br />

Medien, so das Fazit der Gruppe unter Leitung von Arne Girgensohn, TrimediaReporter<br />

Düsseldorf. Eine der wichtigsten Botschaften: „Die Mitarbeiter<br />

müssen die Bedeutung dessen, womit sie sich beschäftigen, erkennen. Man<br />

muss ihnen Mut machen und versichern ,Was Ihr da tut, ist wichtig!‘“ Aussagen<br />

wie „Der Veränderungsprozess ist Chefsache“, „Kommunikation braucht<br />

klare, verbindliche Informationen“ oder „Nur durch gezielte Strategien und<br />

Konzepte lässt sich Kommunikation sinnvoll organisieren und steuern“<br />

kristallisierten sich bei der Präsentation als gemeinsame Nenner heraus. Einheitlich<br />

auch der Wunsch, das Führungskräfteforum hätte bereits vor zwei<br />

Jahren stattgefunden. Bernd Müller, Bezirkregierung Arnsberg: „Das hätte<br />

die Einstiegsveranstaltung zur Verwaltungsmodernisierung sein müssen.“<br />

Trotzdem waren die meisten mit dem Verlauf und dem „Output“ sehr zufrieden.<br />

„Wir nehmen Ergebnisse mit, auf denen wir<br />

aufbauen können.“ Wie Sandy Lüken, Bezirksregierung<br />

Münster, sahen es die meisten der<br />

Forumsteilnehmer. Jetzt komme es darauf an,<br />

was man daraus macht. Harry Kolbe, Polizeipräsidium<br />

Bonn, beschrieb stellvertretend für<br />

viele seine Zuversicht mit anschaulichen<br />

Worten: „Wir finden einen Weg von Herne<br />

zurück – nicht mit dem Ferrari, aber auch nicht<br />

mit der Postkutsche.“<br />

Häufig tauchten bei Situationsanalysen die Fragen auf:<br />

Warum eigentlich? Was ist das Ziel? Was bringt uns das alles?<br />

VMprofil 1 [33 ]<br />

Innenminister Behrens: „Die<br />

Konzepte der Unternehmen<br />

sind zwar nicht eins zu eins<br />

übertragbar, sie flossen aber<br />

in die Workshoparbeit ein.“


Zwei Workshops setzten sich mit der strategischen Planung auseinander<br />

„Strategische Ziele –<br />

Kommunikationskampagnen entwickeln“<br />

Workshop 1<br />

Die erste Gruppe wurde von Roland Ellmann geleitet, der seit Anfang 1997 zum Konzernbereich<br />

Unternehmenskommunikation der Bayer AG Leverkusen gehört. Ellmanns Arbeitsschwerpunkt<br />

ist die interne Kommunikation in Verbindung mit der konzernweiten SAP-<br />

Einführung. Der 43-jährige Journalist leitete vorher die Pressestelle der Stadt Leverkusen.<br />

Harry Kolbe, Leiter der Pressestelle beim Polizeipräsidium Bonn, trug die Ergebnisse des<br />

ersten Workshops vor.<br />

Die von Roland Ellmann aufgezeigte Form der strategischen Medienkommunikation<br />

ist zwar nicht voll übertragbar auf die öffentliche Verwaltung,<br />

aber das eine oder andere können wir doch übernehmen und umsetzen.<br />

Wir haben Handwerkszeug, Leitsätze, Schritte und letztendlich eine Matrix<br />

erarbeitet, die Inhalte der strategischen Medienkommunikation zeigt.<br />

Die Qualität der Kommunikation hängt ab von der Qualität<br />

der Konzeption und von den logistischen und personellen<br />

Voraussetzungen. Wir müssen uns Zeit für die Planung<br />

nehmen. Zwischen Tür und Angel ist nichts zu erreichen.<br />

Wir benötigen die Möglichkeit der Identifikation. Es bietet<br />

sich an, ein Logo für das Projekt zu finden. Wir erzielen hiermit<br />

eine Bindungswirkung – nicht nur im Leitungsbereich,<br />

sondern auch auf der Ebene der Mitarbeiter. Das Logo sollte<br />

innerhalb des Behördenerscheinungsbildes bleiben.<br />

Ganz wesentlich ist, die Zielgruppen zu identifizieren.<br />

Sie unterscheiden sich nach Interessenlagen. Fragen der<br />

Führungskräfte sind nicht unbedingt Fragen der Mitarbeiter.<br />

Hier muss klar erkannt werden, wo wollen wir hin, wen wollen<br />

wir ansprechen?<br />

Ellmann: „Schaffen Sie insgesamt ein positives Klima für Sie müssen die Meisterebene ansprechen. Die Multiplika-<br />

Veränderungen. Begleiten Sie die lernende Organisation.“<br />

toren, die Projektmitarbeiter, müssen voll eingebunden sein.<br />

Die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit ist ein entscheidender<br />

Multiplikator für das, was Sie letztendlich umsetzen wollen. Ganz wichtig ist,<br />

alle Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen anzusprechen. Nur gemeinsam tragen<br />

sie letztlich das Ganze. Nicht vergessen werden sollte die Mitbestimmungsebene.<br />

Ist sie nicht eingebunden, kann die Kampagne, die Sie starten, frühzeitig<br />

in eine falsche Richtung gelenkt werden. Schließlich kann es wichtig<br />

sein, die Öffentlichkeit und Medien als Zielgruppe anzusprechen, etwa bereits<br />

Roland Ellmann: „Wir ge- im Vorfeld mit den Medien schon Gespräche zu führen.<br />

rieten immer wieder in das Stellen Sie mögliche Medien zusammen. Hier können vielfältige Dinge<br />

selbe Fahrwasser und an die eingesetzt werden. Prüfen Sie den Einsatz in Bezug zu Ihren Zielgruppen. Im<br />

Frage: Warum funktioniert die Kontakt mit der Leitungsebene muss es nicht unbedingt das allgemeine Mit-<br />

Modernisierung nicht?“<br />

arbeiterblatt, sondern es kann eine Dienstbesprechung sein. Versuchen Sie,<br />

vorhandene Behördenmedien zu nutzen. Nutzen Sie ein vorhandenes Intranet.<br />

Printmedien wie Behördenzeitung, Poster, Rundschreiben, die angesprochenen<br />

elektronischen Medien, Videos bis hin zur CD-ROM sind sicherlich gute<br />

Möglichkeiten, um den Transfer zu sichern. Nicht zu vergessen sind<br />

VMprofil 1 [34 ]


Zwar wurde den Teilnehmern deutlich, dass nicht alle vorgestellten<br />

Konzepte auf die Verwaltung übertragbar sind; das eine oder andere<br />

kann jedoch übernommen und umgesetzt werden.<br />

Folieneinsätze, Vorträge, eine Hotline – diese „Standardmedien“<br />

müssen zielgerichtet eingesetzt werden. Schließlich<br />

sollten wir auf keinen Fall auf die persönliche<br />

Kommunikation, das persönliche Gespräch verzichten.<br />

Definieren Sie auch, wann Sie kommunizieren wollen. Kommunizieren<br />

Sie früh – das signalisiert Offenheit und Ehrlichkeit. Kommunizieren Sie zu<br />

den richtigen Terminen, das erhöht die Effizienz, beachten Sie zwingende<br />

Termine wie die Information nach Dienstvereinbarungen. Suchen Sie dabei<br />

nach Anlässen für Ihre Botschaften, etwa Personalversammlungen, Dienstbesprechungen,<br />

Vierteljahresgespräche oder Kabinettsitzungen.<br />

Definieren Sie, was Sie kommunizieren wollen. Sie müssen motivieren,<br />

dabei aber ehrlich und offen sein. Mögliche Themen in der Startphase sind<br />

beispielsweise: Warum ist die Reform nötig? Welche Probleme gibt es, welche<br />

Chancen bieten sich, was will die Behördenleitung? Transportieren Sie im<br />

weiteren Verlauf auch Erfolge. Führen Sie Befragungen am Arbeitsplatz<br />

durch: Wie ist die Unterstützung durch Entscheidungsträger ausgestaltet, wie<br />

werden die Mitarbeiter mitgenommen? Schaffen Sie insgesamt ein positives<br />

Klima für Veränderungen, begleiten Sie die lernende Organisation.<br />

Legen Sie fest, wer kommuniziert. Stehen in Ihren Arbeitsbereichen große<br />

Personalveränderungen an, dann schicken Sie bitte nicht Ihren Pressesprecher.<br />

So etwas ist Chefsache. Hier ist mindestens jemand der Behördenleitung<br />

gefragt. Strukturieren Sie, in welchen Fällen die Behördenleitung kommuniziert<br />

und wann das Kommunikationsteam oder andere Gruppen kommunizieren<br />

sollen.<br />

Suchen Sie Feedback-Mechanismen, Feedback ist strategisches Mittel zur<br />

Überprüfung der bisherigen Arbeit und zur Planung der neuen. Wann wollen<br />

Sie von wem und wozu eine Rückmeldung? Nutzen Sie Befragungen, Wettbewerbe<br />

oder Telefonaktionen. Sie können auch eine Hotline schalten. Sie erfahren<br />

sehr viel auch über diejenigen, die wir zunächst mal als Querulanten<br />

sehen. Ist das „Warum“ eines Veränderungsprozesses akzeptiert, existiert<br />

auch die Bereitschaft zum Wandel.<br />

Aus diesen Leitsätzen wurde eine Matrix entwickelt. Aus den verschiedenen<br />

Punkten ergeben sich Handlungsmöglichkeiten, wann Sie bestimmte Gruppierungen<br />

ansprechen, wen Sie ansprechen und wie Sie sie ansprechen. Dies<br />

ist eine Möglichkeit, strategische Medienkommunikation vorzunehmen. »»<br />

Es wurde eine<br />

Matrix erarbeitet,<br />

die Inhalte der<br />

strategischen<br />

Medienkommunikation<br />

zeigt.<br />

Meilenstein<br />

Aktivität oder<br />

Veranstaltung<br />

Personalversammlung<br />

Personalversammlung<br />

Dienstbesprechung<br />

Personalkonferenz<br />

Termin Zielgruppe Anforderungen Inhalt Medium Verantwortlichkeit<br />

Fix oder<br />

von/bis<br />

Empfänger<br />

Botschaft<br />

Bedürfnisse der<br />

Zielgruppe<br />

Aussage<br />

Botschaft<br />

Art und Weise<br />

Übermittlung<br />

Wer setzt um<br />

Fix<br />

Fix<br />

regelmäßig<br />

Fix<br />

Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter<br />

Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter<br />

Führungsebene<br />

Öffentlichkeit<br />

Anerkennung<br />

Ehrlichkeit<br />

und Offenheit<br />

VMprofil 1 [35 ]<br />

Vorteile vermitteln, Notwendigkeiten<br />

erläutern<br />

Wissen<br />

Informationen über<br />

Kabinettbeschlüsse<br />

Qualitätssteigerung,<br />

weniger Kosten, Erfolgsstorys<br />

Kundenzufriedenheit<br />

Behördenzeitung<br />

Ellmann: „Wir suchten das<br />

Handwerkszeug, mit dem<br />

man das, was als richtig erarbeitet<br />

wurde, unters Volk<br />

bringen kann. Dazu muss man<br />

sich erst mal klar werden, was<br />

eigentlich die Botschaft ist.“<br />

Kommunikationsteam<br />

Rede Behördenleitung<br />

Persönliches<br />

Gespräch<br />

Interview,<br />

Pressemitteilung<br />

Pressestelle<br />

Zielsetzung<br />

Was ist zu<br />

erreichen<br />

„Warum“ erläutern, um<br />

Akzeptanz zuermöglichen<br />

„Warum“ erläutern, um<br />

Akzeptanz zuermöglichen<br />

Behördenleitung Zielvereinbarungen<br />

Akzeptanz in<br />

der Öffentlichkeit<br />

steigern<br />

Feedback<br />

Ob und wie<br />

Preisausschreiben <br />

Ergebnisbericht<br />

Medienauswertung


Dr. Uwe Günther: „Immer<br />

wieder taucht das Problem<br />

auf, was wir überhaupt vermitteln<br />

können, das heißt was<br />

ist so weit beschlossen, dass es<br />

transportiert werden kann.“<br />

Die Workshopteilnehmer arbeiteten<br />

zunächst gemeinsam heraus, was<br />

mit der Kommunikationskampagne<br />

erreicht werden soll.<br />

»» Zum Abschluss eine Anmerkung: Mittlerweile ist uns wohl klar<br />

geworden, dass wir einen Weg zurück von Herne nach Leverkusen finden,<br />

nicht im Ferrari, aber auch nicht mit der Postkutsche.<br />

Workshop 2<br />

Der zweite Workshop, der sich mit dem Thema „Strategische Ziele – Kommunikationskampagnen<br />

entwickeln“ beschäftigte, wurde von Torsten Oltmanns geleitet. Der 35-jährige Volkswirt, seit<br />

1996 bei McKinsey & Company, ist verantwortlich für die interne, externe und die Klienten-<br />

Kommunikation der sieben Standorte von McKinsey Deutschland. Zuvor war er unter anderem<br />

als Persönlicher Referent und als Büroleiter von Rudolf Scharping tätig. Die Ergebnisse wurden<br />

von Dr. Uwe Günther, Abteilungsleiter im Ministerium für Bauen und Wohnen <strong>NRW</strong>, vorgetragen.<br />

Wir haben uns länger über das Dreieck „Verbessern-Informieren-Akzeptanz“<br />

unterhalten. Am Anfang einer jeden Strategie muss eine genaue<br />

Erörterung dessen stehen, was man eigentlich erreichen will. Das heißt, man<br />

muss sich genau darüber verständigen, dass wir sagen, wir wollen die Verwaltungsmodernisierung,<br />

das ist das Ziel und die Mittel sind eben Akzeptanzerzielung<br />

und Information, wobei klar ist, dass man bei den Mitteln<br />

begrenzten Zielerreichungsgrad haben kann.<br />

Ein Problem bei der Informationsstrategie sind die Vorgaben der <strong>Landesregierung</strong>:<br />

Wir können nur einen Teil vermitteln und wissen nicht, wie es<br />

weitergeht und stehen damit jeweils vor einem Glaubwürdigkeitsproblem.<br />

Das ist ein Problem, das können wir nicht durch eine Strategie lösen, das<br />

muss das Kabinett lösen.<br />

Wir haben versucht, ein vorgegebenes Muster durchzuarbeiten. Das war<br />

ganz hilfreich, denn das Muster bewirkt eins: Man überlegt sich genauer, was<br />

mache ich eigentlich und warum.<br />

Voraussetzung einer Kommunikationsanalyse ist die Identifikation und<br />

Priorisierung der Adressaten. Dann ist eine Kommunikationsplanung<br />

zu erstellen und sind Umsetzungsschritte einzuleiten.<br />

Diese Kommunikationsanalyse wird jetzt konkretisiert; ich möchte<br />

ein Beispiel aus der Bauverwaltung nehmen – Adressaten wären<br />

etwa die Leitungsebenen der 28 Staatlichen Bauämter. Da würde<br />

man sagen:<br />

– Einfluss auf den Projekterfolg = hoch;<br />

– Dringlichkeit der Kommunikation = ebenfalls hoch;<br />

– Überschneidung/Querverbindung zu anderen Adressaten z. B.<br />

• der Personalrat,<br />

• die erwähnten „Meister“,<br />

• die Presse,<br />

• Architekten und<br />

• der Mittelstand.<br />

VMprofil 1 [36 ]


Man hätte damit einen Adressatenkatalog,<br />

den man nun im Hinblick auf die Einwirkungsmöglichkeiten<br />

priorisieren würde. Nun<br />

muss eine Einstufung vorgenommen werden,<br />

welche dieser Gruppen vor allen anderen zu informieren<br />

ist. Die in der Kategorie 1, die „jetzt<br />

mobilisieren“-Gruppe, ist für den Erfolg Ausschlag<br />

gebend. Sie soll prioritär mit Informationen versorgt werden. Dem<br />

gegenüber wäre die Gruppe 4 – hier: die Architekten – zwar ebenfalls zu<br />

informieren. Dies hat aber keinen Einfluss auf den Erfolg der Maßnahme.<br />

Bei der Erstellung eines Adressatenprofils muss man versuchen, festzustellen,<br />

welche Chancen und Risiken gelten für die unterschiedlichen<br />

Adressaten. Am Beispiel der Amtsleitungen: Welche Chancen bieten sich<br />

durch das Projekt? Bietet es Aufstiegsmöglichkeiten? Als Risiko könnte auch<br />

ein Abstieg in der Hierarchie bestehen.<br />

Weiterhin müssen Sie eine Art Kommunikations-Masterplan erstellen.<br />

• Zielgruppe wären wieder die Amtsleitungen<br />

• Kommunikationsziel ist die aktive Teilnahme am Modernisierungsprozess<br />

• Die Kernbotschaft wäre – aus meiner Sicht – der Abbau von regulierenden<br />

Vorschriften. Ich würde versuchen, am Berufsethos anzusetzen und zu sagen,<br />

durch die neue Organisationsform könnt Ihr das, was Ihr könnt, besser<br />

machen als vorher.<br />

• Kommen wir zum Medium: Es gibt regelmäßige Amtsleitungstagungen,<br />

es gibt persönliche Besprechungen. Wir müssen überlegen, ob wir nicht so<br />

eine Art Führungsbrief machen, indem wir gezielt insbesondere die Amtsleitungen<br />

einbeziehen.<br />

• Ein sinnvolles Timing versteht sich von selbst.<br />

• Einiges ist vorauszusetzen: finanzielle Ausstattung, Abstimmungen z. B. mit<br />

anderen Abteilungen. Verantwortlichkeit heißt, dass man die Personen, die es<br />

dann umsetzen sollen, auch konkret benennt.<br />

Wir haben in unserem Workshop vorbereitete Folien genommen, haben<br />

unterschiedliche Felder angesprochen und mehrere Gruppen haben das für<br />

sich ausgefüllt. Auf diesem Weg wurde durchaus klarer, wo es eigentlich<br />

Defizite gibt.<br />

Ich möchte das einmal selbstkritisch an einem Beispiel zeigen: Wir kommunizieren<br />

in jedem Jahr regelmäßig mit den Amtsleitungen bei zwei zweitägigen<br />

Amtsleitungstagungen. Bislang ging ich immer davon aus, dass der<br />

nachgeordnete Bereich, die stellvertretenden Amtsleitungen und die Abteilungsleitungen<br />

in den einzelnen Bauämtern, irgendwie auch informiert<br />

werden. Das ist offenkundig nicht der Fall. Hier hat mir unsere Gruppenarbeit<br />

schon ein bisschen geholfen, diese Defizite genauer zu analysieren.<br />

VMprofil 1 [37 ]<br />

T orsten Oltmanns:<br />

„Voraussetzung<br />

einer Kommunikationsanalyse<br />

ist die<br />

Identifikation und<br />

Priorisierung der<br />

Adressaten. Erstdann<br />

folgen Planung und<br />

Umsetzung.“


Michael Rechenbach:<br />

„Die zentralen Fragen<br />

lauteten: Was sind die entscheidenden<br />

Dinge, um eine<br />

gemeinsame Kultur aufzubauen?<br />

Wie kann es weitergehen?<br />

Und was brauchen<br />

wir dazu von der <strong>Landesregierung</strong>?“<br />

Zwischen bisher getrennten Behörden wird ein intensiver Dialog notwendig sein<br />

„Integration von Behörden –<br />

eine gemeinsame Kultur aufbauen“<br />

Workshop 3<br />

Der erste von zwei Workshops zu diesem Thema wurde von Michael Rechenbach, Consultant<br />

bei Kohtes Klewes Bonn geleitet. Michael Rechenbach berät unter anderem das Duale System<br />

Deutschland und das Bundesumweltministerium. Zuvor arbeitete er als Public-Relations-Berater<br />

bei ABC Eurocom in Düsseldorf. Die Workshopergebnisse fasste Dr. Dieprand von Richthofen,<br />

Leiter der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung Nordrhein-Westfalen, zusammen.<br />

Wir haben dazu Stellung genommen, welche Maßnahmen und Aktivitäten<br />

notwendig sind, um eine gemeinsame Kultur aufzubauen. Wie startet man?<br />

Welche Strukturen sind für solch einen Prozess erforderlich? Wir sind von der<br />

Situation ausgegangen, mit der die einzelnen Teilnehmer in diesen Workshop<br />

gekommen sind. Deren Reaktion mag vielleicht typisch sein für das, was hier<br />

im Lande allenthalben passiert, wenn man das erste oder zweite Modernisierungsgesetz<br />

bekommt und vielleicht noch nicht mal klare Vorgaben hat:<br />

nämlich eine ganze Menge an Verunsicherung, an Unklarheit und auch an<br />

Frust.<br />

Deshalb haben wir mit diesen Erfahrungen angefangen. Wie gehe ich<br />

eigentlich mit der Frustration meiner Mitarbeiter um? Wie kann ich in einer<br />

solchen Phase der Verunsicherung, in der sich jetzt viele Einrichtungen befinden,<br />

motivieren und planvoll vorgehen? Und ist Kultur nicht etwas, das ich<br />

auch von meinen Vorgesetzten erwarten muss?<br />

Dann haben wir uns weiter angenähert mit zwei Fragen. Nämlich: Was erwarten<br />

eigentlich die Mitarbeiter von uns als Führungskräften? Und die<br />

zweite Frage: Was erwarten wir entsprechend von den vorgesetzten Stellen?<br />

Als erstes erwarten unsere Mitarbeiter natürlich eine frühzeitige, umfassende<br />

Information, die letztlich bis zum letzten Mitarbeiter durchgeht. Diese<br />

Information muss auch persönlich übermittelt werden. Es reicht nicht, das<br />

den Medien zu überlassen. Vor allem erwarten die Mitarbeiter Glaubwürdigkeit.<br />

Die große Unzufriedenheit ergibt sich weniger, weil man mit Informationen<br />

oder auch mit harten Tatsachen konfrontiert wird, sondern weil nach<br />

und nach Halbwahrheiten durchsickern. Das zerstört Glaubwürdigkeit.<br />

Natürlich spielt auch das Thema Beteiligung eine entscheidende Rolle.<br />

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wollen frühzeitig eingebunden werden,<br />

ihren Sachverstand einbringen, ihr Engagement.<br />

Wenn es Gewinner und Verlierer gibt, erwarten<br />

vor allen Dingen diejenigen, die sich als<br />

Verlierer sehen, dass man sich ihnen auch emotional<br />

zuwendet. Dabei spielt natürlich auch die<br />

persönliche, vorbildliche Haltung eine Rolle.<br />

Ganz wichtig ist, bei der Zieldefinition von<br />

vornherein klarzumachen, wo sind Chancen<br />

VMprofil 1 [38 ]<br />

Einig waren sich die Teilnehmer darüber, dass eine<br />

frühzeitige, umfassende Information bis zum letzten<br />

Mitarbeiter zwingend erforderlich ist.


Rechenbach: „Es war spannend, obwohl<br />

das Thema Integration schwierig war.“<br />

und Risiken, welche Ziele oder Teilziele stehen bevor und welche<br />

Evaluierungsprozesse sind angesagt. Evaluierung ist am ehesten in<br />

dem Bereich möglich, in dem wir als Vorgesetzte selbst etwas vereinbaren<br />

können. In den anderen Bereichen ist eine Evaluierung in<br />

der Regel nicht vorgesehen. Wir haben aber eine Beratungspflicht<br />

und können auch Maßnahmen, die uns mehr oder weniger oktroyiert<br />

wurden, evaluieren.<br />

Umgekehrt erwarten wir diese ganzen Schritte, die die Mitarbeiter<br />

von uns erwarten, auch von der <strong>Landesregierung</strong> oder von<br />

unseren vorgesetzten Stellen. Auch möchten wir lieber mit harten<br />

Wahrheiten konfrontiert werden, als dass nach und nach etwas<br />

durchsickert.<br />

Jetzt einige Grundregeln, denn ohne Spielregeln geht es nicht bei dem<br />

Veränderungsprozess: Um den Wandel zu organisieren, genügt ein Stück<br />

gesunder Menschenverstand und ein planvolles Vorgehen. Wichtig auch hier<br />

der persönliche Einsatz, die Glaubwürdigkeit.<br />

Noch einmal vertieft das Thema Glaubwürdigkeit: Führungskräfte sollen<br />

sich nicht diskreditieren, sie sollen nicht einmal getroffene Entscheidungen<br />

verändern. Es ist auch wichtig, dass bei verschiedenen Organisationseinheiten<br />

nicht die eine Abteilung etwas machen darf, was die andere nicht macht.<br />

Deshalb ist eine Vernetzung sehr wichtig. Und: nichts versprechen, was man<br />

nicht halten kann und alles halten, was man versprochen hat.<br />

In diesem Zusammenhang war die Persönlichkeit von Führungskräften auf<br />

allen Ebenen ein zentraler Punkt. Führungskräfte müssen in solchen Phasen<br />

der Veränderung mehr vor Ort sein. Der Prozess des regelmäßigen Austauschs<br />

muss organisiert werden. Der Prozess, Kultur zu gestalten, muss zum Gegenstand<br />

planvollen Vorgehens gemacht werden.<br />

Bei der Information haben wir uns noch mal an dem Kaskadenmodell<br />

orientiert, das gestern vorgestellt wurde. Wenn nach und nach etwas von oben<br />

durchsickert, manche, wie z. B. der Hauptpersonalrat, über bessere Informationskanäle<br />

verfügen, dann muss man aggregierte Informationen vorab geben,<br />

damit die Behördenleiter zur gleichen Zeit die selben Informationen haben.<br />

Wir haben bei den Wegen zur Veränderung auf die Zeit zum Nachdenken<br />

im Vorfeld einer Neuorientierung Wert gelegt. Wir brauchen Ansprechpartner.<br />

Hier sind die Change-Agents genannt worden. Ob es der Minister, der Staatssekretär<br />

oder ein Abteilungsleiter ist, die müssen regelmäßig zur Verfügung<br />

stehen. Und auch die Informationswege müssen definiert sein. Es gab auch<br />

Aufgeschlossenheit für einen direkten Draht zum Minister, damit der nicht<br />

nur gefilterte Informationen erhält.<br />

Unser Modell für die Verbesserung der Zusammenarbeit und Entwicklung<br />

von Kultur: ein gemeinsames Konzept entwickeln – hier Integrationsmodell<br />

genannt –, Mitstreiter finden, über das Konzept informieren, Teilziele<br />

formulieren, überprüfen und abfeiern, wenn man sie erreicht hat, Medien<br />

einsetzen und das Ganze auf Dauer anlegen. »»<br />

VMprofil 1 [39 ]<br />

Rechenbach: „Die Teilnehmer<br />

waren größtenteils<br />

der Meinung,<br />

dass die Verwaltungsmodernisierung<br />

Sinn macht.<br />

Doch es besteht der<br />

Wunsch nach mehr Klarheit,<br />

Verlässlichkeit und<br />

Konstanz.“


Burkhard Tewinkel: „Die<br />

<strong>Landesregierung</strong> muss<br />

sich darüber im Klaren sein,<br />

dass sie an Glaubwürdigkeit<br />

verliert, wenn sie sich nicht<br />

an die selbst gesetzten<br />

Maßstäbe hält.“<br />

»» Wie in der täglichen Verwaltungsarbeit: Auch die Schaffung einer<br />

gemeinsamen Kultur erfordert einen ausgearbeiteten Maßnahmenplan,<br />

Beteiligung und ein transparentes Verfahren.<br />

Wie geht es weiter? Klärung und Verabschiedung verlässlicher Strukturkonzepte<br />

durch die <strong>Landesregierung</strong> ist eine absolute Vorgabe für diejenigen<br />

Behörden, die jetzt in der Übergangszeit gar nicht wissen, ob sie diesen<br />

Prozess der Zusammenführung, der Integration schon leisten sollen.<br />

Im eigenen Bereich müssen Integrationskonzepte ausgearbeitet werden<br />

und es muss die Zeitplanung für den nächsten Schritt erfolgen.<br />

Workshop 4<br />

Der zweite Workshop zum Thema „Integration von Behörden – eine gemeinsame Kultur aufbauen“<br />

wurde von Burkhard Tewinkel geleitet. Burkhard Tewinkel unterstützt seit 1995 als<br />

Leiter Interne Kommunikation der Deutschen Bahn AG den Wandel vom Staatsunternehmen<br />

zu einem wettbewerbsfähigen Dienstleistungsunternehmen. Die Ergebnisse dieses Workshops<br />

wurden von Franz-Josef Schlerkmann, Leiter des Versorgungsamtes Bielefeld, vorgetragen.<br />

Als wir die Handlungsfelder für eine mögliche neue Kultur definiert hatten,<br />

nämlich die Elemente der Verwaltungskultur, haben wir gesagt, wir möchten<br />

wissen, wohin wir steuern sollen, wie soll die Führungsstruktur aussehen,<br />

welche Führungsstile sind vorstellbar, welchen<br />

Umgang wollen wir miteinander pflegen, gerade<br />

wenn wir als unterschiedliche Behörden aufeinander<br />

zugehen müssen?<br />

Wir meinen, dass zum einen Transparenz<br />

erforderlich ist und vor allem die Beteiligung der<br />

Mitarbeiter. Dafür bräuchten wir ein Stück<br />

Autonomie, ein Stück Organisationshoheit,<br />

Organisationsfreiheit in der Behörde. Gleichzeitig<br />

müsste die Steuerungsfähigkeit und Steuerungsmöglichkeit<br />

der <strong>Landesregierung</strong> gewährleistet<br />

bleiben.<br />

Wir würden uns wohl zutrauen, horizontal<br />

eine neue Kultur in die Welt zu setzen, wir ver-<br />

Die Teilnehmer des Workshops arbeiteten in einem ersten Durchgang zunächst missen aber diese Kultur im vertikalen Bereich<br />

die Handlungsfelder für eine neue Verwaltungskultur heraus.<br />

von der ministeriellen Ebene bis nach unten.<br />

Diese Spielregeln werden nach unserer Ansicht<br />

nicht eingehalten. Was Kultur, Führungsgrundsätze und Leitbild angeht,<br />

sehen wir eine deutliche Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Wenn<br />

ein Kulturentwicklungsprozess Erfolg haben soll, dann ist es vor allem<br />

wichtig, die Ziele der Verwaltungsstrukturreform zu konkretisieren und auch<br />

transparent zu kommunizieren. Es kann nicht nur Bürgernähe getrommelt<br />

werden, wenn gleichzeitig auch Stellenabbau gemeint ist. Dieses Stück<br />

Ehrlichkeit wird eingefordert.<br />

VMprofil 1 [40 ]


Tewinkel: „Die Leute sind hoch motiviert,<br />

wobei ihr Anspruch lautet: Wir kriegen<br />

das hin, wenn man uns sauber arbeiten lässt.“<br />

Wenn man ein Konzept erstellen will, dann muss<br />

man weiterhin eine gewisse Planungssicherheit haben.<br />

Diese fehlt bisher. Ein Wunsch ist für den Prozess in<br />

inhaltlicher Sicht formuliert worden. Wir sollten<br />

versuchen, wenn wir im Zusammenhang mit der Verwaltungsstrukturreform<br />

Binnenmodernisierung betreiben, mehr Austausch<br />

zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung zu bekommen. So wie<br />

das gestern stattfand, ist das als guter Anfang gewertet worden.<br />

Die wesentlichste Voraussetzung, um überhaupt eine gemeinsame Kultur<br />

aus zwei Behördenkulturen entwickeln zu können, ist die gleichwertige Anerkennung<br />

der unterschiedlich gewachsenen Kulturen. Das Sich-aufeinander<br />

-zu-bewegen setzt einen dialogischen Prozess zwischen den betroffenen Verwaltungen<br />

voraus. Aber: „Störfeuer“ übergeordneter Instanzen könnte diesen<br />

Prozess sehr schnell wieder zum Erlahmen bringen. Als Maßnahme sollten<br />

Integrationsteams gegründet werden, die sich aus den betroffenen Bereichen<br />

zusammensetzen. Dabei sollten die unterschiedlichsten Entscheidungsebenen<br />

auf jeden Fall vertreten sein. Es muss sichergestellt sein, dass die von den<br />

Teams erarbeiteten Ergebnisse auch umgesetzt werden. Diese Integrationsteams<br />

sollten aus den wesentlichen Akteuren der jeweiligen Zentralorganisationseinheiten<br />

bestehen, wobei eine Neubesetzung mittelfristig eine gute<br />

Sache wäre. Außerdem muss der Integrationsprozess mit externer professioneller<br />

Hilfe konsequent kommuniziert werden. Der Kommunikator muss im<br />

Team vertreten sein. Hier geht es um die Zielklarheit und es geht auch darum,<br />

dass man die Meilensteine nennt und diese als gefeierte Erfolge „abhaken“<br />

kann. Nur dann entsteht auch für die Mitarbeiter das Gefühl, dass sich etwas<br />

bewegt und man sich dem Ziel nähert.<br />

Der Kommunikationsprozess hinsichtlich der Integration von zwei oder<br />

drei Behörden in eine neue Regionaldirektion muss konsistent sein zur Kommunikation<br />

des Gesamtvorgangs Verwaltungsstrukturreform. Und last not<br />

least haben wir gesagt: Das sollte bereits jetzt, wenn man die Umsetzung der<br />

Strukturreform plant, mitgeplant<br />

werden und insbesondere<br />

sollten die dafür erforderlichen<br />

Mittel auch rechtzeitig zur Verfügung<br />

gestellt werden.<br />

VMprofil 1 [41 ]<br />

Tewinkel: „Die Ziele der<br />

Verwaltungsmodernisierung<br />

müssen dringend konkretisiert<br />

werden, transparent sein und<br />

ganz zeitnah transportiert<br />

werden.“<br />

Transparenz und Ehrlichkeit wird von Führungskräften und Mitarbeitern gleichermaßen gefordert.<br />

Man könne nicht nur Bürgernähe trommeln, wenn gleichzeitig auch Stellenabbau gemeint ist.


Bernd Merkel: „Ziel muss es<br />

sein, die Identifikation mit<br />

der eigenen Behörde zu stärken,<br />

die Mitarbeiterzufriedenheit zu<br />

erhöhen und den Kulturwandel<br />

zu fördern. Das verlangt umfassende<br />

Informationen und die<br />

Bereitstellung von Argumentationshilfen.“<br />

Unterschiedliche Medien müssen zu einem sinnvollen System zusammengeführt werden<br />

„Kommunikation vernetzen –<br />

Aktivieren im Veränderungsprozess“<br />

Workshop 5<br />

Dr. Bernd G. E. Merkel leitete den ersten Workshop zum Thema. Der gelernte Journalist ist seit<br />

Anfang 1993 für die „Interne Kommunikation“ der Deutschen Telekom AG verantwortlich.<br />

Gleichzeitig ist er Chefredakteur der Mitarbeiterzeitung „Monitor“. Zuvor war Merkel<br />

Senior Consultant und Pressesprecher in der Deutschland-Zentrale von Burson-Marsteller<br />

in Frankfurt a.M. Zusammengefasst wurden die Ergebnisse von Peter Oberhaus, Leiter<br />

der Verwaltung beim Polizeipräsidium Recklinghausen.<br />

Welche Ziele hatten wir für unseren Workshop festzulegen? Es ging darum,<br />

Informationen über den Veränderungsprozess zu bringen, weshalb eigentlich<br />

das Ganze, welchen Nutzen haben wir? Das Ganze möchte ich unter das Thema<br />

Klarheit stellen. Klarheit des Auftrages, das haben wir heftig diskutiert, und der<br />

Bedingungen, unter denen wir im Öffentlichen Dienst auch stehen.<br />

Wir müssen aber den Nutzen deutlich machen können, der mit Veränderungsprozessen<br />

zu erzielen ist. Wir brauchen also auch ein neues Selbstverständnis,<br />

Identität.<br />

Ich möchte versuchen, Ihnen im wesentlichen drei Begriffe nahe zu<br />

bringen. In diesem Dreiklang ist es erforderlich, die Dinge anzusprechen:<br />

Klarheit, Schnelligkeit, Genauigkeit. Was ist damit gemeint? Klarheit der<br />

Aussage: Wohin wollen wir und warum müssen wir uns eigentlich verändern?<br />

Wir können das auch Leidensdruck nennen. Wieso haben wir den Leidensdruck<br />

eigentlich, von dem McKinsey gestern sprach?<br />

Wir brauchen auch Klarheit bezüglich der Zielgruppe. Welche Zielgruppe<br />

brauchen wir eigentlich? Jeder, der an diesem Prozess beteiligt ist, ist für uns<br />

Zielgruppe: alle Beschäftigten, Veränderer, Führungskräfte – hier Meister<br />

genannt –, Bürger, Kunden. Jeder muss aber auch zielgruppenspezifisch angesprochen<br />

werden. Ein Thema der Klarheit unserer Aussage.<br />

Welche Informations-Bedürfnisse haben wir? Das hat unter anderem mit<br />

der Frage Schnelligkeit und Genauigkeit zu tun. Schnelligkeit bedeutet in<br />

diesem Zusammenhang, Infobedürfnisse schnell zu befriedigen. Hier ist das<br />

Beispiel vom Personalrat genannt worden. Eine Information ist im Hauptpersonalrat<br />

und damit eher in der Behörde, als sie bei den Behördenleitern<br />

ist. Frage: Ist das so richtig, ja oder nein? Ja, wir stellen fest, das ist so und<br />

wir werden das nicht grundlegend ändern<br />

können. Wir haben Hierarchien abgebaut, alte<br />

Zöpfe abgeschnitten. Wir denken auch nicht<br />

mehr nur darüber nach, wie wir über Dienstgrade<br />

miteinander kommunizieren, sondern<br />

jeder spricht mit jedem. Ein Aspekt der Schnelligkeit,<br />

auf den wir uns einstellen müssen. Wir<br />

VMprofil 1 [42 ]<br />

In zehn Jahren von der Behörde zum Weltkonzern:<br />

Dr. Bernd G. E. Merkel konnte über die rasante Entwicklung<br />

der Deutschen Telekom berichten.


Alle Beschäftigten, Veränderer, Führungskräfte,<br />

Bürger und Kunden müssen<br />

zielgruppenspezifisch angesprochen werden.<br />

brauchen schnellere Informationen,<br />

Informationsprozesse für Privilegierte,<br />

für Betroffene wie zum Beispiel<br />

Behördenleitungen.<br />

Wir haben uns die Frage gestellt:<br />

Wie ist es denn jetzt, wenn wir versuchen,<br />

zu vernetzen und Kommunikation zu verändern? Die Organisation der<br />

Kommunikation ist unklar, Prozesse sind nicht definiert. Daran müssen wir<br />

uns begeben. Ich bin sicher, dass wir hier auch mit den Methoden und Vorschlägen,<br />

die wir hier erhalten haben, weiterkommen. Das Stichwort ist aber<br />

ganz deutlich: Wir müssen häufig und mit den richtigen Medien informieren,<br />

elektronisch, telefonisch und schriftlich in Papierform.<br />

Welche Medien setzen wir ein? Wir haben einige Beispiele erhalten. Printmedien,<br />

elektronische Medien, die so genannte Hochglanzbroschüre. Hier<br />

haben wir in Teilbereichen der Verwaltung schon einiges.<br />

Wir brauchen ein Feedback, oder hier Rückkanal genannt, Mitarbeiterbefragung.<br />

Das Fatale ist, dass wir informieren und das Feedback immer viel<br />

zu langsam erfolgt. Also werden wir hier auch über Mitarbeiterbefragungen<br />

nachdenken müssen, über ein so genanntes Informationscontrolling und über<br />

eine Leserbefragung.<br />

Welche Hindernisse gibt es? Als Hindernisse sehen wir unter anderem,<br />

dass es keine klare inhaltliche Zielvorgabe gibt und das Misstrauen der Mitarbeiter.<br />

Stichworte: Ehrlichkeit der Politik, Darstellung von Bedingungen,<br />

Darstellung der Informationsabläufe, aber auch Darstellung der Anforderung,<br />

die wir an die Mitarbeiter stellen. Als drittes gehört eindeutig dazu: Wir sind<br />

nicht stolz auf die eigene Firma. Aber: Ist das wirklich so? Ich glaube nicht.<br />

Es geht auch darum, den einzelnen Ressorts ein Forum zu bieten, es geht<br />

um ein eigenverantwortliches Gestalten. Dazu kann die VMimpulse dienen,<br />

wenn verstärkt Beiträge eingebracht werden, die von den Ressorts verantwortet<br />

werden. Auf diesem Weg können sie dann stolz darauf sein, an einem<br />

Veränderungsprozess teilzuhaben, an dem sie tatsächlich mitmachen.<br />

Workshop 6<br />

Der zweite Workshop zu dem Thema „Kommunikation vernetzen – Aktivieren im Veränderungsprozess“<br />

wurde von Dr. Erich Schäfer moderiert. Der Diplompsychologe ist seit 1990 bei der<br />

Deutschen Bank AG u. a. im Bereich Personalbetreuung und Mitarbeiterkommunikation tätig.<br />

Zuvor arbeitete er als Organisationspsychologe und Leiter Personalmarketing bei der Siemens<br />

AG. Die Zusammenfassung nahm Frank-Herbert Striening vom Versorgungsamt Duisburg vor.<br />

Wir sind in unserem Workshop in drei Schritten an das Thema herangegangen.<br />

Die erste Frage ist, was kann ich denn eigentlich selber tun? Aus<br />

dem Leitungsbereich weiß man, dass es Anforderungen gibt, die man unabdingbar<br />

erfüllen muss, um Realität zu verändern, um die Mitarbeiter »»<br />

VMprofil 1 [43 ]<br />

Merkel: „Der Schlüssel<br />

zur effektiven internen<br />

Kommunikation liegt in der<br />

Integration und Vernetzung<br />

aller: der Botschaften, Zielgruppen<br />

und der Medien<br />

sowie einer funktionierenden<br />

Rückkopplung.“


Dr. Erich Schäfer: „Wir<br />

haben Möglichkeiten erarbeitet,<br />

über einen gelungenen<br />

Kommunikationsprozess die<br />

Verwaltungsmodernisierung zu<br />

unterstützen. Es wurde deutlich,<br />

dass eine Fülle von Erfahrungen<br />

in den Veränderungsprozess<br />

eingebracht wird.“<br />

»» dazu zu bekommen, dass sie nicht nur tun, was man möchte, sondern<br />

es aus innerer Überzeugung tun. Also geht es darum, das zu leben, was ich<br />

propagiere. Ich habe die Möglichkeit der positiven Darstellung über erfolgreiche<br />

Umsetzungsprozesse. Wenn man diese hinter sich hat, hat man den<br />

Vorteil, dass man wenigstens Teile als Erfolge selbst benennen kann. Dazu<br />

gehört, dass sehr empfehlenswert ist, auf die Mitarbeiter zu hören, die es<br />

angeht und die häufig Lösungen kennen. Man muss nur zuhören, um diese<br />

Lösungen zu erfahren, sie aufnehmen und sie verarbeiten.<br />

Man muss Promoter sein, Vermittler, Kommunikator. Aber das kostet Zeit,<br />

und viele sind nicht bereit, den langfristigen Aspekt zu sehen. Gut informiert<br />

und überzeugend umgesetzt können viele Irritationen in den verschiedenen<br />

Bereichen neutralisiert werden. Mitarbeiter kommen so dazu, sich aktiv in den<br />

Prozess einzuschalten. Dazu gehört, dass man auch im Leitungsbereich<br />

Entscheidungen akzeptiert und sie mitträgt. Häufig wird dabei behauptet, ich<br />

brauche für meine intensivere Kommunikation weiteres Personal, ich brauche<br />

zusätzliche Sachmittel. Die Erfahrung<br />

zeigt, dass es nicht ganz so ist, sondern dass es<br />

häufig schon mit eigenen Mitteln möglich ist,<br />

erste Schritte zu tun.<br />

Für die Kommunikation in größeren Organisationseinheiten<br />

ist es erforderlich, eine<br />

Bündelung zu schaffen, eine Verbindungsstelle<br />

oder eine Art Kommunikationsvernetzung.<br />

Wir müssen Erfahrungswissen der verschiedenen<br />

Methoden sammeln, bei den verschie-<br />

Dr. Erich Schäfer: „Eines haben die Workshopteilnehmer besonders herausgedenen Hilfsmitteln die Frage des jeweiligen<br />

stellt: Der Veränderungsprozess ist Chefsache.“<br />

Einsatzes klären. Es gibt gleichzeitig die Verpflichtung,<br />

sich Informationen zu beschaffen,<br />

dafür alle Angebote zu nutzen und die Informationen dann zu verwerten.<br />

Ich möchte überleiten zum nächsten Punkt: Veränderung ist Chefsache.<br />

Welche Voraussetzung muss hierfür im Leitungsbereich, im operativen<br />

Bereich erfüllt sein, damit das wirklich Chefsache sein kann? Chefsache kann<br />

dies nur sein, wenn der Leiter auch die entsprechenden aktuellen und umfassenden<br />

Informationen hat. Da haben wir Folgendes aus der täglichen Praxis<br />

zusammengetragen: Grundsatzentscheidungen müssen verlässlich sein. Wir<br />

wünschen uns diese Verbindlichkeit auch im laufenden Prozess wie aus einem<br />

Munde.<br />

Weitere Voraussetzungen sind: Verlässlichkeit von Rahmenbedingungen,<br />

politische Leitentscheidungen, klare Zielvorgaben. Die Ziele und den Sinn,<br />

nicht nur für die Organisation, sondern auch für den einzelnen Beschäftigten<br />

VMprofil 1 [44 ]


Die Teilnehmer näherten sich dem Thema in mehreren<br />

Schritten. Zunächst diskutierten sie darüber,<br />

was jeder Einzelne zum Prozess beitragen kann.<br />

klar in den Raum stellen und auch Farbe zu bekennen<br />

zu den Problemen.<br />

Ein weiterer Punkt: Das Ministerium soll uns machen<br />

lassen, soweit es um Aufgaben des operativen Bereichs<br />

geht. Das Ministerium und auch die Mittelinstanzen<br />

sollen sich auf verbindliche Rahmenbedingungen<br />

beschränken. Wir können dies stichwortartig nennen:<br />

• Unterstützung statt Kontrolle,<br />

• Verbindlichkeit, Ehrlichkeit,<br />

• Qualität vor Zeit, d. h. realistische Termine nennen,<br />

• nicht nur reden, sondern handeln,<br />

• Bereitstellung erforderlicher Ressourcen,<br />

• das vorhandene Know-how nutzen. Wir verfügen innerhalb unserer<br />

Organisation auf allen Ebenen über eine umfangreiche Erfahrung. Die sollten<br />

wir zusammenziehen und einsetzen.<br />

Man sollte zentrale Kompetenzzentren für die Beratung schaffen, Qualitätsstandards<br />

für die spezifischen Kommunikationsstrukturen festlegen und<br />

durchgehend praktizieren. Wichtig ist weiterhin ein schnelles, strukturiertes<br />

Führungsinformationssystem: Es ist wichtig, hochaktuelle Informationen<br />

jederzeit als Erster zu erhalten.<br />

Wir müssen Betroffene mit gleicher Problemstellung zusammenführen,<br />

wir müssen dafür sorgen, an Entscheidungsprozessen beteiligt zu werden.<br />

Wir müssen es schaffen, zu einer „Wettbewerbsgleichheit“ zwischen den am<br />

Veränderungsprozess Beteiligten zu kommen, um so aus den Stärken der<br />

anderen den entsprechenden Nutzen zu ziehen.<br />

Wir wollen auch empfehlen, eine Kommunikationsanalyse in den einzelnen<br />

Ämtern zu machen, um zu sehen, inwieweit Kommunikationsstränge<br />

ganz anders verlaufen, als wir es von unserer Organisation her erwarten. Wir<br />

wünschen uns eine Offenheit für Veränderung, dass alles in einer Hand liegt<br />

und dass die Informationen an alle zielgerichtet und einheitlich kommen.<br />

Warum schafft man nicht eine professionelle Projektorganisation für den<br />

gesamten Prozess?<br />

Besonders betonen möchte ich abschließend nochmals zwei Punkte: Vorgesetzte,<br />

Führungskräfte sollen eine Vorbildfunktion einnehmen, die Minister,<br />

die Behördenleitungen sollen Vorbild sein.<br />

VMprofil 1 [45 ]<br />

Schäfer: „Die Teilnehmer haben<br />

einen Verpflichtungskatalog<br />

aufgestellt all dessen, was sie bereit<br />

sind zu investieren. Aufgelistet<br />

wurden jedoch auch die Bedingungen<br />

und Voraussetzungen, die<br />

nötig sind, dieses Aktivierungspotenzial<br />

auszulösen.“<br />

Es gilt, Erfahrungswissen zu den verschiedenen Methoden zu<br />

sammeln und bei den unterschiedlichen Hilfsmitteln die Frage<br />

des jeweiligen Einsatzes zu klären.


Workshop beschäftigte sich insbesondere mit der Mitarbeiterzeitung<br />

„Mitarbeitermedien –<br />

den interaktiven Informationsfluss gestalten“<br />

Girgensohn: „Es wurde sehr lebhaft und sehr praxisorientiert diskutiert.<br />

Deutlich wurde dabei: Die Mitarbeiter müssen die Bedeutung dessen,<br />

womit sie sich beschäftigen, erkennen.“<br />

Arne Girgensohn: „Die<br />

interne Kommunikation<br />

in den Behörden wurde als<br />

Problem geschildert, als nicht<br />

gut genug ausgestattet.<br />

Dabei stand die Einbindung<br />

der neuen Medien im Mittelpunkt.“<br />

Workshop 7<br />

Mit diesem Thema beschäftigte sich die letzte Gruppe unter der Leitung von Arne Girgensohn.<br />

Girgensohn, Geschäftsführer der TrimediaReporter Communications Deutschland in Düsseldorf,<br />

begann 1992 seine Laufbahn in der Agentur als Senior Consultant. Bis 1991 war er<br />

PR-Berater bei ABC Eurocom in Düsseldorf. Klaus Koehler, Polizeipräsident in Wuppertal,<br />

fasste die Ergebnisse dieses siebten Workshops zusammen.<br />

Es gibt nicht das ideale Mitarbeitermedium, sondern eine Fülle von<br />

Möglichkeiten, um die Mitarbeiter zu informieren. Dieser Medien-Mix setzt<br />

sich zusammen zum Beispiel aus Printmedien, Intranet und amtlichen Mitteilungen.<br />

Die Gruppe hat sich insbesondere mit der<br />

Ausgestaltung einer Mitarbeiterzeitung beschäftigt.<br />

Wenn man ein solches Medium auswählt, muss<br />

man sich zuvor darüber klar sein, was man mit so<br />

einem Medium erreichen will. Ziel muss die verbesserte<br />

Kommunikation innerhalb der Behörde<br />

sein. Es gilt vor allem, die Leitlinien, die Corporate<br />

Identity, besser an die Mitarbeiter heranzubringen<br />

und mit ihnen darüber in eine Diskussion zu treten.<br />

In einer Mitarbeiterzeitung müssen kritische Themen<br />

aktuell angesprochen werden. Sie soll darüber<br />

informieren, Problemfelder sollen kommentiert werden,<br />

die Zeitung soll ein Diskussionsforum werden.<br />

Wichtig ist, in welchem Klima, in welcher Offenheit<br />

dieser Dialog stattfindet, wie Themen transparent<br />

gemacht werden. Vor allem anderen ist wichtig,<br />

dass das Medium akzeptiert und gelesen wird. Wenn<br />

wir Papier damit bedrucken, dann müssen wir es so<br />

gestalten, dass die Mitarbeiter tatsächlich danach greifen. Natürlich setzt so<br />

eine Zeitung eine konkrete Planung voraus. Achten wir darauf, dass wir nicht<br />

an den Mitarbeitern vorbeischreiben. Stellen wir den richtigen Bedarf, die<br />

wichtigen Themen fest. Mitarbeiterumfragen können dazu sinnvoll sein. Zwar<br />

weiß die Behördenleitung wahrscheinlich sehr genau, was sie an Mitarbeiter<br />

heranbringen will, unklar ist dabei aber, ob dies für die Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter von Interesse ist.<br />

Schließlich sind klare Verhältnisse zu schaffen durch die Festlegung eines<br />

Redaktionsstatuts. Darin ist vor allem das Verhältnis zwischen dem Herausgeber<br />

und der Redaktion festzuschreiben. Das nötige Vertrauensverhältnis<br />

muss aufgebaut werden.<br />

VMprofil 1 [46 ]


Nun zu den Inhalten. Es kommt darauf an, nicht an den Mitarbeitern vorbeizuschreiben<br />

sondern Stellung zu nehmen zu Trends, zu Problemen, die<br />

die Mitarbeiter bewegen. Wichtig ist auch, über personelle Veränderungen in<br />

einer Behörde zu informieren. Sie wollen über den neuen Abteilungsleiter<br />

informiert werden. Woher kommt er denn, was ist denn das für ein Mensch,<br />

ist er verheiratet, hat er Kinder? Dazu gehört auch, was in einer Behörde vor<br />

sich geht. Eine Behörde ist so eine kleine Gesellschaft in sich mit einem<br />

eigenen Gesellschaftsleben.<br />

Diese Zeitung kann so etwas wie der Kitt in einer Behörde werden, kann<br />

den Zusammenhalt zwischen den Mitgliedern einer Behörde erhöhen. Deshalb<br />

sollte auch das Humorvolle, das Lockere nicht fehlen. Bilder, Cartoons,<br />

sogar Sketche oder Karikaturen.<br />

Schließlich geht es nicht nur um die sachliche Information der Mitarbeiter,<br />

sondern wir müssen versuchen, auf ihre Befindlichkeiten, auf ihre Gefühlslage<br />

einzugehen, also auf ihre Emotionen.<br />

Als nächstes kommt es darauf an, dass wir eine Präsentationsform finden,<br />

die anspricht. Der Umfang darf nicht zu groß sein, wir dachten so vier bis acht<br />

Seiten, mit einem ansprechenden Outfit (Bilder, Skizzen, Karikaturen), wenn<br />

es geht mit mehreren Farben, zumindest aber mit einer Zusatzfarbe.<br />

Eine ganz große Rolle bei so einer Mitarbeiterzeitung spielt auch die<br />

Frequenz ihres Erscheinens. Sie sollte mindestens sechsmal, wenn nicht<br />

häufiger, erscheinen.<br />

Und damit zum letzten Punkt: Eine<br />

Mitarbeiterzeitung kann man natürlich<br />

nicht so nebenbei gestalten. Sie ist für die<br />

Information und für die Kommunikation<br />

innerhalb der Behörde wirklich wichtig.<br />

Dies muss professionell geschehen und das<br />

geht nicht ganz ohne personelle und<br />

finanzielle Ausstattung. Dies gilt es frühzeitig<br />

mit einzukalkulieren.<br />

VMprofil 1 [47 ]<br />

Es sind klare Verhältnisse<br />

durch die Festlegung eines<br />

Redaktionsstatus zu schaffen.<br />

Insbesondere das Verhältnis<br />

zwischen dem Herausgeber<br />

und der Redaktion ist festzuschreiben.<br />

Girgensohn: „Man verliert<br />

sonst die Menschen aus<br />

den Augen. Man muss ihnen<br />

Mut machen. ,Was ihr da tut,<br />

das ist wichtig‘, das sagt ihnen<br />

sonst keiner.“


Stimmen zum Forum „Veränderungen kommunizieren – Kommunikation verändern“<br />

„Wir kriegen das hin,<br />

wenn man uns<br />

nur sauber arbeiten lässt.”<br />

Die Verwaltungsmodernisierung<br />

macht in großen Teilen Sinn.<br />

Sehr allgemeine Kommunikationsansätze<br />

wurden in dem Workshop<br />

angesprochen. Die Zeit reichte zu<br />

mehr leider nicht aus, das muss weiter<br />

Doch es besteht der Wunsch nach<br />

vertieft werden.<br />

mehr Mitgestaltung und vor allem<br />

nach mehr Klarheit, nach Verlässlichkeit<br />

und Konstanz.<br />

s braucht eine Mitgestaltung<br />

Eauf einer Ebene wie dieser, um<br />

die Probleme klar zu machen. Wir<br />

hoffen, die Veranstaltung wird<br />

nicht als Pseudo-Legitimation<br />

missbraucht, nach dem Motto: Ihr<br />

Ziele müssen ehrlich<br />

und offen genannt<br />

habt doch mitgewirkt.<br />

werden, sonst wird<br />

Mich stören die ganzen<br />

Fremdworte. Outsourcing,<br />

das nichts. Transparenz<br />

bedeutet Ehrlichkeit<br />

und nicht ein Rumeiern<br />

Benchmarking ..., da schwirrt es<br />

einem ja im Kopf.<br />

Der Workshop hat geholfen<br />

zu erkennen, wo es Defizite<br />

gibt, zum Beispiel habe ich<br />

mit Bürgernähe und<br />

Synergieeffekten.<br />

Vor allem hätte ich nicht<br />

gedacht, dass so viele<br />

immer gedacht: Die Mitarbeiter<br />

(...) werden schon irgendwie<br />

informiert werden – das war<br />

Reden noch interessant sein<br />

können. Trotzdem ist das<br />

falsch.<br />

nicht alles so eins zu eins vergleichbar.<br />

Aber als Anregung<br />

nicht schlecht.<br />

Wir nehmen eine Menge<br />

mit nach Hause. Denn die<br />

Veranstaltung war eine gute<br />

Gelegenheit, Dinge, die man<br />

schon lange im Hinterkopf hat,<br />

Bereits vor zwei Jahren<br />

hätte diese Veranstaltung<br />

anzusprechen und neue An- stattfinden müssen. Sie hätte<br />

regungen zu bekommen. die Einstiegsveranstaltung sein<br />

müssen für die Verwaltungs-<br />

Zu Beginn des zweitägigen Forums „verewigten“ sich die Teilnehmerinnen<br />

modernisierung.<br />

und Teilnehmer mit ihrer Unterschrift auf mehreren Stellwänden.<br />

VMprofil 1 [48 ]


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