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Virtuelle Gegenöffentlichkeit und Ausweg aus dem ... - MIK NRW

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<strong>Virtuelle</strong> <strong>Gegenöffentlichkeit</strong> <strong>und</strong> <strong>Ausweg</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> „rechten Ghetto“ 307<br />

Andere Portale – wie die Informationspools „Metapedia“ <strong>und</strong> „Encyclopaedia Germanica“<br />

– sind vermutlich eher <strong>dem</strong> Anspruch nach breitenwirksam, faktisch erscheinen sie<br />

als Projekte unter Gleichgesinnten. Nach innen <strong>und</strong> außen richtet sich das Interesse der<br />

kommerziellen rechtsextremistischen Webangebote. Der Online-Handel bedient einerseits<br />

den inner-circle, zu <strong>dem</strong> auch Weiterverkäufer zählen – er ist aber auch für Kaufinteressenten<br />

attraktiv, die den Besuch eines Szene-Ladens scheuen. Insofern steht der Online-<br />

Versand stellvertretend für merklich gesunkene Zugangsschwellen zu rechtsextremistischen<br />

Materialien – sei es <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> Bereich der Musik oder ideologiebildender Schriften. Dies gilt<br />

auch für Medien, deren Verbreitung nach deutschem Recht strafbar ist. Sie sind im Netz<br />

weiterhin vorhanden, wenngleich Materialien – mitunter knapp – unterhalb der Strafbarkeitsschwelle<br />

das Bild des deutschen Rechtsextremismus auch im Internet prägen.<br />

Im Netz <strong>dem</strong>onstriert die Szene Stärke – ohne ihre Schwächen vollständig verdecken<br />

zu können. Hierzu zählen teilweise anhaltende Rivalitäten, die <strong>dem</strong> Wir-Gefühl <strong>und</strong> der<br />

Handlungsfähigkeit entgegenstehen. Nicht jeder einzelnen Website ist jener Professionalisierungsprozess<br />

zu bescheinigen, der das rechtsextremistische Spektrum des Internets generell<br />

prägt. Verbale Tarnung mit <strong>dem</strong> Ziel der Breitenwirkung gelingt diesen Internetseiten<br />

mal mehr, mal weniger. Manchen Projekten wie den Szene-Wikis fehlt es an aktiver Unterstützung,<br />

ihre Inhalte bleiben somit bereits quantitativ hinter <strong>dem</strong> Netzüblichen zurück.<br />

Professionalisierungstendenzen sind vor allem in <strong>dem</strong>jenigen Bereich deutlich geworden,<br />

der sich als „Nationaler Widerstand“ bezeichnet, <strong>dem</strong> – nicht spannungsfreien – Bündnis<br />

<strong>aus</strong> NPD <strong>und</strong> Teilen der Neonazi-Szene, sowie im Online-Handel. Insbesondere dort dürften<br />

sie sich fortsetzen. Im Rückblick der vergangenen gut zehn Jahre, in denen Rechtsextremisten<br />

im Web aktiv sind, hat das Medium Internet diese Szene in zentralen strategischen<br />

Punkten vorangebracht: Ihre <strong>Gegenöffentlichkeit</strong> ist facettenreicher <strong>und</strong> dynamischer als<br />

zuvor, die Vernetzung enger – in punkto Breitenwirkung haben sich nicht alle Anfangshoffnungen<br />

erfüllt, gleichwohl nutzen etliche Websites die Möglichkeiten des Netzes<br />

durch<strong>aus</strong> geschickt, um ihre Reichweite zu erhöhen – breitenwirksamer als in Zeiten des<br />

Internets dürften deutsche Rechtsextremisten nach 1945 jedenfalls kaum zuvor gewesen<br />

sein.<br />

Literatur<br />

B<strong>und</strong>esministerium des Innern (Hg.) (2008): Verfassungsschutzbericht 2007. Berlin.<br />

Busch, Christoph (2005): Rechtsradikale Vernetzung im Internet. In: WeltTrends H. 13, Jg. 48: 67-<br />

78.<br />

Einleitung (o.Dat.). In: Thule-Journal, H.1: 1.<br />

Enzensberger, Hans Magnus (1970): Baukasten zu einer Theorie der Medien. In: Kursbuch Jahrgang?<br />

20. 159-186.<br />

Flad, Henning (2006): Zur Ökonomie der rechtsextremen Szene – die Bedeutung des Handels mit<br />

Musik. In: Klärner, Andreas/Kohlstruck, Michael (Hg.): Moderner Rechtsextremismus in<br />

Deutschland. Hamburg. 102-115.<br />

Glaser, Stefan/Pfeiffer, Thomas (Hg.) (2007): Erlebniswelt Rechtsextremismus. Menschenverachtung<br />

mit Unterhaltungswert. Schwalbach i.Ts.<br />

Grumke, Thomas (2006): Die transnationale Infrastruktur der extremistischen Rechten. In: Greven,<br />

Thomas/Grumke, Thomas (Hg.) (2006): Globalisierter Rechtsextremismus? Die extremistische<br />

Rechte in der Ära der Globalisierung. Wiesbaden. 130-159.

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