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Marxismus_und_Tierbefreiung_Antidot

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schätzung, ob sie tatsächlich progressiv in derArbeiterInnen-, Frauen- bzw. Friedensbewegunggewirkt haben.Moderne <strong>Tierbefreiung</strong>sbewegung Aufschlussreichist der abschliessende Teil, in dem sichder Autor der «modernen <strong>Tierbefreiung</strong>sbewegung» (S. 154) widmet, die Ende der 1960er-Jahre – getragen von der Kritischen Theorie(Frankfurter Schule) – einen Aufschwung er ­lebte. Diese Bewegung litt – nicht zuletzt auchwegen einer Entfremdung von der ArbeiterInnen-bzw. der kommunistischen Bewegung –an «Theorie armut» <strong>und</strong> Verbürgerlichung(S. 182). So kam es auch dazu, dass die Bewegungteil weise von rechtem Gedankengutinfiziert wurde: Beispiele sind die «Vernichtungsethik»Peter Singers (S. 164) oder Holocaust-Vergleicheà la Helmut F. Kaplan (S. 167).Gegen diese Tendenzen wendet sich die linke<strong>Tierbefreiung</strong>sbewegung, die sich seit Endeder 1990er-Jahre <strong>und</strong> verstärkt seit den letztenJahren formiert. Sie versteht sich zunehmendals antikapitalistisch <strong>und</strong> nimmt den Kampfgegen den Opportunismus in ihren eigenenReihen auf. Sie hat erkannt, dass es «ohne revolutionäreTheorie [...] keine revolutionäreBewegung geben» kann (S. 183) <strong>und</strong> dass esnicht allein um individuelle Konsumentscheidungengeht, sondern die Befreiung der Tierenur «gegen massive ökonomische Interessen»erkämpft werden kann (S. 188f).In diesem Kontext steht auch das hier rezensierteBuch: Zum Schluss nimmt der Autor die,in der Einleitung begonnene Argumentationwieder auf <strong>und</strong> verortet sie (<strong>und</strong> damit auchsich) in der linken <strong>Tierbefreiung</strong>sbewegung.Er stellt nochmals dar, dass der Kampf um dieBefreiung der Menschen <strong>und</strong> der Tiere in einerdialektischen Wechselwirkung stehen – «siesind eins» (S. 188). Es geht nicht um eine Bevorzugungdes einen oder des anderen Kampffeldes,wie das von linker Seite gerne unterstelltwird, sondern um die Einheit dieses Kampfes.«Wie die <strong>Tierbefreiung</strong>sbewegung notwendiganti kapitalistisch sein muss, kann die antikapitalistischeLinke die Forderung nach der Befreiungder Tiere nicht länger unbeachtet lassen.Zum Aufbau einer starken Bewegung, dieihrem Verlangen nach gesellschaftlicher BefreiungAusdruck verleihen will, wären beideideale Bündnispartner. Dazu muss die <strong>Tierbefreiung</strong>sbewegungaus dem Bann bürgerlicherIdeologie treten, <strong>und</strong> die Linke ihre Tierfeindlichkeitablegen» (S. 189).Fazit Es gelingt dem Autor zu zeigen, dass die<strong>Tierbefreiung</strong>sbewegung in ihrer Tradition«genuin links» (S. 185) ist, <strong>und</strong> «der Kampf fürTier befreiung stets auch ein Kampf für dieBefreiung des Menschen war <strong>und</strong> er sich, woer konsequent war, im Rahmen antikapitalistischer<strong>und</strong> sozial istischer Bestrebungen äus ­serte» (S. 185). Zu kurz kommt jedoch die Argumentation,warum es für die antikapitalistischeLinke ebenso notwendig ist, den Kampf fürdie Befreiung der Tiere mit einzuschliessen.Anders formuliert: Die dialektische Einheit desKampfes um die Befreiung von Mensch <strong>und</strong>Tier aus der kapitalistischen Ausbeutung wirdzwar mehrfach betont, aber weder ökonomi schgesellschaftlichnoch philosophisch-ideolo gischhinreichend belegt. Wünschenswert wäre beispielsweiseeine Argumentation der Thesen,«dass Naturbeherrschung Menschen beher r ­schung einschliesst» (S. 188), oder dass «<strong>Tierbefreiung</strong>[...] Voraussetzung <strong>und</strong> Resultat derEmanzipation des Menschen» ist (S. 15).Trotz der genannten Schwächen, würde ich dasBuch dennoch empfehlen – vor allem als Einstiegin die Beschäftigung mit der heutigen<strong>Tierbefreiung</strong>sbewegung. Dass dies sinnvoll ist,zeigen die Entwicklungen der letzten Jahre.In der <strong>Tierbefreiung</strong>sbewegung bewegt sicheiniges: Sie erkennt ihren antikapitalistischenCharakter <strong>und</strong> stösst auf der Suche nach revolutionärerTheorie zum <strong>Marxismus</strong> (so z. B.die Gruppe «Assoziation Dämmerung»). AlsMarxistInnen sind wir jetzt gefragt, ihnen dieHände zu reichen. Es geht darum, gegenseitigeVorbehalte abzubauen <strong>und</strong> anzufangen, in einenDialog zu treten. Dieses Buch bietet dahingehendzahlreiche Anknüpfungspunkte.Die vorliegende Rezension erschien erstmals in derZeitschrift Marxistische Blätter (4/2014, S. 140-143)Mark Hadyniak studiert ArchäologischeWissenschaften in Bochum. Er ist Redaktionsassistentbei den Marxistischen Blättern<strong>und</strong> veröffentlichte dort u.a. einen Artikel überdie Effizienz, Notwendigkeit <strong>und</strong> Konsequenzender modernen industriellen Tierproduktion.ANZEIGE

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