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FILMEDBLACKFISHDie wollen nurspielenEine erschütternde Doku überOrcas und Todesfälle inFreizeitparksDer Wal macht den Affen bei SeaWorld: „Blackfish“ie Dokumentaristin GabrielaCowperthwaite tut etwas sehrkluges zu Beginn ihres Films: Sieholt „Orca-Trainer“ vor die Kameraund lässt sie von ihrer Arbeit mit denKillerwalen erzählen. Voller Begeisterungberichten sie, wie sie eine Beziehungzu ihren Tieren aufbauen,wie eine tiefe emotionale Bindungentsteht. „Wenn du ihnen in die Augenschaust, kannst du erkennen: Daist jemand zu Hause“, sagt einer.Allerdings sind die Orca-Fans allesamtEx-Trainer von SeaWorld, demweltweit größten Betreiber von „Wasserwelten“,in denen Delphine undvor allem Orcas für tägliche Showsabgerichtet wurden.Und dann erzählen die Ex-Trainervon „Unfällen“, von Todesfällen, indenen erfahrene Trainer von Walenangegriffen und manchmal getötetwurden. Erst gegen Ende des Filmspräsentiert Cowperthwaite Videoaufnahmen,in denen einige furchtbareZwischenfälle ausführlich zu sehensind. Wir erfahren, dass kein Fall bekanntist, in dem Orcas in der Wildniseinen Menschen angegriffen haben.Wir erfahren, dass die Orcasnachts in elend kleine Betonbeckengesperrt werden und nur für Showund Training in etwas größereBecken gelassen werden.Und wir erfahren etwas über denOrca Tilikum, der sich seit über 20Jahren in SeaWorld-Gefangenschaftbefindet und bereits mehrfach Menschenangegriffen und getötet hat.Weil SeaWorld mit der Legende Geldverdient, die Wale hätten nur einenausgeprägten Spieltrieb und alle Unfälleseien auf Fehler der Trainer zurückzuführen,werden keine Konsequenzengezogen. Auch nicht ausdem Tod von Dawn Brancheau, der40-jährigen Cheftrainerin in Orlando,die 2010 von Tilikum angegriffenund getötet wurde. „Brancheau warein Sicherheitsfreak“, sagt einerihrer Ex-Kollegen, „die machtekeine Fehler.“Blackfish präsentiert vorwiegendMenschen, die sich unsäglich dafürschämen, für SeaWorld gearbeitetzu haben. Ein Walfänger, der jungeWale für SeaWorld jagte, sagt: „Esist, als ob du an einem Kidnappingbeteiligt wärst“.Seaworld hat sich geweigert, mitder Filmemacherin zu sprechen. Inden USA sorgte der Film dennoch fürerhebliches Aufsehen. So sehr, dassDisney das Ende von „Findet Nemo2“ umschreiben ließ. Ursprünglichsollte die Geschichte idyllisch in einemWasser-Freizeitpark enden.Das wurde geändert.„In 50 Jahren werden wir zurückblickenund entsetzt darüber sein,an was für einer Barbarei wir teilgenommenhaben“, sagt einer derEx-Trainer aus dem Off. Über Tilikum,der heute noch täglich fürShows eingesetzt wird, sagt einer seinerEx-Trainer: „Er tut mir sehr leid.Er ist einfach furchtbar frustriertund neurotisch. Ich verstehe nicht,warum man ihn nach über 20Jahren nicht endlich freilässt.“In den letzten Bildern von Blackfishsieht man die ehemaligen Waltrainergemeinsam eine Bootstour unternehmen.Sie fahren aufs offeneMeer hinaus und beobachten Orcasin Freiheit, eine große Schule, dennOrcassindsehrsozialeTiere.„Daswar erhebend, das sehen zu dürfen“,sagt einer und verdrückt eine Träne.Thomas FriedrichUSA 2012 R: Gabriela Cowperthwaite B:Eli Despres, Gabriela Cowperthwaite K:Jonathan Ingalls Mit Kim Ashdown, KenBalcomb, Samantha Berg, DawnBrancheauALPHABETBildungsfragenErwin Wagenhofer stellt PISA aufden KopfWir sind alle blöd. Darin sind wiruns einig. Wir lernen zu wenigund vergessen das meiste. Undwir sind nicht in der Lage, uns zudiesem Problem eine andere Lösungeinfallen zu lassen, als Schule noch„leistungsorientierter“ zu machen.Dass das nicht der Weisheit letzterSchluss ist, legt der DokumentarfilmerErwin Wagenhofer schon in denersten Bildern seines neuen Filmsnahe. Ein chinesischer Bildungspolitikerbetrachtet skeptisch den zunehmendenDrill in seinen Schulen undgeißelt den Konkurrenzdruck, derdie Kreativität töte.DerBriteSirKenRobinsonliefertspäter die Zahlen zur Skepsis. Erforschte zur Fähigkeit des „divergentenDenkens“, zum unangepasstenProblemlösen. Mit dem Ergebnis,dass Kinder bis zu 5 Jahren eigentlichalle darüber verfügen, sie aberab der Einschulung ständig verlieren.Nur noch 2 % der Erwachsenensind in dem Sinne hochbegabt. Wasfür ein Verlust!Als Kontrast besuchte Wagenhoferauch Management-Seminare derUnternehmensberaterfirma McKinsey,wo angepasste Yuppies aufEhemalige Waltrainer beim Walewatching auf See: „Blackfish“durchaus alberne Weise Leistungsorientierungheraushängen lassen.Hier spart sich der Film jeden Kommentar,der sonst fast über jedemBild liegt. Unser Bildungssystemstammt aus der Zeit der Kabinettskriegeund der Industrialisierung,sollte verwendbares Menschenmaterialfür die Zwecke von Staat undWirtschaft produzieren. Kreativitätwar unnütz, divergentes Denken gargefährlich. Heute aber führt geradediese Eindimensionalität in dieSackgasse. Als säße ein preussischerKavallerist plötzlich vor Facebook.Ausserdem ist sie unmenschlich,wie Wagenhofer in einer weiterenThemenebene vorführt. Er und seineZeugen beschwören die vielfältigenMöglichkeiten des Neugeborenenund bestehen darauf, dass Bildungdas Gegenteil von Unterricht ist, angeboreneNeugier und Spieltriebaber der einzige Weg zu einer blühendenZukunft. Und viel Arbeit natürlich,wie der Film auch nicht verschweigt,wenn er etwa zwei Menschenvorstellt, die es gegen das normaleBildungssystem zu geglücktenErwachsenen gebracht haben. Einerhat nie eine Schule besucht, ist heutemehrsprachig, Gitarrenbauer undVortragsreisender in Sachen „Lernenohne Schule“, der andere ist dererste Universitätsabsolvent Europas,trotz seines Down-Syndroms, dasihn nach den Regularien unbeschulbarmachte.Das alles ist zwar plakativ und parteiischgemacht, regt aber sehr zumNachdenken an. Vielleicht auch überdie erstaunliche PISA-Nachfolgestudie,nach der die Eltern in Deutschlanddeutlich blöder als ihre mittelmäßigenKinder sind. WingA 2013. R&B: Erwin WagenhoferZEXIT MARRAKECHSomewhereDie Wüste als Ort derSelbstfindungwölf Jahre nach ihrem Oscar-ErfolgNirgendwo in Afrika kehrt CarolineLink jetzt zurück auf denafrikanischen Kontinent. Ben (SamuelSchneider) ist 17, seine Eltern sindschon seit vielen Jahren geschieden.Während seine Mitschüler aus demInternat die Ferien in Nizza amStrand verbringen, soll Ben zu seinemVater Heinrich (Ulrich Tukur)nach Marrakesch, wo der gefeierteRegisseur im Rahmen eines internationalenTheaterfestivals seineInszenierung von Lessings „EmiliaGalotti“ vorführt.10 ULTIMO

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