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BÜCHERVWERKSCHAUWelts WerkEin Pop-Autor wird gewürdigtielen gilt er als wichtiger Vertreterder deutschsprachigen Popliteratur:Wolfgang Welt. Ab Endeder 1970er Jahre beginnt er zuschreiben und zu veröffentlichen. Zuerstim Bochumer Stadtmagazin Marabo,dann für Musikexpress undSounds, später auch Spex. RockundPopmusik und Literatur sind seineThemen, und für die brennt er.Vor allem Buddy Holly hat es ihm angetanund wird immer wieder als Namensgeberfür Romane und Textevon Wolfgang Welt herangezogen.Alle Texte leben von einer ausgeprägtenautofiktionalen Ebene, weshalbauch immer wieder die Frage auftaucht,was das eigentlich für Textesind, die Wolfgang Welt da geschriebenhat. Mischformen zwischen Tagebuch,purer Alltagsaufzählung,professioneller Kritik undunterschiedlichsten Erzählformen.Leicht einzuordnen ist dieser Autorauf keinen Fall.Das lässt sich schon an seinem erstenRoman Peggy Sue ablesen, der1986 erschienen ist. Welt beschreibtseine Arbeit als Kritiker, seinen Jobim Plattenladen ELPI und seine verzweifelteSuche nach Sex: „Etwazwei Jahre nach unserer ersten Begegnungmachte mir Sabine am TelefonAussicht auf einen Fick, allerdingsnicht mit ihr selber, sondernmit ihrer jüngeren Schwester.“, soder erste Satz des Romans. Dannfolgt ungeschönt das Leben eines Studienabbrechers,der noch zu Hausewohnt, der sich von Job zu Job hangeltund durch das Schreiben Anerkennungerfährt. Später hält er sichallerdings für J.R. Ewing undverbringt einige Zeit in derPsychiatrie.Im Aisthesis Verlag erscheint nunein Sammelband mit Aufsätzen undkurzen Texten, die sich mit WolfgangWelt und seinem Werk auseinandersetzen.Katja Kullmann geht der Fragenach, ob Welt tatsächlich ein frauenfeindlicherAutor ist, oder ob sichhinter seinem oftmals groben Stil etwasanderes verbirgt. Moritz Baßlerschreibt über Welts Stellung in derPopliteratur der 1980er Jahre, undWegbegleiter Reinhard Finke erzähltvon seiner ersten Begegnungmit dem Werk von Wolfgang Welt.Ein äußerst aufschlussreicher Band,der viele interessante Aspekte zumWerk bereithält. Sacha BrohmSteffen Stadthaus/Martin Willems(Hrsg.): Über alles oder nichts. Annäherungenan das Werk von WolfgangWelt. Aisthesis Verlag, Bielefeld 2013,185 S., 19,80DALTENGLANDUnter LondonTerry Pratchett taucht in dieKanalisationies ist nicht Ankh-Morpork, obwohldas viktorianische Londondurchaus der Hauptstadt derScheibenwelt ähnelt, auf der diemeisten von Pratchetts Bücher spielen.Das hier aber nicht, auch wennder Titelerfinder Dunkle Halunkensich werblich irreführend an seinefrüheren Einfälle wie Steife Priseoder Helle Barden anlehnt. Im Originalheißt der Roman einfach Dodgerund möchte in der Klasse von OliverTwist mitspielen.Pratchett erzählt von Dodger, einemStraßenjungen, der sich in derGosse der rasant wachsenden GroßstadtLondon so durchschlägt. Genauer:In der Kanalisation, die nochaus der Römerzeit stammte, längstnicht mehr mit den Abwässern fertigwurde, aber eine Fundgrube war fürverlorene Pennies, Schmuckstückeund sonstige Wohlstandsreste. Eineganze Bevölkerungsschicht lebte,meist nicht lange, vom Müllpickenim Untergrund und hätte Dodgernicht eines regnerischen Abends einMädchen vor Straßenschlägern gerettet… nun, so fingen 100 Jahrelang Jugendbücher an, seit CharlesDickens die Unterseite der Gesellschaftals Spielort für Romane entdeckte.Hier tritt er selbst auf, findetGefallen an dem frechen Helden undstubbst Dodger leicht in eineAufwärtsentwicklung, die ihn amEnde bis zur einer Audienz bei derKönigin führen wird. Auf dem Wegdahin kommen wir in fast ganz Londonherum, treffen historisches Personal(etwa den mörderischen BarbierSweeney Todd und den aktenstudierendenKarl Marx) und streifen altersweiseGedanken. Etwa den, dassdie Wahrheit ein Nebel ist, dem jederdie Form gibt, die ihm passt, unddass Schurken von der andern Straßenseiteaus manchmal wie Heldenaussehen.An solchen Stellen erhebt sichDunkle Halunken über den normal-witzigenPratchett-Roman, verstörtaber auch die Scheibenwelt-Fans.Gut gemacht. WingTerry Pratchett: Dunkle Halunken.Aus dem Englischen von Andreas Brandhorst.Piper, München 2013, 384 S.,19,99 / Ebook 15,99Als er es in den 50er Jahren durch seiner Hände Arbeit zu einigemWohlstand gebracht hatte, führte der Hausherr Vicovon Bülow statt eines Gästebuches eine Fotoecke in seinerVilla ein. Vor einem von der Gattin handgenähten Vorhangund immer mit einer Säule (deren Ursprung nicht klar ist),hielt der Hausherr persönlich seine Gäste in markanten Posenfest. Ob Georg Kreisler, die „Pardon“-Chefs Bärmeier &Nikel (li.) oder der „Spiegel“-Chef Augstein (re.; nebst inden Hintergrund gehuschte Gattin) – alle machten den kleinenSpaß mit, der sich zu einem prächtigen Album auswuchsund nie veröffentlicht wurde. Im Zuge der mit einerpietätvollen Verzögerung nun einsetzenden Nachlass-Verwertungdes großen Loriot ist also jetzt Loriots Gästebucherschienen, herausgegeben von Susanne von Bülow, PeterGeyer und OA Krimmel, die keineswegs nur prominente Besuchervorstellen, auch die weitverzweigte Sippschaft derervon Bülow und die beruflichen Verbindungen (sang inder Oper, deren Regisseur mit der Frau von … es nimmt keinEnde mit den drolligen Beziehungen) werden in Fotos vorgestellt,die alle etwas von dem loriot’schen Humor haben:Korrekt, aber wahnsinnig. Trotz dreier Herausgeber kamwohl niemand auf die Idee, mitzuteilen, ob hier wohl alle Fotosverwendet wurden und – was wahrscheinlich ist: wennnicht, nach welchen Prinzipien man auswählte. Macht janichts. Der Band ist trotzdem sehr schön und vor allem großformatig.(Diogenes, Zürich 2013, 29x20,5 cm. 175 S.,26,90) /// -vl-24 ULTIMO

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