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Willkommen zur vielseitigsten Bildungsreise Ihres Lebens.

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dere, auch friedliebende Stämme; er lässt vermeintliche<br />

Feiglinge in der eigenen Armee hinrichten; zuletzt verfällt<br />

er einer Blutrünstigkeit, die auch vor der Ermordung<br />

der eigenen Mutter nicht Halt macht. Sein Volk<br />

wendet sich von ihm ab. Von Albträumen heimgesucht,<br />

ahnt er den kommenden Tod. In dem Augenblick, wo<br />

seine Halbbrüder ihn erschlagen, erscheint Isanusi zum<br />

letzten Mal, um seinen Lohn zu verlangen. Im Sterben<br />

prophezeit Chaka, dass seine Mörder die Nachfolge<br />

nicht werden antreten können, denn »der weiße Mann<br />

wird kommen, und er wird über euch herrschen und ihr<br />

werdet seine Diener sein«.<br />

Der Roman ist durch die ambivalente Stellung des<br />

Verfassers zwischen zwei verschiedenen Kulturen charakterisiert.<br />

Formal wie ideologisch mischt er afrikanische<br />

und europäische Traditionen: Mofolo bedient sich<br />

der europäischen Form des Romans, um eine psychologisch<br />

komplexe Studie über Ursprung und Wesen des<br />

Bösen und seine besondere Ausprägung in der Figur<br />

Chakas zu entwerfen. Gleichzeitig verwendet er Stilelemente<br />

traditioneller afrikanischer Erzählkunst – Preisgedichte,<br />

Sprichwörter, Legenden und Volkserzählungen<br />

sowie einen oft moralisierenden Erzählerkommentar<br />

–, um das Bild des Herrschers zu komplettieren. Um<br />

dieses dichterische Konzept zu realisieren, wird überlieferte<br />

Geschichte in erheblichem Maße fiktionalisiert;<br />

Handlungselemente (etwa die Ermordung der Mutter)<br />

wie auch Personen (Noliwa, Isanusi) sind frei erfunden.<br />

Mit einem genialen Kunstgriff inszeniert Mofolo<br />

Chakas inneren Konflikt: Er lässt die traditionelle afrikanische<br />

Figur des Sehers in der Gestalt Isanusis auftreten,<br />

die Chakas Ehrgeiz personifiziert. Als mephistophelischer<br />

Versucher stellt dieser Chaka vor eine Wahl<br />

zwischen Gut und Böse in eigener, freier Verantwortung<br />

– ganz im Sinne einer christlichen Ethik. Von der<br />

Kritik wurde das Werk als einzigartiges Beispiel eines<br />

gelungenen Synkretismus von afrikanischer Tradition<br />

und Christentum bewertet – aber auch als gescheiterter<br />

Versuch, widerstreitende Ideologien miteinander zu<br />

vereinbaren.<br />

� Lit.: A. Gérard: Four African Literatures, 1971, 108–132. � A. Gérard:<br />

Rereading ›Chaka‹, in: English in Africa 13, 1986, 1, 1–12. �<br />

P. Sulzer: Edition, Interpretation und Nachwirkung von T.M.s<br />

›Chaka‹, in: Komparatistische Hefte 15/16, 1987, 37–48. � C.F. Swanepoel:<br />

T.M.s ›Chaka‹ and the Oral Legacy, in: Semper aliquid<br />

novi. Littérature comparée et littératures d’Afrique, Hg. J. Riesz/<br />

A. Ricard, 1990, 287–295. � C.A. Bodunde: Literary Portraits of<br />

Chaka: T.M. and Mazisi Kunene, in: African Studies Monographs<br />

14, 1993, 1, 13–22. � K. Ayivor: T.M.M.’s ›Inverted Epic Hero‹. A<br />

Reading of Mofolo’s ›Chaka‹ as an African Epic Folktale, in: Research<br />

in African Literatures 28, 1997, 1, 49–77.<br />

Geoffrey V. Davis<br />

Pablo Neruda<br />

� geb. 12.7.1904 Parral (Chile)<br />

� gest. 23.9.1973 Santiago (Chile)<br />

Pablo Neruda �<br />

(d. i. Neftalí Ricardo Reyes Basoalto) – Französischstudium;<br />

1927–1943 im diplomatischen Dienst in Asien, Europa<br />

und Lateinamerika; Lehramt in Französisch; befreundet<br />

mit den Autoren der spanischen 1927er-Generation<br />

(Ä García Lorca, R. Ä Alberti); Parlamentssitz für<br />

die chilenische KP, Präsidentschaftskandidat der KP;<br />

Botschafter in Paris bis 1973; starb wenige Tage nach<br />

dem Pinochet-Putsch an Krebs; bei durchaus heterogenem<br />

Œuvre fruchtbarster und bekanntester Lyriker Lateinamerikas.<br />

� Ausg.: Obras completas, 5 Bde, 1999–2002.<br />

� Übers.: Das lyrische Werk, 3 Bde, K. Garscha, 1984–1986.<br />

� Lit.: A. Gatell: N., 1971. � L.E. Roses: P.N., 1986. � M. Agosín:<br />

P.N., 1986. � V. Teitelboim: N. Ein <strong>Lebens</strong>weg, 1987. � H.C. Woodbridge:<br />

P.N. An Annotated Bibliography, 1988. � D. Schidlowski:<br />

P.N. y su tiempo, 2006.<br />

Das lyrische Werk<br />

(span.) – Die lyrische Entwicklung des Autors vollzieht<br />

sich in drei Phasen, wobei das Einbrechen der politischen<br />

Dimension in seine Dichtung, bzw. das Zurücktreten<br />

dieses Aspekts, die jeweiligen Zäsuren markiert.<br />

Das Frühwerk lehnt sich noch an einer an den Ausläufern<br />

des lateinamerikanischen Modernismo orientierten<br />

›poésie pure‹ an und ist thematisch von einer<br />

strikten Innerlichkeit beherrscht. Das gilt für Crepusculario,<br />

1923 (Abend- und Morgendämmerung), wie für<br />

die Veinte poemas de amor y una canción desesperada,<br />

1924 (Zwanzig Liebesgedichte und ein Lied der Verzweiflung,<br />

1958, E. Arendt).<br />

Tentativa del hombre infinito, 1926 (Versuch des<br />

unendlichen Menschen), weist Einflüsse europäischer<br />

Avantgarde-Bewegungen der Zeit, vor allem des französischen<br />

Surrealismus auf. Die darin vorgeführte Absage<br />

an jegliche Formzwänge bleibt ein einmaliges<br />

Experiment, auf das der Dichter in seinem gesamten<br />

Werk nicht wieder <strong>zur</strong>ückkommen wird.<br />

El hondero entusiasta, 1933 (Der rasende Schleuderer),<br />

ist nach Nerudas eigener Aussage Dokument einer<br />

überschwänglichen, glühenden Jugend. Im Hauptwerk<br />

der frühen Phase, Residencia en la tierra, 1933, erweitert<br />

1935 (Aufenthalt auf Erden, 1960, E. Arendt), verdichtet<br />

sich die Metaphorik zu einer erdrückenden Atmosphäre<br />

von Düsternis, Ekel, Zersetzung und Tod. Hier hat Neruda<br />

trotz verschiedenster Einflüsse seinen persönlichen<br />

Stil entwickelt, den im Wesentlichen eine Bildersprache<br />

von großer Originalität und suggestiver Kraft<br />

ausmacht. Die Residencia-Gedichte, entstanden in einer

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