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Heike Krieger<br />

entziehen, mag demgegenüber der tradierten Hinwendung zum Internationalen<br />

geschuldet sein. Zudem liegt die Teilnahme z. B. an der Europäischen<br />

Union, der UN-Friedenssicherung und dem weltweiten Klimaschutz auch im<br />

deutschen Eigeninteresse. Selbst im Zeitalter der Globalisierung geht ein Staat<br />

seine völkerrechtlichen Verpflichtungen freiwillig ein. Daher sollte man auch<br />

in diesem Zeitalter den Staat mit den innerstaatlichen Legitimationsmechanismen<br />

nicht vorschnell als ausreichenden Zurechnungspunkt für Verantwortung<br />

im Sinne <strong>des</strong> Demokratieprinzips ausschließen.<br />

Weil aber innerstaatliche Entscheidungen unter den Bedingungen der Globalisierung<br />

weltweit Auswirkungen zu zeitigen vermögen, darf das Gemeinwohl<br />

nicht mehr isoliert betrachtet werden. Zwar kann, wie zuvor dargelegt,<br />

heute noch nicht von einer globalen Demokratie die Rede sein, aber<br />

eine gleichmäßige Interessenberücksichtigung wird angesichts globaler Auswirkungen<br />

nationaler Entscheidungen zur Notwendigkeit. Genau diesen<br />

Interessenausgleich herzustellen, ist schon seit geraumer Zeit Zweck der<br />

völkerrechtlichen Kooperationsordnung. Ein internationaler Verhandlungskompromiss<br />

wird sich für transnationale Probleme in der Regel als angemessener<br />

erweisen als die einzelstaatliche Perspektive. Damit erscheint ein<br />

Demokratieverständnis, das das Fremde ablehnt und auf Selbsteinwirkung,<br />

Selbstvergewisserung und Selbstaufklärung einer politischen Gemeinschaft<br />

abstellt, letztlich nicht ausreichend für diese Gemeinschaft selbst. Selbsteinwirkung<br />

genügt nicht für die Lösung globaler Probleme, wie <strong>des</strong> Klimaschutzes,<br />

weil es zur Lösung auch auf die Einwirkungsmöglichkeiten anderer<br />

ankommt. Auch die ständige Selbstaufklärung ist für eine politische<br />

Gemeinschaft nicht ausreichend, weil sie die Gefahr vergrößert, dass einseitige<br />

oder festgefahrene Entscheidungen getroffen werden. Die Feststellungen<br />

<strong>des</strong> Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte über Konventionswidrigkeiten<br />

zeigen, dass Fremdaufklärung für den rechtsstaatlichen wie für den<br />

demokratischen Prozess wichtig ist. Schließlich muss die Selbstvergewisserung<br />

ihre Grenzen finden, wenn das Gemeinwohl betroffen ist, das über den<br />

lokalen und nationalen Bereich hinausgeht. Auch das machen die Auseinandersetzungen<br />

um die Dresdener Waldschlösschenbrücke klar. Ein Weltkulturerbe<br />

ist eben nicht mehr nur das Erbe einiger weniger.<br />

Summary<br />

AöR<br />

“Do you want to be governed by the views of foreigners?”, the US Supreme<br />

Court Judge Antonin Scalia asks his audience during public discussions in order<br />

to suggest that the US Supreme Court should not apply international law<br />

when interpreting the US constitution. The question highlights a fundamental<br />

democratic criticism of international law: Does international law lead to

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