21.08.2012 Aufrufe

Archiv des öffentlichen Rechts Inhalt

Archiv des öffentlichen Rechts Inhalt

Archiv des öffentlichen Rechts Inhalt

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

318<br />

Heike Krieger<br />

Je nach Perspektive fallen die Antworten auf diese Frage unterschiedlich<br />

aus. International ausgerichtete Ansätze sind bemüht, z. B. durch die Einrichtung<br />

internationaler parlamentarischer Organe oder die Beteiligung der<br />

sog. Zivilgesellschaft, internationale Entscheidungsstrukturen zu demokratisieren.<br />

14 Ansätze, die einen eher nationalstaatlichen Blickwinkel wählen, versuchen<br />

demgegenüber, zur Wahrung <strong>des</strong> Demokratieprinzips einen traditionellen<br />

Souveränitätsbegriff neu zu beleben, und betonen Grenzen der Bindungswirkung<br />

völkerrechtlicher Normen. 15 Beide Ansätze mögen zwar den<br />

erhöhten Legitimationsbedarf <strong>des</strong> Völkerrechts vor dem Hintergrund der<br />

Globalisierung für sich in Anspruch nehmen. Ihnen wohnt aber zugleich die<br />

Gefahr inne, das Völkerrecht in seiner Bedeutung zu schwächen, wenn die<br />

eine Ansicht Anforderungen an das Völkerrecht stellt, die diese <strong>Rechts</strong>ordnung<br />

nicht oder nur schwer zu erfüllen vermag, und die andere Position als<br />

Antwort auf die wahrgenommenen Legitimationsdefizite den Befolgungsanspruch<br />

<strong>des</strong> Völkerrechts mit Argumenten staatlicher Souveränität unter<br />

bestimmten Umständen zu relativieren sucht. Zur Auseinandersetzung mit<br />

diesen Formen demokratietheoretischer Kritik am Völkerrecht soll zunächst<br />

das Verständnis von Fremdbestimmung durch Völkerrecht näher betrachtet<br />

werden, um sodann mögliche Defizite der demokratischen Legitimierung völkerrechtlichen<br />

Handelns aus der Perspektive <strong>des</strong> deutschen Verfassungsrechtes<br />

zu bestimmen. Am Beispiel der unmittelbaren Ausübung von Hoheitsgewalt<br />

durch internationale Organisationen und <strong>des</strong> Verhältnisses von Völkerrecht<br />

und unmittelbarer Demokratie sollen dabei Ansätze zur Wahrung <strong>des</strong><br />

Demokratieprinzips kritisch beleuchtet werden.<br />

B. Fremdbestimmung als Folge der Globalisierung<br />

AöR<br />

Demokratie dient als Oberbegriff für politische Ordnungen, die Herrschaft<br />

auf den Willen <strong>des</strong> Volkes gründen und Herrschende rechenschaftspflichtig<br />

gegenüber dem Volk machen. 16 Der Begriff der Demokratietheorie unter-<br />

14 Z. B. S. Kadelbach, Die parlamentarische Kontrolle <strong>des</strong> Regierungshandelns bei<br />

der Beschlussfassung in internationalen Organisationen, in: R. Geiger (Hg.), Neue Probleme<br />

der parlamentarischen Legitimation im Bereich der auswärtigen Gewalt, 2003,<br />

41 (56f.); s. a. J. Kokott, Souveräne Gleichheit und Demokratie im Völkerrecht,<br />

ZaöRV 2004, 517 (532f.); aus soziologischer Perspektive: H. Brunkhorst, Solidarität,<br />

Von der Bürgerfreundschaft zur globalen <strong>Rechts</strong>genossenschaft, 2002, 209ff.; F. Müller,<br />

Demokratie zwischen Staatsrecht und Weltrecht, 2003, 138ff.<br />

15 Di Fabio (Fn. 13), 89ff., insb. 93; C. Hillgruber, Souveränität – Verteidigung<br />

eines <strong>Rechts</strong>begriffs, JZ 2002, 1072 (1075); ders., Dispositives Verfassungsrecht, zwingen<strong>des</strong><br />

Völkerrecht: Verkehrte juristische Welt?, JÖR 54 (2006), 57 (93).<br />

16 E. W. Böckenförde in: J. Isensee/P. Kirchhof (Hg.), Handbuch <strong>des</strong> Staatsrechts II,<br />

3. Aufl., 2004, § 24 Rn. 9ff.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!