Resafa Sonderdrucke 1 (PDF, 6,9 MB) - Aktuell - TU Berlin
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RESAFA / SYRIEN, PILGERSTADT UND KALIFENRESIDENZ<br />
Die Stadt intra und extra muros – Die fünf Teilprojekte der Projektphase 2006 - 2010<br />
Die ehemals für den östlichen Mittelmeerraum sehr<br />
bedeutende, spätantike Pilgerstadt <strong>Resafa</strong> und die<br />
in frühislamischer Zeit in ihrem Umfeld entstandene<br />
Residenz des Kalifen Hisham b. Abd al-Malik<br />
wurde in der Folge des „Mongolensturms“ um<br />
1250 aufgegeben und geriet in Vergessenheit (RES<br />
IV, 132, 159). Die Stadt und ihre Kirchen wurden<br />
Ende des 17. Jahrhunderts wieder entdeckt, seit<br />
Beginn des 20. Jahrhunderts werden die Überreste<br />
der Sakralbauten kunsthistorisch beschrieben<br />
und durch Bauaufnahmen erfasst (Sarre 1909,<br />
Spanner/ Guyer 1926).<br />
Gegenstand systematischer archäologischer<br />
Forschungen des Deutschen Archäologischen<br />
Institutes wurde <strong>Resafa</strong> Anfang der 1950er<br />
Jahre unter Leitung von Johannes Kollwitz. Ausschlaggebend<br />
war, das Nebeneinander und die<br />
Übergänge zwischen christlicher und islamischer<br />
Kultur untersuchen zu können. Mit dem islamischen<br />
Umland befasste sich Katharina Otto-Dorn (zu den<br />
Arbeiten der 1950er Jahre siehe S. 19).<br />
Seit 1976 wurden die Untersuchungen in der Stadt<br />
<strong>Resafa</strong> unter der Leitung von Thilo Ulbert fortgesetzt.<br />
Der Schwerpunkt der Arbeiten lag zuerst auf der<br />
Untersuchung der Basilika A (RES II), in der Folge<br />
wurden weitere Bauten im Stadtgebiet, z.B. die<br />
Große Moschee (RES IV) sowie benachbarte,- zum<br />
Limes gehörende Anlagen untersucht (RES V). Ein<br />
Survey im Umland stellte archäologisch relevante<br />
Fundpunkte und Baustrukturen fest, die geodätisch<br />
erfasst wurden (RES I). Auf Grundlage des Surveys<br />
und weiterer Begehungen seit 1983 wurden die<br />
baulichen Strukturen durch Dorothée Sack zunächst<br />
hinsichtlich ihrer Datierung und nach funktionalen<br />
Gesichtspunkten klassifiziert. Von 1997 bis 2001<br />
fanden geophysikalische Prospektionen im südlichen<br />
Umland der Stadt statt, deren Auswertung<br />
– zum Teil bereits vorgestellt – weiter fortgesetzt<br />
wird (DiskAB; 5 Jahre ASD, 26f; DaM 14).<br />
18<br />
<strong>Resafa</strong> von Süden, im Vordergrund FP 220, 1999 (D.Sack).<br />
In der 2006 begonnenen Projektphase sollen unter<br />
der Leitung von Dorothée Sack stärker als bisher<br />
Stadt und Umland in einer Gesamtbetrachtung als<br />
zusammenhängende Anlage untersucht werden,<br />
indem die bisherigen Ergebnisse zu den einzelnen<br />
Monumenten zusammengeführt und durch neue<br />
Forschungen ergänzt werden.<br />
Das auf fünf Jahre konzipierte Gesamtprojekt setzt<br />
sich aus fünf Teilprojekten zusammen:<br />
Das erste Teilprojekt umfasst die Erstellung einer<br />
Archäologischen Karte mit Zeitschichtenplänen zur<br />
Geschichte und Entwicklung der Stadt <strong>Resafa</strong> und<br />
ihres Umlandes. In diesem übergreifenden Projekt soll<br />
die Entstehung der Bauten und ihre Veränderungen<br />
sowie die Entwicklung des Stadtorganismus von den<br />
Anfängen bis zu ihrer Aufgabe im 13. Jahrhundert<br />
dargestellt werden 1 .<br />
Das zweite Teilprojekt widmet sich der Untersuchung<br />
der Residenz des Kalifen Hisham b. Abd al-Malik im<br />
Umland von <strong>Resafa</strong> und schließt an die umfangreichen<br />
Vorarbeiten der letzten Jahre an. Ziel ist es, die<br />
Siedlungsstrukturen und baulichen Anlagen der<br />
Residenz zu klären 2 . Durch archäologische Sondagen<br />
3 an ausgewählten Fundpunkten (FP) werden die<br />
Ergebnisse der geophysikalischen Prospektionen der<br />
Jahre1997 bis 2001 überprüft. Im Norden der Stadt<br />
sollen die bisher nicht erfassten Bereiche des historisch<br />
besiedelten Umlandes durch geophysikalische Prospektionen<br />
untersucht werden 4 . Eine Ergänzung zur<br />
Interpretation der Befunde der geophysikalischen<br />
Prospektionen stellen Digitale Geländemodelle und<br />
entzerrte Luftbilder dar, diese sollen in den Jahren 1999-<br />
2001 begonnenen Arbeiten fortgeführt werden 5 .<br />
Dorothée Sack, Martin Gussone, Ulrike Siegel<br />
TECHNISCHE UNIVERSITÄT BERLIN, FAKULTÄT VI, INSTI<strong>TU</strong>T FÜR ARCHITEK<strong>TU</strong>R<br />
UNIV.-PROF. DR.-ING. DOROTHÉE SACK, FACHGEBIET HISTORISCHE BAUFORSCHUNG, MASTERS<strong>TU</strong>DIUM DENKMALPFLEGE,<br />
STRASSE DES 17. JUNI 152, SEKR. A 58, 10623 BERLIN, TEL. 030-314-796 11, MAIL: msd@tu-berlin.de<br />
In dem dritten Teilprojekt wird die Stadtmauer<br />
untersucht, um mit den Methoden der Historischen<br />
Bauforschung Fragen zu ihrer Entstehung und<br />
zu den verwendeten Bautechniken zu klären.<br />
Eine differenzierte Darstellung des Bestandes<br />
soll die Veränderungen und Reparaturphasen<br />
dokumentieren und dadurch die Datierung der<br />
einzelnen Baumaßnahmen ermöglichen 6 .<br />
Das vierte Teilprojekt dient der Erstellung von<br />
Restaurierungs- und Sanierungskonzepten für<br />
die Basilika A. Im Herbst 2006 wurden die 2002<br />
begonnenen Präzisionsmessungen fortgesetzt. Es<br />
galt zu klären, ob signifikante Deformationen<br />
nachzuweisen sind. Dazu wurde ein Präzisions-<br />
Lage- und Höhennetz angelegt sowie ein<br />
terrestrisches Laserscanning mit hoher Auflösung<br />
durchgeführt 7 . Einer ähnlichen Fragestellung im<br />
Detail ging eine Abschlussarbeit des MSD nach,<br />
die sich mit den konstruktiven Grundlagen und<br />
der Standsicherheit der Apsiskalotte beschäftigte 8 .<br />
Beide Untersuchungen schaffen Grundlagen für<br />
künftige Restaurierungsmaßnahmen.<br />
In dem fünften Teilprojekt, das – wie das erste<br />
Teilprojekt – übergreifend das gesamte Gelände<br />
behandelt, wird ein Site Management entwickelt.<br />
Zur touristischen Erschließung wird eine Besucherführung<br />
mit Informationstafeln im Gelände<br />
entworfen. Ein Archäologischer Führer und die<br />
Ausstellung in einem Besucherzentrum – im Nordwesten<br />
der Stadt geplant – sollen dem Besucher<br />
das Verständnis der Anlage erleichtern und die<br />
im Gelände für das ungeübte Auge nicht immer<br />
nachvollziehbaren archäologischen Befunde erläutern<br />
9 .<br />
Die laufenden Arbeiten in <strong>Resafa</strong> werden in<br />
Kooperation mit dem Deutschen Archäologischen<br />
Institut <strong>Berlin</strong>-Damaskus und der Direction<br />
Générale des Antiquités et des Musées de la Syrie<br />
(DGAMS), Damaskus, durchgeführt. Die Arbeiten<br />
im Umland werden durch die Forschungsförderung<br />
der Fritz-Thyssen-Stiftung finanziert.<br />
Bearbeiter<br />
1. Univ.-Prof. Dr.-Ing. Dorothée Sack, Dipl.-Ing. Martin Gussone/ <strong>TU</strong><br />
<strong>Berlin</strong>, Dipl.-Ing. Ulrike Siegel/ DAI <strong>Berlin</strong><br />
2. Univ.-Prof. Dr.-Ing. Dorothée Sack/ <strong>TU</strong> <strong>Berlin</strong>, Dipl.-Ing. Ulrike Siegel/<br />
DAI <strong>Berlin</strong>, Dipl.-Ing. Martin Gussone/ <strong>TU</strong> <strong>Berlin</strong><br />
3. Archäologische Sondagen Christoph Konrad M.A., Bearbeitung der<br />
Keramik und Kleinfunde Dr. Martina Müller-Wiener, Dunya Henker.<br />
Kooperation mit dem Institut für Orient- und Asienwissenschaften, Abtl.<br />
für Asiatische und Islamische Kunstgeschichte der Universität Bonn<br />
4. Dr. Helmut Becker/München<br />
5. Dr.-Ing. Manfred Stephani, Kooperation mit dem Fachgebiet<br />
Photogrammetrie und Fernerkundung der <strong>TU</strong> München<br />
6. Dr.-Ing. Catharine Hof/ DAI <strong>Berlin</strong>, Abschlussarbeiten: Arch. Ibrahim<br />
Salman, Ing. Mohamed Anas Al Saeed/ MSD <strong>TU</strong> <strong>Berlin</strong><br />
7. Prof. Dr.-Ing. habil. Hans Heister, Dipl.-Ing. Wolfgang Liebl,<br />
Diplomarbeit: Cand.-Ing. Dennis Kowoll, Cand.-Ing. Armin Sternberg,<br />
Kooperation mit der Universität der Bundeswehr, München.<br />
Dr.-Ing. Manfred Stephani, Kooperation mit dem FG<br />
Photogrammetrie und Fernerkundung der <strong>TU</strong> München<br />
8. Abschlußarbeit Dipl.-Ing. Wilfried Wolff/ MSD <strong>TU</strong> <strong>Berlin</strong><br />
9. Dr. Anne Mollenhauer, Arch. Youssef Khoury, Abschlussarbeit: Arch.<br />
Hanaa A. Saleh/ MSD <strong>TU</strong> <strong>Berlin</strong><br />
Literatur<br />
5 Jahre ASD D. Sack, M. Gussone, <strong>Resafa</strong> - Rusafat Hisham, Geschichte<br />
- Ziele - Ergebnisse, Prospektionskampagnen, in: 5 Jahre Aufbaustudium<br />
an der <strong>TU</strong> <strong>Berlin</strong>, <strong>Berlin</strong> 2004, 26-27<br />
DaM 14 D. Sack, H. Becker, M. Stephani, F. Chouker, <strong>Resafa</strong>-Umland,<br />
Archäologische Geländebegehungen, geophysikalische Untersuchungen<br />
und digitale Geländemodelle zur Prospektion in <strong>Resafa</strong> – Rusafat<br />
Hisham. Bericht über die Kampagnen 1997 – 2001, DaM 14 (2004)<br />
207-232<br />
DAM 25 Deutsches Archäologisches Institut: Orte und Zeiten. 25 Jahre<br />
archäologische Forschungen in Syrien 1980-2005, Damaskus 2005<br />
DiskAB D. Sack, H. Becker, Zur städtebaulichen Konzeption<br />
frühislamischer Residenzen in Nordmesopotamien mit ersten Ergebnissen<br />
einer Testmessung zur geophysikalischen Prospektion in <strong>Resafa</strong>-Rusafat<br />
Hisham, in: E.-L. Schwandner, K. Rheidt (Hrsg.), Stadt und Umland,<br />
Diskussionen zur Archäologischen Bauforschung 7 (1999) 270-286<br />
RES I M. Mackensen, Eine befestigte spätantike Anlage vor den<br />
Stadtmauern von <strong>Resafa</strong>. Ausgrabungen und spätantike Kleinfunde eines<br />
Surveys im Umland von <strong>Resafa</strong>-Sergiupolis, <strong>Resafa</strong> I, Mainz 1984<br />
RES II T. Ulbert, Die Basilika des Heiligen Kreuzes in <strong>Resafa</strong><br />
Sergiupolis, <strong>Resafa</strong> II, Mainz 1986<br />
RES IV D. Sack, Die große Moschee von <strong>Resafa</strong> – Rusafat Hisham,<br />
<strong>Resafa</strong> IV, Mainz 1996<br />
RES V M. Konrad, Der spätrömische Limes in Syrien: Archäologische<br />
Untersuchungen an den Grenzkastellen von Sura, Tetrapyrgium, Cholle<br />
und in <strong>Resafa</strong>, <strong>Resafa</strong> V, Mainz 2001<br />
RES VI G. Brands, Die Bauornamentik von <strong>Resafa</strong> - Sergiupolis:<br />
Studien zur spätantiken Architektur und Bauausstattung in Syrien und<br />
Nordmesopotamien, <strong>Resafa</strong> VI, Mainz 2002<br />
Sarre 1909 F. Sarre, Rusafa-Sergiopolis, Monatshefte für Kunstwissenschaft<br />
2 (1909) 95 ff.<br />
Spanner/ Guyer 1926 H. Spanner - S. Guyer, Rusafa. Die Wallfahrts-<br />
<strong>Resafa</strong>, Lageplan, Stand Dez. 2006 (D. Sack, M. Gussone). stadt des Heiligen Sergios, <strong>Berlin</strong> 1926<br />
Die Teilnehmer der Herbstkampagne 2006 in <strong>Resafa</strong> (Ch. Konrad).<br />
MSD Jahrbuch 2005-07, <strong>Berlin</strong> 2007