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Resafa Sonderdrucke 1 (PDF, 6,9 MB) - Aktuell - TU Berlin

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RESAFA / SYRIEN, BASILIKA A<br />

Erstellung von Restaurierungs- und Sanierungskonzepten<br />

Zielstellung und Restaurierungsgeschichte<br />

Die Basilika A ist der am längsten benutzte<br />

Kultbau der Stadt. Sie war das Zentrum der<br />

Verehrung des Hl. Sergius in <strong>Resafa</strong>, die noch<br />

unter islamischer Herrschaft andauerte (RES IV,<br />

155 ff.). Architektonisch herausragend ist die<br />

Basilika auch aufgrund ihrer Konstruktion mit sehr<br />

weiten Arkaden.<br />

Die Gefährdung durch Erdbeben und der<br />

schwierige Untergrund, mit seinen durch Wasserausspülung<br />

entstandenen Hohlräumen, führten<br />

dazu, dass bereits kurze Zeit nach ihrer Errichtung<br />

ergänzende Baumaßnahmen notwendig waren,<br />

um einen Einsturz der Kirche zu verhindern.<br />

Zuerst wurden die weiten Arkaden durch kleinere<br />

Doppelbögen unterfangen, weitere Anpassungen<br />

sind z.B. bei der angrenzenden Großen Moschee<br />

durch Ausgleichsschichten zu beobachten. Zuletzt<br />

wurden im 11. Jahrhundert enorme Stützmassive<br />

errichtet, um die Standfestigkeit und Benutzbarkeit<br />

des wichtigsten Kultbaus <strong>Resafa</strong>s zu erhalten<br />

(DAM 25, 112 f., RES II, 147 ff.).<br />

Die Restaurierungsmaßnahmen haben sich im<br />

20. Jahrhundert fortgesetzt – nun zum Erhalt der<br />

Ruine. Zwischen 1968 und 1976 wurden durch die<br />

Syrische Antikendirektion (DGAMS) umfangreiche<br />

Freilegungen und Restaurierungen durchgeführt,<br />

wobei überhängende Mauerpartien abgetragen<br />

und z.T. wieder aufgebaut sowie ein Teil der<br />

äußeren Stützmassive – vor allem im Bereich des<br />

Nordhofs – abgebrochen wurden (RES II, 5).<br />

Nach vorbereitenden Gutachten und Präzisionsmessungen<br />

wurden in den Jahren 2004-05<br />

Restaurierungsmaßnahmen durch das Deutsche<br />

Archäologische Institut, Station Damaskus, mit<br />

Mitteln des Auswärtigen Amtes der Bundesrepublik<br />

Deutschland durchgeführt. Durch die speziellen<br />

geologischen und klimatischen Verhältnisse ist<br />

eine kontinuierliche Kontrolle des Gebäudes<br />

notwendig, auch im Hinblick darauf, inwieweit<br />

weitere Restaurierungsmaßnahmen erforderlich<br />

oder sinnvoll sind.<br />

Ein wichtiger Bestandteil ist die Fortsetzung der<br />

2002 begonnenen Präzisionsmessungen. Als<br />

Frage steht hierbei im Vordergrund, ob seit den<br />

letzten Messungen signifikante Deformationen<br />

nachzuweisen sind. Der andere wesentliche<br />

Themenkomplex umfasst Untersuchungen zur<br />

Standsicherheit der Basilika A aus statischer Sicht.<br />

Präzisionsmessungen und Photogrammetrie<br />

Der Nachweis von signifikanten Deformationen<br />

an der Basilika A durch die Überprüfung der<br />

Punkte aus dem Jahre 2002 war das Thema einer<br />

Diplomarbeit, die – betreut durch Prof. H. Heister<br />

und W. Liebl – an der Universität der Bundeswehr,<br />

Institut für Geodäsie, von D. Kowoll und A.<br />

Sternberg bearbeitet wurde.<br />

Zunächst mussten die Punkte der Messkampagne<br />

2002 durch Sichtprüfung kontrolliert und fehlende<br />

Punkte neu vermarkt werden. Anschließend wurden<br />

dann alle notwendigen Lage- und Höhenmessungen<br />

sowie erstmals terrestrisches Laserscanning<br />

durchgeführt.<br />

Das Präzisionsnivellement wurde, auf der Grundlage<br />

des Ingenieurnetzes aus dem Jahre 2002 in<br />

gleicher Konfiguration innerhalb und außerhalb der<br />

22<br />

Basilika A angelegt. Die gewonnenen Messdaten<br />

erlauben nun im Rahmen einer Deformationsanalyse<br />

einen Vergleich zur Nullmessung von<br />

2002. Daraus können Aussagen über eventuell<br />

stattgefundene Deformationen an der Basilika A in<br />

den vergangenen vier Jahren abgeleitet werden.<br />

Der Innenraum der Basilika A wurde mit einem<br />

Laserscanner in hoher Auflösung gescannt. Als<br />

Ergebnis werden die intern ermittelten 3D –<br />

Koordinaten und ein entsprechender Intensitätswert<br />

ausgegeben. Zur Detektion von möglichen<br />

Deformationen sind speziell die Bereiche um die<br />

Doppelbögen mit einer sehr feinen Auflösung<br />

abgescannt worden.<br />

Für eine Visualisierung der Basilika A sind neben<br />

den ermittelten Daten im Innenraum auch Scans<br />

der Außenseite erstellt worden. Die Auflösung für<br />

die Bereiche der Außenmauer und der Stützmassive<br />

ist für den Zweck der Visualisierung mit einer<br />

gröberen Punktdichte angepasst worden. Da<br />

nicht bei jedem Scanner-Standpunkt ausreichend<br />

Festpunkte vorhanden waren, wurden zusätzlich<br />

Verknüpfungspunkte eingebunden. Durch die<br />

äußeren und inneren Scanneraufnahmen ist es<br />

möglich, ein gesamtheitliches 3D Modell der<br />

Basilika A zu erstellen.<br />

Zur Vervollständigung der 3D-Dokumentation<br />

der Basilika A wurde der Innen- und Außenraum<br />

von M. Stephani mit einer photogrammetrischen<br />

Teilmesskammer der Fa. Rollei, Format 6cm x 6cm,<br />

erfaßt. Der große Bildmaßstab des Original-Bildes<br />

ist eine wichtige Voraussetzung für die Genauigkeit<br />

der Objektauswertung.<br />

Untersuchungen zur Standsicherheit der Apsis<br />

Der Frage der „Deformationen“ im Detail und<br />

ihrer Auswirkungen auf das bauliche Gefüge<br />

ging die Abschlussarbeit von Wilfried Wolff im<br />

Masterstudium Denkmalpflege nach, die sich mit<br />

den konstruktiven Grundlagen der Basilika A und<br />

der Standsicherheit der Apsis beschäftigte.<br />

Die vor Ort durchgeführte Analyse der Bauweise<br />

und des aktuellen Zustandes umfasste die Bauten<br />

des gesamten Stadtgebietes, bezog sich aber<br />

besonders auf die Beschaffenheit der Basilika A<br />

und ihrer Apsis.<br />

Im Rahmen der Abschlussarbeit wurden die<br />

bisherigen Ergebnisse der Forschung zu diesem<br />

Thema recherchiert, noch offene, ungeklärte<br />

Fragen benannt und Forschungsansätze<br />

formuliert. Ergänzend wurde versucht, die<br />

Eigenschaften der bei den Großbauten<br />

verwendeten Materialien zu beschreiben und<br />

Fragen des Materialverhaltens zu klären.<br />

Aus der Aufnahme der aktuellen Schäden und<br />

den schadenschronologischen Untersuchungen<br />

wird deutlich, dass eine erkennbare Zunahme<br />

der Risse hinsichtlich Anzahl und Größe weder<br />

in den Wänden der Apsis selbst, noch in den<br />

angrenzenden Wänden oder in der Kalotte<br />

nachgewiesen werden kann. Trotz der zum Teil<br />

erheblichen Schadensbilder scheint eine unmittelbare<br />

Gefährdung der Standsicherheit der Bauteile<br />

nicht gegeben. Die vorgenannten Schäden zeigen<br />

über einen fotografisch dokumentierten Zeitraum<br />

von 50, teilweise 90 Jahren keine nachweisbaren<br />

Veränderungen (siehe S. 66) .<br />

Restaurierungsgeschichte: Dorothée Sack, Martin Gussone, Standsicherheit: Wilfried Wolff<br />

Präzisionsmessungen: Hans Heister, Wolfgang Liebl, Denis Kowoll, Armin Sternberg, Photogrammetrie: Manfred Stephani,<br />

TECHNISCHE UNIVERSITÄT BERLIN, FAKULTÄT VI, INSTI<strong>TU</strong>T FÜR ARCHITEK<strong>TU</strong>R<br />

UNIV.-PROF. DR.-ING. DOROTHÉE SACK, FACHGEBIET HISTORISCHE BAUFORSCHUNG, MASTERS<strong>TU</strong>DIUM DENKMALPFLEGE,<br />

STRASSE DES 17. JUNI 152, SEKR. A 58, 10623 BERLIN, TEL. 030-314-796 11, MAIL: msd@tu-berlin.de<br />

MSD Jahrbuch 2005-07, <strong>Berlin</strong> 2007<br />

Weitere Schritte zum Erhalt der Basilika A<br />

erfordern sowohl bauliche Maßnahmen, wie<br />

z.B. das Einbringen von Abdichtungen, um eine<br />

Wasseraufnahme der Apsis zu verhindern, oder<br />

eine denkmalgerechte Stabilisierung gefährdeter<br />

Bauteile. Empfohlen wird eine dauerhafte<br />

ingenieurmäßige Begleitung, kontinuierliche<br />

Beobachtungen der Klimaschwankungen und<br />

weitere Präzisionsvermessungen des Bauwerks in<br />

regelmäßigen Abständen.<br />

Basilika A, Terrestrischer Laserscanner Leica HDS 3000, 2006.<br />

Basilika A, Punktwolke von einem Scannerstandpunkt, 2006.<br />

Basilika A, Lageplan, Festpunkte des Präzisions-Nivellements, 2006.<br />

Basilika A, Blick zur Apsis von Westen, 2006 (M. Gussone).<br />

Feldversuche zur angenäherten Bestimmung der Materialeigenschaften<br />

von Stein- und Mörtelproben, 2006 (W. Wolff).

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