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denk x 10 - Aktuell - TU Berlin

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Resafa-Sergiupolis/Rusafat Hisham<br />

Pilgerstadt und Kalifenresidenz – intra und extra muros.<br />

Sonderdrucke<br />

aus:<br />

Jahrbuch 2007-09, <strong>Berlin</strong> 2009<br />

Jahrbuch 2008-<strong>10</strong>, <strong>Berlin</strong> 20<strong>10</strong><br />

finanziert duch das Deutsche Archäologische Institut (DAI)<br />

gefördert von der Fritz-Thyssen-Stiftung und der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG)<br />

2<br />

<strong>Berlin</strong> 20<strong>10</strong><br />

Sonderdrucke


Masterstudium Denkmalpflege<br />

an der <strong>TU</strong> <strong>Berlin</strong><br />

Jahrbuch 2007-09<br />

mit Jubiläumsjahrbuch<br />

<strong>denk</strong> x <strong>10</strong><br />

Herausgegeben von Dorothée Sack<br />

zusammen mit<br />

Antonia Brauchle, Martin Gussone,<br />

Dietmar Kurapkat und Daniela Spiegel<br />

FG Historische Bauforschung, Masterstudium Denkmalpflege<br />

<strong>Berlin</strong> 2009


Impressum<br />

Technische Universität <strong>Berlin</strong><br />

Fakultät VI Planen Bauen Umwelt, Institut für Architektur<br />

Fachgebiet Historische Bauforschung, Masterstudium Denkmalpflege<br />

Herausgegeben von Dorothée Sack zusammen mit Antonia Brauchle, Martin Gussone, Dietmar Kurapkat und Daniela Spiegel<br />

Masterstudium Denkmalpflege an der <strong>TU</strong> <strong>Berlin</strong> - Jahrbuch 2007-09<br />

Masterstudium Denkmalpflege der Technischen Universität <strong>Berlin</strong>, Heft 5, mit Jubiläumsjahrbuch <strong>denk</strong> x <strong>10</strong><br />

© Fachgebiet Historische Bauforschung, Masterstudium Denkmalpflege, <strong>Berlin</strong> 2009<br />

Redaktion: Antonia Brauchle, Martin Gussone, Dietmar Kurapkat, Daniela Spiegel<br />

unter Mitarbeit von Kristin Brenndörfer, Nicole Erbe und Franziska Sreit<br />

Redaktion der Poster zum Jahrgangsprojekt des MSD: Jürgen Tietz<br />

Grafik, Layout: Martin Gussone<br />

scripvaz-Verlag, Christof Krauskopf, <strong>Berlin</strong><br />

Druck: Difo Druck GmbH, Bamberg<br />

Auflage: 500 Exemplare<br />

ISBN: 978-3-931278-51-9<br />

Anschrift<br />

Univ.-Prof. Dr.-Ing. Dorothée Sack<br />

<strong>TU</strong> <strong>Berlin</strong>, FG Historische Bauforschung, Masterstudium Denkmalpflege<br />

Sekretariat A 58, Straße des 17. Juni 152, <strong>10</strong>623 <strong>Berlin</strong><br />

Architekturgebäude, Raum 812<br />

Tel.: ++49 30 314-796 11 | Fax.: ++49 30 314-796 12 | Mail: msd@tu-berlin.de<br />

Web: http://baugeschichte.a.tu-berlin.de/hbf-msd/


Inhalt Seite<br />

Impressum<br />

Inhalt 5<br />

Einleitung<br />

- Die aktuelle Entwicklung des Fachgebietes Historische Bauforschung und des Masterstudiums Denkmalpflege,<br />

D. Sack, A. Brauchle, M. Gussone, D. Kurapkat, D. Spiegel 7<br />

Die Mitarbeiter des Fachgebietes Historische Bauforschung 13<br />

<strong>Berlin</strong>er Kolloquium zur Bauforschung und Denkmalpflege 14<br />

- Programm Wintersemester 2007/2008 und Sommersemester 2008<br />

Literaturhinweise 16<br />

Abgeschlossene Dissertationen und neu begonnene Promotionsvorhaben<br />

Abgeschlossene Dissertationen<br />

17<br />

- Kapıkırı – Herakleia am Latmos in Karien/Westtürkei. Zur Entwicklung von Raum- und Lebensformen<br />

eines Dorfes auf dem Gebiet einer antiken Stadt, A. Distelrath 18<br />

- Die Città Nuove des Agro Pontino im Rahmen der faschistischen Staatsarchitektur, D. Spiegel 19<br />

- Stadtbefestigungen in Akarnanien. Ein bauhistorischer Beitrag zur urbanen Entwicklungsgeschichte einer<br />

antiken Landschaft, J. Ley<br />

Promotionsvorhaben<br />

20<br />

- Ghadir, Lebanon. The Transformation of a Vernacular House. Bayt Dagher – From “Peasant” to “Modern” House,<br />

Y. Khoury 22<br />

- „Die schöne Stadt - ihre Entschandelung und Gesaltung“ – Eine Propagandaschau zur „Baubereinigung“ im<br />

Nationalsozialismus. Forschungsvorhaben, A. Wiese 23<br />

Verzeichnis der Forschungsprojekte des FG Historische Bauforschung 24<br />

- Resafa, Syrien. Pilgerstadt und Kalifenresidenz. Die Weiterentwicklung der 5 Teilprojekte<br />

im Jahr 2008 – intra und extra muros, D. Sack, M. Gussone 26<br />

- Resafa, Syrien. Archäologische Karte – Basilika B. Zeitschichtenplan des Areals der Basilika B mit Vorgängerbauten<br />

und späterer Überbauung, D. Kurapkat 27<br />

- Resafa, Syrien. Archäologische Karte – Dorf und Familie. Entwicklung eines Dorfes im Umfeld einer<br />

archäologischen Grabung, M. Gussone, A. Mollenhauer 28<br />

- Resafa - Rusafat Hisham, Syrien. Archäologie und Prospektionen – Die Nachbegehung der Fundplätze im Umland<br />

von Resafa. Erste Ergebnisse zum „Quartier Ost“, M. Gussone, M. Müller-Wiener 29<br />

- Resafa - Rusafat Hisham, Syrien. Archäologie und Prospektionen – Auswertung der Prospektionsdaten im Hinblick auf<br />

die Erschliessung und Gebäudeorientierung, M. Gussone, D. Sack, U. Siegel 30<br />

- Resafa - Rusafat Hisham, Syrien. Archäologie und Prospektionen – Physische Geographie: Rekonstruktion der historischen<br />

Wasserwirtschaft und der Paläoumwelt, B. Beckers 31<br />

- Resafa - Rusafat Hisham, Syrien. Archäologie und Prospektionen – Historische Topographie der Kalifenresidenz,<br />

Chr. Konrad 32<br />

- Resafa, Syrien. Die Stadtmauer – Bauforschung zur Klärung ihrer Entstehung und ihrer Veränderungen. Planmodifikation<br />

beim Wasserdurchlass, C. Hof 33<br />

- Resafa, Syrien. Geodätische Grundlagen – Geländeaufnahme zur Erstellung eines Digitalen Geländemodells (DGM)<br />

des Walls vor der Stadtmauer, Ch. Abendschein, J. Uhl, G. Hell 34<br />

- Resafa, Syrien. Konsolidierungs- und Restaurierungsmaßnahmen – Basilika A, temporäre Stützkonstruktionen zur<br />

Sicherung besonders gefährdeter Bereiche, I. Frase, T. Horn 35<br />

- Resafa, Syrien. Konsolidierungs- und Restaurierungsmaßnahmen – ‚Zentralbau‘, präzise 3D-Bestandsdokumentation<br />

mittels Terrestrischem Laserscanning (TLS), H. Heister, M. Stephani, W. Liebl, A. Sternberg 36<br />

- Resafa, Syrien. Konsolidierungs- und Restaurierungsmaßnahmen – ‚Zentralbau‘, Bauarchäologische Untersuchung<br />

und Planung einer Teil-Anastilosis, I. Salman, A. Schuhmann 37<br />

- Resafa, Syrien. Site Management – Konzeption und Layout der Schautafeln. Abstimmungsprozesse und gestalterische<br />

Lösungen, A. Mollenhauer 38<br />

- Messene, Griechenland. Stadtmauer – Forschungen zur antiken Fortifikatorik, J. Giese 39<br />

- <strong>Berlin</strong> – Niederschönhausen, Schloss Schönhausen – Bauarchäologische Untersuchung der Fassaden – Befunde und<br />

Ergebnisse, A. Brauchle, E. v. Gaisberg 40<br />

- <strong>Berlin</strong>-Charlottenburg, Schloss Charlottenburg. Der Küchenflügel – Bauhistorische und bauarchäologische Untersuchungen<br />

im Kellergeschoss, A. Brauchle, E. v. Gaisberg 41<br />

Das Jahrgangsprojekt des MSD 2007-09 – Potsdam, Park Babelsberg, ehemalige Hofgärtnerei<br />

- Grußwort der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten <strong>Berlin</strong>-Brandenburg, A. Schmidt 43<br />

- Das Jahrgangsprojekt des MSD 2007-09 – Potsdam-Babelsberg, die ehemalige Hofgärtnerei im Park Babelsberg,<br />

D. Spiegel 44<br />

JAHRBUCH MSD 2007-09<br />

5


Kurzfassung der Ergebnisse<br />

- Einführung, B. Geißler, G. Biecker, 50<br />

- Disposition, B. Geißler, G. Biecker 51<br />

- Die bauhistorische Entwicklung der Hofgärtnerei, D. Stößl, S. Pieper 52<br />

- Ergebnisse der Bauforschung I, F. Schweinsteiger, D. Stößl, N. Andrews 53<br />

- Ergebnisse der Bauforschung II, J. Rösler 54<br />

- Ergebnisse der Bauforschung III, K. Rütten, L. Zabrana 55<br />

- Ergebnisse der Bauforschung IV, K. Rütten, L. Zabrana 56<br />

- Die Lepère‘schen Quartiere I, M. Heise, M. Vranic 57<br />

- Die Lepère‘schen Quartiere II, I. Holland, S. von Wangenheim 58<br />

- Denkmalpflegerische Zielstellung für das Gelände, K. Rütten, F. Schweinsteiger 59<br />

- Überlegungen zur <strong>denk</strong>malpflegerischen Wiedernutzbarmachung der Hofgärtnerei I, S. Eggert, E. Hübner, M. Issa,<br />

M. Kostakopoulou, A. Schulze, A. Swiderska 60<br />

- Überlegungen zur <strong>denk</strong>malpflegerischen Wiedernutzbarmachung der Hofgärtnerei II, S. Eggert, E. Hübner, M. Issa,<br />

M. Kostakopoulou, A. Schulze, A. Swiderska 61<br />

- Die Lorbeerhäuser mit den Treibhäusern 3C und 4D – Schadensanalyse und Sanierungskonzept, M. Beer, W. Hansen,<br />

D. Hempel, M. Mustafic, A. Obermann 62<br />

- Überlegungen zur Interimsnutzung der Lorbeerhäuser als Depot für historische Bauteile, M. Beer, W. Hansen,<br />

D. Hempel, M. Mustafic, A. Obermann 63<br />

Arbeitsproben aus der Originaldokumentation<br />

- Handaufmaß: Grundriß Gesamtplan – Detail 64<br />

- Bauforschungsbericht, Treibhaus 1A 66<br />

- Schadensbericht, Treibhaus 1A 68<br />

- Bauforschungsbericht, Lepère‘sche Quartiere 70<br />

- Schadensbericht, Lepère‘sche Quartiere 71<br />

- Raumbuch: Lorbeerhaus Ost und Treibhaus 4D 72<br />

- Schadensbericht: Lorbeerhaus Ost und Treibhaus 4D 74<br />

- Entwurf: Lorbeerhaus Ost u. West und Treibhaus 4D/3C 76<br />

Die Exkursionen des MSD, Jahrgang 2007-09<br />

- D. Kurapkat 79<br />

Verzeichnis der Masterarbeiten MSD 2007-09 83<br />

- Naxos, Griechenland. Kloster Agios Demetrios – Bauaufnahme, Bauforschung, Konzeption von Konsolidierungsmaßnahmen,<br />

M. Issa, M. Kostakopoulou, K. Rütten 84<br />

- Ephesos, Türkei: Die Tabernen von Hanghaus 2 am Embolos – Dokumentation und Bauforschung,<br />

A. Obermann 85<br />

- Alinda, Türkei. Tempel in der Unterstadt – Bestandsaufnahme und Bauforschung, L. Zabrana 86<br />

- <strong>Berlin</strong>-Mitte, Umspannwerk Tiergarten – Bauuntersuchung und Umnutzungsplanung, M. Axhausen, M. Vranic 87<br />

- <strong>Berlin</strong>-Prenzlauer Berg. Leichenhalle des ehemaligen Städtischen Hospital- und Siechenhauses von H. Blankenstein.<br />

Bauuntersuchung – Denkmalpflegerischer Bindungsplan – Neue Nutzungsplanung, M. Heise – W. Hansen 88<br />

- <strong>Berlin</strong>-Prenzlauer Berg. Portierhaus des Alten Schlachthofs – Bauforscherische Untersuchung und Sanierungsvorplanung,<br />

D. Hempel 89<br />

- <strong>Berlin</strong>, Pfaueninsel. Fregattenhaus und Matrosenküche. Baudokumentation – Bauforschung,<br />

S. Eggert, A. Schulze, D. Stößl, A. Swiderska 90<br />

- <strong>Berlin</strong>, Pfaueninsel: Das ehemalige Winterhaus für exotische Vögel. Bauuntersuchung – Schadenskartierung –<br />

Nutzungskonzept, M. Beer, I. Holland 91<br />

- <strong>Berlin</strong>-Köpenick, Wohnhaus Alt-Schmöckwitz <strong>10</strong> – Bestandsaufnahme, Bauforschung und Sanierungskonzeption,<br />

B. Geißler, G. Biecker 92<br />

- Döberitz, Land Brandenburg. Ein Mannschaftsgebäude des Olympischen Dorfes von 1936 – Baudokumentation<br />

und Bauforschung, E. Hübner 93<br />

- Brandenburg-Plaue, Land Brandenburg. Das Gutshaus des Margarethenhofes, „Villa Wiesike“. Bauaufnahme –<br />

Dokumentation – Maßnahmen zur Notsicherung, S. Pieper, J. Rösler, F. Schweinsteiger 94<br />

- Zernsdorf, Land Brandenburg. Der Wasserturm der ehemaligen Schwellentränkungsanstalt – Bauaufnahme,<br />

Bauforschung, Sanierungsplanung, S. von Wangenheim 95<br />

- <strong>Berlin</strong>-Neukölln, ehem. Königliches Hauptzollamt – Bauuntersuchung und Konzept für die Nachnutzung, E. Koch 96<br />

- Potsdam-Babelsberg: Ehemaliges Universitätsgelände – Garten<strong>denk</strong>malpflegerisches Konzept für das ehemalige<br />

Universitätsgelände im Park Babelsberg, R. Nitschke 97<br />

Verzeichnis der Dozenten und Förderer des MSD 2007-09 98<br />

Verzeichnis der Absolventen des MSD 2007-09 99<br />

Die letzte Seite <strong>10</strong>0<br />

Übergang zum gegenläufigen Jubiläumsjahrbuch <strong>denk</strong> x <strong>10</strong>.<br />

6 JAHRBUCH MSD 2007-09


LAUFENDE PROJEKTE<br />

Verzeichnis der Forschungsprojekte des FG Historische Bauforschung<br />

Resafa, Nord-Syrien, Vorgängerprojekte 1983-2005, seit 2006<br />

Pilgerstadt und Kalifenresidenz – intra und extra muros<br />

Gesamtleitung: Prof. Dr.-Ing. Dorothée Sack; Kooperation mit dem Deutschen Archäologischen Institut <strong>Berlin</strong>-Damaskus<br />

und der Direction Générale des Antiquités et des Musées de la Syrie (DGAMS), Damaskus/Raqqa<br />

Teilprojekt 1. Erstellung einer Archäologischen Karte mit Zeitschichtenplänen zur Geschichte und Entwicklung<br />

der Stadt Resafa und ihres Umlands<br />

Prof. Dr.-Ing. Dorothée Sack, Dipl.-Ing. Martin Gussone, Dipl.-Ing. Dietmar Kurapkat<br />

Teilprojekt 2. Archäologie und Prospektionen im Umland von Resafa – Die Residenz des Kalifen Hisham b. Abd al-Malik<br />

Integriert in das Exzellenz-Cluster 246 TOPOI, gefördert durch die Fritz Thyssen-Stiftung.<br />

- Leitung, Auswertung und Bearbeitung der Prospektionsdaten, Prof. Dr.-Ing. Dorothée Sack, Dipl.-Ing. Martin Gussone<br />

- Geodäsie, Leitung: Prof. Dr.-Ing. Günther Hell, Hochschule Wirtschaft und Technik Karlsruhe, Mitarbeit cand.-ing. Christian<br />

Aberndschein, cand.-ing. Johannes Uhl, Kooperation mit Dr.-Ing. Manfred Stephani, Akad. Direktor a.D., FG Photogrammetrie<br />

und Fernerkundung der <strong>TU</strong> München; Dipl.-Ing. Martin Gussone<br />

- Nachbegehung der Surveys, Dr. Martina Müller-Wiener, Dipl.-Ing. Martin Gussone<br />

- Untersuchung der Siedlungsstrukturen und baulichen Anlagen: Dipl.-Ing. Ulrike Siegel<br />

- Rekonstruktion der historischen Wasserwirtschaft und der Paläoumwelt, Dipl.-Geogr. Brian Beckers, Kooperation mit Prof. Dr.<br />

Brigitta Schütt, Fachrichtung Physische Geographie, FU <strong>Berlin</strong><br />

- Archäologische Sondagen in ausgewählten Fundpunkten, Christoph Konrad M.A.<br />

- Bearbeitung der Keramik und Kleinfunde, Dr. Martina Müller-Wiener, Kooperation mit dem Institut für Orient- und Asienwissenschaften,<br />

Abteilung für Asiatische und Islamische Kunstgeschichte der Universität Bonn<br />

Teilprojekt 3. Die Stadtmauer von Resafa<br />

- Bauforschung zur Klärung ihrer Entstehung und ihrer Veränderungen, Dr.-Ing. Catharine Hof<br />

Teilprojekt 4. Vorbereitende Untersuchungen und Planung von Konsolidierungs- und Restaurierungsmaßnahmen<br />

Leitung: Prof. Dr.-Ing. Dorothée Sack<br />

- Untersuchungen zur Standsicherheit der Basilika A, Univ.-Prof. Dr-Ing. Klaus Dierks<br />

- Planung und Umsetzung von Sicherungsmaßnahmen an der Basilika A, Dipl.-Ing (FH) Ingo Eilers, Dipl.-Ing. Isabelle<br />

Frase, Tobias Horn M.A. M.Sc., Dipl.-Ing. Chafiq Hamzé, Prof. Dipl.-Ing. Frithjof Berger, Dipl.-Ing. Martin Klessing<br />

- Präzisionsmessungen und terrestrisches Laserscanning am Zentralbau: Prof. Dr.-Ing. habil. Hans Heister, Dipl.-Ing. Wolfgang<br />

Liebl, Dipl.-Ing. Armin Sternberg, Kooperation mit der Universität der Bundeswehr, München, Institut für Geodäsie;<br />

Kooperation mit Dr.-Ing. Manfred Stephani, Akad. Direktor a.D., FG Photogrammetrie und Fernerkundung der <strong>TU</strong> München<br />

- Vorbereitende Untersuchungen für eine Teil-Anastilosis am Zentralbau: Axel Schuhmann M.A. M. Sc., Arch. Ibrahim Salman<br />

Teilprojekt 5. Touristische Erschließung – Site Management<br />

Dr. Anne Mollenhauer, Dr.-Ing. Catharine Hof, Arch. Youssef Khoury<br />

ar-Raqqa/ar-Rafiqa, Nord-Syrien, Vorgängerprojekte 1982-1995, seit 1996<br />

Die früh-abbasidische Stadt und die Residenz des Kalifen Harun ar-Rashid, Ende 8./Anfang 9. Jh.<br />

Dipl.-Ing. Ulrike Siegel, Prof. Dr.-Ing. Dorothée Sack, Prof. Dr. Michael Meinecke (†).<br />

Messene, Griechenland, Die Stadtmauer, seit 2004<br />

- Geologie – Steinbrüche: Dr. Jean-Claude Bessac, CNRS Lattes<br />

- Historische Bauforschung: Jürgen Giese M.A., Universität Bamberg, Dipl.-Ing. Judith Ley, RWTH Aachen<br />

- Topographie – Geschichtswissenschaft: Dr. des. Silke Müth-Herda, FU <strong>Berlin</strong><br />

- Archäologie: Ute Schwertheim M.A., FU <strong>Berlin</strong><br />

Prof. Dr. Friederike Fless, Prof. Dr.-Ing. Wolfram Hoepfner, beide FU <strong>Berlin</strong>; Prof.-Dr.-Ing. Dorothée Sack, <strong>TU</strong> <strong>Berlin</strong>. Kooperation<br />

mit FU <strong>Berlin</strong>, Society for Messenian Archaeological Studies, RWTH Aachen, CNRS Lattes, gefördert durch die DFG.<br />

Tripoli, Libanon, seit 2007<br />

Akteure und ihre Lebenswelten: die Transformation der Stadt Tripoli (Libanon) während des „langen“ 19. Jahrhunderts<br />

Dipl.-Ing. Karla Börner, Dipl.-Ing. Juren Meister, Christian Sassmannshausen M.A.; Prof. Dr. Gudrun Krämer (FU <strong>Berlin</strong>),<br />

Prof. Dr.-Ing. Dorothée Sack und Dr.-Ing. Ulrike Wulf-Rheidt (Deutschen Archäologischen Institut <strong>Berlin</strong>), Kooperation mit<br />

Dr. Stefan Weber (Agha Khan University, London) und dem Orient-Institut der DMG Beirut, gefördert durch die DFG.<br />

<strong>Berlin</strong>-Charlottenburg, Schloss Charlottenburg, seit 2004<br />

- Bauhistorische und bauarchäologische Untersuchungen am östl. Ehrenhofflügel (Küchenflügel), seit 2007<br />

Dr. Elgin von Gaisberg, Dipl.-Ing. (FH) Antonia Brauchle M.Sc., Prof. Dr.-Ing. Dorothée Sack.<br />

Kooperation mit der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten <strong>Berlin</strong>-Brandenburg (SPSG)<br />

<strong>Berlin</strong>-Niederschönhausen, Schloss Schönhausen, seit 2005<br />

- Bauhistorische und bauarchäologische Untersuchungen<br />

Dr. Elgin von Gaisberg, Dipl.-Ing. (FH) Antonia Brauchle M.Sc., Prof. Dr.-Ing. Dorothée Sack.<br />

Kooperation mit der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten <strong>Berlin</strong>-Brandenburg (SPSG)<br />

Wittenberg, Sachsen-Anhalt. Das ernestinische Wittenberg: Die Universität und die Stadt 1486-1547, seit 2008<br />

- Bauhistorische Untersuchungen: Dr. Elgin von Gaisberg, Dipl.-Ing. (FH) Antonia Brauchle M.Sc., Dipl.-Ing. Isabelle<br />

Frase, Tobias Horn M.A. M.Sc.<br />

Prof. Dr. iur. Heiner Lück, MLU Halle-Wittenberg; Prof. Dr. Enno Bünz, Universität Leipzig; PD Dr. Leonhard Helten, MLU<br />

Halle-Wittenberg; Prof. Dr. Volker Leppin, FSU Jena ; Prof. Dr. Hans-Georg Stephan, MLU Halle-Wittenberg; Prof. Dr.-Ing.<br />

Dorothée Sack, <strong>TU</strong> <strong>Berlin</strong>, Prof. Dr. Ernst.-Joachim Waschke, Leucorea Wittenberg (Landesprojekt des Landes Sachsen-Anhalt).<br />

24<br />

JAHRBUCH MSD 2007-09


LAUFENDE PROJEKTE<br />

RESAFA, SYRIEN. PILGERSTADT UND KALIFENRESIDENZ<br />

Die Weiterentwicklung der 5 Teilprojekte im Jahr 2008 – intra und extra muros<br />

Im Jahr 2008 wurden in Resafa eine<br />

Frühjahrskampagne vom 15. März bis 9. April<br />

und eine Herbstkampagne vom 26. August bis<br />

zum 5. Oktober durchgeführt, wobei alle fünf<br />

Teilprojekte: TP 1 ‚Archäologische Karte’, TP<br />

2 ‚Archäologie und Prospektionen im Umland<br />

von Resafa’, TP 3 ‚Die Stadtmauer’, TP 4<br />

‚Vorbereitung, Planung und Ausführung von<br />

Konsolidierungs- und Restaurierungsmaßnahmen’<br />

und TP 5 ‚Site Management’ bearbeitet wurden<br />

(Gesamtleitung Dorothée Sack/<strong>TU</strong> <strong>Berlin</strong>). In all<br />

diesen Teilprojekten wird in weiteren ‚Unterprojekten’<br />

spezifischen Fragestellungen nachgegangen, wobei<br />

die Bearbeiter zum Teil in mehreren Teilprojekten<br />

zusammenarbeiten. Ein Ausschnitt der Ergebnisse<br />

der beiden Kampagnen wird in Kurzform auf den<br />

folgenden Seiten vorgestellt.<br />

Im Frühjahr wurde im Teilprojekt 2 ‚Archäologie<br />

und Prospektionen’ die in den Jahren 2006<br />

und 2007 aufgefundenen Stucke (Christoph<br />

Konrad/Bonn) sowie die Fundkomplexe der<br />

Keramik aufgearbeitet, die in den vorherigen<br />

Kampagnen noch nicht gezeichnet worden<br />

waren (Dunja Henker/Frankfurt). Im Teilprojekt 4<br />

‚Konsolidierungs- und Restaurierungsmaßnahmen’<br />

wurden Maßnahmen zum Unterhalt im Depot in<br />

Turm 49 der Stadtmauer vorgenommen.<br />

Für das Teilprojekt 5 ‚Site Management’ wurde der<br />

Report über den Besuch anderer archäologischer<br />

Stätten in Syrien an die DGAMS übergeben,<br />

bei dem im Herbst 2007 die dort ausgeführten<br />

Arbeiten zur touristischen Erschließung im Hinblick<br />

auf eine einheitliche Gestaltung der syrischen<br />

Ausgrabungsplätze recherchiert worden waren<br />

(Anne Mollenhauer/<strong>Berlin</strong>, Youssef Khoury/<br />

Beirut-<strong>Berlin</strong>). Weiterhin wurde die Planung für<br />

die Herrichtung des Besucherweges sowie einer<br />

Probetafel für die Information der Besucher<br />

vorgelegt und mit der syrischen Antikendirektion<br />

abgestimmt.<br />

Auf Wunsch der syrischen Antikendirektion<br />

(DGAMS/Damaskus) konzentrierten sich die Arbeiten<br />

in diesem Jahr auf die Teilprojekte 4 und 5.<br />

Es war ein besonderes Anliegen, die ursprünglich<br />

für Herbst 2009 geplanten Sicherungsmaßnahmen<br />

an der Basilika A bereits 2008 durchzuführen.<br />

Daher wurde zwischen der Frühjahrs- und der<br />

Herbstkampagne auf Grundlage der 2002 und<br />

2006 durchgeführten Präzisionsmessungen (Leitung<br />

Hans Heister/München) und des 2007/2008<br />

erstellten statischen Gutachtens zur Standsicherheit<br />

des Basilika A (Klaus Dierks/<strong>Berlin</strong>) ein Konzept<br />

für temporäre Konstruktionen als Bockgerüste<br />

aus Nadelholz zur Sicherung für drei besonders<br />

gefährdeter Bereiche erarbeitet (Isabelle Frase,<br />

Ingo Eilers/beide <strong>Berlin</strong>).<br />

26<br />

In der Herbstkampagne 2008 wurden diese<br />

temporären Konstruktionen in Absprache mit der<br />

DGAMS umgesetzt (Isabelle Frase, Tobias Horn/<br />

beide <strong>Berlin</strong>, Chafiq Hamzé/Suweida). Die dabei<br />

ausgeführten Konstruktionen wurden so gewählt,<br />

dass sie mit einheimischen Arbeitern und mit vor Ort<br />

verfügbaren Materialien zu realisieren waren. Die<br />

Einbeziehung der örtlichen Bevölkerung beinhaltet<br />

nicht nur einen Ausbildungseffekt, sondern befördert<br />

auch durch die Identifikation mit ‚ihrer Baustelle‘ die<br />

Akzeptanz und Nachhaltigkeit der archäologischen<br />

Arbeiten und der Schutzmaßnahmen an den<br />

Ruinen. Die Umsetzung der Sicherungsmaßnahmen<br />

war nur möglich, da für die Deckung dieser<br />

unvorhergesehenen Kosten der Präsident des<br />

DAI Mittel zur Verfügung stellte. Bei einem am 3.<br />

September in Resafa durchgeführten Workshop,<br />

an dem neben den deutschen Teilnehmern der<br />

Kampagne auch Vertreter des DGAMS aus<br />

Damaskus und Raqqa beteiligt waren, wurde das<br />

Konzept der temporären Konstruktionen diskutiert<br />

und erste Überlegungen für eine dauerhafte<br />

Sicherung der Basilika A vorgestellt (Martin Klessing/<br />

Karlsruhe-<strong>Berlin</strong>, Frithjof Berger/Rastatt).<br />

Die Arbeiten im Teilprojekt 4 wurden zudem<br />

auf den Zentralbau ausgeweitet. Hier wurde zur<br />

Vorbereitung der von syrischer Seite gewünschten<br />

partiellen Anastilosis eine präzise dreidimensionale<br />

Gebäudedokumentation mittels terrestrischem<br />

Laserscanning durchgeführt (Hans Heister, Manfred<br />

Stephani, Wolfgang Liebl, Armin Sternberg/alle<br />

München) und die bauarchäologischen Untersuchungen<br />

fortgesetzt. Nach der im letzten Jahr<br />

begonnenen Bauforschung und Schadenskartierung<br />

am Nordostturm des Zentralbaus (Tobias Horn,<br />

Lukas Böwe/beide <strong>Berlin</strong>), standen in diesem Jahr<br />

die Überprüfung der Bauaufnahme aus den 1950er<br />

Jahren und eine steingerechte Dokumentation der<br />

bisher nicht in den Plänen verzeichneten Bauteile<br />

im Vordergrund der Betrachtung(Axel Schuhmann/<br />

<strong>Berlin</strong>, Ibrahim Salman/Tartus-<strong>Berlin</strong>).<br />

Für Teilprojekt 1 ‚Archäologische Karte’ wurden<br />

für die Basilika B und D die jeweiligen Forschungsstände<br />

aufbereitet (Dietmar Kurapkat/<strong>TU</strong> <strong>Berlin</strong>).<br />

Zusätzlich wurde begonnen, die Plangrundlagen<br />

und Messnetze intra und extra muros abzugleichen<br />

(Martin Gussone/<strong>TU</strong> <strong>Berlin</strong>).<br />

Eine Ergänzung der ‚Archäologischen Karte’<br />

stellen Recherchen zur Geschichte des Dorfes<br />

und seiner Bewohner dar. Erste Schritte waren<br />

eine Bestandsaufnahme der Dorfbebauung<br />

und Beobachtungen zur Bauweise der Häuser<br />

und ihrer Nutzungen. In Gesprächen mit den in<br />

Resafa lebenden Familien werden Aussagen zur<br />

Familienstruktur, dem Wirtschaftsgefüge und sich<br />

verändernden gesellschaftlichen Bedingungen<br />

festgehalten, um die Entwicklung des Dorfes zu<br />

Dorothée Sack, Martin Gussone<br />

TECHNISCHE UNIVERSITÄT BERLIN, FAKULTÄT VI, INSTI<strong>TU</strong>T FÜR ARCHITEK<strong>TU</strong>R<br />

UNIV.-PROF. DR.-ING. DOROTHÉE SACK, FACHGEBIET HISTORISCHE BAUFORSCHUNG, MASTERS<strong>TU</strong>DIUM DENKMALPFLEGE,<br />

STRASSE DES 17. JUNI 152, SEKR. A 58, <strong>10</strong>623 BERLIN, TEL. 030-314-796 11, MAIL: msd@tu-berlin.de<br />

JAHRBUCH MSD 2007-09<br />

dokumentieren (Martin Gussone, Anne Mollenhauer,<br />

Dorothée Sack).<br />

Im Rahmen des von der Fritz Thyssen-Stiftung<br />

finanzierten Teilprojekts 2 „Archäologie und<br />

Prospektionen“ wurde im östlichen Bereich des<br />

Umlands von Resafa eine Nachbegehung der<br />

früheren Surveys unternommen, um zu prüfen,<br />

ob eine feinere zeitliche Differenzierung der<br />

Lesefunde möglich ist und weitere Aussagen zur<br />

Siedlungsgeschichte von Resafa zulässt (Martina<br />

Müller-Wiener/Universität Bonn, Martin Gussone/<br />

<strong>TU</strong> <strong>Berlin</strong>). Durch die Integration des Resafa-<br />

Projekts in das Exzellenz-Cluster 246 TOPOI<br />

konnte das Teilprojekt 2 zusätzlich um ein Tandem-<br />

Projekt zwischen Archäologie und Geographie<br />

erweitert werden, in dem die Rekonstruktion der<br />

historischen Umweltbedingungen und Fragen der<br />

Wasserwirtschaft ein besonderes Gewicht haben<br />

(Brian Beckers/<strong>Berlin</strong>, Christoph Konrad/Bonn).<br />

Erste Begehungen innerhalb der archäologischen<br />

Schutzzone und Erkundigungen zum weiteren<br />

Wassereinzugssystem wurden durchgeführt. Die<br />

Bearbeitung der Stucke (Christoph Konrad/Bonn)<br />

sowie der Keramik und Kleinfunde (Martina Müller-<br />

Wiener/Universität Bonn) wurde fortgesetzt.<br />

Für das Teilprojekt 3 „Die Stadtmauer“ konnte<br />

die Neuaufnahme der Stadtmauer mit dem<br />

Abschluss der Grundrissvermessung einen ersten<br />

Zwischenstand erreichen (Catharine Hof/<strong>Berlin</strong>).<br />

Gleichzeitig wurde das Gelände zwischen der<br />

Stadtmauer und der modernen Umgebungsstraße<br />

neu aufgenommen und ein Digitales Geländemodell<br />

erstellt (Günter Hell, Christian Abendschein,<br />

Johannes Uhl/alle Karlsruhe).<br />

Im Teilprojekt 5 „Site Management“ (Anne<br />

Mollenhauer/<strong>Berlin</strong>, Youssef Khoury/Beirut-<strong>Berlin</strong>)<br />

sind die Vorbereitungen und Absprachen für ein Faltblatt<br />

zur Information der Besucher der Ruine soweit<br />

fortgeschritten, dass es gedruckt werden kann. Die<br />

Planung der Herstellung eines Besucherweges ist<br />

ebenfalls abgeschlossen und kann realisiert werden.<br />

Von den 12 Informationstafeln, die in Resafa aufgestellt<br />

werden sollen, sind drei zur Produktion an<br />

die DGAMS weitergegeben worden. Diese sollen<br />

nach ihrer Herstellung im Gelände erprobt und auf<br />

ihre Nachhaltigkeit und Akzeptanz getestet werden.<br />

Die Arbeiten in Resafa waren in diesem Jahr<br />

im Wesentlichen von den neuerlich geforderten<br />

Konsolidierungsmaßnahmen an der Basilika A<br />

bestimmt. Nach Absprache mit der DGAMS sollen<br />

im kommenden Jahr auch wieder archäologische<br />

Feldforschungen durchgeführt werden.<br />

TP 1, Basilika B (M. Gussone 2008). TP 2, Djebel Bishri (Ch. Konrad 2008). TP 3, Stadtmauer (M. Gussone 2008). TP 4, Basilika A (I. Frase 2008). TP 5, Khan (M. Gussone 2008).


RESAFA, SYRIEN. ARCHÄOLOGISCHE KARTE – BASILIKA B<br />

Zeitschichtenplan des Areals der Basilika B mit Vorgängerbauten und späterer Überbauung<br />

Die Erstellung eines Zeitschichtenplans des Areals<br />

der Basilika B in Resafa während der Herbstkampagne<br />

2008 ist Bestandteil des ‚Teilprojekts 1<br />

– Archäologische Karte‘, das die Darstellung der<br />

Entstehung und Veränderung der Bauten sowie<br />

der Entwicklung des Stadtorganismus zum Ziel<br />

hat. 1 Die etwas südlich der Mitte der ummauerten<br />

spätantiken Stadt gelegene sogenannte Basilika B<br />

ist einer der fünf großen Kirchenbauten Resafas.<br />

Aufgrund des Spoliengebrauchs vieler ihrer<br />

Bauteile in anderen Bauten der Stadt und der<br />

an gleicher Stelle aufgefundenen Vorgänger-<br />

und Nachfolgebauten bildet dieses Areal einen<br />

wichtigen Ankerpunkt für die Rekonstruktion der<br />

städtebaulichen Genese von Resafa-Sergiupolis/<br />

Rusafat Hisham.<br />

Forschungsgeschichte<br />

Nachdem die obertägig erhaltenen Reste der<br />

Basilika B bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts<br />

von verschiedenen Autoren beschrieben worden<br />

waren, wurden weitere Teile des Bauwerks zwischen<br />

1952 und 1956 unter der Leitung von Johannes<br />

Kollwitz und Wolfgang Müller-Wiener freigelegt und<br />

untersucht. Letzterer ergänzte seine Beobachtungen<br />

im Jahre 1980, konnte diese Arbeiten aber leider<br />

nicht mehr abschließend publizieren. 2 Während<br />

der Grabungen in der Großen Moschee kamen<br />

1986 und 1989 neben anderen Spolien aus der<br />

Basilika B auch die beiden Hälften eines Türsturzes<br />

des Baus zutage, dessen Inschrift die Datierung des<br />

Baus auf eine völlig neue Basis stellte. In den Jahren<br />

1989 und 1990 wurden von Michaela Konrad<br />

Grabungen in den Schichten unter der Basilika B<br />

durchgeführt, die einen archäologischen Nachweis<br />

für Vorgängerbauten erbrachten. Zuletzt hat sich<br />

Gunnar Brands ausführlich mit der Bauornamentik<br />

der Basilika B beschäftigt und weitere Argumente<br />

zu ihrer Datierung beigetragen. 3<br />

Vorgängerbauten<br />

Bei den Grabungen unter dem nördlichen<br />

Seitenschiff der Basilika B wurden die ältesten<br />

bislang in Resafa nachzuweisenden Baureste<br />

freigelegt. 4 Es handelt sich dabei zunächst um das<br />

‚Gebäude 1‘ aus vespasianischer Zeit, das einen<br />

Hinweis auf die Existenz einer Militärstation des 1.<br />

Jahrhunderts darstellt. An gleicher Stelle wurde im<br />

5. Jahrhundert das ‚Gebäude 2‘ errichtet, welches<br />

wahrscheinlich mit der schriftlich überlieferten<br />

ersten Sergiuskirche zu identifizieren ist, die Bischof<br />

Alexander von Hierapolis um 430 gestiftet hat.<br />

Dieser einem Brand zum Opfer gefallene Bau<br />

wurde dann um 470 durch das ‚Gebäude 3‘<br />

ersetzt, das gemäß der o. g. Türsturzinschrift<br />

noch eine Zeit lang als Aufbewahrungsort der<br />

Sergiusreliquien diente.<br />

Basilika B<br />

Der Baubeginn der Basilika B ist durch die besagte<br />

Inschrift für das Frühjahr 518 überliefert und fiel<br />

damit in die letzten Regierungsmonate des Kaisers<br />

Anastasius. Der Zeitpunkt der Fertigstellung ist nicht<br />

gesichert, dürfte aber noch in die Regierungszeit<br />

von Justin I. fallen (bis 527). Dies betrifft zumindest<br />

den Kernbau, bestehend aus einem dreischiffigen<br />

Langhaus (F, G, H), einer leicht hufeisenförmigen<br />

Apsis (C), zwei südlich anschließenden Apsisnebenräumen<br />

(D, E) und einem nördlich der Apsis<br />

benachbarten Dreiapsidenraum (B). Ein weiterer<br />

nördlich an den Dreiapsidenraum anschließender<br />

Raum (A) gehörte offenbar nicht zur ursprünglichen<br />

Planung, wurde aber sicher noch während der<br />

Bauarbeiten am Kernbau hinzugefügt. Das Gleiche<br />

gilt wahrscheinlich für den an der Nordwestecke<br />

angebauten Baukörper (I). Eine echte 2. Bauphase<br />

bilden die den West- und Südseiten der Basilika<br />

vorgelagerten Säulenhallen (J, M) und der diese<br />

verbindende Eckraum (L), welche durch Baufugen<br />

deutlich vom Kernbau getrennt sind. Aufgrund der<br />

stilistischen Datierung der Bauplastik wird vermutet,<br />

dass diese Gebäudeteile recht bald angefügt<br />

wurden. Es bleibt aber vorerst offen, ob dies noch<br />

während der Regierungszeit Justin I. oder erst unter<br />

seinem Nachfolger Justinian (ab 527) geschah.<br />

Ansonsten zeigt der Bau nur wenige Spuren von<br />

Resafa, Basilika B, vorläufiger Zeitschichtenplan mit Vorgängerbauten und späterer Überbauung (umgezeichnet und überarbeitet nach veröffentlichten<br />

und unveröffentlichten Planvorlagen Wolfgang Müller-Wieners sowie nach dem Grabungsplan von Michaela Konrad 1992, Abb. 1b). Kartierung<br />

der Bauphasen nach Zugehörigkeit zu den übergeordneten Stadtbauphasen, 2008.<br />

Dietmar Kurapkat<br />

TECHNISCHE UNIVERSITÄT BERLIN, FAKULTÄT VI, INSTI<strong>TU</strong>T FÜR ARCHITEK<strong>TU</strong>R<br />

UNIV.-PROF. DR.-ING. DOROTHÉE SACK, FACHGEBIET HISTORISCHE BAUFORSCHUNG, MASTERS<strong>TU</strong>DIUM DENKMALPFLEGE,<br />

STRASSE DES 17. JUNI 152, SEKR. A 58, <strong>10</strong>623 BERLIN, TEL. 030-314-796 11, MAIL: msd@tu-berlin.de<br />

Resafa, Basilika B, Blick von Südwest, 2008.<br />

LAUFENDE PROJEKTE<br />

nutzungszeitlichen Veränderungen. Es muss davon<br />

ausgegangen werden, dass die Basilika B relativ<br />

bald bei einem Erdbeben so schweren Schaden<br />

nahm, dass sie nicht wieder hergestellt, sondern<br />

aufgegeben wurde. Aufgrund der chronologischen<br />

Querbezüge zu den anderen Bauten Resafas, in<br />

denen die Spolien aus der Basilika B aufgegangen<br />

sind, erfolgte diese Zerstörung wahrscheinlich<br />

schon vor der Mitte des 7. Jahrhunderts, sicher<br />

aber vor dem Baubeginn der Großen Moschee in<br />

der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts.<br />

Spätere Überbauungen<br />

Eine Zeit lang wurden offenbar noch einzelne<br />

Teile der Ruine weiter genutzt. Nachdem die<br />

aufgegebenen Teile der Basilika abgetragen<br />

waren, wurden an ihrer Stelle mehrere Häuser<br />

errichtet. Aufgrund der darin aufgefundenen<br />

Keramik und typologischer Vergleiche mit anderen<br />

Hausgrundrissen ist anzunehmen, dass ein Teil<br />

dieser Bauten bis zur Aufgabe der Stadt in der Mitte<br />

des 13. Jahrhunderts bewohnt war.<br />

Fazit<br />

Das Areal der Basilika B bietet von allen Bereichen<br />

Resafas die längste Besiedlungsdauer, von<br />

den Anfängen als flavische Militärstation, über<br />

die Blüte der spätantiken Pilgerstadt bis zum<br />

Ende der muslimisch regierten Stadt und bildet<br />

damit ein Schlüsselelement zur Erarbeitung der<br />

‚Archäologischen Karte‘ des gesamten Ortes.<br />

Anmerkungen<br />

1 Dorothée Sack – Martin Gussone – Ulrike Siegel, Resafa / Syrien,<br />

Die Archäologische Karte. Zeitschichtenpläne zur Darstellung<br />

der Veränderungen in Stadt und Umland, MSD 2005-07<br />

(2007), 19.<br />

2 Allerdings ist der umfangreiche Resafa-Nachlass Wolfgang Müller-Wieners<br />

mit Bauaufnahmeplänen und Grabungstagebüchern<br />

im Archiv des DAI-Damaskus erhalten und konnte für die aktuelle<br />

Bauphasenanalyse hinzugezogen werden.<br />

3 Gunnar Brands, Die Bauornamentik von Resafa-Sergiupolis,<br />

RESAFA VI, Mainz 2002, 93–120. Siehe hier S. 93–95 auch die<br />

bibliographischen Angaben für die an dieser Stelle nicht einzeln<br />

nachgewiesene Literatur zu den o. g. Forschungen.<br />

4 Michaela Konrad, Flavische und spätantike Bebauung unter der Basilika<br />

B von Resafa-Sergiupolis, DaM 6, 1992, 313ff. (Taf. 67–71).<br />

Legende<br />

JAHRBUCH MSD 2007-09 27


LAUFENDE PROJEKTE<br />

RESAFA, SYRIEN. ARCHÄOLOGISCHE KARTE – DORF UND FAMILIE<br />

Entwicklung eines Dorfes im Umfeld einer archäologischen Grabung<br />

Das Dorf Resafa und die Familie Hawash<br />

Die Geschichte des Dorfes und seiner Bewohner<br />

ist eng verwoben mit der Geschichte der Erforschung<br />

der Stadtanlage und ihres Umlandes, und<br />

ebenso mit den daran beteiligten Archäologen.<br />

Zum einen erfolgt die Seßhaftwerdung des Nomaden<br />

Hawash (Abu Ahmed), der zum ersten<br />

Grabungswächter und zum Gründer des Dorfes<br />

wurde, etwa zeitgleich mit der Aufnahme der systematischen<br />

Forschungstätigkeiten in den 1950er<br />

Jahren. Zum anderen gibt es vielfältige Wechselbeziehungen<br />

zwischen den am Ort forschenden<br />

Wissenschaftlern und den an der Grabung oder<br />

anderen Arbeiten beteiligten Dorfbewohnern,<br />

auch wenn sich der Umgang – je nach Grabungsleitung<br />

– auf eine andere Art und Weise gestaltet.<br />

Die deutschen Archäologen, die in den ersten<br />

Jahren noch in Zelten innerhalb der Ruine wohnten<br />

und Teile der Stadtmauer unter anderem als<br />

Büro und Esszimmer nutzten, fanden ab den<br />

1970er Jahren während der Grabungszeiten<br />

28<br />

in dem Gehöft von Abu Ahmed Unterkunft. Sie<br />

bewohnten den nördlichen Trakt des Hauses,<br />

während er sich mit seiner Familie in die übrigen<br />

Räume im Westen und Osten zurückzog.<br />

Nach dem Tod von Abu Ahmed Hawash erwarb<br />

das Deutsche Archäologische Institut das Anwesen<br />

von seinem ältesten Sohn (Ahmed) und nutzt<br />

es seitdem als Grabungshaus. Das Grabungshaus<br />

wurde bis heute mehrfach umgebaut und<br />

erweitert, in ähnlicher Weise wurde auch das<br />

Dorf mit dem Wachstum der Familie erweitert<br />

und ausgebaut. Die Kinder des Dorfgründers Abu<br />

Ahmed gründeten eigene Familien, die Mädchen<br />

zogen größtenteils in das Dorf ihres Ehemannes,<br />

die Söhne bauten hingegen eigene Häuser. Inzwischen<br />

wächst in der Siedlung bereits die Generation<br />

der Enkelkinder heran. Das „Dorf“, dass<br />

zunächst nur aus einem Gehöft bestand, umfasst<br />

inzwischen mehrere Häuser mit Nebengebäuden,<br />

eine Schule und eine Moschee.<br />

Resafa, Überlagerung der archäologischen Strukturen (M. Mackensen, H. Tremel, 1977) mit der derzeitigen Siedlung (J. Giese, D. Spiegel,<br />

2007), ergänzt um Angaben zu Nutzungszusammenhängen (M. Gussone, A. Mollenhauer, D. Sack, 2008.), M. Gussone 2009.<br />

Resafa, Panorama der Siedlung von Süden gesehen, im Hintergrund begrenzt die Stadtmauer den Blick, M. Gussone 2006.<br />

MARTIN GUSSONE, ANNE MOLLENHAUER<br />

TECHNISCHE UNIVERSITÄT BERLIN, FAKULTÄT VI, INSTI<strong>TU</strong>T FÜR ARCHITEK<strong>TU</strong>R<br />

UNIV.-PROF. DR.-ING. DOROTHÉE SACK, FACHGEBIET HISTORISCHE BAUFORSCHUNG, MASTERS<strong>TU</strong>DIUM DENKMALPFLEGE,<br />

STRASSE DES 17. JUNI 152, SEKR. A 58, <strong>10</strong>623 BERLIN, TEL. 030-314-796 11, MAIL: MSD@<strong>TU</strong>-BERLIN.DE<br />

JAHRBUCH MSD 2007-09<br />

Resafa, „Lagerleben“ in den 1950er Jahren, Wolfgang Müller-<br />

Wiener, Negativ-Nr. 1954-796 (Nachlass), Darmstadt.<br />

Die Familie des ältesten Sohnes des ersten Grabungswächters, 2007.<br />

Ziel unserer Studie ist es, die Entwicklung des<br />

Dorfes und seiner Bewohner, nachzuzeichnen.<br />

Dies umfasst eine Bestandsaufnahme der Dorfbebauung,<br />

ihrer Bauweise und Nutzungsverteilung<br />

sowie die Erstellung eines Familienstammbaums,<br />

in dem die Bewohner des Dorfes und<br />

ihre Genealogie verzeichnet werden. Neben der<br />

Abstammung der einzelnen Familienmitglieder<br />

wird hierin erfasst, in welcher Weise die Dorfbewohner<br />

miteinander verbunden sind, bzw.<br />

wie sich das Beziehungsgeflecht innerhalb der<br />

Siedlung und einem weiter gefassten Verwandtenkreis<br />

darstellt.<br />

Reflektionen zur Interaktion zwischen Dorfbewohnern,<br />

den archäologischen Forschungen<br />

und den daran beteiligten Wissenschaftlern<br />

sowie Recherchen zum Wirtschaftsgefüge und<br />

sich verändernder gesellschaftlicher Bedingungen<br />

zwischen traditionellen, beduinischen<br />

Lebensweisen und sich an modernen, urbanen<br />

Vorbildern orientierenden Tendenzen, die sich<br />

auch in der Entwicklung des Dorfes und seiner<br />

Bewohner niederschlagen, ergänzen die Untersuchungen.<br />

Diese werden teils als teilnehmende<br />

Beobachtungen im Rahmen nachbarschaftlicher<br />

Beziehungen, teils als gezielte Befragung einzelner<br />

Personen zum Verständnis der Sozialstruktur<br />

des Dorfes durchgeführt.<br />

Die Dokumentation der Geschichte des Dorfes<br />

und seiner Bewohner ist neben einem ethnologischen<br />

Erkenntnisinteresse vor allem auch Ausdruck<br />

unserer Verbundenheit und Wertschätzung<br />

der Menschen, die an dem Ort unserer archäologischen<br />

Forschungen zu Hause sind.


LAUFENDE PROJEKTE<br />

RESAFA - RUSAFAT HISHAM, SYRIEN. ARCHÄOLOGIE UND PROSPEKTIONEN<br />

Die Nachbegehung der Fundplätze im Umland von Resafa. Erste Ergebnisse zum „Quartier Ost“<br />

Die Nachbegehung der Fundplätze im Umland<br />

von Resafa schließt an die grundlegenden Vorarbeiten<br />

von M. Mackensen (1977, Resafa I) und<br />

D. Sack (1983, Sack 1998) an. In dem Survey<br />

von 1977 wurden von M. Mackensen erstmals<br />

3<strong>10</strong> archäologisch relevante Fundplätze (FP)<br />

aufgenommen, die H. Tremel geodätisch verortete.<br />

Diese erste Einordnung auf Grundlage einer<br />

Auswertung von Lesefunden wurde von D. Sack<br />

in mehreren Kampagnen seit 1983 erheblich erweitert<br />

und um Grundrissaufnahmen archäologischer<br />

Strukturen und Analysen ergänzt.<br />

Abb. 1. Resafa, Quartier Ost, Luftbild von Norden. M. Stephani 1999.<br />

Durch die Nachbegehung der Fundplätze im<br />

Umland von Resafa sollen verschiedene Fragestellungen<br />

geklärt werden. Ein Ziel ist die Verfeinerung<br />

der zeitlichen Einordnung der Fundplätze<br />

für die archäologische Karte (Teilprojekt<br />

1), die in den Surveys von M. Mackensen und<br />

D. Sack erstmals vorgenommen wurde. Zum<br />

anderen diente die Begehung dem Abgleich<br />

der Erscheinung der Geländeoberfläche mit den<br />

Ergebnissen der geophysikalischen Prospektionen,<br />

die zwischen 1997 und 2001 im südlichen<br />

Umland sowie 2007 nördlich der Stadt erfolgten<br />

(DaM14).<br />

Für die Eintragung der auf den Fundplätzen aufgefundenen<br />

Fundstücke wurden bestimmte diagnostische<br />

Material-, Waren- und Dekorgruppen<br />

definiert. Die Systematik der Erfassungsbögen<br />

bildet zugleich die Grundlage einer Datenbank,<br />

in die die Ergebnisse der Begehungen zeitnah<br />

eingetragen wurden. Die Begehung der Fundplätze<br />

erfolgte in der Regel in regelmäßigen<br />

Bahnen rechtwinklig zur längsten Aussenkante<br />

des jeweiligen Fundpunktes. Alle diagnostischen<br />

Stücke wurden nach einem einheitlichem<br />

Schema auf dem erarbeiteten Begehungsbogen<br />

erfasst. Zusätzlich wurden Mauerreste und Putzkanten,<br />

besondere Funde wie z.B. Münzen oder<br />

auffällige Fundverteilungen und -konzentrationen<br />

sowie Bodenbeschaffenheiten auf einer vor<br />

Ort angefertigten Skizze eingetragen.<br />

Die ganzheitliche Erfassung des Fundmaterials<br />

bietet zudem die Möglichkeit, zu einzelnen<br />

Warengruppen chronologisch differenzierte Formentypenkataloge<br />

zu erstellen, wie sie in dieser<br />

Form noch nicht verfügbar sind (siehe Müller-<br />

Wiener 2008, 38). Eine erste Materialsammlung<br />

wurde für die Gruppe der Kochtopfwaren<br />

(Brittle Ware) zusammengestellt.<br />

In der Herbstkampagne 2008 wurde das „Quartier<br />

Ost“ (Abb. 2) mit einer Fläche von ca. 20ha<br />

(4120mx500m) und 35 zum Teil sehr großen<br />

Fundplätzen (z.B. <strong>10</strong>9/182) komplett erfasst, darüber<br />

hinaus wurden im Süden und Nordosten des<br />

Umlands an ausgewählte Fundplätzen Testbegehungen<br />

nach dem selben Schema vorgenommen.<br />

Eine erste Auswertung der Nachbegehung zeigt<br />

ein wesentlich differenzierteres Bild der Nutzungsphasen<br />

der Besiedlung des Umlands von<br />

Resafa, als bislang angenommen wurde.<br />

Ein weiteres Ergebnis der Begehungen im<br />

„Quartier Ost“ betrifft weiterführende Erkenntnisse<br />

zu möglichen Funktionen einzelner Bereiche.<br />

So bietet sich z.B. durch das massierte Auftreten<br />

von Schlacke/geschmolzenen Ziegeln im<br />

Zusammenhang mit Fehlbränden (FP 181/174)<br />

eine Deutung der Fundplätze als Produktionsstätten<br />

im Osten des Stadtgebietes an.<br />

Nach den sehr guten Ergebnisse der Herbstkampagne<br />

2008 erscheint es für die Erstellung der<br />

Archäologischen Karte (T1) und zur Ergänzung<br />

des von der Fritz Thyssen Stiftung finanzierten<br />

Teilprojekts Archäologie und Prospektionen (T2)<br />

sehr lohnenswert, die Nachbegehung in den<br />

Gebieten der Testbegehungen sowie im Bereich<br />

nördlich der Stadt fortzusetzen.<br />

140<br />

142<br />

164<br />

<strong>10</strong>6<br />

172<br />

Vorkommen<br />

Zeitstellung<br />

Martin Gussone, Martina Müller-Wiener<br />

TECHNISCHE UNIVERSITÄT BERLIN, FAKULTÄT VI, INSTI<strong>TU</strong>T FÜR ARCHITEK<strong>TU</strong>R<br />

UNIV.-PROF. DR.-ING. DOROTHÉE SACK, FACHGEBIET HISTORISCHE BAUFORSCHUNG, MASTERS<strong>TU</strong>DIUM DENKMALPFLEGE,<br />

STRASSE DES 17. JUNI 152, SEKR. A 58, <strong>10</strong>623 BERLIN, TEL. 030-314-796 11, MAIL: msd@tu-berlin.de<br />

UNIVERSITÄT BONN, INSTI<strong>TU</strong>T FÜR ORIENT- UND ASIENWISSENSCHAFTEN, ABTL. FÜR ASIATISCHE UND ISLAMISCHE KUNSTGESCHICHTE<br />

169<br />

168<br />

165<br />

<strong>10</strong>7<br />

171<br />

187<br />

167<br />

166<br />

überwiegendes<br />

Vorkommen<br />

170<br />

<strong>10</strong>8<br />

182<br />

111<br />

183<br />

Resafa, FP <strong>10</strong>9, Fragment eines Vorratsgefäß mit reliefiertem Rand, 2008.<br />

LITERA<strong>TU</strong>R<br />

DaM 14 Dorothée Sack, Helmut Becker, Manfred Stephani<br />

und Faris Chouker, Resafa-Umland, Archäologische Geländebegehungen,<br />

geophysikalische Untersuchungen und Digitale Geländemodelle<br />

zur Prospektion in Resafa – Rusafat Hisham. Bericht über die<br />

Kampagnen 1997 – 2001, in: Damaszener Mitteilungen 14, 2004,<br />

207-232, Tafel 32-38.<br />

Müller-Wiener 2008 Martina Müller-Wiener, Resafa (Nordsyrien),<br />

Archäologische Sondagen und Prospektionen. Bearbeitung<br />

der Keramik und der Kleinfunde – Erste Ergebnisse, in: MSD Jahrbuch<br />

2006-08, herausgegeben von Dorothée Sack zusammen mit Martin<br />

Gussone, Dietmar Kurapkat und Daniela Spiegel, <strong>Berlin</strong> 2008, 38.<br />

Resafa I Michael Mackensen, Eine befestigte spätantike<br />

Anlage vor den Stadtmauern von Resafa. Ausgrabungen und Spätantike<br />

Kleinfunde eines Surveys im Umland von Resafa-Sergiupolis.<br />

Deutsches Archäologisches Institut. Resafa I, Mainz 1984.<br />

Sack 1998 Dorothée Sack, Islamische Residenzen in Nordmesopotamien<br />

in umaiyadischer und abbasidischer Zeit (Zusammenfassung),<br />

in: Bericht über die 39. Tagung für Ausgrabungswissenschaften<br />

und Bauforschung, 15. - 19.Mai 1996 in<br />

Leiden/Niederlande [1998], 70-74.<br />

deutliches<br />

Vorkommen<br />

JAHRBUCH MSD 2007-09 29<br />

184<br />

1<strong>10</strong><br />

<strong>10</strong>9<br />

173 180<br />

185<br />

176<br />

190<br />

geringes<br />

Vorkommen<br />

177<br />

188 A<br />

178<br />

181<br />

188 B<br />

185<br />

186<br />

187<br />

185 B<br />

spätantik umaiyadisch abbasidisch nomadisch aiyubidisch<br />

123<br />

189<br />

174<br />

Fundplatz (FP) Nr.<br />

Abb. 2. Resafa/Rusafat Hisham, Quartier Ost, Fundverteilung und daraus abgeleitete Datierung, o.M., 2008.<br />

Grundsätzlich sind zwei Hauptnutzungsphasen zu erkennen. Als dominierend zeichnet sich im „Quartier Ost“ die umaiyadische Besiedlung<br />

ab, eine sekundäre aiyubidische Nachnutzung ist durch das Fundspektrum an den meisten Fundplätzen eindeutig nachweisbar. Im Norden<br />

und Westen des Quartiers ist eindeutig, wenn auch geringfügig, übergangszeitliches (spätantik-umaiyadisch) Fundmaterial anzutreffen. Im<br />

Osten des Quartiers finden sich punktuell Plätze mit geringfügigem Anteil an abbasidischem Fundvorkommen, im Westen des Quartiers<br />

sind hingegen auch Fundplätze mit geringfügigem Anteil an Funden der Nomadenvorherschaft (<strong>10</strong>./11. Jh.) zu finden.


LAUFENDE PROJEKTE<br />

RESAFA - RUSAFAT HISHAM, SYRIEN. ARCHÄOLOGIE UND PROSPEKTIONEN<br />

Auswertung der Prospektionsdaten im Hinblick auf die Erschließung und Gebäudeorientierung<br />

Das von der Fritz Thyssen Stiftung finanzierte Teilprojekt<br />

2 widmet sich der Untersuchung der Residenz<br />

des umaiyadischen Kalifen Hisham b. Abd al-Malik<br />

(reg. <strong>10</strong>5/724-125/743) im südlichen Umland der<br />

spätantiken Pilgerstadt Resafa-Sergiupolis, die seit<br />

frühislamischer Zeit Rusafat Hisham genannt wurde.<br />

Nach ersten Untersuchungen in den 1950er<br />

Jahren wird das etwa 3 km² große Areal seit 1977<br />

mit Hilfe von verschiedenen Prospektionsmethoden<br />

systematisch untersucht. 1 Erste Aussagen zur<br />

Ausdehnung der baulichen Strukturen und ihrer<br />

zeitlichen Einordnung konnten getroffen werden. 2<br />

Detailaufnahmen der wesentlichen Fundplätze (FP)<br />

und Überlegungen zur städtebaulichen Anlage<br />

führten zur Ausweisung von sechs Palastkomplexen<br />

mit zugehörigen Nebengebäuden. 3 Mit Hilfe der<br />

seither durchgeführten Prospektionen 4 und insbesondere<br />

durch die Überlagerung der verschiedenen<br />

Prospektionsdaten lassen sich die Beobachtungen<br />

zur Anlage der Siedlung nun deutlich verdichten. So<br />

können nicht mehr nur Aussagen zur städtebaulichen<br />

Situation, sondern auch genauere Angaben<br />

zur Größe und teilweise zum inneren Aufbau einzelner<br />

Gebäude gemacht werden.<br />

Aus diesen Erkenntnissen lässt sich ableiten, dass<br />

neben den zwei dominierenden Palästen FP <strong>10</strong>6/FP<br />

220 5 und den sehr kleinen, als Pavillons anzusprechenden<br />

Strukturen (z.B. FP 151, 201) vor allem<br />

eine Vielfalt von Bauten mittlerer Größe auf rechteckigem<br />

Grundriss mit – wenn auch bescheidenerem<br />

– doch eindeutig repräsentativem Anspruch<br />

vorkommen, 6 die sich unregelmäßig über das Siedlungsgebiet<br />

verteilen. Die komplexeren Grundrisse<br />

der am Ostrand der Residenz liegenden größeren<br />

Anlagen (FP <strong>10</strong>9/182) sind hingegen wohl durch<br />

spätere Verdichtung und Erweiterungen bedingt. 7<br />

Die Analyse der Gebäudestrukturen erlaubt auch<br />

Rückschlüsse auf die Infrastruktur der Siedlung. Ein<br />

Anmerkungen<br />

1 archäologischer Survey mit geodätischer Unterstützung wobei 3<strong>10</strong><br />

Fundplätze (FP) festgelegt wurden: 1977 (M. Mackensen/H. Tremel),<br />

archäologische Geländebegehungen: 1983-1986 (D. Sack),<br />

geophysikalische Prospektionen 1997-2001(H. Becker, Auswertung<br />

D. Sack, seit 2000 mit M. Gussone), Entzerrung von Luftbildern:<br />

Überfliegung 1999, Auswertung seit 2001 (M. Stephani, seit 2001<br />

mit M. Gussone), Digitale Gelände Modelle: seit 1999 (M. Stephani,<br />

seit 2001 mit M. Gussone) detaillierte Aufnahme von Ober-<br />

Hauptwadi<br />

flächenbefunden, seit 2001 (D. Sack, U. Siegel), Nachbegehung<br />

der Surveys: seit 2008 (M. Gussone, M. Müller-Wiener). Zusätzlich<br />

werden seit 2006 Sondagen an ausgewählten Fundplätzen durchgeführt<br />

(Leitung D. Sack, Chr. Konrad, A. Schuhmann, et al.).<br />

2 M. Mackensen, Resafa I, 1984.<br />

3 D. Sack, H. Becker: DiskAB 7 (1999), 270-286.<br />

‚kleines Wadi‘<br />

4 D. Sack et al.: DaM 14, 2007-232.<br />

5 vgl. K. Otto-Dorn: Ars Orientalis 2, 1957, 119-133; Chr.<br />

Konrad, MSD 2006-08 (2008), 39.<br />

6 z.B. FP 142, 164, vgl. A. Schuhmann, MSD 2006-08 (2008), 81.<br />

Resafa/Rusafat Hisham, Plan des südlichen Umlandes bis zum ‚kleinen Wadi‘ mit Ausweisung aller Fundplätze (FP) und Markierung der 7 vgl. U. Siegel, T. Horn: MSD 2006-08 (2008), 39.<br />

Gebäudezugänge (►) sowie der Hauptwegeverbindungen (Weg 1 = ältere Nord-Süd-Verbindung, Weg 2 = neuer Nord-Süd-Haupt- 8 FP 142, 164A, 164B an der Westseite; FP 165, 169, 168, 172<br />

weg, Weg 3 = Ost-West-Hauptweg). Kombination von Aufnahmen aus der Ausgrabung 1952/54, den Surveys (1977/1983-86) und sowie eine Gartenanlage zwischen FP 168 und 172 an der Ost-<br />

der Bauaufnahmen der Oberflächenbefunde sowie der Auswertung der Geophysik, M. Gussone/U. Siegel 2008.<br />

seite der Trasse.<br />

Martin Gussone, Dorothée Sack, Ulrike Siegel<br />

TECHNISCHE UNIVERSITÄT BERLIN, FAKULTÄT VI, INSTI<strong>TU</strong>T FÜR ARCHITEK<strong>TU</strong>R<br />

UNIV.-PROF. DR.-ING. DOROTHÉE SACK, FACHGEBIET HISTORISCHE BAUFORSCHUNG, MASTERS<strong>TU</strong>DIUM DENKMALPFLEGE,<br />

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30<br />

Resafa<br />

Große Moschee<br />

1<br />

Ziel der Auswertung der Prospektionsdaten ist daher<br />

eine Klärung der Erschließung und Ausrichtung<br />

der Gebäude. Für den Bereich zwischen der Stadt<br />

und dem sog. kleinen Wadi wurden alle Hinweise<br />

auf Eingangssituationen in einem Plan zusammengetragen<br />

und davon ableitbare Wegebeziehungen<br />

markiert (Abb. 1).<br />

Es ist deutlich zu erkennen, dass die Bauten der<br />

Residenz von Resafa/Rusafat Hisham von unterschiedlichen<br />

Seiten erschlossen werden. Bei mehreren<br />

Bauten liegen die Eingänge auf der Ost- oder<br />

Westseite, an wenigeren Gebäuden aber auch an<br />

der Nord- oder Südseite. Teilweise verfügen sie<br />

über einen Haupt- und einen Nebeneingang. Bei<br />

den komplexeren Anlagen scheinen hingegen<br />

mehrere gleichwertige Eingänge exisitiert zu haben.<br />

Es zeigt sich bereits an diesem Detail, dass<br />

den Residenzbauten von Resafa keine einheitlichen<br />

Grundrisskonzeptionen zugrunde lagen. Vielmehr<br />

scheinen im Einzelfall individuelle Anforderungen<br />

der Bauherren und lokale Begebenheiten – wie<br />

beispielsweise die topografische Situation, Nachbarbebauungen<br />

oder existierende Wegebeziehungen<br />

– entwurfsbestimmend gewesen zu sein.<br />

Die Wegebeziehungen und die Gebäude weisen<br />

eine Hierarchisierung auf. Die Gebäude sind hinsichtlich<br />

Größe und Binnenstruktur diffenziert. Neben<br />

den Hauptwegen sind untergeordnete Wege<br />

zu erkennen. Aufgrund der Unregelmäßigkeit<br />

einiger Gebäudeanlagen und Erschließungssituationen<br />

scheinen zudem in großen Bereichen der<br />

Residenz zwischen den einzelnen Bauten keine klar<br />

umrissenen Wege, sondern vielmehr ein offener<br />

Raum existiert zu haben.<br />

Der ursprüngliche Hauptweg (1) von Resafa-Sergiupolis<br />

nach Süden führte wohl vom südlichen Stadttor<br />

nach Südosten, was auch die Ausrichtung des<br />

FP 148 nahelegt, um bei der natürlichen Erhebung<br />

2<br />

‚Palast des<br />

Hisham‘<br />

Steinbruch<br />

3<br />

JAHRBUCH MSD 2007-09<br />

am FP 202 das ‚kleine Wadi’ an seinem Ostrand<br />

zu durchqueren. Spätestens mit der Errichtung der<br />

Kalifenresidenz wird ein neuer Nord-Süd-ausgerichteter<br />

Hauptweg (2) geschaffen. Diesem kommt nun<br />

– auch durch die daran liegenden Bauten – eine<br />

deutlich höhere Bedeutung zu. Aufgrund der Topographie<br />

und der Lage des zeitweise Wasser führenden<br />

Wadis auf der Westseite der Stadt sowie der dort<br />

gelegenen Wasserstauanlagen, ist weiter zu vermuten,<br />

dass sofern die befestigte Stadt nicht betreten<br />

sondern umgangen wurde dies an der Ostseite der<br />

Stadt geschah. Ein weiterer Hauptweg (3) ist in Ost-<br />

West-Richtung angelegt und kreuzt den Hauptweg<br />

(2) <strong>10</strong>0 m südlich der Nordostecke der Stadtmauer.<br />

Hinweise auf den Verlauf der neuen Nord-Süd-<br />

Verbindung (Weg 2) geben mehrere linear entlang<br />

dieses Weges angeordnete Gebäude. 8 Die Gebäude<br />

FP 142, 164A, 164B werden von diesem Weg<br />

erschlossen und verfügen zudem über repräsentativ<br />

gestaltete Eingänge. Auch die Lage des repräsentativen,<br />

Hisham zugeschrieben Palastes FP <strong>10</strong>6 spricht<br />

für die Bedeutung von Weg 2. Dieser Bau befindet<br />

sich überdies in der Nähe der Kreuzung von Weg<br />

2 und Weg 3, und ist somit über das südliche und<br />

östliche Stadttor auch sehr gut an die Stadt und die<br />

Große Moschee angeschlossen. Der ‚Palast des<br />

Hisham‘ verfügt aber nicht nur durch die Nähe zu<br />

Resafa intra muros, sondern auch in Bezug auf das<br />

südliche Umland über eine günstige Lage. Durch<br />

seine exklusive Position an der höchsten Stelle des<br />

stadtnahen südlichen Umlandes und die Nähe zu<br />

den Hauptwegen nach Süden und Osten nimmt er<br />

eine zentrale Stellung innerhalb der Residenzbebauung<br />

ein. Auffälligerweise liegt der Hauptzugang des<br />

FP <strong>10</strong>6 aber nicht an einer den Hauptwegen zugewandten<br />

Gebäudeseite, sondern auf der Südseite,<br />

so dass man den Bau über einen vom FP 172 nach<br />

Süden begrenzten Vorplatz betrat.<br />

Es ist zu erwarten, dass sich diese Beobachtungen<br />

durch weitere Bauaufnahmen von Oberflächenbefunden<br />

im Frühjahr 2009 und durch die fortgesetzte<br />

Auswertung der Prospektionen weiter präzisieren<br />

lassen. Auch wenn es sich erst um ein Zwischenergebnis<br />

handelt, zeigt sich hier erneut, dass über die<br />

bereits hohe Aussagekraft der einzelnen Methoden<br />

hinaus, die kombinierte Auswertung der Prospektionen<br />

- insbesondere der Bauaufnahmen und der<br />

Geophysik auf geodätischer Grundlage - auch auf<br />

einer ausgedehnten Fläche mit großer Wirtschaftlichkeit<br />

zu sehr detaillieren Ergebnissen führt.


LAUFENDE PROJEKTE<br />

RESAFA - RUSAFAT HISHAM, SYRIEN. ARCHÄOLOGIE UND PROSPEKTIONEN<br />

Physische Geographie: Rekonstruktion der historischen Wasserwirtschaft und der Paläoumwelt<br />

Einleitung<br />

Im Jahr 2008 konnte das Resafa-Teilprojekt 2<br />

– Archäologie und Prospektionen im Umland<br />

von Resafa – im Rahmen des Exellenzclusters<br />

264 ‚TOPOI‘ um ein Tandemprojekt zwischen<br />

Archäologie und Geographie erweitert werden.<br />

Ziel dieser Zusammenarbeit ist es, die archäologischen<br />

und physisch-geographischen Erkenntnisse<br />

zu einem Gesamtbild der Verhältnisse zur<br />

Zeit der Besiedlung Resafas zu fügen. Von ca.<br />

70 n. Chr. bis zum Ende des 13. Jh. n. Chr. war<br />

der Ort dauerhaft bewohnt und war im Laufe der<br />

Zeit Limesposten, Pilger- und Handelsstadt und<br />

zeitweise Kalifenresidenz.<br />

In einer arabischen Quelle, die sich auf die Regierungsszeit<br />

des Kalifen Hisham b. Abd al-Malik<br />

bezieht, heißt es: „Resafa, welches eine Wüste<br />

war und eine byzantinische Stadt, […]. Man legte<br />

Zisternen für sie an und einen Weg für [den<br />

Transport] des Wassers vom anderen Ende der<br />

Wüste“. 1 Heutzutage herrschen in der Region um<br />

Resafa vergleichbare klimatische Bedingungen.<br />

Resafa liegt in der nordsyrischen Wüstensteppe<br />

mit einem Jahresniederschlag von <strong>10</strong>0-200<br />

mm. Da der Hauptteil dieser Niederschläge im<br />

Winter fallen, mussten die Bewohner der Stadt<br />

aufwendige Wasserwirtschaftssysteme schaffen,<br />

in denen das Regenwasser gesammelt, gespeichert<br />

und der Überschuss sicher abgeleitet werden<br />

konnte. 2<br />

Glaubt man dem zuvor zitierten Bericht, dass ein<br />

„Weg“ für das Wasser angelegt worden ist, so ist<br />

damit vermutlich die Kanalisierung bzw. Nutzung<br />

der Wadis, in deren Einzugsgebiet Resafa liegt,<br />

gemeint. Deren Winterabfluss wurde mit Hilfe eines<br />

Dammes (siehe Karte) aufgestaut und in Zisternen<br />

(siehe Foto) geleitet. Darüber hinaus gab<br />

es zahlreiche, durch Regenwasser gefüllte Kleinzisternen<br />

und Brunnen, aus denen allerdings nur<br />

Brauchwasser gewonnen werden konnte. Das<br />

Grundwasser in Resafa ist stark salzhaltig, so<br />

dass es zwar für die Tierhaltung und den Ackerbau<br />

verwendbar ist, aber nur eingeschränkt als<br />

Trinkwasser. 3<br />

Wasser ist nicht der einzige limitierende Faktor in<br />

dem Gebiet. Zumindest heutzutage gibt es fast<br />

ausschließlich in den Senken und Wadibetten<br />

ausreichend mächtige Lockersedimente, die einen<br />

wirtschaftlichen Feldbau zulassen. Ob Resa-<br />

Große Zisterne innerhalb der Stadtmauern Resafas, 2008.<br />

Karte der Umgebung Resafas mit den geplanten Standorten der Bohrungen (Kartengrundlage SPOT), 2008.<br />

fa sich jemals mit Lebensmitteln selbst versorgen<br />

konnte, ist daher fraglich. Ein Teil der Versorgung<br />

erfolgte wahrscheinlich, wie heute, aus dem unweit<br />

gelegenen fruchtbaren Euphrattal.<br />

Ziele und Fragestellung<br />

Das Ziel der physisch-geografischen Untersuchungen<br />

im Teilprojekt 2 (Archäologie und Prospektionen)<br />

ist die Erforschung der Umweltverhältnisse<br />

während der Besiedlungsphase Resafas:<br />

Wie wurde die Landschaft durch die Bewohner<br />

verändert und wie wurde die Lebensweise der<br />

Einwohner durch die Umweltverhältnisse beeinflusst?<br />

Dabei wird das Hauptaugenmerk auf die<br />

Rekonstruktion der Hydrologie, der Geomorphologie<br />

und der Landnutzung gelegt.<br />

Brian Beckers<br />

FREIE UNIVERSITÄT BERLIN, INSTI<strong>TU</strong>T FÜR GEOGRAPHISCHE WISSENSCHAFTEN<br />

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Methoden<br />

Um Erkenntnisse über Paleoumweltverhältnisse bzw.<br />

die Landschaftsgeschichte zu gewinnen, ist es erforderlich,<br />

die Sedimente natürlicher Archive zu untersuchen<br />

und sie in eine Chronologie einzubetten<br />

(z.B. Radiokarbondatierung). Diese Archive können<br />

z.B. aus alluvialen, äolischen und kolluvialen Sedimenten<br />

bestehen und Auskunft über die damaligen<br />

Ablagerungsverhältnisse geben. Daraus kann<br />

wiederum auf die damaligen paläohydrologischen<br />

und paläoklimatischen Verhältnisse geschlossen<br />

werden, insbesondere auf Hochwasserereignisse<br />

und Starkregenereignisse. Zusätzlich sollen Klimaänderungen<br />

und der menschliche Einfluss auf den<br />

Landschaftshaushalt in ihrer wechselseitigen Funktion<br />

als Auslöser dieser Prozesse erfasst werden.<br />

Aus diesem Grund sind Bohrungen und Probennahmen<br />

für die Frühjahrskampagne 2009 geplant.<br />

In einem ersten physisch-geographischer Survey<br />

in der Herbstkampagne 2008 wurden mögliche<br />

Standorte für die Bohrungen ausgewählt (siehe<br />

Karte). Ausreichend mächtige Archive, die potentiell<br />

den relevanten Zeitraum abdecken, finden sich nur<br />

in Senken (u.a. Dolinen) und den Alluvionen der<br />

Wadis (z.B. Schwemmfächer). Die Sedimentproben<br />

sollen in einem Labor auf ihre chemischen und<br />

physikalischen Eigenschaften hin untersucht und<br />

datiert werden. Die weiterführende Untersuchung<br />

der Wasserbaumaßnahmen und der Geologie Resafas<br />

soll mit Hilfe eines Georadars erfolgen.<br />

ANMERKUNGEN<br />

1. Kellner-Heinkele, Barbara, Rusafa in den arabischen Quellen,<br />

in: Sack, Dorothée: Die Große Moschee von Resafa - Rusafat<br />

Hisham, Resafa IV (Mainz 1996), 154.<br />

2. Brinker, Werner: Zur Wasserversorgung von Resafa-Sergiupolis.<br />

Damaszener Mitteilungen 5, 1991, 119-146.<br />

3. Wolfart, Reinhard: Geologie Syrien und Libanon, Beiträge zur<br />

regionalen Geographie der Erde 6, <strong>Berlin</strong>-Nikolasee, 1968.<br />

JAHRBUCH MSD 2007-09 31


LAUFENDE PROJEKTE<br />

RESAFA - RUSAFAT HISHAM, SYRIEN. ARCHÄOLOGIE UND PROSPEKTIONEN<br />

Historische Topographie der Kalifenresidenz<br />

Seit dem Jahr 2006 werden im südlichen Umland<br />

Resafas archäologische Sondagen durchgeführt. 1<br />

Mit Hilfe dieser Sondagen soll die bereits vor<br />

längerem begonnene Erfassung der Architektur,<br />

Chronologie und Struktur der frühislamischen<br />

Herrscherresidenz weiter verbessert werden. 2<br />

Wie wir aus Schriftquellen wissen, ließ sich<br />

der umaiyadische Kalif Hisham ibn Abd al-<br />

Malik (reg. 724-743 n. Chr.) im 2. Viertel des<br />

8. Jahrhunderts eine Residenz errichten, die sich<br />

vor allem außerhalb der Mauern der spätantiken<br />

Pilgerstadt Resafa-Sergiupolis entwickeln konnte.<br />

Von den frühen arabischen Historikern und<br />

Geographen wird Resafa daher zumeist ‚Rusafat<br />

Hisham‘ genannt. 3 Nach den Quellen bestand<br />

die Residenz im Kern aus zwei Palästen,<br />

Repräsentations-Kastellen, die im arabischen Qusur<br />

(Sing.: qasr, Dual: qasrain) genannt werden.<br />

Die Erforschung der Residenz wurde in den<br />

Jahren 1952 und 1954 von Katharina Otto-<br />

Dorn begonnen. 4 Sie identifizierte zwei der über<br />

300 archäologischen Fundplätze im Umland<br />

von Resafa mit den in den Quellen erwähnten<br />

beiden Repräsentationsbauten des Hisham.<br />

Den nördlichen Bau [FP <strong>10</strong>6] konnte sie selbst<br />

archäologisch eingehend untersuchen, während<br />

der südliche [FP 220] nur kurz sondiert wurde.<br />

Bei erneuten Sondagen im Jahr 2007 stellte sich<br />

das Gebäude [FP 220] unter den Verschüttungen<br />

als besonders gut erhalten und für die in<br />

umaiyadischer Zeit angewandten Bau- und<br />

Dekorationstechniken aufschlussreich heraus,<br />

so dass sich die Arbeiten zunächst auf diese<br />

Fundstätte konzentrierten. 5 Nach zwei intensiven<br />

Grabungskampagnen wurden 2008 die<br />

zahlreichen Funde, vor allem Stuckfragmente, die<br />

während der laufenden Grabung nur registriert<br />

und grob aufgenommen werden konnten,<br />

sortiert und eine detaillierte Funddokumentation<br />

angefertigt, welche die Grundlage für die nun<br />

folgende Einordnung der Fundmaterialien in<br />

ihren kulturhistorischen Kontext bildet. Daneben<br />

wurde damit begonnen, die Struktur der Residenz<br />

anhand der durch die Grabungen, Prospektionen<br />

und Oberflächenbegehungen gesammelten<br />

Informationen neu zu bewerten.<br />

Um die Struktur der umaiyadischen Residenz<br />

richtig zu erfassen, gilt es zunächst die von<br />

K. Otto-Dorn vorgeschlagene Identifikation der in<br />

den Quellen erwähnten beiden Repräsentations-<br />

Kastelle (qasrain) des Kalifen Hisham zu<br />

verifizieren.<br />

32<br />

Die vorliegenden, archäologisch gewonnenen<br />

Informationen zur Architektur und Bauausstattung<br />

der Gebäude [FP <strong>10</strong>6] und [FP 220] 6 belegen<br />

eindeutig, dass beide Bauten den Typus des<br />

umaiyadischen Kastells vertreten, d. h. eines etwa<br />

quadratischen Hofbaues, der im Inneren typische<br />

Fünfraumgruppen (bait, Pl.: buyut) aufweist und<br />

nach außen durch eine weitgehend fensterlose<br />

Fassade und massive runde resp. halbrunde<br />

Türme eine wehrhafte Erscheinung besitzt.<br />

Außergewöhnlich an den Vertretern dieses Typus<br />

in Rusafat Hisham ist die Untergliederung der<br />

Fassaden durch jeweils fünf Türme. Die Fassaden<br />

der anderen umaiyadischen Qusur besitzen nur<br />

drei Türme. 7<br />

Die beiden Qusur von Rusafat Hisham waren<br />

mit Stuckornamenten dekoriert. Die im Inneren<br />

verwendeten Stuckornamente wurden geschnitzt,<br />

an den Außen- und Hoffassaden hingegen mit<br />

Hilfe von Modeln gegossen. Identische Funde<br />

dieses gegossenen Stucks an beiden Bauten<br />

belegen nunmehr, dass die Gebäude tatsächlich<br />

gleichzeitig oder kurz hintereinander errichtet und<br />

von der gleichen Werkstätte ausgestattet worden<br />

sind. Da die Ornamente mit denjenigen anderer<br />

Bauten aus der Zeit Hishams vergleichbar sind,<br />

können die Gebäude [FP <strong>10</strong>6] und [FP 220]<br />

tatsächlich als zwei der Repräsentationsbauten des<br />

Kalifen Hisham angesprochen werden, die dieser<br />

wahrscheinlich um das Jahr 727 n. Chr. in seiner<br />

neuen Residenz erbauen ließ. 8<br />

Die Identifikation der Repräsentationsbauten<br />

des Hisham ermöglicht nun die Frage nach ihrer<br />

topographischen Einbindung, ihrem Bezug zur<br />

spätantiken Pilgerstadt und zur umgebenden<br />

Landschaft. Resafa liegt am Rand einer nordsüdlich<br />

verlaufenden tektonischen Bruchkante, an<br />

resp. über der sich ein Wadi gebildet hat, das die<br />

winterlichen Regenfälle ableitet. Auffällig ist, dass<br />

die zwischen 500 und 520 n. Chr. entstandenen<br />

Großbauten der spätantiken Pilgerstadt unmittelbar<br />

an der Bruchkante erbaut worden sind. Dies betrifft<br />

sowohl die Kirchen, als auch die Stadttore, von<br />

deren Lage aus geschlossen werden kann, dass<br />

auch die ehemalige römische Militärstraße, an der<br />

Resafa in der ersten Hälfe der 70er Jahre des<br />

1. Jahrhunderts n. Chr. gegründet worden war,<br />

oberhalb des Wadis verlief.<br />

Auch der südliche der beiden Repräsentationsbauten<br />

des Kalifen Hisham liegt an der Bruchkante<br />

oberhalb des Wadis. Der nördliche hingegen<br />

wurde einige hundert Meter weiter östlich vor der<br />

Resafa-Rusafat Hisham, Gebäude [FP <strong>10</strong>6] und [FP 220]. Grabungsergebnisse und Teilrekonstruktion. K. Otto-Dorn (1954) und Ch. Konrad (2007)<br />

Christoph Konrad<br />

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JAHRBUCH MSD 2007-09<br />

Resafa-Sergiopolis / Rusafat Hisham. Oben die spätanitke Pilgerstadt,<br />

aus deren Toren die ehemalige römische Militärstraße nach<br />

Norden und nach Süden führt. Umkreist: ‚Palastquartier Süd‘ um<br />

den Qasr [FP 220] und ‚Palastquartier Nord‘ mit Qasr [FP <strong>10</strong>6].<br />

Südostecke der spätantiken Stadtmauer errichtet,<br />

hinter der sich die Pilgerkirche und die von Hisham<br />

beauftragte Große Moschee der Stadt befinden.<br />

Die beiden Repräsentations-Kastelle, die<br />

zusammen mit anderen Gebäuden innerhalb der<br />

Umlandsiedlung ‚Palastquartiere‘ bilden, sind über<br />

die ehemalige römische Militärstraße miteinander<br />

verbunden. Warum das nördliche Palastquartier<br />

östlich der Militärstraße liegt und nicht in der offensichtlich<br />

bevorzugten Lage unmittelbar am Rand<br />

des Wadis errichtet worden ist, müssen zukünftige<br />

archäologische Untersuchungen klären.<br />

Die von der Fritz-Thyssen-Stiftung geförderten archäologischen<br />

Untersuchungen sollen 2009 fortgesetzt<br />

werden.<br />

1 D. Sack u.a., Resafa / Syrien, Die Residenz des Kalifen Hisham<br />

b. Abd al-Malik. Archäologische Sondagen und Bauaufnahme<br />

zur Überprüfung der geophysikalischen Prospektionen, Jahrbuch<br />

MSD 2005-07, 2007, 20; Ch. Konrad, Resafa-Rusafat Hisham,<br />

Syrien. Archäologische Untersuchungen I. Das Gebäude [FP<br />

220], ein umaiyadischer Qasr, Jahrbuch MSD 2006-08, 2008,<br />

37; A. Schuhmann, Resafa-Rusafat Hisham, Syrien. Bereich<br />

‚Mitte‘ (FP 142, 164), Jahrbuch MSD 2006-08, 2008, 81<br />

2 Zu den vorhergehenden Untersuchungen siehe: D. Sack<br />

u.a., Resafa-Umland, Archäologische Geländebegehungen,<br />

geophysikalische Untersuchungen und digitale Geländemodelle<br />

zur Prospektion in Resafa–Rusafat Hisam, Damaszener<br />

Mitteilungen 14, 2004, 207-232<br />

3 Siehe etwa: B. Kellner-Heinkele, Rusafa in den arabischen<br />

Quellen, in: D. Sack, Die Große Moschee von Resafa — Rusafat<br />

Hisam, Resafa 4 (Mainz 1996), 133-154<br />

4 K. Otto-Dorn, Grabung im umayyadischen Rusafah, Ars<br />

Orientalis 2, 1957, 119-133<br />

5 Ch. Konrad a.O. (Anm. 1)<br />

6 Diese Arbeiten können seit April 2008 im Rahmen des<br />

Exellenzclusters 264 ‚TOPOI‘ durchgeführt werden.<br />

7 Die Qusur von Rusafat Hisham sind die größten der bislang<br />

bekannten umaiyadischen Qusur, sind aber mit jeweils rund<br />

5.500 qm umbauter Fläche noch durchaus mit den anden<br />

Qusur vergleichbar, vor allem mit Qasr al-Hair al-Gharbi und<br />

Khirbat al-Minya mit 4.700 resp. 5.200 qm Grundfläche.<br />

8 Der arabische Historiker at-Tabari (gest. 923 n. Chr.) berichtet,<br />

Hisham hätte seine Residenz aus Furcht vor der Pest ins abseits<br />

gelegene Rusafa verlegt. Eine solche Pestepidemie ist für das<br />

dritte Regierungsjahr Hišams belegt.


RESAFA, SYRIEN. DIE STADTMAUER<br />

Catharine Hof<br />

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LAUFENDE PROJEKTE<br />

Bauforschung zur Klärung ihrer Entstehung und ihrer Veränderungen. Planmodifikation beim Wasserdurchlass<br />

Mit kombinierten Methoden der Bauforschung ist es<br />

dem Teilprojekt gelungen, in hinreichendem Maß<br />

Indizien zur Bauzeiteingrenzung der Stadtmauer<br />

zu finden und Schlussfolgerungen darzulegen. 1<br />

Die Erkenntnisbildung basiert auf Studien<br />

zur Gesamtstruktur der Mauer sowie auf der<br />

detaillierten Beobachtung bestimmter Ausschnitte. 2<br />

Bauwerksanalyse und Besonderheiten<br />

Eine vereinfachte Prinzipskizze der Stadtmauer<br />

verdeutlicht deren zugrundeliegendes Konzept<br />

(Abb. 1): Ein bestimmtes Areal sollte durch<br />

Rundtürme an den Ecken gefasst werden und<br />

pro Seite war genau nur ein repräsentatives<br />

Stadttor vorgesehen. Die Lücken zwischen den<br />

Ecktürmen und Toren wurden durch eine Abfolge<br />

von kleinen und großen Türmen geschlossen.<br />

Allein im Südwesten wurde das Abfolgeprinzip<br />

gezwungenermaßen durchbrochen: Die Türme<br />

39 und 40 sind beide groß, da sie ein Nebentor<br />

flankieren. Diese kleine Regelwidrigkeit wurde<br />

also bereits in der Baukonzeption hingenommen.<br />

Eine andere Abweichung vom Grundkonzept<br />

bleibt jedoch zunächst rätselhaft, nämlich warum<br />

Turm 33 ein großer und nicht ein kleiner Turm ist.<br />

Handelt es sich um einen Umbau?<br />

Vermessung und Baubefunde<br />

Turm 33 ist aufgrund seines Einbindens in die<br />

Kurtine bauzeitlich mit der Stadtmauer. Klar ist<br />

jedoch auch, dass seine Form offenbar noch<br />

nicht Bestandteil des Planungskonzepts war, was<br />

sich an maßlichen Zwängen und Ungereimtheiten<br />

am Übergang zwischen dem Turm und den<br />

Wehrgangsgaleriebögen zeigt. Offenbar sollte<br />

hier ursprünglich ein kleiner Turm stehen (Abb. 2).<br />

Weshalb dieser abgeändert wurde, liegt auf der<br />

Hand: Zwischen Turm 33 und Turm 34 verläuft<br />

der Wasserkanal in die Stadt. Sein verbesserter<br />

Schutz war offenbar plötzlich wichtiger als das<br />

Gestaltungsprinzip der Turmabfolge. Auch der<br />

Wasserkanal selbst ist bauzeitlich, was mehrere<br />

Autoren, die sich mit ihm befasst haben, betonen.<br />

Allerdings zeigen auch die Mauerdurchlässe<br />

bauliche Veränderungen. Die drei ursprünglichen<br />

Kanäle mit einem Querschnitt von jeweils ca. 90<br />

x 70 cm wurden nachträglich auf der Außenseite<br />

unterteilt, so dass hier nur noch sechs schlitzartige<br />

Öffnungen übrig blieben (Abb. 3).<br />

Warum wurden diese Änderungen kurz nach<br />

Baubeginn der Stadtmauer vorgenommen?<br />

Anmerkungen<br />

1 In dieser Kurzdarstellung wird auf ausführliche Nachweise<br />

verzichtet. Der interessierte Leser sei verwiesen auf: Catharine<br />

Hof, Neue Forschungen zur Stadtmauer von Resafa, in:<br />

45. Tagung für Ausgrabungswissenschaft und Bauforschung,<br />

Koldewey-Gesellschaft 45 (Bonn in Vorber.).<br />

2 Ibrahim Salman, Resafa, Syrien. Die Stadtmauer.<br />

Bauforscherische Untersuchungen zu den Türmen 33, 47<br />

und 49. Masterstudienarbeit, <strong>TU</strong> <strong>Berlin</strong>, FG Historische<br />

Bauforschung, Dorothée Sack (<strong>Berlin</strong> 2008).<br />

Schlussfolgerungen<br />

Das ursprüngliche Konzept der Stadtmauer von<br />

Resafa zeugt im Bereich des Wasserdurchlasses<br />

von einer beachtlichen Arglosigkeit der Erbauer.<br />

Amida war zum Baubeginn sicher noch nicht<br />

eingenommen. Nach dessen Fall wurde in<br />

Resafa die Querschnitte der Anfangs üppig<br />

bemessenen Wasserdurchflüsse vermindert und<br />

Abb. 1 Schemaplan des Grundkonzeptes der Stadtmauer von Resafa,<br />

2008. An Position 33 hätte ein kleiner Turm Platz finden sollen.<br />

Abb. 2 Ausschnitt des neuen Vermessungsplans, 2008. Links: Turm<br />

33 als kleiner Turm wie ursprünglich geplant. Rechts: Turm 33 wie<br />

ausgeführt als großer Turm in ungewöhnlich langgestreckter Form.<br />

Abb. 3 Wasserdurchlass zwischen Turm 33 u. 34, 2008.<br />

Oben: Erste Bauausführung mit drei Öffnungen, je ca. 90 x 70 cm<br />

und damit als Schlupfloch für eine Person geeignet.<br />

Unten: Unterteilung durch Zwischenpfeiler auf sechs Durchlässe mit<br />

jeweils nur ca. 30 cm Breite.<br />

Abb. 4 Römisch-Persischer Krieg 502–506, Route der Perser, 2008.<br />

ein zweiter Turm so hergerichtet, dass er bemannt<br />

sein konnte. Deshalb kann der Schluss gezogen<br />

werden, dass der Baubeginn der Stadtmauer vor<br />

dem Krieg, also vor 502, und nicht erst nach 506<br />

anzusetzen ist. Gegen einen Baubeginn nach 506<br />

spricht zudem, dass andere Projekte nach dem<br />

Krieg schlicht sehr viel wichtiger waren als die<br />

Stadtmauer von Resafa. So etwa die Neubauten<br />

Stand der Kenntnisse<br />

Inschriftlich belegt ist Baubeginn der Basilika B<br />

innerhalb der Stadt im Jahr 518. Von denselben<br />

Werkstattverbänden geschaffen, soviel gilt als<br />

nahezu sicher, wurden der Zentralbau und<br />

das Nordtor unserer Stadtmauer. Logische<br />

Erwägungen setzen dabei die Stadtmauer an den<br />

Beginn des Baugeschehens zum Ausbau der Stadt.<br />

Der Römisch-Persische Krieg von 502–506 wird<br />

bislang als auslösendes Moment gedeutet und<br />

damit das Jahr 506 als anscheinend schlüssiger<br />

terminus post quem betrachtet. Auch wenn die<br />

Quellen kaum etwas von Resafa selbst berichten,<br />

sagen sie evtl. mittelbar etwas über sie aus?<br />

Quellenberichte<br />

Der persische Herrscher Kawad I. (488–<br />

531), griff laut des Chronisten Josua Stylites<br />

zusammen mit den verbündeten arabischen<br />

Stämmen der Lakh miden unter der Führung<br />

von Nu‘man II. (499–503) römisches Gebiet<br />

an (Abb. 4). Ohne Gegenwehr ergaben sich<br />

die Städte Theodosiopolis und Martyropolis,<br />

so dass die Perser zügig auf Amida (Dyarbakir)<br />

weitermarschieren konnten. Die Bewohner dort<br />

leisteten als erste erbitterte Gegenwehr, wie der<br />

antike Historiker Zacharias Rhetor berichtet.<br />

Diverse Angriffe auf die Stadtmauer Amidas<br />

konnten vereitelt werden: Rammen, zwei Wälle<br />

sowie ein Tunnel blieben erfolglos. Erst nach drei<br />

für die Belagerer zermürbenden Wintermonaten<br />

brachte eine Beobachtung der Perser die Wende:<br />

ein heimlicher Grenzgänger aus der Stadt<br />

benutzte die Wasserkanäle durch der Mauer, um<br />

raus und wieder rein zu schlüpfen. Zwar wurde<br />

diese Stelle von einem Wachturm gesichert, aber<br />

die wachhabenden Mönche sollen in der Nacht<br />

des Angriffs betrunken eingeschlafen sein. Und so<br />

drangen nun hier persische Soldaten in die Stadt<br />

ein. Ein Massaker wurde an der Bevölkerung<br />

angerichtet und die Stadt völlig geplündert.<br />

Teile der Invasoren setzten ihren Zug dann nach<br />

Westen Richtung Edessa und Batnae fort. Und<br />

Kawad sorgte dafür, dass sich die Nachricht vom<br />

Untergang Amidas wie ein Lauffeuer bei den<br />

Römern verbreitete. Die Einwohner von Edessa<br />

reagierten rasch. Hier wurden beim Herannahen<br />

von Nu‘mans marodierender Männer in aller Eile<br />

die Mauern ausgebessert, die Stadttore blockiert,<br />

Gräben gezogen und die Wasserschleußen<br />

vergittert. Dank dieser Maßnahmen hielt die Stadt<br />

den Angriffen stand. Die wasserbautechnischen<br />

Vorkehrungen machten Schule: Auch für die<br />

505–507 neu errichteten Grenzfeste Dara-<br />

Anastasiopolis sind besondere Sicherungen<br />

des Wasserdurchflusses durch die Stadtmauer<br />

dokumentiert. Auch in Resafa musste reagiert<br />

worden sein.<br />

von Dara und Zenobia oder die Reparaturen in<br />

Amida, Edessa und Batnae. An diesen Orten<br />

wurden die im Ostreich verfügbaren Bauleute,<br />

insbesondere Steinmetze gebraucht. Ein so<br />

ambitioniertes Projekt, wie es das Bauprogramm<br />

von Resafa insgesamt war, konnte nur in einer<br />

ruhigen Zeit und damit vor dem Krieg ersonnen<br />

und mehr noch angegangen worden sein.<br />

JAHRBUCH MSD 2007-09 33


LAUFENDE PROJEKTE<br />

RESAFA, SYRIEN. GEODÄTISCHE GRUNDLAGEN<br />

Geländeaufnahme zur Erstellung eines Digitalen Geländemodells (DGM) des Walls vor der Stadtmauer<br />

Wie bereits im Vorjahr1 fand das Resafa-Projekt<br />

auch im Herbst 2008 in Zusammenarbeit mit<br />

dem Institut für Geomatik (IfG) der Hochschule<br />

Karlsruhe Technik und Wirtschaft statt.<br />

Unter der Leitung von Prof. Dr. Ing. Günter<br />

Hell sorgten die Studenten des Studiengangs<br />

Vermessung und Geomatik, Christian Abendschein<br />

und Johannes Uhl, für die „geodätische<br />

Grundversorgung“ der einzelnen Teilprojekte.<br />

Für die geodätische Datenerfassung wurden die<br />

Tachymeter Leica TCR 703 und TCRM 1<strong>10</strong>3 sowie<br />

das Leica GPS 500 Empfängersystem verwendet,<br />

die Auswertung erfolgte mittels Softwarepaket<br />

Bentley MicroStation V8 bzw. der Applikation Terra<br />

Modeler (Terrasolid Ltd. Finnland) sowie AutoCAD<br />

2005 (Autodesk).<br />

Der Schwerpunkt der geodätischen Arbeiten<br />

im Herbst 2008 war das Teilprojekt 3 (T3),<br />

welches sich mit der Bauforschung zur Klärung<br />

der Entstehung der Stadtmauer und deren<br />

Veränderungen befasst. 2 Zur Stadtmauer gehört<br />

neben der Mauer selbst auch der vorgelagerte<br />

Wall. Die messtechnische Erfassung erfolgte<br />

zwischen Wall und der die Stadt umgebenden<br />

Straße mit differentiellem Realtime GPS; aufgrund<br />

Abb. 2. Oben: 3D-Ansicht des DGMs im Bereich der Nord-Ost-Ecke<br />

des Walls; dargestellt als Dreiecksvermaschung, 2008.<br />

Abb. 3. Mitte: Überlagerung der Dreiecksvermaschung mit farblich<br />

dargestellten Höhenverhältnissen und Schattierung, 2008.<br />

Abb. 4. Unten: Kombination der farblichen Höhendarstellung mit den<br />

aufgenommenen Geländepunkten, 2008.<br />

34<br />

Abb. 1. Resafa, Höhenlinienplan, erstellt durch Kombination der aus dem DGM generierten Höhenlinien mit den vektorisierten Höhenlinien innerhalb<br />

der Stadt, im Original M 1:2000, 2008.<br />

von möglichen Abschattungen der Satellitensignale<br />

im Bereich der Stadtmauer wurde das<br />

übrige Gebiet zwischen Mauer und Wallkrone<br />

mittels elektronischer Tachymetrie erfasst. Die<br />

Messungen geschahen in Zusammenarbeit mit<br />

Catharine Hof (Leitung T3).<br />

Neben der Dokumentation des eigentlichen<br />

Walls wurde zudem Wert auf die detaillierte Erfassung<br />

der Höhenverhältnisse zwischen Wall<br />

und Straße gelegt, da auch wassertechnische<br />

Fragenstellungen im Bereich der Süd- und<br />

Westmauer Ziel von baugeschichtlichen (T3) und<br />

hydrologischen (T2) Untersuchungen waren.<br />

Die Punktdichte und -verteilung der rund 6600<br />

gemessenen Punkte wurde so gewählt, dass sich<br />

daraus Höhenlinien in der Äquidistanz von 0,5m<br />

ableiten lassen.<br />

Die aus den Messungen erzeugten Höhenlinien<br />

wurden mit einem vektorisierten Höhenlinienplan<br />

der 1976 angefertigten Geländeaufnahme<br />

3 des Stadtinneren verknüpft, was eine<br />

Gesamtkartierung der topographischen Verhältnisse<br />

sowohl innerhalb als auch außerhalb der<br />

Stadtmauer ermöglicht (Abb. 1-5).<br />

Ein Beitrag zum Teilprojekt 1 „Archäologische<br />

Karte“ (T1) war die Verdichtung des vorhandenen<br />

Lage- und Höhenfestpunktfeldes im Bereich des<br />

Zentralbaus und des Nordtores (Erkundung,<br />

Vermarkung, Messung, Berechnung und<br />

Dokumentation) zur Erfassung des Bestandes<br />

bzw. Kontrolle vorhandener Pläne. 4<br />

Zur Einpassung bzw. zur geometrischen<br />

Kontrolle der vorhandenen Grundrisspläne<br />

wurden sowohl im Bereich der Großen Moschee<br />

als auch des Zentralbaus Kontrollpunkte<br />

aufgenommen, welche die Grundlage für eine<br />

anschließende digitale Entzerrung der Pläne<br />

waren. Hierbei erfolgte eine Zusammenarbeit mit<br />

Dietmar Kurapkat (Große Moschee) sowie Axel<br />

Schumann und Ibrahim Salman (Zentralbau). 5<br />

Christian Abendschein, Johannes Uhl, Günter Hell<br />

HOCHSCHULE KARLSRUHE - TECHNIK UND WIRTSCHAFT - INSTI<strong>TU</strong>T FÜR GEOMATIK (IfG), PROF. DR.-ING. GÜNTER HELL<br />

TECHNISCHE UNIVERSITÄT BERLIN, FAKULTÄT VI, INSTI<strong>TU</strong>T FÜR ARCHITEK<strong>TU</strong>R, UNIV.-PROF. DR.-ING. DOROTHÉE SACK,<br />

FG HISTORISCHE BAUFORSCHUNG, MASTERS<strong>TU</strong>DIUM DENKMALPFLEGE, STRASSE DES 17. JUNI 152, SEKR. A 58,<br />

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JAHRBUCH MSD 2007-09<br />

Im Zuge des Teilprojekts 2 „Archäologie und Prospektionen<br />

im Umland von Resafa“ (T2) erfolgten<br />

mittels differentiellem GPS Profilmessungen zur<br />

Geländeaufnahme zweier südlich von Resafa<br />

gelegener Wadis, die der Erstellung eines DGMs für<br />

hydrologischer Untersuchungen von Brian Beckers<br />

dienen (Physische Geographie). 6 Diese Aufnahmen<br />

sowie tachymetrische Profilmessungen im Bereich des<br />

Fundpunktes 220, bearbeitet von Christoph Konrad<br />

(Archäologie), sollen – zusammen mit den im Frühjahr<br />

2007 durchgeführten Aufnahmen zur Erstellung des<br />

„Lageplans der modernen Strukturen“ (Jürgen Giese,<br />

Daniela Spiegel) – auch für Höhendarstellungen<br />

und eine Kontrolle der topografischen Karte des<br />

Umlandes 7 verwendet werden.<br />

Mit Hilfe des „Lageplans der modernen Strukturen“<br />

wurde zusätzlich die Georeferenzierung eines<br />

Satellitenbildplans durchgeführt. Es konnte eine<br />

Einpassgenauigkeit für den Planbereich von σ=<br />

+/– 1.2 m (maximale Abweichung 4.3m) bei 21<br />

verwendeten Passpunkten erreicht werden.<br />

1 K. Eberle, B. Sattes, Geodätische Grundversorgung, in: MSD<br />

2006-08, 35.<br />

2 vgl. C. Hof zur Stadtmauer in diesem Heft<br />

3 Geländeaufnahmen im Stadtinneren durch H. Tremel, vgl. T. Ulbert,<br />

Resafa II, 1986, Abb.1.<br />

4 Nordtor: Walter Karnapp, Die Stadtmauer von Resafa, <strong>Berlin</strong> 1976, Abb.<br />

166; Zentralbau: Bauaufnahme W. Wirth 1962, Archiv DAI <strong>Berlin</strong>.<br />

5 Die geometrische Genauigkeit (σ) der Bauaufnahme des<br />

Zentralbaus ist im Hinblick auf den Zeichenmaßstab (M 1: <strong>10</strong>0) als<br />

gut anzusehen (σ= ± 3 cm).<br />

6 vgl. B. Beckers zur Physischen Geographie in diesem Heft.<br />

7 H. Tremel, 1977, vgl. M. Mackensen, Resafa I, 1984, IX.<br />

Abb. 5. C. Abendschein und J. Uhl, tachymetrische Aufnahme des Walls.


LAUFENDE PROJEKTE<br />

RESAFA, SYRIEN. KONSOLIDIERUNGS- UND RESTAURIERUNGSMASSNAHMEN<br />

Basilika A, temporäre Stützkonstruktionen zur Sicherung besonders gefährdeter Bereiche<br />

Die Bausubstanz der im ausgehenden fünften<br />

Jahrhundert errichteten Basilika A ist seit ihrer<br />

Errichtung durch überregionale und lokale<br />

geologische Faktoren gefährdet. Erdbeben und<br />

der durch unterirdische Dolinen geschwächte<br />

Baugrund haben seit Erbauung der Kirche bis<br />

zur Aufgabe der Stadt im13. Jahrhundert bereits<br />

zu umfangreichen Schäden und Sicherungsarbeiten<br />

geführt. Die im Rahmen der Herbstkampagne<br />

2008 durchgeführten Konsolidierungsmaßnahmen<br />

sind eine Fortsetzung verschiedener<br />

Arbeiten der Syrischen Antikendirektion sowie des<br />

Deutschen Archäologischen Institutes, die bis in<br />

die 1960er Jahre zurückreichen. Hauptursache für<br />

die momentane Gefährdung der Bausubstanz sind<br />

neben dem schleichenden Zerfall des Baustoffes<br />

vor allem Senkungen des Baugrundes im östlichen<br />

Bereich der Kirche. Für die aktuellen Maßnahmen<br />

wurden zunächst drei besonders gefährdete<br />

Bereiche ausgewählt (Gutachten Klaus Dierks).<br />

Es handelt sich um jeweils einen Abschnitt des<br />

südlichen und nördlichen Seitenschiffes, der sich<br />

von dem Stützmassiv (Contrefort) löst, und um<br />

die Südarkade des Hauptschiffes direkt neben der<br />

Apsis.<br />

Um eine umgehende Sicherung dieser Wandzonen<br />

zu gewährleisten, die neben der Bewahrung<br />

der Bausubstanz auch die Verkehrssicherheit des<br />

Gebäudes zum Ziel hatte, sind vor Beginn der<br />

Kampagne in <strong>Berlin</strong> hölzerne Bockgerüste für<br />

die entsprechenden Gefahrenbereiche konzipiert<br />

worden (Ingo Eilers/Isabelle Frase). Eine erste<br />

Begehung vor Ort ergab, dass die Pläne der<br />

Bockgerüste teilweise überarbeitet werden mussten,<br />

da sowohl im nördlichen als auch im südlichen<br />

Seitenschiff eine große Anzahl von Mauerquadern<br />

lagert. Die Beräumung der aus Gipsstein bestehenden<br />

Blöcke mit den in Resafa zur Verfügung stehenden<br />

Mitteln hätte eine größere Gefahr für<br />

deren Substanz bedeutet, als diese an ihrem Ort zu<br />

belassen und als Substruktion sowie als Widerlager<br />

für die temporären Stützkonstruktionen zu nutzen.<br />

Durch die Modifikationen im nördlichen sowie<br />

südlichen Seitenschiff, wurden die Konstruktionen<br />

kürzer und es konnte teures Holz eingespart<br />

werden (Beratung Frithjof Berger).<br />

Als problematisch erwies sich bereits vor Beginn<br />

der Kampagne die Beschaffung geeigneter<br />

Bauhölzer. Die in der ersten Planung favorisierte<br />

Verwendung von gesägten Balken konnte nicht<br />

realisiert werden, da weder Hölzer entsprechender<br />

Länge noch entsprechenden Querschnittes in<br />

Basilika A, Lage der Gefahrenbereiche, an denen im Herbst 2008<br />

temporäre Konsolidierungsmaßnahmen durchgeführt wurden.<br />

Temporäre Stützkonstruktion an der Südarkade des Hauptschiffes<br />

neben der Apsis, Ausführungsplanung, Sept. 2008 (I. Frase).<br />

der näheren Umgebung von Resafa zu beschaffen<br />

waren. Es war daher von Nöten, die bis zu acht<br />

Meter langen Balken vor Ort aus drei Lagen<br />

Bohlen von bis zu sechs Metern Länge herzustellen.<br />

Die Binder wurden im Hof des Grabungshauses<br />

vorgefertigt (genagelt und geschraubt), das genaue<br />

Zusägen der gefertigten Balken erfolgte jedoch erst<br />

unmittelbar vor dem Aufrichten des Bockgerüstes<br />

in der Basilika.<br />

Die für die Bauarbeiten benötigten Werkzeuge<br />

wurden zum größten Teil aus Deutschland mitgebracht.<br />

In Syrien wurden vor allem das Holz und<br />

die Nägel gekauft. Das Schwinden der Hölzer<br />

führte zu einer geringfügigen Verdrehung, die beim<br />

Aufrichten der Konstruktionen berücksichtigt werden<br />

musste. Als günstig erwies sich dabei die bereits<br />

zuvor entschiedene Verbindung der einzelnen<br />

Elemente durch Knaggen und Laschen. Diese<br />

einfache, klassische Verbindung erlaubt einerseits,<br />

eventuelle Verformungen auszugleichen und ihre<br />

Herstellung bedarf andererseits keinerlei spezielle<br />

Kenntnisse des Zimmermannshandwerkes. Es ist<br />

bei der Planung stets darauf geachtet worden,<br />

dass die Arbeiten mit den in Syrien vorhandenen<br />

technischen Möglichkeiten und mit in Resafa<br />

und Umgebung lebenden, ungelernten Arbeitern<br />

durchgeführt werden können (Koordination Tobias<br />

Horn/Chafiq Hamzé).<br />

Temporäre Stützkonstruktion im südlichen Seitenschiff, Ausführungsplanung,<br />

Sept. 2008 (I. Frase).<br />

Isabelle Frase, Tobias Horn<br />

TECHNISCHE UNIVERSITÄT BERLIN, FAKULTÄT VI, INSTI<strong>TU</strong>T FÜR ARCHITEK<strong>TU</strong>R<br />

UNIV.-PROF. DR.-ING. DOROTHÉE SACK, FACHGEBIET HISTORISCHE BAUFORSCHUNG, MASTERS<strong>TU</strong>DIUM DENKMALPFLEGE,<br />

STRASSE DES 17. JUNI 152, SEKR. A 58, <strong>10</strong>623 BERLIN, TEL. 030-314-796 11, MAIL: msd@tu-berlin.de<br />

Temporäre Stützkonstruktion an der Südarkade des Hauptschiffes<br />

neben der Apsis, Sept. 2008 (Foto T. Horn).<br />

Für das Aufrichten stand ein altes, bereits in<br />

früheren Restaurierungsmaßnahmen verwendetes<br />

Gerüstsystem aus Wasserrohren zur Verfügung,<br />

welches von den Arbeitern für die entsprechenden<br />

Aufstellungsorte modifiziert werden konnte. Das<br />

Bockgerüst selbst ist mit zunehmenden Baufortschritt<br />

als Arbeitsgerüst genutzt worden. Für<br />

die Begehbarkeit und Sicherheit der Arbeiter war<br />

es daher unumgänglich, das vor der Südarkade<br />

stehende Contrefort von Schutt- und Staubschichten<br />

zu bereinigen.<br />

Im Laufe der Arbeiten zeigte sich deutlich, dass<br />

die Arbeitsprozesse von den syrischen Arbeitern<br />

zunehmend schneller absolviert werden konnten<br />

und auch die Ausführung der handwerklichen<br />

Arbeit schrittweise besser wurde. Besonders die<br />

jüngeren Arbeiter wurden durch die Übernahme<br />

von Verantwortung für einzelne Teilaufgaben<br />

stark motiviert. Die Einbeziehung der örtlichen<br />

Bevölkerung hat nicht nur positive Auswirkung<br />

auf deren Kenntnisse und handwerklichen<br />

Fähigkeiten, sondern befördert auch durch die<br />

Identifikation mit ‚ihrer Baustelle‘ die Akzeptanz<br />

und Nachhaltigkeit der Arbeiten vor Ort.<br />

Erste Vorschläge zur dauerhaften Sicherung der<br />

Basilika A konnten bei einem Workshop vor Ort<br />

bereits vorgestellt werden (Martin Klessing/Frithjof<br />

Berger).<br />

Temporäre Stützkonstruktion im südlichen Seitenschiff, Sept.<br />

2008 (Foto I. Frase).<br />

JAHRBUCH MSD 2007-09 35


LAUFENDE PROJEKTE<br />

RESAFA, SYRIEN. KONSOLIDIERUNGS- UND RESTAURIERUNGSMASSNAHMEN<br />

‚Zentralbau‘, präzise 3D-Bestandsdokumentation mittels Terrestrischem Laserscanning (TLS)<br />

Im Rahmen des Teilprojekts 4: „Vorbereitende<br />

Untersuchungen, Planungen und Ausführung von<br />

Konsolidierungs- und Sicherungsmaßnahmen“ 1<br />

stand diese Messkampagne unter der Zielsetzung<br />

„Präzise 3D-Bestandsdokumentation des so<br />

genannten Zentralbaus mittels Terrestrischem<br />

Laserscanning (TLS)“ als geometrische Grundlage<br />

für spätere Restaurierungsmaßnahmen.<br />

Der ‚Zentralbau‘, welcher heute als Bischofs-<br />

oder Metropolitenkirche interpretiert wird,<br />

entstand zu Beginn des 6. Jahrhunderts im<br />

Rahmen intensiver Bautätigkeiten, als sich<br />

Resafa zu einem bedeutenden Pilgerzentrum zu<br />

Ehren des Märtyrers Sergios entwickelte. 2<br />

Vorbereitung<br />

Als Voraussetzung für die 3D-Bestandsdokumentation<br />

bzw. die Georeferenzierung des<br />

Zentralbaus mit dem terrestrischen Laserscanner<br />

war die Erweiterung des Ingenieurnetzes in Lage<br />

und Höhe in diesem Bereich notwendig. Für diese<br />

Arbeiten wurden, identisch zur Messkampagne<br />

2006, das digitale Präzisionsnivellier DNA03 und<br />

der Präzisons-Tachymeter TCRP1201 von Leica<br />

Geosystems mit Einprismen-Präzisionsreflektoren<br />

ausgewählt.<br />

Resafa,Terrestrischer Laserscanner Z+F IMAGER 5006 mit adaptierter<br />

Kamera im Einsatz vor dem Zentralbau, 2008 (M. Gussone)<br />

Zur 3D-Erfassung wurde erstmalig in Syrien<br />

der Laserscanner IMAGER 5006 der Firma<br />

Zoller+Fröhlich (Z+F) benutzt. Im Gegensatz<br />

zu dem im Jahr 2006 eingesetzten terrestrischen<br />

Laserscanner mit Impulslaufzeitverfahren, bestimmt<br />

der IMAGER 5006 die Entfernung nach dem<br />

Phasenvergleichsverfahren. Dies ermöglicht eine<br />

vielfach höhere Messrate und Genauigkeiten im<br />

Millimeterbereich. Zur Verknüpfung und Registrierung<br />

der einzelnen Scans kam ein leistungsstarker<br />

Laptop mit 4 GB Arbeitsspeicher zum Einsatz.<br />

Präzisionsnivellement: Erweiterung des Ingenieurnetzes, 2008.<br />

Die abgebildeten neun Festpunkte wurden hochpräzise bestimmt.<br />

Der Höhenanschluss erfolgte an den Punkt <strong>10</strong>4 des Bezugsrahmens<br />

außerhalb der Stadt.<br />

36<br />

Messdurchführung<br />

Aufbauend auf dem im Jahr 2002 angelegten<br />

Ingenieurnetz 3 erfolgte eine Erweiterung in Richtung<br />

Nord-Westen zum Zentralbau. Im Außenbereich<br />

um den Zentralbau wurden vier, im Innenraum ein<br />

weiterer Punkt als Netzpunkte erkundet und durch<br />

Messingstehbolzen mit Zentrierbohrung vermarkt.<br />

Das Präzisionsnivellement wurde, mit Anschluss an<br />

das bestehende Ingenieurnetz, innerhalb und zur<br />

Stützung außerhalb des Zentralbaus, durchgeführt.<br />

Die neuen Höhen der Festpunkte konnten<br />

hochpräzise im Messmodus Rück-Vor-Vor-Rück<br />

mehrfach mit dem Präzisons-Digitalnivellier DNA 03<br />

von Leica Geosystems bestimmt. Als Voraussetzung<br />

für die 3D-Erfassung und Georefrenzierung des<br />

Zentralbaus mit dem terrestrischen Laserscanner,<br />

wurden alle vorab vermarkten Punkte durch eine<br />

hochgenaue tachymetrische Netzmessung mit dem<br />

TCRP 1201 von Leica Geosystems bestimmt. Für<br />

eine bestmögliche Bestandsdokumentation des<br />

Zentralbaus in der vorgegebenen Zeit mit dem<br />

terrestrischen Laserscanner IMAGER 5006 wurden<br />

insgesamt 28 Standpunkte in unterschiedlicher Höhe<br />

ausgewählt. Entsprechend der jeweiligen Entfernung<br />

zum Messobjekt kamen die Auflösungsstufen „high“<br />

und „superhigh“ zur Anwendung.<br />

Zusätzlich zu den einzelnen Scans sind mit der<br />

adaptierten Digitalkamera pro Standpunkt 28<br />

digitale Photos angefertigt worden. Diese dienen<br />

Übersicht der Scannerstandpunkte u. Punkte zur Registrierung, 2008.<br />

Vollständigkeit und Anzielung von möglichst vielen Zielzeichen waren<br />

Kriterien der Standpunktwahl, um die Verknüpfung der einzelnen<br />

Punktwolken und die Georeferenzierung zu gewährleisten.<br />

Hans Heister, Manfred Stephani, Wolfgang Liebl, Armin Sternberg<br />

PROF. DR.-ING. HABIL. HANSBERT HEISTER, UNIVERSITÄT DER BUNDESWEHR MÜNCHEN, INSTI<strong>TU</strong>T FÜR GEODÄSIE,<br />

WERNER-HEISENBERG-WEG 39, D 85577 NEUBIBERG, TEL. +49 89 60043433, FAX. +49 89 60043904<br />

UNIV.-PROF. DR.-ING. DOROTHÉE SACK, FACHGEBIET HISTORISCHE BAUFORSCHUNG, MASTERS<strong>TU</strong>DIUM DENKMALPFLEGE,<br />

<strong>TU</strong> BERLIN, STRASSE DES 17. JUNI 152, SEKR. A 58, <strong>10</strong>623 BERLIN, TEL. 030-314-796 11, MAIL: msd@tu-berlin.de<br />

JAHRBUCH MSD 2007-09<br />

Ausschnitt einer 3D Punktwolke, Ansicht in Z+F LaserControl, 2008.<br />

der Orientierung des Nutzers, erlauben aber auch<br />

automatisiert die Einfärbung der Punktwolken mit<br />

den Echtfarbinformationen durch Farbmapping.<br />

Die gesamte Datenmenge aller erfassten Punkte<br />

liegt bei etwa 17 Gigabyte. Hierbei umfasst ein<br />

Scan jeweils mehrere Millionen Punkte. Eine Visualisierung<br />

des Datenbestands ist bei der vorliegenden<br />

Punktdichte nur bedingt zu empfehlen.<br />

3D-Darstellung<br />

Nach Abschluss der Registrierung und Georeferenzierung<br />

liegt ein bereinigter Datensatz in<br />

dem LaserControl Format *.zfs vor. Dieser kann<br />

zur weiteren Verwendung, beispielsweise in CAD<br />

Programmen, standpunktweise in verschiedene<br />

Formate exportiert werden. Zu beachten ist jedoch,<br />

dass ein leistungsstarker PC notwendig ist, um die<br />

enormen Datenmengen zu bearbeiten.<br />

Anmerkungen<br />

1 Sack, Dorothée; Gussone, Martin.; Siegel, Ulrike: Resafa/<br />

Syrien, Pilgerstadt und Kalifenresidenz: Die Stadt intra und<br />

extra muros – Die fünf Teilprojekte der Projektphase 2006<br />

- 20<strong>10</strong>, in: MSD Jahrbuch 2005-07, 18.<br />

2 Böwe, Lukas; Horn, Tobias: Resafa-Sergiupolis, Syrien. Zentralbau:<br />

Bauarchäologische und konservatorische Untersuchungen am<br />

Nordostturm, in: MSD Jahrbuch 2006-08, 77.<br />

3 Kowoll, Dennis; Sternberg, Armin: Deformationsmessungen an der<br />

Basilika A, Resafa, Syrien mit Hilfe konventioneller Messmethoden<br />

und durch Einsatz von terrestrischem Laserscanning (TLS),<br />

Diplomarbeit Uni BW München-Neubiberg, 2007.<br />

Präzisons-Tachymetrie. Anschluss an das Resafa-Netz, 2008.<br />

Für die Neumessung wurden die fünf Netzpunkte 700 - 704<br />

als Standpunkte verwendet. Mehrere Punkte des vorhandenen<br />

Resafa-Netzes wurden als Anschlusssichten angezielt.


LAUFENDE PROJEKTE<br />

RESAFA, SYRIEN. KONSOLIDIERUNGS- UND RESTAURIERUNGSMASSNAHMEN<br />

‚Zentralbau‘ – Bauarchäologische Untersuchung und Planung einer Teil-Anastilosis<br />

Einführung<br />

Der heute als Kathedrale interpretierte so genannte<br />

Zentralbau von Resafa-Sergiupolis (Abb. 1)<br />

entstand im Zuge einer regen Bautätigkeit wahrscheinlich<br />

im ersten Viertel des 6. Jhs. n. Chr. Seine<br />

charakteristische Grundrissform kombiniert den<br />

längsgerichteten Baukörper einer dreischiffigen<br />

Basilika mit einem zentralisierenden Tetrakonchos,<br />

der aus halbkreisförmigen Exedren besteht, die<br />

um das Mittelschiff herum angeordnet sind. 1 Nach<br />

seiner Ausgrabung in den Jahren 1956-61 unter der<br />

Leitung von J. Kollwitz und der dabei durchgeführten<br />

Bauaufnahme, steht das Gebäude in jüngster Zeit<br />

stärker im Blickpunkt: Im Jahr 2007 beschäftigte<br />

sich eine Abschlussarbeit des Masterstudiums<br />

Denkmalpflege an der <strong>TU</strong> <strong>Berlin</strong> vor allem mit<br />

konservatorischen Problemen des ruinösen<br />

Gebäudes. 2 Im Herbst 2008 begannen zudem zwei<br />

Dissertationen, die sich auf Basis einer gemeinsam<br />

durchgeführten Bauaufnahme mit unterschiedlichen<br />

Aspekten der Kirche beschäftigen. Ibrahim Salman<br />

erarbeitet ein Konzept für eine teilweise Anastilosis<br />

der im Mittelschiff liegenden Säulen und Bauteile<br />

sowie zu deren Konservierung. Bei der als<br />

bauarchäologische Untersuchung angelegten<br />

Arbeit von Axel Schuhmann steht dagegen eine<br />

liturgie-, architektur- und kunstgeschichtliche<br />

Einordnung des Gebäudes im Mittelpunkt.<br />

Abb. 1: Blick in die Apsis des Zentralbaus. Links: Säule in Versturzlage,<br />

rechts: sekundäre Einbauten. Zustand August 2008.<br />

Durchgeführte Arbeiten<br />

Zunächst wurden die Bauteile der Exedren durch ein<br />

Nummerierungssystem geordnet, das ihre genaue<br />

Zuordnung und Verortung erlaubt. ( Abb. 2)<br />

Für die Bauaufnahme wurde das Messnetz innerhalb<br />

der Stadt rund um den Zentralbau verdichtet. Es<br />

diente als Grundlage für die Überprüfung des<br />

vorhandenen Grundrisses auf seine Genauigkeit.<br />

Die tachymetrisch durchgeführten Messungen<br />

ergaben eine durchschnittliche Abweichung des<br />

1962 von W. Wirth fertig gestellten Planes um etwa<br />

vier Zentimeter. Angesichts des Originalmaßstabes<br />

von 1:<strong>10</strong>0 liegt dies in einem zu vertretenden<br />

Rahmen. Auf Grundlage der vorgenommenen<br />

Messungen wurde der Plan photogrammetrisch<br />

entzerrt und anschließend vektorisiert. 3<br />

Abb. 2: Grundriss des Zentralbaus nach W. Wirth. Ergänzt um sog. Iwanhaus, Teile späterer Einbauten und Säulen in Versturzlage, 2008.<br />

und Bebauung aus sekundärer Nutzung) in den<br />

Grundriss aufgenommen.<br />

Einzelne Bauteile aus dem Ursprungsbau wie<br />

Postamente bzw. Basen und die dazugehörigen<br />

Säulen aus den Exedren wurden im Handaufmass<br />

im Maßstab 1:<strong>10</strong> gezeichnet (s. Abb. 3 und 4):<br />

Dadurch ließen sich die in größerem Maßstab<br />

vorliegenden Pläne an einigen Stellen um wichtige<br />

Details ergänzen. Auch diese wurden digital<br />

umgezeichnet, wodurch nun alle Pläne und<br />

Zeichnungen in digitaler Form vorliegen.<br />

Zukünftige Arbeiten<br />

Die begonnene Bauaufnahme stellt die Grundlage<br />

für weitergehende Arbeiten im ‚Zentralbau‘ dar:<br />

So sollen in einem nächsten Schritt Erkenntnisse<br />

über die Bauphasen und mögliche Änderungen<br />

Ibrahim Salman, Axel Schuhmann<br />

TECHNISCHE UNIVERSITÄT BERLIN, FAKULTÄT VI, INSTI<strong>TU</strong>T FÜR ARCHITEK<strong>TU</strong>R<br />

UNIV.-PROF. DR.-ING. DOROTHÉE SACK, FACHGEBIET HISTORISCHE BAUFORSCHUNG, MASTERS<strong>TU</strong>DIUM DENKMALPFLEGE,<br />

STRASSE DES 17. JUNI 152, SEKR. A 58, <strong>10</strong>623 BERLIN, TEL. 030-314-796 11, MAIL: msd@tu-berlin.de<br />

in der Planung des Gebäudes gewonnen werden.<br />

Über Vergleiche mit ähnlichen Bauten und der<br />

dazugehörigen Literatur soll das Gebäude zudem<br />

in einen größeren historischen Zusammenhang<br />

gestellt werden.<br />

Außerdem ist sie Ausgangspunkt für eine<br />

zeichnerische Visualisierung des einstigen<br />

Aussehens der Säulenstellungen im Mittelschiff,<br />

die bei einer günstigen Prognose der Machbarkeit<br />

als Konzept für eine zukünftige Anastilosis dieses<br />

Bereiches dienen könnte.<br />

Anmerkungen<br />

1 G. Brands, Die Bauornamentik von Resafa-Sergiupolis, Resafa<br />

6 (Mainz 2002) 121-179<br />

2 Eine Zusammenfassung der Arbeit findet sich in: D. Sack u. a.<br />

(Hrsg.), Jahrbuch MSD 2006-08 (<strong>Berlin</strong> 2008) 77<br />

3 Für die Einrichtung des Messnetzes und die Entzerrung des<br />

Grundrisses ist Chr. Abendschein, Prof. G. Hell und J. Uhl (alle<br />

Hochschule Karlsruhe Technik und Wirtschaft) zu danken.<br />

Ziele der Bauaufnahme<br />

Die Bauaufnahme sieht neben der Überprüfung<br />

der existierenden Pläne eine verformungsgetreue<br />

Dokumentation der bisher nicht in den Plänen<br />

verzeichneten Bauteile vor. Dazu wurden die<br />

vermutlich noch in Versturzlage befindlichen<br />

Säulen, die sekundären Fußbodenplatten aus<br />

rotem Kalkstein und Gebäudeteile, die nicht zum<br />

Ursprungsbau gehören (‚Iwanhaus‘ in der SW-Ecke Abb. 3: Zentralbau, Basis 5, im Original M 1: <strong>10</strong>, 2008. Abb. 4: Zentralbau, Basis 12, im Original M 1: <strong>10</strong>, 2008.<br />

JAHRBUCH MSD 2007-09 37


LAUFENDE PROJEKTE<br />

RESAFA, SYRIEN. SITE MANAGEMENT<br />

Konzeption und Layout der Schautafeln. Abstimmungsprozesse und gestalterische Lösungen<br />

Einleitung<br />

Im Teilprojekt 5 „Die Touristische Erschließung der<br />

Ruine – Site Management“ wurde ein Konzept für<br />

die umfassende Information der Besucher entwickelt,<br />

1 welches nun schrittweise umgesetzt wird.<br />

Dazu gehören ein Faltblatt zur Besucherführung,<br />

Schautafeln im Gelände zur Erläuterung einzelner<br />

Monumente, die Erarbeitung eines Archäologischen<br />

Führers sowie eine Ausstellung zur Stadtgeschichte<br />

und ihrer Erforschung im zukünftigen,<br />

zur Zeit von der syrischen Antikenverwaltung in<br />

Planung befindlichen Besucherzentrum außerhalb<br />

des Ruinengeländes.<br />

Im Zentrum der Arbeiten 2008 und 2009 stand<br />

die Erstellung des Faltblatts sowie die Detailkonzeption<br />

der Schautafeln.<br />

Abb. 1 Resafa, Plan der Stadt intra muros, 2008.<br />

Die gepunktete Linie zeigt den Besucherweg durch die Ruine,<br />

die schwarzen Punkte die Monumente, vor denen Schautafeln<br />

aufgestellt werden sollen.<br />

Survey<br />

Um ein verbindliches Konzept für die Gestaltung<br />

der Schautafeln entwickeln zu können, das sowohl<br />

die Eigenheiten des Ortes Resafa berücksichtigt<br />

als auch die bisher in Syrien an anderen<br />

Orten umgesetzten Konzepte mit einbezieht,<br />

wurde zunächst ein Survey verschiedener archäologischer<br />

Stätten (Bosra, Ebla, Aleppo, Qalaat<br />

Sahiyun, Qatna und Krak des Chevaliers)<br />

durchgeführt, in denen in den vergangenen<br />

Jahren Schautafeln aufgestellt wurden. Diese<br />

Schautafeln wurden nach verschiedenen Kriterien<br />

(Aufstellungsort, Materialbeständigkeit,<br />

Layout (Aufteilung des Platzes, Abbildungen,<br />

Lesbarkeit der Texte) beurteilt und daraus Gestaltungsrichtlinien<br />

für unsere Tafeln entwickelt.<br />

Abstimmung mit allen Beteiligten<br />

Die Ergebnisse des Surveys, die ersten Gestaltungsentwürfe,<br />

die endgültigen Layouts sowie<br />

die technischen Lösungsvorschläge für die Rahmenkonstruktion<br />

wurden in regelmäßigen Abständen<br />

mit der Antikenverwaltung in Damaskus<br />

abgestimmt und entsprechend modifiziert. Vor<br />

Ort wurde im Sommer 2008 gemeinsam über<br />

den genauen Aufstellungsort der ersten drei Tafeln<br />

entschieden. Im Jahr 2009 soll die Aufstellung<br />

der Tafeln im Gelände erfolgen.<br />

Anmerkungen<br />

1 vgl. Mollenhauer, Anne et al.: Resafa/Syrien, Site Management.<br />

Ein Konzept für die touristische Erschließung des Ruinengeländes,<br />

in: MSD 2005-07, <strong>Berlin</strong> 2007, 23.<br />

38<br />

Layoutkonzeption und Rahmenkonstruktion<br />

Eine grundlegende Vorgabe der syrischen Antikenverwaltung,<br />

die die Layoutkonzeption beeinflusste,<br />

war die Präsentation der Texte in drei<br />

Sprachen (englisch, arabisch und französisch).<br />

Das Format der Tafeln (hochrechteckig, 1750mm<br />

x 60mm) und die grundsätzliche Layout wurde<br />

von den von der Antikenverwaltung entwickelten<br />

Tafeln übernommen, um ein ähnliches Erscheinungsbild<br />

der Schautafeln in den archäologischen<br />

Stätten Syriens zu erhalten.<br />

In der Kopfzeile der Tafel befinden sich die Überschrift<br />

sowie eine Übersichtskarte des Ruinengeländes<br />

mit der Markierung des Standorts des<br />

beschriebenen Gebäudes. Darunter befinden<br />

sich in zwei Spalten die englische und arabische<br />

Kurzbeschreibung des Monuments. Unter ihr,<br />

etwas unterhalb der Brusthöhe des Betrachters,<br />

liegt ein Block mit Abbildungen (Grundrissen,<br />

Ansichten, Schnitten, Skizzen), darunter der französische<br />

Textblock. Die Fußzeile bilden die Logos<br />

der beteiligten Institutionen, Deutsches Archäologisches<br />

Institut (DAI) und Syrische Antikenverwaltung<br />

(DGAMS).<br />

Für die Gestaltung der Rahmenkonstruktion waren<br />

zwei Faktoren ausschlaggebend: sie sollte<br />

aus lokal verfügbaren Materialien und von lokal<br />

ansässigen Handwerkern anzufertigen sein.<br />

Die Basis der Konstruktion bildet ein Betonfuß<br />

(1200mm x 600mm x 500mm), sechs<br />

Schrauben (8mm) werden in den Betonfuß<br />

eingelassen. Der Metallkörper (8mm Stärke) Abb. 3. Axonometrie der Rahmenkonstruktion, 2008.<br />

� � ���� ���� ������� � ������ ���<br />

The City Wall and its North Gate 3<br />

L’ Enceinte et sa Porte du Nord<br />

The impressing city wall of Resafa was built in the ���� ������� ��� ���� ����� ����� ����� �� ������ ����� ��� ��� ������<br />

beginning of the 6th century. All sides together are 1,8 ����� � ���� ���� �� ����� � ����� 50 ���� �� 1,8 ����� ���<br />

km long and the wall has ��y alternating small and .����� ���� �� �� ���� ��� ��� ������ ���� ������ �������<br />

large towers - all made of glaring white gypsum stone. ���� ���� �� ��� ������ ��� ������ ��� ���� ���� ���� ���<br />

Originally the wall was three stories high. Loopholes �� �� ���� ��� ����� ��� ������� ������ ��� ���� ��������<br />

from which archers could �re arrows are accessible all<br />

.������ �� ������ ������ ���� ���� ��� ���� �����<br />

along the wall through the preserved galleried ���� ���� �� ������� ������ ������� ���� ������ ���� ��� ������<br />

wall-walk. Each of the four city wall sides has one<br />

.������ � ���� ���� ���� ��������<br />

major gateway, the North Gate is the most elaborate.<br />

:�������� � ��������<br />

The North Gate:<br />

������ �������� ������ ��� ���� ��� �� ������ ��� ���� ������ ����<br />

Visitors of all times mainly approached the city coming �� ����� � ������ ����� ������ �� ����� ����� �������<br />

from the north through this main gate. Two towers ����������� ����� ��� ���� .������ ����� ������ ����� ��� ����<br />

�ank the gate’s courtyard of which the north wall is ��� ������ ���� �������� ������� ������ � ����� ����� ������<br />

destroyed. But the inner wall with the precious façade<br />

.���� �� ��� �����<br />

is preserved vey well. Despite some defensive features, ����� ����� ���� �� ������� ������ ����� �� ���� �� ���<br />

such as the arrow slits from the �anking towers, the �������� ��� ���� � ��������� ��� ������� ���� �����(���� ��� ���� �����)<br />

overall impression of the gate is an inviting one, ������� ��� ����� .������� �� ������ ��� ������ ������� ����<br />

welcoming pilgrims and visitors into the city. The three ������ ���� �� ���� �� ��� ���� ������ ����� ����� ���� �������� �<br />

arches of the city entrance wall resemble the motive of ���� ����� �������� ��������� ��� �������� ������ ������<br />

triumphal arches, like the Arch of Constantine in ��� �� ������� ��� ���� �������� ������ �� ����� ������ ������<br />

Rome. Each arch is framed by a pair of columns that<br />

.���������<br />

carry a continuous arcade cornice, which runs around ��� ����� ����� ������ ��������� ������ �� ��� ��� ��� �� �����<br />

the corners on the east and west walls forming an ��� ������ ��� ���� ����� ������ �������� ��� ���� ����� ����<br />

architrave carried by pillars. The decorative order is<br />

.������ ���� ��� �����<br />

Corinthian in Syro-Mesopotamian style. Similar ����� ����� ���������� ��� ��������� ��������� ������� ��� �����<br />

architectural pieces as here in the North Gate can be ���� ���� ��� ��� ��� ��� .B ���������� � ������ ������ ����� ���<br />

seen in the city at the Tetraconch church [6] and ���� ������ �� ����� ����� �������� ��� ������ ����� �� ������<br />

Basilica B [15]. This indicates that the same workmen’s<br />

.������� ��<br />

groups of masons and stonecu�ers where working on ������� ���� ����� ����� ���� ��� ������ ������ ��� ���<br />

these three monuments. Look for one of the most<br />

.����� � ���� ������ � �������� ��� �����������<br />

precious architectural pieces here in the North Gate:<br />

the column capital to the le� of the main arch way.<br />

City wall at the southeast ������ ������ ���� ���� �� ��� ��� �� ���� ���� �� ������� ������� �� ����� �����<br />

L'enceinte au sud-est<br />

Exterior view<br />

Vue de l'extérieure<br />

����� �� ��� �����<br />

L'enceinte impressionante de Resafa était<br />

probablement érigée au début du VIème siècle. Avec<br />

une longeur totale du 1,8 km elle renferme une surface<br />

d'environ 500m x 400m. Ses murs sont renforcé par<br />

cinqante tours petit et large disposé en alternance et<br />

construits entièrement en pierre de gypse blanc. A<br />

l'origine les murs d'enceinte consistaient de trois étages<br />

accessibles par des chemins de ronde. Toutes le tours et<br />

galeries sont munies des créneaux qui perme�aient aux<br />

archers de défendre la ville.<br />

La Porte du Nord<br />

Aux quatre cotés de l’enceinte se trouvent des portes<br />

principales, la porte du nord étant la plus imposante. A<br />

chaque époque les visiteurs s’approchaient à la ville du<br />

coté nord entrant par ce�e porte principale. Elle est<br />

�anquée par deux tours et munit d’une avant-cour. A<br />

l’intérieure de la cour s’élève la façade la plus<br />

ornementée de l’enceinte qui est particulièrement bien<br />

conservée jusqu’à nos jours. A part de quelques<br />

������������ ��������� ���������� �����������<br />

Directorate General of Antiquities and Museums<br />

Direction Générale des Antiquités et des Musées<br />

������ ����� ����<br />

German Archaeological Institute<br />

Institut Allemand d’Archéologie<br />

éléments militaires, comme les créneaux, l’impression<br />

générale de l'ensemble de la porte du nord est<br />

accueillante pour les pèlerins et visiteurs. L’entrée à la<br />

ville est composé de trois baies ressemblant au motive<br />

de l’arc de triomphe et à comparer à l’Arc de Constantin<br />

à Rome. Les baies sont encadrées par une pair de<br />

colonnes qui portent un cordon horizontal. L’ordre<br />

décoratif est corinthien de style syro-mésopotamien.<br />

Ce�e moulure continue autour les angles à l'est et<br />

l'ouest et forme une architrave soutenue par des<br />

pilastres. Des détails architecturaux similaires se<br />

trouvent dans la ville sur les façades de l' «Eglise<br />

quadrilobée» [6] et la «Basilique B» [15] et indiquent<br />

que l'enceinte et ces deux églises sont édi�é par les<br />

même groupes de maçon et tailleurs de pierres.<br />

Voir le détail le plus précieux de la porte du nord: le<br />

chapiteau de la colonne qui est à l'est de la baie<br />

principale.<br />

Abb. 2. Layout der ersten drei Schautafeln, die 2009 aufgestellt werden sollen, 2008.<br />

Anne Mollenhauer<br />

TECHNISCHE UNIVERSITÄT BERLIN, FAKULTÄT VI, INSTI<strong>TU</strong>T FÜR ARCHITEK<strong>TU</strong>R<br />

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JAHRBUCH MSD 2007-09<br />

3<br />

Interior view<br />

Vue de l'intérieure<br />

������ �� ��� �����<br />

�� Reconstruction of the North Gate Reconstruction de la Porte du Nord<br />

�� ���� ���� ���� ���� �������� �������� �� ����� ��� �� ����� �����<br />

N 0 5 m<br />

View from the city<br />

Vue de l'intérieure de la ville<br />

������ ���� �� ��� �����<br />

����<br />

»Khan« / Caravanserai<br />

»Khan« / Caravansérail<br />

8<br />

8<br />

������������ ��������� ���������� �����������<br />

Directorate General of Antiquities and Museums<br />

Direction Générale des Antiquités et des Musées<br />

������ ����� ����<br />

German Archaeological Institute<br />

Institut Allemand d’Archéologie<br />

D ����������<br />

Basilica D<br />

Basilique D<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

Resafa was not only the city of pilgrims and a post of �������� ������� �� ����� ����� ����� ��� ���������� ��� ��<br />

soldiers but also an important trading centre ������� ����� �������� ��� .������ ������ ������ ����� ���� ���� �����<br />

(emporium). It lays close to the intersection of two ������ ��� ��� ���� �� ������ ��� ���������� ���� ���� ����� ���<br />

major trading routs running north to south from ��� (����� �������� ������ Samosata) ������� ����� ��<br />

Samosata (modern Samsat/Turkey) over the Euphrates ��� �� ���� �� ���� ��� ����� .���� ������������� ������ ������<br />

to Palmyra and further to Damascus and east to west (����� ������� �� ������ Circesium) ���������� ����� �����<br />

connecting Circesium (near modern Busayrah) with .��� ���� ���� (�������� ������� �Antiochia) �������� ��������<br />

Antiochia (modern Antakya/Turkey) and continuing to ����� ��� ������ ������ ����� ����� ��� ��������� ����<br />

the coast. Merchandise was transported mainly by ���� ��� ����� �� .�������� �� ���� �� ��� ���� ������� ������<br />

camel and the trader’s caravans were o�en ��� .������� ����� ��� ��� ��������� �� ������ ����<br />

accompanied by soldiers and pilgrims. In a day’s ������ � ���� ���� ���� ���� ������ ����� �� ����� ���������<br />

travelling distance special hostels, so-called cara- ��� ���� ��� ������� �� ��� ���� ���������� �������� ���������<br />

vansaries (khan) gave shelter for the group. This ����� ���� �� ������� ��� ��� ������ ������� ��� ��.����<br />

building here seems to have been such an caravansary. ��� ���� ������ ��� �� ���� ����� ��27x25 ������ ������� �� ����<br />

It is an almost square building, measuring about 25 m x ����� ���� ������� ����� �� ����� ��� ����� ������� �����<br />

27 m, with its entrance from the west. This opened into ������ ��� ��� ���� ��������� �� ���� ������ ��� ���<br />

a large courtyard surrounded on three sides by six<br />

.�����<br />

chambers with doors to the courtyard but without being �� ������ ��� ����� �������� ������ ��� ����� ����� ����� ����<br />

connected with each other. The vaults of the chambers ��� ����� ������ ���� �� ����� �� ���� ��� ������ .����� �����<br />

are made of brick on the north and of lime stone along ������� ������� ���� ����� ������� ������ ������ � ����� �������<br />

the south half. The chambers form more or less private .�������� ������ ��� ����� ����� ���� ���������� ����� ����<br />

cells for individual merchants, their servants, and their ��� ������ ��� ���� ����� ���������� ����� ������ ��� ����<br />

small sized valuable merchandise. Bulky goods and the ����� ���� �������� ��� ���� ���� ��� ���� ��� ������� ����� �����<br />

beasts stayed in the court.<br />

.����� ��� ��� ���� ������ ������ ������<br />

The khan-building was erected in Byzantine times (6th ����� ���� ������ ������ ������� ��� ������� ������<br />

century) and excavations have shown that the same ����� - ����� ����� ������) �� ������ ������ ����� ���������<br />

road connecting the North Gate [3] with the Tetraconch<br />

.(������ ������<br />

So far the smallest known church in Resafa is the ��� �� 25x 15 ������� ���� ������ ���� ������� ��� �����<br />

Basilica D, which is 25m long and 15m wide.<br />

��� ��) ������ ��� ���� ����� ��� ����� ��� ������������<br />

The church derives most probably from the 6th<br />

.(��� ��� ���� ������� ����� ����<br />

century, its exact date of construction is unknown. .������ ������ ��� �� ����� ������ ������� ������<br />

In its original shape the church consisted of three aisles, ���� ���� �� �� ����� ���� ������ ����� ����� �����<br />

the nave was closed at the eastern end by an apse, ���� ������ ������ ������� �� ������ ����� ��� ���� �������<br />

framed on each side by a rectangular room. Only few ������� ���� ��������� ����� ����� ���� ��� ���� ������<br />

remains of its original equipment have survived: A<br />

.�������� ��� ��� �������<br />

small number of carved chancel screen orthostates and �������� ������ ������ ������ ������ ����� ���� �� ������� �����<br />

a single capital.<br />

�� .���� ���� ��� ��� ����������� ��� ����� ������ ��������<br />

The church was presumably damaged a�er an ��������� ������� ������ �������� ����� ������ ������� �����<br />

earthquake and a�erwards transformed into a house. ���� ��� ���� ������ ����� ��� ���� ����� ������� �� ���� ����<br />

The �rst stage of modi�cation took place in early<br />

.������ ��� ������� ������ ������ ��������<br />

Islamic times (8th / 9th century), but the structures of ������� ��� �� ��� ����� ���� ��� ��� ����� ��� ��� ������ ���<br />

the now visible ruin of a house date into the Ayyubid ������ ������ �������� ���� ��� ��� .������ ��� ���� ��� ����������<br />

period (12th / 13th century).<br />

����� ������ ������ ���� ����� �� ������ ��� �� ���<br />

The house was entered from the north through a �� ����� ������ � ���� ���� ���� ����� �������� ��������<br />

doorway which led around the corner into a corridor, ��� ����������� .���� ���� ���� ����� ��� ��� �� �����<br />

where latrines and a staircase into the upper �oor were ������ ��� ���� ���� ��� �� ��� ������������������ ������<br />

found. From here, a �rst courtyard was accessible, .�������� ����� ��� ����� ����� �� ���� ��� ��� .���� ����<br />

which gave access of a number of rooms, presumably ������ �� ������ ����� ���� ����� ������ ������ ��� ���<br />

dedicated to reception- and living purposes. To the ������ �� ����� ��� ��� ���� �� ��� ����� �� ������ ��� �����<br />

west of the courtyard a room, which may have served<br />

.��������<br />

as a kitchen was uncovered. From here, a second<br />

courtyard could be entered, which was followed by a<br />

narrow chamber with another staircase and an oven to<br />

bake bread. This part of the house probably served<br />

church [6] continued to here. The building must have<br />

house keeping purposes.<br />

been highly frequented since a second storey was added<br />

Five independent stores were located at the western<br />

in Islamic (probably Umayyad, 8th century) times.<br />

Trading routs and the so-called »Khan« ����� �������� �����<br />

side of the house, opening to the street without any<br />

connection to the inner building.<br />

Route de commerce et le »khan«<br />

Basilica D and its building phases ������ ������ ���������� La Basilique D et ses phases de construction<br />

�������<br />

Antiochia<br />

Samosata<br />

�����<br />

Edessa<br />

��� ����<br />

Seriane<br />

Callinicum<br />

�������<br />

Resafa<br />

����<br />

Palmyra<br />

Palmyre<br />

Circesium<br />

�����<br />

Singara<br />

N<br />

����<br />

Damascus<br />

0 500 m<br />

Damas<br />

Resafa n’est pas seulement la ville de pèlerins ou un L’entrée se situe à l’ouest. Elle donne sur une grande<br />

poste militaire. La ville était également un important cour qui contenait sur trois côtés six chambres. Ces<br />

centre de commerce (emporium). Resafa est situé à pièces ont des portes qui donnent sur la cour mais qui<br />

l’intersection de deux routes de commerce majeures ne sont pas connectées entre eux. Les voûtes de ces<br />

dont une menait du nord au sud de Samosata (Samsat/ pièces sont construites en brique sur le côté nord et en<br />

Turquie) vers l’Euphrate et Palmyre qui continuait vers pierre calcaire le long du côté sud. Les chambres<br />

Damas. La deuxième menait de l’est à l’ouest reliant formaient des cellules plus ou moins privées pour<br />

Circesium (près de Busayrah/ Syrie) avec Antiochia chaque commerçant, son serviteur personnel et la<br />

(Antakya/ Turquie) et continuait vers la côte.<br />

marchandise précieuse de petite taille.<br />

La marchandise était transportée principalement par La marchandise encombrante et les animaux restaient<br />

des chameaux et les caravanes des marchands étaient dans la cour. Le khan bâtiment fut construit à l’époque<br />

souvent accompagnées par des soldats et des pèlerins. byzantine (6ème siècle). Des fouilles démontraient que<br />

Situé à distance d’une journée se trouvaient des la même route qui reliait la Porte du nord [3] et l’Eglise<br />

auberges particulières, nommées caravansérail (khan), quadrilobée [6] continuait jusque ici. Le bâtiment a dû<br />

qui pouvaient héberger tout un groupe.<br />

être fréquenté souvent, car un deuxième étage était<br />

Ce bâtiment ressemble un tel caravansérail. Il s’agit rajouté pendant l’époque islamique (probablement<br />

d’un plan presque carré qui mesure 25 m x 27m. omeyyade, 8ème siècle).<br />

der Konstruktion hat einen I – förmigen Querschnitt<br />

und ist 2000 mm hoch, 800mm breit<br />

und 200mm tief. Den unteren Abschluss bildet<br />

eine angeschweißte Metallplatte (<strong>10</strong>mm),<br />

die mit sechs Löchern versehen ist, die mit den<br />

Schrauben der Betonbasis korrespondieren.<br />

Der Metallkörper wird auf die Betonbasis gesetzt,<br />

justiert und festgeschraubt.<br />

Die Schautafel selbst wird aus Aluminium gefertigt<br />

und auf den Metallkörper geschraubt. Zwischen<br />

Metallkörper und Tafel liegen zwei senkrechte<br />

Leisten als Abstandhalter, um den Ablauf<br />

von Regenwasser zu gewährleisten.<br />

N<br />

0 <strong>10</strong> m<br />

N<br />

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������ �����<br />

early byzantine<br />

byzantine<br />

early islamic<br />

ayyubide<br />

0 5 m<br />

byzantine ancienne byzantine<br />

islamique ancien<br />

ayyoubide<br />

The Ayyubid house ������ �����<br />

����<br />

shop<br />

magasin<br />

���� alley<br />

ruelle<br />

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toilet<br />

cabinet d'aisance<br />

����<br />

kitchen<br />

cuisine<br />

������<br />

oven<br />

four<br />

���<br />

well<br />

puits<br />

N 0 5 m<br />

La Basilique D est la plus petite église connue à Resafa La maison était accessible du côté nord par une entrée,<br />

jusqu’à présent. Elle mesure 25m en longeur sur 15m en qui menait au tour d’un angle (par une chicane) dans le<br />

largeur. L’église date probablement du 6ème siècle. Sa corridor, où nous avons trouvé des latrines et une cage<br />

date de construction exacte n’est pas connue.<br />

d’escalier menant à l’étage. Depuis là une première cour<br />

A l’origine l’église consistait en trois ailes. La nef était était accessible, qui donnait accès à un nombre de<br />

fermée à l’est par l’apside, encadrée de chaque côté par chambres, probablement destinées à l’habitation et à la<br />

une pièce rectangulaire. Seulement quelques restes de réception des hôtes. Sur le côté ouest de la cour une<br />

son équipement d’origine subsistent encore : Un petit pièce était découverte qui était probablement utilisée<br />

nombre d’orthostates sculptées de la chaire et un seul comme cuisine. Depuis là une deuxième cour était<br />

chapiteau.<br />

accessible, suivis par une chambre étroite contenant une<br />

Nous supposons que l’église était détruite à la suite d’un cage d’escalier et un four à pain. Ce�e partie de la<br />

tremblement de terre. Ensuite elle fut transformée en maison était probablement réservée à l’intendance.<br />

habitation. Les premières transformations ont eu lieu à Cinq magasins indépendants étaient localisés à l’ouest<br />

l’époque précoce de l’Islam (8ème/ 9ème siècles), les de la maison. Elles donnent sur la rue sans être<br />

vestiges d’une maison actuellement visibles dates de ra�achées à l’intérieur du bâtiment.<br />

l’époque Ayyoubide (12ème/ 13ème siècles).<br />

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Directorate General of Antiquities and Museums<br />

Direction Générale des Antiquités et des Musées<br />

������ ����� ����<br />

German Archaeological Institute<br />

Institut Allemand d’Archéologie<br />

25<br />

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Chancel screen orthostates<br />

Orthostates<br />

0 50 cm<br />

25<br />

����� ������� ����<br />

Original church layout<br />

Dessin original de l'église<br />

La maison ayyoubide


Masterstudium Denkmalpflege<br />

an der <strong>TU</strong> <strong>Berlin</strong><br />

Jahrbuch 2008-<strong>10</strong><br />

Herausgegeben von Dorothée Sack<br />

zusammen mit<br />

Antonia Brauchle, Martin Gussone,<br />

Dietmar Kurapkat und Daniela Spiegel<br />

FG Historische Bauforschung, Masterstudium Denkmalpflege<br />

<strong>Berlin</strong> 20<strong>10</strong>


Impressum<br />

Technische Universität <strong>Berlin</strong><br />

Fakultät VI Planen Bauen Umwelt, Institut für Architektur<br />

Fachgebiet Historische Bauforschung, Masterstudium Denkmalpflege<br />

Herausgegeben von Dorothée Sack<br />

zusammen mit Antonia Brauchle, Martin Gussone, Dietmar Kurapkat und Daniela Spiegel<br />

Masterstudium Denkmalpflege an der <strong>TU</strong> <strong>Berlin</strong> - Jahrbuch 2008-<strong>10</strong><br />

Masterstudium Denkmalpflege der Technischen Universität <strong>Berlin</strong>, Heft 6.<br />

© Fachgebiet Historische Bauforschung, Masterstudium Denkmalpflege, <strong>Berlin</strong> 20<strong>10</strong><br />

Redaktion: Antonia Brauchle, Martin Gussone, Dietmar Kurapkat, Daniela Spiegel<br />

unter Mitarbeit von Kristin Brenndörfer<br />

Redaktion der Poster zum Jahrgangsprojekt des MSD: Jürgen Tietz<br />

Grafik, Layout: Martin Gussone, Daniela Spiegel<br />

scripvaz-Verlag, Christof Krauskopf, <strong>Berlin</strong><br />

Druck: Difo Druck GmbH, Bamberg<br />

Auflage: 300 Exemplare<br />

ISBN: 978-3-931278-53-3<br />

Anschrift<br />

Univ.-Prof. Dr.-Ing. Dorothée Sack<br />

<strong>TU</strong> <strong>Berlin</strong>, FG Historische Bauforschung, Masterstudium Denkmalpflege<br />

Sekretariat A 58, Straße des 17. Juni 152, <strong>10</strong>623 <strong>Berlin</strong><br />

Architekturgebäude, Raum 812<br />

Tel.: ++49 30 314-796 11 | Fax.: ++49 30 314-796 12 | Mail: msd@tu-berlin.de<br />

Web: http://baugeschichte.a.tu-berlin.de/hbf-msd/


Inhalt Seite<br />

Impressum<br />

Inhalt 5<br />

Einleitung<br />

- Die aktuelle Entwicklung des Fachgebietes Historische Bauforschung und des Masterstudiums Denkmalpflege,<br />

D. Sack, A. Brauchle, M. Gussone, D. Kurapkat, D. Spiegel 7<br />

Denk <strong>10</strong> + x<br />

- Interuniversitärer Workshop zur Entwicklung der Masterstudiengänge Denkmalpflege am 14. Februar 2009<br />

in der <strong>TU</strong> <strong>Berlin</strong>, D. Kurapkat, D. Spiegel 14<br />

<strong>Berlin</strong>er Kolloquium zur Bauforschung und Denkmalpflege<br />

- Programm Wintersemester 2008/2009 und Sommersemester 2009<br />

18<br />

Die Mitarbeiter des Fachgebietes Historische Bauforschung 20<br />

Literaturhinweise 21<br />

Abgeschlossene Diplomarbeiten und Dissertationen<br />

- Elektropolis <strong>Berlin</strong>. Die Energie der Grossstadt. Bauprogramme und Aushandlungsprozesse zur öffentlichen<br />

22<br />

Stromversorgung in <strong>Berlin</strong>. T. Dame 23<br />

- Mercado Intercultural Madrid. Projekt zur Umnutzung des Mercado Central de Frutas y Verduras in Madrid. F. Streit 24<br />

Verzeichnis der Forschungsprojekte des FG Historische Bauforschung 28<br />

- Resafa, Syrien. Pilgerstadt und Kalifenresidenz. Die Kampagnen im Frühjahr und Herbst 2009, D. Sack, M. Gussone 30<br />

- Resafa, Syrien. Archäologische Karte – Ein neuer Stadtplan – Methode und Ergebnisse, M. Gussone, G. Hell<br />

- Resafa, Syrien. Archäologische Karte – Dorf und Familie. Das erste Anwesen in Resafa – die bauliche Entwicklung<br />

31<br />

des Grabungshauses., M. Gussone, A. Mollenhauer<br />

- Resafa, Syrien. Archäologie und Prospektionen – Magnetische Prospektion 2009 in Resafa –<br />

32<br />

erstmals in der Stadt (intra muros), H. Becker 33<br />

- Resafa, Syrien. Archäologie und Prospektionen – Kalif und Hofstaat, D. Sack<br />

- Resafa – Rusafat Hisham, Syrien. Archäologie und Prospektionen – Die Nachbegehung der Fundplätze<br />

34<br />

im Umland von Resafa. Mehr als eine Kalifenresidenz, M. Gussone, M. Müller-Wiener<br />

- Resafa – Rusafat Hisham, Syrien. Archäologie und Prospektionen. Digitaler Fundplatzkatalog am Beispiel von<br />

35<br />

Fundplatz <strong>10</strong>9, M. Gussone<br />

- Resafa – Rusafat Hisham, Syrien. Archäologie und Prospektionen. Auswertung der Oberflächenbefunde am<br />

36<br />

Fundplatz <strong>10</strong>9, U. Siegel<br />

- Resafa – Rusafat Hisham, Syrien. Archäologie und Prospektionen. Palastanlagen, Paläoumwelt und Wasser-<br />

37<br />

wirtschaftssystem, B. Beckers, Chr. Konrad<br />

- Resafa – Rusafat Hisham, Syrien. Archäologie und Prospektionen. Die Bedeutung von Formentypen und<br />

38<br />

Fundaufkommen von ‚brittle-ware‘ im archäologischen Kontext., M. Müller-Wiener 39<br />

- Resafa, Syrien. Die Stadtmauer. Mörtelkanäle in den Bogensteinen: Ausbildung, Ursprung und Verbreitung, C. Hof<br />

- Resafa, Syrien. Konsolidierungs- und Restaurierungsmaßnahmen – Basilika A, Konservierungsmaßnahmen,<br />

40<br />

T. Horn, M. Klessing<br />

- Resafa, Syrien. Konsolidierungs- und Restaurierungsmaßnahmen. Der ‚Zentralbau‘ – Bauarchäologische<br />

41<br />

Untersuchung und Anastilosis. 2. Kampagne - Herbst 2009, I. Salman, A. Schuhmann 42<br />

- Resafa, Syrien. Site Management. Entwurf der Aussichts-Plattforn auf Turm 1, A. Mollenhauer, I. Frase<br />

- Wittenberg, Zentrum der Reformation. Das Ernestinische Wittenberg: Universität und Stadt 1486–1547,<br />

43<br />

A. Brauchle, I. Frase, E. v. Gaisberg, T. Horn 44<br />

- Wittenberg, die Stadt als Quelle. Bildliche Überlieferung und heutiger Bestand, E. v. Gaisberg 45<br />

- Wittenberg, Kellerkataster. Keller als Quellen für die Stadtforschung, A. Brauchle, I. Frase 46<br />

- Wittenberg, Architekturgebundene Werksteine. Natursteinbauteile als Zeugnisse der Baugeschichte, T. Horn 47<br />

- Wittenberg, Schloßstraße <strong>10</strong>. Notdokumentation der Hofbebauung, I. Frase, E. v. Gaisberg, I. C. Hennen, T. Horn<br />

Das Jahrgangsprojekt des MSD 2008-<strong>10</strong> – Potsdam-Caputh, Logierhaus am Schloss<br />

48<br />

- Grußwort der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten <strong>Berlin</strong>-Brandenburg, A. Schmidt<br />

- Die Jahrgangsprojekte des MSD 2008-<strong>10</strong> – Potsdam-Caputh. Logierhaus am Schloss und<br />

51<br />

Wiepersdorf, Brandenburg. Das ‚Kesselchen‘, A. Brauchle, D. Kurapkat 52<br />

Kurzfassung der Ergebnisse<br />

Potsdam-Caputh, Logierhaus am Schloss<br />

- Einführung und historische Entwicklung von Schloss Caputh und Umgebung, M. Rüping, F. Kramm 60<br />

- Ausgangssituation, Zielstellung und verwendete Methoden, M. Rüping, F. Kramm 61<br />

- Beschreibung des Logierhauses, A. Funk, D. Kaden, F. Kramm 62<br />

- Ergebnisse der Bauforschung I, H. Shash, S. Jeschke 63<br />

- Ergebnisse der Bauforschung II, J. Goischke, D. Kaden 64<br />

JAHRBUCH MSD 2008-<strong>10</strong><br />

5


- Ergebnisse der Bauforschung III, C. Baier, P. Camatta 65<br />

- Ergebnisse der Bauforschung IV, C. Baier, P. Camatta 66<br />

- Denkmalpflegerische Zielstellung und Bindungsplan, S. Krey-Berger, A.-S. Flade 67<br />

- Schadensuntersuchsuchungen und Sanierungvorplanung, R. Friesen, R. Larcher 68<br />

- Nutzungskonzept I: Ferienwohnung, S. Schulz, A. Stöcklein, F. Blanke 69<br />

- Nutzungskonzept II: Touristeninformation, A. Funk, K. Sobh, S. Okumusoglu 70<br />

- Nutzungskonzept III: Museum, R. Friesen, R. Larcher, I. Oberhollenzer, A. Scherzer<br />

Wiepersdorf, Brandenburg. Das ‚Kesselchen‘<br />

71<br />

- Bestandsbeschreibung, Thesen, Zielsetzung, P. Camata, A. Funk, D. Kaden, I. Oberhollenzer, A. Scherzer<br />

- Gartenarchäologische Untersuchung - Methoden und Ergebnisse, P. Camata, A. Funk, D. Kaden, I. Oberhollenzer,<br />

72<br />

A. Scherzer<br />

Arbeitsproben aus der Originaldokumentation<br />

73<br />

- Handaufmaß: Grundriss EG Gesamtplan – Detail 74<br />

- Handaufmaß: Querschnitt Gesamtplan 75<br />

- Handaufmaß: Längsschnitt Gesamtplan – Detail 76<br />

- Handaufmaß: Ansicht Süd Gesamtplan 77<br />

- Raumbuch: Keller, Raum K01 78<br />

- Gespärrebuch 80<br />

- Materialkartierung und Schadensbericht 82<br />

- Schadenskartierung und Schadensbericht 83<br />

- Maßnahmenkartierung und Schadensbericht 84<br />

- Maßnahmenbericht Dachgeschoss 85<br />

Verzeichnis der Dozenten und Förderer des MSD 2008-<strong>10</strong><br />

Die Exkursionen des MSD, Jahrgang 2007-09<br />

87<br />

- A. Brauchle 88<br />

Verzeichnis der Abschlussarbeiten des MSD, Jahrgang 2008-<strong>10</strong><br />

- Tell Mozan/ Urkesh, Syrien. Bauarchäologische Untersuchung der Tempelterrasse. Bestandsaufnahme und Bauforschung,<br />

90<br />

P. Camatta, J. Goischke<br />

- Resafa-Sergiupolis, Syrien. Basilika A - Archäologische Untersuchungen in der Basilika A, Südliches Seitenschiff,<br />

91<br />

A.-S. Flade<br />

- Resafa-Sergiupolis, Syrien. „Zentralbau“. Bauforschung am Aufgehenden – Die Ausstattung mit Inkrustationen,<br />

92<br />

I. Oberhollenzer, H. Shash<br />

- Priene, Türkei. Das Wohnhaus Nr.4 an der Westtorstraße. Bestandsaufnahme und Bauforschung,<br />

93<br />

S. Jeschke, S. Okumusoglu 94<br />

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- Indien, Tranquebar, Rahimi Haus, Goldsmith Street 5. Baudokumentation, Bauforschung, Einordnung,<br />

��<br />

R. Friesen, R. Larcher<br />

- <strong>Berlin</strong>, Schloss Glienicke, Der Klosterhof. Baudokumentation – Schadensermittlung – Maßnahmenplanung,<br />

96<br />

A.Funk, A. Scherzer, K. Sobh<br />

- <strong>Berlin</strong>-Siemensstadt, Siemensbahn. Dokumentation – Schadenskartierung – Nutzungskonzept,<br />

97<br />

F. Blanke, F. Kramm, S.Schulz<br />

- Rheinsberg, Orangerie an der Schlossgärtnerei. Baudokumentation und Bauforschung,<br />

98<br />

M. Rüping, S. Krey-Berger, A. Stöcklein 99<br />

- Luckenwalde, Siedlung auf dem Sande. Denkmalpflegerische Erfassung und Ziele, D. Kaden<br />

- Masyaf/ Syrien, Die frühchristliche Kirche von Tall al-Wardiat. Baudokumentation, Bauforschung, Rekonstruktions-<br />

<strong>10</strong>0<br />

versuch, N. Andrews <strong>10</strong>1<br />

Verzeichnis der Absolventen des MSD 2008-<strong>10</strong> <strong>10</strong>2<br />

Abbildungsnachweise <strong>10</strong>3<br />

Die letzte Seite <strong>10</strong>4<br />

6 JAHRBUCH MSD 2008-<strong>10</strong>


LAUFENDE PROJEKTE<br />

Verzeichnis der Forschungsprojekte des FG Historische Bauforschung<br />

Resafa, Nord-Syrien, Vorgängerprojekte 1983-2005<br />

Resafa-Sergiupolis / Rusafat Hisham – Pilgerstadt und Kalifenresidenz, seit 2006<br />

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Teilprojekt 1. Erstellung einer Archäologischen Karte mit Zeitschichtenplänen zur Geschichte und Entwicklung der<br />

Stadt Resafa und ihres Umlands<br />

Prof. Dr.-Ing. Dorothée Sack, Dipl.-Ing. Martin Gussone, Dipl.-Ing. Dietmar Kurapkat.<br />

- Dorf und Familie, Dipl.-Ing. Martin Gussone, Dr. Anne Mollenhauer, Prof. Dr.-Ing. Dorothée Sack<br />

Teilprojekt 2. Archäologie und Prospektionen im Umland von Resafa – Die Residenz des Kalifen Hisham b. Abd al-Malik<br />

Integriert in das Exzellenz-Cluster 246 TOPOI, gefördert durch die Fritz Thyssen-Stiftung.<br />

- Leitung, Auswertung und Bearbeitung der Prospektionsdaten: Prof. Dr.-Ing. Dorothée Sack, Dipl.-Ing. Martin Gussone<br />

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Technik und Wirtschaft, Kooperation mit Dr.-Ing. Manfred Stephani, Akad. Direktor a.D., FG Photogrammetrie und Fernerkundung<br />

der <strong>TU</strong> München. Mitarbeit: stud.-ing. Jana Falkenberg, stud.-ing. Viktor Marzinkovski.<br />

- Geophysikalische Prospektionen: Dr. Helmut Becker<br />

- Nachbegehung der Surveys: Dipl.-Ing. Martin Gussone, PD Dr. Martina Müller-Wiener<br />

- Untersuchung der Siedlungsstrukturen und baulichen Anlagen: Dipl.-Ing. Ulrike Siegel, cand. arch. Nicole Erbe<br />

- Rekonstruktion der historischen Wasserwirtschaft und der Paläoumwelt: Dipl.-Geogr. Brian Beckers, Kooperation mit Prof. Dr. Brigitta<br />

Schütt, Fachrichtung Physische Geographie, FU <strong>Berlin</strong>, Mitarbeit: Dipl.-Geogr. Jan Krause, Nicole Marquardt.<br />

- Archäologische Sondagen an ausgewählten Fundpunkten: Christoph Konrad M.A., Mitarbeit: Anne-Sophie Flade, Sophie Löwenstein,<br />

Ines Oberhollenzer, Katharina Schloder, cand. arch. Marcus Schmitz.<br />

- Bearbeitung der Keramik und Kleinfunde: PD Dr. Martina Müller-Wiener, Mitarbeit: Dunja Henker, Katharina Schloder M.A. Kooperation<br />

mit dem Institut für Orient- und Asienwissenschaften, Abteilung für Asiatische und Islamische Kunstgeschichte der Universität Bonn<br />

Teilprojekt 3. Die Stadtmauer von Resafa<br />

- Bauforschung zur Klärung ihrer Entstehung und ihrer Veränderungen: Dr.-Ing. Catharine Hof, gefördert durch die DFG.<br />

Teilprojekt 4. Vorbereitende Untersuchungen, Planung und Durchführung von Konsolidierungs- und Restaurierungsmaßnahmen<br />

Leitung: Prof. Dr.-Ing. Dorothée Sack<br />

- Untersuchungen zur Standsicherheit der Basilika A: Univ.-Prof. Dr-Ing. Klaus Dierks<br />

- Planung und Umsetzung von Sicherungsmaßnahmen an der Basilika A: Dipl.-Ing. Martin Klessing, Prof. Dipl.-Ing. Frithjof<br />

Berger, Tobias Horn M.A. M.Sc., Dipl.-Ing. Chafiq Hamzé.<br />

- Präzisionsmessungen und terrestrisches Laserscanning am Zentralbau: Prof. Dr.-Ing. habil. Hans Heister, Dr.-Ing. Ingo Neumann,<br />

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Kooperation mit Dr.-Ing. Manfred Stephani, Akad. Direktor a.D., FG Photogrammetrie und Fernerkundung der <strong>TU</strong> München<br />

- Vorbereitende Untersuchungen für eine Teil-Anastilosis am Zentralbau: Axel Schuhmann M.A. M.Sc., Dipl.-Ing. Ibrahim Salman M.Sc.<br />

Teilprojekt 5. Touristische Erschließung – Site Management<br />

Dr. Anne Mollenhauer, Dipl.-Ing. Isabelle Frase, Arch. Youssef Khoury<br />

ar-Raqqa/ar-Rafiqa, Nord-Syrien, Vorgängerprojekte 1982-1995, seit 1996<br />

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Dipl.-Ing. Ulrike Siegel, Prof. Dr.-Ing. Dorothée Sack, Prof. Dr. Michael Meinecke (†)<br />

Messene, Griechenland, Die Stadtmauer, seit 2004<br />

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- Historische Bauforschung: Jürgen Giese M.A., Universität Bamberg, Dr.-Ing. Judith Ley, RWTH Aachen<br />

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- Archäologie: Ute Schwertheim M.A., FU <strong>Berlin</strong><br />

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FU <strong>Berlin</strong>, Society for Messenian Archaeological Studies, RWTH Aachen, CNRS Lattes, gefördert durch die Gerda Henkel Stiftung<br />

Tripoli, Libanon, seit 2007<br />

Akteure und ihre Lebenswelten: die Transformation der Stadt Tripoli (Libanon) während des ‚langen‘ 19. Jahrhunderts<br />

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Ing. Dorothée Sack und Prof. Dr.-Ing. Ulrike Wulf-Rheidt (Deutsches Archäologisches Institut <strong>Berlin</strong>), Kooperation mit<br />

Dr. Stefan Weber (Museum für Islamische Kunst, SMB <strong>Berlin</strong>) und dem Orient-Institut der DMG Beirut, gefördert durch die DFG<br />

<strong>Berlin</strong>-Charlottenburg, Schloss Charlottenburg, seit 2004<br />

- Bauhistorische und bauarchäologische Untersuchungen im gesamten Kellergeschoss, seit Dez. 2009<br />

Dr. Elgin von Gaisberg, Dipl.-Ing. Isabelle Frase, Tobias Horn M.A. M.Sc., Dipl.-Ing. (FH) Anja Stöcklein, cand.-arch. Franziska<br />

Streit, Prof. Dr.-Ing. Dorothée Sack<br />

Kooperation mit der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten <strong>Berlin</strong>-Brandenburg (SPSG)<br />

<strong>Berlin</strong>-Niederschönhausen, Schloss Schönhausen, 2005-2009<br />

- Bauhistorische und bauarchäologische Untersuchungen<br />

Dr. Elgin von Gaisberg, Dipl.-Ing. (FH) Antonia Brauchle M.Sc., Prof. Dr.-Ing. Dorothée Sack<br />

Kooperation mit der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten <strong>Berlin</strong>-Brandenburg (SPSG)<br />

Wittenberg, Sachsen-Anhalt. Das ernestinische Wittenberg: Die Universität und die Stadt 1486-1547, seit 2008<br />

- Bauhistorische Untersuchungen: Dr. Elgin von Gaisberg, Dipl.-Ing. (FH) Antonia Brauchle M.Sc., Dipl.-Ing. Isabelle Frase,<br />

Tobias Horn M.A. M.Sc., Prof. Dr.-Ing. Dorothée Sack<br />

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Waschke, Stiftung LEUCOREA. Landesprojekt des Landes Sachsen-Anhalt und der Stiftung LEUCOREA Wittenberg.<br />

28<br />

JAHRBUCH MSD 2008-<strong>10</strong>


LAUFENDE PROJEKTE<br />

RESAFA, SYRIEN. PILGERSTADT UND KALIFENRESIDENZ<br />

Die Kampagnen im Frühjahr und Herbst 2009<br />

Die spätantike Stadt Resafa-Sergiupolis mit ihren<br />

hoch anstehenden Wallfahrtskirchen und der etwa<br />

2km langen, bis zu einer Höhe von 15m erhaltenen<br />

Stadtmauer wurde immer wieder als eine<br />

der eindrucksvollsten Ruinenstätten des Vorderen<br />

Orients bezeichnet. Der Residenz des Kalifen Hisham<br />

b. Abd al-Malik (reg. 724-743) im südlichen<br />

Umland, deren Name Rusafat Hisham dann auch<br />

auf die Stadt überging, kommt eine besondere<br />

Bedeutung zu, da sie als eine der wenigen bedeutenden<br />

frühislamischen Siedlungen von neuzeitlicher<br />

Überbauung nahezu verschont blieb.<br />

Seit den 1950er Jahren wird der Ort mit Unterstützung<br />

des Deutschen Archäologischen Instituts<br />

(DAI) untersucht, seit 2006 wird das zunächst auf<br />

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Rusafat Hisham. Pilgerstadt und Kalifenresidenz“<br />

mit 5 Teil- und zahlreichen Unterprojekten durchgeführt,<br />

in dem der ganzheitlichen Betrachtung<br />

von Stadt und Umland als zusammenhängendem<br />

Siedlungsraum besondere Bedeutung zukommt.<br />

Im Jahr 2009 wurden eine Frühjahrskampagne<br />

vom 16. März bis 23. April und eine Herbstkampagne<br />

vom 25. August bis 1. Oktober<br />

durchgeführt. Der Schwerpunkt in der Frühjahrs-<br />

Kampagne lag auf Teilprojekt 2 ‚Archäologie und<br />

Prospektionen’. Die Nachbegehung der früheren<br />

Surveys mit dem Ziel einer feineren zeitlichen<br />

Unterscheidung der Fundplätze sowie die in den<br />

Jahren 2001 und 2007 begonnene Aufnahme<br />

von Oberflächenbefunden zur Erfassung von Architekturresten<br />

und Siedlungsstrukturen wurden<br />

fortgesetzt. Mit Geomagnetik wurde der Bereich<br />

direkt außerhalb der Stadtumwallung im Südosten<br />

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Ecke der Stadt prospektiert.<br />

Besonderes Gewicht hatten die Untersuchungen<br />

zum Verständnis der historischen Wassernutzung<br />

und der Rekonstruktion historischer Umweltbedingungen<br />

im Bereich der Kalifenresidenz im<br />

Süden der ummauerten Stadt, die als Tandem<br />

zwischen Archäologie und Physischer Geographie<br />

durchgeführt werden. Die im Jahr 2008<br />

unterbrochenen Ausgrabungen im Süden des<br />

Umlands an den Fundplätzen (FP) 220 und 143<br />

wurden wieder aufgenommen. Am FP 220 wurden<br />

im Eingangsbereich des Baus in großem<br />

Umfang Stucke gefunden, die auf eine reiche<br />

Austattung des Gebäudes und somit auf einen<br />

zur Residenz des Kalif Hisham Abd al-Malik gehörenden<br />

Palast hindeuten.<br />

Resafa, die Teilnehmer der Frühjahrskampagne 2009.<br />

30<br />

Resafa, der deutsch-syrische Workshop zum Thema der Konsolidierung der<br />

Basilika A und zum Site Management, September 2009.<br />

In der Herbstkampagne konzentrierten sich die<br />

Grabungen auf den Bereich südlich des FP 220,<br />

der bedingt durch seine Wasserversorgungsanlagen<br />

als Garten angesprochen wird. In der Mitte<br />

dieses Bereiches wurde ein umaiyadischer Pavillon<br />

ergraben, der von seiner Anlage dem bereits<br />

von Thilo Ulbert in einer Notgrabung untersuchten<br />

Pavillon FP 151 entspricht. Im Zuge der archäologischen<br />

Untersuchung des Gartenbereichs wurde<br />

zudem eine als Wasserverteiler angesprochene<br />

Anlage untersucht.<br />

Im Rahmen von Teilprojekt 1 wurden zur Ergänzung<br />

der archäologischen Karte im Hinblick auf<br />

die rezenten Veränderungen Resafas die Gespräche<br />

zur Entstehung des Dorfs und der dort<br />

wohnenden Familie fortgesetzt. Die im Herbst<br />

2008 begonnene detaillierte Aufnahme der Geländeoberfläche<br />

im Umland von Resafa wurde im<br />

Herbst 2009 auf das Gebiet außerhalb der Umgebungsstraße<br />

erweitert. Der Schwerpunkt in dieser<br />

Kampagne lag auf einer genaueren Aufnahme<br />

von Höhenprofilen im Wadi, um mit einem<br />

Digitalen Geländemodell das Abflussverhalten<br />

der saisonalen Regenfälle generieren zu können.<br />

In Teilprojekt 3 ‚Stadtmauer‘ schreitet die Vervollständigung<br />

der Grundrisszeichnung der<br />

Stadtmauer weiter voran. Detailaufnahmen der<br />

Toranlagen und ihrer späteren Zusetzungen wurden<br />

vorgenommen. Die Befundaufnahme wird<br />

schrittweise in eine Datenbank umgesetzt, um die<br />

Ergebnisse der Baubeobachtungen unter besonderen<br />

Fragestellungen, wie z.B. die abschnittsweise<br />

Ausbildung der Schlusssteine des Wehrgangs,<br />

ausgeben und visualisieren zu können.<br />

Dem Teilprojekt 4 kommt nicht nur durch die besondere<br />

Aufmerksamkeit der Direction Générale<br />

des Antiquités et des Musées de la Syrie (DGAMS)<br />

eine große Bedeutung zu. Die Bemühungen um<br />

den Erhalt der Basilika A waren in dieser Kampagne<br />

durch die erstmalige Aufstellung eines Groß-<br />

Dorothée Sack – Martin Gussone<br />

TECHNISCHE UNIVERSITÄT BERLIN, FAKULTÄT VI, INSTI<strong>TU</strong>T FÜR ARCHITEK<strong>TU</strong>R<br />

UNIV.-PROF. DR.-ING. DOROTHÉE SACK, FACHGEBIET HISTORISCHE BAUFORSCHUNG, MASTERS<strong>TU</strong>DIUM DENKMALPFLEGE,<br />

STRASSE DES 17. JUNI 152, SEKR. A 58, <strong>10</strong>623 BERLIN, TEL. 030-314-796 11, MAIL: msd@tu-berlin.de<br />

JAHRBUCH MSD 2008-<strong>10</strong><br />

Krans schon von weitem sichtbar. Ergänzt durch<br />

die Aufstellung eines Schwerlastgerüsts in der Reliquienkapelle<br />

und in der Apsis konnten gefährdete<br />

Säulenstellungen in der Reliquienkapelle und im<br />

Bereich des Obergadens gesichert sowie im östlichen<br />

Bereich des Südschiffs absturzgefährdetes<br />

Material rückgebaut werden.<br />

Die Voruntersuchungen am Zentralbau wurden<br />

fortgesetzt. Hier konzentrierten sich die Arbeiten<br />

auf die Erfassung der ehemaligen Ausstattung<br />

mit Inkrustationen, die sich nun ziemlich sicher<br />

als einer zweiten Bauphase zugehörig einordnen<br />

lassen. Zur Vorbereitung einer Anastilosis wurden<br />

die in den Grabungen der 1950er Jahre aus dem<br />

Versturz geborgenen Bauteile dokumentiert, die<br />

in den Steingärten deponiert sind. Eine Sondage<br />

im Bereich des südöstlichen Annex sollte den Anschluss<br />

des Zentralbaus an die umliegende Bebauung<br />

klären.<br />

In Teilprojekt 5 ‚Site Management’ konzentrierten<br />

sich die Arbeiten auf die Planung der Herrichtung<br />

des Turms 1 an der Südost-Ecke der Stadtmauer<br />

als Aussichtspunkt für Besucher. Im Vorfeld der<br />

Kampagne wurden in Damaskus die Layouts für<br />

sechs Informationstafeln, die auf Wunsch der<br />

DGAMS überarbeitet worden waren, und ein<br />

Informationsfaltblatt für die Besucher der Ruine<br />

an die DGAMS übergeben. Das Faltblatt wird<br />

zusammen mit der Eintrittskarte an die Besucher<br />

abgegeben. Derzeit ist eine englische Fassung<br />

erhältlich, Versionen in arabischer, deutscher und<br />

französischer Sprache sollen folgen.<br />

Die gute Zusammenarbeit mit der DGAMS wurde<br />

durch einen gemeinsamen Workshop am 16.<br />

September 2009 in Resafa bekräftigt, in dem vor<br />

allem Fragen der Konsolidierung der Basilika A<br />

sowie des Site Managements erörtert wurden.<br />

Besuche durch den Generaldirektor der DGAMS<br />

Bassam Jamous und den Direktor der Ausgrabungen<br />

Michel Maqdissi waren ein willkommener<br />

Anlass, den Stand der Arbeiten an der Basilika A<br />

sowie die Ausgrabungen im Bereich der Residenz<br />

vor Ort zu erläutern.<br />

Die Finanzierung der Arbeiten im Umland erfolgt<br />

durch die Fritz Thyssen Stiftung und bezüglich<br />

der archäologisch-geowissenschaftlichen Untersuchungen<br />

der historischen Wasserwirtschaft durch<br />

das Exellenz-Cluster Projekt ‚Topoi’, durch die FU<br />

<strong>Berlin</strong> zusätzlich unterstützt. Das Projekt ‚Stadtmauer‘<br />

wird seit 2009 von der DFG gefördert.<br />

Die Konsolidierungsmaßnahmen an der Basilika A<br />

werden durch ODA-Mittel (Official Development<br />

Assistance) des Auswärtigen Amtes, bewilligt vom<br />

Präsidenten des DAI, ermöglicht.<br />

Resafa, die Teilnehmer der Herbstkampagne 2009.


RESAFA, SYRIEN. ARCHÄOLOGISCHE KARTE<br />

��������������������������������������������<br />

Die Geschichte der Erforschung Resafas ist notwendigerweise<br />

mit der Weiterentwicklung der archäologischen<br />

Methoden und der jeweils zur Verfügung<br />

stehenden Messtechnik verknüpft. Die Forschungsreisenden,<br />

die ab der zweiten Hälfte des 19. Jh. Resafa<br />

besuchten, waren meist allein oder in kleinen Gruppen<br />

unterwegs und hielten sich in Resafa bedingt<br />

durch den Wassermangel meist nur wenige Stunden<br />

auf. Die dabei entstandenen Skizzen sind dementsprechend<br />

nicht maßstäblich und können nur ein<br />

ungefähres Bild der Stadt vermitteln (Abb. 1). Die<br />

Aufenthaltsdauer, die messtechnische Geräteausstattung<br />

und gleichermaßen deren Präzision haben<br />

seither kontinuierlich zugenommen: Inzwischen hat<br />

das ambitionierteste Bauforschungsprojekt der laufenden<br />

Projektphase, das mit einer Neuvermessung<br />

der Stadtmauer einhergeht und durch die präzise<br />

Erfassung und differenzierte Darstellung des Bestandes<br />

Fragen zur Entstehung und den anschließenden<br />

Veränderungen klären soll, eine Laufzeit<br />

von mehreren Jahren und bedient sich der aktuell<br />

modernsten Messtechnologien. Dazu gehören reflektorlose<br />

Tachymetrie, ein Differentielles-Globales-<br />

Positionierungs-System (DGPS) und terrestrische Laserscan-Verfahren,<br />

wodurch eine früher un<strong>denk</strong>bare<br />

Präzision der Abbildung erreicht sowie eine Vielzahl<br />

bislang nicht zu beantwortender Forschungsfragen<br />

bearbeitet werden können (vgl. Hof 2009).<br />

Der erste zuverlässige Stadtplan Resafas beruhte auf<br />

den Arbeiten von Johannes Kollwitz und Walter Kar-<br />

��������������������������������������������������lierte<br />

Aufnahme der archäologischen Strukturen und<br />

der Topographie intra muros wurde 1976 und 1977<br />

durch Thilo Ulbert und Herbert Tremel durchgeführt<br />

(vgl. Ulbert 1984, IX).<br />

Die notwendige Ergänzung und Aktualisierung des<br />

���������������������������������������������������������<br />

Fassung war 1996 erschienen (Sack 1996, Abb. 1)<br />

und seither wurden eine Reihe weiterer Grabungen<br />

��������������������������������������������������<br />

unter Zuhilfenahme der heutigen digitalen Methoden<br />

und technischen Möglichkeiten erfolgen.<br />

Zu diesem Zweck wurden alle bekannten Planzeichnungen<br />

ausgewertet. Dabei handelt es sich um einen<br />

sehr heterogenen Bestand, der sowohl exakte, steingerechte<br />

Bauaufnahmen und Grabungsdokumentationen,<br />

als auch abstrahierende Schemazeichnungen<br />

und einfache Prinzip-Skizzen umfasst (M. Gussone).<br />

Für jeden der vorhandenen Pläne wurden anhand<br />

eindeutiger Zeichnungsinhalte (charakteristische<br />

Bauteile oder prägnante Gebäudeecken) vor Ort<br />

durch DGPS-Aufnahmen oder tachymetrische Messungen<br />

mit einigen gut verteilten Messpunkten pro<br />

�������� �� ���� ��������� ���������� ���� �����-<br />

��������������������������������������������������<br />

Hell, D. Kurapkat, K. Eberle, B. Sattes). Grundlage<br />

der Messungen war das seit 2002 eingerichtete, auf<br />

Gauss-Krüger-Koordinaten beruhende präzise Ingenieurnetz,<br />

das 2006 weiter ausgebaut und seit 2007<br />

für alle Messungen des Resafa-Projekts übernommen<br />

wurde. (H. Heister, W. Liebl, D. Kowoll, A. Sternberg,<br />

Uni BW München-Neubiberg). Die digitalisierten<br />

Pläne wurden als Pixelbilder in einem CAD-System<br />

(ACAD) anhand der Transformationspunkte georeferenziert,<br />

wobei je nach geometrischer Planqualität<br />

mehr oder weniger aufwendige Tranformationsansätze<br />

verwendet wurden, um eine optimale Einpassung<br />

zu erreichen (M. Gussone, G. Hell). Eine Neuaufnahme<br />

aller Gebäude und Bauteile wäre nicht zu<br />

leisten und angesichts der überwiegend ausgezeichneten<br />

Aufnahmen der bisherigen Untersuchungen<br />

����� ������ ��������� ������ ������� �� ����������<br />

2008). Anschließend wurden die bestehenden Pläne<br />

mit einheitlichen Signaturen umgezeichnet (N. Erbe).<br />

Von einer automatischen Vektorisierung wurde abgesehen,<br />

da sich nach ersten Versuchen zeigte, dass<br />

der Planbestand hinsichtlich Genauigkeit und Zei-<br />

���������������������������������������������������<br />

der vektorisierten Zeichnungen wäre aufwendiger<br />

als eine gezielte Umzeichnung mit dem Ziel einer<br />

0 <strong>10</strong>0m 200m<br />

Abb. 2. Resafa, Stadtplan, Abbildung aller bisher erfassten Gebäude und archäologischen Strukturen entsprechend der jeweils letzten publizierten<br />

Planstände, neu georeferenziert und einheitlich umgezeichnet. Abbildung der Höhenlinien nach Tremel, das Straßensystem nach Westphalen,<br />

die Stadtmauer wird von Catharine Hof zu einem späteren Zeitpunkt en détail vorgestellt. M. Gussone, G. Hell, Umzeichnung: N. Erbe, 2009.<br />

Martin Gussone – Günter Hell – Mitarbeit Nicole Erbe<br />

TECHNISCHE UNIVERSITÄT BERLIN, FAKULTÄT VI, INSTI<strong>TU</strong>T FÜR ARCHITEK<strong>TU</strong>R<br />

UNIV.-PROF. DR.-ING. DOROTHÉE SACK, FACHGEBIET HISTORISCHE BAUFORSCHUNG, MASTERS<strong>TU</strong>DIUM DENKMALPFLEGE,<br />

STRASSE DES 17. JUNI 152, SEKR. A 58, <strong>10</strong>623 BERLIN, TEL. 030-314-796 11, MAIL: msd@tu-berlin.de<br />

LAUFENDE PROJEKTE<br />

Abb. 1. Resafa, Stadtplan, unmaßstäbliche Skizze, Oestrup 1895, Fig. 6.<br />

einheitlichen Darstellungsweise hinsichtlich Detaillierungs-<br />

bzw. Abstraktionsgrad.<br />

Ergänzend wurde der zur Stadtmauer gehörende<br />

Wall topographisch erfasst und ein Digitales Geländemodell<br />

erstellt (G. Hell, C. Abendschein, J. Uhl)<br />

aus dem ein Höhenschichtenplan abgeleitet wurde.<br />

Ein Desiderat bleibt die detaillierte Neuvermessung<br />

der durch Raubgrabungen stark gestörten Geländeoberfläche<br />

intra muros.<br />

In dem nun vorliegenden Stadtplan sind alle bislang<br />

erfassten baulichen Reste im neuen Koordinatensystem<br />

einheitlich georeferenziert und die Erkenntnisse<br />

der bisherigen Untersuchungen verarbeitet, wodurch<br />

eine Grundlage für die Zeitschichtenpläne geschaffen<br />

wurde, die im Rahmen der archäologischen Karte<br />

erstellt werden (Abb. 2).<br />

Somit vereinigt der nun ‚digitale‘ Stadtplan die Vorzüge<br />

der hohen Aussagedichte der steingerechten<br />

Bauaufnahmen, die durch eine Vielzahl von Archäologen<br />

und Bauforscher seit Beginn der Forschungen<br />

in Resafa angefertigt wurden, mit der präziseren<br />

Verortung infolge des Fortschritts der Messtechnik<br />

und -genauigkeiten. Der messtechnische Fortschritt<br />

ist nicht zuletzt durch die enge Zusammenarbeit mit<br />

Geo däten und Photogrammetern methodisch gewährleistet.<br />

Durch die flexiblen Darstellungsmöglichkeiten<br />

der Karteninhalte können nun mit relativ geringem<br />

Aufwand thematische Karten zu ausgewählten<br />

Fragestellungen abgeleitet werden.<br />

In Anbetracht der Tatsache, dass große Bereiche<br />

im Westen und Nordosten des Stadtareals archäologisch<br />

noch nicht untersucht sind, bietet der neue<br />

digitale Stadtplan alle Ausbauoptionen für die Zukunft.<br />

Durch die freie Kombinierbarkeit der einzelnen<br />

����������������������������������������������������-<br />

����������������������������������������������������<br />

gezielt aktualisiert werden.<br />

LITERA<strong>TU</strong>R<br />

����������������������������������������������������������������änderung<br />

und deren Datierungsrelevanz, in: Bericht über die 45.<br />

Tagung für Ausgrabungswissenschaft und Bauforschung vom 30.<br />

April bis 4. Mai 2008 in Regensburg, Koldewey-Gesellschaft 45<br />

(im Druck).<br />

�����������������������������������������������������������������<br />

����������������������������������������������������������<br />

�������������������������������������<br />

�� ���������������������������������������������������������������<br />

til den syriske Ørken. Det Kongelige Danske Videnskabernes<br />

Selskab Skrifter. Historisk og filosofisk Afhandlinger 6. R. 4, Kopenhagen<br />

1895, 14-21.<br />

�������������������������������������������������������������-<br />

������� ���� ������������������������� ������������� �� �����chäologische<br />

Untersuchung und Planung einer Teil-Anastilosis,<br />

in: MSD Jahrbuch 2007-09 (2009) 37.<br />

���������������������������������������������������������������<br />

Resafa IV (Mainz 1996).<br />

�� ������ �������� ��������� ���� �������� ����������� ����� �����������<br />

spätantike Anlage vor den Stadtmauern von Resafa. Ausgrabungen<br />

und spätantike Kleinfunde eines Surveys im Umland von<br />

Resafa-Sergiuspolis, Resafa I (Mainz 1984) VII-X.<br />

�� �������� ������������ �������� �������� ����� ���� �������������<br />

1997 bis 1999, DaM 12, 2000, 325-365.<br />

JAHRBUCH MSD 2008-<strong>10</strong> 31


LAUFENDE PROJEKTE<br />

RESAFA, SYRIEN. ARCHÄOLOGISCHE KARTE<br />

�������������������������������������������������������������������������������������������<br />

Das Ziel der begleitend zum Gesamtprojekt Resafa<br />

laufenden Studie „Dorf und Familie“ ist es, die<br />

Entwicklung des Dorfes und seiner Bewohner nachzuzeichnen<br />

und neben der Dokumentation der baulichen<br />

Strukturen der Siedlung auch das Miteinander<br />

der Archäologen und Dorfbewohner zu beleuchten.<br />

Im Jahr 1952 begannen systematische archäologische<br />

Ausgrabungen in Resafa. Gefördert vom<br />

Deutschen Archäologischen Institut (DAI) wurden sie<br />

bis 1965 unter der Leitung von Johannes Kollwitz<br />

durchgeführt. Zeitgleich lässt sich in Resafa der Beduine<br />

Hawash mit seiner Familie nieder und gibt sein<br />

Nomadenleben auf. Das Land gehörte dem Vater seiner<br />

Frau, zudem waren die zu erwartenden Einkünfte<br />

aus der Grabung ein Grund für seine Ansiedlung. Die<br />

Archäologen wohnen anfangs in der Ruine in Baum-<br />

�������������������� ��� ���� ���������� ������������<br />

einzelne Türme und Bereiche des Wehrgangs werden<br />

als Büro oder Esszimmer genutzt. Von Walter Karnapp<br />

stammt ein Entwurf für ein Grabungshaus, der jedoch<br />

nicht zur Ausführung kommt. Hawash und seine Familie<br />

haben ihr Zelt außerhalb der Ruine in der Nähe<br />

der Südostecke der Stadtmauer aufgeschlagen, zum<br />

Teil sollen sie auch im südöstlichen Turm der Stadtmauer<br />

gewohnt haben. Hawash, der seit Beginn der<br />

Ausgrabungen bei den Kampagnen mitgearbeitet hat,<br />

wird zum ersten Wächter der Grabung und der Ruine<br />

ernannt. Im Laufe der Jahre wuchs seine Familie stetig<br />

an, im Süden der Stadt entwickelte sich ein Dorf.<br />

Im Folgenden soll das Anwesen des Dorfgründers<br />

Hawash ‚Abu Ahmed‘ vorgestellt werden, das heutige<br />

Grabungshaus. Am Nordrand der Siedlung gelegen,<br />

stellt es den Ursprung des Dorfes dar.<br />

Etwa um 1966 errichtete Hawash die ersten Räume<br />

seines Anwesens. Auf dem Plan der archäologischen<br />

Strukturen von 1977 ist es bereits nahezu in seiner<br />

größten Ausdehnung zu sehen. Die Abfolge der Entstehung<br />

des Anwesens von Abu Ahmed ist nicht ganz<br />

eindeutig, uns wurden mehrere Varianten erzählt. Die<br />

aktuellste und auch plausibelste ist folgende:<br />

Zuerst wurde ein lang gestrecktes Einraum-Haus aus<br />

den örtlich vorkommenden Bruchsteinen errichtet.<br />

Als nächstes wird nach Westen, etwas abgerückt,<br />

ein Empfangsraum für Gäste, eine Madafa gebaut.<br />

Danach soll der Zwischenraum zwischen dem ersten<br />

Zimmer und der westlich gelegenen Madafa geschlossen<br />

worden sein. Es folgten östlich des ersten<br />

Zimmers zwei Räume in einem Zug. Im Hof südlich<br />

des Haupthauses entsteht auf der Westseite ein Zimmer<br />

aus Lehmziegeln für die zweite Frau von Abu<br />

Ahmed. Gegenüberliegend, auf der Ostseite, wird<br />

ein Gebäude aus zwei Räumen bestehend errichtet,<br />

das den Küchen- und Backraum sowie einen Sta-<br />

����������������������������������������������������<br />

Haupthaus ein niedrigerer Nebenraum von untergeordneter<br />

Funktion angebaut.<br />

32<br />

Neben dem Anwesen von Hawash ‚Abu Ahmed‘<br />

����������� ���������� ���� ���� ��������� ��������<br />

Haus im Süden auf der nächsten Anhöhe.<br />

Eine Zäsur stellt die Wiederaufnahme der Grabungen<br />

im Jahr 1976 unter der Leitung von Thilo<br />

Ulbert dar, als das DAI Untermieter im Anwesen<br />

von Abu Ahmed wird. Während der Kampagnen<br />

wohnen die deutschen Archäologen im Haupthaus,<br />

die Familie beschränkt sich auf die Räume<br />

im Hof. Abu Ahmed nutzt das Zimmer der zweiten<br />

Frau als offiziellen Empfangsraum, für diese wird<br />

temporär ein Zelt errichtet. Außerhalb der Kampagnen<br />

wird alles Mobiliar der Grabung in den<br />

östlichen Anbau geräumt. In der ersten Zeit waren<br />

die baulichen Anpassungen gering. Es wurde ein<br />

Sanitärtrakt mit Dusche, Toilette, Waschraum und<br />

Gerätekammer (Mstauda) gebaut, sonst passte<br />

man sich innerhalb der bestehenden Strukturen<br />

den wechselnden Gegebenheiten an. In der Folge<br />

entstehen Ställe und ein Pferch an der Westseite<br />

und ein weiterer Stall an der Ostseite des Anwesens,<br />

ein Zeichen zunehmender Schafhaltung und<br />

wirtschaftlicher Prosperität. Etwas später wird das<br />

Zimmer der zweiten Frau massiv erneuert, als diese<br />

im Süden des Dorfes ein eigenes Einraumhaus<br />

erhält.<br />

Die Verhältnisse ändern sich wesentlich 1992,<br />

nach dem Tod von Hawash ‚Abu Ahmed‘. Das<br />

DAI, vertreten durch den Grabungsleiter Thilo Ul-<br />

��������������������������������������������sten<br />

Sohn. Nun folgen erhebliche bauliche Anpassungen<br />

in mehreren Schritten. Auf der Nordseite<br />

wird ein Zimmer aus Betonsteinen mit einer großen<br />

Terrasse errichtet, die Räume werden um ca. 50cm<br />

erhöht und alle ursprünglich aus Holzbalken mit<br />

Lehmdeckung bestehenden Dächer sukzessive<br />

durch Betondächer ersetzt. Der Sanitärtrakt wird<br />

in Betonstein-Bauweise erneuert, die Bauten an<br />

der Ostseite des Anwesens werden um der schönen<br />

Aussicht in das Umland willen abgerissen.<br />

Gleichzeitig werden die früheren Holztüren und<br />

-fenster durch Stahl-Glas-Konstruktionen ersetzt.<br />

Das Grundstück wird mit einer halbhohen Mauer<br />

umgeben.<br />

Vor und kurz nach der Herbstkampagne 2006 entstehen<br />

weitere Bauten, um das Ensemble des Grabungshauses<br />

abzurunden und weiteren Platz für<br />

das unter der Leitung von Dorothée Sack laufende<br />

Projekt zu schaffen. Bei Bedarf werden zusätzlich<br />

Baumwollpflückerzelte an der Ostseite des Anwesens<br />

errichtet. Wie auch in den ersten Jahren steht<br />

die Flexibilität der Nutzung im Vordergrund: nach<br />

Bedarf werden Räume als Arbeits- oder Schlafräume<br />

und die Fläche draußen oder drinnen genutzt<br />

oder zeitweilig Zelte aufgestellt, um temporär gestiegenen<br />

Raumbedarf aufzufangen.<br />

Martin Gussone – Anne Mollenhauer<br />

TECHNISCHE UNIVERSITÄT BERLIN, FAKULTÄT VI, INSTI<strong>TU</strong>T FÜR ARCHITEK<strong>TU</strong>R<br />

UNIV.-PROF. DR.-ING. DOROTHÉE SACK, FACHGEBIET HISTORISCHE BAUFORSCHUNG, MASTERS<strong>TU</strong>DIUM DENKMALPFLEGE,<br />

STRASSE DES 17. JUNI 152, SEKR. A 58, <strong>10</strong>623 BERLIN, TEL. 030-314-796 11, MAIL: MSD@<strong>TU</strong>-BERLIN.DE<br />

JAHRBUCH MSD 2008-<strong>10</strong><br />

Resafa, Grabungshaus, Panorama von Südost, M. Gussone 2009.<br />

Resafa, Skizze der Stadtanlage (Detail Südost-Ecke), W. Müller-Wiener, 1957.<br />

Resafa, Zelte intra muros, W. Karnapp 1954, Archiv W. Müller-Wiener Darmstadt.<br />

Resafa, Entwurf Grabungshaus, W. Karnapp 1954, Archiv DAI <strong>Berlin</strong>.<br />

0 50m <strong>10</strong>0m 150m 200m<br />

Resafa, topographischer Plan, Detail, H. Tremel 1977, Archiv DAI <strong>Berlin</strong>.<br />

0 50m<br />

Resafa, Grabungshaus, Isometrie, Blick von Südwesten, M. Gussone 2009.


RESAFA, SYRIEN. ARCHÄOLOGIE UND PROSPEKTIONEN<br />

�����������������������������������������������������������������������������<br />

Die bisherigen geophysikalischen Prospektionskampagnen<br />

in Resafa seit 1997 fanden im Umland statt.<br />

Zunächst galten die Arbeiten der Prospektion der<br />

weitläufigen Kalifenresidenz Rusafat Hisham, die sich<br />

südlich der mit einer gewaltigen Mauer befestigten<br />

Stadtanlage Resafa-Sergiupolis erstreckt. Dabei kam<br />

hauptsächlich die magnetische Prospektion mit dem<br />

Cäsiummagnetometer Scintrex Smartmag SM4G<br />

in der sogenannten Duo-Sensor Konfiguration zum<br />

Einsatz. Auf diese Weise konnte pro Tag eine Fläche<br />

��������������������������������������������������<br />

�������������������������������������������sungen<br />

pro Hektar! Bei einigen wenigen ausgewählten<br />

Bereichen wurde auch die Elektrik als Erdwiderstandsmessung<br />

im Halbmeterraster erprobt. Obwohl<br />

dieses Verfahren zusätzliche Informationen zur Magnetik<br />

liefert, musste es nach wenigen Testmessungen<br />

aufgegeben werden, weil es sich als zu langsam<br />

erwies. Außerdem bereitete der steinige Boden und<br />

der teilweise oberflächennah anstehende Gips (Anhydrid)<br />

Probleme bei der galvanischen Ankoppelung<br />

der Elektroden. Im Jahr 2007 wurden große Flächen<br />

(etwa 20 Hektar) nördlich der Stadt magnetisch prospektiert,<br />

wobei insbesondere die großen Nekropolen<br />

(aus byzantinischer und islamischer Zeit) sichtbar<br />

gemacht werden konnten. 1<br />

2009 kam dann erstmals die Magnetik innerhalb der<br />

antiken Stadt Resafa-Sergiupolis mit dem Cäsiummagnetometer<br />

Geometrics G-858G zum Einsatz. In<br />

Anbetracht der durch Raubgrabungen, Schnitte und<br />

Schutthalden der früheren Grabungen stark gestörten<br />

Oberfläche in der Stadt musste eine erfolgreiche magnetische<br />

Prospektion sehr in Frage gestellt werden.<br />

Die Ergebnisse übertrafen aber alle Erwartungen,<br />

obwohl hauptsächlich nur in den vom Bulldozer pla-<br />

�������� �� ����� ����� ���������� �������� �� ���������<br />

werden konnte. Zur Erfassung der archäologischen<br />

Strukturen ist es jedoch unerlässlich, dass die Flächen<br />

in geraden Halbmeterbahnen mit exakt gleicher<br />

Geschwindigkeit „abgescannt“ und die Sensoren in<br />

einem ebenso exakten Abstand vom Boden geführt<br />

����������������������������������������������������������<br />

der alten Raubgrabungen, die fast den gesamten Innenraum<br />

der Stadt stören, nicht möglich. Immerhin<br />

sind auf der Ostseite der Stadt bis an die Stadtmauer<br />

größere Areale zu finden, wo wenigstens in geraden<br />

Bahnen gegangen werden konnte.<br />

Die Magnetogramme „intra muros“ erweitern die<br />

Kenntnis der Struktur und Architektur dieser Stadt<br />

ganz erheblich. So konnte eine der Hauptachsen der<br />

Stadt etwa vom Zentrum bis zum Ost-Tor mit mehreren<br />

Ausbauphasen sichtbar gemacht werden. Auf<br />

der südlichen Seite dieser Oststrasse konnte - schon<br />

��������� ����� ��� ������� �� ���� �������� ���� ������<br />

außergewöhnlichen Architektur ausgemacht werden,<br />

der bislang keine Entsprechung in Resafa oder<br />

anderen byzantinisch-islamischen Städten hat. Der<br />

negative Magnetisierungskontrast (helles Lineament<br />

im Magnetogramm) läßt einen Bau aus Anhydrid<br />

vermuten. Im Zentrum liegt möglicherweise ein Kuppelbau<br />

(etwa 1,5 m dicke Mauer mit Stützpfeilern,<br />

<strong>10</strong> m Durchmesser), gefolgt von einer Mauer mit<br />

18 m Durchmesser mit radialen Segmenten und<br />

ein weiteres Rund ebenfalls mit radialsymetrischen<br />

Segmenten (gesamter Durchmesser etwa 28 m).<br />

Dies äußere Rund ist auf der Südseite nicht mehr<br />

sichtbar oder überbaut worden. Über eine Zweckbestimmung<br />

dieses Rundbaus kann vorläufig nur<br />

spekuliert werden.<br />

Becker Archaeological Prospection<br />

Beuerberg Loisachweg 32<br />

D-82547 Eurasburg<br />

becker.mag@googlemail.com<br />

www.becker-prospection.com<br />

Helmut Becker mit dem Geometrics Cäsiummagnetometer in<br />

Duo-Sensor Konfiguration und seinen Assistentinnen Nejme und<br />

Nabha im Hof der Großen Moschee, 2009.<br />

In der Fläche entlang der östlichen Stadtmauer<br />

liegen südlich des Rundbaus weitere große rechteckige<br />

Gebäude. Weitere kleinere rechteckige<br />

Bauten aus gebrannten Ziegeln (positiver Magnetisierungskontrast)<br />

können wohl als Zisternen gedeutet<br />

werden.<br />

Im Hof der Großen Moschee konnten die Fundamente<br />

des Riwaqs nachgewiesen werden, der mit<br />

der Großen Moschee angelegt, jedoch wohl niemals<br />

zur Ausführung kam. In der nordwestlichen<br />

Ecke des Hofes können die Spuren des sog. Steinbaus<br />

ausgemacht werden, der möglicherweise<br />

einem römischen Horreum entspricht. 2<br />

Große Moschee<br />

Basilika A<br />

Helmut Becker<br />

TECHNISCHE UNIVERSITÄT BERLIN, FAKULTÄT VI, INSTI<strong>TU</strong>T FÜR ARCHITEK<strong>TU</strong>R<br />

UNIV.-PROF. DR.-ING. DOROTHÉE SACK, FACHGEBIET HISTORISCHE BAUFORSCHUNG, MASTERS<strong>TU</strong>DIUM DENKMALPFLEGE,<br />

STRASSE DES 17. JUNI 152, SEKR. A 58, <strong>10</strong>623 BERLIN, TEL. 030-314-796 11, MAIL: msd@tu-berlin.de<br />

LAUFENDE PROJEKTE<br />

In der Fläche westlich der Großen Moschee gelang<br />

die Vervollständigung des Planes des Basars.<br />

Ein großer Eckraum und eine Flucht von 5<br />

Doppelräumen bilden die nordwestliche Ecke des<br />

Basars. 3 In diesem Magnetogramm ist außerdem<br />

die zum Südtor führende Straße gut zu erkennen.<br />

Der knapp 40 m breite Streifen entlang der<br />

südlichen Stadtmauer ist leider durch gewaltige<br />

Schuttablagerungen derart gestört, dass sich keine<br />

zusammenhängende Architektur ausmachen<br />

läßt. Auch die Flächen außerhalb von Stadtmauer<br />

und Graben auf der südlichen sowie östlichen<br />

Seite sind weitgehend durch Planierungen und<br />

Schuttablagerungen gestört.<br />

ANMERKUNGEN<br />

1 vgl. Dorothée Sack, Helmut Becker, Manfred Stephani, Faris<br />

Chouker, Resafa-Umland, Archäologische Geländebegehungen,<br />

geophysikalische Untersuchungen und digitale Gelän-<br />

��������������������������������������������������������������<br />

�������������������������������������������������������<br />

Helmut Becker, Resafa, Syrien. Archäologie und Prospektionen.<br />

Magnetische Prospektion in Resafa-Nord, Frühjahr 2007, in:<br />

��������������������������������<br />

��������������������������������������������������������������<br />

Hisham, Resafa IV (1996), 42. 64. Beilage 2.<br />

3 vgl. Thilo Ulbert, Beobachtungen im Westhofbereich der Großen<br />

Basilika von Resafa, DaM 6, 1992, 403-416.<br />

Basilika C<br />

Resafa, Kompilation der Magnetogramme aus dem östlichen Stadtgebiet auf dem neuen Stadtplan. Cäsiummagnetometrie, Duo-Sensor,<br />

�������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������<br />

���������������������������������������������������������������������������������������������������<br />

JAHRBUCH MSD 2008-<strong>10</strong> 33


LAUFENDE PROJEKTE<br />

RESAFA – RUSAFAT HISHAM, SYRIEN. ARCHÄOLOGIE UND PROSPEKTIONEN<br />

Kalif und Hofstaat<br />

Im Rahmen der Bearbeitung der „Archäologischen<br />

Karte“ und des TP 2 „Archäologie und<br />

Prospektion“ rückt nun die Untersuchung der Residenz<br />

als Gesamtanlage aus umaiyadischer Zeit<br />

wieder in den Vordergrund. Die gezielt durchgeführten<br />

archäologischen Sondagen, die Aufnahme<br />

der obertägig sichtbaren und im Zusammenhang<br />

aufspürbaren Befunde zur Architektur sowie<br />

����������������������������������������� 1 ���<br />

mit dem Ziel der nochmaligen Bewertung der an<br />

der Oberfläche auffindbaren Keramik, Kleinfunde<br />

und Schlacken lassen es nun zu, ein differenziertes<br />

Bild der Gesamtanlage zu entwerfen.<br />

Um die nun erzielten Ergebnisse richtig bewerten<br />

zu können, ist es aber notwendig noch einmal<br />

den Blick zurück zu werfen auf die im Jahr<br />

�����������������������������������������gangspunkt<br />

für die Bearbeitung des Umlands war<br />

der unter der Leitung von Thilo Ulbert von Michael<br />

Mackensen und Herbert Tremel durchgeführte<br />

1. Survey-Rundgang bei dem 3<strong>10</strong> Fundplätze (FP)<br />

lokalisiert und vermessen wurden. 2 Gleichzeitig<br />

wurde eine erste Einordnung der Befunde vorgenommen,<br />

die zum Teil in Band 1 der Resafa-Reihe<br />

vorgelegt wurden. Auf dieser Basis wurde dann<br />

im Jahr 1983 parallel zur Grabung in der Großen<br />

Moschee ein 2. Survey-Rundgang begonnen,<br />

bei dem die erste Bewertung und Zuordnung der<br />

sich nur als schwache Wallformationen und als<br />

einige Mauerzüge darstellenden Architektur in ih-<br />

���������������������������������������������<br />

man nur als junger unvoreingenommener und<br />

noch nicht alle Konsequenzen überschauender<br />

���������������������������������������������<br />

Untersuchungen, die Katharina Otto-Dorn schon<br />

�������� ������������ ������ �� ���� ���� ������<br />

sie erstmals den dann als FP <strong>10</strong>6 bezeichneten<br />

Platz als „Palast des Hisham“ angesprochen hatte,<br />

zunächst eine Zuordnung nach palastähnlichen<br />

Gebäuden und Nebengebäuden vorgenommen.<br />

Diese Funktionszuweisung führte zu<br />

einer Festlegung von 6 Palastkomplexen (PK), die<br />

sich jeweils als Gruppen, bestehend aus einem<br />

Abb. 1. Resafa, Lageplan des südlichen Umlands mit Eintragung der sechs<br />

sogenannten Palastkomplexe (D. Sack 1998, CAD M. Gussone 2004).<br />

34<br />

Haupt-Wadi<br />

PK III<br />

PK IV<br />

FP 143<br />

Wadi-Bucht<br />

PK VI<br />

FP 220<br />

FP <strong>10</strong>6<br />

PK I<br />

PK II<br />

PK V<br />

FP <strong>10</strong>9<br />

FP 182<br />

Hauptbau und den zugehörigen Nebenbauten,<br />

ablesen ließen (Abb. 1). 3 Diese Einteilung blieb<br />

����� ����� ������ ���� ��������������� �������� ���bindlich,<br />

denn zunächst hatte sich auf dem Weg<br />

über diese Zuordnung ergeben, dass der in den<br />

arabischen Quellen genannte zweite Palast des<br />

Hisham möglicherweise an der Abbruchkante<br />

zum Wadi gelegen, im FP 143 zu vermuten sei.<br />

Diese Anlage zeigte sich sowohl bei den auch in<br />

den 1990er Jahren immer wieder durchgeführten<br />

Begehungen, dem Caesiummagnetogramm und<br />

auch in dem 1999 aufgenommenen Luftbild<br />

(Abb. 2) als besonders vielversprechend. Zudem<br />

war er an einer landschaftlich exponierten Stelle<br />

errichtet. Diese Einschätzung zerschlug sich dann<br />

im Herbst 2006, denn bei den hier mit großen Erwartungen<br />

durchgeführten Grabungen kam zwar<br />

ein größeres in Teilen repräsentativ ausgestattetes<br />

Gebäude zu Tage, aber an einen Kalifenpalast<br />

�����������������������������������������������leicht<br />

an einen Bau, der dem Hofstaat des Kalifen<br />

Hisham zuzuordnen ist. Des Weiteren ergab sich<br />

����������������������������������������������<br />

dann ab 2007 jeweils im Frühjahr bei feuchtem<br />

���������������������������������������������tur-Funde,<br />

dass die großen als Nebengebäude<br />

angesprochenen Bauten FP <strong>10</strong>9 und 182 sich<br />

eher auch als palastähnliche Bauten interpretieren<br />

ließen. 4 Also handelt es sich noch einmal um<br />

Bauten, die auch eher höfischen Würdenträgern<br />

zuzuordnen, denn als Nebengebäuden oder gar<br />

Wirtschaftsgebäuden anzusprechen sind.<br />

Mit diesen Feststellungen war es nun angezeigt,<br />

eine erste Neubewertung und andersartige Zuordnung<br />

der archäologischen Funde und der an<br />

der Oberfläche sichtbaren Befunde vorzunehmen.<br />

Danach stellt sich nun das Bild wie folgt dar: Das<br />

Areal der Residenz wird durch die Wadi-Bucht in<br />

zwei Teile gegliedert. Der nördliche Teil zu dem<br />

auch FP <strong>10</strong>6 - nach Katharina Otto-Dorn der<br />

������������������������������������������������ellen<br />

Bereich der Residenz. Hier sind neben dem<br />

genannten Kalifenpalast in den weiteren pala-<br />

Abb. 3. Resafa, Plan des nördlichen Bereichs der Residenz des Kalifen Hisham b. Abd al-Malik im Süden der Stadt Resafa,<br />

������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������<br />

Dorothée Sack<br />

TECHNISCHE UNIVERSITÄT BERLIN, FAKULTÄT VI, INSTI<strong>TU</strong>T FÜR ARCHITEK<strong>TU</strong>R<br />

UNIV.-PROF. DR.-ING. DOROTHÉE SACK, FACHGEBIET HISTORISCHE BAUFORSCHUNG, MASTERS<strong>TU</strong>DIUM DENKMALPFLEGE,<br />

STRASSE DES 17. JUNI 152, SEKR. A 58, <strong>10</strong>623 BERLIN, TEL. 030-314-796 11, MAIL: msd@tu-berlin.de<br />

JAHRBUCH MSD 2008-<strong>10</strong><br />

Wadi-Bucht<br />

Abb. 2. Resafa, FP 143, Luftbild von Süden (M. Stephani 1999).<br />

stähnlichen Gebäuden, die sich derweil nur nach<br />

der Größe unterscheiden lassen (Abb. 3), der kalifale<br />

Hofstaat untergebracht. Im südlichen Teil mit<br />

den PK V und VI lassen sich dagegen noch voneinander<br />

abgrenzbare Palastkomplexe ausmachen.<br />

Zu dem am weitesten südlich angeordneten FP<br />

220 gehört auch ein sich nach Süden anschließendes<br />

Gartenareal. 5 Dieser Komplex wird als<br />

weiterer Kalifenpalast angesprochen und zwar<br />

als einer, der einen mehr privaten Charakter hat.<br />

Weitere Untersuchungen müssen noch zeigen, ob<br />

der im Südwesten des nördlichen Residenzareal<br />

gelegene FP 145 möglicherweise auch noch einen<br />

Kalifenpalast birgt, wie in der Nachbarschaft<br />

gefundene Stucke vermuten lassen.<br />

Unter dem Titel „Kalif und Hofstaat“ wird auch<br />

im Rahmen der Schlusspublikation des Gesamtprojekts<br />

„Resafa“ die Gesamtbewertung der Residenzanlage<br />

vorgenommen werden.<br />

ANMERKUNGEN<br />

����������������������������������������������������������������<br />

Jahrbuch.<br />

2 Michael Mackensen, Eine befestigte spätantike Anlage vor den<br />

Stadtmauern von Resafa. Ausgrabungen und spätantike Kleinfunde<br />

eines Surveys im Umland von Resafa-Sergiuspolis, Resafa<br />

I (Mainz 1984).<br />

3 Dorothée Sack, Das islamische Resafa, in: [Koldewey-Gesellschaft]<br />

Bericht über die 33. Tagung für Ausgrabungswissenschaften<br />

und Bauforschung vom 30.Mai bis 3.Juni 1984 in Trier<br />

(Bonn 1986) 38 - 41.<br />

4 s. Beitrag Ulrike Siegel in diesem Jahrbuch.<br />

������������������������������������������������������������������<br />

Kalifengebäude<br />

Hofstaat - Gebäude groß<br />

Hofstaat - Gebäude klein<br />

Herberge/Gäste<br />

Garten<br />

Landschaft


LAUFENDE PROJEKTE<br />

RESAFA – RUSAFAT HISHAM, SYRIEN. ARCHÄOLOGIE UND PROSPEKTIONEN<br />

Mehr als eine Kalifenresidenz - das südliche Umland von Resafa zwischen Spätantike und aiyubidischer Zeit<br />

Die Nachbegehung der Fundplätze im Umland<br />

von Resafa ist dem Teilprojekt 2 ‚Archäologie und<br />

Prospektionen‘ zugeordnet. Zugleich werden mit<br />

der Kartierung von Nutzungsphasen der Siedlungsstrukturen<br />

extra muros wichtige Grundlagen<br />

für die Erstellung der ‚Archäologischen Karte‘ im<br />

Teilprojekt 1 erarbeitet. Auf die Vorarbeiten von<br />

�������������������������������������������<br />

seit 1994) aufbauend, werden die Fundplätze im<br />

südlichen Umland systematisch nachbegangen.<br />

Ziel der Nachbegehungen ist die Verfeinerung<br />

der zeitlichen Einordnung der Fundplätze, die<br />

in den früheren Surveys erstmals vorgenommen<br />

wurde. 1 Zu Beginn des Jahres 2009 wurde die<br />

von M. Mackensen 1977 gesammelte Survey-<br />

Keramik mit denselben Kriterien erfasst, die bei<br />

den Begehungen vor Ort angewandt werden. 2<br />

Das Material wird in der Archäologischen Staatssammlung<br />

in München aufbewahrt und ist bisher<br />

nur zum Teil publiziert. 3 Die Begutachtung des<br />

Münchener Survey-Materials diente der Überprüfung<br />

und dem Abgleich der Kriterien des Survey<br />

von 1977 und den zur Zeit durchgeführten Nachbegehungen,<br />

da seit dem ersten Survey die Möglichkeiten<br />

der Bewertung des übergangszeitlichen<br />

Fundmaterials und der Abgrenzung von spätantiken<br />

und frühislamischen Typologien deutlich verfeinert<br />

wurden.<br />

Die in der Herbstkampagne 2008 begonnenen<br />

systematischen Begehungen im Umland wurden<br />

in der Frühjahrskampagne 2009 fortgesetzt. Der<br />

Schwerpunkt der Arbeiten lag im Bereich zwischen<br />

der Kante zum Wadi im Westen und der von der<br />

Südost-Ecke der Stadtmauer nach Süden führenden<br />

Piste im Osten. Nördlich bildete der Südrand<br />

des Dorfes die Grenze, im Süden die sogenannte<br />

Wadi-Bucht. Dabei wurden die in der Ebene liegenden<br />

Fundplätze zwischen dem Wasserspeicher<br />

(FP 155-157) im Westen und den höhergelegenen<br />

Bauten um den FP 199 im Osten eingeschlossen.<br />

Zusätzlich wurden im Norden (FP 32, 35, 36) und<br />

Osten (FP 124, 194) weitere Testbegehungen au-<br />

Resafa, südliches Umland, Blick von Südwest, M. Stephani 1999.<br />

Resafa, südliches Umland, Fundvorkommen in abbasidischer Zeit,<br />

�����������������������������������<br />

ßerhalb des Kernbereichs der Residenz des Kalifen<br />

Hisham b. Abd al-Malik (reg. 724-743) durchgeführt,<br />

um das Spektrum der Fundverteilung in den<br />

noch zu begehenden Bereichen exemplarisch zu<br />

vergleichen.<br />

Als erste Ergebnisse der Nachbegehungen in der<br />

Frühjahrskampagne 2009 lassen sich folgende<br />

Beobachtungen zusammenfassen:<br />

Die bereits im Herbst 2008 beobachtete sehr viel<br />

feinere chronologische Differenzierung der Besiedlung<br />

des Umlands von Resafa konnte bestätigt<br />

werden. Ein wesentliches Ergebnis ist, dass die<br />

Fundverteilung der Fundplätze im Westen der Piste<br />

eine deutlich andere Zeitstellung abbildet, als das<br />

Fundvorkommen der Fundplätze östlich der Piste.<br />

Während sich im „Quartier Ost“ eine deutliche<br />

umaiyadische Besiedlung mit sekundären Nachnutzungen<br />

von der abbasidischen bis zur aiyubidischen<br />

Zeit belegen ließ, zeigt sich im „Quartier<br />

West“ ein deutlich anderes Muster. Hier überwiegt<br />

zwar auch das umaiyadische Fundvorkommen,<br />

anstatt der späteren Nutzung ist hier jedoch entsprechend<br />

des Vorkommens spätantiker Funde<br />

eine frühere Besiedlung anzunehmen, wie bereits<br />

von Christoph Konrad gemutmaßt wurde. 4 Eine<br />

auffällige Ausnahme bildet der Bereich nördlich<br />

des FP 146, der sich inselartig abhebt. Hier überwiegen<br />

aiyubidisch datierende Funde vor Funden<br />

umaiyadischer und spätantiker Zeitstellung. Als<br />

Ursache der Nutzungskontinuität dieses Platzes ist<br />

möglicherweise die dort durch eine Wasserleitung<br />

belegte Einrichtung zur Wasserversorgung anzusprechen.<br />

Eine weitere auffällige Ausnahmesituation stellt<br />

das kontinuierliche Fundvorkommen am FP 168<br />

dar. Hier sind umaiyadische und abbasidische<br />

Funde, solche der Zeit der nomadischen Vorherrschaft<br />

bis hin zu aus aiyubidischer Zeit datierende<br />

Funde zu beobachten. Im Zusammenhang mit der<br />

Lage des Fundplatzes an einer erhöhten Stelle der<br />

zur Südost-Ecke der Stadtmauer bzw. östlich an<br />

der Stadt vorbeiführenden Straße ist eine Wächter-<br />

Resafa, südliches Umland, Fundvorkommen in spätantiker Zeit,<br />

�����������������������������������<br />

Resafa, südliches Umland, Fundvorkommen zur Zeit der nomadischen<br />

�������������������������������������������������<br />

Martin Gussone – Martina Müller-Wiener<br />

UNIVERSITÄT BONN, INSTI<strong>TU</strong>T FÜR ORIENT- UND ASIENWISSENSCHAFTEN, ABTL. FÜR ASIATISCHE UND ISLAMISCHE KUNSTGESCHICHTE<br />

TECHNISCHE UNIVERSITÄT BERLIN, FAKULTÄT VI, INSTI<strong>TU</strong>T FÜR ARCHITEK<strong>TU</strong>R<br />

UNIV.-PROF. DR.-ING. DOROTHÉE SACK, FACHGEBIET HISTORISCHE BAUFORSCHUNG, MASTERS<strong>TU</strong>DIUM DENKMALPFLEGE,<br />

STRASSE DES 17. JUNI 152, SEKR. A 58, <strong>10</strong>623 BERLIN, TEL. 030-314-796 11, MAIL: msd@tu-berlin.de<br />

beziehungsweise Kontrollfunktion anzunehmen. 5<br />

Ein weiterer bemerkenswerter Befund ist das<br />

deutliche Vorkommen von Schlacke und aufgeschmolzenen<br />

Ziegeln an den in der ‚Wadi-Bucht‘<br />

���������� ������������ ���� ���������� ���� ���<br />

die Beobachtungen an den ähnlich in einer<br />

saisonal wasserführenden Senke gelegenen FP<br />

174 und 181 im Bereich östlich der FP <strong>10</strong>9 und<br />

182 anschließt, die ein vergleichbares Fundvorkommen<br />

zeigten.<br />

Weiter zu verfolgen ist die Beobachtung, dass<br />

die Fundplätze eine sehr unterschiedliche Dichte<br />

und variierende Spektren an Fundmaterial<br />

aufweisen. Zum einen scheint die Entfernung<br />

zum „Zentrum“ der Siedlung ein Kriterium der<br />

Funddichte zu sein. Zum anderen sind die aus<br />

dem Fundmaterial abzuleitenden Funktionen<br />

der Anlagen (Produktionsstätten, Palastarchitektur,<br />

Versorgungseinrichtungen) als Ursache<br />

des Fundspektrums anzunehmen. Ein weiterer<br />

Erklärungsansatz für die variierenden Dichten<br />

und Spektren des Fundvorkommens könnte eine<br />

unterschiedliche Besiedlungsdauer der Anlagen<br />

sein.<br />

ANMERKUNGEN<br />

1 Michael Mackensen, Eine befestigte spätantike Anlage vor<br />

den Stadtmauern von Resafa. Ausgrabungen und spätantike<br />

Kleinfunde eines Surveys im Umland von Resafa-Sergiuspolis,<br />

Resafa I (Mainz 1984). Dorothée Sack, Das islamische Resafa,<br />

in: [Koldewey-Gesellschaft] Bericht über die 33. Tagung für<br />

Ausgrabungswissenschaften und Bauforschung vom 30. Mai<br />

bis 3. Juni 1984 in Trier (Bonn 1988) 38-41.<br />

�������������������������������������������������������������-<br />

�������������������������������������������������������plätze<br />

im Umland von Resafa. Erste Ergebnisse zum ‚Quartier<br />

Ost’, in: MSD Jahrbuch 2007-09 (2009) 29.<br />

3 Mackensen 1984, 37-84.<br />

�� ���������������������������������������������������������������<br />

und Prospektionen. Historische Topographie der Kalifenresidenz,<br />

���������������������������������������������������������<br />

62. 81-82.<br />

�� ������� �������� �� ��������� ����� �� ������� �������� ��������<br />

�������� ������������ ���� �������������� �� ����������� ����<br />

Prospektionsdaten im Hinblick auf die Erschließung und Gebäudeorientierung,<br />

in: MSD Jahrbuch 2007-09 (2009) 30.<br />

Resafa, südliches Umland, Fundvorkommen in umaiyadischer Zeit,<br />

�����������������������������������<br />

Resafa, südliches Umland, Fundvorkommen in aiyubidischer Zeit,<br />

�����������������������������������<br />

JAHRBUCH MSD 2008-<strong>10</strong> 35


36<br />

Martin Gussone<br />

TECHNISCHE UNIVERSITÄT BERLIN, FAKULTÄT VI, INSTI<strong>TU</strong>T FÜR ARCHITEK<strong>TU</strong>R<br />

UNIV.-PROF. DR.-ING. DOROTHÉE SACK, FACHGEBIET HISTORISCHE BAUFORSCHUNG, MASTERS<strong>TU</strong>DIUM DENKMALPFLEGE,<br />

STRASSE DES 17. JUNI 152, SEKR. A 58, <strong>10</strong>623 BERLIN, TEL. 030-314-796 11, MAIL: msd@tu-berlin.de<br />

UNIVERSITÄT BONN, INSTI<strong>TU</strong>T FÜR ORIENT- UND ASIENWISSENSCHAFTEN, ABTL. FÜR ASIATISCHE UND ISLAMISCHE KUNSTGESCHICHTE<br />

JAHRBUCH MSD 2008-<strong>10</strong><br />

LAUFENDE PROJEKTE<br />

RESAFA – RUSAFAT HISHAM, SYRIEN. ARCHÄOLOGIE UND PROSPEKTIONEN<br />

Digitaler Fundplatzkatalog am Beispiel von Fundplatz <strong>10</strong>9<br />

Die bis jetzt verbindliche Grundlage der Bezeichnung<br />

der archäologischen Strukturen und Ausgangspunkt<br />

für die Arbeiten im Umland von Resafa<br />

sind die 3<strong>10</strong> Fundplätze (FP), die bei dem ersten<br />

Survey 1977 erfasst wurden. 1 Als ein Bestandteil<br />

der Untersuchungen in der jetzigen Projektphase<br />

werden die hier seit 1997 durchgeführten geophysikalischen<br />

Prospektionen und geodätischen<br />

Arbeiten weiter ausgewertet. 2 Die Einzelergebnisse<br />

sollen in einem digitalen Fundplatz-Katalog<br />

zusammengeführt und mit den Erkenntnissen der<br />

archäologischen Surveys abgeglichen werden. Beispielhaft<br />

wird hier das Material zum FP <strong>10</strong>9 dargestellt,<br />

der sich bei der Aufnahme der Oberflächenbefunde<br />

und der Nachbegehung der Surveys<br />

besonders abzeichnete. 3<br />

Datengrundlagen<br />

In der Survey-Kartei notierte M. Mackensen zu dem<br />

ca. 350m südöstlich der Stadtmauer von Resafa<br />

gelegenen FP <strong>10</strong>9: „Quadratische Anlage mit<br />

��������������������������������������������������kanten,<br />

Ziegel. Keramik. Islam.“ Die Skizze zeigt<br />

ein weitgehend Ost-West-gerichtetes, mehrfach unterteiltes<br />

liegendes Rechteck mit einer Ausdehnung<br />

von ca.<strong>10</strong>0m x 55m (Abb. 1). D. Sack bewertete<br />

die Anlage als: „wahrscheinlich ein Wirtschaftskomplex,<br />

der zu FP <strong>10</strong>6 [d.h. zum sog. Palast des Hisham]<br />

gehört“. Sie ordnete den FP <strong>10</strong>9 dem sog.<br />

Palastkomplex II zu und erstellte auf Nivellements<br />

beruhende Höhenschichtenpläne (Abb. 3). Im<br />

Jahr 1998 wurde der FP <strong>10</strong>9 durch magnetische<br />

Prospektion erfasst, gleichzeitig wurden Geländeaufnahmen<br />

durchgeführt, um ein Digitales Geländemodell<br />

(DGM) zu erstellen. Im folgenden Jahr<br />

gelang es, Luftbilder aufzunehmen. 4 Schließlich<br />

konnten in der Frühjahrskampagne 2007 durch die<br />

Aufnahme der Oberflächenbefunde der Grundriss<br />

der Anlage geklärt und eine Zweiphasigkeit belegt<br />

werden. 5<br />

Auswertung<br />

Bereits im Höhenschichtenplan (Abb. 3) ist erkennbar,<br />

dass das östliche Viertel des FP <strong>10</strong>9 ein<br />

niedrigeres Niveau aufweist als der westlich davon<br />

liegende Bereich. Im DGM zeigt sich deutlicher,<br />

dass es einen Kernbau gibt (Höfe I-V), der durch<br />

eine einheitliche Höhenentwicklung zusammen-<br />

�������� ����� ���� ��������� ���������� ���� ���������<br />

�����������������������������������������������������<br />

ist die Zugehörigkeit dieses Bereichs zum Kernbau<br />

kaum zu erkennen, was sich in dem entzerrten Luftbild<br />

dementsprechend darstellt. Hier erscheint der<br />

östliche Abschluss der Anlage aus einer Reihe lose<br />

aneinander gesetzten, einzelnen Baukörpern zu bestehen<br />

(Abb. 4).<br />

Im Magnetogramm zeigt sich hingegen ein Bild des<br />

Untergrunds (Abb. 2). Klar und deutlich zeichnet<br />

sich die Umfassungsmauer des westlich gelegenen<br />

Kernbaus als negativer Magnetisierungskontrast<br />

ab, was durch die Verwendung des aus Anhydrid<br />

bestehenden Gipssteins als Baumaterial begründet<br />

sein kann (und sei es für das Fundament). Seine<br />

Ostseite, ebenso wie die Innengliederung des<br />

Baus, ist allerdings kaum zu erkennen. Auch die<br />

Unterteilung in die einzelnen Hofbereiche lässt<br />

sich nur erahnen. Etwas deutlicher sind einzig die<br />

Raumzeilen an der Südwestseite von Hof IV und an<br />

der Ostseite von Hof V sowie zwischen den Höfen<br />

IV und V. Dass sich die bei der Oberflächenbefundaufnahme<br />

sehr deutlichen Unterteilungen<br />

in der Magnetik kaum abzeichnen, ist ein Indiz<br />

dafür, dass es sich um Mauern aus ungebrannten<br />

Lehmziegeln handelt, die sich kaum vom Erdboden<br />

unterscheiden. Deutlich zeigt sich hingegen eine<br />

Störung an der Westseite des Baus (ca. 18m Ø),<br />

die sich auch morphologisch im DGM bemerkbar<br />

macht und im Plan der Archäologischen Strukturen<br />

als winkelförmiges Bauteil gedeutet wurde. Hier ist<br />

durch den kleinteiligen Dunkel-Hell-Wechsel (hohe<br />

positive Magnetisierungen und ‚Schatten’) eher anzunehmen,<br />

dass es sich um einen größeren Versturz<br />

(möglicherweise der ehemaligen Toranlage) handelt.<br />

Ähnliche Phänomene zeigen sich östlich des<br />

Kernbaus, wobei im Bereich ‚B’ des FP <strong>10</strong>9 besonders<br />

starke positive Magnetisierungskontraste<br />

zu beobachten sind. Im Zusammenhang mit dem<br />

erheblichen Aschevorkommen, das in diesem Bereich<br />

bei der Nachbegehung der Surveys auffiel,<br />

sind hier allerdings eher funktionale Ursachen dh.<br />

eine Nutzung anzunehmen, die in diesem Bereich<br />

erhebliche Brandrückstände verursachte wie z.B.<br />

ein Bad, für Gewerbezwecke oder dergleichen.<br />

Abb. 2. Resafa, FP <strong>10</strong>9, Magnetogramm (H. Becker 1999), Überlagerung mit Hochpassfilterung (45% Transparenz) und Auswertung, 2009.<br />

Abb. 1. Resafa, FP <strong>10</strong>9, Überlagerung: Archäologische Strukturen<br />

���� ������������� ������� ������� ���� ���� ����������������<br />

(M. Stephani 2001) 2009.<br />

Der Bereich der Höfe VI-VII, der sich aufgrund der<br />

Oberflächenbefunde als eine einheitliche, spätere Ergänzung<br />

darstellt, erscheint im Gegensatz dazu im Magnetogramm<br />

unzusammenhängend, was der Abbildung<br />

des FP in Luftbild und DGM entspricht. Es sind deutlich<br />

verschiedene bauliche Strukturen zu erkennen, die sich<br />

allerdings überlagern und überschneiden, so dass sie<br />

nicht eindeutig nachzuzeichnen und zu rekonstruieren<br />

sind. Dies heißt zum einen, dass hier mehr Unterstrukturen<br />

zu erwarten sind als bisher an der Oberfläche zu<br />

sehen sind, zum anderen bestätigt dies die spätere Zeitstellung<br />

des östlichen Viertels von FP <strong>10</strong>9, wobei vermutlich<br />

eine komplexe Vorgängerbebauung ersetzt wurde.<br />

Ergänzt werden diese Beobachtungen durch die<br />

Ergebnisse der Nachbegehung. Der Kernbau wie<br />

auch der Bereich östlich davon ist entsprechend des<br />

Keramikvorkommens umaiyadischen Ursprungs. Der<br />

östliche Bereich weist jedoch zusätzlich ein deutliches<br />

Vorkommen von Funden aiyubidischer Zeit auf, so<br />

dass eine Nutzung der Gebäudestrukturen bis ans<br />

Ende der Besiedlung von Resafa zu vermuten ist. 6<br />

ANMERKUNGEN<br />

1 Alle Angaben zu den Surveys seit 1977 beruhen auf der unpublizierten<br />

Survey-Kartei von Dorothée Sack, die seit 1983 fortlaufend die Grundkartei<br />

von Michael Mackensen erheblich ergänzt und erweitert hat.<br />

2 Übersicht der Surveys und Prospektionen mit Literaturangaben<br />

�������������������������������������������������������������<br />

Jahrbuch 2007-09 (2009) 30.<br />

�����������������������������������������������������������������������<br />

Wiener in diesem Jahrbuch.<br />

4 Geophysik Helmut Becker, Geodäsie und Luftbilder Manfred Stephani,<br />

die Überfliegung gelang mit Hilfe der syrischen Antikendirektion ar-Raqqa<br />

und der in Deir as-Zor stationierten syrischen Luftwaffe, vgl. Anm. 2.<br />

5 Vgl. den Beitrag Ulrike Siegel in diesem Jahrbuch.<br />

����������������������������������������������������������������������<br />

Jahrbuch.<br />

Abb. 3. Resafa, FP <strong>10</strong>9, Höhenschichten (D. Sack 1986) CAD 2004.<br />

I<br />

IV<br />

II<br />

A<br />

Abb. 4. Resafa, FP <strong>10</strong>9, Luftbild (M. Stephani 1999), Entzerrung 2009.<br />

III<br />

V<br />

VII<br />

VI<br />

C<br />

B


LAUFENDE PROJEKTE<br />

RESAFA – RUSAFAT HISHAM, SYRIEN. ARCHÄOLOGIE UND PROSPEKTIONEN<br />

Auswertung der Oberflächenbefunde am Fundplatz <strong>10</strong>9<br />

��� ���������� ������� ���� ��������������������<br />

Rusafat Hisham lässt sich bereits durch eine<br />

genaue Prospektion der Oberfläche eine Fülle<br />

von Architekturresten erkennen. Aufgrund von<br />

hoher Bodenfeuchte zeichnen sie sich besonders<br />

deutlich nach der Regenzeit im Frühjahr ab. Eine<br />

systematische Erfassung dieser Oberflächenbefunde<br />

erfolgte bereits 2001 und 2007. 1 Die<br />

������������� ��������� ��� ����������� �����<br />

diente der Fortführung dieser Arbeiten und der<br />

Untersuchung von 21 weiteren Fundplätzen (FP),<br />

um den stadtnahen Bereich des südlichen Umlandes<br />

flächendeckend mit dieser Methode zu<br />

erfassen. 2 Im Zusammenspiel mit den geophysikalischen<br />

Prospektionen und den laufenden<br />

Grabungen sollen die Ergebnisse zur Klärung der<br />

Siedlungsstruktur sowie der baulichen Konzeption<br />

und Binnengliederung einzelner Gebäude<br />

beitragen.<br />

Ausgesprochen umfangreiche Resultate erbrachte<br />

die Aufnahme obertägig sichtbarer Baubefunde<br />

am Fundplatz <strong>10</strong>9, die hier beispielhaft<br />

vorgestellt werden sollen. Zahlreiche lineare Bodenverfärbungen,<br />

die durch die höhere Wasserspeicherfähigkeit<br />

der Lehmmauern entstanden,<br />

Gipsputzkanten und Bewuchsmerkmale ließen<br />

hier nicht nur die Gebäudeaußenmauern, sondern<br />

auch eine Vielzahl der Binnenmauern erkennen.<br />

Neben einer großen Anlage (A) konnten<br />

������������������������������������������������<br />

werden (s. Abb. 1).<br />

Der Hauptbau FP <strong>10</strong>9 A weist einen nahezu<br />

rechteckigen Grundriss von 58 m x <strong>10</strong>0-<strong>10</strong>5 m<br />

auf. Seine Außenmauern werden durch unterschiedlich<br />

ausgebildete Türme gegliedert. Der<br />

Gebäudeeingang befindet sich vermutlich in der<br />

Mitte der Westfassade. Ein sich deutlich morphologisch<br />

abzeichnender Hügel deutet an dieser<br />

Stelle auf einen vorgelagerten Torbau von ca. 16<br />

m x 12 m Ausmaß hin.<br />

Die gesamte Anlage lässt sich in sieben Höfe (I-<br />

VII) und angrenzende Raumgruppen unterteilen,<br />

wobei die Oberflächenbefunde auf eine spätere<br />

Errichtung der Höfe VI und VII hindeuten. Als Ursprungsbau<br />

lässt sich eine 58 m x 72-80 m große,<br />

Ost-West gerichtete Anlage rekonstruieren, die<br />

aus den Hofanlagen I-V bestand. Die ursprüngliche<br />

Ostfassade bildete die geradlinige Wand,<br />

die die Höfe III und V auf der Ostseite begrenzt.<br />

Auf diese ehemalige Fassadenfunktion verweisen<br />

zwei Schuttkegel auf der Ostseite dieser Wand,<br />

die entsprechend der anderen Fassadenseiten als<br />

Halbrundtürme angesprochen werden können.<br />

Auf eine spätere Errichtung der Höfe VI und VII<br />

deuten zudem die abweichende Gestaltung und<br />

Konstruktion der Turmbauten hin. Während die<br />

Fassadentürme sonst rund gestaltet sind, weisen<br />

������������������������������������������������-<br />

���������������������������������������������������<br />

aus Gipsstein errichtet.<br />

Die Grundrisskonzeption des nahezu rechteckigen<br />

Ursprungsbaus basiert auf einer Zweiteilung in<br />

eine ca. 26 m breite nördliche und eine 32 m<br />

breite südliche Gebäudehälfte. Den nördlichen<br />

Teil des Gebäudes bilden die nebeneinander angeordneten<br />

Hofanlagen I, II und III von je ~26 m<br />

x 26 m Grundfläche. Um die einzelnen Innenhöfe<br />

gruppieren sich Raumgruppen ähnlichen Schemas<br />

mit vermutlich je einer, im Norden liegenden<br />

Fünfraumgruppe ('5-RG' - s. Abb. 1).<br />

A<br />

5-RG<br />

I<br />

Abb. 1: Resafa - Rusafat Hisham, FP <strong>10</strong>9, Bauaufnahme des Oberflächenbefundes, U. Siegel 2009. (Die schwarzen Linien verdeutlichen die aufgenommenen<br />

Gipsputzkanten und die grauen Linien die anhand von Feuchte- und Bodenmerkmalen erkennbaren Mauerverläufe).<br />

In der südlichen Gebäudehälfte erstrecken sich<br />

die Höfe IV und V, von denen der Hof IV mit einer<br />

Fläche von ~32 m x 45 m den größten Gebäudeteil<br />

bildet. Die an der Westfassade erkennbare<br />

Toranlage öffnet sich in diesen Hof. Dem Achsenverlauf<br />

der Toranlage folgend, befinden sich<br />

zwischen den Höfen IV und V zwei, miteinander<br />

verbundene Räume, von denen der östliche<br />

Raum einen kreuzförmigen Grundriss aufweist<br />

('K' - s. Abb. 1). Er war vermutlich mit einer Kuppelkonstruktion<br />

überdeckt, worauf nicht nur die<br />

Grundrissform, sondern auch die bis zu zwei Meter<br />

stark ausgebildeten Eckpfeiler hindeuten. Der<br />

kreuzförmige Raum 'K' verfügte vermutlich wie<br />

im Westen auch auf seiner Ostseite über einen<br />

breiten Durchgang (1,50 m), um in die östliche<br />

Hofanlage V überzuleiten. Auf der Ostseite des<br />

Hofes V ist eine weitere Fünfraumgruppe zu erkennen.<br />

Die Ergebnisse der Oberflächenbefundaufnahme<br />

erlauben für den Fundpunkt <strong>10</strong>9 A nicht nur<br />

eine Unterscheidung in einen Ursprungsbau und<br />

eine spätere Erweiterung, sondern auch eine detaillierte<br />

Beschreibung der baulichen Konzeption<br />

des Ursprungsbaus. Ferner lässt sich feststellen,<br />

dass den Bau typische Merkmale der umaiyadischen<br />

Architektur kennzeichnen, beispielsweise<br />

die Errichtung als Einzelbau, eine Fassadengliederung<br />

mit Rundtürmen und im Inneren, die<br />

Gruppierung von Räumen in Form von Fünfraumgruppen<br />

(sog. bayt, pl. buyut). Der Bau FP<br />

<strong>10</strong>9 A lässt sich damit in die umaiyadische Zeit<br />

datieren und der Residenz des Kalifen Hisham b.<br />

Abd al-Malik (reg. 724-743) zuordnen.<br />

Die architektonische Konzeption des FP <strong>10</strong>9 A<br />

spiegelt aber auch persische Einflüsse wider,<br />

wie sie sich auch bei anderen umaiyadischen<br />

Bauten (beispielsweise auch am sog. ‚Palast des<br />

Hisham‘ FP <strong>10</strong>6 in Rusafat Hisham 3 ) feststellen<br />

lassen. Besonders deutlich zeigt sich dieser Einfluss<br />

an dem kreuzförmigen, wohl überkuppelten<br />

Raum 'K', der - wenn auch viel kleiner dimensioniert<br />

- mit den Audienzhallen des umaiyadischen<br />

Palastes in Amman (728-729) vergleichbar ist.<br />

Als Vorbilder können die sasanidischen Kreuzkuppelräume<br />

in Bishapur und Taq-i Kisra aufgeführt<br />

werden. 4<br />

Ulrike Siegel<br />

TECHNISCHE UNIVERSITÄT BERLIN, FAKULTÄT VI, INSTI<strong>TU</strong>T FÜR ARCHITEK<strong>TU</strong>R<br />

UNIV.-PROF. DR.-ING. DOROTHÉE SACK, FACHGEBIET HISTORISCHE BAUFORSCHUNG, MASTERS<strong>TU</strong>DIUM DENKMALPFLEGE,<br />

STRASSE DES 17. JUNI 152, SEKR. A 58, <strong>10</strong>623 BERLIN, TEL. 030-314-796 11, MAIL: msd@tu-berlin.de<br />

IV<br />

5-RG?<br />

II<br />

K<br />

V<br />

5-RG<br />

III<br />

5-RG<br />

ursprüngliche<br />

Ostfassade<br />

Ferner weicht der FP <strong>10</strong>9 A in seiner Grundrissgliederung<br />

und auch schon in der gerichteten<br />

Grundform von dem typisch quadratischen<br />

Grundriss umaiyadischer Bauten, deren Zentrum<br />

immer ein großer Innenhof bildet, ab. Wie bei<br />

den ca. 60-80 Jahre später errichteten, abbasi-<br />

����������������������������������������������<br />

zeigt sich an diesem Grundrissteilungssystem ein<br />

persischer Einfluss auf die frühislamische Architektur.<br />

Vorbildhaft für diese Grundrissgliederung<br />

könnten die sasanidischen Palastbauten in Qasri<br />

Shirin und Haouch-Kouri sein. 5<br />

�������� ���� ��������������� ���� ���������<br />

ar-Rafiqa aber ganz in der Tradition der sasanidischen<br />

Architektur stehen und den erneuten<br />

Rückbezug der abbasidischen auf die sasanidische<br />

Baukunst verdeutlichen, 6 ist der persische<br />

Einfluss auf die umaiyadischen Bauten<br />

von Rusafat Hisham geringer und zeigt sich nur<br />

an einigen architektonischen Details. 7 Die baulichen<br />

Konzeptionen von Rusafat Hisham folgen<br />

im Wesentlichen den typischen Merkmalen der<br />

umaiyadischen Architektur, die sich aus der Tradition<br />

der römischen Castra entwickelt hat.<br />

ANMERKUNGEN<br />

���������������������������������������������������������������<br />

2 Unter Mitarbeit von cand. arch. Nicole Erbe und während der<br />

ersten Tage von den MSD-Studentinnen Anne-Sophie Flade und<br />

Ines Oberhollenzer, denen ich an dieser Stelle herzlich danken<br />

möchte.<br />

3 Katharina Otto-Dorn statuiert einen persischen Einfluss auf die Stuckdekorationen,<br />

z. B. auf die Bordüren aus Herzblättern, und verwies<br />

auf die enge Verwandtschaft der Stucke des FP <strong>10</strong>6 zum Torbau<br />

in Amman. Katharina Otto-Dorn, Bericht über die Grabung im islamischen<br />

Rusafa, Archäologischer Anzeiger 69, 1954, 138-159.<br />

4 Keppel A. C. Creswell, A Short Account of Early Muslim Architecture<br />

(1989) 169-173.<br />

5 Ulrike Siegel, Frühabbasidische Residenzbauten des Kalifen Harun<br />

���������� ��� ������������������� ���������� ��������� �������������<br />

50, 2009, 483-502.<br />

�����������������������������������������������������������������������-<br />

���������������������������������������������������������������������rasool<br />

Vatandoust (Hrsg.), Persiens Antike Pracht (2004) 416-439.<br />

������� ���� ����������� ��������� �������� ������� ���� ������������<br />

��������������������������������������������������������������<br />

Becker, Zur städtebaulichen und baulichen Konzeption frühislamischer<br />

Residenzen in Nordmesopotamien mit ersten Ergebnissen<br />

einer Testmessung zur geophysikalischen Prospektion in Resafa-<br />

������������������������������������������������������������������<br />

Stadt und Umland, DiskAB 7, 1999, 270-286.<br />

JAHRBUCH MSD 2008-<strong>10</strong> 37<br />

VII<br />

VI<br />

C<br />

B


38<br />

Brian Beckers – Christoph Konrad<br />

FREIE UNIVERSITÄT BERLIN, INSTI<strong>TU</strong>T FÜR GEOGRAPHISCHE WISSENSCHAFTEN<br />

UNIV.-PROF. DR.-ING. DOROTHÉE SACK, FACHGEBIET HISTORISCHE BAUFORSCHUNG, MASTERS<strong>TU</strong>DIUM DENKMALPFLEGE,<br />

STRASSE DES 17. JUNI 152, SEKR. A 58, <strong>10</strong>623 BERLIN, TEL. ++49-30-314-796 11, MAIL: MSD@<strong>TU</strong>-BERLIN.DE<br />

JAHRBUCH MSD 2008-<strong>10</strong><br />

LAUFENDE PROJEKTE<br />

RESAFA – RUSAFAT HISHAM, SYRIEN. ARCHÄOLOGIE UND PROSPEKTIONEN<br />

Palastanlagen, Paläoumwelt und Wasserwirtschaftssystem<br />

Seit 2008 ist das Resafa-Projekt in die Research<br />

Area A I des Exellenzcluster 264 TOPOI<br />

integriert. Diese Forschergruppe ‚Central<br />

Places‘ bearbeitet Projekte zu einzelnen Orten<br />

mit Zentralortcharakter. Ergänzend befasst sich<br />

eine Graduiertengruppe aus Doktoranden und<br />

Postdoktoranden in archäologisch-geowissenschaftlicher<br />

Kooperation mit dem Umland dieser<br />

zentralen Orte, mit Siedlungsstrukturen und den<br />

historischen Umweltbedingungen.<br />

Aus dieser Graduiertengruppe konnten im Herbst<br />

2008 Brian Beckers (Freie Universität <strong>Berlin</strong>) und<br />

Christoph Konrad (Technische Universität <strong>Berlin</strong>),<br />

der bereits seit 2006 mit den archäologischen<br />

Untersuchungen in der Kalifenresidenz Rusafat<br />

Hisham beauftragt ist, die Feldarbeit in Resafa<br />

aufnehmen. Während B. Beckers mit Methoden<br />

der physischen Geographie Fragen zur<br />

Rekonstruktion der historischen Wasserwirtschaft<br />

und der Paläoumwelt für die Siedlung insgesamt<br />

bearbeitet 1 , steht einer der Paläste der Residenz<br />

���� �������� ������� ������ ������������������<br />

der Qasr Fundplatz (FP) 220, im Mittelpunkt der<br />

archäologischen Untersuchungen.<br />

Nach einem gemeinsamen Survey, welchen<br />

das Graduiertentandem im Jahr 2008 in der<br />

Siedlung selbst und ihrer unmittelbaren und<br />

weiteren Umgebung durchgeführt hat, wurden<br />

im Frühjahr 2009 zunächst in natürlichen<br />

Geländeaufschlüssen und mit Hilfe von<br />

Bohrungen die für die Wasserhaushalts- und<br />

Paläoumweltrekonstruktion notwendigen Sedi-<br />

mentproben gesammelt. Am Qasr FP 220<br />

konnten die bereits 2007 begonnenen<br />

archäologischen Untersuchungen weitgehend<br />

abgeschlossen werden.<br />

Mit der Grabung im Frühjahr 2009 hat sich<br />

das Bild des Qasr FP 220 weiter differenziert.<br />

Während nach den Untersuchungen des Jahres<br />

2007 noch davon ausgegangen werden<br />

musste, dass es sich bei dem Qasr um den<br />

gängigen Typus mit einem halbrundem Torturm<br />

und ‚syrischem bait-System‘ handelt 2 , ist nun<br />

klar, dass das Haupttor einem für Rusafat-<br />

Hisham eigenen Muster mit weit ausgestellter,<br />

rechteckiger äußerer Torkammer folgt, und<br />

dass sich die Innenräumlichkeiten des Qasr um<br />

Nebenhöfe gruppieren (Abb. 1). Dieser Typus<br />

des ‚Qasr mit Nebenhöfen‘ scheint vor allem für<br />

�������������������������������������������� 3 )<br />

und früh-abbasidische Zeit (Ukhaidir) gängig.<br />

Abb. 1. Resafa-Rusafat Hisham, Qasr FP 220. Grabungsergebnisse<br />

Ch. Konrad, 2007 und 2009.<br />

Für die Herbstkampagne 2009 wurde von<br />

B. Beckers und Ch. Konrad ein Grabungskonzept<br />

erarbeitet, das speziell auf die Zielsetzung der<br />

Graduiertengruppe abgestimmt war und von<br />

TOPOI finanziert wurde.<br />

Die Wasserversorgung der spätantiken Pilgerstadt<br />

Resafa-Sergiupolis, d. h. vor allem die Bauten<br />

zur Füllung der großen Zisternen intra muros,<br />

wurde bereits vor 20 Jahren von W. Brinker<br />

untersucht. 4 Die großen Zisternen wurden mit<br />

Oberflächenwasser gefüllt, das im Winter und<br />

in den Übergangszeiten von einem Staudamm<br />

aufgefangen wurde. Dieser Staudamm steht in<br />

dem die Stadt westlich tangierenden Hauptwadi.<br />

Von hier aus wurde das Wasser mit einem Kanal<br />

in die Zisternen eingeleitet.<br />

Wie sich bei dem erwähnten Oberflächensurvey<br />

im Jahr 2008 und beim Studium historischer<br />

Luftaufnahmen herausstellte, wird dieses<br />

Wassersammelsystem von verschiedenen Bauten<br />

am westlichen Wadirand ergänzt (Abb. 3). Diese<br />

Bauten, sollten die Oberflächenwasser direkt<br />

und mit möglichst wenig Abflussverlusten zu dem<br />

Staudamm leiten, aber auch den Zufluss eines<br />

rund 2 km südlich der Stadt in das Hauptwadi<br />

mündenden Nebenwadis nutzbar machen.<br />

An in der Topographie des Abflusssystems<br />

besonders günstigen Stellen befinden sich zwei<br />

������� ���� ����� ��� ���������� ���� �������<br />

der Grabungsfunde eindeutig der Residenz des<br />

Kalifen Hisham zugewiesen werden können.<br />

Beide Gärten waren mit reich dekorierten<br />

Pavillons (Abb. 2) ausgestattet. 5 Bislang ohne<br />

��������� ���� ���� ������� ��� ��������� ���� ����<br />

integrativer Bestandteil der Palastanalge FP 220<br />

ist und im Gegensatz zu allen anderen bislang<br />

bekannten umaiyadischen Gärten weder ein<br />

Nutzgarten war, noch vorgab, einer zu sein.<br />

Kleine Gebäude, wie der erwähnte Pavillon oder<br />

ein unmittelbar vor der Südfassade des Palastes<br />

gelegener Raum mit gemauerten Liegebänken,<br />

dienten dem Vergnügen des Besitzers und<br />

seiner Gäste. Der Garten wird von einer<br />

offenen Wasserleitung gerahmt, die dem Palast<br />

gegenüber liegt. Sie bewässerte den Garten<br />

und stellte den scheinbaren Reichtum an Wasser<br />

offen zur Schau.<br />

Überraschend war das Ergebnis einer weiteren<br />

Sondage etwa 1,8 km südlich der spätantiken<br />

Stadt. Hier trat am Ostrand des Mündungstrichters<br />

des oben erwähnten Nebenwadis eine 20<br />

Abb. 2. Resafa-Rusafat Hisham, Qasr FP 223. Umaiyadischer<br />

Gartenpavillon von Südwesten aus gesehen, 2009.<br />

��������������������������������������������������������������<br />

zur Rekonstruktion des Wasserabfluss- und historischen Wasserwirtschaftssystemes<br />

der Siedlung, Stand 2009.<br />

m lange und 4 m hohe, heute vollkommen von<br />

den Sedimenten des Wadis verdeckte Mauer<br />

aus Gipssteinquadern zu Tage, deren Bautechnik<br />

zunächst eine spätantik-frühbyzanitnische<br />

Datierung nahelegt. Während das Profil östlich<br />

der Mauer ein weitgehend homogenes, äolisch<br />

bedingtes Ablagerungsregime aufweist, ist der<br />

Westteil durch ein heterogenes Sedimentprofil<br />

charakterisiert. Beachtenswert ist hier vor allem<br />

ein bis zu 50 cm mächtiges Schotterband, das<br />

natürlicherseits nur durch Fließgewässer entstanden<br />

sein kann. Dies und die generelle räumliche<br />

und bauliche Orientierung der Mauer parallel<br />

zur Fließrichtung des Wadis scheinen die These<br />

zu bestätigen, dass der Bau zur Kanalisierung<br />

der Wadifluten diente. Falls die angestrebte<br />

C14-Datierung die vermutete spätantik-frühbyzantinische<br />

Entstehungszeit der ‚Deichmauer<br />

Süd‘ bestätigt, ist sie ein eindrücklicher Beleg<br />

für den hohen und weit ausgreifenden Bauaufwand,<br />

der zur Sicherung der Wasserversorgung<br />

der spätantiken Pilgerstadt betrieben worden ist.<br />

ANMERKUNGEN<br />

���������������������������������������������������������������<br />

und Prospektionen. Physische Geographie: Rekonstruktion<br />

der historischen Wasserwirtschaft und der Paläoumwelt, in:<br />

MSD Jahrbuch 2007-09 (2009) 31.<br />

2 So etwa der Qasr am Djabal Sais. Zu Resafa siehe: Christoph<br />

�������� ������� �� �������� �������� �������� ���������������<br />

Untersuchungen I. Das Gebäude [FP 220], ein umaiyadischer<br />

qasr�� ���� ���� ��������� �������� ������� ���� ����������<br />

�������� ������� �� �������� �������� �������� ������������ ����<br />

Prospektionen. Historische Topographie der Kalifenresidenz,<br />

in: MSD Jahrbuch 2007-09 (2009) 32. Abb. 2.<br />

3 Zur aktuellen Rekonstruktion des Grundrisses von Mshatta,<br />

siehe: Jaques Bujard, Reconstitution du projet architectural<br />

du palais omeyyade de Mschatta (Jordanie), Architectura 38,<br />

2008, 13-34.<br />

4 Werner Brinker, Zur Wasserversorgung von Resafa-Sergiupolis,<br />

DaM 5, 1991, 119-146.<br />

5 Der Pavillon des Garten FP 151 wurde 1989 ausgegraben.<br />

Thilo Ulbert, Ein umaiyadischer Pavillon in Resafa-Rusafat<br />

Hisham, DaM 7, 1993, 213-231.


LAUFENDE PROJEKTE<br />

RESAFA – RUSAFAT HISHAM, SYRIEN. ARCHÄOLOGIE UND PROSPEKTIONEN<br />

Die Bedeutung von Formentypen und Fundaufkommen von ‚brittle-ware‘ im archäologischen Kontext<br />

Als ‚brittle-ware‘ (im Folgenden BW) bezeichnet<br />

man eine im östlichen Mittelmeerraum verbreitete<br />

Gruppe von Gebrauchskeramik mit charakteristischem,<br />

rot brennendem Scherben. Analysen der<br />

Zusammensetzung von Nordsyrien gefundener BW<br />

lassen darauf schließen, dass sie in einigen wenigen<br />

Werkstätten produziert wurden, vermutlich im<br />

Westen (Apameia, Aleppo) Syriens. 1 Die Verbreitung<br />

der Erzeugnisse dieser Werkstätten ist auf den<br />

syrischen Raum beschränkt, hier wurden sie interregional<br />

vertrieben. Fundorte an der Mittelmeerküste<br />

und in Palästina ergeben deutlich abweichende<br />

Formenspektren und Materialtypen. Die vergleichende<br />

Auswertung von Zusammensetzung und<br />

Formenrepertoire der syrischen BW zeigt, dass die<br />

verschiedenen Werkstätten parallel zueinander die<br />

gleichen Formentypen produzierten. Abweichungen<br />

im Formenspektrum deuten somit nicht auf eine<br />

andere Werkstatt, sondern auf eine abweichende<br />

Datierung. 2 Vor dem Hintergrund des somit skizzierten<br />

Forschungsstandes wird im Folgenden eine<br />

vorläufige Bestandsaufnahme der Formentypen der<br />

BW Funde von Resafa vorgestellt. 3<br />

Während der Kampagnen der Jahre 2006-2009<br />

wurden in Resafa im Rahmen der Ausgrabungen<br />

an den Fundplätzen (FP) <strong>10</strong>2, <strong>10</strong>5, 142, 143, 220<br />

und 224 sowie bei den seit 2007 durchgeführten<br />

Survey-Nachbegehungen im südlichen Umland<br />

auch größere Mengen von BW erfasst. 4 Mit Ausnahme<br />

der FP <strong>10</strong>5 und 124, die nur 4% bzw. 7%<br />

an BW erbrachten, ergaben die übrigen Fundplätze<br />

mit 16% (FP 143) bis 19% (FP 220 und FP 142)<br />

und 20% (FP <strong>10</strong>2) vom Gesamtaufkommen ein<br />

einheitliches Bild. Die auffälligen Abweichungen in<br />

Bezug auf die FP <strong>10</strong>5 und 124 könnten als Hinweis<br />

auf eine unterschiedliche Funktion beziehungsweise<br />

Nutzung der Anlagen interpretiert werden.<br />

Analysen des Fundmaterials wurden bislang nicht<br />

durchgeführt. Bei der Inspektion mit dem Vergrößerungsglas<br />

weist der Scherben eine relativ einheitliche<br />

Zusammensetzung auf. Die feine Matrix mit kleinen<br />

weißen Einschlüssen ist überwiegend rot (2,5 YR,<br />

������ ��������� �������������� ������ ����5 , manche<br />

Fragmente zeigen einen schwarzen Kern beziehungsweise<br />

eine schwarze Außenseite.<br />

Den prozentual höchsten Anteil am Fundaufkommen<br />

bilden Randfragmente eines Halstopfs mit<br />

runder Lippe, mehrfach profiliertem Rand und einem<br />

Mündungsdurchmesser von 11 bis 13 cm (Typ 1.1).<br />

Varianten des Halstopfs, die gesondert erfasst und<br />

ausgezählt wurden, unterscheiden sich durch die<br />

Ausbildung des oberen Abschlusses. Fragmente,<br />

die Aufschluss geben über Form und Fixierung<br />

möglicher Handhaben, sind nicht erhalten. Bei den<br />

Varianten des Halstopfs kann der Rand glatt abgestrichen<br />

sein (Typ 1.3). Einige wenige Beispiele besitzen<br />

eine runde Lippe, ohne die charakteristische<br />

Profilierung (Typ 1.2). Eine weitere Variante, die vor<br />

allem bei der Survey-Keramik vertreten ist, zeigt einen<br />

keilförmig ausgebildeten Rand (1.4). Ebenfalls<br />

der Gruppe der Halstöpfe werden Fragmente mit<br />

geradem Hals und tief eingekerbtem Rand zugeordnet.<br />

Ihr Vorkommen ist bislang auf die Survey-<br />

Nachbegehungen beschränkt.<br />

An zweiter Stelle des prozentualen Fundaufkommens<br />

stehen sowohl bei der Keramik aus den<br />

Ausgrabungen als auch bei der Survey-Keramik<br />

Fragmente eines Topfes mit waagerecht nach innen<br />

einziehendem Rand (Typ 2, Sichelrand). Der Mündungsdurchmesser<br />

variiert erheblich, zwischen 17<br />

und 25 cm. Ein archäologisch vollständiges Frag-<br />

������������������������������������������������kel<br />

am Rand ansetzte. Weniger häufig findet sich<br />

ein zweiter Typ (Typ 3), der ebenfalls als Kochtopf<br />

anzusprechen ist. Das flache bauchige Gefäß zeigt<br />

einen charakteristischen, flach abgestrichenen,<br />

nach innen einziehenden Rand und eine horizontale<br />

Handhabe. In der Ausgrabung nicht vertreten<br />

ist hingegen der Typ des Topfs mit einziehender<br />

Mündung und keilförmig verdicktem Rand (Typ 4,<br />

engl. holemouth pot). Dies bildet einen auffälligen<br />

Gegensatz zu dem Befund im benachbarten Qasr<br />

al-Heir ash-Sharqi, das ebenfalls von Hisham b.<br />

Abd al-Malik erbaut wurde und als Nachfolgebau<br />

zu Resafa anzusprechen ist. Hier bildet der<br />

holemouth-Topf laut Genequand den Haupttyp der<br />

Kochtopfware. 6 Die Survey-Keramik von Resafa<br />

hingegen zeigt mit <strong>10</strong>% ein deutliches Vorkommen<br />

dieses Typus. Dasselbe gilt für Fragmente von BW<br />

mit dem charakteristischen Ratter-Muster. Während<br />

in der Grabung nur ein Fragment gefunden wurde,<br />

ergaben die Survey-Nachbegehungen immerhin<br />

einen Anteil von 3,1 %.<br />

Übereinstimmungen im Formenspektrum zeigen<br />

sich hingegen bei dem Typ der Kanne mit kleeblattförmigem<br />

Ausguss. Zwei Randfragmente wurden<br />

bei den Grabungsarbeiten an den FP 142<br />

und 220 gefunden, ein Fragment im Rahmen der<br />

Nachbegehungen. Ein weiterer, in beiden Kontexten<br />

zu findender Formentyp sind Deckelfragmente.<br />

Die Abweichungen im Fundvorkommen zwischen<br />

Ausgrabung und Nachbegehungen lassen sich<br />

möglicherweise damit erklären, dass im südlichen<br />

Umland mehrere Nutzungsphasen nachweisbar<br />

sind, die sich allerdings nicht einheitlich auf den<br />

gesamten Bereich erstrecken. Für die FP <strong>10</strong>2, <strong>10</strong>5,<br />

142, 143, 220 und 224 hingegen ist eine auf eine<br />

längere Nutzungsdauer hinweisende Mehrphasigkeit<br />

nicht zu belegen. Diese Deutung wird unterstützt<br />

durch die Auswertung weiterer als diagnostisch zu<br />

betrachtender Keramikgruppen wie beispielsweise<br />

glasierter Waren, die im Rahmen der Nachbegehungen<br />

erfolgt. 7<br />

Die vorangehende Zusammenstellung der BW-Formentypen<br />

sowie der Häufigkeit und Verteilung ihres<br />

Vorkommens stellt nur eine erste Skizze dar. Allerdings<br />

scheint die Tatsache, dass die Ausgrabung<br />

und die Survey-Nachbegehungen abweichende<br />

Fundspektren ergeben, die bereits von Schneider<br />

e.a. formulierte Relevanz von Formentypen für die<br />

Erstellung chronologischer Raster zu bestätigen.<br />

Ob sich die Bedeutung der BW-Formentypen als<br />

datierungsrelevante Größe erhärten lässt, wird die<br />

Fortsetzung der vergleichenden Auswertung der<br />

Grabungsergebnisse und der systematischen Begehungen<br />

im Umland zeigen.<br />

Prozentuales Vorkommen der ‚brittle-ware‘-Typen in Ausgrabung und Nachbegehung<br />

BW-Typ Typ 1.1 Typ 1.2 Typ 1.3 Typ 1.4 Typ 2 Typ 3 Typ 4<br />

Ausgrabung 42,4 % 2,5 % 5 % 2,5 % 32,5 % 15 % -<br />

Nachbegehung 36,8 % 1 % 7,4 % 7,8 % 24.3 % 7,45 % <strong>10</strong> %<br />

Martina Müller-Wiener<br />

UNIVERSITÄT BONN, INSTI<strong>TU</strong>T FÜR ORIENT- UND ASIENWISSENSCHAFTEN, ABTL. FÜR ASIATISCHE UND ISLAMISCHE KUNSTGESCHICHTE<br />

TECHNISCHE UNIVERSITÄT BERLIN, FAKULTÄT VI, INSTI<strong>TU</strong>T FÜR ARCHITEK<strong>TU</strong>R<br />

UNIV.-PROF. DR.-ING. DOROTHÉE SACK, FACHGEBIET HISTORISCHE BAUFORSCHUNG, MASTERS<strong>TU</strong>DIUM DENKMALPFLEGE,<br />

STRASSE DES 17. JUNI 152, SEKR. A 58, <strong>10</strong>623 BERLIN, TEL. 030-314-796 11, MAIL: msd@tu-berlin.de<br />

Resafa, FP 220, BW-Typ 1.1, Ø 1<strong>10</strong>mm, D. Henker, M. Müller-Wiener.<br />

Resafa, FP 142, BW-Typ 1.2, Ø 140mm, D. Henker, M. Müller-Wiener.<br />

Resafa, FP 220, BW-Typ 1.3, Ø 130mm, D. Henker, M. Müller-Wiener.<br />

Resafa, FP 143, BW-Typ 2, Ø 250mm, D. Henker.<br />

Resafa, FP 224, BW-Typ 3, Ø 220mm, D. Henker, M. Müller-Wiener.<br />

ANMERKUNGEN<br />

1 Karin Bartl, Stefan R. Hauser, Continuity and change in Northern<br />

Mesopotamia from the Hellenistic to the early Islamic<br />

period: proceedings of a Colloquium held at the Seminar für<br />

vorderasiatische Altertumskunde, Freie Universität <strong>Berlin</strong>, 6th-<br />

�����������������������������������������������������������<br />

byzantine et omeyyade en Syrie du nord, Oxford 2007.<br />

������������������������������������������������������������<br />

Daszkiewicz, Some new results of archaeometric analysis of<br />

Brittle Wares, Oxford 2007, 720.<br />

3 Eine systematische Auswertung der Befunde, die den Abgleich<br />

der in Resafa erhobenen Daten mit jenen anderer<br />

nordsyrischer Fundplätze einschließt, wird aus Platzgründen<br />

an anderer Stelle erfolgen.<br />

4 Siehe hierzu die jeweiligen Beiträge zum Resafa-Projekt<br />

in den MSD Jahrbüchern MSD 2005-07, MSD 2006-08,<br />

2007-09 und in diesem Heft.<br />

5 Entsprechend der Munsell soil color charts.<br />

6 Denis Genequand, Rapport préliminaire des travaux de la<br />

mission archéologique syro-suisse à Qasr al-Hayr al-Sharqi en<br />

2007. SLSA Schweizerisch-Liechtensteinische Stiftung für archäologische<br />

Forschungen im Ausland Jahresbericht 2007 (2008),<br />

������������������������������������������������������������<br />

Bericht abzuwarten.<br />

���������������������������������������������������������������<br />

hierzu in diesem Jahrbuch.<br />

JAHRBUCH MSD 2008-<strong>10</strong> 39


LAUFENDE PROJEKTE<br />

RESAFA, SYRIEN. DIE STADTMAUER<br />

Mörtelkanäle in den Bogensteinen: Ausbildung, Ursprung und Verbreitung<br />

<strong>Aktuell</strong> untersucht wurden baukonstruktive Besonderheiten,<br />

um der Frage nachzugehen, ob<br />

sich die anhand der Bauornamentik feststellbaren<br />

Bezüge zwischen Basilika B, Zentralbau<br />

und Nordtor auch in bautechnischen Aspekten<br />

be stätigen lassen. Im Zuge dessen wurden auch<br />

mögliche Pfade der Übernahme und Weitergabe<br />

der Konstruktionidee nachgezeichnet, als<br />

Beitrag zur Rezeptionsgeschichte des Bauens im<br />

nordsyrischen Raum.<br />

e<br />

Einsetzen des Schlusssteines und vergießen der letzten, steilen Fugen.<br />

d<br />

Aufbringen der nächsten Lagen, jeweils mit Mörtel in den Kanälen ...<br />

c<br />

... die Kanäle können innerhalb eines Bogen variierende Formen haben.<br />

b<br />

Aufbringen des Mörtels im Mörtelkanal, in Flachen Fugen mit der Kelle.<br />

a<br />

�����������������������������������������������������������������<br />

Die hier vorgestellten Ideen sind detaillierter nachzulesen in: Catharine Hof,<br />

Masonry Techniques of the Early Sixth Century City Wall of Resafa, Syria, in:<br />

Karl-Eugen Kurrer (Ed.), Proceedings of the Third International Congress<br />

��������������������������������������������������������������������<br />

LITERA<strong>TU</strong>R, ABBILDUNGSNACHWEISE<br />

Gabriela Frulio, Catalan Methods for Construction in Sardinia. The Use of<br />

«Abeurador» in Stone Masonry, in: Santiago Huerta (Ed.), Proceedings of the<br />

���������������������������������������������������������������������������<br />

Oleg Grabar et al., City in the Desert. Qasr al-Hayr East. Harvard Middle<br />

����������������������������������������������������������<br />

40<br />

Am Mauerwerk von Resafa sind allgemein kaum<br />

Steinmetzmarken zu finden, und Zeichen im<br />

Sinne von Signaturen fehlen ganz. Nun aber wurden<br />

Marken entdeckt, die eine baukonstruktive<br />

Funktion erfüllten. Es handelt sich um Furchen,<br />

die wie ein V, Y oder W bzw. wie ein Pfeil aussehen.<br />

Die meisten Beispiele wurden am Versturzmaterial<br />

beobachtet und es wurde schnell klar,<br />

dass es sich um versteckte Marken handelt, sie<br />

also nie auf der Sichtseite eines Steines zutage<br />

treten. Es fiel auf, dass die Träger stets keilförmige<br />

Bogensteine waren und dass die Furchen nur auf<br />

deren Lagerflächen zu finden sind. Weiter konnte<br />

beobachtet werden, dass die Pfeilform immer zur<br />

Bogenaußenseite deutet und auch immer bis zum<br />

Steinrücken reicht. Die Kanäle dienten also offenkundig<br />

der Einbringung von Mörtel, von dem<br />

auch an manchen Steinen Reste gefunden wurden.<br />

Die Art, wie der Mörtel eingebracht wurde,<br />

war abhängig von der Lage des Steins im Bogen<br />

(Abb. 1). Nahe des Kämpfers verlaufen die radialen<br />

Lagerfugen des Bogens noch recht flach.<br />

Hier wurde der Mörtel herkömmlich mit einer<br />

������������������������������������������������<br />

Bogens hin werden die Fugen immer steiler, so<br />

dass in diesen Bereichen der Mörtel mit großer<br />

Sicherheit vergossen wurde (Abb. 1 e).<br />

Die Suche nach Vergleichsbeispielen jenseits der<br />

Stadtmauer von Resafa (Abb. 2a) gestaltete sich<br />

nicht einfach, da die Furchen nur entdeckt werden<br />

können, wenn ein Bogen bzw. ein Gewölbe<br />

stark beschädigt ist und das Versturzmaterial in<br />

relativ gutem Zustand ist. In Resafa konnten bis<br />

jetzt die Mörtelkanäle an den Hauptmonumenten<br />

nachgewiesen werden. Im Zentralbau können sie<br />

an etlichen Stellen beobachtet werden und in der<br />

Basilika B finden sich, wenn auch schwer zugänglich,<br />

ebenfalls Exemplare. In der Ruine der Basilika<br />

A waren bislang jedoch keine Hinweise zu finden.<br />

Dies änderte sich in der Herbstkampagne 2009, als<br />

im Zuge der Restaurierungsarbeiten beim Abtragen<br />

eines Bogens derartige Furchen zum Vorschein kamen<br />

und in situ studiert werden konnten (Abb. 2b,<br />

����� ��� ������� ���������� ������� ����� �� �������<br />

Klessing, Konsolidierungs- und Restaurierungsmaßnahmen.<br />

Basilika A, Konservierungsmaßnahmen).<br />

Die weitere Suche galt Vergleichsbeispielen des<br />

regionalen und zeitlichen Umfeldes von Resafa<br />

(Abb. 2c Karte). Vorgängerbeispiele finden sich<br />

im nordsyrischen Kalksteinmassiv, so etwa beim<br />

berühmten Simeonskloster Qal’at Sim’an vom<br />

letzten Viertel des 5. Jahrhunderts (Abb. 2d) oder<br />

an der Nordkirche in Brad von 561. Umgekehrt<br />

dürfte die Bauweise in Resafa selbst Vorbild gewesen<br />

sein für die gefurchten Bogensteine, die in<br />

���������������������������������������������<br />

wurden (Abb. 2e, Grabar 1978).<br />

Für das frühe 16. Jahrhundert wurden Beispiele<br />

dieser Bautechnik auf Sardinien beschrieben (Frulio<br />

2003). Die Weiterentwicklung spät römischer<br />

Bauweisen in umaiyadischer Architektur und<br />

frühislamischer Bautechnik wurde in der Bauforschung<br />

für gewisse Bereiche bereits nachgezeichnet.<br />

Mit den Gusskanälen in den Wölbsteinen<br />

wird diese Erkenntnis zur Technologierezeption<br />

und zur Verbreitung von Bauweisen des Mittleren<br />

Ostens in den westmediterranen Raum um einen<br />

weiteren Aspekt erweitert.<br />

Catharine Hof<br />

TECHNISCHE UNIVERSITÄT BERLIN, FAKULTÄT VI, INSTI<strong>TU</strong>T FÜR ARCHITEK<strong>TU</strong>R<br />

UNIV.-PROF. DR.-ING. DOROTHÉE SACK, FACHGEBIET HISTORISCHE BAUFORSCHUNG, MASTERS<strong>TU</strong>DIUM DENKMALPFLEGE,<br />

STRASSE DES 17. JUNI 152, SEKR. A 58, <strong>10</strong>623 BERLIN, TEL. 030-314-796 11, MAIL: msd@tu-berlin.de<br />

JAHRBUCH MSD 2008-<strong>10</strong><br />

Abb. 2a Resafa, Stadtmauer Nordtor (1. V. 6. Jh.), Foto: C. Hof 2009.<br />

Abb. 2b Resafa, Basilika A (4. V. 5. Jh.), Foto: M. Gussone 2009.<br />

Abb. 2c Fundstellen in Nordsyrien für Bogensteine mit Gusskanälen.<br />

Abb. 2d Qal‘at Sim‘an (4. V. 5. Jh.), Foto: C. Hof 2007.<br />

Abb. 2e Qasr al-Hair ash-Sharqi (2. V. 8. Jh.), Grabar, 1978, Abb. 43.


Tobias Horn – Martin Klessing<br />

TECHNISCHE UNIVERSITÄT BERLIN, FAKULTÄT VI, INSTI<strong>TU</strong>T FÜR ARCHITEK<strong>TU</strong>R<br />

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LAUFENDE PROJEKTE<br />

RESAFA, SYRIEN. KONSOLIDIERUNGS- UND RESTAURIERUNGSMASSNAHMEN<br />

Basilika A, Konservierungsarbeiten<br />

Die im Herbst 2008 angelaufenen Konsolidierungsarbeiten<br />

sind als Teilprojekt 4 Bestandteil<br />

���� ������������������� ������������������� �� ��safat<br />

Hisham, Pilgerstadt und Kalifenresidenz.<br />

Nachdem im ersten Jahr mit Hilfe von hölzernen<br />

Stützkonstruktionen akut vom Einsturz bedrohte<br />

Bereiche gesichert worden waren, begann im<br />

Herbst 2009 eine gezielte Konsolidierung ausgewählter<br />

Bauteile. Ziel dieser Herbstkampagne<br />

war der Rückbau von absturzgefährdetem Material<br />

im Bereich des südlichen Seitenschiffs und des<br />

Obergadens, die Sicherung der oberen Säulenstellungen<br />

innerhalb der Reliquienkapelle sowie<br />

der Austausch geschwächter Bogensteine der<br />

darüber liegenden Trompen. Nach fotografischer<br />

und zeichnerischer Dokumentation wurden für die<br />

auszutauschenden Bogensteine der Reliquienkapelle<br />

Werkzeichnungen und Schablonen angefertigt.<br />

Für die Ausführung der Baumaßnahmen<br />

wurden Handwerker aus Deir as-Zor herangezogen.<br />

Ausgetauscht wurden lediglich Muschelkalksteine,<br />

denn obwohl das primäre Baumaterial<br />

der Basilika A Gipsstein ist, wurde, vergleichbar<br />

mit anderen Bauwerken Resafas, für Bögen und<br />

Wölbungen meist der leichtere Muschelkalk verwendet.<br />

Nach Anlieferung des bruchfrischen Muschelkalks<br />

begannen die Handwerker mit der Bearbeitung<br />

der Werksteine. Unseren Vorgaben entsprechend<br />

sollte dies vor Ort in Resafa mit traditionellem<br />

Handwerkszeug geschehen. Bereits nach einem<br />

Arbeitstag stand jedoch fest, dass die Handwerker<br />

mit dem Anfertigen der neuen Bogensteine überfordert<br />

waren. Scheinbar ist das Wissen um überlieferte<br />

Handwerkstechniken in dieser Gegend<br />

Syriens kaum noch vorhanden. Um so erstaunlicher<br />

war hingegen der Umgang mit modernen<br />

Trenn- und Schleifwerkzeugen. Das „industrielle“<br />

Herstellen der Bauteile in der Werkstatt in Deir<br />

as-Zor geschah im Gegensatz zur Handarbeit<br />

recht behände, doch wird dem Umgang mit Mes-<br />

Abb. 1 Basilika A, Südwand der Reliquienkapelle, geschädigte<br />

Zonen der Säulenstellungen und der Trompen, T. Horn 2009.<br />

Abb 2. Basilika A, Reliquienkapelle östliche Bogenstellung. Ausführung<br />

nach Maßgabe des originalen Befunds, T. Horn 2009.<br />

swerkzeugen bei dieser Handwerkstechnik leider<br />

zu wenig Bedeutung beigemessen. Umso größer<br />

und umständlicher waren dementsprechend die<br />

Nacharbeiten vor Ort beim Errichten des Bogens.<br />

Während des Rückbaus des Bogens fiel bereits auf,<br />

dass die Keilsteine ursprünglich trocken versetzt<br />

worden waren. Der Mörtel zwischen den Steinen<br />

wurde erst nach dem Einsetzen des Schlusssteines<br />

über in den Stein gearbeitete Kanäle in die Fugenflächen<br />

eingefüllt. Diese antike Technik wurde<br />

wieder aufgegriffen, da an der Passgenauigkeit<br />

aller Fugen bis zum Abschluss des Versetzens gearbeitet<br />

werden konnte. Der Muschelkalk ist ein sehr<br />

weiches Gestein, daher konnte das Fugenbild mit<br />

Hilfe einer einfachen Laubsäge optimiert werden.<br />

Das Einsägen von Fugenflächen ist ebenfalls aus<br />

der Bautechnik der Antike überliefert. Abschließend<br />

wurde mit Gips- und Muschelkalksteinen der<br />

Bogen bis zur Scheitelhöhe aufgemauert und die<br />

Oberflächen der neuen Bogensteine entsprechend<br />

des Originalbefundes mit einem Zahneisen überarbeitet.<br />

Der westliche Bogen der Reliquienkapelle ist vermutlich<br />

durch Erdbeben aus seiner ursprünglichen<br />

Position gerutscht und auf einer Seite ca. 20 cm<br />

nach außen verschoben. Da die meisten der Bogensteine<br />

aber intakt schienen, konnte auf einen<br />

kompletten Rückbau verzichtet werden, denn die<br />

Erfahrungen am östlichen Bogen zeigten, dass<br />

der Rückbau eines Bauteils meist den Verlust des<br />

jeweiligen Werkstücks bedeutet. Ausgetauscht wurde<br />

daher lediglich der Schlussstein, der aufgrund<br />

der erdbebenbedingten Deformation des Bogens<br />

sowohl mehrfach horizontal als auch vertikal gebrochen<br />

war. Eine besondere Herausforderung<br />

bestand darin, den verkippten Bogen trotz des<br />

fehlenden Schlusssteins in seiner Position zu halten.<br />

Nachdem der Kraftschluss des Bogens wieder hergestellt<br />

war, wurde das Mauerwerk um den Bogen<br />

ausgebessert, d.h. die Fugen wurden geschlossen<br />

und ein horizontaler Abschluss geschaffen.<br />

Abb 3. Basilika A, Reliquienkapelle, westliche Bogenstellung,<br />

Einpassen des neuen Schlusssteins, A.-S. Flade 2009.<br />

Abb 4. Basilika A, Reliquienkapelle westliche Bogenstellung<br />

nach Abschluss der Arbeiten, T. Horn 2009.<br />

Die Sicherung der östlichen Säule, die durch ein<br />

komplexes Risssystem stark gefährdet war, erfolgte<br />

mittels Vernadelung. Hierfür wurden nach<br />

Absprache mit dem Tragwerksplaner verschiedene<br />

Punkte definiert, die für das Verbinden der<br />

einzelnen Schalen besonders geeignet schienen.<br />

Insgesamt wurden in Säulenschaft, Basis und<br />

Konsole elf Nadeln eingebracht. Um das spröde<br />

Gestein während des Bohrvorgangs vor Vibration<br />

und Überhitzung zu schützen, wurden die ersten<br />

zehn der bis zu 30 cm tiefen Bohrlöcher mit einer<br />

wassergekühlten Bohrkrone gebohrt. Nach<br />

der Reinigung der Löcher wurden Siebhülsen aus<br />

Kunststoff eingeführt, die ein unkontrolliertes Ausfließen<br />

des Mörtels verhindern sollten. In die mit<br />

Epoxy-Spezialmörtel gefüllten Bohrlöcher wurden<br />

danach spezielle Anker aus Edelstahl eingesetzt.<br />

Große Schwierigkeiten bereitete die Arbeit an der<br />

einzigen verbliebenen Säule vor der Westwand.<br />

Die mit Kapitell und Basis aus einem Stück gearbeitete<br />

Säule zeigte ein komplexes System aus<br />

vertikalen Rissen und hatte am Säulenschaft bereits<br />

stark an Substanz verloren. Da sowohl Kapitell<br />

als auch Basis bei einem Rückbau zu brechen<br />

drohten, mussten diese Bereiche bereits vor der<br />

Demontage der Säule vernadelt werden. Nach<br />

der provisorischen Fixierung des Kapitells am<br />

Gerüst und der darüber liegenden Konsole wurde<br />

der ausgebrochene Säulenschaft mit Hilfe einer<br />

Handsäge vorsichtig von Basis und Kapitell getrennt.<br />

Eine neue Säule wurde dann vor Ort in<br />

Resafa von einem Beduinen gefertigt, der unter<br />

Anleitung sehr schnell die Grundzüge des traditionellen<br />

Steinmetzhandwerks erlernte.<br />

Für die Arbeiten der nächsten Jahre wurde eine<br />

detaillierte Prioritätenliste erstellt. Im Vordergrund<br />

der Herbstkampagne 20<strong>10</strong> sollen, abhängig von<br />

der finanziellen Ausstattung, die Konsolidierung<br />

des Obergadens der nördlichen Mittelschiffwand<br />

sowie der Abschluss der Arbeiten innerhalb der<br />

Reliquienkapelle stehen.<br />

Abb 5. Basilika A, Reliquienkapelle westliche Bogenstellung,<br />

behutsames Heraustrennen des Säulenschaftes, T. Horn 2009.<br />

Abb 6. Basilika A, Neuanfertigung einer Säule aus Gipsstein<br />

durch einen angelernten Arbeiter aus Resafa, T. Horn 2009.<br />

JAHRBUCH MSD 2008-<strong>10</strong> 41


LAUFENDE PROJEKTE<br />

RESAFA-SERGIUPOLIS, SYRIEN, DER ‚ZENTRALBAU‘<br />

Bauarchäologische Untersuchung und Anastilosis. 2. Kampagne - Herbst 2009<br />

Einführung<br />

Ein Ziel der in der Herbstkampagne 2009 am<br />

Zentralbau durchgeführten Arbeiten lag in der<br />

Erweiterung von Erkenntnissen über das einstige<br />

Aussehen und den architektonischen Aufbau des<br />

Gebäudes. Dazu wurden die bisherigen Arbeiten<br />

im Inneren des Gebäudes fortgesetzt und auf die<br />

sog. Steingärten ausgedehnt. Zudem erfolgte im<br />

Südosten des Zentralbaus eine archäologische<br />

Sondage, die neue Aussagen über die Gestalt<br />

seines südlichen Anbaus ermöglichen sollte.<br />

Aufbau von Fußboden und Fundament<br />

Zu Beginn der Kampagne wurde der Innenraum<br />

des Zentralbaus von einer 20 cm hohen<br />

Anwehschicht befreit. Dabei ergab sich ein Befund,<br />

der auch schon im Mittelschiff beobachtet<br />

werden konnte: Auf den Gipssteinplatten des<br />

Bodens wurden gleichzeitig mit der Einbringung<br />

der Wandinkrustation langrechteckige rote Kalksteinplatten<br />

verlegt. Diese und andere noch im<br />

Gebäude befindliche Bauteile wurden in den<br />

Grundriss aufgenommen.<br />

Im Bereich einer wahrscheinlich als Zisterne genutzten<br />

schachtartigen Öffnung im Hof des in<br />

der südwestlichen Ecke des Zentralbaus gelegenen<br />

Iwan-Hauses konnte die Struktur unterhalb<br />

des Fußbodenniveaus genauer untersucht werden.<br />

Unter den Gipssteinplatten folgen mehrere<br />

Schichten unterschiedlicher Zusammensetzung.<br />

Diese Abfolge von Schichten konnte in einem<br />

Einbruchloch bestätigt werden, das sich an der<br />

mittleren Tür der Westwand des Zentralbaus<br />

befindet und vermutlich durch Auswaschung<br />

des Fundaments entstanden ist. Bei der Untersuchung<br />

konnte die Fundamentsohle festgestellt<br />

werden: Sie liegt etwa 3,35 Meter unterhalb der<br />

Oberkante der Bodenplatten aus Gipsstein.<br />

Katalogisierung der Steingärten<br />

Während der Ausgrabung unter Johannes Kollwitz<br />

in den Jahren 1954-1963 wurden Bauteile<br />

aus dem Innenraum zu einer späteren Bearbeitung<br />

im Norden, Süden und Westen des Zentralbaus<br />

abgelegt (Abb. 1). Vom nördlichen und<br />

südlichen Steingarten existierende Übersichtspläne1<br />

wurden durch die Aufnahme des westlichen<br />

Steingartens vervollständigt. Im Zuge einer<br />

systematischen Begehung in allen drei Bereichen<br />

wurden diese Bauteile zunächst in einem tabellarischen<br />

Katalog erfaßt, kurz beschrieben und<br />

ihre mögliche Lage innerhalb des aufgehenden<br />

Mauerwerks notiert. Einige besonders markante<br />

Bauteile sind für die Rekonstruktion des Gebäudes<br />

von Bedeutung. Ein solches Beispiel ist der<br />

Abb. 2: Zentralbau, Steingarten Süd A Nr. <strong>10</strong>6. Teil der Dachkonstruktion<br />

über dem Mittelschiff, 2009.<br />

42<br />

Abb. 1: Zentralbau, Luftbild mit Lage der Steingärten und der Sondage (s. Pfeil), Foto: M. Stephani 1999.<br />

Stein mit der Nr. <strong>10</strong>6 S-A (Abb. 2). Er besitzt an<br />

seiner Oberseite drei Balkenlöcher, die im Zusammenhang<br />

mit der Konstruktion des Daches<br />

über dem Mittelschiff gestanden haben müssen.<br />

Dabei fungierte er als Knotenpunkt in der<br />

Dachkonstruktion: im mittleren Loch wurde ein<br />

Dachsparren eingeschoben, während die beiden<br />

äußeren Einlasslöcher horizontale Zugbalken<br />

aufnahmen (Abb. 3). Das obere Wandgesims<br />

des Nordtores ist mit einer sehr ähnlichen Kehle<br />

versehen. 2 Weitere solche Bauteile sollen für<br />

die Rekonstruktion der Wände und des Daches<br />

formtreu aufgenommen werden.<br />

Ausstattung und Datierung<br />

Bei den Arbeiten im Inneren des Zentralbaus<br />

konnte endgültig bestätigt werden, dass der<br />

Fußboden und die Wandinkrustationen aus rötlichem<br />

Kalkstein in einer Umgestaltungsphase<br />

erfolgt sind. 3 Beleg dafür ist die Entfernung eines<br />

Flachreliefs, das sich am linken Pilaster der Sarkophagnische<br />

im östlichen Teil des nördlichen<br />

Seitenschiffes befand (Abb. 4). Ein ähnlicher<br />

Befund ließ sich an allen Pfeilern der Kirche<br />

und an den beiden östlichen Postamenten der<br />

nördlichen und südlichen Exedra feststellen. Eine<br />

Vorstellung über das einstige Aussehen dieser<br />

Nische kann die Gestaltung der beiden Sarkophagnischen<br />

der nördlichen Nebenräume der<br />

Basilika B geben, in denen solche Profile noch<br />

erhalten sind. 4 Eine Inschrift in der Nische könnte<br />

einen Hinweis für die mögliche Zeit der An-<br />

Abb. 3: Zentralbau, mögliche Rekonstruktion der Mittelschiffwand<br />

über dem Obergaden, o. M., 2009.<br />

Ibrahim Salman – Axel Schuhmann<br />

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JAHRBUCH MSD 2008-<strong>10</strong><br />

bringung der Inkrustation liefern: Die Bestattung<br />

des im Jahr 565 letztmalig erwähnten Bischofs<br />

Abraamios5 in der Sarkophagnische stellt einen<br />

terminus ante quem für die Umgestaltung des<br />

Innenraums dar.<br />

Archäologische Sondage<br />

Der Grundriss eines an den südlichen Apsisnebenraum<br />

anschließenden Anbaus wurde durch<br />

eine Ausgrabung untersucht. Sie liegt in einem<br />

Bereich, in dem die südöstliche Ecke des Anbaus<br />

vermutet wurde (s. Abb. 1).<br />

Bislang konnten dort zwei Nutzungsphasen<br />

nachgewiesen werden, die wahrscheinlich in islamische<br />

Zeit datieren. Etwa 0,5 m unterhalb des<br />

Niveaus des südlichen Vorplatzes fand sich ein<br />

Türgewände mit Anschlag sowie eine Schwelle,<br />

die möglicherweise als ehemalige Außentür des<br />

Anbaus zu deuten sind.<br />

Die Grabung soll nach Osten auf den einstigen<br />

Außenbereich des Gebäudes erweitert werden,<br />

um eine mögliche Straßenanbindung bzw. einen<br />

Vorplatz zu klären.<br />

ANMERKUNGEN<br />

1 Für die Überlassung von Materialien zu den Steingärten sind<br />

wir Gunnar Brands (Halle) zu Dank verpflichtet.<br />

2 Walter Karnapp, Die Stadtmauer von Resafa in Syrien (<strong>Berlin</strong><br />

1976) Abb. 173. 174. 184 a. 207. 211.<br />

3 � ����������������������������������������������������������<br />

Zentralbau. Bauarchäologische und konservatorische Untersuchungen<br />

am Nordostturm (Masterarbeit <strong>TU</strong> <strong>Berlin</strong> 2008) 56-59.<br />

4 Gunnar Brands, Die Bauornamentik von Resafa-Sergiupolis,<br />

Resafa 6 (Mainz 2002) Taf. 37 d. e.<br />

5 Thilo Ulbert, Die Basilika des Heiligen Kreuzes in Resafa-<br />

Sergiupolis, Resafa 2 (Mainz 1986) 161 Anm. 4.<br />

Abb. 4: Zentralbau, Sarkophagnische im nördlichen Seitenschiff.<br />

Abgearbeitete Basis des linken Pilasters, o. M., 2009.


LAUFENDE PROJEKTE<br />

RESAFA, SYRIEN. SITE MANAGEMENT.<br />

Entwurf der Aussichts-Plattform auf Turm1<br />

Im Rahmen des Site Managements beschäftigten<br />

wir uns in diesem Jahr mit der Planungsfortführung<br />

der Erschließung des Turms 1 als<br />

Aussichtspunkt. Vom Turm 1 aus hat der Besucher<br />

die beste Aussicht in das südliche und östliche<br />

Umland von Resafa, in dem sich die Residenz<br />

des Kalifen Hisham befand. Hier sollen zwei<br />

Schautafeln in den Fensternischen angebracht<br />

werden, die die Struktur der Residenz erklären.<br />

Aufgabe der diesjährigen Kampagne war<br />

die Planung der Sicherung des Loches, das<br />

sich an der süd-östlichen Seite im Boden des<br />

Turmobergeschosses befindet. Gleichzeitig<br />

musste eine Lösung gefunden werden, um an<br />

das südliche Fenster heran treten zu können,<br />

da von hier das südliche Umland mit den<br />

Kalifenpalästen und das heutige Dorf am besten<br />

zu überschauen sind. Bereits in Deutschland<br />

war ein erster Entwurf von Youssef el-Khoury<br />

und Isabelle Frase erarbeitet worden, der<br />

vorsah, die westliche Hälfte des Loches vor dem<br />

Fenster mit einem Gitterost zu überdecken, die<br />

östliche Hälfte dagegen offen zu lassen und nur<br />

mit einem Geländer zu sichern. Auf diese Weise<br />

wären auch die beiden Konsolen, die noch<br />

aus der ersten Bauphase des Turms stammen,<br />

weiterhin gut sichtbar.<br />

Die beiden Treppen, die entlang der Stadtmauer<br />

auf den Turm führen, werden nach Absprache<br />

mit der syrischen Antikenverwaltung durch diese<br />

in Anlehnung an die Restaurierung der anderen<br />

Treppen der Stadtmauer mit Jiss im Frühjahr<br />

20<strong>10</strong> ausgebessert.<br />

Arbeitsschritte<br />

Als Grundlage für die Werkplanung wurde<br />

zunächst das Loch im Handaufmaß im Maßstab<br />

1:50 formgerecht aufgemessen und in den vor<br />

einigen Jahren eingemessenen Grundriss des<br />

Turms eingepasst. Unter Berücksichtigung der<br />

technischen und gestalterischen Anmerkungen<br />

des Architekten Martin Klessing, mit dem wir<br />

Abb. 3. Fotomontage der geplanten Plattform mit Geländer und Schautafeln, I. Frase 2009.<br />

Abb. 1. Grundriss des Turms 1 mit der genauen Position des Lochs,<br />

H. Saleh 2007, ergänzt 2009.<br />

intensiv diskutierten, begannen wir mit der<br />

Umarbeitung des ersten Entwurfs. Von einem<br />

lokal ansässigen Schmied ließen wir ein Muster<br />

für einen Gitterrost anfertigen. Das von ihm<br />

vorgelegte Objekt zeigte, dass die Aufgabe<br />

wahrscheinlich zu komplex ist, da die Füllstäbe<br />

des Rostes in Schlitze der Tragstäbe eingepresst<br />

werden müssen, um bündig abzuschließen.<br />

So wichen wir an diesem Punkt von der ersten<br />

Planung ab und entschieden uns für einen<br />

Kammrost, der aus parallel gesetzten Stäben<br />

gebildet wird.<br />

Um einen Eindruck der lokal verfügbaren<br />

Materialien zu bekommen, besuchten wir in<br />

Raqqa die Werkstatt eines Schmieds und nahmen<br />

Form, Maße und Gewicht der verfügbaren Profile<br />

und Vierkantstäbe für die Rahmenkonstruktion,<br />

den Rost und das Geländer auf.<br />

Auf der Grundlage dieser Daten fanden mehrere<br />

Besprechungen mit dem Tragwerksplaner Frithjof<br />

Berger statt. Von ihm wurden die entsprechenden<br />

Berechnungen zu den benötigten Profilstärken<br />

durchgeführt, die als Basis für die Werkplanung<br />

dienen.<br />

Anne Mollenhauer – Isabelle Frase<br />

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LAUFENDE PROJEKTE<br />

Abb. 2. Blick in das Loch mit Detail der<br />

freizulegenden Konsole, 2009.<br />

Konstruktion und Gestaltung der Plattform<br />

mit Kammrost, Geländer und Schautafeln<br />

In der überarbeiteten Fassung des Entwurfs<br />

wurde die ovale Form zugunsten von zwei<br />

Trapezen aufgegeben, da gerade Formen sich<br />

von den lokalen Handwerkern einfacher fertigen<br />

und bearbeiten lassen als geschwungene. Die<br />

Schautafeln werden auf dem Geländer vor den<br />

Fensteröffnungen als Pulttafeln montiert.<br />

a) Konstruktion des Rostes<br />

Zwei U-Profile werden in Nord-Süd-Richtung<br />

als Rahmen einerseits im Mauerwerk des Turms<br />

verankert, andererseits auf dem Boden des<br />

Turmobergeschosses aufgelegt und bilden die<br />

Randträger der Plattform. An die Träger werden<br />

entsprechend der Trapezform der Plattform<br />

U-Profile geschweißt, so dass ein Rahmen<br />

gebildet wird. Auf diesem Rahmen werden parallel<br />

liegende Vierkantstäbe als Kammrost geschweißt.<br />

b) Geländerkonstruktion<br />

Die Pfosten des Geländers bestehen aus quadratischen<br />

Hohlprofilen, die in den Boden eingelassen<br />

und vermörtelt werden. Den Handlauf<br />

bildet ein flach auf die Stützen aufgeschweißtes<br />

Hohlprofil mit rechteckigem Querschnitt. Die<br />

Mittelstange bildet ein flacher, quer gestellter<br />

Vierkantstab.<br />

c) Befestigung der Schautafeln<br />

Die Schautafeln werden auf dem Geländer vor<br />

den Fensteröffnungen befestigt. Sie werden<br />

als Pulttafeln mit einer leichten Neigung in die<br />

Öffnungen gesetzt, damit die Tafeln gut lesbar<br />

sind, aber nicht die Aussicht in das Umland<br />

verdecken.<br />

Das im Herbst 2009 entwickelte Konzept hatte<br />

als vorrangiges Ziel, die Fensteröffnungen und<br />

die dort montierten Schautafeln erreichbar zu<br />

machen. Die entwickelte Lösung erlaubt es aber<br />

zudem, die beiden zur ersten Bauphase des<br />

Turmes gehörenden Konsolen wieder erlebbar zu<br />

machen und die weiteren Zeitspuren zu zeigen,<br />

indem das Loch nicht geschlossen, sondern nur<br />

gesichert wird.<br />

LITERA<strong>TU</strong>R<br />

Hanaa Saleh, Resafa, Syrien. Site Management. Die Erschließung<br />

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Jahrbuch 2006-08 (2008) 80.<br />

JAHRBUCH MSD 2008-<strong>10</strong> 43


MSD 2008-<strong>10</strong> – ABSCHLUSSARBEITEN<br />

RESAFA-SERGIUPOLIS, SYRIEN. BASILIKA A.<br />

Archäologische Untersuchungen im südlichen Seitenschiff<br />

Die dreischiffige Weitarkadenbasilika nimmt mit<br />

ihrem Baubestand einen Bereich von 15.000m²<br />

im Südosten der Stadt ein. Seit Aufgabe der<br />

Stadt Mitte/Ende des 13.Jh. unterliegt sie bis<br />

heute sehr stark den vorherrschenden Wettereinflüssen.<br />

Aufgrund ihres sehr witterungsanfälligen<br />

Baumaterials, dem lokalen Gipsstein, ist<br />

der fortschreitende Verlust von originaler Bausubstanz<br />

sehr groß. Im Bodenbereich ist davon<br />

besonders der östliche Bereich des Südschiffes<br />

betroffen.<br />

Basilika A, Luftaufnahme nach G.Tschalenko-E. Baccache, 1979.<br />

Zielstellung<br />

In der Herbstkampagne 2009 wurde im Rahmen<br />

des Teilprojektes 4 „Vorbereitende Untersuchungen<br />

zur Planung von Konsolidierungs- und<br />

Restaurierungsmaßnahmen“ im Südschiff der<br />

Basilika A eine Fundamentsondage durchgeführt.<br />

Eine archäologische Grabung sollte Aufschluss<br />

darüber geben, wie die Fundamentierung<br />

in dem augenscheinlich gestörten Bereich<br />

aussieht.<br />

Bestandteile der Arbeit waren die Auswertung<br />

der Grabungsergebnisse sowie die schriftliche<br />

und zeichnerische Dokumentation der Befunde<br />

und ihrer Interpretation.<br />

Basilika A, Südliches Seitenschiff, Blick nach Osten, 2009.<br />

In den letzten Jahrhunderten konnten immer<br />

wieder Absenkungen des Bodens, insbesondere<br />

in dem östlichen Bereich des Südschiffes festgestellt<br />

werden. Da der Baugrund vornehmlich mit<br />

Mergel und erodierten Gipsbändern durchsetzt<br />

ist (Fieß 2001), wird durch das Eindringen von<br />

Regenwasser der Untergrund aufgeweicht und<br />

unterhöhlt.<br />

Methoden<br />

Zur Sicherung des Grabungsbereiches war es<br />

unumgänglich, die auf der Südwand und dem<br />

südöstlich befindlichen Contrefort lose liegen-<br />

92<br />

den Steine abzutragen. Dafür wurde ein Kran<br />

genutzt, der im Zuge weiterer Restaurierungsmaßnahmen<br />

aufgestellt wurde. Der Fußboden<br />

wurde vom aufliegenden Sediment freigelegt<br />

und zeichnerisch im Maßstab 1:25 dokumentiert.<br />

Nach dem Entnehmen der oberen Gipssteinplatten<br />

konnte ein erster Nord-Süd-ausgerichteter<br />

Grabungsschnitt (1,40m x 6,00m)<br />

angelegt werden. Die Schnittkanten orientierten<br />

sich dabei in Ost, West und Süd an den noch in<br />

situ verbliebenen Platten.<br />

Basilika A, Südschiff, Orthofoto des freigelegten Bodens, 2009.<br />

Bauarchäologische Beobachtungen<br />

Der freigelegte Fußboden enthielt neben Gipssteinplatten<br />

auch baudekorative Elemente wie<br />

Kapitelle aus Gipsstein und rötlichem Kalkstein<br />

sowie Fragmente von Schrankenelementen.<br />

Hinweise auf den originalen Fußbodenbelag<br />

unter dem bekannten und schon von T. Ulbert<br />

eher idealisiert dokumentierten Fußboden (Ulbert,<br />

Resafa II, Beilage I) gibt ein Mörtelbett, das<br />

im Osten noch Gipssteinplatten in situ zeigt.<br />

Weiterhin deuten Abarbeitungsspuren an dem<br />

unter dem Pfeiler in der Nordostecke befindlichen<br />

Gesimsblock auf eine sekundäre Verlegung<br />

des zweiten Bodens hin.<br />

Bei dem Mörtelbett des originalen Bodens handelt<br />

es sich um Gipssmörtel mit einem Zuschlag<br />

von Holzkohle. Im Norden und Süden reißt das<br />

Mörtelbett unregelmäßig ab.<br />

Basilika A, Ausschnitt aus dem Befund des Mörtelbettes, 2009.<br />

Die Abrisskanten markieren die Grenzen der<br />

Baugruben für das anstehende Fundament der<br />

östlichen Arkaden der südlichen Mittelschiffwand<br />

im Norden sowie des Entlastungsbogens<br />

in der südlichen Außenwand. Während erster<br />

historischer Reparaturmaßnahmen wurde im<br />

Süden der Bogen vermutlich mit dem Wiederaufbau<br />

der aufgrund von Erdbeben schwer<br />

Anne-Sophie Flade, MSD 2008-20<strong>10</strong><br />

TECHNISCHE UNIVERSITÄT BERLIN, FAKULTÄT VI, INSTI<strong>TU</strong>T FÜR ARCHITEK<strong>TU</strong>R<br />

UNIV.-PROF. DR.-ING. DOROTHÉE SACK, FACHGEBIET HISTORISCHE BAUFORSCHUNG, MASTERS<strong>TU</strong>DIUM DENKMALPFLEGE,<br />

STRASSE DES 17. JUNI 152, SEKR. A 58, <strong>10</strong>623 BERLIN, TEL. +49-30-314-796 11, MAIL: msd@tu-berlin.de<br />

JAHRBUCH MSD 2008-<strong>10</strong><br />

beschädigten südlichen Außenwand und den<br />

damit einhergehenden gestörten Bodenverhälnissen<br />

an dieser Stelle eingebracht.<br />

Das Fundament unter der südlichen Mittelschiffwand<br />

läuft nicht durch, sondern endet an dem<br />

Pfeiler in der Nordostecke der Sondage. Abarbeitungsspuren<br />

am diesem bis zu 2,<strong>10</strong>m tiefen<br />

Fundament sowie die etwa 0,9m breite Baugrube<br />

weisen auf ein späteres Einsetzen der Fundamentsteine<br />

unter der östlichen Säulenbasis der<br />

eingestellten Arkade. Das freigelegte Fundament<br />

unter der Säule gründet bis zu 1,60m tief und läßt<br />

erhebliche Schäden erkennen. Durch Absinken<br />

des Untergrundes, durch das Gewicht der Säule<br />

sowie des im Osten anliegenden Pfeilers wurde<br />

das Fundament zerissen und gestaucht. Die horizontalen<br />

Risse sind bis zu 6cm breit. Zwischen<br />

erster und zweiter Fundamentlage befindet sich<br />

ein Hohlraum, der bis zu 15cm stark ist.<br />

Basilika A, Ausschnitt des gerissenen Fundamentblocks unter<br />

der östlichen Säule der südlichen Mittelschiffarkade, 2009.<br />

Fazit<br />

Aus den vorhandenen Befunden ist erkennbar,<br />

dass in dem untersuchten Bereich schon in<br />

historischer Zeit mehrfach Reparaturmaßnahmen<br />

durchgeführt wurden, um den Schäden, die durch<br />

Auswaschungen und Setzungen entstanden sind,<br />

entgegen zu wirken. Der Grund für die ausgespülten<br />

Hohlräume sowie das Absinken des Fundamentes<br />

ist, neben häufig aufgetretenen Erdbeben,<br />

einlaufendes Oberflächenwasser, das durch<br />

das Mittel- und Südschiff in die im Nordosten des<br />

Südschiffes befindliche tiefste Stelle läuft, einsickert<br />

und die schon vermutlich über Jahrhunderte entstandenen<br />

Hohlräume weiter auswäscht. In Zukunft<br />

muss überlegt werden, wie das Wasser entweder<br />

kontrolliert in tiefere Schichten eingeleitet werden<br />

bzw. gänzlich weggeleitet werden kann.<br />

Die Fortsetzung der Fundamentsondagen und der<br />

gezielte Einsatz von Bohrtechnik zur Analyse des<br />

problematischen Baugrundes sind zur Beurteilung<br />

und weiteren Planung der Konservierungsmaßnahmen<br />

unverzichtbar.<br />

LITERA<strong>TU</strong>R<br />

Gunnar Brands, Die Bauornamentik von Resafa Sergiupolis: Studien<br />

zur spätantiken Architektur und Bauausstattung in Syrien und<br />

Nordmesopotamien, Resafa VI , Mainz 2002.<br />

Thilo Ulbert, Die Basilika des Heiligen Kreuzes in Resafa-Sergiupolis,<br />

Resafa II Mainz 1986.<br />

Gerald Fieß, Mineralogische Untersuchung der Basilika des Heiligen<br />

Kreuzes in Resafa-Sergiupolis, Diplomarbeit, Karlsruhe 2001.<br />

Spolien aus dem oberen Fußbodenbelag, 2009.


RESAFA-SERGIUPOLIS, SYRIEN. ‚ZENTRALBAU‘<br />

Bauforschung am Aufgehenden – Die Ausstattung mit Inkrustationen<br />

Einführung<br />

Mit dem Begriff Inkrustation wird die dekorative Verkleidung<br />

von Wänden bezeichnet. Diese bestehen<br />

aus dünngeschnittenen Steinplatten, vor allem aus<br />

Marmor oder anderen hochwertigen, meist farbigen<br />

Steinsorten. 1 Diese Technik wird seit der Antike verwendet,<br />

erfreute sich jedoch auch in der byzantinischen<br />

Architektur großer Beliebtheit. So schmückte<br />

man im 6. Jh. nicht nur in der Hauptstadt Konstaninopel<br />

(Hagia Sophia) und in seinem westlichen<br />

Zentrum Ravenna (San Vitale) bedeutende Bauten<br />

mit Inkrustationen, auch in abgelegenen Pilgerstätten<br />

an den Grenzen des Reiches im Osten, wie im Katharinenkloster<br />

auf dem Sinai und in Resafa-Sergiupolis<br />

in Syrien, wurden die kostbaren Steinplatten zur<br />

Ausstattung der Wallfahrtskirchen verwendet.<br />

Das Projekt<br />

Der „Zentralbau“, an der Nordtorstraße gelegen,<br />

war wahrscheinlich eine der Bischofskirchen der Stadt<br />

und wurde kurz nach 5<strong>10</strong> errichtet. Es handelt sich<br />

um einen anspruchsvollen Bautyp, bei dem sich eine<br />

Basilika und ein Tetrakonchos durchdringen. 2<br />

In der Herbstkampagne 2009 in Resafa - Sergiupolis<br />

wurde im Rahmen des Teilprojektes 4 ‚Vorbereitende<br />

Untersuchungen zu Konsolidierungs- und Restaurierungsmaßnahmen‘<br />

am sog. Zentralbau im Rahmen<br />

einer Masterarbeit untersucht, welche Spuren sich<br />

von der einstmaligen Ausstattung mit Inkrustationen<br />

erhalten haben.<br />

Es galt zunächst die These einer früheren Masterarbeit<br />

zu klären, die Inkrustationen wären in einer<br />

zweiten Bauphase entstanden, möglicherweise um<br />

Erdbebenschäden zu verdecken. 3 Zudem sollte geprüft<br />

werden, ob ausreichend Belege für eine Rekonstruktion<br />

der Ausstattung nachzuweisen wären.<br />

Bauaufnahme<br />

Grundlage für die Untersuchung war eine 3D Bestandsaufnahme<br />

mittels terrestrischem Laserscanning<br />

(TLS) durch das Geodätische Labor der Universität<br />

der Bundeswehr in München. Aus den Punktwolken<br />

wurden Orthofotos der Innenwände erstellt,<br />

die vor Ort umgezeichnet wurden. Dabei wurden<br />

die Fußpunkte und Bereiche, die bei der Aufnahme<br />

verschattet waren, ergänzt. Zudem wurden Reste<br />

der Inkrustationen wie Dübellöcher und Mörtelreste<br />

sowie Abarbeitungsspuren und vermutlich auf Erdbeben<br />

beruhende Schäden vor Ort kartiert. Nur durch<br />

die genaue Untersuchung aller Spuren der Inkrusta-<br />

Abb. 2 Resafa „Zentralbau“, Gliederung des Inkrustationsschemas<br />

in horizontale Zonen, 2009.<br />

Abschlußzone<br />

Mitttelzone<br />

Rahmung um<br />

Fenster und Türen<br />

Sockelzone<br />

JAHRBUCH MSD 2008-<strong>10</strong><br />

MSD 2008-<strong>10</strong> – ABSCHLUSSARBEITEN<br />

Abb.1 Resafa „Zentralbau“, Apsis, formtreues Aufmaß auf Grundlage einer Abwicklung der 3D-Punktwolke, Kartierung der<br />

Inkrustationsreste mit Rekonstruktionsversuch des Inkrustationsschemas, 2009.<br />

tionen an allen Einzelflächen konnten Zufälligkeiten<br />

und Abweichungen erkannt und schließlich ein Inkrustationsschema<br />

rekonstruiert werden (Abb. 1).<br />

Auswertung<br />

Für die Inkrustationen wurden vor allem rosaroter<br />

Kalkstein und ein grauweißer Marmor mit Äderungen<br />

(evtl. Prokonnesischer Marmor) verwendet. Zudem<br />

gab es Lesefunde von Brekzien, serpentinähnlichem<br />

Hartgestein und violettem Sandstein.<br />

Die Befunde zeigen eine klare Gliederung der inkrustierten<br />

Flächen in drei Zonen: eine Sockelzone,<br />

eine Mittelzone und einen Abschluß. Fenster und<br />

Türen wurden besonders hervorgehoben (Abb. 2).<br />

Neben dieser starken horizontalen Gliederung ergibt<br />

sich für die Mittelzone eine Aufteilung in Form einer<br />

Kassettierung im Wechsel von breiten und schmalen<br />

Feldern, denn neben rechteckigen Platten verschiedener<br />

Formate gab es einfassende Bänder und abtrennende<br />

Profilstäbe. Die Wand wurde so optisch<br />

in Einzelabschnitte zerlegt, wobei die ursprüngliche<br />

architektonische Raumgliederung in den Hintergrund<br />

trat und – nun als störend empfundene – plastische<br />

Elemente aus dem Sockelbereich entfernt wurden.<br />

Die Sockel und Basen an allen Pfeilern und Pilastern<br />

wurden abgearbeitet und die lichte Weite der Türen<br />

vergrößert, um die steinernen Platten anbringen zu<br />

können (Abb. 3, 4).<br />

Hinweise auf eine Datierung der sekundären Ausstattung<br />

gibt das in eine Nische in der Nordwand eingelassene<br />

Grab des Bischof Abraamios , das in die Inkrustationen<br />

integriert war. Die Analyse der Verteilung<br />

60cm<br />

50cm<br />

40cm<br />

30cm<br />

20cm<br />

<strong>10</strong>cm<br />

Querschnitt<br />

Horizontalschnitt<br />

0<br />

Abb. 3 Resafa, „Zentralbau“, Rekonstruktion des Aufbaus<br />

der Inkrustation, Quer- und Horizontalschnitt, 2009.<br />

Verkleidungsplatten<br />

rechteckige<br />

Platte<br />

Profilstab<br />

Rahmen<br />

Band<br />

rechteckige<br />

Platte<br />

Ines Oberhollenzer – Heba Shash, MSD 2008-20<strong>10</strong><br />

TECHNISCHE UNIVERSITÄT BERLIN, FAKULTÄT VI, INSTI<strong>TU</strong>T FÜR ARCHITEK<strong>TU</strong>R<br />

UNIV.-PROF. DR.-ING. DOROTHÉE SACK, FACHGEBIET HISTORISCHE BAUFORSCHUNG, MASTERS<strong>TU</strong>DIUM DENKMALPFLEGE,<br />

STRASSE DES 17. JUNI 152, SEKR. A 58, <strong>10</strong>623 BERLIN, TEL. +49-30-314-796 11, MAIL: msd@tu-berlin.de<br />

der Dübellöcher belegt, dass die Ausstattung mit<br />

Inkrustationen vor den Erdbebenschäden erfolgte.<br />

Vielmehr bedeuteten die dramatischen Erdbeben,<br />

die Resafa immer wieder heimsuchten, das Ende des<br />

Schmuckes mit den steinernen Platten.<br />

Inkrustationen fanden sich aber nicht nur im „Zentralbau“,<br />

sondern auch an allen anderen wichtigen<br />

Kirchen der Stadt in übereinstimmender Ausführung.<br />

Eine Untersuchung dieser Zusammenhänge könnte<br />

genauere Anhaltspunkte für die Datierung der Ausstattungen<br />

und damit einzelner Umbauphasen der<br />

Kirchen Resafas während der Amtszeit des Bischofs<br />

Abraham liefern. Nicht zuletzt lassen die Gestaltungsprinzipien<br />

der Inkrustationen auf einen Austausch mit<br />

der Hauptstadt schliessen, die durch die historischen<br />

Angaben zur Person des Bischofs Abraamios unterstützt<br />

werden. 4<br />

Anmerkungen<br />

1 Franz Rickert, Inkrustation, in: RAC , Bd. XVIII, Stuttgart<br />

1989, 160-182.<br />

2 Gunnar Brands, Die Bauornamentik von Resafa - Sergiupolis:<br />

Studien zur spätantiken Architektur und Bauausstattung in<br />

Syrien und Nordmesopotamien, Resafa VI (2002), 121-179.<br />

3 Lukas Böwe – Tobias Horn, Resafa-Sergiupolis, Syrien.<br />

Zentralbau – Bauarchäologische und konservatorische<br />

Untersuchungen am Nordostturm, unveröffentlichte Masterarbeit,<br />

Masterstudium Denkmalpflege, <strong>TU</strong> <strong>Berlin</strong> (Dorothée<br />

Sack/Dietmar Kurapkat), 2008, bes. 54-61. Vgl. Lukas<br />

Böwe – Tobias Horn, Resafa-Sergiupolis, Syrien. Zentralbau.<br />

Bauarchäologische und konservatorische Untersuchungen am<br />

Nordostturm, in: MSD JAHRBUCH 2006–08 (2008), 77.<br />

4 Thilo Ulbert, Eine neuentdeckte Inschrift aus Resafa (Syrien),<br />

AA 1977, 563-569; Pierre-Louis Gatier, in: Thilo Ulbert, Die<br />

Basilika des Heiligen Kreuzes in Resafa-Sergiupolis, Resafa II<br />

(1986), 161. Anm. 4; vgl. Brands 2002, 48-49. 125-126.<br />

Vgl. Beitrag Ibrahim Salman – Axel Schuhmann in diesem Jahrbuch.<br />

Gipsstein<br />

(Wand)<br />

Abb. 4 Resafa, „Zentralbau“, Rekonstruktion des Aufbaus der<br />

Inkrustation, Isometrie, 2009.<br />

Dübel<br />

Marmorkeil<br />

Metallhaken<br />

Mörtelbett<br />

Mörtel für Profilstab<br />

1. Schicht mit der Hand<br />

aufgetragen<br />

Hinterfüllmörtel<br />

93


Inhalt<br />

Masterstudium Denkmalpflege der Technischen Universität <strong>Berlin</strong>, Heft 5, Jahrbuch 2007-09, mit Jubiläumsjahrbuch<br />

<strong>denk</strong> x <strong>10</strong>, herausgegeben von D. Sack zusammen mit A. Brauchle, M. Gussone, D. Kurapkat und<br />

D. Spiegel, <strong>Berlin</strong> 2009<br />

Forschungsprojekte des FG Historische Bauforschung - Resafa / Syrien<br />

- Resafa, Syrien. Pilgerstadt und Kalifenresidenz. Die Weiterentwicklung der 5 Teilprojekte im Jahr 2008<br />

– intra und extra muros, D. Sack, M. Gussone 26<br />

- Resafa, Syrien. Archäologische Karte – Basilika B. Zeitschichtenplan des Areals der Basilika B mit Vorgänger-<br />

bauten und späterer Überbauung, D. Kurapkat 27<br />

- Resafa, Syrien. Archäologische Karte – Dorf und Familie. Entwicklung eines Dorfes im Umfeld einer archäolo-<br />

gischen Grabung, M. Gussone, A. Mollenhauer 28<br />

- Resafa - Rusafat Hisham, Syrien. Archäologie und Prospektionen – Die Nachbegehung der Fundplätze im<br />

Umland von Resafa. Erste Ergebnisse zum „Quartier Ost“, M. Gussone, M. Müller-Wiener 29<br />

- Resafa - Rusafat Hisham, Syrien. Archäologie und Prospektionen – Auswertung der Prospektionsdaten im Hinblick<br />

auf die Erschliessung und Gebäudeorientierung, M. Gussone, D. Sack, U. Siegel 30<br />

- Resafa - Rusafat Hisham, Syrien. Archäologie und Prospektionen – Physische Geographie: Rekonstruktion der<br />

historischen Wasserwirtschaft und der Paläoumwelt, B. Beckers 31<br />

- Resafa - Rusafat Hisham, Syrien. Archäologie und Prospektionen – Historische Topographie der Kalifenresidenz,<br />

Chr. Konrad 32<br />

- Resafa, Syrien. Die Stadtmauer – Bauforschung zur Klärung ihrer Entstehung und ihrer Veränderungen. Plan-<br />

modifikation beim Wasserdurchlass, C. Hof 33<br />

- Resafa, Syrien. Geodätische Grundlagen – Geländeaufnahme zur Erstellung eines Digitalen Geländemodells<br />

(DGM) des Walls vor der Stadtmauer, Ch. Abendschein, J. Uhl, G. Hell 34<br />

- Resafa, Syrien. Konsolidierungs- und Restaurierungsmaßnahmen – Basilika A, temporäre Stützkonstruktionen zur<br />

Sicherung besonders gefährdeter Bereiche, I. Frase, T. Horn 35<br />

- Resafa, Syrien. Konsolidierungs- und Restaurierungsmaßnahmen – ‚Zentralbau‘, präzise 3D-Bestandsdokumen-<br />

tation mittels Terrestrischem Laserscanning (TLS), H. Heister, M. Stephani, W. Liebl, A. Sternberg 36<br />

- Resafa, Syrien. Konsolidierungs- und Restaurierungsmaßnahmen – ‚Zentralbau‘, Bauarchäologische Untersuchung<br />

und Planung einer Teil-Anastilosis, I. Salman, A. Schuhmann 37<br />

- Resafa, Syrien. Site Management – Konzeption und Layout der Schautafeln. Abstimmungsprozesse und gestalterische<br />

Lösungen, A. Mollenhauer 38<br />

Masterstudium Denkmalpflege der Technischen Universität <strong>Berlin</strong>, Heft 6, Jahrbuch 2008-<strong>10</strong>, herausgegeben<br />

von D. Sack zusammen mit A. Brauchle, M. Gussone, D. Kurapkat und D. Spiegel, <strong>Berlin</strong> 20<strong>10</strong>.<br />

Forschungsprojekte des FG Historische Bauforschung<br />

- Resafa, Syrien. Pilgerstadt und Kalifenresidenz. Die Kampagnen im Frühjahr und Herbst 2009, D. Sack, M. Gussone 30<br />

- Resafa, Syrien. Archäologische Karte – Ein neuer Stadtplan – Methode und Ergebnisse, M. Gussone, G. Hell 31<br />

- Resafa, Syrien. Archäologische Karte – Dorf und Familie. Das erste Anwesen in Resafa – die bauliche Entwicklung<br />

des Grabungshauses, M. Gussone, A. Mollenhauer 32<br />

- Resafa, Syrien. Archäologie und Prospektionen – Magnetische Prospektion 2009 in Resafa – erstmals in der Stadt<br />

(intra muros), H. Becker 33<br />

- Resafa, Syrien. Archäologie und Prospektionen – Kalif und Hofstaat, D. Sack 34<br />

- Resafa – Rusafat Hisham, Syrien. Archäologie und Prospektionen – Die Nachbegehung der Fundplätze im Umland<br />

von Resafa. Mehr als eine Kalifenresidenz, M. Gussone, M. Müller-Wiener 35<br />

- Resafa – Rusafat Hisham, Syrien. Archäologie und Prospektionen. Digitaler Fundplatzkatalog am Beispiel von<br />

Fundplatz <strong>10</strong>9, M. Gussone 36<br />

- Resafa – Rusafat Hisham, Syrien. Archäologie und Prospektionen. Auswertung der Oberflächenbefunde am Fundplatz<br />

<strong>10</strong>9, U. Siegel 37<br />

- Resafa – Rusafat Hisham, Syrien. Archäologie und Prospektionen. Palastanlagen, Paläoumwelt und Wasserwirtschaftssystem,<br />

B. Beckers, Chr. Konrad 38<br />

- Resafa – Rusafat Hisham, Syrien. Archäologie und Prospektionen. Die Bedeutung von Formentypen und Fundaufkommen<br />

von ‚brittle-ware‘ im archäologischen Kontext., M. Müller-Wiener 39<br />

- Resafa, Syrien. Die Stadtmauer. Mörtelkanäle in den Bogensteinen: Ausbildung, Ursprung und Verbreitung, C. Hof<br />

- Resafa, Syrien. Konsolidierungs- und Restaurierungsmaßnahmen – Basilika A, Konservierungsmaßnahmen,<br />

40<br />

T. Horn, M. Klessing 41<br />

- Resafa, Syrien. Konsolidierungs- und Restaurierungsmaßnahmen. Der ‚Zentralbau‘ – Bauarchäologische Untersuchung<br />

und Anastilosis. 2. Kampagne - Herbst 2009, I. Salman, A. Schuhmann 42<br />

- Resafa, Syrien. Site Management. Entwurf der Aussichts-Plattforn auf Turm 1, A. Mollenhauer, I. Frase<br />

Masterarbeiten MSD 2008-<strong>10</strong><br />

- Resafa-Sergiupolis, Syrien. Basilika A - Archäologische Untersuchungen in der Basilika A, Südliches Seitenschiff,<br />

43<br />

A.-S. Flade 92<br />

- Resafa-Sergiupolis, Syrien. „Zentralbau“. Bauforschung am Aufgehenden – Die Ausstattung mit Inkrustationen,<br />

I. Oberhollenzer, H. Shash 93<br />

2

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