denk x 10 - Aktuell - TU Berlin
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Resafa-Sergiupolis/Rusafat Hisham<br />
Pilgerstadt und Kalifenresidenz – intra und extra muros.<br />
Sonderdrucke<br />
aus:<br />
Jahrbuch 2007-09, <strong>Berlin</strong> 2009<br />
Jahrbuch 2008-<strong>10</strong>, <strong>Berlin</strong> 20<strong>10</strong><br />
finanziert duch das Deutsche Archäologische Institut (DAI)<br />
gefördert von der Fritz-Thyssen-Stiftung und der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG)<br />
2<br />
<strong>Berlin</strong> 20<strong>10</strong><br />
Sonderdrucke
Masterstudium Denkmalpflege<br />
an der <strong>TU</strong> <strong>Berlin</strong><br />
Jahrbuch 2007-09<br />
mit Jubiläumsjahrbuch<br />
<strong>denk</strong> x <strong>10</strong><br />
Herausgegeben von Dorothée Sack<br />
zusammen mit<br />
Antonia Brauchle, Martin Gussone,<br />
Dietmar Kurapkat und Daniela Spiegel<br />
FG Historische Bauforschung, Masterstudium Denkmalpflege<br />
<strong>Berlin</strong> 2009
Impressum<br />
Technische Universität <strong>Berlin</strong><br />
Fakultät VI Planen Bauen Umwelt, Institut für Architektur<br />
Fachgebiet Historische Bauforschung, Masterstudium Denkmalpflege<br />
Herausgegeben von Dorothée Sack zusammen mit Antonia Brauchle, Martin Gussone, Dietmar Kurapkat und Daniela Spiegel<br />
Masterstudium Denkmalpflege an der <strong>TU</strong> <strong>Berlin</strong> - Jahrbuch 2007-09<br />
Masterstudium Denkmalpflege der Technischen Universität <strong>Berlin</strong>, Heft 5, mit Jubiläumsjahrbuch <strong>denk</strong> x <strong>10</strong><br />
© Fachgebiet Historische Bauforschung, Masterstudium Denkmalpflege, <strong>Berlin</strong> 2009<br />
Redaktion: Antonia Brauchle, Martin Gussone, Dietmar Kurapkat, Daniela Spiegel<br />
unter Mitarbeit von Kristin Brenndörfer, Nicole Erbe und Franziska Sreit<br />
Redaktion der Poster zum Jahrgangsprojekt des MSD: Jürgen Tietz<br />
Grafik, Layout: Martin Gussone<br />
scripvaz-Verlag, Christof Krauskopf, <strong>Berlin</strong><br />
Druck: Difo Druck GmbH, Bamberg<br />
Auflage: 500 Exemplare<br />
ISBN: 978-3-931278-51-9<br />
Anschrift<br />
Univ.-Prof. Dr.-Ing. Dorothée Sack<br />
<strong>TU</strong> <strong>Berlin</strong>, FG Historische Bauforschung, Masterstudium Denkmalpflege<br />
Sekretariat A 58, Straße des 17. Juni 152, <strong>10</strong>623 <strong>Berlin</strong><br />
Architekturgebäude, Raum 812<br />
Tel.: ++49 30 314-796 11 | Fax.: ++49 30 314-796 12 | Mail: msd@tu-berlin.de<br />
Web: http://baugeschichte.a.tu-berlin.de/hbf-msd/
Inhalt Seite<br />
Impressum<br />
Inhalt 5<br />
Einleitung<br />
- Die aktuelle Entwicklung des Fachgebietes Historische Bauforschung und des Masterstudiums Denkmalpflege,<br />
D. Sack, A. Brauchle, M. Gussone, D. Kurapkat, D. Spiegel 7<br />
Die Mitarbeiter des Fachgebietes Historische Bauforschung 13<br />
<strong>Berlin</strong>er Kolloquium zur Bauforschung und Denkmalpflege 14<br />
- Programm Wintersemester 2007/2008 und Sommersemester 2008<br />
Literaturhinweise 16<br />
Abgeschlossene Dissertationen und neu begonnene Promotionsvorhaben<br />
Abgeschlossene Dissertationen<br />
17<br />
- Kapıkırı – Herakleia am Latmos in Karien/Westtürkei. Zur Entwicklung von Raum- und Lebensformen<br />
eines Dorfes auf dem Gebiet einer antiken Stadt, A. Distelrath 18<br />
- Die Città Nuove des Agro Pontino im Rahmen der faschistischen Staatsarchitektur, D. Spiegel 19<br />
- Stadtbefestigungen in Akarnanien. Ein bauhistorischer Beitrag zur urbanen Entwicklungsgeschichte einer<br />
antiken Landschaft, J. Ley<br />
Promotionsvorhaben<br />
20<br />
- Ghadir, Lebanon. The Transformation of a Vernacular House. Bayt Dagher – From “Peasant” to “Modern” House,<br />
Y. Khoury 22<br />
- „Die schöne Stadt - ihre Entschandelung und Gesaltung“ – Eine Propagandaschau zur „Baubereinigung“ im<br />
Nationalsozialismus. Forschungsvorhaben, A. Wiese 23<br />
Verzeichnis der Forschungsprojekte des FG Historische Bauforschung 24<br />
- Resafa, Syrien. Pilgerstadt und Kalifenresidenz. Die Weiterentwicklung der 5 Teilprojekte<br />
im Jahr 2008 – intra und extra muros, D. Sack, M. Gussone 26<br />
- Resafa, Syrien. Archäologische Karte – Basilika B. Zeitschichtenplan des Areals der Basilika B mit Vorgängerbauten<br />
und späterer Überbauung, D. Kurapkat 27<br />
- Resafa, Syrien. Archäologische Karte – Dorf und Familie. Entwicklung eines Dorfes im Umfeld einer<br />
archäologischen Grabung, M. Gussone, A. Mollenhauer 28<br />
- Resafa - Rusafat Hisham, Syrien. Archäologie und Prospektionen – Die Nachbegehung der Fundplätze im Umland<br />
von Resafa. Erste Ergebnisse zum „Quartier Ost“, M. Gussone, M. Müller-Wiener 29<br />
- Resafa - Rusafat Hisham, Syrien. Archäologie und Prospektionen – Auswertung der Prospektionsdaten im Hinblick auf<br />
die Erschliessung und Gebäudeorientierung, M. Gussone, D. Sack, U. Siegel 30<br />
- Resafa - Rusafat Hisham, Syrien. Archäologie und Prospektionen – Physische Geographie: Rekonstruktion der historischen<br />
Wasserwirtschaft und der Paläoumwelt, B. Beckers 31<br />
- Resafa - Rusafat Hisham, Syrien. Archäologie und Prospektionen – Historische Topographie der Kalifenresidenz,<br />
Chr. Konrad 32<br />
- Resafa, Syrien. Die Stadtmauer – Bauforschung zur Klärung ihrer Entstehung und ihrer Veränderungen. Planmodifikation<br />
beim Wasserdurchlass, C. Hof 33<br />
- Resafa, Syrien. Geodätische Grundlagen – Geländeaufnahme zur Erstellung eines Digitalen Geländemodells (DGM)<br />
des Walls vor der Stadtmauer, Ch. Abendschein, J. Uhl, G. Hell 34<br />
- Resafa, Syrien. Konsolidierungs- und Restaurierungsmaßnahmen – Basilika A, temporäre Stützkonstruktionen zur<br />
Sicherung besonders gefährdeter Bereiche, I. Frase, T. Horn 35<br />
- Resafa, Syrien. Konsolidierungs- und Restaurierungsmaßnahmen – ‚Zentralbau‘, präzise 3D-Bestandsdokumentation<br />
mittels Terrestrischem Laserscanning (TLS), H. Heister, M. Stephani, W. Liebl, A. Sternberg 36<br />
- Resafa, Syrien. Konsolidierungs- und Restaurierungsmaßnahmen – ‚Zentralbau‘, Bauarchäologische Untersuchung<br />
und Planung einer Teil-Anastilosis, I. Salman, A. Schuhmann 37<br />
- Resafa, Syrien. Site Management – Konzeption und Layout der Schautafeln. Abstimmungsprozesse und gestalterische<br />
Lösungen, A. Mollenhauer 38<br />
- Messene, Griechenland. Stadtmauer – Forschungen zur antiken Fortifikatorik, J. Giese 39<br />
- <strong>Berlin</strong> – Niederschönhausen, Schloss Schönhausen – Bauarchäologische Untersuchung der Fassaden – Befunde und<br />
Ergebnisse, A. Brauchle, E. v. Gaisberg 40<br />
- <strong>Berlin</strong>-Charlottenburg, Schloss Charlottenburg. Der Küchenflügel – Bauhistorische und bauarchäologische Untersuchungen<br />
im Kellergeschoss, A. Brauchle, E. v. Gaisberg 41<br />
Das Jahrgangsprojekt des MSD 2007-09 – Potsdam, Park Babelsberg, ehemalige Hofgärtnerei<br />
- Grußwort der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten <strong>Berlin</strong>-Brandenburg, A. Schmidt 43<br />
- Das Jahrgangsprojekt des MSD 2007-09 – Potsdam-Babelsberg, die ehemalige Hofgärtnerei im Park Babelsberg,<br />
D. Spiegel 44<br />
JAHRBUCH MSD 2007-09<br />
5
Kurzfassung der Ergebnisse<br />
- Einführung, B. Geißler, G. Biecker, 50<br />
- Disposition, B. Geißler, G. Biecker 51<br />
- Die bauhistorische Entwicklung der Hofgärtnerei, D. Stößl, S. Pieper 52<br />
- Ergebnisse der Bauforschung I, F. Schweinsteiger, D. Stößl, N. Andrews 53<br />
- Ergebnisse der Bauforschung II, J. Rösler 54<br />
- Ergebnisse der Bauforschung III, K. Rütten, L. Zabrana 55<br />
- Ergebnisse der Bauforschung IV, K. Rütten, L. Zabrana 56<br />
- Die Lepère‘schen Quartiere I, M. Heise, M. Vranic 57<br />
- Die Lepère‘schen Quartiere II, I. Holland, S. von Wangenheim 58<br />
- Denkmalpflegerische Zielstellung für das Gelände, K. Rütten, F. Schweinsteiger 59<br />
- Überlegungen zur <strong>denk</strong>malpflegerischen Wiedernutzbarmachung der Hofgärtnerei I, S. Eggert, E. Hübner, M. Issa,<br />
M. Kostakopoulou, A. Schulze, A. Swiderska 60<br />
- Überlegungen zur <strong>denk</strong>malpflegerischen Wiedernutzbarmachung der Hofgärtnerei II, S. Eggert, E. Hübner, M. Issa,<br />
M. Kostakopoulou, A. Schulze, A. Swiderska 61<br />
- Die Lorbeerhäuser mit den Treibhäusern 3C und 4D – Schadensanalyse und Sanierungskonzept, M. Beer, W. Hansen,<br />
D. Hempel, M. Mustafic, A. Obermann 62<br />
- Überlegungen zur Interimsnutzung der Lorbeerhäuser als Depot für historische Bauteile, M. Beer, W. Hansen,<br />
D. Hempel, M. Mustafic, A. Obermann 63<br />
Arbeitsproben aus der Originaldokumentation<br />
- Handaufmaß: Grundriß Gesamtplan – Detail 64<br />
- Bauforschungsbericht, Treibhaus 1A 66<br />
- Schadensbericht, Treibhaus 1A 68<br />
- Bauforschungsbericht, Lepère‘sche Quartiere 70<br />
- Schadensbericht, Lepère‘sche Quartiere 71<br />
- Raumbuch: Lorbeerhaus Ost und Treibhaus 4D 72<br />
- Schadensbericht: Lorbeerhaus Ost und Treibhaus 4D 74<br />
- Entwurf: Lorbeerhaus Ost u. West und Treibhaus 4D/3C 76<br />
Die Exkursionen des MSD, Jahrgang 2007-09<br />
- D. Kurapkat 79<br />
Verzeichnis der Masterarbeiten MSD 2007-09 83<br />
- Naxos, Griechenland. Kloster Agios Demetrios – Bauaufnahme, Bauforschung, Konzeption von Konsolidierungsmaßnahmen,<br />
M. Issa, M. Kostakopoulou, K. Rütten 84<br />
- Ephesos, Türkei: Die Tabernen von Hanghaus 2 am Embolos – Dokumentation und Bauforschung,<br />
A. Obermann 85<br />
- Alinda, Türkei. Tempel in der Unterstadt – Bestandsaufnahme und Bauforschung, L. Zabrana 86<br />
- <strong>Berlin</strong>-Mitte, Umspannwerk Tiergarten – Bauuntersuchung und Umnutzungsplanung, M. Axhausen, M. Vranic 87<br />
- <strong>Berlin</strong>-Prenzlauer Berg. Leichenhalle des ehemaligen Städtischen Hospital- und Siechenhauses von H. Blankenstein.<br />
Bauuntersuchung – Denkmalpflegerischer Bindungsplan – Neue Nutzungsplanung, M. Heise – W. Hansen 88<br />
- <strong>Berlin</strong>-Prenzlauer Berg. Portierhaus des Alten Schlachthofs – Bauforscherische Untersuchung und Sanierungsvorplanung,<br />
D. Hempel 89<br />
- <strong>Berlin</strong>, Pfaueninsel. Fregattenhaus und Matrosenküche. Baudokumentation – Bauforschung,<br />
S. Eggert, A. Schulze, D. Stößl, A. Swiderska 90<br />
- <strong>Berlin</strong>, Pfaueninsel: Das ehemalige Winterhaus für exotische Vögel. Bauuntersuchung – Schadenskartierung –<br />
Nutzungskonzept, M. Beer, I. Holland 91<br />
- <strong>Berlin</strong>-Köpenick, Wohnhaus Alt-Schmöckwitz <strong>10</strong> – Bestandsaufnahme, Bauforschung und Sanierungskonzeption,<br />
B. Geißler, G. Biecker 92<br />
- Döberitz, Land Brandenburg. Ein Mannschaftsgebäude des Olympischen Dorfes von 1936 – Baudokumentation<br />
und Bauforschung, E. Hübner 93<br />
- Brandenburg-Plaue, Land Brandenburg. Das Gutshaus des Margarethenhofes, „Villa Wiesike“. Bauaufnahme –<br />
Dokumentation – Maßnahmen zur Notsicherung, S. Pieper, J. Rösler, F. Schweinsteiger 94<br />
- Zernsdorf, Land Brandenburg. Der Wasserturm der ehemaligen Schwellentränkungsanstalt – Bauaufnahme,<br />
Bauforschung, Sanierungsplanung, S. von Wangenheim 95<br />
- <strong>Berlin</strong>-Neukölln, ehem. Königliches Hauptzollamt – Bauuntersuchung und Konzept für die Nachnutzung, E. Koch 96<br />
- Potsdam-Babelsberg: Ehemaliges Universitätsgelände – Garten<strong>denk</strong>malpflegerisches Konzept für das ehemalige<br />
Universitätsgelände im Park Babelsberg, R. Nitschke 97<br />
Verzeichnis der Dozenten und Förderer des MSD 2007-09 98<br />
Verzeichnis der Absolventen des MSD 2007-09 99<br />
Die letzte Seite <strong>10</strong>0<br />
Übergang zum gegenläufigen Jubiläumsjahrbuch <strong>denk</strong> x <strong>10</strong>.<br />
6 JAHRBUCH MSD 2007-09
LAUFENDE PROJEKTE<br />
Verzeichnis der Forschungsprojekte des FG Historische Bauforschung<br />
Resafa, Nord-Syrien, Vorgängerprojekte 1983-2005, seit 2006<br />
Pilgerstadt und Kalifenresidenz – intra und extra muros<br />
Gesamtleitung: Prof. Dr.-Ing. Dorothée Sack; Kooperation mit dem Deutschen Archäologischen Institut <strong>Berlin</strong>-Damaskus<br />
und der Direction Générale des Antiquités et des Musées de la Syrie (DGAMS), Damaskus/Raqqa<br />
Teilprojekt 1. Erstellung einer Archäologischen Karte mit Zeitschichtenplänen zur Geschichte und Entwicklung<br />
der Stadt Resafa und ihres Umlands<br />
Prof. Dr.-Ing. Dorothée Sack, Dipl.-Ing. Martin Gussone, Dipl.-Ing. Dietmar Kurapkat<br />
Teilprojekt 2. Archäologie und Prospektionen im Umland von Resafa – Die Residenz des Kalifen Hisham b. Abd al-Malik<br />
Integriert in das Exzellenz-Cluster 246 TOPOI, gefördert durch die Fritz Thyssen-Stiftung.<br />
- Leitung, Auswertung und Bearbeitung der Prospektionsdaten, Prof. Dr.-Ing. Dorothée Sack, Dipl.-Ing. Martin Gussone<br />
- Geodäsie, Leitung: Prof. Dr.-Ing. Günther Hell, Hochschule Wirtschaft und Technik Karlsruhe, Mitarbeit cand.-ing. Christian<br />
Aberndschein, cand.-ing. Johannes Uhl, Kooperation mit Dr.-Ing. Manfred Stephani, Akad. Direktor a.D., FG Photogrammetrie<br />
und Fernerkundung der <strong>TU</strong> München; Dipl.-Ing. Martin Gussone<br />
- Nachbegehung der Surveys, Dr. Martina Müller-Wiener, Dipl.-Ing. Martin Gussone<br />
- Untersuchung der Siedlungsstrukturen und baulichen Anlagen: Dipl.-Ing. Ulrike Siegel<br />
- Rekonstruktion der historischen Wasserwirtschaft und der Paläoumwelt, Dipl.-Geogr. Brian Beckers, Kooperation mit Prof. Dr.<br />
Brigitta Schütt, Fachrichtung Physische Geographie, FU <strong>Berlin</strong><br />
- Archäologische Sondagen in ausgewählten Fundpunkten, Christoph Konrad M.A.<br />
- Bearbeitung der Keramik und Kleinfunde, Dr. Martina Müller-Wiener, Kooperation mit dem Institut für Orient- und Asienwissenschaften,<br />
Abteilung für Asiatische und Islamische Kunstgeschichte der Universität Bonn<br />
Teilprojekt 3. Die Stadtmauer von Resafa<br />
- Bauforschung zur Klärung ihrer Entstehung und ihrer Veränderungen, Dr.-Ing. Catharine Hof<br />
Teilprojekt 4. Vorbereitende Untersuchungen und Planung von Konsolidierungs- und Restaurierungsmaßnahmen<br />
Leitung: Prof. Dr.-Ing. Dorothée Sack<br />
- Untersuchungen zur Standsicherheit der Basilika A, Univ.-Prof. Dr-Ing. Klaus Dierks<br />
- Planung und Umsetzung von Sicherungsmaßnahmen an der Basilika A, Dipl.-Ing (FH) Ingo Eilers, Dipl.-Ing. Isabelle<br />
Frase, Tobias Horn M.A. M.Sc., Dipl.-Ing. Chafiq Hamzé, Prof. Dipl.-Ing. Frithjof Berger, Dipl.-Ing. Martin Klessing<br />
- Präzisionsmessungen und terrestrisches Laserscanning am Zentralbau: Prof. Dr.-Ing. habil. Hans Heister, Dipl.-Ing. Wolfgang<br />
Liebl, Dipl.-Ing. Armin Sternberg, Kooperation mit der Universität der Bundeswehr, München, Institut für Geodäsie;<br />
Kooperation mit Dr.-Ing. Manfred Stephani, Akad. Direktor a.D., FG Photogrammetrie und Fernerkundung der <strong>TU</strong> München<br />
- Vorbereitende Untersuchungen für eine Teil-Anastilosis am Zentralbau: Axel Schuhmann M.A. M. Sc., Arch. Ibrahim Salman<br />
Teilprojekt 5. Touristische Erschließung – Site Management<br />
Dr. Anne Mollenhauer, Dr.-Ing. Catharine Hof, Arch. Youssef Khoury<br />
ar-Raqqa/ar-Rafiqa, Nord-Syrien, Vorgängerprojekte 1982-1995, seit 1996<br />
Die früh-abbasidische Stadt und die Residenz des Kalifen Harun ar-Rashid, Ende 8./Anfang 9. Jh.<br />
Dipl.-Ing. Ulrike Siegel, Prof. Dr.-Ing. Dorothée Sack, Prof. Dr. Michael Meinecke (†).<br />
Messene, Griechenland, Die Stadtmauer, seit 2004<br />
- Geologie – Steinbrüche: Dr. Jean-Claude Bessac, CNRS Lattes<br />
- Historische Bauforschung: Jürgen Giese M.A., Universität Bamberg, Dipl.-Ing. Judith Ley, RWTH Aachen<br />
- Topographie – Geschichtswissenschaft: Dr. des. Silke Müth-Herda, FU <strong>Berlin</strong><br />
- Archäologie: Ute Schwertheim M.A., FU <strong>Berlin</strong><br />
Prof. Dr. Friederike Fless, Prof. Dr.-Ing. Wolfram Hoepfner, beide FU <strong>Berlin</strong>; Prof.-Dr.-Ing. Dorothée Sack, <strong>TU</strong> <strong>Berlin</strong>. Kooperation<br />
mit FU <strong>Berlin</strong>, Society for Messenian Archaeological Studies, RWTH Aachen, CNRS Lattes, gefördert durch die DFG.<br />
Tripoli, Libanon, seit 2007<br />
Akteure und ihre Lebenswelten: die Transformation der Stadt Tripoli (Libanon) während des „langen“ 19. Jahrhunderts<br />
Dipl.-Ing. Karla Börner, Dipl.-Ing. Juren Meister, Christian Sassmannshausen M.A.; Prof. Dr. Gudrun Krämer (FU <strong>Berlin</strong>),<br />
Prof. Dr.-Ing. Dorothée Sack und Dr.-Ing. Ulrike Wulf-Rheidt (Deutschen Archäologischen Institut <strong>Berlin</strong>), Kooperation mit<br />
Dr. Stefan Weber (Agha Khan University, London) und dem Orient-Institut der DMG Beirut, gefördert durch die DFG.<br />
<strong>Berlin</strong>-Charlottenburg, Schloss Charlottenburg, seit 2004<br />
- Bauhistorische und bauarchäologische Untersuchungen am östl. Ehrenhofflügel (Küchenflügel), seit 2007<br />
Dr. Elgin von Gaisberg, Dipl.-Ing. (FH) Antonia Brauchle M.Sc., Prof. Dr.-Ing. Dorothée Sack.<br />
Kooperation mit der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten <strong>Berlin</strong>-Brandenburg (SPSG)<br />
<strong>Berlin</strong>-Niederschönhausen, Schloss Schönhausen, seit 2005<br />
- Bauhistorische und bauarchäologische Untersuchungen<br />
Dr. Elgin von Gaisberg, Dipl.-Ing. (FH) Antonia Brauchle M.Sc., Prof. Dr.-Ing. Dorothée Sack.<br />
Kooperation mit der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten <strong>Berlin</strong>-Brandenburg (SPSG)<br />
Wittenberg, Sachsen-Anhalt. Das ernestinische Wittenberg: Die Universität und die Stadt 1486-1547, seit 2008<br />
- Bauhistorische Untersuchungen: Dr. Elgin von Gaisberg, Dipl.-Ing. (FH) Antonia Brauchle M.Sc., Dipl.-Ing. Isabelle<br />
Frase, Tobias Horn M.A. M.Sc.<br />
Prof. Dr. iur. Heiner Lück, MLU Halle-Wittenberg; Prof. Dr. Enno Bünz, Universität Leipzig; PD Dr. Leonhard Helten, MLU<br />
Halle-Wittenberg; Prof. Dr. Volker Leppin, FSU Jena ; Prof. Dr. Hans-Georg Stephan, MLU Halle-Wittenberg; Prof. Dr.-Ing.<br />
Dorothée Sack, <strong>TU</strong> <strong>Berlin</strong>, Prof. Dr. Ernst.-Joachim Waschke, Leucorea Wittenberg (Landesprojekt des Landes Sachsen-Anhalt).<br />
24<br />
JAHRBUCH MSD 2007-09
LAUFENDE PROJEKTE<br />
RESAFA, SYRIEN. PILGERSTADT UND KALIFENRESIDENZ<br />
Die Weiterentwicklung der 5 Teilprojekte im Jahr 2008 – intra und extra muros<br />
Im Jahr 2008 wurden in Resafa eine<br />
Frühjahrskampagne vom 15. März bis 9. April<br />
und eine Herbstkampagne vom 26. August bis<br />
zum 5. Oktober durchgeführt, wobei alle fünf<br />
Teilprojekte: TP 1 ‚Archäologische Karte’, TP<br />
2 ‚Archäologie und Prospektionen im Umland<br />
von Resafa’, TP 3 ‚Die Stadtmauer’, TP 4<br />
‚Vorbereitung, Planung und Ausführung von<br />
Konsolidierungs- und Restaurierungsmaßnahmen’<br />
und TP 5 ‚Site Management’ bearbeitet wurden<br />
(Gesamtleitung Dorothée Sack/<strong>TU</strong> <strong>Berlin</strong>). In all<br />
diesen Teilprojekten wird in weiteren ‚Unterprojekten’<br />
spezifischen Fragestellungen nachgegangen, wobei<br />
die Bearbeiter zum Teil in mehreren Teilprojekten<br />
zusammenarbeiten. Ein Ausschnitt der Ergebnisse<br />
der beiden Kampagnen wird in Kurzform auf den<br />
folgenden Seiten vorgestellt.<br />
Im Frühjahr wurde im Teilprojekt 2 ‚Archäologie<br />
und Prospektionen’ die in den Jahren 2006<br />
und 2007 aufgefundenen Stucke (Christoph<br />
Konrad/Bonn) sowie die Fundkomplexe der<br />
Keramik aufgearbeitet, die in den vorherigen<br />
Kampagnen noch nicht gezeichnet worden<br />
waren (Dunja Henker/Frankfurt). Im Teilprojekt 4<br />
‚Konsolidierungs- und Restaurierungsmaßnahmen’<br />
wurden Maßnahmen zum Unterhalt im Depot in<br />
Turm 49 der Stadtmauer vorgenommen.<br />
Für das Teilprojekt 5 ‚Site Management’ wurde der<br />
Report über den Besuch anderer archäologischer<br />
Stätten in Syrien an die DGAMS übergeben,<br />
bei dem im Herbst 2007 die dort ausgeführten<br />
Arbeiten zur touristischen Erschließung im Hinblick<br />
auf eine einheitliche Gestaltung der syrischen<br />
Ausgrabungsplätze recherchiert worden waren<br />
(Anne Mollenhauer/<strong>Berlin</strong>, Youssef Khoury/<br />
Beirut-<strong>Berlin</strong>). Weiterhin wurde die Planung für<br />
die Herrichtung des Besucherweges sowie einer<br />
Probetafel für die Information der Besucher<br />
vorgelegt und mit der syrischen Antikendirektion<br />
abgestimmt.<br />
Auf Wunsch der syrischen Antikendirektion<br />
(DGAMS/Damaskus) konzentrierten sich die Arbeiten<br />
in diesem Jahr auf die Teilprojekte 4 und 5.<br />
Es war ein besonderes Anliegen, die ursprünglich<br />
für Herbst 2009 geplanten Sicherungsmaßnahmen<br />
an der Basilika A bereits 2008 durchzuführen.<br />
Daher wurde zwischen der Frühjahrs- und der<br />
Herbstkampagne auf Grundlage der 2002 und<br />
2006 durchgeführten Präzisionsmessungen (Leitung<br />
Hans Heister/München) und des 2007/2008<br />
erstellten statischen Gutachtens zur Standsicherheit<br />
des Basilika A (Klaus Dierks/<strong>Berlin</strong>) ein Konzept<br />
für temporäre Konstruktionen als Bockgerüste<br />
aus Nadelholz zur Sicherung für drei besonders<br />
gefährdeter Bereiche erarbeitet (Isabelle Frase,<br />
Ingo Eilers/beide <strong>Berlin</strong>).<br />
26<br />
In der Herbstkampagne 2008 wurden diese<br />
temporären Konstruktionen in Absprache mit der<br />
DGAMS umgesetzt (Isabelle Frase, Tobias Horn/<br />
beide <strong>Berlin</strong>, Chafiq Hamzé/Suweida). Die dabei<br />
ausgeführten Konstruktionen wurden so gewählt,<br />
dass sie mit einheimischen Arbeitern und mit vor Ort<br />
verfügbaren Materialien zu realisieren waren. Die<br />
Einbeziehung der örtlichen Bevölkerung beinhaltet<br />
nicht nur einen Ausbildungseffekt, sondern befördert<br />
auch durch die Identifikation mit ‚ihrer Baustelle‘ die<br />
Akzeptanz und Nachhaltigkeit der archäologischen<br />
Arbeiten und der Schutzmaßnahmen an den<br />
Ruinen. Die Umsetzung der Sicherungsmaßnahmen<br />
war nur möglich, da für die Deckung dieser<br />
unvorhergesehenen Kosten der Präsident des<br />
DAI Mittel zur Verfügung stellte. Bei einem am 3.<br />
September in Resafa durchgeführten Workshop,<br />
an dem neben den deutschen Teilnehmern der<br />
Kampagne auch Vertreter des DGAMS aus<br />
Damaskus und Raqqa beteiligt waren, wurde das<br />
Konzept der temporären Konstruktionen diskutiert<br />
und erste Überlegungen für eine dauerhafte<br />
Sicherung der Basilika A vorgestellt (Martin Klessing/<br />
Karlsruhe-<strong>Berlin</strong>, Frithjof Berger/Rastatt).<br />
Die Arbeiten im Teilprojekt 4 wurden zudem<br />
auf den Zentralbau ausgeweitet. Hier wurde zur<br />
Vorbereitung der von syrischer Seite gewünschten<br />
partiellen Anastilosis eine präzise dreidimensionale<br />
Gebäudedokumentation mittels terrestrischem<br />
Laserscanning durchgeführt (Hans Heister, Manfred<br />
Stephani, Wolfgang Liebl, Armin Sternberg/alle<br />
München) und die bauarchäologischen Untersuchungen<br />
fortgesetzt. Nach der im letzten Jahr<br />
begonnenen Bauforschung und Schadenskartierung<br />
am Nordostturm des Zentralbaus (Tobias Horn,<br />
Lukas Böwe/beide <strong>Berlin</strong>), standen in diesem Jahr<br />
die Überprüfung der Bauaufnahme aus den 1950er<br />
Jahren und eine steingerechte Dokumentation der<br />
bisher nicht in den Plänen verzeichneten Bauteile<br />
im Vordergrund der Betrachtung(Axel Schuhmann/<br />
<strong>Berlin</strong>, Ibrahim Salman/Tartus-<strong>Berlin</strong>).<br />
Für Teilprojekt 1 ‚Archäologische Karte’ wurden<br />
für die Basilika B und D die jeweiligen Forschungsstände<br />
aufbereitet (Dietmar Kurapkat/<strong>TU</strong> <strong>Berlin</strong>).<br />
Zusätzlich wurde begonnen, die Plangrundlagen<br />
und Messnetze intra und extra muros abzugleichen<br />
(Martin Gussone/<strong>TU</strong> <strong>Berlin</strong>).<br />
Eine Ergänzung der ‚Archäologischen Karte’<br />
stellen Recherchen zur Geschichte des Dorfes<br />
und seiner Bewohner dar. Erste Schritte waren<br />
eine Bestandsaufnahme der Dorfbebauung<br />
und Beobachtungen zur Bauweise der Häuser<br />
und ihrer Nutzungen. In Gesprächen mit den in<br />
Resafa lebenden Familien werden Aussagen zur<br />
Familienstruktur, dem Wirtschaftsgefüge und sich<br />
verändernden gesellschaftlichen Bedingungen<br />
festgehalten, um die Entwicklung des Dorfes zu<br />
Dorothée Sack, Martin Gussone<br />
TECHNISCHE UNIVERSITÄT BERLIN, FAKULTÄT VI, INSTI<strong>TU</strong>T FÜR ARCHITEK<strong>TU</strong>R<br />
UNIV.-PROF. DR.-ING. DOROTHÉE SACK, FACHGEBIET HISTORISCHE BAUFORSCHUNG, MASTERS<strong>TU</strong>DIUM DENKMALPFLEGE,<br />
STRASSE DES 17. JUNI 152, SEKR. A 58, <strong>10</strong>623 BERLIN, TEL. 030-314-796 11, MAIL: msd@tu-berlin.de<br />
JAHRBUCH MSD 2007-09<br />
dokumentieren (Martin Gussone, Anne Mollenhauer,<br />
Dorothée Sack).<br />
Im Rahmen des von der Fritz Thyssen-Stiftung<br />
finanzierten Teilprojekts 2 „Archäologie und<br />
Prospektionen“ wurde im östlichen Bereich des<br />
Umlands von Resafa eine Nachbegehung der<br />
früheren Surveys unternommen, um zu prüfen,<br />
ob eine feinere zeitliche Differenzierung der<br />
Lesefunde möglich ist und weitere Aussagen zur<br />
Siedlungsgeschichte von Resafa zulässt (Martina<br />
Müller-Wiener/Universität Bonn, Martin Gussone/<br />
<strong>TU</strong> <strong>Berlin</strong>). Durch die Integration des Resafa-<br />
Projekts in das Exzellenz-Cluster 246 TOPOI<br />
konnte das Teilprojekt 2 zusätzlich um ein Tandem-<br />
Projekt zwischen Archäologie und Geographie<br />
erweitert werden, in dem die Rekonstruktion der<br />
historischen Umweltbedingungen und Fragen der<br />
Wasserwirtschaft ein besonderes Gewicht haben<br />
(Brian Beckers/<strong>Berlin</strong>, Christoph Konrad/Bonn).<br />
Erste Begehungen innerhalb der archäologischen<br />
Schutzzone und Erkundigungen zum weiteren<br />
Wassereinzugssystem wurden durchgeführt. Die<br />
Bearbeitung der Stucke (Christoph Konrad/Bonn)<br />
sowie der Keramik und Kleinfunde (Martina Müller-<br />
Wiener/Universität Bonn) wurde fortgesetzt.<br />
Für das Teilprojekt 3 „Die Stadtmauer“ konnte<br />
die Neuaufnahme der Stadtmauer mit dem<br />
Abschluss der Grundrissvermessung einen ersten<br />
Zwischenstand erreichen (Catharine Hof/<strong>Berlin</strong>).<br />
Gleichzeitig wurde das Gelände zwischen der<br />
Stadtmauer und der modernen Umgebungsstraße<br />
neu aufgenommen und ein Digitales Geländemodell<br />
erstellt (Günter Hell, Christian Abendschein,<br />
Johannes Uhl/alle Karlsruhe).<br />
Im Teilprojekt 5 „Site Management“ (Anne<br />
Mollenhauer/<strong>Berlin</strong>, Youssef Khoury/Beirut-<strong>Berlin</strong>)<br />
sind die Vorbereitungen und Absprachen für ein Faltblatt<br />
zur Information der Besucher der Ruine soweit<br />
fortgeschritten, dass es gedruckt werden kann. Die<br />
Planung der Herstellung eines Besucherweges ist<br />
ebenfalls abgeschlossen und kann realisiert werden.<br />
Von den 12 Informationstafeln, die in Resafa aufgestellt<br />
werden sollen, sind drei zur Produktion an<br />
die DGAMS weitergegeben worden. Diese sollen<br />
nach ihrer Herstellung im Gelände erprobt und auf<br />
ihre Nachhaltigkeit und Akzeptanz getestet werden.<br />
Die Arbeiten in Resafa waren in diesem Jahr<br />
im Wesentlichen von den neuerlich geforderten<br />
Konsolidierungsmaßnahmen an der Basilika A<br />
bestimmt. Nach Absprache mit der DGAMS sollen<br />
im kommenden Jahr auch wieder archäologische<br />
Feldforschungen durchgeführt werden.<br />
TP 1, Basilika B (M. Gussone 2008). TP 2, Djebel Bishri (Ch. Konrad 2008). TP 3, Stadtmauer (M. Gussone 2008). TP 4, Basilika A (I. Frase 2008). TP 5, Khan (M. Gussone 2008).
RESAFA, SYRIEN. ARCHÄOLOGISCHE KARTE – BASILIKA B<br />
Zeitschichtenplan des Areals der Basilika B mit Vorgängerbauten und späterer Überbauung<br />
Die Erstellung eines Zeitschichtenplans des Areals<br />
der Basilika B in Resafa während der Herbstkampagne<br />
2008 ist Bestandteil des ‚Teilprojekts 1<br />
– Archäologische Karte‘, das die Darstellung der<br />
Entstehung und Veränderung der Bauten sowie<br />
der Entwicklung des Stadtorganismus zum Ziel<br />
hat. 1 Die etwas südlich der Mitte der ummauerten<br />
spätantiken Stadt gelegene sogenannte Basilika B<br />
ist einer der fünf großen Kirchenbauten Resafas.<br />
Aufgrund des Spoliengebrauchs vieler ihrer<br />
Bauteile in anderen Bauten der Stadt und der<br />
an gleicher Stelle aufgefundenen Vorgänger-<br />
und Nachfolgebauten bildet dieses Areal einen<br />
wichtigen Ankerpunkt für die Rekonstruktion der<br />
städtebaulichen Genese von Resafa-Sergiupolis/<br />
Rusafat Hisham.<br />
Forschungsgeschichte<br />
Nachdem die obertägig erhaltenen Reste der<br />
Basilika B bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts<br />
von verschiedenen Autoren beschrieben worden<br />
waren, wurden weitere Teile des Bauwerks zwischen<br />
1952 und 1956 unter der Leitung von Johannes<br />
Kollwitz und Wolfgang Müller-Wiener freigelegt und<br />
untersucht. Letzterer ergänzte seine Beobachtungen<br />
im Jahre 1980, konnte diese Arbeiten aber leider<br />
nicht mehr abschließend publizieren. 2 Während<br />
der Grabungen in der Großen Moschee kamen<br />
1986 und 1989 neben anderen Spolien aus der<br />
Basilika B auch die beiden Hälften eines Türsturzes<br />
des Baus zutage, dessen Inschrift die Datierung des<br />
Baus auf eine völlig neue Basis stellte. In den Jahren<br />
1989 und 1990 wurden von Michaela Konrad<br />
Grabungen in den Schichten unter der Basilika B<br />
durchgeführt, die einen archäologischen Nachweis<br />
für Vorgängerbauten erbrachten. Zuletzt hat sich<br />
Gunnar Brands ausführlich mit der Bauornamentik<br />
der Basilika B beschäftigt und weitere Argumente<br />
zu ihrer Datierung beigetragen. 3<br />
Vorgängerbauten<br />
Bei den Grabungen unter dem nördlichen<br />
Seitenschiff der Basilika B wurden die ältesten<br />
bislang in Resafa nachzuweisenden Baureste<br />
freigelegt. 4 Es handelt sich dabei zunächst um das<br />
‚Gebäude 1‘ aus vespasianischer Zeit, das einen<br />
Hinweis auf die Existenz einer Militärstation des 1.<br />
Jahrhunderts darstellt. An gleicher Stelle wurde im<br />
5. Jahrhundert das ‚Gebäude 2‘ errichtet, welches<br />
wahrscheinlich mit der schriftlich überlieferten<br />
ersten Sergiuskirche zu identifizieren ist, die Bischof<br />
Alexander von Hierapolis um 430 gestiftet hat.<br />
Dieser einem Brand zum Opfer gefallene Bau<br />
wurde dann um 470 durch das ‚Gebäude 3‘<br />
ersetzt, das gemäß der o. g. Türsturzinschrift<br />
noch eine Zeit lang als Aufbewahrungsort der<br />
Sergiusreliquien diente.<br />
Basilika B<br />
Der Baubeginn der Basilika B ist durch die besagte<br />
Inschrift für das Frühjahr 518 überliefert und fiel<br />
damit in die letzten Regierungsmonate des Kaisers<br />
Anastasius. Der Zeitpunkt der Fertigstellung ist nicht<br />
gesichert, dürfte aber noch in die Regierungszeit<br />
von Justin I. fallen (bis 527). Dies betrifft zumindest<br />
den Kernbau, bestehend aus einem dreischiffigen<br />
Langhaus (F, G, H), einer leicht hufeisenförmigen<br />
Apsis (C), zwei südlich anschließenden Apsisnebenräumen<br />
(D, E) und einem nördlich der Apsis<br />
benachbarten Dreiapsidenraum (B). Ein weiterer<br />
nördlich an den Dreiapsidenraum anschließender<br />
Raum (A) gehörte offenbar nicht zur ursprünglichen<br />
Planung, wurde aber sicher noch während der<br />
Bauarbeiten am Kernbau hinzugefügt. Das Gleiche<br />
gilt wahrscheinlich für den an der Nordwestecke<br />
angebauten Baukörper (I). Eine echte 2. Bauphase<br />
bilden die den West- und Südseiten der Basilika<br />
vorgelagerten Säulenhallen (J, M) und der diese<br />
verbindende Eckraum (L), welche durch Baufugen<br />
deutlich vom Kernbau getrennt sind. Aufgrund der<br />
stilistischen Datierung der Bauplastik wird vermutet,<br />
dass diese Gebäudeteile recht bald angefügt<br />
wurden. Es bleibt aber vorerst offen, ob dies noch<br />
während der Regierungszeit Justin I. oder erst unter<br />
seinem Nachfolger Justinian (ab 527) geschah.<br />
Ansonsten zeigt der Bau nur wenige Spuren von<br />
Resafa, Basilika B, vorläufiger Zeitschichtenplan mit Vorgängerbauten und späterer Überbauung (umgezeichnet und überarbeitet nach veröffentlichten<br />
und unveröffentlichten Planvorlagen Wolfgang Müller-Wieners sowie nach dem Grabungsplan von Michaela Konrad 1992, Abb. 1b). Kartierung<br />
der Bauphasen nach Zugehörigkeit zu den übergeordneten Stadtbauphasen, 2008.<br />
Dietmar Kurapkat<br />
TECHNISCHE UNIVERSITÄT BERLIN, FAKULTÄT VI, INSTI<strong>TU</strong>T FÜR ARCHITEK<strong>TU</strong>R<br />
UNIV.-PROF. DR.-ING. DOROTHÉE SACK, FACHGEBIET HISTORISCHE BAUFORSCHUNG, MASTERS<strong>TU</strong>DIUM DENKMALPFLEGE,<br />
STRASSE DES 17. JUNI 152, SEKR. A 58, <strong>10</strong>623 BERLIN, TEL. 030-314-796 11, MAIL: msd@tu-berlin.de<br />
Resafa, Basilika B, Blick von Südwest, 2008.<br />
LAUFENDE PROJEKTE<br />
nutzungszeitlichen Veränderungen. Es muss davon<br />
ausgegangen werden, dass die Basilika B relativ<br />
bald bei einem Erdbeben so schweren Schaden<br />
nahm, dass sie nicht wieder hergestellt, sondern<br />
aufgegeben wurde. Aufgrund der chronologischen<br />
Querbezüge zu den anderen Bauten Resafas, in<br />
denen die Spolien aus der Basilika B aufgegangen<br />
sind, erfolgte diese Zerstörung wahrscheinlich<br />
schon vor der Mitte des 7. Jahrhunderts, sicher<br />
aber vor dem Baubeginn der Großen Moschee in<br />
der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts.<br />
Spätere Überbauungen<br />
Eine Zeit lang wurden offenbar noch einzelne<br />
Teile der Ruine weiter genutzt. Nachdem die<br />
aufgegebenen Teile der Basilika abgetragen<br />
waren, wurden an ihrer Stelle mehrere Häuser<br />
errichtet. Aufgrund der darin aufgefundenen<br />
Keramik und typologischer Vergleiche mit anderen<br />
Hausgrundrissen ist anzunehmen, dass ein Teil<br />
dieser Bauten bis zur Aufgabe der Stadt in der Mitte<br />
des 13. Jahrhunderts bewohnt war.<br />
Fazit<br />
Das Areal der Basilika B bietet von allen Bereichen<br />
Resafas die längste Besiedlungsdauer, von<br />
den Anfängen als flavische Militärstation, über<br />
die Blüte der spätantiken Pilgerstadt bis zum<br />
Ende der muslimisch regierten Stadt und bildet<br />
damit ein Schlüsselelement zur Erarbeitung der<br />
‚Archäologischen Karte‘ des gesamten Ortes.<br />
Anmerkungen<br />
1 Dorothée Sack – Martin Gussone – Ulrike Siegel, Resafa / Syrien,<br />
Die Archäologische Karte. Zeitschichtenpläne zur Darstellung<br />
der Veränderungen in Stadt und Umland, MSD 2005-07<br />
(2007), 19.<br />
2 Allerdings ist der umfangreiche Resafa-Nachlass Wolfgang Müller-Wieners<br />
mit Bauaufnahmeplänen und Grabungstagebüchern<br />
im Archiv des DAI-Damaskus erhalten und konnte für die aktuelle<br />
Bauphasenanalyse hinzugezogen werden.<br />
3 Gunnar Brands, Die Bauornamentik von Resafa-Sergiupolis,<br />
RESAFA VI, Mainz 2002, 93–120. Siehe hier S. 93–95 auch die<br />
bibliographischen Angaben für die an dieser Stelle nicht einzeln<br />
nachgewiesene Literatur zu den o. g. Forschungen.<br />
4 Michaela Konrad, Flavische und spätantike Bebauung unter der Basilika<br />
B von Resafa-Sergiupolis, DaM 6, 1992, 313ff. (Taf. 67–71).<br />
Legende<br />
JAHRBUCH MSD 2007-09 27
LAUFENDE PROJEKTE<br />
RESAFA, SYRIEN. ARCHÄOLOGISCHE KARTE – DORF UND FAMILIE<br />
Entwicklung eines Dorfes im Umfeld einer archäologischen Grabung<br />
Das Dorf Resafa und die Familie Hawash<br />
Die Geschichte des Dorfes und seiner Bewohner<br />
ist eng verwoben mit der Geschichte der Erforschung<br />
der Stadtanlage und ihres Umlandes, und<br />
ebenso mit den daran beteiligten Archäologen.<br />
Zum einen erfolgt die Seßhaftwerdung des Nomaden<br />
Hawash (Abu Ahmed), der zum ersten<br />
Grabungswächter und zum Gründer des Dorfes<br />
wurde, etwa zeitgleich mit der Aufnahme der systematischen<br />
Forschungstätigkeiten in den 1950er<br />
Jahren. Zum anderen gibt es vielfältige Wechselbeziehungen<br />
zwischen den am Ort forschenden<br />
Wissenschaftlern und den an der Grabung oder<br />
anderen Arbeiten beteiligten Dorfbewohnern,<br />
auch wenn sich der Umgang – je nach Grabungsleitung<br />
– auf eine andere Art und Weise gestaltet.<br />
Die deutschen Archäologen, die in den ersten<br />
Jahren noch in Zelten innerhalb der Ruine wohnten<br />
und Teile der Stadtmauer unter anderem als<br />
Büro und Esszimmer nutzten, fanden ab den<br />
1970er Jahren während der Grabungszeiten<br />
28<br />
in dem Gehöft von Abu Ahmed Unterkunft. Sie<br />
bewohnten den nördlichen Trakt des Hauses,<br />
während er sich mit seiner Familie in die übrigen<br />
Räume im Westen und Osten zurückzog.<br />
Nach dem Tod von Abu Ahmed Hawash erwarb<br />
das Deutsche Archäologische Institut das Anwesen<br />
von seinem ältesten Sohn (Ahmed) und nutzt<br />
es seitdem als Grabungshaus. Das Grabungshaus<br />
wurde bis heute mehrfach umgebaut und<br />
erweitert, in ähnlicher Weise wurde auch das<br />
Dorf mit dem Wachstum der Familie erweitert<br />
und ausgebaut. Die Kinder des Dorfgründers Abu<br />
Ahmed gründeten eigene Familien, die Mädchen<br />
zogen größtenteils in das Dorf ihres Ehemannes,<br />
die Söhne bauten hingegen eigene Häuser. Inzwischen<br />
wächst in der Siedlung bereits die Generation<br />
der Enkelkinder heran. Das „Dorf“, dass<br />
zunächst nur aus einem Gehöft bestand, umfasst<br />
inzwischen mehrere Häuser mit Nebengebäuden,<br />
eine Schule und eine Moschee.<br />
Resafa, Überlagerung der archäologischen Strukturen (M. Mackensen, H. Tremel, 1977) mit der derzeitigen Siedlung (J. Giese, D. Spiegel,<br />
2007), ergänzt um Angaben zu Nutzungszusammenhängen (M. Gussone, A. Mollenhauer, D. Sack, 2008.), M. Gussone 2009.<br />
Resafa, Panorama der Siedlung von Süden gesehen, im Hintergrund begrenzt die Stadtmauer den Blick, M. Gussone 2006.<br />
MARTIN GUSSONE, ANNE MOLLENHAUER<br />
TECHNISCHE UNIVERSITÄT BERLIN, FAKULTÄT VI, INSTI<strong>TU</strong>T FÜR ARCHITEK<strong>TU</strong>R<br />
UNIV.-PROF. DR.-ING. DOROTHÉE SACK, FACHGEBIET HISTORISCHE BAUFORSCHUNG, MASTERS<strong>TU</strong>DIUM DENKMALPFLEGE,<br />
STRASSE DES 17. JUNI 152, SEKR. A 58, <strong>10</strong>623 BERLIN, TEL. 030-314-796 11, MAIL: MSD@<strong>TU</strong>-BERLIN.DE<br />
JAHRBUCH MSD 2007-09<br />
Resafa, „Lagerleben“ in den 1950er Jahren, Wolfgang Müller-<br />
Wiener, Negativ-Nr. 1954-796 (Nachlass), Darmstadt.<br />
Die Familie des ältesten Sohnes des ersten Grabungswächters, 2007.<br />
Ziel unserer Studie ist es, die Entwicklung des<br />
Dorfes und seiner Bewohner, nachzuzeichnen.<br />
Dies umfasst eine Bestandsaufnahme der Dorfbebauung,<br />
ihrer Bauweise und Nutzungsverteilung<br />
sowie die Erstellung eines Familienstammbaums,<br />
in dem die Bewohner des Dorfes und<br />
ihre Genealogie verzeichnet werden. Neben der<br />
Abstammung der einzelnen Familienmitglieder<br />
wird hierin erfasst, in welcher Weise die Dorfbewohner<br />
miteinander verbunden sind, bzw.<br />
wie sich das Beziehungsgeflecht innerhalb der<br />
Siedlung und einem weiter gefassten Verwandtenkreis<br />
darstellt.<br />
Reflektionen zur Interaktion zwischen Dorfbewohnern,<br />
den archäologischen Forschungen<br />
und den daran beteiligten Wissenschaftlern<br />
sowie Recherchen zum Wirtschaftsgefüge und<br />
sich verändernder gesellschaftlicher Bedingungen<br />
zwischen traditionellen, beduinischen<br />
Lebensweisen und sich an modernen, urbanen<br />
Vorbildern orientierenden Tendenzen, die sich<br />
auch in der Entwicklung des Dorfes und seiner<br />
Bewohner niederschlagen, ergänzen die Untersuchungen.<br />
Diese werden teils als teilnehmende<br />
Beobachtungen im Rahmen nachbarschaftlicher<br />
Beziehungen, teils als gezielte Befragung einzelner<br />
Personen zum Verständnis der Sozialstruktur<br />
des Dorfes durchgeführt.<br />
Die Dokumentation der Geschichte des Dorfes<br />
und seiner Bewohner ist neben einem ethnologischen<br />
Erkenntnisinteresse vor allem auch Ausdruck<br />
unserer Verbundenheit und Wertschätzung<br />
der Menschen, die an dem Ort unserer archäologischen<br />
Forschungen zu Hause sind.
LAUFENDE PROJEKTE<br />
RESAFA - RUSAFAT HISHAM, SYRIEN. ARCHÄOLOGIE UND PROSPEKTIONEN<br />
Die Nachbegehung der Fundplätze im Umland von Resafa. Erste Ergebnisse zum „Quartier Ost“<br />
Die Nachbegehung der Fundplätze im Umland<br />
von Resafa schließt an die grundlegenden Vorarbeiten<br />
von M. Mackensen (1977, Resafa I) und<br />
D. Sack (1983, Sack 1998) an. In dem Survey<br />
von 1977 wurden von M. Mackensen erstmals<br />
3<strong>10</strong> archäologisch relevante Fundplätze (FP)<br />
aufgenommen, die H. Tremel geodätisch verortete.<br />
Diese erste Einordnung auf Grundlage einer<br />
Auswertung von Lesefunden wurde von D. Sack<br />
in mehreren Kampagnen seit 1983 erheblich erweitert<br />
und um Grundrissaufnahmen archäologischer<br />
Strukturen und Analysen ergänzt.<br />
Abb. 1. Resafa, Quartier Ost, Luftbild von Norden. M. Stephani 1999.<br />
Durch die Nachbegehung der Fundplätze im<br />
Umland von Resafa sollen verschiedene Fragestellungen<br />
geklärt werden. Ein Ziel ist die Verfeinerung<br />
der zeitlichen Einordnung der Fundplätze<br />
für die archäologische Karte (Teilprojekt<br />
1), die in den Surveys von M. Mackensen und<br />
D. Sack erstmals vorgenommen wurde. Zum<br />
anderen diente die Begehung dem Abgleich<br />
der Erscheinung der Geländeoberfläche mit den<br />
Ergebnissen der geophysikalischen Prospektionen,<br />
die zwischen 1997 und 2001 im südlichen<br />
Umland sowie 2007 nördlich der Stadt erfolgten<br />
(DaM14).<br />
Für die Eintragung der auf den Fundplätzen aufgefundenen<br />
Fundstücke wurden bestimmte diagnostische<br />
Material-, Waren- und Dekorgruppen<br />
definiert. Die Systematik der Erfassungsbögen<br />
bildet zugleich die Grundlage einer Datenbank,<br />
in die die Ergebnisse der Begehungen zeitnah<br />
eingetragen wurden. Die Begehung der Fundplätze<br />
erfolgte in der Regel in regelmäßigen<br />
Bahnen rechtwinklig zur längsten Aussenkante<br />
des jeweiligen Fundpunktes. Alle diagnostischen<br />
Stücke wurden nach einem einheitlichem<br />
Schema auf dem erarbeiteten Begehungsbogen<br />
erfasst. Zusätzlich wurden Mauerreste und Putzkanten,<br />
besondere Funde wie z.B. Münzen oder<br />
auffällige Fundverteilungen und -konzentrationen<br />
sowie Bodenbeschaffenheiten auf einer vor<br />
Ort angefertigten Skizze eingetragen.<br />
Die ganzheitliche Erfassung des Fundmaterials<br />
bietet zudem die Möglichkeit, zu einzelnen<br />
Warengruppen chronologisch differenzierte Formentypenkataloge<br />
zu erstellen, wie sie in dieser<br />
Form noch nicht verfügbar sind (siehe Müller-<br />
Wiener 2008, 38). Eine erste Materialsammlung<br />
wurde für die Gruppe der Kochtopfwaren<br />
(Brittle Ware) zusammengestellt.<br />
In der Herbstkampagne 2008 wurde das „Quartier<br />
Ost“ (Abb. 2) mit einer Fläche von ca. 20ha<br />
(4120mx500m) und 35 zum Teil sehr großen<br />
Fundplätzen (z.B. <strong>10</strong>9/182) komplett erfasst, darüber<br />
hinaus wurden im Süden und Nordosten des<br />
Umlands an ausgewählte Fundplätzen Testbegehungen<br />
nach dem selben Schema vorgenommen.<br />
Eine erste Auswertung der Nachbegehung zeigt<br />
ein wesentlich differenzierteres Bild der Nutzungsphasen<br />
der Besiedlung des Umlands von<br />
Resafa, als bislang angenommen wurde.<br />
Ein weiteres Ergebnis der Begehungen im<br />
„Quartier Ost“ betrifft weiterführende Erkenntnisse<br />
zu möglichen Funktionen einzelner Bereiche.<br />
So bietet sich z.B. durch das massierte Auftreten<br />
von Schlacke/geschmolzenen Ziegeln im<br />
Zusammenhang mit Fehlbränden (FP 181/174)<br />
eine Deutung der Fundplätze als Produktionsstätten<br />
im Osten des Stadtgebietes an.<br />
Nach den sehr guten Ergebnisse der Herbstkampagne<br />
2008 erscheint es für die Erstellung der<br />
Archäologischen Karte (T1) und zur Ergänzung<br />
des von der Fritz Thyssen Stiftung finanzierten<br />
Teilprojekts Archäologie und Prospektionen (T2)<br />
sehr lohnenswert, die Nachbegehung in den<br />
Gebieten der Testbegehungen sowie im Bereich<br />
nördlich der Stadt fortzusetzen.<br />
140<br />
142<br />
164<br />
<strong>10</strong>6<br />
172<br />
Vorkommen<br />
Zeitstellung<br />
Martin Gussone, Martina Müller-Wiener<br />
TECHNISCHE UNIVERSITÄT BERLIN, FAKULTÄT VI, INSTI<strong>TU</strong>T FÜR ARCHITEK<strong>TU</strong>R<br />
UNIV.-PROF. DR.-ING. DOROTHÉE SACK, FACHGEBIET HISTORISCHE BAUFORSCHUNG, MASTERS<strong>TU</strong>DIUM DENKMALPFLEGE,<br />
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UNIVERSITÄT BONN, INSTI<strong>TU</strong>T FÜR ORIENT- UND ASIENWISSENSCHAFTEN, ABTL. FÜR ASIATISCHE UND ISLAMISCHE KUNSTGESCHICHTE<br />
169<br />
168<br />
165<br />
<strong>10</strong>7<br />
171<br />
187<br />
167<br />
166<br />
überwiegendes<br />
Vorkommen<br />
170<br />
<strong>10</strong>8<br />
182<br />
111<br />
183<br />
Resafa, FP <strong>10</strong>9, Fragment eines Vorratsgefäß mit reliefiertem Rand, 2008.<br />
LITERA<strong>TU</strong>R<br />
DaM 14 Dorothée Sack, Helmut Becker, Manfred Stephani<br />
und Faris Chouker, Resafa-Umland, Archäologische Geländebegehungen,<br />
geophysikalische Untersuchungen und Digitale Geländemodelle<br />
zur Prospektion in Resafa – Rusafat Hisham. Bericht über die<br />
Kampagnen 1997 – 2001, in: Damaszener Mitteilungen 14, 2004,<br />
207-232, Tafel 32-38.<br />
Müller-Wiener 2008 Martina Müller-Wiener, Resafa (Nordsyrien),<br />
Archäologische Sondagen und Prospektionen. Bearbeitung<br />
der Keramik und der Kleinfunde – Erste Ergebnisse, in: MSD Jahrbuch<br />
2006-08, herausgegeben von Dorothée Sack zusammen mit Martin<br />
Gussone, Dietmar Kurapkat und Daniela Spiegel, <strong>Berlin</strong> 2008, 38.<br />
Resafa I Michael Mackensen, Eine befestigte spätantike<br />
Anlage vor den Stadtmauern von Resafa. Ausgrabungen und Spätantike<br />
Kleinfunde eines Surveys im Umland von Resafa-Sergiupolis.<br />
Deutsches Archäologisches Institut. Resafa I, Mainz 1984.<br />
Sack 1998 Dorothée Sack, Islamische Residenzen in Nordmesopotamien<br />
in umaiyadischer und abbasidischer Zeit (Zusammenfassung),<br />
in: Bericht über die 39. Tagung für Ausgrabungswissenschaften<br />
und Bauforschung, 15. - 19.Mai 1996 in<br />
Leiden/Niederlande [1998], 70-74.<br />
deutliches<br />
Vorkommen<br />
JAHRBUCH MSD 2007-09 29<br />
184<br />
1<strong>10</strong><br />
<strong>10</strong>9<br />
173 180<br />
185<br />
176<br />
190<br />
geringes<br />
Vorkommen<br />
177<br />
188 A<br />
178<br />
181<br />
188 B<br />
185<br />
186<br />
187<br />
185 B<br />
spätantik umaiyadisch abbasidisch nomadisch aiyubidisch<br />
123<br />
189<br />
174<br />
Fundplatz (FP) Nr.<br />
Abb. 2. Resafa/Rusafat Hisham, Quartier Ost, Fundverteilung und daraus abgeleitete Datierung, o.M., 2008.<br />
Grundsätzlich sind zwei Hauptnutzungsphasen zu erkennen. Als dominierend zeichnet sich im „Quartier Ost“ die umaiyadische Besiedlung<br />
ab, eine sekundäre aiyubidische Nachnutzung ist durch das Fundspektrum an den meisten Fundplätzen eindeutig nachweisbar. Im Norden<br />
und Westen des Quartiers ist eindeutig, wenn auch geringfügig, übergangszeitliches (spätantik-umaiyadisch) Fundmaterial anzutreffen. Im<br />
Osten des Quartiers finden sich punktuell Plätze mit geringfügigem Anteil an abbasidischem Fundvorkommen, im Westen des Quartiers<br />
sind hingegen auch Fundplätze mit geringfügigem Anteil an Funden der Nomadenvorherschaft (<strong>10</strong>./11. Jh.) zu finden.
LAUFENDE PROJEKTE<br />
RESAFA - RUSAFAT HISHAM, SYRIEN. ARCHÄOLOGIE UND PROSPEKTIONEN<br />
Auswertung der Prospektionsdaten im Hinblick auf die Erschließung und Gebäudeorientierung<br />
Das von der Fritz Thyssen Stiftung finanzierte Teilprojekt<br />
2 widmet sich der Untersuchung der Residenz<br />
des umaiyadischen Kalifen Hisham b. Abd al-Malik<br />
(reg. <strong>10</strong>5/724-125/743) im südlichen Umland der<br />
spätantiken Pilgerstadt Resafa-Sergiupolis, die seit<br />
frühislamischer Zeit Rusafat Hisham genannt wurde.<br />
Nach ersten Untersuchungen in den 1950er<br />
Jahren wird das etwa 3 km² große Areal seit 1977<br />
mit Hilfe von verschiedenen Prospektionsmethoden<br />
systematisch untersucht. 1 Erste Aussagen zur<br />
Ausdehnung der baulichen Strukturen und ihrer<br />
zeitlichen Einordnung konnten getroffen werden. 2<br />
Detailaufnahmen der wesentlichen Fundplätze (FP)<br />
und Überlegungen zur städtebaulichen Anlage<br />
führten zur Ausweisung von sechs Palastkomplexen<br />
mit zugehörigen Nebengebäuden. 3 Mit Hilfe der<br />
seither durchgeführten Prospektionen 4 und insbesondere<br />
durch die Überlagerung der verschiedenen<br />
Prospektionsdaten lassen sich die Beobachtungen<br />
zur Anlage der Siedlung nun deutlich verdichten. So<br />
können nicht mehr nur Aussagen zur städtebaulichen<br />
Situation, sondern auch genauere Angaben<br />
zur Größe und teilweise zum inneren Aufbau einzelner<br />
Gebäude gemacht werden.<br />
Aus diesen Erkenntnissen lässt sich ableiten, dass<br />
neben den zwei dominierenden Palästen FP <strong>10</strong>6/FP<br />
220 5 und den sehr kleinen, als Pavillons anzusprechenden<br />
Strukturen (z.B. FP 151, 201) vor allem<br />
eine Vielfalt von Bauten mittlerer Größe auf rechteckigem<br />
Grundriss mit – wenn auch bescheidenerem<br />
– doch eindeutig repräsentativem Anspruch<br />
vorkommen, 6 die sich unregelmäßig über das Siedlungsgebiet<br />
verteilen. Die komplexeren Grundrisse<br />
der am Ostrand der Residenz liegenden größeren<br />
Anlagen (FP <strong>10</strong>9/182) sind hingegen wohl durch<br />
spätere Verdichtung und Erweiterungen bedingt. 7<br />
Die Analyse der Gebäudestrukturen erlaubt auch<br />
Rückschlüsse auf die Infrastruktur der Siedlung. Ein<br />
Anmerkungen<br />
1 archäologischer Survey mit geodätischer Unterstützung wobei 3<strong>10</strong><br />
Fundplätze (FP) festgelegt wurden: 1977 (M. Mackensen/H. Tremel),<br />
archäologische Geländebegehungen: 1983-1986 (D. Sack),<br />
geophysikalische Prospektionen 1997-2001(H. Becker, Auswertung<br />
D. Sack, seit 2000 mit M. Gussone), Entzerrung von Luftbildern:<br />
Überfliegung 1999, Auswertung seit 2001 (M. Stephani, seit 2001<br />
mit M. Gussone), Digitale Gelände Modelle: seit 1999 (M. Stephani,<br />
seit 2001 mit M. Gussone) detaillierte Aufnahme von Ober-<br />
Hauptwadi<br />
flächenbefunden, seit 2001 (D. Sack, U. Siegel), Nachbegehung<br />
der Surveys: seit 2008 (M. Gussone, M. Müller-Wiener). Zusätzlich<br />
werden seit 2006 Sondagen an ausgewählten Fundplätzen durchgeführt<br />
(Leitung D. Sack, Chr. Konrad, A. Schuhmann, et al.).<br />
2 M. Mackensen, Resafa I, 1984.<br />
3 D. Sack, H. Becker: DiskAB 7 (1999), 270-286.<br />
‚kleines Wadi‘<br />
4 D. Sack et al.: DaM 14, 2007-232.<br />
5 vgl. K. Otto-Dorn: Ars Orientalis 2, 1957, 119-133; Chr.<br />
Konrad, MSD 2006-08 (2008), 39.<br />
6 z.B. FP 142, 164, vgl. A. Schuhmann, MSD 2006-08 (2008), 81.<br />
Resafa/Rusafat Hisham, Plan des südlichen Umlandes bis zum ‚kleinen Wadi‘ mit Ausweisung aller Fundplätze (FP) und Markierung der 7 vgl. U. Siegel, T. Horn: MSD 2006-08 (2008), 39.<br />
Gebäudezugänge (►) sowie der Hauptwegeverbindungen (Weg 1 = ältere Nord-Süd-Verbindung, Weg 2 = neuer Nord-Süd-Haupt- 8 FP 142, 164A, 164B an der Westseite; FP 165, 169, 168, 172<br />
weg, Weg 3 = Ost-West-Hauptweg). Kombination von Aufnahmen aus der Ausgrabung 1952/54, den Surveys (1977/1983-86) und sowie eine Gartenanlage zwischen FP 168 und 172 an der Ost-<br />
der Bauaufnahmen der Oberflächenbefunde sowie der Auswertung der Geophysik, M. Gussone/U. Siegel 2008.<br />
seite der Trasse.<br />
Martin Gussone, Dorothée Sack, Ulrike Siegel<br />
TECHNISCHE UNIVERSITÄT BERLIN, FAKULTÄT VI, INSTI<strong>TU</strong>T FÜR ARCHITEK<strong>TU</strong>R<br />
UNIV.-PROF. DR.-ING. DOROTHÉE SACK, FACHGEBIET HISTORISCHE BAUFORSCHUNG, MASTERS<strong>TU</strong>DIUM DENKMALPFLEGE,<br />
STRASSE DES 17. JUNI 152, SEKR. A 58, <strong>10</strong>623 BERLIN, TEL. 030-314-796 11, MAIL: msd@tu-berlin.de<br />
30<br />
Resafa<br />
Große Moschee<br />
1<br />
Ziel der Auswertung der Prospektionsdaten ist daher<br />
eine Klärung der Erschließung und Ausrichtung<br />
der Gebäude. Für den Bereich zwischen der Stadt<br />
und dem sog. kleinen Wadi wurden alle Hinweise<br />
auf Eingangssituationen in einem Plan zusammengetragen<br />
und davon ableitbare Wegebeziehungen<br />
markiert (Abb. 1).<br />
Es ist deutlich zu erkennen, dass die Bauten der<br />
Residenz von Resafa/Rusafat Hisham von unterschiedlichen<br />
Seiten erschlossen werden. Bei mehreren<br />
Bauten liegen die Eingänge auf der Ost- oder<br />
Westseite, an wenigeren Gebäuden aber auch an<br />
der Nord- oder Südseite. Teilweise verfügen sie<br />
über einen Haupt- und einen Nebeneingang. Bei<br />
den komplexeren Anlagen scheinen hingegen<br />
mehrere gleichwertige Eingänge exisitiert zu haben.<br />
Es zeigt sich bereits an diesem Detail, dass<br />
den Residenzbauten von Resafa keine einheitlichen<br />
Grundrisskonzeptionen zugrunde lagen. Vielmehr<br />
scheinen im Einzelfall individuelle Anforderungen<br />
der Bauherren und lokale Begebenheiten – wie<br />
beispielsweise die topografische Situation, Nachbarbebauungen<br />
oder existierende Wegebeziehungen<br />
– entwurfsbestimmend gewesen zu sein.<br />
Die Wegebeziehungen und die Gebäude weisen<br />
eine Hierarchisierung auf. Die Gebäude sind hinsichtlich<br />
Größe und Binnenstruktur diffenziert. Neben<br />
den Hauptwegen sind untergeordnete Wege<br />
zu erkennen. Aufgrund der Unregelmäßigkeit<br />
einiger Gebäudeanlagen und Erschließungssituationen<br />
scheinen zudem in großen Bereichen der<br />
Residenz zwischen den einzelnen Bauten keine klar<br />
umrissenen Wege, sondern vielmehr ein offener<br />
Raum existiert zu haben.<br />
Der ursprüngliche Hauptweg (1) von Resafa-Sergiupolis<br />
nach Süden führte wohl vom südlichen Stadttor<br />
nach Südosten, was auch die Ausrichtung des<br />
FP 148 nahelegt, um bei der natürlichen Erhebung<br />
2<br />
‚Palast des<br />
Hisham‘<br />
Steinbruch<br />
3<br />
JAHRBUCH MSD 2007-09<br />
am FP 202 das ‚kleine Wadi’ an seinem Ostrand<br />
zu durchqueren. Spätestens mit der Errichtung der<br />
Kalifenresidenz wird ein neuer Nord-Süd-ausgerichteter<br />
Hauptweg (2) geschaffen. Diesem kommt nun<br />
– auch durch die daran liegenden Bauten – eine<br />
deutlich höhere Bedeutung zu. Aufgrund der Topographie<br />
und der Lage des zeitweise Wasser führenden<br />
Wadis auf der Westseite der Stadt sowie der dort<br />
gelegenen Wasserstauanlagen, ist weiter zu vermuten,<br />
dass sofern die befestigte Stadt nicht betreten<br />
sondern umgangen wurde dies an der Ostseite der<br />
Stadt geschah. Ein weiterer Hauptweg (3) ist in Ost-<br />
West-Richtung angelegt und kreuzt den Hauptweg<br />
(2) <strong>10</strong>0 m südlich der Nordostecke der Stadtmauer.<br />
Hinweise auf den Verlauf der neuen Nord-Süd-<br />
Verbindung (Weg 2) geben mehrere linear entlang<br />
dieses Weges angeordnete Gebäude. 8 Die Gebäude<br />
FP 142, 164A, 164B werden von diesem Weg<br />
erschlossen und verfügen zudem über repräsentativ<br />
gestaltete Eingänge. Auch die Lage des repräsentativen,<br />
Hisham zugeschrieben Palastes FP <strong>10</strong>6 spricht<br />
für die Bedeutung von Weg 2. Dieser Bau befindet<br />
sich überdies in der Nähe der Kreuzung von Weg<br />
2 und Weg 3, und ist somit über das südliche und<br />
östliche Stadttor auch sehr gut an die Stadt und die<br />
Große Moschee angeschlossen. Der ‚Palast des<br />
Hisham‘ verfügt aber nicht nur durch die Nähe zu<br />
Resafa intra muros, sondern auch in Bezug auf das<br />
südliche Umland über eine günstige Lage. Durch<br />
seine exklusive Position an der höchsten Stelle des<br />
stadtnahen südlichen Umlandes und die Nähe zu<br />
den Hauptwegen nach Süden und Osten nimmt er<br />
eine zentrale Stellung innerhalb der Residenzbebauung<br />
ein. Auffälligerweise liegt der Hauptzugang des<br />
FP <strong>10</strong>6 aber nicht an einer den Hauptwegen zugewandten<br />
Gebäudeseite, sondern auf der Südseite,<br />
so dass man den Bau über einen vom FP 172 nach<br />
Süden begrenzten Vorplatz betrat.<br />
Es ist zu erwarten, dass sich diese Beobachtungen<br />
durch weitere Bauaufnahmen von Oberflächenbefunden<br />
im Frühjahr 2009 und durch die fortgesetzte<br />
Auswertung der Prospektionen weiter präzisieren<br />
lassen. Auch wenn es sich erst um ein Zwischenergebnis<br />
handelt, zeigt sich hier erneut, dass über die<br />
bereits hohe Aussagekraft der einzelnen Methoden<br />
hinaus, die kombinierte Auswertung der Prospektionen<br />
- insbesondere der Bauaufnahmen und der<br />
Geophysik auf geodätischer Grundlage - auch auf<br />
einer ausgedehnten Fläche mit großer Wirtschaftlichkeit<br />
zu sehr detaillieren Ergebnissen führt.
LAUFENDE PROJEKTE<br />
RESAFA - RUSAFAT HISHAM, SYRIEN. ARCHÄOLOGIE UND PROSPEKTIONEN<br />
Physische Geographie: Rekonstruktion der historischen Wasserwirtschaft und der Paläoumwelt<br />
Einleitung<br />
Im Jahr 2008 konnte das Resafa-Teilprojekt 2<br />
– Archäologie und Prospektionen im Umland<br />
von Resafa – im Rahmen des Exellenzclusters<br />
264 ‚TOPOI‘ um ein Tandemprojekt zwischen<br />
Archäologie und Geographie erweitert werden.<br />
Ziel dieser Zusammenarbeit ist es, die archäologischen<br />
und physisch-geographischen Erkenntnisse<br />
zu einem Gesamtbild der Verhältnisse zur<br />
Zeit der Besiedlung Resafas zu fügen. Von ca.<br />
70 n. Chr. bis zum Ende des 13. Jh. n. Chr. war<br />
der Ort dauerhaft bewohnt und war im Laufe der<br />
Zeit Limesposten, Pilger- und Handelsstadt und<br />
zeitweise Kalifenresidenz.<br />
In einer arabischen Quelle, die sich auf die Regierungsszeit<br />
des Kalifen Hisham b. Abd al-Malik<br />
bezieht, heißt es: „Resafa, welches eine Wüste<br />
war und eine byzantinische Stadt, […]. Man legte<br />
Zisternen für sie an und einen Weg für [den<br />
Transport] des Wassers vom anderen Ende der<br />
Wüste“. 1 Heutzutage herrschen in der Region um<br />
Resafa vergleichbare klimatische Bedingungen.<br />
Resafa liegt in der nordsyrischen Wüstensteppe<br />
mit einem Jahresniederschlag von <strong>10</strong>0-200<br />
mm. Da der Hauptteil dieser Niederschläge im<br />
Winter fallen, mussten die Bewohner der Stadt<br />
aufwendige Wasserwirtschaftssysteme schaffen,<br />
in denen das Regenwasser gesammelt, gespeichert<br />
und der Überschuss sicher abgeleitet werden<br />
konnte. 2<br />
Glaubt man dem zuvor zitierten Bericht, dass ein<br />
„Weg“ für das Wasser angelegt worden ist, so ist<br />
damit vermutlich die Kanalisierung bzw. Nutzung<br />
der Wadis, in deren Einzugsgebiet Resafa liegt,<br />
gemeint. Deren Winterabfluss wurde mit Hilfe eines<br />
Dammes (siehe Karte) aufgestaut und in Zisternen<br />
(siehe Foto) geleitet. Darüber hinaus gab<br />
es zahlreiche, durch Regenwasser gefüllte Kleinzisternen<br />
und Brunnen, aus denen allerdings nur<br />
Brauchwasser gewonnen werden konnte. Das<br />
Grundwasser in Resafa ist stark salzhaltig, so<br />
dass es zwar für die Tierhaltung und den Ackerbau<br />
verwendbar ist, aber nur eingeschränkt als<br />
Trinkwasser. 3<br />
Wasser ist nicht der einzige limitierende Faktor in<br />
dem Gebiet. Zumindest heutzutage gibt es fast<br />
ausschließlich in den Senken und Wadibetten<br />
ausreichend mächtige Lockersedimente, die einen<br />
wirtschaftlichen Feldbau zulassen. Ob Resa-<br />
Große Zisterne innerhalb der Stadtmauern Resafas, 2008.<br />
Karte der Umgebung Resafas mit den geplanten Standorten der Bohrungen (Kartengrundlage SPOT), 2008.<br />
fa sich jemals mit Lebensmitteln selbst versorgen<br />
konnte, ist daher fraglich. Ein Teil der Versorgung<br />
erfolgte wahrscheinlich, wie heute, aus dem unweit<br />
gelegenen fruchtbaren Euphrattal.<br />
Ziele und Fragestellung<br />
Das Ziel der physisch-geografischen Untersuchungen<br />
im Teilprojekt 2 (Archäologie und Prospektionen)<br />
ist die Erforschung der Umweltverhältnisse<br />
während der Besiedlungsphase Resafas:<br />
Wie wurde die Landschaft durch die Bewohner<br />
verändert und wie wurde die Lebensweise der<br />
Einwohner durch die Umweltverhältnisse beeinflusst?<br />
Dabei wird das Hauptaugenmerk auf die<br />
Rekonstruktion der Hydrologie, der Geomorphologie<br />
und der Landnutzung gelegt.<br />
Brian Beckers<br />
FREIE UNIVERSITÄT BERLIN, INSTI<strong>TU</strong>T FÜR GEOGRAPHISCHE WISSENSCHAFTEN<br />
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Methoden<br />
Um Erkenntnisse über Paleoumweltverhältnisse bzw.<br />
die Landschaftsgeschichte zu gewinnen, ist es erforderlich,<br />
die Sedimente natürlicher Archive zu untersuchen<br />
und sie in eine Chronologie einzubetten<br />
(z.B. Radiokarbondatierung). Diese Archive können<br />
z.B. aus alluvialen, äolischen und kolluvialen Sedimenten<br />
bestehen und Auskunft über die damaligen<br />
Ablagerungsverhältnisse geben. Daraus kann<br />
wiederum auf die damaligen paläohydrologischen<br />
und paläoklimatischen Verhältnisse geschlossen<br />
werden, insbesondere auf Hochwasserereignisse<br />
und Starkregenereignisse. Zusätzlich sollen Klimaänderungen<br />
und der menschliche Einfluss auf den<br />
Landschaftshaushalt in ihrer wechselseitigen Funktion<br />
als Auslöser dieser Prozesse erfasst werden.<br />
Aus diesem Grund sind Bohrungen und Probennahmen<br />
für die Frühjahrskampagne 2009 geplant.<br />
In einem ersten physisch-geographischer Survey<br />
in der Herbstkampagne 2008 wurden mögliche<br />
Standorte für die Bohrungen ausgewählt (siehe<br />
Karte). Ausreichend mächtige Archive, die potentiell<br />
den relevanten Zeitraum abdecken, finden sich nur<br />
in Senken (u.a. Dolinen) und den Alluvionen der<br />
Wadis (z.B. Schwemmfächer). Die Sedimentproben<br />
sollen in einem Labor auf ihre chemischen und<br />
physikalischen Eigenschaften hin untersucht und<br />
datiert werden. Die weiterführende Untersuchung<br />
der Wasserbaumaßnahmen und der Geologie Resafas<br />
soll mit Hilfe eines Georadars erfolgen.<br />
ANMERKUNGEN<br />
1. Kellner-Heinkele, Barbara, Rusafa in den arabischen Quellen,<br />
in: Sack, Dorothée: Die Große Moschee von Resafa - Rusafat<br />
Hisham, Resafa IV (Mainz 1996), 154.<br />
2. Brinker, Werner: Zur Wasserversorgung von Resafa-Sergiupolis.<br />
Damaszener Mitteilungen 5, 1991, 119-146.<br />
3. Wolfart, Reinhard: Geologie Syrien und Libanon, Beiträge zur<br />
regionalen Geographie der Erde 6, <strong>Berlin</strong>-Nikolasee, 1968.<br />
JAHRBUCH MSD 2007-09 31
LAUFENDE PROJEKTE<br />
RESAFA - RUSAFAT HISHAM, SYRIEN. ARCHÄOLOGIE UND PROSPEKTIONEN<br />
Historische Topographie der Kalifenresidenz<br />
Seit dem Jahr 2006 werden im südlichen Umland<br />
Resafas archäologische Sondagen durchgeführt. 1<br />
Mit Hilfe dieser Sondagen soll die bereits vor<br />
längerem begonnene Erfassung der Architektur,<br />
Chronologie und Struktur der frühislamischen<br />
Herrscherresidenz weiter verbessert werden. 2<br />
Wie wir aus Schriftquellen wissen, ließ sich<br />
der umaiyadische Kalif Hisham ibn Abd al-<br />
Malik (reg. 724-743 n. Chr.) im 2. Viertel des<br />
8. Jahrhunderts eine Residenz errichten, die sich<br />
vor allem außerhalb der Mauern der spätantiken<br />
Pilgerstadt Resafa-Sergiupolis entwickeln konnte.<br />
Von den frühen arabischen Historikern und<br />
Geographen wird Resafa daher zumeist ‚Rusafat<br />
Hisham‘ genannt. 3 Nach den Quellen bestand<br />
die Residenz im Kern aus zwei Palästen,<br />
Repräsentations-Kastellen, die im arabischen Qusur<br />
(Sing.: qasr, Dual: qasrain) genannt werden.<br />
Die Erforschung der Residenz wurde in den<br />
Jahren 1952 und 1954 von Katharina Otto-<br />
Dorn begonnen. 4 Sie identifizierte zwei der über<br />
300 archäologischen Fundplätze im Umland<br />
von Resafa mit den in den Quellen erwähnten<br />
beiden Repräsentationsbauten des Hisham.<br />
Den nördlichen Bau [FP <strong>10</strong>6] konnte sie selbst<br />
archäologisch eingehend untersuchen, während<br />
der südliche [FP 220] nur kurz sondiert wurde.<br />
Bei erneuten Sondagen im Jahr 2007 stellte sich<br />
das Gebäude [FP 220] unter den Verschüttungen<br />
als besonders gut erhalten und für die in<br />
umaiyadischer Zeit angewandten Bau- und<br />
Dekorationstechniken aufschlussreich heraus,<br />
so dass sich die Arbeiten zunächst auf diese<br />
Fundstätte konzentrierten. 5 Nach zwei intensiven<br />
Grabungskampagnen wurden 2008 die<br />
zahlreichen Funde, vor allem Stuckfragmente, die<br />
während der laufenden Grabung nur registriert<br />
und grob aufgenommen werden konnten,<br />
sortiert und eine detaillierte Funddokumentation<br />
angefertigt, welche die Grundlage für die nun<br />
folgende Einordnung der Fundmaterialien in<br />
ihren kulturhistorischen Kontext bildet. Daneben<br />
wurde damit begonnen, die Struktur der Residenz<br />
anhand der durch die Grabungen, Prospektionen<br />
und Oberflächenbegehungen gesammelten<br />
Informationen neu zu bewerten.<br />
Um die Struktur der umaiyadischen Residenz<br />
richtig zu erfassen, gilt es zunächst die von<br />
K. Otto-Dorn vorgeschlagene Identifikation der in<br />
den Quellen erwähnten beiden Repräsentations-<br />
Kastelle (qasrain) des Kalifen Hisham zu<br />
verifizieren.<br />
32<br />
Die vorliegenden, archäologisch gewonnenen<br />
Informationen zur Architektur und Bauausstattung<br />
der Gebäude [FP <strong>10</strong>6] und [FP 220] 6 belegen<br />
eindeutig, dass beide Bauten den Typus des<br />
umaiyadischen Kastells vertreten, d. h. eines etwa<br />
quadratischen Hofbaues, der im Inneren typische<br />
Fünfraumgruppen (bait, Pl.: buyut) aufweist und<br />
nach außen durch eine weitgehend fensterlose<br />
Fassade und massive runde resp. halbrunde<br />
Türme eine wehrhafte Erscheinung besitzt.<br />
Außergewöhnlich an den Vertretern dieses Typus<br />
in Rusafat Hisham ist die Untergliederung der<br />
Fassaden durch jeweils fünf Türme. Die Fassaden<br />
der anderen umaiyadischen Qusur besitzen nur<br />
drei Türme. 7<br />
Die beiden Qusur von Rusafat Hisham waren<br />
mit Stuckornamenten dekoriert. Die im Inneren<br />
verwendeten Stuckornamente wurden geschnitzt,<br />
an den Außen- und Hoffassaden hingegen mit<br />
Hilfe von Modeln gegossen. Identische Funde<br />
dieses gegossenen Stucks an beiden Bauten<br />
belegen nunmehr, dass die Gebäude tatsächlich<br />
gleichzeitig oder kurz hintereinander errichtet und<br />
von der gleichen Werkstätte ausgestattet worden<br />
sind. Da die Ornamente mit denjenigen anderer<br />
Bauten aus der Zeit Hishams vergleichbar sind,<br />
können die Gebäude [FP <strong>10</strong>6] und [FP 220]<br />
tatsächlich als zwei der Repräsentationsbauten des<br />
Kalifen Hisham angesprochen werden, die dieser<br />
wahrscheinlich um das Jahr 727 n. Chr. in seiner<br />
neuen Residenz erbauen ließ. 8<br />
Die Identifikation der Repräsentationsbauten<br />
des Hisham ermöglicht nun die Frage nach ihrer<br />
topographischen Einbindung, ihrem Bezug zur<br />
spätantiken Pilgerstadt und zur umgebenden<br />
Landschaft. Resafa liegt am Rand einer nordsüdlich<br />
verlaufenden tektonischen Bruchkante, an<br />
resp. über der sich ein Wadi gebildet hat, das die<br />
winterlichen Regenfälle ableitet. Auffällig ist, dass<br />
die zwischen 500 und 520 n. Chr. entstandenen<br />
Großbauten der spätantiken Pilgerstadt unmittelbar<br />
an der Bruchkante erbaut worden sind. Dies betrifft<br />
sowohl die Kirchen, als auch die Stadttore, von<br />
deren Lage aus geschlossen werden kann, dass<br />
auch die ehemalige römische Militärstraße, an der<br />
Resafa in der ersten Hälfe der 70er Jahre des<br />
1. Jahrhunderts n. Chr. gegründet worden war,<br />
oberhalb des Wadis verlief.<br />
Auch der südliche der beiden Repräsentationsbauten<br />
des Kalifen Hisham liegt an der Bruchkante<br />
oberhalb des Wadis. Der nördliche hingegen<br />
wurde einige hundert Meter weiter östlich vor der<br />
Resafa-Rusafat Hisham, Gebäude [FP <strong>10</strong>6] und [FP 220]. Grabungsergebnisse und Teilrekonstruktion. K. Otto-Dorn (1954) und Ch. Konrad (2007)<br />
Christoph Konrad<br />
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JAHRBUCH MSD 2007-09<br />
Resafa-Sergiopolis / Rusafat Hisham. Oben die spätanitke Pilgerstadt,<br />
aus deren Toren die ehemalige römische Militärstraße nach<br />
Norden und nach Süden führt. Umkreist: ‚Palastquartier Süd‘ um<br />
den Qasr [FP 220] und ‚Palastquartier Nord‘ mit Qasr [FP <strong>10</strong>6].<br />
Südostecke der spätantiken Stadtmauer errichtet,<br />
hinter der sich die Pilgerkirche und die von Hisham<br />
beauftragte Große Moschee der Stadt befinden.<br />
Die beiden Repräsentations-Kastelle, die<br />
zusammen mit anderen Gebäuden innerhalb der<br />
Umlandsiedlung ‚Palastquartiere‘ bilden, sind über<br />
die ehemalige römische Militärstraße miteinander<br />
verbunden. Warum das nördliche Palastquartier<br />
östlich der Militärstraße liegt und nicht in der offensichtlich<br />
bevorzugten Lage unmittelbar am Rand<br />
des Wadis errichtet worden ist, müssen zukünftige<br />
archäologische Untersuchungen klären.<br />
Die von der Fritz-Thyssen-Stiftung geförderten archäologischen<br />
Untersuchungen sollen 2009 fortgesetzt<br />
werden.<br />
1 D. Sack u.a., Resafa / Syrien, Die Residenz des Kalifen Hisham<br />
b. Abd al-Malik. Archäologische Sondagen und Bauaufnahme<br />
zur Überprüfung der geophysikalischen Prospektionen, Jahrbuch<br />
MSD 2005-07, 2007, 20; Ch. Konrad, Resafa-Rusafat Hisham,<br />
Syrien. Archäologische Untersuchungen I. Das Gebäude [FP<br />
220], ein umaiyadischer Qasr, Jahrbuch MSD 2006-08, 2008,<br />
37; A. Schuhmann, Resafa-Rusafat Hisham, Syrien. Bereich<br />
‚Mitte‘ (FP 142, 164), Jahrbuch MSD 2006-08, 2008, 81<br />
2 Zu den vorhergehenden Untersuchungen siehe: D. Sack<br />
u.a., Resafa-Umland, Archäologische Geländebegehungen,<br />
geophysikalische Untersuchungen und digitale Geländemodelle<br />
zur Prospektion in Resafa–Rusafat Hisam, Damaszener<br />
Mitteilungen 14, 2004, 207-232<br />
3 Siehe etwa: B. Kellner-Heinkele, Rusafa in den arabischen<br />
Quellen, in: D. Sack, Die Große Moschee von Resafa — Rusafat<br />
Hisam, Resafa 4 (Mainz 1996), 133-154<br />
4 K. Otto-Dorn, Grabung im umayyadischen Rusafah, Ars<br />
Orientalis 2, 1957, 119-133<br />
5 Ch. Konrad a.O. (Anm. 1)<br />
6 Diese Arbeiten können seit April 2008 im Rahmen des<br />
Exellenzclusters 264 ‚TOPOI‘ durchgeführt werden.<br />
7 Die Qusur von Rusafat Hisham sind die größten der bislang<br />
bekannten umaiyadischen Qusur, sind aber mit jeweils rund<br />
5.500 qm umbauter Fläche noch durchaus mit den anden<br />
Qusur vergleichbar, vor allem mit Qasr al-Hair al-Gharbi und<br />
Khirbat al-Minya mit 4.700 resp. 5.200 qm Grundfläche.<br />
8 Der arabische Historiker at-Tabari (gest. 923 n. Chr.) berichtet,<br />
Hisham hätte seine Residenz aus Furcht vor der Pest ins abseits<br />
gelegene Rusafa verlegt. Eine solche Pestepidemie ist für das<br />
dritte Regierungsjahr Hišams belegt.
RESAFA, SYRIEN. DIE STADTMAUER<br />
Catharine Hof<br />
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LAUFENDE PROJEKTE<br />
Bauforschung zur Klärung ihrer Entstehung und ihrer Veränderungen. Planmodifikation beim Wasserdurchlass<br />
Mit kombinierten Methoden der Bauforschung ist es<br />
dem Teilprojekt gelungen, in hinreichendem Maß<br />
Indizien zur Bauzeiteingrenzung der Stadtmauer<br />
zu finden und Schlussfolgerungen darzulegen. 1<br />
Die Erkenntnisbildung basiert auf Studien<br />
zur Gesamtstruktur der Mauer sowie auf der<br />
detaillierten Beobachtung bestimmter Ausschnitte. 2<br />
Bauwerksanalyse und Besonderheiten<br />
Eine vereinfachte Prinzipskizze der Stadtmauer<br />
verdeutlicht deren zugrundeliegendes Konzept<br />
(Abb. 1): Ein bestimmtes Areal sollte durch<br />
Rundtürme an den Ecken gefasst werden und<br />
pro Seite war genau nur ein repräsentatives<br />
Stadttor vorgesehen. Die Lücken zwischen den<br />
Ecktürmen und Toren wurden durch eine Abfolge<br />
von kleinen und großen Türmen geschlossen.<br />
Allein im Südwesten wurde das Abfolgeprinzip<br />
gezwungenermaßen durchbrochen: Die Türme<br />
39 und 40 sind beide groß, da sie ein Nebentor<br />
flankieren. Diese kleine Regelwidrigkeit wurde<br />
also bereits in der Baukonzeption hingenommen.<br />
Eine andere Abweichung vom Grundkonzept<br />
bleibt jedoch zunächst rätselhaft, nämlich warum<br />
Turm 33 ein großer und nicht ein kleiner Turm ist.<br />
Handelt es sich um einen Umbau?<br />
Vermessung und Baubefunde<br />
Turm 33 ist aufgrund seines Einbindens in die<br />
Kurtine bauzeitlich mit der Stadtmauer. Klar ist<br />
jedoch auch, dass seine Form offenbar noch<br />
nicht Bestandteil des Planungskonzepts war, was<br />
sich an maßlichen Zwängen und Ungereimtheiten<br />
am Übergang zwischen dem Turm und den<br />
Wehrgangsgaleriebögen zeigt. Offenbar sollte<br />
hier ursprünglich ein kleiner Turm stehen (Abb. 2).<br />
Weshalb dieser abgeändert wurde, liegt auf der<br />
Hand: Zwischen Turm 33 und Turm 34 verläuft<br />
der Wasserkanal in die Stadt. Sein verbesserter<br />
Schutz war offenbar plötzlich wichtiger als das<br />
Gestaltungsprinzip der Turmabfolge. Auch der<br />
Wasserkanal selbst ist bauzeitlich, was mehrere<br />
Autoren, die sich mit ihm befasst haben, betonen.<br />
Allerdings zeigen auch die Mauerdurchlässe<br />
bauliche Veränderungen. Die drei ursprünglichen<br />
Kanäle mit einem Querschnitt von jeweils ca. 90<br />
x 70 cm wurden nachträglich auf der Außenseite<br />
unterteilt, so dass hier nur noch sechs schlitzartige<br />
Öffnungen übrig blieben (Abb. 3).<br />
Warum wurden diese Änderungen kurz nach<br />
Baubeginn der Stadtmauer vorgenommen?<br />
Anmerkungen<br />
1 In dieser Kurzdarstellung wird auf ausführliche Nachweise<br />
verzichtet. Der interessierte Leser sei verwiesen auf: Catharine<br />
Hof, Neue Forschungen zur Stadtmauer von Resafa, in:<br />
45. Tagung für Ausgrabungswissenschaft und Bauforschung,<br />
Koldewey-Gesellschaft 45 (Bonn in Vorber.).<br />
2 Ibrahim Salman, Resafa, Syrien. Die Stadtmauer.<br />
Bauforscherische Untersuchungen zu den Türmen 33, 47<br />
und 49. Masterstudienarbeit, <strong>TU</strong> <strong>Berlin</strong>, FG Historische<br />
Bauforschung, Dorothée Sack (<strong>Berlin</strong> 2008).<br />
Schlussfolgerungen<br />
Das ursprüngliche Konzept der Stadtmauer von<br />
Resafa zeugt im Bereich des Wasserdurchlasses<br />
von einer beachtlichen Arglosigkeit der Erbauer.<br />
Amida war zum Baubeginn sicher noch nicht<br />
eingenommen. Nach dessen Fall wurde in<br />
Resafa die Querschnitte der Anfangs üppig<br />
bemessenen Wasserdurchflüsse vermindert und<br />
Abb. 1 Schemaplan des Grundkonzeptes der Stadtmauer von Resafa,<br />
2008. An Position 33 hätte ein kleiner Turm Platz finden sollen.<br />
Abb. 2 Ausschnitt des neuen Vermessungsplans, 2008. Links: Turm<br />
33 als kleiner Turm wie ursprünglich geplant. Rechts: Turm 33 wie<br />
ausgeführt als großer Turm in ungewöhnlich langgestreckter Form.<br />
Abb. 3 Wasserdurchlass zwischen Turm 33 u. 34, 2008.<br />
Oben: Erste Bauausführung mit drei Öffnungen, je ca. 90 x 70 cm<br />
und damit als Schlupfloch für eine Person geeignet.<br />
Unten: Unterteilung durch Zwischenpfeiler auf sechs Durchlässe mit<br />
jeweils nur ca. 30 cm Breite.<br />
Abb. 4 Römisch-Persischer Krieg 502–506, Route der Perser, 2008.<br />
ein zweiter Turm so hergerichtet, dass er bemannt<br />
sein konnte. Deshalb kann der Schluss gezogen<br />
werden, dass der Baubeginn der Stadtmauer vor<br />
dem Krieg, also vor 502, und nicht erst nach 506<br />
anzusetzen ist. Gegen einen Baubeginn nach 506<br />
spricht zudem, dass andere Projekte nach dem<br />
Krieg schlicht sehr viel wichtiger waren als die<br />
Stadtmauer von Resafa. So etwa die Neubauten<br />
Stand der Kenntnisse<br />
Inschriftlich belegt ist Baubeginn der Basilika B<br />
innerhalb der Stadt im Jahr 518. Von denselben<br />
Werkstattverbänden geschaffen, soviel gilt als<br />
nahezu sicher, wurden der Zentralbau und<br />
das Nordtor unserer Stadtmauer. Logische<br />
Erwägungen setzen dabei die Stadtmauer an den<br />
Beginn des Baugeschehens zum Ausbau der Stadt.<br />
Der Römisch-Persische Krieg von 502–506 wird<br />
bislang als auslösendes Moment gedeutet und<br />
damit das Jahr 506 als anscheinend schlüssiger<br />
terminus post quem betrachtet. Auch wenn die<br />
Quellen kaum etwas von Resafa selbst berichten,<br />
sagen sie evtl. mittelbar etwas über sie aus?<br />
Quellenberichte<br />
Der persische Herrscher Kawad I. (488–<br />
531), griff laut des Chronisten Josua Stylites<br />
zusammen mit den verbündeten arabischen<br />
Stämmen der Lakh miden unter der Führung<br />
von Nu‘man II. (499–503) römisches Gebiet<br />
an (Abb. 4). Ohne Gegenwehr ergaben sich<br />
die Städte Theodosiopolis und Martyropolis,<br />
so dass die Perser zügig auf Amida (Dyarbakir)<br />
weitermarschieren konnten. Die Bewohner dort<br />
leisteten als erste erbitterte Gegenwehr, wie der<br />
antike Historiker Zacharias Rhetor berichtet.<br />
Diverse Angriffe auf die Stadtmauer Amidas<br />
konnten vereitelt werden: Rammen, zwei Wälle<br />
sowie ein Tunnel blieben erfolglos. Erst nach drei<br />
für die Belagerer zermürbenden Wintermonaten<br />
brachte eine Beobachtung der Perser die Wende:<br />
ein heimlicher Grenzgänger aus der Stadt<br />
benutzte die Wasserkanäle durch der Mauer, um<br />
raus und wieder rein zu schlüpfen. Zwar wurde<br />
diese Stelle von einem Wachturm gesichert, aber<br />
die wachhabenden Mönche sollen in der Nacht<br />
des Angriffs betrunken eingeschlafen sein. Und so<br />
drangen nun hier persische Soldaten in die Stadt<br />
ein. Ein Massaker wurde an der Bevölkerung<br />
angerichtet und die Stadt völlig geplündert.<br />
Teile der Invasoren setzten ihren Zug dann nach<br />
Westen Richtung Edessa und Batnae fort. Und<br />
Kawad sorgte dafür, dass sich die Nachricht vom<br />
Untergang Amidas wie ein Lauffeuer bei den<br />
Römern verbreitete. Die Einwohner von Edessa<br />
reagierten rasch. Hier wurden beim Herannahen<br />
von Nu‘mans marodierender Männer in aller Eile<br />
die Mauern ausgebessert, die Stadttore blockiert,<br />
Gräben gezogen und die Wasserschleußen<br />
vergittert. Dank dieser Maßnahmen hielt die Stadt<br />
den Angriffen stand. Die wasserbautechnischen<br />
Vorkehrungen machten Schule: Auch für die<br />
505–507 neu errichteten Grenzfeste Dara-<br />
Anastasiopolis sind besondere Sicherungen<br />
des Wasserdurchflusses durch die Stadtmauer<br />
dokumentiert. Auch in Resafa musste reagiert<br />
worden sein.<br />
von Dara und Zenobia oder die Reparaturen in<br />
Amida, Edessa und Batnae. An diesen Orten<br />
wurden die im Ostreich verfügbaren Bauleute,<br />
insbesondere Steinmetze gebraucht. Ein so<br />
ambitioniertes Projekt, wie es das Bauprogramm<br />
von Resafa insgesamt war, konnte nur in einer<br />
ruhigen Zeit und damit vor dem Krieg ersonnen<br />
und mehr noch angegangen worden sein.<br />
JAHRBUCH MSD 2007-09 33
LAUFENDE PROJEKTE<br />
RESAFA, SYRIEN. GEODÄTISCHE GRUNDLAGEN<br />
Geländeaufnahme zur Erstellung eines Digitalen Geländemodells (DGM) des Walls vor der Stadtmauer<br />
Wie bereits im Vorjahr1 fand das Resafa-Projekt<br />
auch im Herbst 2008 in Zusammenarbeit mit<br />
dem Institut für Geomatik (IfG) der Hochschule<br />
Karlsruhe Technik und Wirtschaft statt.<br />
Unter der Leitung von Prof. Dr. Ing. Günter<br />
Hell sorgten die Studenten des Studiengangs<br />
Vermessung und Geomatik, Christian Abendschein<br />
und Johannes Uhl, für die „geodätische<br />
Grundversorgung“ der einzelnen Teilprojekte.<br />
Für die geodätische Datenerfassung wurden die<br />
Tachymeter Leica TCR 703 und TCRM 1<strong>10</strong>3 sowie<br />
das Leica GPS 500 Empfängersystem verwendet,<br />
die Auswertung erfolgte mittels Softwarepaket<br />
Bentley MicroStation V8 bzw. der Applikation Terra<br />
Modeler (Terrasolid Ltd. Finnland) sowie AutoCAD<br />
2005 (Autodesk).<br />
Der Schwerpunkt der geodätischen Arbeiten<br />
im Herbst 2008 war das Teilprojekt 3 (T3),<br />
welches sich mit der Bauforschung zur Klärung<br />
der Entstehung der Stadtmauer und deren<br />
Veränderungen befasst. 2 Zur Stadtmauer gehört<br />
neben der Mauer selbst auch der vorgelagerte<br />
Wall. Die messtechnische Erfassung erfolgte<br />
zwischen Wall und der die Stadt umgebenden<br />
Straße mit differentiellem Realtime GPS; aufgrund<br />
Abb. 2. Oben: 3D-Ansicht des DGMs im Bereich der Nord-Ost-Ecke<br />
des Walls; dargestellt als Dreiecksvermaschung, 2008.<br />
Abb. 3. Mitte: Überlagerung der Dreiecksvermaschung mit farblich<br />
dargestellten Höhenverhältnissen und Schattierung, 2008.<br />
Abb. 4. Unten: Kombination der farblichen Höhendarstellung mit den<br />
aufgenommenen Geländepunkten, 2008.<br />
34<br />
Abb. 1. Resafa, Höhenlinienplan, erstellt durch Kombination der aus dem DGM generierten Höhenlinien mit den vektorisierten Höhenlinien innerhalb<br />
der Stadt, im Original M 1:2000, 2008.<br />
von möglichen Abschattungen der Satellitensignale<br />
im Bereich der Stadtmauer wurde das<br />
übrige Gebiet zwischen Mauer und Wallkrone<br />
mittels elektronischer Tachymetrie erfasst. Die<br />
Messungen geschahen in Zusammenarbeit mit<br />
Catharine Hof (Leitung T3).<br />
Neben der Dokumentation des eigentlichen<br />
Walls wurde zudem Wert auf die detaillierte Erfassung<br />
der Höhenverhältnisse zwischen Wall<br />
und Straße gelegt, da auch wassertechnische<br />
Fragenstellungen im Bereich der Süd- und<br />
Westmauer Ziel von baugeschichtlichen (T3) und<br />
hydrologischen (T2) Untersuchungen waren.<br />
Die Punktdichte und -verteilung der rund 6600<br />
gemessenen Punkte wurde so gewählt, dass sich<br />
daraus Höhenlinien in der Äquidistanz von 0,5m<br />
ableiten lassen.<br />
Die aus den Messungen erzeugten Höhenlinien<br />
wurden mit einem vektorisierten Höhenlinienplan<br />
der 1976 angefertigten Geländeaufnahme<br />
3 des Stadtinneren verknüpft, was eine<br />
Gesamtkartierung der topographischen Verhältnisse<br />
sowohl innerhalb als auch außerhalb der<br />
Stadtmauer ermöglicht (Abb. 1-5).<br />
Ein Beitrag zum Teilprojekt 1 „Archäologische<br />
Karte“ (T1) war die Verdichtung des vorhandenen<br />
Lage- und Höhenfestpunktfeldes im Bereich des<br />
Zentralbaus und des Nordtores (Erkundung,<br />
Vermarkung, Messung, Berechnung und<br />
Dokumentation) zur Erfassung des Bestandes<br />
bzw. Kontrolle vorhandener Pläne. 4<br />
Zur Einpassung bzw. zur geometrischen<br />
Kontrolle der vorhandenen Grundrisspläne<br />
wurden sowohl im Bereich der Großen Moschee<br />
als auch des Zentralbaus Kontrollpunkte<br />
aufgenommen, welche die Grundlage für eine<br />
anschließende digitale Entzerrung der Pläne<br />
waren. Hierbei erfolgte eine Zusammenarbeit mit<br />
Dietmar Kurapkat (Große Moschee) sowie Axel<br />
Schumann und Ibrahim Salman (Zentralbau). 5<br />
Christian Abendschein, Johannes Uhl, Günter Hell<br />
HOCHSCHULE KARLSRUHE - TECHNIK UND WIRTSCHAFT - INSTI<strong>TU</strong>T FÜR GEOMATIK (IfG), PROF. DR.-ING. GÜNTER HELL<br />
TECHNISCHE UNIVERSITÄT BERLIN, FAKULTÄT VI, INSTI<strong>TU</strong>T FÜR ARCHITEK<strong>TU</strong>R, UNIV.-PROF. DR.-ING. DOROTHÉE SACK,<br />
FG HISTORISCHE BAUFORSCHUNG, MASTERS<strong>TU</strong>DIUM DENKMALPFLEGE, STRASSE DES 17. JUNI 152, SEKR. A 58,<br />
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JAHRBUCH MSD 2007-09<br />
Im Zuge des Teilprojekts 2 „Archäologie und Prospektionen<br />
im Umland von Resafa“ (T2) erfolgten<br />
mittels differentiellem GPS Profilmessungen zur<br />
Geländeaufnahme zweier südlich von Resafa<br />
gelegener Wadis, die der Erstellung eines DGMs für<br />
hydrologischer Untersuchungen von Brian Beckers<br />
dienen (Physische Geographie). 6 Diese Aufnahmen<br />
sowie tachymetrische Profilmessungen im Bereich des<br />
Fundpunktes 220, bearbeitet von Christoph Konrad<br />
(Archäologie), sollen – zusammen mit den im Frühjahr<br />
2007 durchgeführten Aufnahmen zur Erstellung des<br />
„Lageplans der modernen Strukturen“ (Jürgen Giese,<br />
Daniela Spiegel) – auch für Höhendarstellungen<br />
und eine Kontrolle der topografischen Karte des<br />
Umlandes 7 verwendet werden.<br />
Mit Hilfe des „Lageplans der modernen Strukturen“<br />
wurde zusätzlich die Georeferenzierung eines<br />
Satellitenbildplans durchgeführt. Es konnte eine<br />
Einpassgenauigkeit für den Planbereich von σ=<br />
+/– 1.2 m (maximale Abweichung 4.3m) bei 21<br />
verwendeten Passpunkten erreicht werden.<br />
1 K. Eberle, B. Sattes, Geodätische Grundversorgung, in: MSD<br />
2006-08, 35.<br />
2 vgl. C. Hof zur Stadtmauer in diesem Heft<br />
3 Geländeaufnahmen im Stadtinneren durch H. Tremel, vgl. T. Ulbert,<br />
Resafa II, 1986, Abb.1.<br />
4 Nordtor: Walter Karnapp, Die Stadtmauer von Resafa, <strong>Berlin</strong> 1976, Abb.<br />
166; Zentralbau: Bauaufnahme W. Wirth 1962, Archiv DAI <strong>Berlin</strong>.<br />
5 Die geometrische Genauigkeit (σ) der Bauaufnahme des<br />
Zentralbaus ist im Hinblick auf den Zeichenmaßstab (M 1: <strong>10</strong>0) als<br />
gut anzusehen (σ= ± 3 cm).<br />
6 vgl. B. Beckers zur Physischen Geographie in diesem Heft.<br />
7 H. Tremel, 1977, vgl. M. Mackensen, Resafa I, 1984, IX.<br />
Abb. 5. C. Abendschein und J. Uhl, tachymetrische Aufnahme des Walls.
LAUFENDE PROJEKTE<br />
RESAFA, SYRIEN. KONSOLIDIERUNGS- UND RESTAURIERUNGSMASSNAHMEN<br />
Basilika A, temporäre Stützkonstruktionen zur Sicherung besonders gefährdeter Bereiche<br />
Die Bausubstanz der im ausgehenden fünften<br />
Jahrhundert errichteten Basilika A ist seit ihrer<br />
Errichtung durch überregionale und lokale<br />
geologische Faktoren gefährdet. Erdbeben und<br />
der durch unterirdische Dolinen geschwächte<br />
Baugrund haben seit Erbauung der Kirche bis<br />
zur Aufgabe der Stadt im13. Jahrhundert bereits<br />
zu umfangreichen Schäden und Sicherungsarbeiten<br />
geführt. Die im Rahmen der Herbstkampagne<br />
2008 durchgeführten Konsolidierungsmaßnahmen<br />
sind eine Fortsetzung verschiedener<br />
Arbeiten der Syrischen Antikendirektion sowie des<br />
Deutschen Archäologischen Institutes, die bis in<br />
die 1960er Jahre zurückreichen. Hauptursache für<br />
die momentane Gefährdung der Bausubstanz sind<br />
neben dem schleichenden Zerfall des Baustoffes<br />
vor allem Senkungen des Baugrundes im östlichen<br />
Bereich der Kirche. Für die aktuellen Maßnahmen<br />
wurden zunächst drei besonders gefährdete<br />
Bereiche ausgewählt (Gutachten Klaus Dierks).<br />
Es handelt sich um jeweils einen Abschnitt des<br />
südlichen und nördlichen Seitenschiffes, der sich<br />
von dem Stützmassiv (Contrefort) löst, und um<br />
die Südarkade des Hauptschiffes direkt neben der<br />
Apsis.<br />
Um eine umgehende Sicherung dieser Wandzonen<br />
zu gewährleisten, die neben der Bewahrung<br />
der Bausubstanz auch die Verkehrssicherheit des<br />
Gebäudes zum Ziel hatte, sind vor Beginn der<br />
Kampagne in <strong>Berlin</strong> hölzerne Bockgerüste für<br />
die entsprechenden Gefahrenbereiche konzipiert<br />
worden (Ingo Eilers/Isabelle Frase). Eine erste<br />
Begehung vor Ort ergab, dass die Pläne der<br />
Bockgerüste teilweise überarbeitet werden mussten,<br />
da sowohl im nördlichen als auch im südlichen<br />
Seitenschiff eine große Anzahl von Mauerquadern<br />
lagert. Die Beräumung der aus Gipsstein bestehenden<br />
Blöcke mit den in Resafa zur Verfügung stehenden<br />
Mitteln hätte eine größere Gefahr für<br />
deren Substanz bedeutet, als diese an ihrem Ort zu<br />
belassen und als Substruktion sowie als Widerlager<br />
für die temporären Stützkonstruktionen zu nutzen.<br />
Durch die Modifikationen im nördlichen sowie<br />
südlichen Seitenschiff, wurden die Konstruktionen<br />
kürzer und es konnte teures Holz eingespart<br />
werden (Beratung Frithjof Berger).<br />
Als problematisch erwies sich bereits vor Beginn<br />
der Kampagne die Beschaffung geeigneter<br />
Bauhölzer. Die in der ersten Planung favorisierte<br />
Verwendung von gesägten Balken konnte nicht<br />
realisiert werden, da weder Hölzer entsprechender<br />
Länge noch entsprechenden Querschnittes in<br />
Basilika A, Lage der Gefahrenbereiche, an denen im Herbst 2008<br />
temporäre Konsolidierungsmaßnahmen durchgeführt wurden.<br />
Temporäre Stützkonstruktion an der Südarkade des Hauptschiffes<br />
neben der Apsis, Ausführungsplanung, Sept. 2008 (I. Frase).<br />
der näheren Umgebung von Resafa zu beschaffen<br />
waren. Es war daher von Nöten, die bis zu acht<br />
Meter langen Balken vor Ort aus drei Lagen<br />
Bohlen von bis zu sechs Metern Länge herzustellen.<br />
Die Binder wurden im Hof des Grabungshauses<br />
vorgefertigt (genagelt und geschraubt), das genaue<br />
Zusägen der gefertigten Balken erfolgte jedoch erst<br />
unmittelbar vor dem Aufrichten des Bockgerüstes<br />
in der Basilika.<br />
Die für die Bauarbeiten benötigten Werkzeuge<br />
wurden zum größten Teil aus Deutschland mitgebracht.<br />
In Syrien wurden vor allem das Holz und<br />
die Nägel gekauft. Das Schwinden der Hölzer<br />
führte zu einer geringfügigen Verdrehung, die beim<br />
Aufrichten der Konstruktionen berücksichtigt werden<br />
musste. Als günstig erwies sich dabei die bereits<br />
zuvor entschiedene Verbindung der einzelnen<br />
Elemente durch Knaggen und Laschen. Diese<br />
einfache, klassische Verbindung erlaubt einerseits,<br />
eventuelle Verformungen auszugleichen und ihre<br />
Herstellung bedarf andererseits keinerlei spezielle<br />
Kenntnisse des Zimmermannshandwerkes. Es ist<br />
bei der Planung stets darauf geachtet worden,<br />
dass die Arbeiten mit den in Syrien vorhandenen<br />
technischen Möglichkeiten und mit in Resafa<br />
und Umgebung lebenden, ungelernten Arbeitern<br />
durchgeführt werden können (Koordination Tobias<br />
Horn/Chafiq Hamzé).<br />
Temporäre Stützkonstruktion im südlichen Seitenschiff, Ausführungsplanung,<br />
Sept. 2008 (I. Frase).<br />
Isabelle Frase, Tobias Horn<br />
TECHNISCHE UNIVERSITÄT BERLIN, FAKULTÄT VI, INSTI<strong>TU</strong>T FÜR ARCHITEK<strong>TU</strong>R<br />
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STRASSE DES 17. JUNI 152, SEKR. A 58, <strong>10</strong>623 BERLIN, TEL. 030-314-796 11, MAIL: msd@tu-berlin.de<br />
Temporäre Stützkonstruktion an der Südarkade des Hauptschiffes<br />
neben der Apsis, Sept. 2008 (Foto T. Horn).<br />
Für das Aufrichten stand ein altes, bereits in<br />
früheren Restaurierungsmaßnahmen verwendetes<br />
Gerüstsystem aus Wasserrohren zur Verfügung,<br />
welches von den Arbeitern für die entsprechenden<br />
Aufstellungsorte modifiziert werden konnte. Das<br />
Bockgerüst selbst ist mit zunehmenden Baufortschritt<br />
als Arbeitsgerüst genutzt worden. Für<br />
die Begehbarkeit und Sicherheit der Arbeiter war<br />
es daher unumgänglich, das vor der Südarkade<br />
stehende Contrefort von Schutt- und Staubschichten<br />
zu bereinigen.<br />
Im Laufe der Arbeiten zeigte sich deutlich, dass<br />
die Arbeitsprozesse von den syrischen Arbeitern<br />
zunehmend schneller absolviert werden konnten<br />
und auch die Ausführung der handwerklichen<br />
Arbeit schrittweise besser wurde. Besonders die<br />
jüngeren Arbeiter wurden durch die Übernahme<br />
von Verantwortung für einzelne Teilaufgaben<br />
stark motiviert. Die Einbeziehung der örtlichen<br />
Bevölkerung hat nicht nur positive Auswirkung<br />
auf deren Kenntnisse und handwerklichen<br />
Fähigkeiten, sondern befördert auch durch die<br />
Identifikation mit ‚ihrer Baustelle‘ die Akzeptanz<br />
und Nachhaltigkeit der Arbeiten vor Ort.<br />
Erste Vorschläge zur dauerhaften Sicherung der<br />
Basilika A konnten bei einem Workshop vor Ort<br />
bereits vorgestellt werden (Martin Klessing/Frithjof<br />
Berger).<br />
Temporäre Stützkonstruktion im südlichen Seitenschiff, Sept.<br />
2008 (Foto I. Frase).<br />
JAHRBUCH MSD 2007-09 35
LAUFENDE PROJEKTE<br />
RESAFA, SYRIEN. KONSOLIDIERUNGS- UND RESTAURIERUNGSMASSNAHMEN<br />
‚Zentralbau‘, präzise 3D-Bestandsdokumentation mittels Terrestrischem Laserscanning (TLS)<br />
Im Rahmen des Teilprojekts 4: „Vorbereitende<br />
Untersuchungen, Planungen und Ausführung von<br />
Konsolidierungs- und Sicherungsmaßnahmen“ 1<br />
stand diese Messkampagne unter der Zielsetzung<br />
„Präzise 3D-Bestandsdokumentation des so<br />
genannten Zentralbaus mittels Terrestrischem<br />
Laserscanning (TLS)“ als geometrische Grundlage<br />
für spätere Restaurierungsmaßnahmen.<br />
Der ‚Zentralbau‘, welcher heute als Bischofs-<br />
oder Metropolitenkirche interpretiert wird,<br />
entstand zu Beginn des 6. Jahrhunderts im<br />
Rahmen intensiver Bautätigkeiten, als sich<br />
Resafa zu einem bedeutenden Pilgerzentrum zu<br />
Ehren des Märtyrers Sergios entwickelte. 2<br />
Vorbereitung<br />
Als Voraussetzung für die 3D-Bestandsdokumentation<br />
bzw. die Georeferenzierung des<br />
Zentralbaus mit dem terrestrischen Laserscanner<br />
war die Erweiterung des Ingenieurnetzes in Lage<br />
und Höhe in diesem Bereich notwendig. Für diese<br />
Arbeiten wurden, identisch zur Messkampagne<br />
2006, das digitale Präzisionsnivellier DNA03 und<br />
der Präzisons-Tachymeter TCRP1201 von Leica<br />
Geosystems mit Einprismen-Präzisionsreflektoren<br />
ausgewählt.<br />
Resafa,Terrestrischer Laserscanner Z+F IMAGER 5006 mit adaptierter<br />
Kamera im Einsatz vor dem Zentralbau, 2008 (M. Gussone)<br />
Zur 3D-Erfassung wurde erstmalig in Syrien<br />
der Laserscanner IMAGER 5006 der Firma<br />
Zoller+Fröhlich (Z+F) benutzt. Im Gegensatz<br />
zu dem im Jahr 2006 eingesetzten terrestrischen<br />
Laserscanner mit Impulslaufzeitverfahren, bestimmt<br />
der IMAGER 5006 die Entfernung nach dem<br />
Phasenvergleichsverfahren. Dies ermöglicht eine<br />
vielfach höhere Messrate und Genauigkeiten im<br />
Millimeterbereich. Zur Verknüpfung und Registrierung<br />
der einzelnen Scans kam ein leistungsstarker<br />
Laptop mit 4 GB Arbeitsspeicher zum Einsatz.<br />
Präzisionsnivellement: Erweiterung des Ingenieurnetzes, 2008.<br />
Die abgebildeten neun Festpunkte wurden hochpräzise bestimmt.<br />
Der Höhenanschluss erfolgte an den Punkt <strong>10</strong>4 des Bezugsrahmens<br />
außerhalb der Stadt.<br />
36<br />
Messdurchführung<br />
Aufbauend auf dem im Jahr 2002 angelegten<br />
Ingenieurnetz 3 erfolgte eine Erweiterung in Richtung<br />
Nord-Westen zum Zentralbau. Im Außenbereich<br />
um den Zentralbau wurden vier, im Innenraum ein<br />
weiterer Punkt als Netzpunkte erkundet und durch<br />
Messingstehbolzen mit Zentrierbohrung vermarkt.<br />
Das Präzisionsnivellement wurde, mit Anschluss an<br />
das bestehende Ingenieurnetz, innerhalb und zur<br />
Stützung außerhalb des Zentralbaus, durchgeführt.<br />
Die neuen Höhen der Festpunkte konnten<br />
hochpräzise im Messmodus Rück-Vor-Vor-Rück<br />
mehrfach mit dem Präzisons-Digitalnivellier DNA 03<br />
von Leica Geosystems bestimmt. Als Voraussetzung<br />
für die 3D-Erfassung und Georefrenzierung des<br />
Zentralbaus mit dem terrestrischen Laserscanner,<br />
wurden alle vorab vermarkten Punkte durch eine<br />
hochgenaue tachymetrische Netzmessung mit dem<br />
TCRP 1201 von Leica Geosystems bestimmt. Für<br />
eine bestmögliche Bestandsdokumentation des<br />
Zentralbaus in der vorgegebenen Zeit mit dem<br />
terrestrischen Laserscanner IMAGER 5006 wurden<br />
insgesamt 28 Standpunkte in unterschiedlicher Höhe<br />
ausgewählt. Entsprechend der jeweiligen Entfernung<br />
zum Messobjekt kamen die Auflösungsstufen „high“<br />
und „superhigh“ zur Anwendung.<br />
Zusätzlich zu den einzelnen Scans sind mit der<br />
adaptierten Digitalkamera pro Standpunkt 28<br />
digitale Photos angefertigt worden. Diese dienen<br />
Übersicht der Scannerstandpunkte u. Punkte zur Registrierung, 2008.<br />
Vollständigkeit und Anzielung von möglichst vielen Zielzeichen waren<br />
Kriterien der Standpunktwahl, um die Verknüpfung der einzelnen<br />
Punktwolken und die Georeferenzierung zu gewährleisten.<br />
Hans Heister, Manfred Stephani, Wolfgang Liebl, Armin Sternberg<br />
PROF. DR.-ING. HABIL. HANSBERT HEISTER, UNIVERSITÄT DER BUNDESWEHR MÜNCHEN, INSTI<strong>TU</strong>T FÜR GEODÄSIE,<br />
WERNER-HEISENBERG-WEG 39, D 85577 NEUBIBERG, TEL. +49 89 60043433, FAX. +49 89 60043904<br />
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<strong>TU</strong> BERLIN, STRASSE DES 17. JUNI 152, SEKR. A 58, <strong>10</strong>623 BERLIN, TEL. 030-314-796 11, MAIL: msd@tu-berlin.de<br />
JAHRBUCH MSD 2007-09<br />
Ausschnitt einer 3D Punktwolke, Ansicht in Z+F LaserControl, 2008.<br />
der Orientierung des Nutzers, erlauben aber auch<br />
automatisiert die Einfärbung der Punktwolken mit<br />
den Echtfarbinformationen durch Farbmapping.<br />
Die gesamte Datenmenge aller erfassten Punkte<br />
liegt bei etwa 17 Gigabyte. Hierbei umfasst ein<br />
Scan jeweils mehrere Millionen Punkte. Eine Visualisierung<br />
des Datenbestands ist bei der vorliegenden<br />
Punktdichte nur bedingt zu empfehlen.<br />
3D-Darstellung<br />
Nach Abschluss der Registrierung und Georeferenzierung<br />
liegt ein bereinigter Datensatz in<br />
dem LaserControl Format *.zfs vor. Dieser kann<br />
zur weiteren Verwendung, beispielsweise in CAD<br />
Programmen, standpunktweise in verschiedene<br />
Formate exportiert werden. Zu beachten ist jedoch,<br />
dass ein leistungsstarker PC notwendig ist, um die<br />
enormen Datenmengen zu bearbeiten.<br />
Anmerkungen<br />
1 Sack, Dorothée; Gussone, Martin.; Siegel, Ulrike: Resafa/<br />
Syrien, Pilgerstadt und Kalifenresidenz: Die Stadt intra und<br />
extra muros – Die fünf Teilprojekte der Projektphase 2006<br />
- 20<strong>10</strong>, in: MSD Jahrbuch 2005-07, 18.<br />
2 Böwe, Lukas; Horn, Tobias: Resafa-Sergiupolis, Syrien. Zentralbau:<br />
Bauarchäologische und konservatorische Untersuchungen am<br />
Nordostturm, in: MSD Jahrbuch 2006-08, 77.<br />
3 Kowoll, Dennis; Sternberg, Armin: Deformationsmessungen an der<br />
Basilika A, Resafa, Syrien mit Hilfe konventioneller Messmethoden<br />
und durch Einsatz von terrestrischem Laserscanning (TLS),<br />
Diplomarbeit Uni BW München-Neubiberg, 2007.<br />
Präzisons-Tachymetrie. Anschluss an das Resafa-Netz, 2008.<br />
Für die Neumessung wurden die fünf Netzpunkte 700 - 704<br />
als Standpunkte verwendet. Mehrere Punkte des vorhandenen<br />
Resafa-Netzes wurden als Anschlusssichten angezielt.
LAUFENDE PROJEKTE<br />
RESAFA, SYRIEN. KONSOLIDIERUNGS- UND RESTAURIERUNGSMASSNAHMEN<br />
‚Zentralbau‘ – Bauarchäologische Untersuchung und Planung einer Teil-Anastilosis<br />
Einführung<br />
Der heute als Kathedrale interpretierte so genannte<br />
Zentralbau von Resafa-Sergiupolis (Abb. 1)<br />
entstand im Zuge einer regen Bautätigkeit wahrscheinlich<br />
im ersten Viertel des 6. Jhs. n. Chr. Seine<br />
charakteristische Grundrissform kombiniert den<br />
längsgerichteten Baukörper einer dreischiffigen<br />
Basilika mit einem zentralisierenden Tetrakonchos,<br />
der aus halbkreisförmigen Exedren besteht, die<br />
um das Mittelschiff herum angeordnet sind. 1 Nach<br />
seiner Ausgrabung in den Jahren 1956-61 unter der<br />
Leitung von J. Kollwitz und der dabei durchgeführten<br />
Bauaufnahme, steht das Gebäude in jüngster Zeit<br />
stärker im Blickpunkt: Im Jahr 2007 beschäftigte<br />
sich eine Abschlussarbeit des Masterstudiums<br />
Denkmalpflege an der <strong>TU</strong> <strong>Berlin</strong> vor allem mit<br />
konservatorischen Problemen des ruinösen<br />
Gebäudes. 2 Im Herbst 2008 begannen zudem zwei<br />
Dissertationen, die sich auf Basis einer gemeinsam<br />
durchgeführten Bauaufnahme mit unterschiedlichen<br />
Aspekten der Kirche beschäftigen. Ibrahim Salman<br />
erarbeitet ein Konzept für eine teilweise Anastilosis<br />
der im Mittelschiff liegenden Säulen und Bauteile<br />
sowie zu deren Konservierung. Bei der als<br />
bauarchäologische Untersuchung angelegten<br />
Arbeit von Axel Schuhmann steht dagegen eine<br />
liturgie-, architektur- und kunstgeschichtliche<br />
Einordnung des Gebäudes im Mittelpunkt.<br />
Abb. 1: Blick in die Apsis des Zentralbaus. Links: Säule in Versturzlage,<br />
rechts: sekundäre Einbauten. Zustand August 2008.<br />
Durchgeführte Arbeiten<br />
Zunächst wurden die Bauteile der Exedren durch ein<br />
Nummerierungssystem geordnet, das ihre genaue<br />
Zuordnung und Verortung erlaubt. ( Abb. 2)<br />
Für die Bauaufnahme wurde das Messnetz innerhalb<br />
der Stadt rund um den Zentralbau verdichtet. Es<br />
diente als Grundlage für die Überprüfung des<br />
vorhandenen Grundrisses auf seine Genauigkeit.<br />
Die tachymetrisch durchgeführten Messungen<br />
ergaben eine durchschnittliche Abweichung des<br />
1962 von W. Wirth fertig gestellten Planes um etwa<br />
vier Zentimeter. Angesichts des Originalmaßstabes<br />
von 1:<strong>10</strong>0 liegt dies in einem zu vertretenden<br />
Rahmen. Auf Grundlage der vorgenommenen<br />
Messungen wurde der Plan photogrammetrisch<br />
entzerrt und anschließend vektorisiert. 3<br />
Abb. 2: Grundriss des Zentralbaus nach W. Wirth. Ergänzt um sog. Iwanhaus, Teile späterer Einbauten und Säulen in Versturzlage, 2008.<br />
und Bebauung aus sekundärer Nutzung) in den<br />
Grundriss aufgenommen.<br />
Einzelne Bauteile aus dem Ursprungsbau wie<br />
Postamente bzw. Basen und die dazugehörigen<br />
Säulen aus den Exedren wurden im Handaufmass<br />
im Maßstab 1:<strong>10</strong> gezeichnet (s. Abb. 3 und 4):<br />
Dadurch ließen sich die in größerem Maßstab<br />
vorliegenden Pläne an einigen Stellen um wichtige<br />
Details ergänzen. Auch diese wurden digital<br />
umgezeichnet, wodurch nun alle Pläne und<br />
Zeichnungen in digitaler Form vorliegen.<br />
Zukünftige Arbeiten<br />
Die begonnene Bauaufnahme stellt die Grundlage<br />
für weitergehende Arbeiten im ‚Zentralbau‘ dar:<br />
So sollen in einem nächsten Schritt Erkenntnisse<br />
über die Bauphasen und mögliche Änderungen<br />
Ibrahim Salman, Axel Schuhmann<br />
TECHNISCHE UNIVERSITÄT BERLIN, FAKULTÄT VI, INSTI<strong>TU</strong>T FÜR ARCHITEK<strong>TU</strong>R<br />
UNIV.-PROF. DR.-ING. DOROTHÉE SACK, FACHGEBIET HISTORISCHE BAUFORSCHUNG, MASTERS<strong>TU</strong>DIUM DENKMALPFLEGE,<br />
STRASSE DES 17. JUNI 152, SEKR. A 58, <strong>10</strong>623 BERLIN, TEL. 030-314-796 11, MAIL: msd@tu-berlin.de<br />
in der Planung des Gebäudes gewonnen werden.<br />
Über Vergleiche mit ähnlichen Bauten und der<br />
dazugehörigen Literatur soll das Gebäude zudem<br />
in einen größeren historischen Zusammenhang<br />
gestellt werden.<br />
Außerdem ist sie Ausgangspunkt für eine<br />
zeichnerische Visualisierung des einstigen<br />
Aussehens der Säulenstellungen im Mittelschiff,<br />
die bei einer günstigen Prognose der Machbarkeit<br />
als Konzept für eine zukünftige Anastilosis dieses<br />
Bereiches dienen könnte.<br />
Anmerkungen<br />
1 G. Brands, Die Bauornamentik von Resafa-Sergiupolis, Resafa<br />
6 (Mainz 2002) 121-179<br />
2 Eine Zusammenfassung der Arbeit findet sich in: D. Sack u. a.<br />
(Hrsg.), Jahrbuch MSD 2006-08 (<strong>Berlin</strong> 2008) 77<br />
3 Für die Einrichtung des Messnetzes und die Entzerrung des<br />
Grundrisses ist Chr. Abendschein, Prof. G. Hell und J. Uhl (alle<br />
Hochschule Karlsruhe Technik und Wirtschaft) zu danken.<br />
Ziele der Bauaufnahme<br />
Die Bauaufnahme sieht neben der Überprüfung<br />
der existierenden Pläne eine verformungsgetreue<br />
Dokumentation der bisher nicht in den Plänen<br />
verzeichneten Bauteile vor. Dazu wurden die<br />
vermutlich noch in Versturzlage befindlichen<br />
Säulen, die sekundären Fußbodenplatten aus<br />
rotem Kalkstein und Gebäudeteile, die nicht zum<br />
Ursprungsbau gehören (‚Iwanhaus‘ in der SW-Ecke Abb. 3: Zentralbau, Basis 5, im Original M 1: <strong>10</strong>, 2008. Abb. 4: Zentralbau, Basis 12, im Original M 1: <strong>10</strong>, 2008.<br />
JAHRBUCH MSD 2007-09 37
LAUFENDE PROJEKTE<br />
RESAFA, SYRIEN. SITE MANAGEMENT<br />
Konzeption und Layout der Schautafeln. Abstimmungsprozesse und gestalterische Lösungen<br />
Einleitung<br />
Im Teilprojekt 5 „Die Touristische Erschließung der<br />
Ruine – Site Management“ wurde ein Konzept für<br />
die umfassende Information der Besucher entwickelt,<br />
1 welches nun schrittweise umgesetzt wird.<br />
Dazu gehören ein Faltblatt zur Besucherführung,<br />
Schautafeln im Gelände zur Erläuterung einzelner<br />
Monumente, die Erarbeitung eines Archäologischen<br />
Führers sowie eine Ausstellung zur Stadtgeschichte<br />
und ihrer Erforschung im zukünftigen,<br />
zur Zeit von der syrischen Antikenverwaltung in<br />
Planung befindlichen Besucherzentrum außerhalb<br />
des Ruinengeländes.<br />
Im Zentrum der Arbeiten 2008 und 2009 stand<br />
die Erstellung des Faltblatts sowie die Detailkonzeption<br />
der Schautafeln.<br />
Abb. 1 Resafa, Plan der Stadt intra muros, 2008.<br />
Die gepunktete Linie zeigt den Besucherweg durch die Ruine,<br />
die schwarzen Punkte die Monumente, vor denen Schautafeln<br />
aufgestellt werden sollen.<br />
Survey<br />
Um ein verbindliches Konzept für die Gestaltung<br />
der Schautafeln entwickeln zu können, das sowohl<br />
die Eigenheiten des Ortes Resafa berücksichtigt<br />
als auch die bisher in Syrien an anderen<br />
Orten umgesetzten Konzepte mit einbezieht,<br />
wurde zunächst ein Survey verschiedener archäologischer<br />
Stätten (Bosra, Ebla, Aleppo, Qalaat<br />
Sahiyun, Qatna und Krak des Chevaliers)<br />
durchgeführt, in denen in den vergangenen<br />
Jahren Schautafeln aufgestellt wurden. Diese<br />
Schautafeln wurden nach verschiedenen Kriterien<br />
(Aufstellungsort, Materialbeständigkeit,<br />
Layout (Aufteilung des Platzes, Abbildungen,<br />
Lesbarkeit der Texte) beurteilt und daraus Gestaltungsrichtlinien<br />
für unsere Tafeln entwickelt.<br />
Abstimmung mit allen Beteiligten<br />
Die Ergebnisse des Surveys, die ersten Gestaltungsentwürfe,<br />
die endgültigen Layouts sowie<br />
die technischen Lösungsvorschläge für die Rahmenkonstruktion<br />
wurden in regelmäßigen Abständen<br />
mit der Antikenverwaltung in Damaskus<br />
abgestimmt und entsprechend modifiziert. Vor<br />
Ort wurde im Sommer 2008 gemeinsam über<br />
den genauen Aufstellungsort der ersten drei Tafeln<br />
entschieden. Im Jahr 2009 soll die Aufstellung<br />
der Tafeln im Gelände erfolgen.<br />
Anmerkungen<br />
1 vgl. Mollenhauer, Anne et al.: Resafa/Syrien, Site Management.<br />
Ein Konzept für die touristische Erschließung des Ruinengeländes,<br />
in: MSD 2005-07, <strong>Berlin</strong> 2007, 23.<br />
38<br />
Layoutkonzeption und Rahmenkonstruktion<br />
Eine grundlegende Vorgabe der syrischen Antikenverwaltung,<br />
die die Layoutkonzeption beeinflusste,<br />
war die Präsentation der Texte in drei<br />
Sprachen (englisch, arabisch und französisch).<br />
Das Format der Tafeln (hochrechteckig, 1750mm<br />
x 60mm) und die grundsätzliche Layout wurde<br />
von den von der Antikenverwaltung entwickelten<br />
Tafeln übernommen, um ein ähnliches Erscheinungsbild<br />
der Schautafeln in den archäologischen<br />
Stätten Syriens zu erhalten.<br />
In der Kopfzeile der Tafel befinden sich die Überschrift<br />
sowie eine Übersichtskarte des Ruinengeländes<br />
mit der Markierung des Standorts des<br />
beschriebenen Gebäudes. Darunter befinden<br />
sich in zwei Spalten die englische und arabische<br />
Kurzbeschreibung des Monuments. Unter ihr,<br />
etwas unterhalb der Brusthöhe des Betrachters,<br />
liegt ein Block mit Abbildungen (Grundrissen,<br />
Ansichten, Schnitten, Skizzen), darunter der französische<br />
Textblock. Die Fußzeile bilden die Logos<br />
der beteiligten Institutionen, Deutsches Archäologisches<br />
Institut (DAI) und Syrische Antikenverwaltung<br />
(DGAMS).<br />
Für die Gestaltung der Rahmenkonstruktion waren<br />
zwei Faktoren ausschlaggebend: sie sollte<br />
aus lokal verfügbaren Materialien und von lokal<br />
ansässigen Handwerkern anzufertigen sein.<br />
Die Basis der Konstruktion bildet ein Betonfuß<br />
(1200mm x 600mm x 500mm), sechs<br />
Schrauben (8mm) werden in den Betonfuß<br />
eingelassen. Der Metallkörper (8mm Stärke) Abb. 3. Axonometrie der Rahmenkonstruktion, 2008.<br />
� � ���� ���� ������� � ������ ���<br />
The City Wall and its North Gate 3<br />
L’ Enceinte et sa Porte du Nord<br />
The impressing city wall of Resafa was built in the ���� ������� ��� ���� ����� ����� ����� �� ������ ����� ��� ��� ������<br />
beginning of the 6th century. All sides together are 1,8 ����� � ���� ���� �� ����� � ����� 50 ���� �� 1,8 ����� ���<br />
km long and the wall has ��y alternating small and .����� ���� �� �� ���� ��� ��� ������ ���� ������ �������<br />
large towers - all made of glaring white gypsum stone. ���� ���� �� ��� ������ ��� ������ ��� ���� ���� ���� ���<br />
Originally the wall was three stories high. Loopholes �� �� ���� ��� ����� ��� ������� ������ ��� ���� ��������<br />
from which archers could �re arrows are accessible all<br />
.������ �� ������ ������ ���� ���� ��� ���� �����<br />
along the wall through the preserved galleried ���� ���� �� ������� ������ ������� ���� ������ ���� ��� ������<br />
wall-walk. Each of the four city wall sides has one<br />
.������ � ���� ���� ���� ��������<br />
major gateway, the North Gate is the most elaborate.<br />
:�������� � ��������<br />
The North Gate:<br />
������ �������� ������ ��� ���� ��� �� ������ ��� ���� ������ ����<br />
Visitors of all times mainly approached the city coming �� ����� � ������ ����� ������ �� ����� ����� �������<br />
from the north through this main gate. Two towers ����������� ����� ��� ���� .������ ����� ������ ����� ��� ����<br />
�ank the gate’s courtyard of which the north wall is ��� ������ ���� �������� ������� ������ � ����� ����� ������<br />
destroyed. But the inner wall with the precious façade<br />
.���� �� ��� �����<br />
is preserved vey well. Despite some defensive features, ����� ����� ���� �� ������� ������ ����� �� ���� �� ���<br />
such as the arrow slits from the �anking towers, the �������� ��� ���� � ��������� ��� ������� ���� �����(���� ��� ���� �����)<br />
overall impression of the gate is an inviting one, ������� ��� ����� .������� �� ������ ��� ������ ������� ����<br />
welcoming pilgrims and visitors into the city. The three ������ ���� �� ���� �� ��� ���� ������ ����� ����� ���� �������� �<br />
arches of the city entrance wall resemble the motive of ���� ����� �������� ��������� ��� �������� ������ ������<br />
triumphal arches, like the Arch of Constantine in ��� �� ������� ��� ���� �������� ������ �� ����� ������ ������<br />
Rome. Each arch is framed by a pair of columns that<br />
.���������<br />
carry a continuous arcade cornice, which runs around ��� ����� ����� ������ ��������� ������ �� ��� ��� ��� �� �����<br />
the corners on the east and west walls forming an ��� ������ ��� ���� ����� ������ �������� ��� ���� ����� ����<br />
architrave carried by pillars. The decorative order is<br />
.������ ���� ��� �����<br />
Corinthian in Syro-Mesopotamian style. Similar ����� ����� ���������� ��� ��������� ��������� ������� ��� �����<br />
architectural pieces as here in the North Gate can be ���� ���� ��� ��� ��� ��� .B ���������� � ������ ������ ����� ���<br />
seen in the city at the Tetraconch church [6] and ���� ������ �� ����� ����� �������� ��� ������ ����� �� ������<br />
Basilica B [15]. This indicates that the same workmen’s<br />
.������� ��<br />
groups of masons and stonecu�ers where working on ������� ���� ����� ����� ���� ��� ������ ������ ��� ���<br />
these three monuments. Look for one of the most<br />
.����� � ���� ������ � �������� ��� �����������<br />
precious architectural pieces here in the North Gate:<br />
the column capital to the le� of the main arch way.<br />
City wall at the southeast ������ ������ ���� ���� �� ��� ��� �� ���� ���� �� ������� ������� �� ����� �����<br />
L'enceinte au sud-est<br />
Exterior view<br />
Vue de l'extérieure<br />
����� �� ��� �����<br />
L'enceinte impressionante de Resafa était<br />
probablement érigée au début du VIème siècle. Avec<br />
une longeur totale du 1,8 km elle renferme une surface<br />
d'environ 500m x 400m. Ses murs sont renforcé par<br />
cinqante tours petit et large disposé en alternance et<br />
construits entièrement en pierre de gypse blanc. A<br />
l'origine les murs d'enceinte consistaient de trois étages<br />
accessibles par des chemins de ronde. Toutes le tours et<br />
galeries sont munies des créneaux qui perme�aient aux<br />
archers de défendre la ville.<br />
La Porte du Nord<br />
Aux quatre cotés de l’enceinte se trouvent des portes<br />
principales, la porte du nord étant la plus imposante. A<br />
chaque époque les visiteurs s’approchaient à la ville du<br />
coté nord entrant par ce�e porte principale. Elle est<br />
�anquée par deux tours et munit d’une avant-cour. A<br />
l’intérieure de la cour s’élève la façade la plus<br />
ornementée de l’enceinte qui est particulièrement bien<br />
conservée jusqu’à nos jours. A part de quelques<br />
������������ ��������� ���������� �����������<br />
Directorate General of Antiquities and Museums<br />
Direction Générale des Antiquités et des Musées<br />
������ ����� ����<br />
German Archaeological Institute<br />
Institut Allemand d’Archéologie<br />
éléments militaires, comme les créneaux, l’impression<br />
générale de l'ensemble de la porte du nord est<br />
accueillante pour les pèlerins et visiteurs. L’entrée à la<br />
ville est composé de trois baies ressemblant au motive<br />
de l’arc de triomphe et à comparer à l’Arc de Constantin<br />
à Rome. Les baies sont encadrées par une pair de<br />
colonnes qui portent un cordon horizontal. L’ordre<br />
décoratif est corinthien de style syro-mésopotamien.<br />
Ce�e moulure continue autour les angles à l'est et<br />
l'ouest et forme une architrave soutenue par des<br />
pilastres. Des détails architecturaux similaires se<br />
trouvent dans la ville sur les façades de l' «Eglise<br />
quadrilobée» [6] et la «Basilique B» [15] et indiquent<br />
que l'enceinte et ces deux églises sont édi�é par les<br />
même groupes de maçon et tailleurs de pierres.<br />
Voir le détail le plus précieux de la porte du nord: le<br />
chapiteau de la colonne qui est à l'est de la baie<br />
principale.<br />
Abb. 2. Layout der ersten drei Schautafeln, die 2009 aufgestellt werden sollen, 2008.<br />
Anne Mollenhauer<br />
TECHNISCHE UNIVERSITÄT BERLIN, FAKULTÄT VI, INSTI<strong>TU</strong>T FÜR ARCHITEK<strong>TU</strong>R<br />
UNIV.-PROF. DR.-ING. DOROTHÉE SACK, FACHGEBIET HISTORISCHE BAUFORSCHUNG, MASTERS<strong>TU</strong>DIUM DENKMALPFLEGE,<br />
STRASSE DES 17. JUNI 152, SEKR. A 58, <strong>10</strong>623 BERLIN, TEL. 030-314-796 11, MAIL: msd@tu-berlin.de<br />
JAHRBUCH MSD 2007-09<br />
3<br />
Interior view<br />
Vue de l'intérieure<br />
������ �� ��� �����<br />
�� Reconstruction of the North Gate Reconstruction de la Porte du Nord<br />
�� ���� ���� ���� ���� �������� �������� �� ����� ��� �� ����� �����<br />
N 0 5 m<br />
View from the city<br />
Vue de l'intérieure de la ville<br />
������ ���� �� ��� �����<br />
����<br />
»Khan« / Caravanserai<br />
»Khan« / Caravansérail<br />
8<br />
8<br />
������������ ��������� ���������� �����������<br />
Directorate General of Antiquities and Museums<br />
Direction Générale des Antiquités et des Musées<br />
������ ����� ����<br />
German Archaeological Institute<br />
Institut Allemand d’Archéologie<br />
D ����������<br />
Basilica D<br />
Basilique D<br />
�<br />
�<br />
�<br />
�<br />
�<br />
�<br />
Resafa was not only the city of pilgrims and a post of �������� ������� �� ����� ����� ����� ��� ���������� ��� ��<br />
soldiers but also an important trading centre ������� ����� �������� ��� .������ ������ ������ ����� ���� ���� �����<br />
(emporium). It lays close to the intersection of two ������ ��� ��� ���� �� ������ ��� ���������� ���� ���� ����� ���<br />
major trading routs running north to south from ��� (����� �������� ������ Samosata) ������� ����� ��<br />
Samosata (modern Samsat/Turkey) over the Euphrates ��� �� ���� �� ���� ��� ����� .���� ������������� ������ ������<br />
to Palmyra and further to Damascus and east to west (����� ������� �� ������ Circesium) ���������� ����� �����<br />
connecting Circesium (near modern Busayrah) with .��� ���� ���� (�������� ������� �Antiochia) �������� ��������<br />
Antiochia (modern Antakya/Turkey) and continuing to ����� ��� ������ ������ ����� ����� ��� ��������� ����<br />
the coast. Merchandise was transported mainly by ���� ��� ����� �� .�������� �� ���� �� ��� ���� ������� ������<br />
camel and the trader’s caravans were o�en ��� .������� ����� ��� ��� ��������� �� ������ ����<br />
accompanied by soldiers and pilgrims. In a day’s ������ � ���� ���� ���� ���� ������ ����� �� ����� ���������<br />
travelling distance special hostels, so-called cara- ��� ���� ��� ������� �� ��� ���� ���������� �������� ���������<br />
vansaries (khan) gave shelter for the group. This ����� ���� �� ������� ��� ��� ������ ������� ��� ��.����<br />
building here seems to have been such an caravansary. ��� ���� ������ ��� �� ���� ����� ��27x25 ������ ������� �� ����<br />
It is an almost square building, measuring about 25 m x ����� ���� ������� ����� �� ����� ��� ����� ������� �����<br />
27 m, with its entrance from the west. This opened into ������ ��� ��� ���� ��������� �� ���� ������ ��� ���<br />
a large courtyard surrounded on three sides by six<br />
.�����<br />
chambers with doors to the courtyard but without being �� ������ ��� ����� �������� ������ ��� ����� ����� ����� ����<br />
connected with each other. The vaults of the chambers ��� ����� ������ ���� �� ����� �� ���� ��� ������ .����� �����<br />
are made of brick on the north and of lime stone along ������� ������� ���� ����� ������� ������ ������ � ����� �������<br />
the south half. The chambers form more or less private .�������� ������ ��� ����� ����� ���� ���������� ����� ����<br />
cells for individual merchants, their servants, and their ��� ������ ��� ���� ����� ���������� ����� ������ ��� ����<br />
small sized valuable merchandise. Bulky goods and the ����� ���� �������� ��� ���� ���� ��� ���� ��� ������� ����� �����<br />
beasts stayed in the court.<br />
.����� ��� ��� ���� ������ ������ ������<br />
The khan-building was erected in Byzantine times (6th ����� ���� ������ ������ ������� ��� ������� ������<br />
century) and excavations have shown that the same ����� - ����� ����� ������) �� ������ ������ ����� ���������<br />
road connecting the North Gate [3] with the Tetraconch<br />
.(������ ������<br />
So far the smallest known church in Resafa is the ��� �� 25x 15 ������� ���� ������ ���� ������� ��� �����<br />
Basilica D, which is 25m long and 15m wide.<br />
��� ��) ������ ��� ���� ����� ��� ����� ��� ������������<br />
The church derives most probably from the 6th<br />
.(��� ��� ���� ������� ����� ����<br />
century, its exact date of construction is unknown. .������ ������ ��� �� ����� ������ ������� ������<br />
In its original shape the church consisted of three aisles, ���� ���� �� �� ����� ���� ������ ����� ����� �����<br />
the nave was closed at the eastern end by an apse, ���� ������ ������ ������� �� ������ ����� ��� ���� �������<br />
framed on each side by a rectangular room. Only few ������� ���� ��������� ����� ����� ���� ��� ���� ������<br />
remains of its original equipment have survived: A<br />
.�������� ��� ��� �������<br />
small number of carved chancel screen orthostates and �������� ������ ������ ������ ������ ����� ���� �� ������� �����<br />
a single capital.<br />
�� .���� ���� ��� ��� ����������� ��� ����� ������ ��������<br />
The church was presumably damaged a�er an ��������� ������� ������ �������� ����� ������ ������� �����<br />
earthquake and a�erwards transformed into a house. ���� ��� ���� ������ ����� ��� ���� ����� ������� �� ���� ����<br />
The �rst stage of modi�cation took place in early<br />
.������ ��� ������� ������ ������ ��������<br />
Islamic times (8th / 9th century), but the structures of ������� ��� �� ��� ����� ���� ��� ��� ����� ��� ��� ������ ���<br />
the now visible ruin of a house date into the Ayyubid ������ ������ �������� ���� ��� ��� .������ ��� ���� ��� ����������<br />
period (12th / 13th century).<br />
����� ������ ������ ���� ����� �� ������ ��� �� ���<br />
The house was entered from the north through a �� ����� ������ � ���� ���� ���� ����� �������� ��������<br />
doorway which led around the corner into a corridor, ��� ����������� .���� ���� ���� ����� ��� ��� �� �����<br />
where latrines and a staircase into the upper �oor were ������ ��� ���� ���� ��� �� ��� ������������������ ������<br />
found. From here, a �rst courtyard was accessible, .�������� ����� ��� ����� ����� �� ���� ��� ��� .���� ����<br />
which gave access of a number of rooms, presumably ������ �� ������ ����� ���� ����� ������ ������ ��� ���<br />
dedicated to reception- and living purposes. To the ������ �� ����� ��� ��� ���� �� ��� ����� �� ������ ��� �����<br />
west of the courtyard a room, which may have served<br />
.��������<br />
as a kitchen was uncovered. From here, a second<br />
courtyard could be entered, which was followed by a<br />
narrow chamber with another staircase and an oven to<br />
bake bread. This part of the house probably served<br />
church [6] continued to here. The building must have<br />
house keeping purposes.<br />
been highly frequented since a second storey was added<br />
Five independent stores were located at the western<br />
in Islamic (probably Umayyad, 8th century) times.<br />
Trading routs and the so-called »Khan« ����� �������� �����<br />
side of the house, opening to the street without any<br />
connection to the inner building.<br />
Route de commerce et le »khan«<br />
Basilica D and its building phases ������ ������ ���������� La Basilique D et ses phases de construction<br />
�������<br />
Antiochia<br />
Samosata<br />
�����<br />
Edessa<br />
��� ����<br />
Seriane<br />
Callinicum<br />
�������<br />
Resafa<br />
����<br />
Palmyra<br />
Palmyre<br />
Circesium<br />
�����<br />
Singara<br />
N<br />
����<br />
Damascus<br />
0 500 m<br />
Damas<br />
Resafa n’est pas seulement la ville de pèlerins ou un L’entrée se situe à l’ouest. Elle donne sur une grande<br />
poste militaire. La ville était également un important cour qui contenait sur trois côtés six chambres. Ces<br />
centre de commerce (emporium). Resafa est situé à pièces ont des portes qui donnent sur la cour mais qui<br />
l’intersection de deux routes de commerce majeures ne sont pas connectées entre eux. Les voûtes de ces<br />
dont une menait du nord au sud de Samosata (Samsat/ pièces sont construites en brique sur le côté nord et en<br />
Turquie) vers l’Euphrate et Palmyre qui continuait vers pierre calcaire le long du côté sud. Les chambres<br />
Damas. La deuxième menait de l’est à l’ouest reliant formaient des cellules plus ou moins privées pour<br />
Circesium (près de Busayrah/ Syrie) avec Antiochia chaque commerçant, son serviteur personnel et la<br />
(Antakya/ Turquie) et continuait vers la côte.<br />
marchandise précieuse de petite taille.<br />
La marchandise était transportée principalement par La marchandise encombrante et les animaux restaient<br />
des chameaux et les caravanes des marchands étaient dans la cour. Le khan bâtiment fut construit à l’époque<br />
souvent accompagnées par des soldats et des pèlerins. byzantine (6ème siècle). Des fouilles démontraient que<br />
Situé à distance d’une journée se trouvaient des la même route qui reliait la Porte du nord [3] et l’Eglise<br />
auberges particulières, nommées caravansérail (khan), quadrilobée [6] continuait jusque ici. Le bâtiment a dû<br />
qui pouvaient héberger tout un groupe.<br />
être fréquenté souvent, car un deuxième étage était<br />
Ce bâtiment ressemble un tel caravansérail. Il s’agit rajouté pendant l’époque islamique (probablement<br />
d’un plan presque carré qui mesure 25 m x 27m. omeyyade, 8ème siècle).<br />
der Konstruktion hat einen I – förmigen Querschnitt<br />
und ist 2000 mm hoch, 800mm breit<br />
und 200mm tief. Den unteren Abschluss bildet<br />
eine angeschweißte Metallplatte (<strong>10</strong>mm),<br />
die mit sechs Löchern versehen ist, die mit den<br />
Schrauben der Betonbasis korrespondieren.<br />
Der Metallkörper wird auf die Betonbasis gesetzt,<br />
justiert und festgeschraubt.<br />
Die Schautafel selbst wird aus Aluminium gefertigt<br />
und auf den Metallkörper geschraubt. Zwischen<br />
Metallkörper und Tafel liegen zwei senkrechte<br />
Leisten als Abstandhalter, um den Ablauf<br />
von Regenwasser zu gewährleisten.<br />
N<br />
0 <strong>10</strong> m<br />
N<br />
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������ �����<br />
early byzantine<br />
byzantine<br />
early islamic<br />
ayyubide<br />
0 5 m<br />
byzantine ancienne byzantine<br />
islamique ancien<br />
ayyoubide<br />
The Ayyubid house ������ �����<br />
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shop<br />
magasin<br />
���� alley<br />
ruelle<br />
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toilet<br />
cabinet d'aisance<br />
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kitchen<br />
cuisine<br />
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oven<br />
four<br />
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well<br />
puits<br />
N 0 5 m<br />
La Basilique D est la plus petite église connue à Resafa La maison était accessible du côté nord par une entrée,<br />
jusqu’à présent. Elle mesure 25m en longeur sur 15m en qui menait au tour d’un angle (par une chicane) dans le<br />
largeur. L’église date probablement du 6ème siècle. Sa corridor, où nous avons trouvé des latrines et une cage<br />
date de construction exacte n’est pas connue.<br />
d’escalier menant à l’étage. Depuis là une première cour<br />
A l’origine l’église consistait en trois ailes. La nef était était accessible, qui donnait accès à un nombre de<br />
fermée à l’est par l’apside, encadrée de chaque côté par chambres, probablement destinées à l’habitation et à la<br />
une pièce rectangulaire. Seulement quelques restes de réception des hôtes. Sur le côté ouest de la cour une<br />
son équipement d’origine subsistent encore : Un petit pièce était découverte qui était probablement utilisée<br />
nombre d’orthostates sculptées de la chaire et un seul comme cuisine. Depuis là une deuxième cour était<br />
chapiteau.<br />
accessible, suivis par une chambre étroite contenant une<br />
Nous supposons que l’église était détruite à la suite d’un cage d’escalier et un four à pain. Ce�e partie de la<br />
tremblement de terre. Ensuite elle fut transformée en maison était probablement réservée à l’intendance.<br />
habitation. Les premières transformations ont eu lieu à Cinq magasins indépendants étaient localisés à l’ouest<br />
l’époque précoce de l’Islam (8ème/ 9ème siècles), les de la maison. Elles donnent sur la rue sans être<br />
vestiges d’une maison actuellement visibles dates de ra�achées à l’intérieur du bâtiment.<br />
l’époque Ayyoubide (12ème/ 13ème siècles).<br />
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Directorate General of Antiquities and Museums<br />
Direction Générale des Antiquités et des Musées<br />
������ ����� ����<br />
German Archaeological Institute<br />
Institut Allemand d’Archéologie<br />
25<br />
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Chancel screen orthostates<br />
Orthostates<br />
0 50 cm<br />
25<br />
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Original church layout<br />
Dessin original de l'église<br />
La maison ayyoubide
Masterstudium Denkmalpflege<br />
an der <strong>TU</strong> <strong>Berlin</strong><br />
Jahrbuch 2008-<strong>10</strong><br />
Herausgegeben von Dorothée Sack<br />
zusammen mit<br />
Antonia Brauchle, Martin Gussone,<br />
Dietmar Kurapkat und Daniela Spiegel<br />
FG Historische Bauforschung, Masterstudium Denkmalpflege<br />
<strong>Berlin</strong> 20<strong>10</strong>
Impressum<br />
Technische Universität <strong>Berlin</strong><br />
Fakultät VI Planen Bauen Umwelt, Institut für Architektur<br />
Fachgebiet Historische Bauforschung, Masterstudium Denkmalpflege<br />
Herausgegeben von Dorothée Sack<br />
zusammen mit Antonia Brauchle, Martin Gussone, Dietmar Kurapkat und Daniela Spiegel<br />
Masterstudium Denkmalpflege an der <strong>TU</strong> <strong>Berlin</strong> - Jahrbuch 2008-<strong>10</strong><br />
Masterstudium Denkmalpflege der Technischen Universität <strong>Berlin</strong>, Heft 6.<br />
© Fachgebiet Historische Bauforschung, Masterstudium Denkmalpflege, <strong>Berlin</strong> 20<strong>10</strong><br />
Redaktion: Antonia Brauchle, Martin Gussone, Dietmar Kurapkat, Daniela Spiegel<br />
unter Mitarbeit von Kristin Brenndörfer<br />
Redaktion der Poster zum Jahrgangsprojekt des MSD: Jürgen Tietz<br />
Grafik, Layout: Martin Gussone, Daniela Spiegel<br />
scripvaz-Verlag, Christof Krauskopf, <strong>Berlin</strong><br />
Druck: Difo Druck GmbH, Bamberg<br />
Auflage: 300 Exemplare<br />
ISBN: 978-3-931278-53-3<br />
Anschrift<br />
Univ.-Prof. Dr.-Ing. Dorothée Sack<br />
<strong>TU</strong> <strong>Berlin</strong>, FG Historische Bauforschung, Masterstudium Denkmalpflege<br />
Sekretariat A 58, Straße des 17. Juni 152, <strong>10</strong>623 <strong>Berlin</strong><br />
Architekturgebäude, Raum 812<br />
Tel.: ++49 30 314-796 11 | Fax.: ++49 30 314-796 12 | Mail: msd@tu-berlin.de<br />
Web: http://baugeschichte.a.tu-berlin.de/hbf-msd/
Inhalt Seite<br />
Impressum<br />
Inhalt 5<br />
Einleitung<br />
- Die aktuelle Entwicklung des Fachgebietes Historische Bauforschung und des Masterstudiums Denkmalpflege,<br />
D. Sack, A. Brauchle, M. Gussone, D. Kurapkat, D. Spiegel 7<br />
Denk <strong>10</strong> + x<br />
- Interuniversitärer Workshop zur Entwicklung der Masterstudiengänge Denkmalpflege am 14. Februar 2009<br />
in der <strong>TU</strong> <strong>Berlin</strong>, D. Kurapkat, D. Spiegel 14<br />
<strong>Berlin</strong>er Kolloquium zur Bauforschung und Denkmalpflege<br />
- Programm Wintersemester 2008/2009 und Sommersemester 2009<br />
18<br />
Die Mitarbeiter des Fachgebietes Historische Bauforschung 20<br />
Literaturhinweise 21<br />
Abgeschlossene Diplomarbeiten und Dissertationen<br />
- Elektropolis <strong>Berlin</strong>. Die Energie der Grossstadt. Bauprogramme und Aushandlungsprozesse zur öffentlichen<br />
22<br />
Stromversorgung in <strong>Berlin</strong>. T. Dame 23<br />
- Mercado Intercultural Madrid. Projekt zur Umnutzung des Mercado Central de Frutas y Verduras in Madrid. F. Streit 24<br />
Verzeichnis der Forschungsprojekte des FG Historische Bauforschung 28<br />
- Resafa, Syrien. Pilgerstadt und Kalifenresidenz. Die Kampagnen im Frühjahr und Herbst 2009, D. Sack, M. Gussone 30<br />
- Resafa, Syrien. Archäologische Karte – Ein neuer Stadtplan – Methode und Ergebnisse, M. Gussone, G. Hell<br />
- Resafa, Syrien. Archäologische Karte – Dorf und Familie. Das erste Anwesen in Resafa – die bauliche Entwicklung<br />
31<br />
des Grabungshauses., M. Gussone, A. Mollenhauer<br />
- Resafa, Syrien. Archäologie und Prospektionen – Magnetische Prospektion 2009 in Resafa –<br />
32<br />
erstmals in der Stadt (intra muros), H. Becker 33<br />
- Resafa, Syrien. Archäologie und Prospektionen – Kalif und Hofstaat, D. Sack<br />
- Resafa – Rusafat Hisham, Syrien. Archäologie und Prospektionen – Die Nachbegehung der Fundplätze<br />
34<br />
im Umland von Resafa. Mehr als eine Kalifenresidenz, M. Gussone, M. Müller-Wiener<br />
- Resafa – Rusafat Hisham, Syrien. Archäologie und Prospektionen. Digitaler Fundplatzkatalog am Beispiel von<br />
35<br />
Fundplatz <strong>10</strong>9, M. Gussone<br />
- Resafa – Rusafat Hisham, Syrien. Archäologie und Prospektionen. Auswertung der Oberflächenbefunde am<br />
36<br />
Fundplatz <strong>10</strong>9, U. Siegel<br />
- Resafa – Rusafat Hisham, Syrien. Archäologie und Prospektionen. Palastanlagen, Paläoumwelt und Wasser-<br />
37<br />
wirtschaftssystem, B. Beckers, Chr. Konrad<br />
- Resafa – Rusafat Hisham, Syrien. Archäologie und Prospektionen. Die Bedeutung von Formentypen und<br />
38<br />
Fundaufkommen von ‚brittle-ware‘ im archäologischen Kontext., M. Müller-Wiener 39<br />
- Resafa, Syrien. Die Stadtmauer. Mörtelkanäle in den Bogensteinen: Ausbildung, Ursprung und Verbreitung, C. Hof<br />
- Resafa, Syrien. Konsolidierungs- und Restaurierungsmaßnahmen – Basilika A, Konservierungsmaßnahmen,<br />
40<br />
T. Horn, M. Klessing<br />
- Resafa, Syrien. Konsolidierungs- und Restaurierungsmaßnahmen. Der ‚Zentralbau‘ – Bauarchäologische<br />
41<br />
Untersuchung und Anastilosis. 2. Kampagne - Herbst 2009, I. Salman, A. Schuhmann 42<br />
- Resafa, Syrien. Site Management. Entwurf der Aussichts-Plattforn auf Turm 1, A. Mollenhauer, I. Frase<br />
- Wittenberg, Zentrum der Reformation. Das Ernestinische Wittenberg: Universität und Stadt 1486–1547,<br />
43<br />
A. Brauchle, I. Frase, E. v. Gaisberg, T. Horn 44<br />
- Wittenberg, die Stadt als Quelle. Bildliche Überlieferung und heutiger Bestand, E. v. Gaisberg 45<br />
- Wittenberg, Kellerkataster. Keller als Quellen für die Stadtforschung, A. Brauchle, I. Frase 46<br />
- Wittenberg, Architekturgebundene Werksteine. Natursteinbauteile als Zeugnisse der Baugeschichte, T. Horn 47<br />
- Wittenberg, Schloßstraße <strong>10</strong>. Notdokumentation der Hofbebauung, I. Frase, E. v. Gaisberg, I. C. Hennen, T. Horn<br />
Das Jahrgangsprojekt des MSD 2008-<strong>10</strong> – Potsdam-Caputh, Logierhaus am Schloss<br />
48<br />
- Grußwort der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten <strong>Berlin</strong>-Brandenburg, A. Schmidt<br />
- Die Jahrgangsprojekte des MSD 2008-<strong>10</strong> – Potsdam-Caputh. Logierhaus am Schloss und<br />
51<br />
Wiepersdorf, Brandenburg. Das ‚Kesselchen‘, A. Brauchle, D. Kurapkat 52<br />
Kurzfassung der Ergebnisse<br />
Potsdam-Caputh, Logierhaus am Schloss<br />
- Einführung und historische Entwicklung von Schloss Caputh und Umgebung, M. Rüping, F. Kramm 60<br />
- Ausgangssituation, Zielstellung und verwendete Methoden, M. Rüping, F. Kramm 61<br />
- Beschreibung des Logierhauses, A. Funk, D. Kaden, F. Kramm 62<br />
- Ergebnisse der Bauforschung I, H. Shash, S. Jeschke 63<br />
- Ergebnisse der Bauforschung II, J. Goischke, D. Kaden 64<br />
JAHRBUCH MSD 2008-<strong>10</strong><br />
5
- Ergebnisse der Bauforschung III, C. Baier, P. Camatta 65<br />
- Ergebnisse der Bauforschung IV, C. Baier, P. Camatta 66<br />
- Denkmalpflegerische Zielstellung und Bindungsplan, S. Krey-Berger, A.-S. Flade 67<br />
- Schadensuntersuchsuchungen und Sanierungvorplanung, R. Friesen, R. Larcher 68<br />
- Nutzungskonzept I: Ferienwohnung, S. Schulz, A. Stöcklein, F. Blanke 69<br />
- Nutzungskonzept II: Touristeninformation, A. Funk, K. Sobh, S. Okumusoglu 70<br />
- Nutzungskonzept III: Museum, R. Friesen, R. Larcher, I. Oberhollenzer, A. Scherzer<br />
Wiepersdorf, Brandenburg. Das ‚Kesselchen‘<br />
71<br />
- Bestandsbeschreibung, Thesen, Zielsetzung, P. Camata, A. Funk, D. Kaden, I. Oberhollenzer, A. Scherzer<br />
- Gartenarchäologische Untersuchung - Methoden und Ergebnisse, P. Camata, A. Funk, D. Kaden, I. Oberhollenzer,<br />
72<br />
A. Scherzer<br />
Arbeitsproben aus der Originaldokumentation<br />
73<br />
- Handaufmaß: Grundriss EG Gesamtplan – Detail 74<br />
- Handaufmaß: Querschnitt Gesamtplan 75<br />
- Handaufmaß: Längsschnitt Gesamtplan – Detail 76<br />
- Handaufmaß: Ansicht Süd Gesamtplan 77<br />
- Raumbuch: Keller, Raum K01 78<br />
- Gespärrebuch 80<br />
- Materialkartierung und Schadensbericht 82<br />
- Schadenskartierung und Schadensbericht 83<br />
- Maßnahmenkartierung und Schadensbericht 84<br />
- Maßnahmenbericht Dachgeschoss 85<br />
Verzeichnis der Dozenten und Förderer des MSD 2008-<strong>10</strong><br />
Die Exkursionen des MSD, Jahrgang 2007-09<br />
87<br />
- A. Brauchle 88<br />
Verzeichnis der Abschlussarbeiten des MSD, Jahrgang 2008-<strong>10</strong><br />
- Tell Mozan/ Urkesh, Syrien. Bauarchäologische Untersuchung der Tempelterrasse. Bestandsaufnahme und Bauforschung,<br />
90<br />
P. Camatta, J. Goischke<br />
- Resafa-Sergiupolis, Syrien. Basilika A - Archäologische Untersuchungen in der Basilika A, Südliches Seitenschiff,<br />
91<br />
A.-S. Flade<br />
- Resafa-Sergiupolis, Syrien. „Zentralbau“. Bauforschung am Aufgehenden – Die Ausstattung mit Inkrustationen,<br />
92<br />
I. Oberhollenzer, H. Shash<br />
- Priene, Türkei. Das Wohnhaus Nr.4 an der Westtorstraße. Bestandsaufnahme und Bauforschung,<br />
93<br />
S. Jeschke, S. Okumusoglu 94<br />
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- Indien, Tranquebar, Rahimi Haus, Goldsmith Street 5. Baudokumentation, Bauforschung, Einordnung,<br />
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R. Friesen, R. Larcher<br />
- <strong>Berlin</strong>, Schloss Glienicke, Der Klosterhof. Baudokumentation – Schadensermittlung – Maßnahmenplanung,<br />
96<br />
A.Funk, A. Scherzer, K. Sobh<br />
- <strong>Berlin</strong>-Siemensstadt, Siemensbahn. Dokumentation – Schadenskartierung – Nutzungskonzept,<br />
97<br />
F. Blanke, F. Kramm, S.Schulz<br />
- Rheinsberg, Orangerie an der Schlossgärtnerei. Baudokumentation und Bauforschung,<br />
98<br />
M. Rüping, S. Krey-Berger, A. Stöcklein 99<br />
- Luckenwalde, Siedlung auf dem Sande. Denkmalpflegerische Erfassung und Ziele, D. Kaden<br />
- Masyaf/ Syrien, Die frühchristliche Kirche von Tall al-Wardiat. Baudokumentation, Bauforschung, Rekonstruktions-<br />
<strong>10</strong>0<br />
versuch, N. Andrews <strong>10</strong>1<br />
Verzeichnis der Absolventen des MSD 2008-<strong>10</strong> <strong>10</strong>2<br />
Abbildungsnachweise <strong>10</strong>3<br />
Die letzte Seite <strong>10</strong>4<br />
6 JAHRBUCH MSD 2008-<strong>10</strong>
LAUFENDE PROJEKTE<br />
Verzeichnis der Forschungsprojekte des FG Historische Bauforschung<br />
Resafa, Nord-Syrien, Vorgängerprojekte 1983-2005<br />
Resafa-Sergiupolis / Rusafat Hisham – Pilgerstadt und Kalifenresidenz, seit 2006<br />
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Teilprojekt 1. Erstellung einer Archäologischen Karte mit Zeitschichtenplänen zur Geschichte und Entwicklung der<br />
Stadt Resafa und ihres Umlands<br />
Prof. Dr.-Ing. Dorothée Sack, Dipl.-Ing. Martin Gussone, Dipl.-Ing. Dietmar Kurapkat.<br />
- Dorf und Familie, Dipl.-Ing. Martin Gussone, Dr. Anne Mollenhauer, Prof. Dr.-Ing. Dorothée Sack<br />
Teilprojekt 2. Archäologie und Prospektionen im Umland von Resafa – Die Residenz des Kalifen Hisham b. Abd al-Malik<br />
Integriert in das Exzellenz-Cluster 246 TOPOI, gefördert durch die Fritz Thyssen-Stiftung.<br />
- Leitung, Auswertung und Bearbeitung der Prospektionsdaten: Prof. Dr.-Ing. Dorothée Sack, Dipl.-Ing. Martin Gussone<br />
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Technik und Wirtschaft, Kooperation mit Dr.-Ing. Manfred Stephani, Akad. Direktor a.D., FG Photogrammetrie und Fernerkundung<br />
der <strong>TU</strong> München. Mitarbeit: stud.-ing. Jana Falkenberg, stud.-ing. Viktor Marzinkovski.<br />
- Geophysikalische Prospektionen: Dr. Helmut Becker<br />
- Nachbegehung der Surveys: Dipl.-Ing. Martin Gussone, PD Dr. Martina Müller-Wiener<br />
- Untersuchung der Siedlungsstrukturen und baulichen Anlagen: Dipl.-Ing. Ulrike Siegel, cand. arch. Nicole Erbe<br />
- Rekonstruktion der historischen Wasserwirtschaft und der Paläoumwelt: Dipl.-Geogr. Brian Beckers, Kooperation mit Prof. Dr. Brigitta<br />
Schütt, Fachrichtung Physische Geographie, FU <strong>Berlin</strong>, Mitarbeit: Dipl.-Geogr. Jan Krause, Nicole Marquardt.<br />
- Archäologische Sondagen an ausgewählten Fundpunkten: Christoph Konrad M.A., Mitarbeit: Anne-Sophie Flade, Sophie Löwenstein,<br />
Ines Oberhollenzer, Katharina Schloder, cand. arch. Marcus Schmitz.<br />
- Bearbeitung der Keramik und Kleinfunde: PD Dr. Martina Müller-Wiener, Mitarbeit: Dunja Henker, Katharina Schloder M.A. Kooperation<br />
mit dem Institut für Orient- und Asienwissenschaften, Abteilung für Asiatische und Islamische Kunstgeschichte der Universität Bonn<br />
Teilprojekt 3. Die Stadtmauer von Resafa<br />
- Bauforschung zur Klärung ihrer Entstehung und ihrer Veränderungen: Dr.-Ing. Catharine Hof, gefördert durch die DFG.<br />
Teilprojekt 4. Vorbereitende Untersuchungen, Planung und Durchführung von Konsolidierungs- und Restaurierungsmaßnahmen<br />
Leitung: Prof. Dr.-Ing. Dorothée Sack<br />
- Untersuchungen zur Standsicherheit der Basilika A: Univ.-Prof. Dr-Ing. Klaus Dierks<br />
- Planung und Umsetzung von Sicherungsmaßnahmen an der Basilika A: Dipl.-Ing. Martin Klessing, Prof. Dipl.-Ing. Frithjof<br />
Berger, Tobias Horn M.A. M.Sc., Dipl.-Ing. Chafiq Hamzé.<br />
- Präzisionsmessungen und terrestrisches Laserscanning am Zentralbau: Prof. Dr.-Ing. habil. Hans Heister, Dr.-Ing. Ingo Neumann,<br />
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Kooperation mit Dr.-Ing. Manfred Stephani, Akad. Direktor a.D., FG Photogrammetrie und Fernerkundung der <strong>TU</strong> München<br />
- Vorbereitende Untersuchungen für eine Teil-Anastilosis am Zentralbau: Axel Schuhmann M.A. M.Sc., Dipl.-Ing. Ibrahim Salman M.Sc.<br />
Teilprojekt 5. Touristische Erschließung – Site Management<br />
Dr. Anne Mollenhauer, Dipl.-Ing. Isabelle Frase, Arch. Youssef Khoury<br />
ar-Raqqa/ar-Rafiqa, Nord-Syrien, Vorgängerprojekte 1982-1995, seit 1996<br />
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Dipl.-Ing. Ulrike Siegel, Prof. Dr.-Ing. Dorothée Sack, Prof. Dr. Michael Meinecke (†)<br />
Messene, Griechenland, Die Stadtmauer, seit 2004<br />
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- Historische Bauforschung: Jürgen Giese M.A., Universität Bamberg, Dr.-Ing. Judith Ley, RWTH Aachen<br />
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- Archäologie: Ute Schwertheim M.A., FU <strong>Berlin</strong><br />
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FU <strong>Berlin</strong>, Society for Messenian Archaeological Studies, RWTH Aachen, CNRS Lattes, gefördert durch die Gerda Henkel Stiftung<br />
Tripoli, Libanon, seit 2007<br />
Akteure und ihre Lebenswelten: die Transformation der Stadt Tripoli (Libanon) während des ‚langen‘ 19. Jahrhunderts<br />
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Ing. Dorothée Sack und Prof. Dr.-Ing. Ulrike Wulf-Rheidt (Deutsches Archäologisches Institut <strong>Berlin</strong>), Kooperation mit<br />
Dr. Stefan Weber (Museum für Islamische Kunst, SMB <strong>Berlin</strong>) und dem Orient-Institut der DMG Beirut, gefördert durch die DFG<br />
<strong>Berlin</strong>-Charlottenburg, Schloss Charlottenburg, seit 2004<br />
- Bauhistorische und bauarchäologische Untersuchungen im gesamten Kellergeschoss, seit Dez. 2009<br />
Dr. Elgin von Gaisberg, Dipl.-Ing. Isabelle Frase, Tobias Horn M.A. M.Sc., Dipl.-Ing. (FH) Anja Stöcklein, cand.-arch. Franziska<br />
Streit, Prof. Dr.-Ing. Dorothée Sack<br />
Kooperation mit der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten <strong>Berlin</strong>-Brandenburg (SPSG)<br />
<strong>Berlin</strong>-Niederschönhausen, Schloss Schönhausen, 2005-2009<br />
- Bauhistorische und bauarchäologische Untersuchungen<br />
Dr. Elgin von Gaisberg, Dipl.-Ing. (FH) Antonia Brauchle M.Sc., Prof. Dr.-Ing. Dorothée Sack<br />
Kooperation mit der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten <strong>Berlin</strong>-Brandenburg (SPSG)<br />
Wittenberg, Sachsen-Anhalt. Das ernestinische Wittenberg: Die Universität und die Stadt 1486-1547, seit 2008<br />
- Bauhistorische Untersuchungen: Dr. Elgin von Gaisberg, Dipl.-Ing. (FH) Antonia Brauchle M.Sc., Dipl.-Ing. Isabelle Frase,<br />
Tobias Horn M.A. M.Sc., Prof. Dr.-Ing. Dorothée Sack<br />
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Waschke, Stiftung LEUCOREA. Landesprojekt des Landes Sachsen-Anhalt und der Stiftung LEUCOREA Wittenberg.<br />
28<br />
JAHRBUCH MSD 2008-<strong>10</strong>
LAUFENDE PROJEKTE<br />
RESAFA, SYRIEN. PILGERSTADT UND KALIFENRESIDENZ<br />
Die Kampagnen im Frühjahr und Herbst 2009<br />
Die spätantike Stadt Resafa-Sergiupolis mit ihren<br />
hoch anstehenden Wallfahrtskirchen und der etwa<br />
2km langen, bis zu einer Höhe von 15m erhaltenen<br />
Stadtmauer wurde immer wieder als eine<br />
der eindrucksvollsten Ruinenstätten des Vorderen<br />
Orients bezeichnet. Der Residenz des Kalifen Hisham<br />
b. Abd al-Malik (reg. 724-743) im südlichen<br />
Umland, deren Name Rusafat Hisham dann auch<br />
auf die Stadt überging, kommt eine besondere<br />
Bedeutung zu, da sie als eine der wenigen bedeutenden<br />
frühislamischen Siedlungen von neuzeitlicher<br />
Überbauung nahezu verschont blieb.<br />
Seit den 1950er Jahren wird der Ort mit Unterstützung<br />
des Deutschen Archäologischen Instituts<br />
(DAI) untersucht, seit 2006 wird das zunächst auf<br />
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Rusafat Hisham. Pilgerstadt und Kalifenresidenz“<br />
mit 5 Teil- und zahlreichen Unterprojekten durchgeführt,<br />
in dem der ganzheitlichen Betrachtung<br />
von Stadt und Umland als zusammenhängendem<br />
Siedlungsraum besondere Bedeutung zukommt.<br />
Im Jahr 2009 wurden eine Frühjahrskampagne<br />
vom 16. März bis 23. April und eine Herbstkampagne<br />
vom 25. August bis 1. Oktober<br />
durchgeführt. Der Schwerpunkt in der Frühjahrs-<br />
Kampagne lag auf Teilprojekt 2 ‚Archäologie und<br />
Prospektionen’. Die Nachbegehung der früheren<br />
Surveys mit dem Ziel einer feineren zeitlichen<br />
Unterscheidung der Fundplätze sowie die in den<br />
Jahren 2001 und 2007 begonnene Aufnahme<br />
von Oberflächenbefunden zur Erfassung von Architekturresten<br />
und Siedlungsstrukturen wurden<br />
fortgesetzt. Mit Geomagnetik wurde der Bereich<br />
direkt außerhalb der Stadtumwallung im Südosten<br />
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Ecke der Stadt prospektiert.<br />
Besonderes Gewicht hatten die Untersuchungen<br />
zum Verständnis der historischen Wassernutzung<br />
und der Rekonstruktion historischer Umweltbedingungen<br />
im Bereich der Kalifenresidenz im<br />
Süden der ummauerten Stadt, die als Tandem<br />
zwischen Archäologie und Physischer Geographie<br />
durchgeführt werden. Die im Jahr 2008<br />
unterbrochenen Ausgrabungen im Süden des<br />
Umlands an den Fundplätzen (FP) 220 und 143<br />
wurden wieder aufgenommen. Am FP 220 wurden<br />
im Eingangsbereich des Baus in großem<br />
Umfang Stucke gefunden, die auf eine reiche<br />
Austattung des Gebäudes und somit auf einen<br />
zur Residenz des Kalif Hisham Abd al-Malik gehörenden<br />
Palast hindeuten.<br />
Resafa, die Teilnehmer der Frühjahrskampagne 2009.<br />
30<br />
Resafa, der deutsch-syrische Workshop zum Thema der Konsolidierung der<br />
Basilika A und zum Site Management, September 2009.<br />
In der Herbstkampagne konzentrierten sich die<br />
Grabungen auf den Bereich südlich des FP 220,<br />
der bedingt durch seine Wasserversorgungsanlagen<br />
als Garten angesprochen wird. In der Mitte<br />
dieses Bereiches wurde ein umaiyadischer Pavillon<br />
ergraben, der von seiner Anlage dem bereits<br />
von Thilo Ulbert in einer Notgrabung untersuchten<br />
Pavillon FP 151 entspricht. Im Zuge der archäologischen<br />
Untersuchung des Gartenbereichs wurde<br />
zudem eine als Wasserverteiler angesprochene<br />
Anlage untersucht.<br />
Im Rahmen von Teilprojekt 1 wurden zur Ergänzung<br />
der archäologischen Karte im Hinblick auf<br />
die rezenten Veränderungen Resafas die Gespräche<br />
zur Entstehung des Dorfs und der dort<br />
wohnenden Familie fortgesetzt. Die im Herbst<br />
2008 begonnene detaillierte Aufnahme der Geländeoberfläche<br />
im Umland von Resafa wurde im<br />
Herbst 2009 auf das Gebiet außerhalb der Umgebungsstraße<br />
erweitert. Der Schwerpunkt in dieser<br />
Kampagne lag auf einer genaueren Aufnahme<br />
von Höhenprofilen im Wadi, um mit einem<br />
Digitalen Geländemodell das Abflussverhalten<br />
der saisonalen Regenfälle generieren zu können.<br />
In Teilprojekt 3 ‚Stadtmauer‘ schreitet die Vervollständigung<br />
der Grundrisszeichnung der<br />
Stadtmauer weiter voran. Detailaufnahmen der<br />
Toranlagen und ihrer späteren Zusetzungen wurden<br />
vorgenommen. Die Befundaufnahme wird<br />
schrittweise in eine Datenbank umgesetzt, um die<br />
Ergebnisse der Baubeobachtungen unter besonderen<br />
Fragestellungen, wie z.B. die abschnittsweise<br />
Ausbildung der Schlusssteine des Wehrgangs,<br />
ausgeben und visualisieren zu können.<br />
Dem Teilprojekt 4 kommt nicht nur durch die besondere<br />
Aufmerksamkeit der Direction Générale<br />
des Antiquités et des Musées de la Syrie (DGAMS)<br />
eine große Bedeutung zu. Die Bemühungen um<br />
den Erhalt der Basilika A waren in dieser Kampagne<br />
durch die erstmalige Aufstellung eines Groß-<br />
Dorothée Sack – Martin Gussone<br />
TECHNISCHE UNIVERSITÄT BERLIN, FAKULTÄT VI, INSTI<strong>TU</strong>T FÜR ARCHITEK<strong>TU</strong>R<br />
UNIV.-PROF. DR.-ING. DOROTHÉE SACK, FACHGEBIET HISTORISCHE BAUFORSCHUNG, MASTERS<strong>TU</strong>DIUM DENKMALPFLEGE,<br />
STRASSE DES 17. JUNI 152, SEKR. A 58, <strong>10</strong>623 BERLIN, TEL. 030-314-796 11, MAIL: msd@tu-berlin.de<br />
JAHRBUCH MSD 2008-<strong>10</strong><br />
Krans schon von weitem sichtbar. Ergänzt durch<br />
die Aufstellung eines Schwerlastgerüsts in der Reliquienkapelle<br />
und in der Apsis konnten gefährdete<br />
Säulenstellungen in der Reliquienkapelle und im<br />
Bereich des Obergadens gesichert sowie im östlichen<br />
Bereich des Südschiffs absturzgefährdetes<br />
Material rückgebaut werden.<br />
Die Voruntersuchungen am Zentralbau wurden<br />
fortgesetzt. Hier konzentrierten sich die Arbeiten<br />
auf die Erfassung der ehemaligen Ausstattung<br />
mit Inkrustationen, die sich nun ziemlich sicher<br />
als einer zweiten Bauphase zugehörig einordnen<br />
lassen. Zur Vorbereitung einer Anastilosis wurden<br />
die in den Grabungen der 1950er Jahre aus dem<br />
Versturz geborgenen Bauteile dokumentiert, die<br />
in den Steingärten deponiert sind. Eine Sondage<br />
im Bereich des südöstlichen Annex sollte den Anschluss<br />
des Zentralbaus an die umliegende Bebauung<br />
klären.<br />
In Teilprojekt 5 ‚Site Management’ konzentrierten<br />
sich die Arbeiten auf die Planung der Herrichtung<br />
des Turms 1 an der Südost-Ecke der Stadtmauer<br />
als Aussichtspunkt für Besucher. Im Vorfeld der<br />
Kampagne wurden in Damaskus die Layouts für<br />
sechs Informationstafeln, die auf Wunsch der<br />
DGAMS überarbeitet worden waren, und ein<br />
Informationsfaltblatt für die Besucher der Ruine<br />
an die DGAMS übergeben. Das Faltblatt wird<br />
zusammen mit der Eintrittskarte an die Besucher<br />
abgegeben. Derzeit ist eine englische Fassung<br />
erhältlich, Versionen in arabischer, deutscher und<br />
französischer Sprache sollen folgen.<br />
Die gute Zusammenarbeit mit der DGAMS wurde<br />
durch einen gemeinsamen Workshop am 16.<br />
September 2009 in Resafa bekräftigt, in dem vor<br />
allem Fragen der Konsolidierung der Basilika A<br />
sowie des Site Managements erörtert wurden.<br />
Besuche durch den Generaldirektor der DGAMS<br />
Bassam Jamous und den Direktor der Ausgrabungen<br />
Michel Maqdissi waren ein willkommener<br />
Anlass, den Stand der Arbeiten an der Basilika A<br />
sowie die Ausgrabungen im Bereich der Residenz<br />
vor Ort zu erläutern.<br />
Die Finanzierung der Arbeiten im Umland erfolgt<br />
durch die Fritz Thyssen Stiftung und bezüglich<br />
der archäologisch-geowissenschaftlichen Untersuchungen<br />
der historischen Wasserwirtschaft durch<br />
das Exellenz-Cluster Projekt ‚Topoi’, durch die FU<br />
<strong>Berlin</strong> zusätzlich unterstützt. Das Projekt ‚Stadtmauer‘<br />
wird seit 2009 von der DFG gefördert.<br />
Die Konsolidierungsmaßnahmen an der Basilika A<br />
werden durch ODA-Mittel (Official Development<br />
Assistance) des Auswärtigen Amtes, bewilligt vom<br />
Präsidenten des DAI, ermöglicht.<br />
Resafa, die Teilnehmer der Herbstkampagne 2009.
RESAFA, SYRIEN. ARCHÄOLOGISCHE KARTE<br />
��������������������������������������������<br />
Die Geschichte der Erforschung Resafas ist notwendigerweise<br />
mit der Weiterentwicklung der archäologischen<br />
Methoden und der jeweils zur Verfügung<br />
stehenden Messtechnik verknüpft. Die Forschungsreisenden,<br />
die ab der zweiten Hälfte des 19. Jh. Resafa<br />
besuchten, waren meist allein oder in kleinen Gruppen<br />
unterwegs und hielten sich in Resafa bedingt<br />
durch den Wassermangel meist nur wenige Stunden<br />
auf. Die dabei entstandenen Skizzen sind dementsprechend<br />
nicht maßstäblich und können nur ein<br />
ungefähres Bild der Stadt vermitteln (Abb. 1). Die<br />
Aufenthaltsdauer, die messtechnische Geräteausstattung<br />
und gleichermaßen deren Präzision haben<br />
seither kontinuierlich zugenommen: Inzwischen hat<br />
das ambitionierteste Bauforschungsprojekt der laufenden<br />
Projektphase, das mit einer Neuvermessung<br />
der Stadtmauer einhergeht und durch die präzise<br />
Erfassung und differenzierte Darstellung des Bestandes<br />
Fragen zur Entstehung und den anschließenden<br />
Veränderungen klären soll, eine Laufzeit<br />
von mehreren Jahren und bedient sich der aktuell<br />
modernsten Messtechnologien. Dazu gehören reflektorlose<br />
Tachymetrie, ein Differentielles-Globales-<br />
Positionierungs-System (DGPS) und terrestrische Laserscan-Verfahren,<br />
wodurch eine früher un<strong>denk</strong>bare<br />
Präzision der Abbildung erreicht sowie eine Vielzahl<br />
bislang nicht zu beantwortender Forschungsfragen<br />
bearbeitet werden können (vgl. Hof 2009).<br />
Der erste zuverlässige Stadtplan Resafas beruhte auf<br />
den Arbeiten von Johannes Kollwitz und Walter Kar-<br />
��������������������������������������������������lierte<br />
Aufnahme der archäologischen Strukturen und<br />
der Topographie intra muros wurde 1976 und 1977<br />
durch Thilo Ulbert und Herbert Tremel durchgeführt<br />
(vgl. Ulbert 1984, IX).<br />
Die notwendige Ergänzung und Aktualisierung des<br />
���������������������������������������������������������<br />
Fassung war 1996 erschienen (Sack 1996, Abb. 1)<br />
und seither wurden eine Reihe weiterer Grabungen<br />
��������������������������������������������������<br />
unter Zuhilfenahme der heutigen digitalen Methoden<br />
und technischen Möglichkeiten erfolgen.<br />
Zu diesem Zweck wurden alle bekannten Planzeichnungen<br />
ausgewertet. Dabei handelt es sich um einen<br />
sehr heterogenen Bestand, der sowohl exakte, steingerechte<br />
Bauaufnahmen und Grabungsdokumentationen,<br />
als auch abstrahierende Schemazeichnungen<br />
und einfache Prinzip-Skizzen umfasst (M. Gussone).<br />
Für jeden der vorhandenen Pläne wurden anhand<br />
eindeutiger Zeichnungsinhalte (charakteristische<br />
Bauteile oder prägnante Gebäudeecken) vor Ort<br />
durch DGPS-Aufnahmen oder tachymetrische Messungen<br />
mit einigen gut verteilten Messpunkten pro<br />
�������� �� ���� ��������� ���������� ���� �����-<br />
��������������������������������������������������<br />
Hell, D. Kurapkat, K. Eberle, B. Sattes). Grundlage<br />
der Messungen war das seit 2002 eingerichtete, auf<br />
Gauss-Krüger-Koordinaten beruhende präzise Ingenieurnetz,<br />
das 2006 weiter ausgebaut und seit 2007<br />
für alle Messungen des Resafa-Projekts übernommen<br />
wurde. (H. Heister, W. Liebl, D. Kowoll, A. Sternberg,<br />
Uni BW München-Neubiberg). Die digitalisierten<br />
Pläne wurden als Pixelbilder in einem CAD-System<br />
(ACAD) anhand der Transformationspunkte georeferenziert,<br />
wobei je nach geometrischer Planqualität<br />
mehr oder weniger aufwendige Tranformationsansätze<br />
verwendet wurden, um eine optimale Einpassung<br />
zu erreichen (M. Gussone, G. Hell). Eine Neuaufnahme<br />
aller Gebäude und Bauteile wäre nicht zu<br />
leisten und angesichts der überwiegend ausgezeichneten<br />
Aufnahmen der bisherigen Untersuchungen<br />
����� ������ ��������� ������ ������� �� ����������<br />
2008). Anschließend wurden die bestehenden Pläne<br />
mit einheitlichen Signaturen umgezeichnet (N. Erbe).<br />
Von einer automatischen Vektorisierung wurde abgesehen,<br />
da sich nach ersten Versuchen zeigte, dass<br />
der Planbestand hinsichtlich Genauigkeit und Zei-<br />
���������������������������������������������������<br />
der vektorisierten Zeichnungen wäre aufwendiger<br />
als eine gezielte Umzeichnung mit dem Ziel einer<br />
0 <strong>10</strong>0m 200m<br />
Abb. 2. Resafa, Stadtplan, Abbildung aller bisher erfassten Gebäude und archäologischen Strukturen entsprechend der jeweils letzten publizierten<br />
Planstände, neu georeferenziert und einheitlich umgezeichnet. Abbildung der Höhenlinien nach Tremel, das Straßensystem nach Westphalen,<br />
die Stadtmauer wird von Catharine Hof zu einem späteren Zeitpunkt en détail vorgestellt. M. Gussone, G. Hell, Umzeichnung: N. Erbe, 2009.<br />
Martin Gussone – Günter Hell – Mitarbeit Nicole Erbe<br />
TECHNISCHE UNIVERSITÄT BERLIN, FAKULTÄT VI, INSTI<strong>TU</strong>T FÜR ARCHITEK<strong>TU</strong>R<br />
UNIV.-PROF. DR.-ING. DOROTHÉE SACK, FACHGEBIET HISTORISCHE BAUFORSCHUNG, MASTERS<strong>TU</strong>DIUM DENKMALPFLEGE,<br />
STRASSE DES 17. JUNI 152, SEKR. A 58, <strong>10</strong>623 BERLIN, TEL. 030-314-796 11, MAIL: msd@tu-berlin.de<br />
LAUFENDE PROJEKTE<br />
Abb. 1. Resafa, Stadtplan, unmaßstäbliche Skizze, Oestrup 1895, Fig. 6.<br />
einheitlichen Darstellungsweise hinsichtlich Detaillierungs-<br />
bzw. Abstraktionsgrad.<br />
Ergänzend wurde der zur Stadtmauer gehörende<br />
Wall topographisch erfasst und ein Digitales Geländemodell<br />
erstellt (G. Hell, C. Abendschein, J. Uhl)<br />
aus dem ein Höhenschichtenplan abgeleitet wurde.<br />
Ein Desiderat bleibt die detaillierte Neuvermessung<br />
der durch Raubgrabungen stark gestörten Geländeoberfläche<br />
intra muros.<br />
In dem nun vorliegenden Stadtplan sind alle bislang<br />
erfassten baulichen Reste im neuen Koordinatensystem<br />
einheitlich georeferenziert und die Erkenntnisse<br />
der bisherigen Untersuchungen verarbeitet, wodurch<br />
eine Grundlage für die Zeitschichtenpläne geschaffen<br />
wurde, die im Rahmen der archäologischen Karte<br />
erstellt werden (Abb. 2).<br />
Somit vereinigt der nun ‚digitale‘ Stadtplan die Vorzüge<br />
der hohen Aussagedichte der steingerechten<br />
Bauaufnahmen, die durch eine Vielzahl von Archäologen<br />
und Bauforscher seit Beginn der Forschungen<br />
in Resafa angefertigt wurden, mit der präziseren<br />
Verortung infolge des Fortschritts der Messtechnik<br />
und -genauigkeiten. Der messtechnische Fortschritt<br />
ist nicht zuletzt durch die enge Zusammenarbeit mit<br />
Geo däten und Photogrammetern methodisch gewährleistet.<br />
Durch die flexiblen Darstellungsmöglichkeiten<br />
der Karteninhalte können nun mit relativ geringem<br />
Aufwand thematische Karten zu ausgewählten<br />
Fragestellungen abgeleitet werden.<br />
In Anbetracht der Tatsache, dass große Bereiche<br />
im Westen und Nordosten des Stadtareals archäologisch<br />
noch nicht untersucht sind, bietet der neue<br />
digitale Stadtplan alle Ausbauoptionen für die Zukunft.<br />
Durch die freie Kombinierbarkeit der einzelnen<br />
����������������������������������������������������-<br />
����������������������������������������������������<br />
gezielt aktualisiert werden.<br />
LITERA<strong>TU</strong>R<br />
����������������������������������������������������������������änderung<br />
und deren Datierungsrelevanz, in: Bericht über die 45.<br />
Tagung für Ausgrabungswissenschaft und Bauforschung vom 30.<br />
April bis 4. Mai 2008 in Regensburg, Koldewey-Gesellschaft 45<br />
(im Druck).<br />
�����������������������������������������������������������������<br />
����������������������������������������������������������<br />
�������������������������������������<br />
�� ���������������������������������������������������������������<br />
til den syriske Ørken. Det Kongelige Danske Videnskabernes<br />
Selskab Skrifter. Historisk og filosofisk Afhandlinger 6. R. 4, Kopenhagen<br />
1895, 14-21.<br />
�������������������������������������������������������������-<br />
������� ���� ������������������������� ������������� �� �����chäologische<br />
Untersuchung und Planung einer Teil-Anastilosis,<br />
in: MSD Jahrbuch 2007-09 (2009) 37.<br />
���������������������������������������������������������������<br />
Resafa IV (Mainz 1996).<br />
�� ������ �������� ��������� ���� �������� ����������� ����� �����������<br />
spätantike Anlage vor den Stadtmauern von Resafa. Ausgrabungen<br />
und spätantike Kleinfunde eines Surveys im Umland von<br />
Resafa-Sergiuspolis, Resafa I (Mainz 1984) VII-X.<br />
�� �������� ������������ �������� �������� ����� ���� �������������<br />
1997 bis 1999, DaM 12, 2000, 325-365.<br />
JAHRBUCH MSD 2008-<strong>10</strong> 31
LAUFENDE PROJEKTE<br />
RESAFA, SYRIEN. ARCHÄOLOGISCHE KARTE<br />
�������������������������������������������������������������������������������������������<br />
Das Ziel der begleitend zum Gesamtprojekt Resafa<br />
laufenden Studie „Dorf und Familie“ ist es, die<br />
Entwicklung des Dorfes und seiner Bewohner nachzuzeichnen<br />
und neben der Dokumentation der baulichen<br />
Strukturen der Siedlung auch das Miteinander<br />
der Archäologen und Dorfbewohner zu beleuchten.<br />
Im Jahr 1952 begannen systematische archäologische<br />
Ausgrabungen in Resafa. Gefördert vom<br />
Deutschen Archäologischen Institut (DAI) wurden sie<br />
bis 1965 unter der Leitung von Johannes Kollwitz<br />
durchgeführt. Zeitgleich lässt sich in Resafa der Beduine<br />
Hawash mit seiner Familie nieder und gibt sein<br />
Nomadenleben auf. Das Land gehörte dem Vater seiner<br />
Frau, zudem waren die zu erwartenden Einkünfte<br />
aus der Grabung ein Grund für seine Ansiedlung. Die<br />
Archäologen wohnen anfangs in der Ruine in Baum-<br />
�������������������� ��� ���� ���������� ������������<br />
einzelne Türme und Bereiche des Wehrgangs werden<br />
als Büro oder Esszimmer genutzt. Von Walter Karnapp<br />
stammt ein Entwurf für ein Grabungshaus, der jedoch<br />
nicht zur Ausführung kommt. Hawash und seine Familie<br />
haben ihr Zelt außerhalb der Ruine in der Nähe<br />
der Südostecke der Stadtmauer aufgeschlagen, zum<br />
Teil sollen sie auch im südöstlichen Turm der Stadtmauer<br />
gewohnt haben. Hawash, der seit Beginn der<br />
Ausgrabungen bei den Kampagnen mitgearbeitet hat,<br />
wird zum ersten Wächter der Grabung und der Ruine<br />
ernannt. Im Laufe der Jahre wuchs seine Familie stetig<br />
an, im Süden der Stadt entwickelte sich ein Dorf.<br />
Im Folgenden soll das Anwesen des Dorfgründers<br />
Hawash ‚Abu Ahmed‘ vorgestellt werden, das heutige<br />
Grabungshaus. Am Nordrand der Siedlung gelegen,<br />
stellt es den Ursprung des Dorfes dar.<br />
Etwa um 1966 errichtete Hawash die ersten Räume<br />
seines Anwesens. Auf dem Plan der archäologischen<br />
Strukturen von 1977 ist es bereits nahezu in seiner<br />
größten Ausdehnung zu sehen. Die Abfolge der Entstehung<br />
des Anwesens von Abu Ahmed ist nicht ganz<br />
eindeutig, uns wurden mehrere Varianten erzählt. Die<br />
aktuellste und auch plausibelste ist folgende:<br />
Zuerst wurde ein lang gestrecktes Einraum-Haus aus<br />
den örtlich vorkommenden Bruchsteinen errichtet.<br />
Als nächstes wird nach Westen, etwas abgerückt,<br />
ein Empfangsraum für Gäste, eine Madafa gebaut.<br />
Danach soll der Zwischenraum zwischen dem ersten<br />
Zimmer und der westlich gelegenen Madafa geschlossen<br />
worden sein. Es folgten östlich des ersten<br />
Zimmers zwei Räume in einem Zug. Im Hof südlich<br />
des Haupthauses entsteht auf der Westseite ein Zimmer<br />
aus Lehmziegeln für die zweite Frau von Abu<br />
Ahmed. Gegenüberliegend, auf der Ostseite, wird<br />
ein Gebäude aus zwei Räumen bestehend errichtet,<br />
das den Küchen- und Backraum sowie einen Sta-<br />
����������������������������������������������������<br />
Haupthaus ein niedrigerer Nebenraum von untergeordneter<br />
Funktion angebaut.<br />
32<br />
Neben dem Anwesen von Hawash ‚Abu Ahmed‘<br />
����������� ���������� ���� ���� ��������� ��������<br />
Haus im Süden auf der nächsten Anhöhe.<br />
Eine Zäsur stellt die Wiederaufnahme der Grabungen<br />
im Jahr 1976 unter der Leitung von Thilo<br />
Ulbert dar, als das DAI Untermieter im Anwesen<br />
von Abu Ahmed wird. Während der Kampagnen<br />
wohnen die deutschen Archäologen im Haupthaus,<br />
die Familie beschränkt sich auf die Räume<br />
im Hof. Abu Ahmed nutzt das Zimmer der zweiten<br />
Frau als offiziellen Empfangsraum, für diese wird<br />
temporär ein Zelt errichtet. Außerhalb der Kampagnen<br />
wird alles Mobiliar der Grabung in den<br />
östlichen Anbau geräumt. In der ersten Zeit waren<br />
die baulichen Anpassungen gering. Es wurde ein<br />
Sanitärtrakt mit Dusche, Toilette, Waschraum und<br />
Gerätekammer (Mstauda) gebaut, sonst passte<br />
man sich innerhalb der bestehenden Strukturen<br />
den wechselnden Gegebenheiten an. In der Folge<br />
entstehen Ställe und ein Pferch an der Westseite<br />
und ein weiterer Stall an der Ostseite des Anwesens,<br />
ein Zeichen zunehmender Schafhaltung und<br />
wirtschaftlicher Prosperität. Etwas später wird das<br />
Zimmer der zweiten Frau massiv erneuert, als diese<br />
im Süden des Dorfes ein eigenes Einraumhaus<br />
erhält.<br />
Die Verhältnisse ändern sich wesentlich 1992,<br />
nach dem Tod von Hawash ‚Abu Ahmed‘. Das<br />
DAI, vertreten durch den Grabungsleiter Thilo Ul-<br />
��������������������������������������������sten<br />
Sohn. Nun folgen erhebliche bauliche Anpassungen<br />
in mehreren Schritten. Auf der Nordseite<br />
wird ein Zimmer aus Betonsteinen mit einer großen<br />
Terrasse errichtet, die Räume werden um ca. 50cm<br />
erhöht und alle ursprünglich aus Holzbalken mit<br />
Lehmdeckung bestehenden Dächer sukzessive<br />
durch Betondächer ersetzt. Der Sanitärtrakt wird<br />
in Betonstein-Bauweise erneuert, die Bauten an<br />
der Ostseite des Anwesens werden um der schönen<br />
Aussicht in das Umland willen abgerissen.<br />
Gleichzeitig werden die früheren Holztüren und<br />
-fenster durch Stahl-Glas-Konstruktionen ersetzt.<br />
Das Grundstück wird mit einer halbhohen Mauer<br />
umgeben.<br />
Vor und kurz nach der Herbstkampagne 2006 entstehen<br />
weitere Bauten, um das Ensemble des Grabungshauses<br />
abzurunden und weiteren Platz für<br />
das unter der Leitung von Dorothée Sack laufende<br />
Projekt zu schaffen. Bei Bedarf werden zusätzlich<br />
Baumwollpflückerzelte an der Ostseite des Anwesens<br />
errichtet. Wie auch in den ersten Jahren steht<br />
die Flexibilität der Nutzung im Vordergrund: nach<br />
Bedarf werden Räume als Arbeits- oder Schlafräume<br />
und die Fläche draußen oder drinnen genutzt<br />
oder zeitweilig Zelte aufgestellt, um temporär gestiegenen<br />
Raumbedarf aufzufangen.<br />
Martin Gussone – Anne Mollenhauer<br />
TECHNISCHE UNIVERSITÄT BERLIN, FAKULTÄT VI, INSTI<strong>TU</strong>T FÜR ARCHITEK<strong>TU</strong>R<br />
UNIV.-PROF. DR.-ING. DOROTHÉE SACK, FACHGEBIET HISTORISCHE BAUFORSCHUNG, MASTERS<strong>TU</strong>DIUM DENKMALPFLEGE,<br />
STRASSE DES 17. JUNI 152, SEKR. A 58, <strong>10</strong>623 BERLIN, TEL. 030-314-796 11, MAIL: MSD@<strong>TU</strong>-BERLIN.DE<br />
JAHRBUCH MSD 2008-<strong>10</strong><br />
Resafa, Grabungshaus, Panorama von Südost, M. Gussone 2009.<br />
Resafa, Skizze der Stadtanlage (Detail Südost-Ecke), W. Müller-Wiener, 1957.<br />
Resafa, Zelte intra muros, W. Karnapp 1954, Archiv W. Müller-Wiener Darmstadt.<br />
Resafa, Entwurf Grabungshaus, W. Karnapp 1954, Archiv DAI <strong>Berlin</strong>.<br />
0 50m <strong>10</strong>0m 150m 200m<br />
Resafa, topographischer Plan, Detail, H. Tremel 1977, Archiv DAI <strong>Berlin</strong>.<br />
0 50m<br />
Resafa, Grabungshaus, Isometrie, Blick von Südwesten, M. Gussone 2009.
RESAFA, SYRIEN. ARCHÄOLOGIE UND PROSPEKTIONEN<br />
�����������������������������������������������������������������������������<br />
Die bisherigen geophysikalischen Prospektionskampagnen<br />
in Resafa seit 1997 fanden im Umland statt.<br />
Zunächst galten die Arbeiten der Prospektion der<br />
weitläufigen Kalifenresidenz Rusafat Hisham, die sich<br />
südlich der mit einer gewaltigen Mauer befestigten<br />
Stadtanlage Resafa-Sergiupolis erstreckt. Dabei kam<br />
hauptsächlich die magnetische Prospektion mit dem<br />
Cäsiummagnetometer Scintrex Smartmag SM4G<br />
in der sogenannten Duo-Sensor Konfiguration zum<br />
Einsatz. Auf diese Weise konnte pro Tag eine Fläche<br />
��������������������������������������������������<br />
�������������������������������������������sungen<br />
pro Hektar! Bei einigen wenigen ausgewählten<br />
Bereichen wurde auch die Elektrik als Erdwiderstandsmessung<br />
im Halbmeterraster erprobt. Obwohl<br />
dieses Verfahren zusätzliche Informationen zur Magnetik<br />
liefert, musste es nach wenigen Testmessungen<br />
aufgegeben werden, weil es sich als zu langsam<br />
erwies. Außerdem bereitete der steinige Boden und<br />
der teilweise oberflächennah anstehende Gips (Anhydrid)<br />
Probleme bei der galvanischen Ankoppelung<br />
der Elektroden. Im Jahr 2007 wurden große Flächen<br />
(etwa 20 Hektar) nördlich der Stadt magnetisch prospektiert,<br />
wobei insbesondere die großen Nekropolen<br />
(aus byzantinischer und islamischer Zeit) sichtbar<br />
gemacht werden konnten. 1<br />
2009 kam dann erstmals die Magnetik innerhalb der<br />
antiken Stadt Resafa-Sergiupolis mit dem Cäsiummagnetometer<br />
Geometrics G-858G zum Einsatz. In<br />
Anbetracht der durch Raubgrabungen, Schnitte und<br />
Schutthalden der früheren Grabungen stark gestörten<br />
Oberfläche in der Stadt musste eine erfolgreiche magnetische<br />
Prospektion sehr in Frage gestellt werden.<br />
Die Ergebnisse übertrafen aber alle Erwartungen,<br />
obwohl hauptsächlich nur in den vom Bulldozer pla-<br />
�������� �� ����� ����� ���������� �������� �� ���������<br />
werden konnte. Zur Erfassung der archäologischen<br />
Strukturen ist es jedoch unerlässlich, dass die Flächen<br />
in geraden Halbmeterbahnen mit exakt gleicher<br />
Geschwindigkeit „abgescannt“ und die Sensoren in<br />
einem ebenso exakten Abstand vom Boden geführt<br />
����������������������������������������������������������<br />
der alten Raubgrabungen, die fast den gesamten Innenraum<br />
der Stadt stören, nicht möglich. Immerhin<br />
sind auf der Ostseite der Stadt bis an die Stadtmauer<br />
größere Areale zu finden, wo wenigstens in geraden<br />
Bahnen gegangen werden konnte.<br />
Die Magnetogramme „intra muros“ erweitern die<br />
Kenntnis der Struktur und Architektur dieser Stadt<br />
ganz erheblich. So konnte eine der Hauptachsen der<br />
Stadt etwa vom Zentrum bis zum Ost-Tor mit mehreren<br />
Ausbauphasen sichtbar gemacht werden. Auf<br />
der südlichen Seite dieser Oststrasse konnte - schon<br />
��������� ����� ��� ������� �� ���� �������� ���� ������<br />
außergewöhnlichen Architektur ausgemacht werden,<br />
der bislang keine Entsprechung in Resafa oder<br />
anderen byzantinisch-islamischen Städten hat. Der<br />
negative Magnetisierungskontrast (helles Lineament<br />
im Magnetogramm) läßt einen Bau aus Anhydrid<br />
vermuten. Im Zentrum liegt möglicherweise ein Kuppelbau<br />
(etwa 1,5 m dicke Mauer mit Stützpfeilern,<br />
<strong>10</strong> m Durchmesser), gefolgt von einer Mauer mit<br />
18 m Durchmesser mit radialen Segmenten und<br />
ein weiteres Rund ebenfalls mit radialsymetrischen<br />
Segmenten (gesamter Durchmesser etwa 28 m).<br />
Dies äußere Rund ist auf der Südseite nicht mehr<br />
sichtbar oder überbaut worden. Über eine Zweckbestimmung<br />
dieses Rundbaus kann vorläufig nur<br />
spekuliert werden.<br />
Becker Archaeological Prospection<br />
Beuerberg Loisachweg 32<br />
D-82547 Eurasburg<br />
becker.mag@googlemail.com<br />
www.becker-prospection.com<br />
Helmut Becker mit dem Geometrics Cäsiummagnetometer in<br />
Duo-Sensor Konfiguration und seinen Assistentinnen Nejme und<br />
Nabha im Hof der Großen Moschee, 2009.<br />
In der Fläche entlang der östlichen Stadtmauer<br />
liegen südlich des Rundbaus weitere große rechteckige<br />
Gebäude. Weitere kleinere rechteckige<br />
Bauten aus gebrannten Ziegeln (positiver Magnetisierungskontrast)<br />
können wohl als Zisternen gedeutet<br />
werden.<br />
Im Hof der Großen Moschee konnten die Fundamente<br />
des Riwaqs nachgewiesen werden, der mit<br />
der Großen Moschee angelegt, jedoch wohl niemals<br />
zur Ausführung kam. In der nordwestlichen<br />
Ecke des Hofes können die Spuren des sog. Steinbaus<br />
ausgemacht werden, der möglicherweise<br />
einem römischen Horreum entspricht. 2<br />
Große Moschee<br />
Basilika A<br />
Helmut Becker<br />
TECHNISCHE UNIVERSITÄT BERLIN, FAKULTÄT VI, INSTI<strong>TU</strong>T FÜR ARCHITEK<strong>TU</strong>R<br />
UNIV.-PROF. DR.-ING. DOROTHÉE SACK, FACHGEBIET HISTORISCHE BAUFORSCHUNG, MASTERS<strong>TU</strong>DIUM DENKMALPFLEGE,<br />
STRASSE DES 17. JUNI 152, SEKR. A 58, <strong>10</strong>623 BERLIN, TEL. 030-314-796 11, MAIL: msd@tu-berlin.de<br />
LAUFENDE PROJEKTE<br />
In der Fläche westlich der Großen Moschee gelang<br />
die Vervollständigung des Planes des Basars.<br />
Ein großer Eckraum und eine Flucht von 5<br />
Doppelräumen bilden die nordwestliche Ecke des<br />
Basars. 3 In diesem Magnetogramm ist außerdem<br />
die zum Südtor führende Straße gut zu erkennen.<br />
Der knapp 40 m breite Streifen entlang der<br />
südlichen Stadtmauer ist leider durch gewaltige<br />
Schuttablagerungen derart gestört, dass sich keine<br />
zusammenhängende Architektur ausmachen<br />
läßt. Auch die Flächen außerhalb von Stadtmauer<br />
und Graben auf der südlichen sowie östlichen<br />
Seite sind weitgehend durch Planierungen und<br />
Schuttablagerungen gestört.<br />
ANMERKUNGEN<br />
1 vgl. Dorothée Sack, Helmut Becker, Manfred Stephani, Faris<br />
Chouker, Resafa-Umland, Archäologische Geländebegehungen,<br />
geophysikalische Untersuchungen und digitale Gelän-<br />
��������������������������������������������������������������<br />
�������������������������������������������������������<br />
Helmut Becker, Resafa, Syrien. Archäologie und Prospektionen.<br />
Magnetische Prospektion in Resafa-Nord, Frühjahr 2007, in:<br />
��������������������������������<br />
��������������������������������������������������������������<br />
Hisham, Resafa IV (1996), 42. 64. Beilage 2.<br />
3 vgl. Thilo Ulbert, Beobachtungen im Westhofbereich der Großen<br />
Basilika von Resafa, DaM 6, 1992, 403-416.<br />
Basilika C<br />
Resafa, Kompilation der Magnetogramme aus dem östlichen Stadtgebiet auf dem neuen Stadtplan. Cäsiummagnetometrie, Duo-Sensor,<br />
�������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������<br />
���������������������������������������������������������������������������������������������������<br />
JAHRBUCH MSD 2008-<strong>10</strong> 33
LAUFENDE PROJEKTE<br />
RESAFA – RUSAFAT HISHAM, SYRIEN. ARCHÄOLOGIE UND PROSPEKTIONEN<br />
Kalif und Hofstaat<br />
Im Rahmen der Bearbeitung der „Archäologischen<br />
Karte“ und des TP 2 „Archäologie und<br />
Prospektion“ rückt nun die Untersuchung der Residenz<br />
als Gesamtanlage aus umaiyadischer Zeit<br />
wieder in den Vordergrund. Die gezielt durchgeführten<br />
archäologischen Sondagen, die Aufnahme<br />
der obertägig sichtbaren und im Zusammenhang<br />
aufspürbaren Befunde zur Architektur sowie<br />
����������������������������������������� 1 ���<br />
mit dem Ziel der nochmaligen Bewertung der an<br />
der Oberfläche auffindbaren Keramik, Kleinfunde<br />
und Schlacken lassen es nun zu, ein differenziertes<br />
Bild der Gesamtanlage zu entwerfen.<br />
Um die nun erzielten Ergebnisse richtig bewerten<br />
zu können, ist es aber notwendig noch einmal<br />
den Blick zurück zu werfen auf die im Jahr<br />
�����������������������������������������gangspunkt<br />
für die Bearbeitung des Umlands war<br />
der unter der Leitung von Thilo Ulbert von Michael<br />
Mackensen und Herbert Tremel durchgeführte<br />
1. Survey-Rundgang bei dem 3<strong>10</strong> Fundplätze (FP)<br />
lokalisiert und vermessen wurden. 2 Gleichzeitig<br />
wurde eine erste Einordnung der Befunde vorgenommen,<br />
die zum Teil in Band 1 der Resafa-Reihe<br />
vorgelegt wurden. Auf dieser Basis wurde dann<br />
im Jahr 1983 parallel zur Grabung in der Großen<br />
Moschee ein 2. Survey-Rundgang begonnen,<br />
bei dem die erste Bewertung und Zuordnung der<br />
sich nur als schwache Wallformationen und als<br />
einige Mauerzüge darstellenden Architektur in ih-<br />
���������������������������������������������<br />
man nur als junger unvoreingenommener und<br />
noch nicht alle Konsequenzen überschauender<br />
���������������������������������������������<br />
Untersuchungen, die Katharina Otto-Dorn schon<br />
�������� ������������ ������ �� ���� ���� ������<br />
sie erstmals den dann als FP <strong>10</strong>6 bezeichneten<br />
Platz als „Palast des Hisham“ angesprochen hatte,<br />
zunächst eine Zuordnung nach palastähnlichen<br />
Gebäuden und Nebengebäuden vorgenommen.<br />
Diese Funktionszuweisung führte zu<br />
einer Festlegung von 6 Palastkomplexen (PK), die<br />
sich jeweils als Gruppen, bestehend aus einem<br />
Abb. 1. Resafa, Lageplan des südlichen Umlands mit Eintragung der sechs<br />
sogenannten Palastkomplexe (D. Sack 1998, CAD M. Gussone 2004).<br />
34<br />
Haupt-Wadi<br />
PK III<br />
PK IV<br />
FP 143<br />
Wadi-Bucht<br />
PK VI<br />
FP 220<br />
FP <strong>10</strong>6<br />
PK I<br />
PK II<br />
PK V<br />
FP <strong>10</strong>9<br />
FP 182<br />
Hauptbau und den zugehörigen Nebenbauten,<br />
ablesen ließen (Abb. 1). 3 Diese Einteilung blieb<br />
����� ����� ������ ���� ��������������� �������� ���bindlich,<br />
denn zunächst hatte sich auf dem Weg<br />
über diese Zuordnung ergeben, dass der in den<br />
arabischen Quellen genannte zweite Palast des<br />
Hisham möglicherweise an der Abbruchkante<br />
zum Wadi gelegen, im FP 143 zu vermuten sei.<br />
Diese Anlage zeigte sich sowohl bei den auch in<br />
den 1990er Jahren immer wieder durchgeführten<br />
Begehungen, dem Caesiummagnetogramm und<br />
auch in dem 1999 aufgenommenen Luftbild<br />
(Abb. 2) als besonders vielversprechend. Zudem<br />
war er an einer landschaftlich exponierten Stelle<br />
errichtet. Diese Einschätzung zerschlug sich dann<br />
im Herbst 2006, denn bei den hier mit großen Erwartungen<br />
durchgeführten Grabungen kam zwar<br />
ein größeres in Teilen repräsentativ ausgestattetes<br />
Gebäude zu Tage, aber an einen Kalifenpalast<br />
�����������������������������������������������leicht<br />
an einen Bau, der dem Hofstaat des Kalifen<br />
Hisham zuzuordnen ist. Des Weiteren ergab sich<br />
����������������������������������������������<br />
dann ab 2007 jeweils im Frühjahr bei feuchtem<br />
���������������������������������������������tur-Funde,<br />
dass die großen als Nebengebäude<br />
angesprochenen Bauten FP <strong>10</strong>9 und 182 sich<br />
eher auch als palastähnliche Bauten interpretieren<br />
ließen. 4 Also handelt es sich noch einmal um<br />
Bauten, die auch eher höfischen Würdenträgern<br />
zuzuordnen, denn als Nebengebäuden oder gar<br />
Wirtschaftsgebäuden anzusprechen sind.<br />
Mit diesen Feststellungen war es nun angezeigt,<br />
eine erste Neubewertung und andersartige Zuordnung<br />
der archäologischen Funde und der an<br />
der Oberfläche sichtbaren Befunde vorzunehmen.<br />
Danach stellt sich nun das Bild wie folgt dar: Das<br />
Areal der Residenz wird durch die Wadi-Bucht in<br />
zwei Teile gegliedert. Der nördliche Teil zu dem<br />
auch FP <strong>10</strong>6 - nach Katharina Otto-Dorn der<br />
������������������������������������������������ellen<br />
Bereich der Residenz. Hier sind neben dem<br />
genannten Kalifenpalast in den weiteren pala-<br />
Abb. 3. Resafa, Plan des nördlichen Bereichs der Residenz des Kalifen Hisham b. Abd al-Malik im Süden der Stadt Resafa,<br />
������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������<br />
Dorothée Sack<br />
TECHNISCHE UNIVERSITÄT BERLIN, FAKULTÄT VI, INSTI<strong>TU</strong>T FÜR ARCHITEK<strong>TU</strong>R<br />
UNIV.-PROF. DR.-ING. DOROTHÉE SACK, FACHGEBIET HISTORISCHE BAUFORSCHUNG, MASTERS<strong>TU</strong>DIUM DENKMALPFLEGE,<br />
STRASSE DES 17. JUNI 152, SEKR. A 58, <strong>10</strong>623 BERLIN, TEL. 030-314-796 11, MAIL: msd@tu-berlin.de<br />
JAHRBUCH MSD 2008-<strong>10</strong><br />
Wadi-Bucht<br />
Abb. 2. Resafa, FP 143, Luftbild von Süden (M. Stephani 1999).<br />
stähnlichen Gebäuden, die sich derweil nur nach<br />
der Größe unterscheiden lassen (Abb. 3), der kalifale<br />
Hofstaat untergebracht. Im südlichen Teil mit<br />
den PK V und VI lassen sich dagegen noch voneinander<br />
abgrenzbare Palastkomplexe ausmachen.<br />
Zu dem am weitesten südlich angeordneten FP<br />
220 gehört auch ein sich nach Süden anschließendes<br />
Gartenareal. 5 Dieser Komplex wird als<br />
weiterer Kalifenpalast angesprochen und zwar<br />
als einer, der einen mehr privaten Charakter hat.<br />
Weitere Untersuchungen müssen noch zeigen, ob<br />
der im Südwesten des nördlichen Residenzareal<br />
gelegene FP 145 möglicherweise auch noch einen<br />
Kalifenpalast birgt, wie in der Nachbarschaft<br />
gefundene Stucke vermuten lassen.<br />
Unter dem Titel „Kalif und Hofstaat“ wird auch<br />
im Rahmen der Schlusspublikation des Gesamtprojekts<br />
„Resafa“ die Gesamtbewertung der Residenzanlage<br />
vorgenommen werden.<br />
ANMERKUNGEN<br />
����������������������������������������������������������������<br />
Jahrbuch.<br />
2 Michael Mackensen, Eine befestigte spätantike Anlage vor den<br />
Stadtmauern von Resafa. Ausgrabungen und spätantike Kleinfunde<br />
eines Surveys im Umland von Resafa-Sergiuspolis, Resafa<br />
I (Mainz 1984).<br />
3 Dorothée Sack, Das islamische Resafa, in: [Koldewey-Gesellschaft]<br />
Bericht über die 33. Tagung für Ausgrabungswissenschaften<br />
und Bauforschung vom 30.Mai bis 3.Juni 1984 in Trier<br />
(Bonn 1986) 38 - 41.<br />
4 s. Beitrag Ulrike Siegel in diesem Jahrbuch.<br />
������������������������������������������������������������������<br />
Kalifengebäude<br />
Hofstaat - Gebäude groß<br />
Hofstaat - Gebäude klein<br />
Herberge/Gäste<br />
Garten<br />
Landschaft
LAUFENDE PROJEKTE<br />
RESAFA – RUSAFAT HISHAM, SYRIEN. ARCHÄOLOGIE UND PROSPEKTIONEN<br />
Mehr als eine Kalifenresidenz - das südliche Umland von Resafa zwischen Spätantike und aiyubidischer Zeit<br />
Die Nachbegehung der Fundplätze im Umland<br />
von Resafa ist dem Teilprojekt 2 ‚Archäologie und<br />
Prospektionen‘ zugeordnet. Zugleich werden mit<br />
der Kartierung von Nutzungsphasen der Siedlungsstrukturen<br />
extra muros wichtige Grundlagen<br />
für die Erstellung der ‚Archäologischen Karte‘ im<br />
Teilprojekt 1 erarbeitet. Auf die Vorarbeiten von<br />
�������������������������������������������<br />
seit 1994) aufbauend, werden die Fundplätze im<br />
südlichen Umland systematisch nachbegangen.<br />
Ziel der Nachbegehungen ist die Verfeinerung<br />
der zeitlichen Einordnung der Fundplätze, die<br />
in den früheren Surveys erstmals vorgenommen<br />
wurde. 1 Zu Beginn des Jahres 2009 wurde die<br />
von M. Mackensen 1977 gesammelte Survey-<br />
Keramik mit denselben Kriterien erfasst, die bei<br />
den Begehungen vor Ort angewandt werden. 2<br />
Das Material wird in der Archäologischen Staatssammlung<br />
in München aufbewahrt und ist bisher<br />
nur zum Teil publiziert. 3 Die Begutachtung des<br />
Münchener Survey-Materials diente der Überprüfung<br />
und dem Abgleich der Kriterien des Survey<br />
von 1977 und den zur Zeit durchgeführten Nachbegehungen,<br />
da seit dem ersten Survey die Möglichkeiten<br />
der Bewertung des übergangszeitlichen<br />
Fundmaterials und der Abgrenzung von spätantiken<br />
und frühislamischen Typologien deutlich verfeinert<br />
wurden.<br />
Die in der Herbstkampagne 2008 begonnenen<br />
systematischen Begehungen im Umland wurden<br />
in der Frühjahrskampagne 2009 fortgesetzt. Der<br />
Schwerpunkt der Arbeiten lag im Bereich zwischen<br />
der Kante zum Wadi im Westen und der von der<br />
Südost-Ecke der Stadtmauer nach Süden führenden<br />
Piste im Osten. Nördlich bildete der Südrand<br />
des Dorfes die Grenze, im Süden die sogenannte<br />
Wadi-Bucht. Dabei wurden die in der Ebene liegenden<br />
Fundplätze zwischen dem Wasserspeicher<br />
(FP 155-157) im Westen und den höhergelegenen<br />
Bauten um den FP 199 im Osten eingeschlossen.<br />
Zusätzlich wurden im Norden (FP 32, 35, 36) und<br />
Osten (FP 124, 194) weitere Testbegehungen au-<br />
Resafa, südliches Umland, Blick von Südwest, M. Stephani 1999.<br />
Resafa, südliches Umland, Fundvorkommen in abbasidischer Zeit,<br />
�����������������������������������<br />
ßerhalb des Kernbereichs der Residenz des Kalifen<br />
Hisham b. Abd al-Malik (reg. 724-743) durchgeführt,<br />
um das Spektrum der Fundverteilung in den<br />
noch zu begehenden Bereichen exemplarisch zu<br />
vergleichen.<br />
Als erste Ergebnisse der Nachbegehungen in der<br />
Frühjahrskampagne 2009 lassen sich folgende<br />
Beobachtungen zusammenfassen:<br />
Die bereits im Herbst 2008 beobachtete sehr viel<br />
feinere chronologische Differenzierung der Besiedlung<br />
des Umlands von Resafa konnte bestätigt<br />
werden. Ein wesentliches Ergebnis ist, dass die<br />
Fundverteilung der Fundplätze im Westen der Piste<br />
eine deutlich andere Zeitstellung abbildet, als das<br />
Fundvorkommen der Fundplätze östlich der Piste.<br />
Während sich im „Quartier Ost“ eine deutliche<br />
umaiyadische Besiedlung mit sekundären Nachnutzungen<br />
von der abbasidischen bis zur aiyubidischen<br />
Zeit belegen ließ, zeigt sich im „Quartier<br />
West“ ein deutlich anderes Muster. Hier überwiegt<br />
zwar auch das umaiyadische Fundvorkommen,<br />
anstatt der späteren Nutzung ist hier jedoch entsprechend<br />
des Vorkommens spätantiker Funde<br />
eine frühere Besiedlung anzunehmen, wie bereits<br />
von Christoph Konrad gemutmaßt wurde. 4 Eine<br />
auffällige Ausnahme bildet der Bereich nördlich<br />
des FP 146, der sich inselartig abhebt. Hier überwiegen<br />
aiyubidisch datierende Funde vor Funden<br />
umaiyadischer und spätantiker Zeitstellung. Als<br />
Ursache der Nutzungskontinuität dieses Platzes ist<br />
möglicherweise die dort durch eine Wasserleitung<br />
belegte Einrichtung zur Wasserversorgung anzusprechen.<br />
Eine weitere auffällige Ausnahmesituation stellt<br />
das kontinuierliche Fundvorkommen am FP 168<br />
dar. Hier sind umaiyadische und abbasidische<br />
Funde, solche der Zeit der nomadischen Vorherrschaft<br />
bis hin zu aus aiyubidischer Zeit datierende<br />
Funde zu beobachten. Im Zusammenhang mit der<br />
Lage des Fundplatzes an einer erhöhten Stelle der<br />
zur Südost-Ecke der Stadtmauer bzw. östlich an<br />
der Stadt vorbeiführenden Straße ist eine Wächter-<br />
Resafa, südliches Umland, Fundvorkommen in spätantiker Zeit,<br />
�����������������������������������<br />
Resafa, südliches Umland, Fundvorkommen zur Zeit der nomadischen<br />
�������������������������������������������������<br />
Martin Gussone – Martina Müller-Wiener<br />
UNIVERSITÄT BONN, INSTI<strong>TU</strong>T FÜR ORIENT- UND ASIENWISSENSCHAFTEN, ABTL. FÜR ASIATISCHE UND ISLAMISCHE KUNSTGESCHICHTE<br />
TECHNISCHE UNIVERSITÄT BERLIN, FAKULTÄT VI, INSTI<strong>TU</strong>T FÜR ARCHITEK<strong>TU</strong>R<br />
UNIV.-PROF. DR.-ING. DOROTHÉE SACK, FACHGEBIET HISTORISCHE BAUFORSCHUNG, MASTERS<strong>TU</strong>DIUM DENKMALPFLEGE,<br />
STRASSE DES 17. JUNI 152, SEKR. A 58, <strong>10</strong>623 BERLIN, TEL. 030-314-796 11, MAIL: msd@tu-berlin.de<br />
beziehungsweise Kontrollfunktion anzunehmen. 5<br />
Ein weiterer bemerkenswerter Befund ist das<br />
deutliche Vorkommen von Schlacke und aufgeschmolzenen<br />
Ziegeln an den in der ‚Wadi-Bucht‘<br />
���������� ������������ ���� ���������� ���� ���<br />
die Beobachtungen an den ähnlich in einer<br />
saisonal wasserführenden Senke gelegenen FP<br />
174 und 181 im Bereich östlich der FP <strong>10</strong>9 und<br />
182 anschließt, die ein vergleichbares Fundvorkommen<br />
zeigten.<br />
Weiter zu verfolgen ist die Beobachtung, dass<br />
die Fundplätze eine sehr unterschiedliche Dichte<br />
und variierende Spektren an Fundmaterial<br />
aufweisen. Zum einen scheint die Entfernung<br />
zum „Zentrum“ der Siedlung ein Kriterium der<br />
Funddichte zu sein. Zum anderen sind die aus<br />
dem Fundmaterial abzuleitenden Funktionen<br />
der Anlagen (Produktionsstätten, Palastarchitektur,<br />
Versorgungseinrichtungen) als Ursache<br />
des Fundspektrums anzunehmen. Ein weiterer<br />
Erklärungsansatz für die variierenden Dichten<br />
und Spektren des Fundvorkommens könnte eine<br />
unterschiedliche Besiedlungsdauer der Anlagen<br />
sein.<br />
ANMERKUNGEN<br />
1 Michael Mackensen, Eine befestigte spätantike Anlage vor<br />
den Stadtmauern von Resafa. Ausgrabungen und spätantike<br />
Kleinfunde eines Surveys im Umland von Resafa-Sergiuspolis,<br />
Resafa I (Mainz 1984). Dorothée Sack, Das islamische Resafa,<br />
in: [Koldewey-Gesellschaft] Bericht über die 33. Tagung für<br />
Ausgrabungswissenschaften und Bauforschung vom 30. Mai<br />
bis 3. Juni 1984 in Trier (Bonn 1988) 38-41.<br />
�������������������������������������������������������������-<br />
�������������������������������������������������������plätze<br />
im Umland von Resafa. Erste Ergebnisse zum ‚Quartier<br />
Ost’, in: MSD Jahrbuch 2007-09 (2009) 29.<br />
3 Mackensen 1984, 37-84.<br />
�� ���������������������������������������������������������������<br />
und Prospektionen. Historische Topographie der Kalifenresidenz,<br />
���������������������������������������������������������<br />
62. 81-82.<br />
�� ������� �������� �� ��������� ����� �� ������� �������� ��������<br />
�������� ������������ ���� �������������� �� ����������� ����<br />
Prospektionsdaten im Hinblick auf die Erschließung und Gebäudeorientierung,<br />
in: MSD Jahrbuch 2007-09 (2009) 30.<br />
Resafa, südliches Umland, Fundvorkommen in umaiyadischer Zeit,<br />
�����������������������������������<br />
Resafa, südliches Umland, Fundvorkommen in aiyubidischer Zeit,<br />
�����������������������������������<br />
JAHRBUCH MSD 2008-<strong>10</strong> 35
36<br />
Martin Gussone<br />
TECHNISCHE UNIVERSITÄT BERLIN, FAKULTÄT VI, INSTI<strong>TU</strong>T FÜR ARCHITEK<strong>TU</strong>R<br />
UNIV.-PROF. DR.-ING. DOROTHÉE SACK, FACHGEBIET HISTORISCHE BAUFORSCHUNG, MASTERS<strong>TU</strong>DIUM DENKMALPFLEGE,<br />
STRASSE DES 17. JUNI 152, SEKR. A 58, <strong>10</strong>623 BERLIN, TEL. 030-314-796 11, MAIL: msd@tu-berlin.de<br />
UNIVERSITÄT BONN, INSTI<strong>TU</strong>T FÜR ORIENT- UND ASIENWISSENSCHAFTEN, ABTL. FÜR ASIATISCHE UND ISLAMISCHE KUNSTGESCHICHTE<br />
JAHRBUCH MSD 2008-<strong>10</strong><br />
LAUFENDE PROJEKTE<br />
RESAFA – RUSAFAT HISHAM, SYRIEN. ARCHÄOLOGIE UND PROSPEKTIONEN<br />
Digitaler Fundplatzkatalog am Beispiel von Fundplatz <strong>10</strong>9<br />
Die bis jetzt verbindliche Grundlage der Bezeichnung<br />
der archäologischen Strukturen und Ausgangspunkt<br />
für die Arbeiten im Umland von Resafa<br />
sind die 3<strong>10</strong> Fundplätze (FP), die bei dem ersten<br />
Survey 1977 erfasst wurden. 1 Als ein Bestandteil<br />
der Untersuchungen in der jetzigen Projektphase<br />
werden die hier seit 1997 durchgeführten geophysikalischen<br />
Prospektionen und geodätischen<br />
Arbeiten weiter ausgewertet. 2 Die Einzelergebnisse<br />
sollen in einem digitalen Fundplatz-Katalog<br />
zusammengeführt und mit den Erkenntnissen der<br />
archäologischen Surveys abgeglichen werden. Beispielhaft<br />
wird hier das Material zum FP <strong>10</strong>9 dargestellt,<br />
der sich bei der Aufnahme der Oberflächenbefunde<br />
und der Nachbegehung der Surveys<br />
besonders abzeichnete. 3<br />
Datengrundlagen<br />
In der Survey-Kartei notierte M. Mackensen zu dem<br />
ca. 350m südöstlich der Stadtmauer von Resafa<br />
gelegenen FP <strong>10</strong>9: „Quadratische Anlage mit<br />
��������������������������������������������������kanten,<br />
Ziegel. Keramik. Islam.“ Die Skizze zeigt<br />
ein weitgehend Ost-West-gerichtetes, mehrfach unterteiltes<br />
liegendes Rechteck mit einer Ausdehnung<br />
von ca.<strong>10</strong>0m x 55m (Abb. 1). D. Sack bewertete<br />
die Anlage als: „wahrscheinlich ein Wirtschaftskomplex,<br />
der zu FP <strong>10</strong>6 [d.h. zum sog. Palast des Hisham]<br />
gehört“. Sie ordnete den FP <strong>10</strong>9 dem sog.<br />
Palastkomplex II zu und erstellte auf Nivellements<br />
beruhende Höhenschichtenpläne (Abb. 3). Im<br />
Jahr 1998 wurde der FP <strong>10</strong>9 durch magnetische<br />
Prospektion erfasst, gleichzeitig wurden Geländeaufnahmen<br />
durchgeführt, um ein Digitales Geländemodell<br />
(DGM) zu erstellen. Im folgenden Jahr<br />
gelang es, Luftbilder aufzunehmen. 4 Schließlich<br />
konnten in der Frühjahrskampagne 2007 durch die<br />
Aufnahme der Oberflächenbefunde der Grundriss<br />
der Anlage geklärt und eine Zweiphasigkeit belegt<br />
werden. 5<br />
Auswertung<br />
Bereits im Höhenschichtenplan (Abb. 3) ist erkennbar,<br />
dass das östliche Viertel des FP <strong>10</strong>9 ein<br />
niedrigeres Niveau aufweist als der westlich davon<br />
liegende Bereich. Im DGM zeigt sich deutlicher,<br />
dass es einen Kernbau gibt (Höfe I-V), der durch<br />
eine einheitliche Höhenentwicklung zusammen-<br />
�������� ����� ���� ��������� ���������� ���� ���������<br />
�����������������������������������������������������<br />
ist die Zugehörigkeit dieses Bereichs zum Kernbau<br />
kaum zu erkennen, was sich in dem entzerrten Luftbild<br />
dementsprechend darstellt. Hier erscheint der<br />
östliche Abschluss der Anlage aus einer Reihe lose<br />
aneinander gesetzten, einzelnen Baukörpern zu bestehen<br />
(Abb. 4).<br />
Im Magnetogramm zeigt sich hingegen ein Bild des<br />
Untergrunds (Abb. 2). Klar und deutlich zeichnet<br />
sich die Umfassungsmauer des westlich gelegenen<br />
Kernbaus als negativer Magnetisierungskontrast<br />
ab, was durch die Verwendung des aus Anhydrid<br />
bestehenden Gipssteins als Baumaterial begründet<br />
sein kann (und sei es für das Fundament). Seine<br />
Ostseite, ebenso wie die Innengliederung des<br />
Baus, ist allerdings kaum zu erkennen. Auch die<br />
Unterteilung in die einzelnen Hofbereiche lässt<br />
sich nur erahnen. Etwas deutlicher sind einzig die<br />
Raumzeilen an der Südwestseite von Hof IV und an<br />
der Ostseite von Hof V sowie zwischen den Höfen<br />
IV und V. Dass sich die bei der Oberflächenbefundaufnahme<br />
sehr deutlichen Unterteilungen<br />
in der Magnetik kaum abzeichnen, ist ein Indiz<br />
dafür, dass es sich um Mauern aus ungebrannten<br />
Lehmziegeln handelt, die sich kaum vom Erdboden<br />
unterscheiden. Deutlich zeigt sich hingegen eine<br />
Störung an der Westseite des Baus (ca. 18m Ø),<br />
die sich auch morphologisch im DGM bemerkbar<br />
macht und im Plan der Archäologischen Strukturen<br />
als winkelförmiges Bauteil gedeutet wurde. Hier ist<br />
durch den kleinteiligen Dunkel-Hell-Wechsel (hohe<br />
positive Magnetisierungen und ‚Schatten’) eher anzunehmen,<br />
dass es sich um einen größeren Versturz<br />
(möglicherweise der ehemaligen Toranlage) handelt.<br />
Ähnliche Phänomene zeigen sich östlich des<br />
Kernbaus, wobei im Bereich ‚B’ des FP <strong>10</strong>9 besonders<br />
starke positive Magnetisierungskontraste<br />
zu beobachten sind. Im Zusammenhang mit dem<br />
erheblichen Aschevorkommen, das in diesem Bereich<br />
bei der Nachbegehung der Surveys auffiel,<br />
sind hier allerdings eher funktionale Ursachen dh.<br />
eine Nutzung anzunehmen, die in diesem Bereich<br />
erhebliche Brandrückstände verursachte wie z.B.<br />
ein Bad, für Gewerbezwecke oder dergleichen.<br />
Abb. 2. Resafa, FP <strong>10</strong>9, Magnetogramm (H. Becker 1999), Überlagerung mit Hochpassfilterung (45% Transparenz) und Auswertung, 2009.<br />
Abb. 1. Resafa, FP <strong>10</strong>9, Überlagerung: Archäologische Strukturen<br />
���� ������������� ������� ������� ���� ���� ����������������<br />
(M. Stephani 2001) 2009.<br />
Der Bereich der Höfe VI-VII, der sich aufgrund der<br />
Oberflächenbefunde als eine einheitliche, spätere Ergänzung<br />
darstellt, erscheint im Gegensatz dazu im Magnetogramm<br />
unzusammenhängend, was der Abbildung<br />
des FP in Luftbild und DGM entspricht. Es sind deutlich<br />
verschiedene bauliche Strukturen zu erkennen, die sich<br />
allerdings überlagern und überschneiden, so dass sie<br />
nicht eindeutig nachzuzeichnen und zu rekonstruieren<br />
sind. Dies heißt zum einen, dass hier mehr Unterstrukturen<br />
zu erwarten sind als bisher an der Oberfläche zu<br />
sehen sind, zum anderen bestätigt dies die spätere Zeitstellung<br />
des östlichen Viertels von FP <strong>10</strong>9, wobei vermutlich<br />
eine komplexe Vorgängerbebauung ersetzt wurde.<br />
Ergänzt werden diese Beobachtungen durch die<br />
Ergebnisse der Nachbegehung. Der Kernbau wie<br />
auch der Bereich östlich davon ist entsprechend des<br />
Keramikvorkommens umaiyadischen Ursprungs. Der<br />
östliche Bereich weist jedoch zusätzlich ein deutliches<br />
Vorkommen von Funden aiyubidischer Zeit auf, so<br />
dass eine Nutzung der Gebäudestrukturen bis ans<br />
Ende der Besiedlung von Resafa zu vermuten ist. 6<br />
ANMERKUNGEN<br />
1 Alle Angaben zu den Surveys seit 1977 beruhen auf der unpublizierten<br />
Survey-Kartei von Dorothée Sack, die seit 1983 fortlaufend die Grundkartei<br />
von Michael Mackensen erheblich ergänzt und erweitert hat.<br />
2 Übersicht der Surveys und Prospektionen mit Literaturangaben<br />
�������������������������������������������������������������<br />
Jahrbuch 2007-09 (2009) 30.<br />
�����������������������������������������������������������������������<br />
Wiener in diesem Jahrbuch.<br />
4 Geophysik Helmut Becker, Geodäsie und Luftbilder Manfred Stephani,<br />
die Überfliegung gelang mit Hilfe der syrischen Antikendirektion ar-Raqqa<br />
und der in Deir as-Zor stationierten syrischen Luftwaffe, vgl. Anm. 2.<br />
5 Vgl. den Beitrag Ulrike Siegel in diesem Jahrbuch.<br />
����������������������������������������������������������������������<br />
Jahrbuch.<br />
Abb. 3. Resafa, FP <strong>10</strong>9, Höhenschichten (D. Sack 1986) CAD 2004.<br />
I<br />
IV<br />
II<br />
A<br />
Abb. 4. Resafa, FP <strong>10</strong>9, Luftbild (M. Stephani 1999), Entzerrung 2009.<br />
III<br />
V<br />
VII<br />
VI<br />
C<br />
B
LAUFENDE PROJEKTE<br />
RESAFA – RUSAFAT HISHAM, SYRIEN. ARCHÄOLOGIE UND PROSPEKTIONEN<br />
Auswertung der Oberflächenbefunde am Fundplatz <strong>10</strong>9<br />
��� ���������� ������� ���� ��������������������<br />
Rusafat Hisham lässt sich bereits durch eine<br />
genaue Prospektion der Oberfläche eine Fülle<br />
von Architekturresten erkennen. Aufgrund von<br />
hoher Bodenfeuchte zeichnen sie sich besonders<br />
deutlich nach der Regenzeit im Frühjahr ab. Eine<br />
systematische Erfassung dieser Oberflächenbefunde<br />
erfolgte bereits 2001 und 2007. 1 Die<br />
������������� ��������� ��� ����������� �����<br />
diente der Fortführung dieser Arbeiten und der<br />
Untersuchung von 21 weiteren Fundplätzen (FP),<br />
um den stadtnahen Bereich des südlichen Umlandes<br />
flächendeckend mit dieser Methode zu<br />
erfassen. 2 Im Zusammenspiel mit den geophysikalischen<br />
Prospektionen und den laufenden<br />
Grabungen sollen die Ergebnisse zur Klärung der<br />
Siedlungsstruktur sowie der baulichen Konzeption<br />
und Binnengliederung einzelner Gebäude<br />
beitragen.<br />
Ausgesprochen umfangreiche Resultate erbrachte<br />
die Aufnahme obertägig sichtbarer Baubefunde<br />
am Fundplatz <strong>10</strong>9, die hier beispielhaft<br />
vorgestellt werden sollen. Zahlreiche lineare Bodenverfärbungen,<br />
die durch die höhere Wasserspeicherfähigkeit<br />
der Lehmmauern entstanden,<br />
Gipsputzkanten und Bewuchsmerkmale ließen<br />
hier nicht nur die Gebäudeaußenmauern, sondern<br />
auch eine Vielzahl der Binnenmauern erkennen.<br />
Neben einer großen Anlage (A) konnten<br />
������������������������������������������������<br />
werden (s. Abb. 1).<br />
Der Hauptbau FP <strong>10</strong>9 A weist einen nahezu<br />
rechteckigen Grundriss von 58 m x <strong>10</strong>0-<strong>10</strong>5 m<br />
auf. Seine Außenmauern werden durch unterschiedlich<br />
ausgebildete Türme gegliedert. Der<br />
Gebäudeeingang befindet sich vermutlich in der<br />
Mitte der Westfassade. Ein sich deutlich morphologisch<br />
abzeichnender Hügel deutet an dieser<br />
Stelle auf einen vorgelagerten Torbau von ca. 16<br />
m x 12 m Ausmaß hin.<br />
Die gesamte Anlage lässt sich in sieben Höfe (I-<br />
VII) und angrenzende Raumgruppen unterteilen,<br />
wobei die Oberflächenbefunde auf eine spätere<br />
Errichtung der Höfe VI und VII hindeuten. Als Ursprungsbau<br />
lässt sich eine 58 m x 72-80 m große,<br />
Ost-West gerichtete Anlage rekonstruieren, die<br />
aus den Hofanlagen I-V bestand. Die ursprüngliche<br />
Ostfassade bildete die geradlinige Wand,<br />
die die Höfe III und V auf der Ostseite begrenzt.<br />
Auf diese ehemalige Fassadenfunktion verweisen<br />
zwei Schuttkegel auf der Ostseite dieser Wand,<br />
die entsprechend der anderen Fassadenseiten als<br />
Halbrundtürme angesprochen werden können.<br />
Auf eine spätere Errichtung der Höfe VI und VII<br />
deuten zudem die abweichende Gestaltung und<br />
Konstruktion der Turmbauten hin. Während die<br />
Fassadentürme sonst rund gestaltet sind, weisen<br />
������������������������������������������������-<br />
���������������������������������������������������<br />
aus Gipsstein errichtet.<br />
Die Grundrisskonzeption des nahezu rechteckigen<br />
Ursprungsbaus basiert auf einer Zweiteilung in<br />
eine ca. 26 m breite nördliche und eine 32 m<br />
breite südliche Gebäudehälfte. Den nördlichen<br />
Teil des Gebäudes bilden die nebeneinander angeordneten<br />
Hofanlagen I, II und III von je ~26 m<br />
x 26 m Grundfläche. Um die einzelnen Innenhöfe<br />
gruppieren sich Raumgruppen ähnlichen Schemas<br />
mit vermutlich je einer, im Norden liegenden<br />
Fünfraumgruppe ('5-RG' - s. Abb. 1).<br />
A<br />
5-RG<br />
I<br />
Abb. 1: Resafa - Rusafat Hisham, FP <strong>10</strong>9, Bauaufnahme des Oberflächenbefundes, U. Siegel 2009. (Die schwarzen Linien verdeutlichen die aufgenommenen<br />
Gipsputzkanten und die grauen Linien die anhand von Feuchte- und Bodenmerkmalen erkennbaren Mauerverläufe).<br />
In der südlichen Gebäudehälfte erstrecken sich<br />
die Höfe IV und V, von denen der Hof IV mit einer<br />
Fläche von ~32 m x 45 m den größten Gebäudeteil<br />
bildet. Die an der Westfassade erkennbare<br />
Toranlage öffnet sich in diesen Hof. Dem Achsenverlauf<br />
der Toranlage folgend, befinden sich<br />
zwischen den Höfen IV und V zwei, miteinander<br />
verbundene Räume, von denen der östliche<br />
Raum einen kreuzförmigen Grundriss aufweist<br />
('K' - s. Abb. 1). Er war vermutlich mit einer Kuppelkonstruktion<br />
überdeckt, worauf nicht nur die<br />
Grundrissform, sondern auch die bis zu zwei Meter<br />
stark ausgebildeten Eckpfeiler hindeuten. Der<br />
kreuzförmige Raum 'K' verfügte vermutlich wie<br />
im Westen auch auf seiner Ostseite über einen<br />
breiten Durchgang (1,50 m), um in die östliche<br />
Hofanlage V überzuleiten. Auf der Ostseite des<br />
Hofes V ist eine weitere Fünfraumgruppe zu erkennen.<br />
Die Ergebnisse der Oberflächenbefundaufnahme<br />
erlauben für den Fundpunkt <strong>10</strong>9 A nicht nur<br />
eine Unterscheidung in einen Ursprungsbau und<br />
eine spätere Erweiterung, sondern auch eine detaillierte<br />
Beschreibung der baulichen Konzeption<br />
des Ursprungsbaus. Ferner lässt sich feststellen,<br />
dass den Bau typische Merkmale der umaiyadischen<br />
Architektur kennzeichnen, beispielsweise<br />
die Errichtung als Einzelbau, eine Fassadengliederung<br />
mit Rundtürmen und im Inneren, die<br />
Gruppierung von Räumen in Form von Fünfraumgruppen<br />
(sog. bayt, pl. buyut). Der Bau FP<br />
<strong>10</strong>9 A lässt sich damit in die umaiyadische Zeit<br />
datieren und der Residenz des Kalifen Hisham b.<br />
Abd al-Malik (reg. 724-743) zuordnen.<br />
Die architektonische Konzeption des FP <strong>10</strong>9 A<br />
spiegelt aber auch persische Einflüsse wider,<br />
wie sie sich auch bei anderen umaiyadischen<br />
Bauten (beispielsweise auch am sog. ‚Palast des<br />
Hisham‘ FP <strong>10</strong>6 in Rusafat Hisham 3 ) feststellen<br />
lassen. Besonders deutlich zeigt sich dieser Einfluss<br />
an dem kreuzförmigen, wohl überkuppelten<br />
Raum 'K', der - wenn auch viel kleiner dimensioniert<br />
- mit den Audienzhallen des umaiyadischen<br />
Palastes in Amman (728-729) vergleichbar ist.<br />
Als Vorbilder können die sasanidischen Kreuzkuppelräume<br />
in Bishapur und Taq-i Kisra aufgeführt<br />
werden. 4<br />
Ulrike Siegel<br />
TECHNISCHE UNIVERSITÄT BERLIN, FAKULTÄT VI, INSTI<strong>TU</strong>T FÜR ARCHITEK<strong>TU</strong>R<br />
UNIV.-PROF. DR.-ING. DOROTHÉE SACK, FACHGEBIET HISTORISCHE BAUFORSCHUNG, MASTERS<strong>TU</strong>DIUM DENKMALPFLEGE,<br />
STRASSE DES 17. JUNI 152, SEKR. A 58, <strong>10</strong>623 BERLIN, TEL. 030-314-796 11, MAIL: msd@tu-berlin.de<br />
IV<br />
5-RG?<br />
II<br />
K<br />
V<br />
5-RG<br />
III<br />
5-RG<br />
ursprüngliche<br />
Ostfassade<br />
Ferner weicht der FP <strong>10</strong>9 A in seiner Grundrissgliederung<br />
und auch schon in der gerichteten<br />
Grundform von dem typisch quadratischen<br />
Grundriss umaiyadischer Bauten, deren Zentrum<br />
immer ein großer Innenhof bildet, ab. Wie bei<br />
den ca. 60-80 Jahre später errichteten, abbasi-<br />
����������������������������������������������<br />
zeigt sich an diesem Grundrissteilungssystem ein<br />
persischer Einfluss auf die frühislamische Architektur.<br />
Vorbildhaft für diese Grundrissgliederung<br />
könnten die sasanidischen Palastbauten in Qasri<br />
Shirin und Haouch-Kouri sein. 5<br />
�������� ���� ��������������� ���� ���������<br />
ar-Rafiqa aber ganz in der Tradition der sasanidischen<br />
Architektur stehen und den erneuten<br />
Rückbezug der abbasidischen auf die sasanidische<br />
Baukunst verdeutlichen, 6 ist der persische<br />
Einfluss auf die umaiyadischen Bauten<br />
von Rusafat Hisham geringer und zeigt sich nur<br />
an einigen architektonischen Details. 7 Die baulichen<br />
Konzeptionen von Rusafat Hisham folgen<br />
im Wesentlichen den typischen Merkmalen der<br />
umaiyadischen Architektur, die sich aus der Tradition<br />
der römischen Castra entwickelt hat.<br />
ANMERKUNGEN<br />
���������������������������������������������������������������<br />
2 Unter Mitarbeit von cand. arch. Nicole Erbe und während der<br />
ersten Tage von den MSD-Studentinnen Anne-Sophie Flade und<br />
Ines Oberhollenzer, denen ich an dieser Stelle herzlich danken<br />
möchte.<br />
3 Katharina Otto-Dorn statuiert einen persischen Einfluss auf die Stuckdekorationen,<br />
z. B. auf die Bordüren aus Herzblättern, und verwies<br />
auf die enge Verwandtschaft der Stucke des FP <strong>10</strong>6 zum Torbau<br />
in Amman. Katharina Otto-Dorn, Bericht über die Grabung im islamischen<br />
Rusafa, Archäologischer Anzeiger 69, 1954, 138-159.<br />
4 Keppel A. C. Creswell, A Short Account of Early Muslim Architecture<br />
(1989) 169-173.<br />
5 Ulrike Siegel, Frühabbasidische Residenzbauten des Kalifen Harun<br />
���������� ��� ������������������� ���������� ��������� �������������<br />
50, 2009, 483-502.<br />
�����������������������������������������������������������������������-<br />
���������������������������������������������������������������������rasool<br />
Vatandoust (Hrsg.), Persiens Antike Pracht (2004) 416-439.<br />
������� ���� ����������� ��������� �������� ������� ���� ������������<br />
��������������������������������������������������������������<br />
Becker, Zur städtebaulichen und baulichen Konzeption frühislamischer<br />
Residenzen in Nordmesopotamien mit ersten Ergebnissen<br />
einer Testmessung zur geophysikalischen Prospektion in Resafa-<br />
������������������������������������������������������������������<br />
Stadt und Umland, DiskAB 7, 1999, 270-286.<br />
JAHRBUCH MSD 2008-<strong>10</strong> 37<br />
VII<br />
VI<br />
C<br />
B
38<br />
Brian Beckers – Christoph Konrad<br />
FREIE UNIVERSITÄT BERLIN, INSTI<strong>TU</strong>T FÜR GEOGRAPHISCHE WISSENSCHAFTEN<br />
UNIV.-PROF. DR.-ING. DOROTHÉE SACK, FACHGEBIET HISTORISCHE BAUFORSCHUNG, MASTERS<strong>TU</strong>DIUM DENKMALPFLEGE,<br />
STRASSE DES 17. JUNI 152, SEKR. A 58, <strong>10</strong>623 BERLIN, TEL. ++49-30-314-796 11, MAIL: MSD@<strong>TU</strong>-BERLIN.DE<br />
JAHRBUCH MSD 2008-<strong>10</strong><br />
LAUFENDE PROJEKTE<br />
RESAFA – RUSAFAT HISHAM, SYRIEN. ARCHÄOLOGIE UND PROSPEKTIONEN<br />
Palastanlagen, Paläoumwelt und Wasserwirtschaftssystem<br />
Seit 2008 ist das Resafa-Projekt in die Research<br />
Area A I des Exellenzcluster 264 TOPOI<br />
integriert. Diese Forschergruppe ‚Central<br />
Places‘ bearbeitet Projekte zu einzelnen Orten<br />
mit Zentralortcharakter. Ergänzend befasst sich<br />
eine Graduiertengruppe aus Doktoranden und<br />
Postdoktoranden in archäologisch-geowissenschaftlicher<br />
Kooperation mit dem Umland dieser<br />
zentralen Orte, mit Siedlungsstrukturen und den<br />
historischen Umweltbedingungen.<br />
Aus dieser Graduiertengruppe konnten im Herbst<br />
2008 Brian Beckers (Freie Universität <strong>Berlin</strong>) und<br />
Christoph Konrad (Technische Universität <strong>Berlin</strong>),<br />
der bereits seit 2006 mit den archäologischen<br />
Untersuchungen in der Kalifenresidenz Rusafat<br />
Hisham beauftragt ist, die Feldarbeit in Resafa<br />
aufnehmen. Während B. Beckers mit Methoden<br />
der physischen Geographie Fragen zur<br />
Rekonstruktion der historischen Wasserwirtschaft<br />
und der Paläoumwelt für die Siedlung insgesamt<br />
bearbeitet 1 , steht einer der Paläste der Residenz<br />
���� �������� ������� ������ ������������������<br />
der Qasr Fundplatz (FP) 220, im Mittelpunkt der<br />
archäologischen Untersuchungen.<br />
Nach einem gemeinsamen Survey, welchen<br />
das Graduiertentandem im Jahr 2008 in der<br />
Siedlung selbst und ihrer unmittelbaren und<br />
weiteren Umgebung durchgeführt hat, wurden<br />
im Frühjahr 2009 zunächst in natürlichen<br />
Geländeaufschlüssen und mit Hilfe von<br />
Bohrungen die für die Wasserhaushalts- und<br />
Paläoumweltrekonstruktion notwendigen Sedi-<br />
mentproben gesammelt. Am Qasr FP 220<br />
konnten die bereits 2007 begonnenen<br />
archäologischen Untersuchungen weitgehend<br />
abgeschlossen werden.<br />
Mit der Grabung im Frühjahr 2009 hat sich<br />
das Bild des Qasr FP 220 weiter differenziert.<br />
Während nach den Untersuchungen des Jahres<br />
2007 noch davon ausgegangen werden<br />
musste, dass es sich bei dem Qasr um den<br />
gängigen Typus mit einem halbrundem Torturm<br />
und ‚syrischem bait-System‘ handelt 2 , ist nun<br />
klar, dass das Haupttor einem für Rusafat-<br />
Hisham eigenen Muster mit weit ausgestellter,<br />
rechteckiger äußerer Torkammer folgt, und<br />
dass sich die Innenräumlichkeiten des Qasr um<br />
Nebenhöfe gruppieren (Abb. 1). Dieser Typus<br />
des ‚Qasr mit Nebenhöfen‘ scheint vor allem für<br />
�������������������������������������������� 3 )<br />
und früh-abbasidische Zeit (Ukhaidir) gängig.<br />
Abb. 1. Resafa-Rusafat Hisham, Qasr FP 220. Grabungsergebnisse<br />
Ch. Konrad, 2007 und 2009.<br />
Für die Herbstkampagne 2009 wurde von<br />
B. Beckers und Ch. Konrad ein Grabungskonzept<br />
erarbeitet, das speziell auf die Zielsetzung der<br />
Graduiertengruppe abgestimmt war und von<br />
TOPOI finanziert wurde.<br />
Die Wasserversorgung der spätantiken Pilgerstadt<br />
Resafa-Sergiupolis, d. h. vor allem die Bauten<br />
zur Füllung der großen Zisternen intra muros,<br />
wurde bereits vor 20 Jahren von W. Brinker<br />
untersucht. 4 Die großen Zisternen wurden mit<br />
Oberflächenwasser gefüllt, das im Winter und<br />
in den Übergangszeiten von einem Staudamm<br />
aufgefangen wurde. Dieser Staudamm steht in<br />
dem die Stadt westlich tangierenden Hauptwadi.<br />
Von hier aus wurde das Wasser mit einem Kanal<br />
in die Zisternen eingeleitet.<br />
Wie sich bei dem erwähnten Oberflächensurvey<br />
im Jahr 2008 und beim Studium historischer<br />
Luftaufnahmen herausstellte, wird dieses<br />
Wassersammelsystem von verschiedenen Bauten<br />
am westlichen Wadirand ergänzt (Abb. 3). Diese<br />
Bauten, sollten die Oberflächenwasser direkt<br />
und mit möglichst wenig Abflussverlusten zu dem<br />
Staudamm leiten, aber auch den Zufluss eines<br />
rund 2 km südlich der Stadt in das Hauptwadi<br />
mündenden Nebenwadis nutzbar machen.<br />
An in der Topographie des Abflusssystems<br />
besonders günstigen Stellen befinden sich zwei<br />
������� ���� ����� ��� ���������� ���� �������<br />
der Grabungsfunde eindeutig der Residenz des<br />
Kalifen Hisham zugewiesen werden können.<br />
Beide Gärten waren mit reich dekorierten<br />
Pavillons (Abb. 2) ausgestattet. 5 Bislang ohne<br />
��������� ���� ���� ������� ��� ��������� ���� ����<br />
integrativer Bestandteil der Palastanalge FP 220<br />
ist und im Gegensatz zu allen anderen bislang<br />
bekannten umaiyadischen Gärten weder ein<br />
Nutzgarten war, noch vorgab, einer zu sein.<br />
Kleine Gebäude, wie der erwähnte Pavillon oder<br />
ein unmittelbar vor der Südfassade des Palastes<br />
gelegener Raum mit gemauerten Liegebänken,<br />
dienten dem Vergnügen des Besitzers und<br />
seiner Gäste. Der Garten wird von einer<br />
offenen Wasserleitung gerahmt, die dem Palast<br />
gegenüber liegt. Sie bewässerte den Garten<br />
und stellte den scheinbaren Reichtum an Wasser<br />
offen zur Schau.<br />
Überraschend war das Ergebnis einer weiteren<br />
Sondage etwa 1,8 km südlich der spätantiken<br />
Stadt. Hier trat am Ostrand des Mündungstrichters<br />
des oben erwähnten Nebenwadis eine 20<br />
Abb. 2. Resafa-Rusafat Hisham, Qasr FP 223. Umaiyadischer<br />
Gartenpavillon von Südwesten aus gesehen, 2009.<br />
��������������������������������������������������������������<br />
zur Rekonstruktion des Wasserabfluss- und historischen Wasserwirtschaftssystemes<br />
der Siedlung, Stand 2009.<br />
m lange und 4 m hohe, heute vollkommen von<br />
den Sedimenten des Wadis verdeckte Mauer<br />
aus Gipssteinquadern zu Tage, deren Bautechnik<br />
zunächst eine spätantik-frühbyzanitnische<br />
Datierung nahelegt. Während das Profil östlich<br />
der Mauer ein weitgehend homogenes, äolisch<br />
bedingtes Ablagerungsregime aufweist, ist der<br />
Westteil durch ein heterogenes Sedimentprofil<br />
charakterisiert. Beachtenswert ist hier vor allem<br />
ein bis zu 50 cm mächtiges Schotterband, das<br />
natürlicherseits nur durch Fließgewässer entstanden<br />
sein kann. Dies und die generelle räumliche<br />
und bauliche Orientierung der Mauer parallel<br />
zur Fließrichtung des Wadis scheinen die These<br />
zu bestätigen, dass der Bau zur Kanalisierung<br />
der Wadifluten diente. Falls die angestrebte<br />
C14-Datierung die vermutete spätantik-frühbyzantinische<br />
Entstehungszeit der ‚Deichmauer<br />
Süd‘ bestätigt, ist sie ein eindrücklicher Beleg<br />
für den hohen und weit ausgreifenden Bauaufwand,<br />
der zur Sicherung der Wasserversorgung<br />
der spätantiken Pilgerstadt betrieben worden ist.<br />
ANMERKUNGEN<br />
���������������������������������������������������������������<br />
und Prospektionen. Physische Geographie: Rekonstruktion<br />
der historischen Wasserwirtschaft und der Paläoumwelt, in:<br />
MSD Jahrbuch 2007-09 (2009) 31.<br />
2 So etwa der Qasr am Djabal Sais. Zu Resafa siehe: Christoph<br />
�������� ������� �� �������� �������� �������� ���������������<br />
Untersuchungen I. Das Gebäude [FP 220], ein umaiyadischer<br />
qasr�� ���� ���� ��������� �������� ������� ���� ����������<br />
�������� ������� �� �������� �������� �������� ������������ ����<br />
Prospektionen. Historische Topographie der Kalifenresidenz,<br />
in: MSD Jahrbuch 2007-09 (2009) 32. Abb. 2.<br />
3 Zur aktuellen Rekonstruktion des Grundrisses von Mshatta,<br />
siehe: Jaques Bujard, Reconstitution du projet architectural<br />
du palais omeyyade de Mschatta (Jordanie), Architectura 38,<br />
2008, 13-34.<br />
4 Werner Brinker, Zur Wasserversorgung von Resafa-Sergiupolis,<br />
DaM 5, 1991, 119-146.<br />
5 Der Pavillon des Garten FP 151 wurde 1989 ausgegraben.<br />
Thilo Ulbert, Ein umaiyadischer Pavillon in Resafa-Rusafat<br />
Hisham, DaM 7, 1993, 213-231.
LAUFENDE PROJEKTE<br />
RESAFA – RUSAFAT HISHAM, SYRIEN. ARCHÄOLOGIE UND PROSPEKTIONEN<br />
Die Bedeutung von Formentypen und Fundaufkommen von ‚brittle-ware‘ im archäologischen Kontext<br />
Als ‚brittle-ware‘ (im Folgenden BW) bezeichnet<br />
man eine im östlichen Mittelmeerraum verbreitete<br />
Gruppe von Gebrauchskeramik mit charakteristischem,<br />
rot brennendem Scherben. Analysen der<br />
Zusammensetzung von Nordsyrien gefundener BW<br />
lassen darauf schließen, dass sie in einigen wenigen<br />
Werkstätten produziert wurden, vermutlich im<br />
Westen (Apameia, Aleppo) Syriens. 1 Die Verbreitung<br />
der Erzeugnisse dieser Werkstätten ist auf den<br />
syrischen Raum beschränkt, hier wurden sie interregional<br />
vertrieben. Fundorte an der Mittelmeerküste<br />
und in Palästina ergeben deutlich abweichende<br />
Formenspektren und Materialtypen. Die vergleichende<br />
Auswertung von Zusammensetzung und<br />
Formenrepertoire der syrischen BW zeigt, dass die<br />
verschiedenen Werkstätten parallel zueinander die<br />
gleichen Formentypen produzierten. Abweichungen<br />
im Formenspektrum deuten somit nicht auf eine<br />
andere Werkstatt, sondern auf eine abweichende<br />
Datierung. 2 Vor dem Hintergrund des somit skizzierten<br />
Forschungsstandes wird im Folgenden eine<br />
vorläufige Bestandsaufnahme der Formentypen der<br />
BW Funde von Resafa vorgestellt. 3<br />
Während der Kampagnen der Jahre 2006-2009<br />
wurden in Resafa im Rahmen der Ausgrabungen<br />
an den Fundplätzen (FP) <strong>10</strong>2, <strong>10</strong>5, 142, 143, 220<br />
und 224 sowie bei den seit 2007 durchgeführten<br />
Survey-Nachbegehungen im südlichen Umland<br />
auch größere Mengen von BW erfasst. 4 Mit Ausnahme<br />
der FP <strong>10</strong>5 und 124, die nur 4% bzw. 7%<br />
an BW erbrachten, ergaben die übrigen Fundplätze<br />
mit 16% (FP 143) bis 19% (FP 220 und FP 142)<br />
und 20% (FP <strong>10</strong>2) vom Gesamtaufkommen ein<br />
einheitliches Bild. Die auffälligen Abweichungen in<br />
Bezug auf die FP <strong>10</strong>5 und 124 könnten als Hinweis<br />
auf eine unterschiedliche Funktion beziehungsweise<br />
Nutzung der Anlagen interpretiert werden.<br />
Analysen des Fundmaterials wurden bislang nicht<br />
durchgeführt. Bei der Inspektion mit dem Vergrößerungsglas<br />
weist der Scherben eine relativ einheitliche<br />
Zusammensetzung auf. Die feine Matrix mit kleinen<br />
weißen Einschlüssen ist überwiegend rot (2,5 YR,<br />
������ ��������� �������������� ������ ����5 , manche<br />
Fragmente zeigen einen schwarzen Kern beziehungsweise<br />
eine schwarze Außenseite.<br />
Den prozentual höchsten Anteil am Fundaufkommen<br />
bilden Randfragmente eines Halstopfs mit<br />
runder Lippe, mehrfach profiliertem Rand und einem<br />
Mündungsdurchmesser von 11 bis 13 cm (Typ 1.1).<br />
Varianten des Halstopfs, die gesondert erfasst und<br />
ausgezählt wurden, unterscheiden sich durch die<br />
Ausbildung des oberen Abschlusses. Fragmente,<br />
die Aufschluss geben über Form und Fixierung<br />
möglicher Handhaben, sind nicht erhalten. Bei den<br />
Varianten des Halstopfs kann der Rand glatt abgestrichen<br />
sein (Typ 1.3). Einige wenige Beispiele besitzen<br />
eine runde Lippe, ohne die charakteristische<br />
Profilierung (Typ 1.2). Eine weitere Variante, die vor<br />
allem bei der Survey-Keramik vertreten ist, zeigt einen<br />
keilförmig ausgebildeten Rand (1.4). Ebenfalls<br />
der Gruppe der Halstöpfe werden Fragmente mit<br />
geradem Hals und tief eingekerbtem Rand zugeordnet.<br />
Ihr Vorkommen ist bislang auf die Survey-<br />
Nachbegehungen beschränkt.<br />
An zweiter Stelle des prozentualen Fundaufkommens<br />
stehen sowohl bei der Keramik aus den<br />
Ausgrabungen als auch bei der Survey-Keramik<br />
Fragmente eines Topfes mit waagerecht nach innen<br />
einziehendem Rand (Typ 2, Sichelrand). Der Mündungsdurchmesser<br />
variiert erheblich, zwischen 17<br />
und 25 cm. Ein archäologisch vollständiges Frag-<br />
������������������������������������������������kel<br />
am Rand ansetzte. Weniger häufig findet sich<br />
ein zweiter Typ (Typ 3), der ebenfalls als Kochtopf<br />
anzusprechen ist. Das flache bauchige Gefäß zeigt<br />
einen charakteristischen, flach abgestrichenen,<br />
nach innen einziehenden Rand und eine horizontale<br />
Handhabe. In der Ausgrabung nicht vertreten<br />
ist hingegen der Typ des Topfs mit einziehender<br />
Mündung und keilförmig verdicktem Rand (Typ 4,<br />
engl. holemouth pot). Dies bildet einen auffälligen<br />
Gegensatz zu dem Befund im benachbarten Qasr<br />
al-Heir ash-Sharqi, das ebenfalls von Hisham b.<br />
Abd al-Malik erbaut wurde und als Nachfolgebau<br />
zu Resafa anzusprechen ist. Hier bildet der<br />
holemouth-Topf laut Genequand den Haupttyp der<br />
Kochtopfware. 6 Die Survey-Keramik von Resafa<br />
hingegen zeigt mit <strong>10</strong>% ein deutliches Vorkommen<br />
dieses Typus. Dasselbe gilt für Fragmente von BW<br />
mit dem charakteristischen Ratter-Muster. Während<br />
in der Grabung nur ein Fragment gefunden wurde,<br />
ergaben die Survey-Nachbegehungen immerhin<br />
einen Anteil von 3,1 %.<br />
Übereinstimmungen im Formenspektrum zeigen<br />
sich hingegen bei dem Typ der Kanne mit kleeblattförmigem<br />
Ausguss. Zwei Randfragmente wurden<br />
bei den Grabungsarbeiten an den FP 142<br />
und 220 gefunden, ein Fragment im Rahmen der<br />
Nachbegehungen. Ein weiterer, in beiden Kontexten<br />
zu findender Formentyp sind Deckelfragmente.<br />
Die Abweichungen im Fundvorkommen zwischen<br />
Ausgrabung und Nachbegehungen lassen sich<br />
möglicherweise damit erklären, dass im südlichen<br />
Umland mehrere Nutzungsphasen nachweisbar<br />
sind, die sich allerdings nicht einheitlich auf den<br />
gesamten Bereich erstrecken. Für die FP <strong>10</strong>2, <strong>10</strong>5,<br />
142, 143, 220 und 224 hingegen ist eine auf eine<br />
längere Nutzungsdauer hinweisende Mehrphasigkeit<br />
nicht zu belegen. Diese Deutung wird unterstützt<br />
durch die Auswertung weiterer als diagnostisch zu<br />
betrachtender Keramikgruppen wie beispielsweise<br />
glasierter Waren, die im Rahmen der Nachbegehungen<br />
erfolgt. 7<br />
Die vorangehende Zusammenstellung der BW-Formentypen<br />
sowie der Häufigkeit und Verteilung ihres<br />
Vorkommens stellt nur eine erste Skizze dar. Allerdings<br />
scheint die Tatsache, dass die Ausgrabung<br />
und die Survey-Nachbegehungen abweichende<br />
Fundspektren ergeben, die bereits von Schneider<br />
e.a. formulierte Relevanz von Formentypen für die<br />
Erstellung chronologischer Raster zu bestätigen.<br />
Ob sich die Bedeutung der BW-Formentypen als<br />
datierungsrelevante Größe erhärten lässt, wird die<br />
Fortsetzung der vergleichenden Auswertung der<br />
Grabungsergebnisse und der systematischen Begehungen<br />
im Umland zeigen.<br />
Prozentuales Vorkommen der ‚brittle-ware‘-Typen in Ausgrabung und Nachbegehung<br />
BW-Typ Typ 1.1 Typ 1.2 Typ 1.3 Typ 1.4 Typ 2 Typ 3 Typ 4<br />
Ausgrabung 42,4 % 2,5 % 5 % 2,5 % 32,5 % 15 % -<br />
Nachbegehung 36,8 % 1 % 7,4 % 7,8 % 24.3 % 7,45 % <strong>10</strong> %<br />
Martina Müller-Wiener<br />
UNIVERSITÄT BONN, INSTI<strong>TU</strong>T FÜR ORIENT- UND ASIENWISSENSCHAFTEN, ABTL. FÜR ASIATISCHE UND ISLAMISCHE KUNSTGESCHICHTE<br />
TECHNISCHE UNIVERSITÄT BERLIN, FAKULTÄT VI, INSTI<strong>TU</strong>T FÜR ARCHITEK<strong>TU</strong>R<br />
UNIV.-PROF. DR.-ING. DOROTHÉE SACK, FACHGEBIET HISTORISCHE BAUFORSCHUNG, MASTERS<strong>TU</strong>DIUM DENKMALPFLEGE,<br />
STRASSE DES 17. JUNI 152, SEKR. A 58, <strong>10</strong>623 BERLIN, TEL. 030-314-796 11, MAIL: msd@tu-berlin.de<br />
Resafa, FP 220, BW-Typ 1.1, Ø 1<strong>10</strong>mm, D. Henker, M. Müller-Wiener.<br />
Resafa, FP 142, BW-Typ 1.2, Ø 140mm, D. Henker, M. Müller-Wiener.<br />
Resafa, FP 220, BW-Typ 1.3, Ø 130mm, D. Henker, M. Müller-Wiener.<br />
Resafa, FP 143, BW-Typ 2, Ø 250mm, D. Henker.<br />
Resafa, FP 224, BW-Typ 3, Ø 220mm, D. Henker, M. Müller-Wiener.<br />
ANMERKUNGEN<br />
1 Karin Bartl, Stefan R. Hauser, Continuity and change in Northern<br />
Mesopotamia from the Hellenistic to the early Islamic<br />
period: proceedings of a Colloquium held at the Seminar für<br />
vorderasiatische Altertumskunde, Freie Universität <strong>Berlin</strong>, 6th-<br />
�����������������������������������������������������������<br />
byzantine et omeyyade en Syrie du nord, Oxford 2007.<br />
������������������������������������������������������������<br />
Daszkiewicz, Some new results of archaeometric analysis of<br />
Brittle Wares, Oxford 2007, 720.<br />
3 Eine systematische Auswertung der Befunde, die den Abgleich<br />
der in Resafa erhobenen Daten mit jenen anderer<br />
nordsyrischer Fundplätze einschließt, wird aus Platzgründen<br />
an anderer Stelle erfolgen.<br />
4 Siehe hierzu die jeweiligen Beiträge zum Resafa-Projekt<br />
in den MSD Jahrbüchern MSD 2005-07, MSD 2006-08,<br />
2007-09 und in diesem Heft.<br />
5 Entsprechend der Munsell soil color charts.<br />
6 Denis Genequand, Rapport préliminaire des travaux de la<br />
mission archéologique syro-suisse à Qasr al-Hayr al-Sharqi en<br />
2007. SLSA Schweizerisch-Liechtensteinische Stiftung für archäologische<br />
Forschungen im Ausland Jahresbericht 2007 (2008),<br />
������������������������������������������������������������<br />
Bericht abzuwarten.<br />
���������������������������������������������������������������<br />
hierzu in diesem Jahrbuch.<br />
JAHRBUCH MSD 2008-<strong>10</strong> 39
LAUFENDE PROJEKTE<br />
RESAFA, SYRIEN. DIE STADTMAUER<br />
Mörtelkanäle in den Bogensteinen: Ausbildung, Ursprung und Verbreitung<br />
<strong>Aktuell</strong> untersucht wurden baukonstruktive Besonderheiten,<br />
um der Frage nachzugehen, ob<br />
sich die anhand der Bauornamentik feststellbaren<br />
Bezüge zwischen Basilika B, Zentralbau<br />
und Nordtor auch in bautechnischen Aspekten<br />
be stätigen lassen. Im Zuge dessen wurden auch<br />
mögliche Pfade der Übernahme und Weitergabe<br />
der Konstruktionidee nachgezeichnet, als<br />
Beitrag zur Rezeptionsgeschichte des Bauens im<br />
nordsyrischen Raum.<br />
e<br />
Einsetzen des Schlusssteines und vergießen der letzten, steilen Fugen.<br />
d<br />
Aufbringen der nächsten Lagen, jeweils mit Mörtel in den Kanälen ...<br />
c<br />
... die Kanäle können innerhalb eines Bogen variierende Formen haben.<br />
b<br />
Aufbringen des Mörtels im Mörtelkanal, in Flachen Fugen mit der Kelle.<br />
a<br />
�����������������������������������������������������������������<br />
Die hier vorgestellten Ideen sind detaillierter nachzulesen in: Catharine Hof,<br />
Masonry Techniques of the Early Sixth Century City Wall of Resafa, Syria, in:<br />
Karl-Eugen Kurrer (Ed.), Proceedings of the Third International Congress<br />
��������������������������������������������������������������������<br />
LITERA<strong>TU</strong>R, ABBILDUNGSNACHWEISE<br />
Gabriela Frulio, Catalan Methods for Construction in Sardinia. The Use of<br />
«Abeurador» in Stone Masonry, in: Santiago Huerta (Ed.), Proceedings of the<br />
���������������������������������������������������������������������������<br />
Oleg Grabar et al., City in the Desert. Qasr al-Hayr East. Harvard Middle<br />
����������������������������������������������������������<br />
40<br />
Am Mauerwerk von Resafa sind allgemein kaum<br />
Steinmetzmarken zu finden, und Zeichen im<br />
Sinne von Signaturen fehlen ganz. Nun aber wurden<br />
Marken entdeckt, die eine baukonstruktive<br />
Funktion erfüllten. Es handelt sich um Furchen,<br />
die wie ein V, Y oder W bzw. wie ein Pfeil aussehen.<br />
Die meisten Beispiele wurden am Versturzmaterial<br />
beobachtet und es wurde schnell klar,<br />
dass es sich um versteckte Marken handelt, sie<br />
also nie auf der Sichtseite eines Steines zutage<br />
treten. Es fiel auf, dass die Träger stets keilförmige<br />
Bogensteine waren und dass die Furchen nur auf<br />
deren Lagerflächen zu finden sind. Weiter konnte<br />
beobachtet werden, dass die Pfeilform immer zur<br />
Bogenaußenseite deutet und auch immer bis zum<br />
Steinrücken reicht. Die Kanäle dienten also offenkundig<br />
der Einbringung von Mörtel, von dem<br />
auch an manchen Steinen Reste gefunden wurden.<br />
Die Art, wie der Mörtel eingebracht wurde,<br />
war abhängig von der Lage des Steins im Bogen<br />
(Abb. 1). Nahe des Kämpfers verlaufen die radialen<br />
Lagerfugen des Bogens noch recht flach.<br />
Hier wurde der Mörtel herkömmlich mit einer<br />
������������������������������������������������<br />
Bogens hin werden die Fugen immer steiler, so<br />
dass in diesen Bereichen der Mörtel mit großer<br />
Sicherheit vergossen wurde (Abb. 1 e).<br />
Die Suche nach Vergleichsbeispielen jenseits der<br />
Stadtmauer von Resafa (Abb. 2a) gestaltete sich<br />
nicht einfach, da die Furchen nur entdeckt werden<br />
können, wenn ein Bogen bzw. ein Gewölbe<br />
stark beschädigt ist und das Versturzmaterial in<br />
relativ gutem Zustand ist. In Resafa konnten bis<br />
jetzt die Mörtelkanäle an den Hauptmonumenten<br />
nachgewiesen werden. Im Zentralbau können sie<br />
an etlichen Stellen beobachtet werden und in der<br />
Basilika B finden sich, wenn auch schwer zugänglich,<br />
ebenfalls Exemplare. In der Ruine der Basilika<br />
A waren bislang jedoch keine Hinweise zu finden.<br />
Dies änderte sich in der Herbstkampagne 2009, als<br />
im Zuge der Restaurierungsarbeiten beim Abtragen<br />
eines Bogens derartige Furchen zum Vorschein kamen<br />
und in situ studiert werden konnten (Abb. 2b,<br />
����� ��� ������� ���������� ������� ����� �� �������<br />
Klessing, Konsolidierungs- und Restaurierungsmaßnahmen.<br />
Basilika A, Konservierungsmaßnahmen).<br />
Die weitere Suche galt Vergleichsbeispielen des<br />
regionalen und zeitlichen Umfeldes von Resafa<br />
(Abb. 2c Karte). Vorgängerbeispiele finden sich<br />
im nordsyrischen Kalksteinmassiv, so etwa beim<br />
berühmten Simeonskloster Qal’at Sim’an vom<br />
letzten Viertel des 5. Jahrhunderts (Abb. 2d) oder<br />
an der Nordkirche in Brad von 561. Umgekehrt<br />
dürfte die Bauweise in Resafa selbst Vorbild gewesen<br />
sein für die gefurchten Bogensteine, die in<br />
���������������������������������������������<br />
wurden (Abb. 2e, Grabar 1978).<br />
Für das frühe 16. Jahrhundert wurden Beispiele<br />
dieser Bautechnik auf Sardinien beschrieben (Frulio<br />
2003). Die Weiterentwicklung spät römischer<br />
Bauweisen in umaiyadischer Architektur und<br />
frühislamischer Bautechnik wurde in der Bauforschung<br />
für gewisse Bereiche bereits nachgezeichnet.<br />
Mit den Gusskanälen in den Wölbsteinen<br />
wird diese Erkenntnis zur Technologierezeption<br />
und zur Verbreitung von Bauweisen des Mittleren<br />
Ostens in den westmediterranen Raum um einen<br />
weiteren Aspekt erweitert.<br />
Catharine Hof<br />
TECHNISCHE UNIVERSITÄT BERLIN, FAKULTÄT VI, INSTI<strong>TU</strong>T FÜR ARCHITEK<strong>TU</strong>R<br />
UNIV.-PROF. DR.-ING. DOROTHÉE SACK, FACHGEBIET HISTORISCHE BAUFORSCHUNG, MASTERS<strong>TU</strong>DIUM DENKMALPFLEGE,<br />
STRASSE DES 17. JUNI 152, SEKR. A 58, <strong>10</strong>623 BERLIN, TEL. 030-314-796 11, MAIL: msd@tu-berlin.de<br />
JAHRBUCH MSD 2008-<strong>10</strong><br />
Abb. 2a Resafa, Stadtmauer Nordtor (1. V. 6. Jh.), Foto: C. Hof 2009.<br />
Abb. 2b Resafa, Basilika A (4. V. 5. Jh.), Foto: M. Gussone 2009.<br />
Abb. 2c Fundstellen in Nordsyrien für Bogensteine mit Gusskanälen.<br />
Abb. 2d Qal‘at Sim‘an (4. V. 5. Jh.), Foto: C. Hof 2007.<br />
Abb. 2e Qasr al-Hair ash-Sharqi (2. V. 8. Jh.), Grabar, 1978, Abb. 43.
Tobias Horn – Martin Klessing<br />
TECHNISCHE UNIVERSITÄT BERLIN, FAKULTÄT VI, INSTI<strong>TU</strong>T FÜR ARCHITEK<strong>TU</strong>R<br />
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LAUFENDE PROJEKTE<br />
RESAFA, SYRIEN. KONSOLIDIERUNGS- UND RESTAURIERUNGSMASSNAHMEN<br />
Basilika A, Konservierungsarbeiten<br />
Die im Herbst 2008 angelaufenen Konsolidierungsarbeiten<br />
sind als Teilprojekt 4 Bestandteil<br />
���� ������������������� ������������������� �� ��safat<br />
Hisham, Pilgerstadt und Kalifenresidenz.<br />
Nachdem im ersten Jahr mit Hilfe von hölzernen<br />
Stützkonstruktionen akut vom Einsturz bedrohte<br />
Bereiche gesichert worden waren, begann im<br />
Herbst 2009 eine gezielte Konsolidierung ausgewählter<br />
Bauteile. Ziel dieser Herbstkampagne<br />
war der Rückbau von absturzgefährdetem Material<br />
im Bereich des südlichen Seitenschiffs und des<br />
Obergadens, die Sicherung der oberen Säulenstellungen<br />
innerhalb der Reliquienkapelle sowie<br />
der Austausch geschwächter Bogensteine der<br />
darüber liegenden Trompen. Nach fotografischer<br />
und zeichnerischer Dokumentation wurden für die<br />
auszutauschenden Bogensteine der Reliquienkapelle<br />
Werkzeichnungen und Schablonen angefertigt.<br />
Für die Ausführung der Baumaßnahmen<br />
wurden Handwerker aus Deir as-Zor herangezogen.<br />
Ausgetauscht wurden lediglich Muschelkalksteine,<br />
denn obwohl das primäre Baumaterial<br />
der Basilika A Gipsstein ist, wurde, vergleichbar<br />
mit anderen Bauwerken Resafas, für Bögen und<br />
Wölbungen meist der leichtere Muschelkalk verwendet.<br />
Nach Anlieferung des bruchfrischen Muschelkalks<br />
begannen die Handwerker mit der Bearbeitung<br />
der Werksteine. Unseren Vorgaben entsprechend<br />
sollte dies vor Ort in Resafa mit traditionellem<br />
Handwerkszeug geschehen. Bereits nach einem<br />
Arbeitstag stand jedoch fest, dass die Handwerker<br />
mit dem Anfertigen der neuen Bogensteine überfordert<br />
waren. Scheinbar ist das Wissen um überlieferte<br />
Handwerkstechniken in dieser Gegend<br />
Syriens kaum noch vorhanden. Um so erstaunlicher<br />
war hingegen der Umgang mit modernen<br />
Trenn- und Schleifwerkzeugen. Das „industrielle“<br />
Herstellen der Bauteile in der Werkstatt in Deir<br />
as-Zor geschah im Gegensatz zur Handarbeit<br />
recht behände, doch wird dem Umgang mit Mes-<br />
Abb. 1 Basilika A, Südwand der Reliquienkapelle, geschädigte<br />
Zonen der Säulenstellungen und der Trompen, T. Horn 2009.<br />
Abb 2. Basilika A, Reliquienkapelle östliche Bogenstellung. Ausführung<br />
nach Maßgabe des originalen Befunds, T. Horn 2009.<br />
swerkzeugen bei dieser Handwerkstechnik leider<br />
zu wenig Bedeutung beigemessen. Umso größer<br />
und umständlicher waren dementsprechend die<br />
Nacharbeiten vor Ort beim Errichten des Bogens.<br />
Während des Rückbaus des Bogens fiel bereits auf,<br />
dass die Keilsteine ursprünglich trocken versetzt<br />
worden waren. Der Mörtel zwischen den Steinen<br />
wurde erst nach dem Einsetzen des Schlusssteines<br />
über in den Stein gearbeitete Kanäle in die Fugenflächen<br />
eingefüllt. Diese antike Technik wurde<br />
wieder aufgegriffen, da an der Passgenauigkeit<br />
aller Fugen bis zum Abschluss des Versetzens gearbeitet<br />
werden konnte. Der Muschelkalk ist ein sehr<br />
weiches Gestein, daher konnte das Fugenbild mit<br />
Hilfe einer einfachen Laubsäge optimiert werden.<br />
Das Einsägen von Fugenflächen ist ebenfalls aus<br />
der Bautechnik der Antike überliefert. Abschließend<br />
wurde mit Gips- und Muschelkalksteinen der<br />
Bogen bis zur Scheitelhöhe aufgemauert und die<br />
Oberflächen der neuen Bogensteine entsprechend<br />
des Originalbefundes mit einem Zahneisen überarbeitet.<br />
Der westliche Bogen der Reliquienkapelle ist vermutlich<br />
durch Erdbeben aus seiner ursprünglichen<br />
Position gerutscht und auf einer Seite ca. 20 cm<br />
nach außen verschoben. Da die meisten der Bogensteine<br />
aber intakt schienen, konnte auf einen<br />
kompletten Rückbau verzichtet werden, denn die<br />
Erfahrungen am östlichen Bogen zeigten, dass<br />
der Rückbau eines Bauteils meist den Verlust des<br />
jeweiligen Werkstücks bedeutet. Ausgetauscht wurde<br />
daher lediglich der Schlussstein, der aufgrund<br />
der erdbebenbedingten Deformation des Bogens<br />
sowohl mehrfach horizontal als auch vertikal gebrochen<br />
war. Eine besondere Herausforderung<br />
bestand darin, den verkippten Bogen trotz des<br />
fehlenden Schlusssteins in seiner Position zu halten.<br />
Nachdem der Kraftschluss des Bogens wieder hergestellt<br />
war, wurde das Mauerwerk um den Bogen<br />
ausgebessert, d.h. die Fugen wurden geschlossen<br />
und ein horizontaler Abschluss geschaffen.<br />
Abb 3. Basilika A, Reliquienkapelle, westliche Bogenstellung,<br />
Einpassen des neuen Schlusssteins, A.-S. Flade 2009.<br />
Abb 4. Basilika A, Reliquienkapelle westliche Bogenstellung<br />
nach Abschluss der Arbeiten, T. Horn 2009.<br />
Die Sicherung der östlichen Säule, die durch ein<br />
komplexes Risssystem stark gefährdet war, erfolgte<br />
mittels Vernadelung. Hierfür wurden nach<br />
Absprache mit dem Tragwerksplaner verschiedene<br />
Punkte definiert, die für das Verbinden der<br />
einzelnen Schalen besonders geeignet schienen.<br />
Insgesamt wurden in Säulenschaft, Basis und<br />
Konsole elf Nadeln eingebracht. Um das spröde<br />
Gestein während des Bohrvorgangs vor Vibration<br />
und Überhitzung zu schützen, wurden die ersten<br />
zehn der bis zu 30 cm tiefen Bohrlöcher mit einer<br />
wassergekühlten Bohrkrone gebohrt. Nach<br />
der Reinigung der Löcher wurden Siebhülsen aus<br />
Kunststoff eingeführt, die ein unkontrolliertes Ausfließen<br />
des Mörtels verhindern sollten. In die mit<br />
Epoxy-Spezialmörtel gefüllten Bohrlöcher wurden<br />
danach spezielle Anker aus Edelstahl eingesetzt.<br />
Große Schwierigkeiten bereitete die Arbeit an der<br />
einzigen verbliebenen Säule vor der Westwand.<br />
Die mit Kapitell und Basis aus einem Stück gearbeitete<br />
Säule zeigte ein komplexes System aus<br />
vertikalen Rissen und hatte am Säulenschaft bereits<br />
stark an Substanz verloren. Da sowohl Kapitell<br />
als auch Basis bei einem Rückbau zu brechen<br />
drohten, mussten diese Bereiche bereits vor der<br />
Demontage der Säule vernadelt werden. Nach<br />
der provisorischen Fixierung des Kapitells am<br />
Gerüst und der darüber liegenden Konsole wurde<br />
der ausgebrochene Säulenschaft mit Hilfe einer<br />
Handsäge vorsichtig von Basis und Kapitell getrennt.<br />
Eine neue Säule wurde dann vor Ort in<br />
Resafa von einem Beduinen gefertigt, der unter<br />
Anleitung sehr schnell die Grundzüge des traditionellen<br />
Steinmetzhandwerks erlernte.<br />
Für die Arbeiten der nächsten Jahre wurde eine<br />
detaillierte Prioritätenliste erstellt. Im Vordergrund<br />
der Herbstkampagne 20<strong>10</strong> sollen, abhängig von<br />
der finanziellen Ausstattung, die Konsolidierung<br />
des Obergadens der nördlichen Mittelschiffwand<br />
sowie der Abschluss der Arbeiten innerhalb der<br />
Reliquienkapelle stehen.<br />
Abb 5. Basilika A, Reliquienkapelle westliche Bogenstellung,<br />
behutsames Heraustrennen des Säulenschaftes, T. Horn 2009.<br />
Abb 6. Basilika A, Neuanfertigung einer Säule aus Gipsstein<br />
durch einen angelernten Arbeiter aus Resafa, T. Horn 2009.<br />
JAHRBUCH MSD 2008-<strong>10</strong> 41
LAUFENDE PROJEKTE<br />
RESAFA-SERGIUPOLIS, SYRIEN, DER ‚ZENTRALBAU‘<br />
Bauarchäologische Untersuchung und Anastilosis. 2. Kampagne - Herbst 2009<br />
Einführung<br />
Ein Ziel der in der Herbstkampagne 2009 am<br />
Zentralbau durchgeführten Arbeiten lag in der<br />
Erweiterung von Erkenntnissen über das einstige<br />
Aussehen und den architektonischen Aufbau des<br />
Gebäudes. Dazu wurden die bisherigen Arbeiten<br />
im Inneren des Gebäudes fortgesetzt und auf die<br />
sog. Steingärten ausgedehnt. Zudem erfolgte im<br />
Südosten des Zentralbaus eine archäologische<br />
Sondage, die neue Aussagen über die Gestalt<br />
seines südlichen Anbaus ermöglichen sollte.<br />
Aufbau von Fußboden und Fundament<br />
Zu Beginn der Kampagne wurde der Innenraum<br />
des Zentralbaus von einer 20 cm hohen<br />
Anwehschicht befreit. Dabei ergab sich ein Befund,<br />
der auch schon im Mittelschiff beobachtet<br />
werden konnte: Auf den Gipssteinplatten des<br />
Bodens wurden gleichzeitig mit der Einbringung<br />
der Wandinkrustation langrechteckige rote Kalksteinplatten<br />
verlegt. Diese und andere noch im<br />
Gebäude befindliche Bauteile wurden in den<br />
Grundriss aufgenommen.<br />
Im Bereich einer wahrscheinlich als Zisterne genutzten<br />
schachtartigen Öffnung im Hof des in<br />
der südwestlichen Ecke des Zentralbaus gelegenen<br />
Iwan-Hauses konnte die Struktur unterhalb<br />
des Fußbodenniveaus genauer untersucht werden.<br />
Unter den Gipssteinplatten folgen mehrere<br />
Schichten unterschiedlicher Zusammensetzung.<br />
Diese Abfolge von Schichten konnte in einem<br />
Einbruchloch bestätigt werden, das sich an der<br />
mittleren Tür der Westwand des Zentralbaus<br />
befindet und vermutlich durch Auswaschung<br />
des Fundaments entstanden ist. Bei der Untersuchung<br />
konnte die Fundamentsohle festgestellt<br />
werden: Sie liegt etwa 3,35 Meter unterhalb der<br />
Oberkante der Bodenplatten aus Gipsstein.<br />
Katalogisierung der Steingärten<br />
Während der Ausgrabung unter Johannes Kollwitz<br />
in den Jahren 1954-1963 wurden Bauteile<br />
aus dem Innenraum zu einer späteren Bearbeitung<br />
im Norden, Süden und Westen des Zentralbaus<br />
abgelegt (Abb. 1). Vom nördlichen und<br />
südlichen Steingarten existierende Übersichtspläne1<br />
wurden durch die Aufnahme des westlichen<br />
Steingartens vervollständigt. Im Zuge einer<br />
systematischen Begehung in allen drei Bereichen<br />
wurden diese Bauteile zunächst in einem tabellarischen<br />
Katalog erfaßt, kurz beschrieben und<br />
ihre mögliche Lage innerhalb des aufgehenden<br />
Mauerwerks notiert. Einige besonders markante<br />
Bauteile sind für die Rekonstruktion des Gebäudes<br />
von Bedeutung. Ein solches Beispiel ist der<br />
Abb. 2: Zentralbau, Steingarten Süd A Nr. <strong>10</strong>6. Teil der Dachkonstruktion<br />
über dem Mittelschiff, 2009.<br />
42<br />
Abb. 1: Zentralbau, Luftbild mit Lage der Steingärten und der Sondage (s. Pfeil), Foto: M. Stephani 1999.<br />
Stein mit der Nr. <strong>10</strong>6 S-A (Abb. 2). Er besitzt an<br />
seiner Oberseite drei Balkenlöcher, die im Zusammenhang<br />
mit der Konstruktion des Daches<br />
über dem Mittelschiff gestanden haben müssen.<br />
Dabei fungierte er als Knotenpunkt in der<br />
Dachkonstruktion: im mittleren Loch wurde ein<br />
Dachsparren eingeschoben, während die beiden<br />
äußeren Einlasslöcher horizontale Zugbalken<br />
aufnahmen (Abb. 3). Das obere Wandgesims<br />
des Nordtores ist mit einer sehr ähnlichen Kehle<br />
versehen. 2 Weitere solche Bauteile sollen für<br />
die Rekonstruktion der Wände und des Daches<br />
formtreu aufgenommen werden.<br />
Ausstattung und Datierung<br />
Bei den Arbeiten im Inneren des Zentralbaus<br />
konnte endgültig bestätigt werden, dass der<br />
Fußboden und die Wandinkrustationen aus rötlichem<br />
Kalkstein in einer Umgestaltungsphase<br />
erfolgt sind. 3 Beleg dafür ist die Entfernung eines<br />
Flachreliefs, das sich am linken Pilaster der Sarkophagnische<br />
im östlichen Teil des nördlichen<br />
Seitenschiffes befand (Abb. 4). Ein ähnlicher<br />
Befund ließ sich an allen Pfeilern der Kirche<br />
und an den beiden östlichen Postamenten der<br />
nördlichen und südlichen Exedra feststellen. Eine<br />
Vorstellung über das einstige Aussehen dieser<br />
Nische kann die Gestaltung der beiden Sarkophagnischen<br />
der nördlichen Nebenräume der<br />
Basilika B geben, in denen solche Profile noch<br />
erhalten sind. 4 Eine Inschrift in der Nische könnte<br />
einen Hinweis für die mögliche Zeit der An-<br />
Abb. 3: Zentralbau, mögliche Rekonstruktion der Mittelschiffwand<br />
über dem Obergaden, o. M., 2009.<br />
Ibrahim Salman – Axel Schuhmann<br />
TECHNISCHE UNIVERSITÄT BERLIN, FAKULTÄT VI, INSTI<strong>TU</strong>T FÜR ARCHITEK<strong>TU</strong>R<br />
UNIV.-PROF. DR.-ING. DOROTHÉE SACK, FACHGEBIET HISTORISCHE BAUFORSCHUNG, MASTERS<strong>TU</strong>DIUM DENKMALPFLEGE,<br />
STRASSE DES 17. JUNI 152, SEKR. A 58, <strong>10</strong>623 BERLIN, TEL. +493031479611, MAIL: msd@tu-berlin.de<br />
JAHRBUCH MSD 2008-<strong>10</strong><br />
bringung der Inkrustation liefern: Die Bestattung<br />
des im Jahr 565 letztmalig erwähnten Bischofs<br />
Abraamios5 in der Sarkophagnische stellt einen<br />
terminus ante quem für die Umgestaltung des<br />
Innenraums dar.<br />
Archäologische Sondage<br />
Der Grundriss eines an den südlichen Apsisnebenraum<br />
anschließenden Anbaus wurde durch<br />
eine Ausgrabung untersucht. Sie liegt in einem<br />
Bereich, in dem die südöstliche Ecke des Anbaus<br />
vermutet wurde (s. Abb. 1).<br />
Bislang konnten dort zwei Nutzungsphasen<br />
nachgewiesen werden, die wahrscheinlich in islamische<br />
Zeit datieren. Etwa 0,5 m unterhalb des<br />
Niveaus des südlichen Vorplatzes fand sich ein<br />
Türgewände mit Anschlag sowie eine Schwelle,<br />
die möglicherweise als ehemalige Außentür des<br />
Anbaus zu deuten sind.<br />
Die Grabung soll nach Osten auf den einstigen<br />
Außenbereich des Gebäudes erweitert werden,<br />
um eine mögliche Straßenanbindung bzw. einen<br />
Vorplatz zu klären.<br />
ANMERKUNGEN<br />
1 Für die Überlassung von Materialien zu den Steingärten sind<br />
wir Gunnar Brands (Halle) zu Dank verpflichtet.<br />
2 Walter Karnapp, Die Stadtmauer von Resafa in Syrien (<strong>Berlin</strong><br />
1976) Abb. 173. 174. 184 a. 207. 211.<br />
3 � ����������������������������������������������������������<br />
Zentralbau. Bauarchäologische und konservatorische Untersuchungen<br />
am Nordostturm (Masterarbeit <strong>TU</strong> <strong>Berlin</strong> 2008) 56-59.<br />
4 Gunnar Brands, Die Bauornamentik von Resafa-Sergiupolis,<br />
Resafa 6 (Mainz 2002) Taf. 37 d. e.<br />
5 Thilo Ulbert, Die Basilika des Heiligen Kreuzes in Resafa-<br />
Sergiupolis, Resafa 2 (Mainz 1986) 161 Anm. 4.<br />
Abb. 4: Zentralbau, Sarkophagnische im nördlichen Seitenschiff.<br />
Abgearbeitete Basis des linken Pilasters, o. M., 2009.
LAUFENDE PROJEKTE<br />
RESAFA, SYRIEN. SITE MANAGEMENT.<br />
Entwurf der Aussichts-Plattform auf Turm1<br />
Im Rahmen des Site Managements beschäftigten<br />
wir uns in diesem Jahr mit der Planungsfortführung<br />
der Erschließung des Turms 1 als<br />
Aussichtspunkt. Vom Turm 1 aus hat der Besucher<br />
die beste Aussicht in das südliche und östliche<br />
Umland von Resafa, in dem sich die Residenz<br />
des Kalifen Hisham befand. Hier sollen zwei<br />
Schautafeln in den Fensternischen angebracht<br />
werden, die die Struktur der Residenz erklären.<br />
Aufgabe der diesjährigen Kampagne war<br />
die Planung der Sicherung des Loches, das<br />
sich an der süd-östlichen Seite im Boden des<br />
Turmobergeschosses befindet. Gleichzeitig<br />
musste eine Lösung gefunden werden, um an<br />
das südliche Fenster heran treten zu können,<br />
da von hier das südliche Umland mit den<br />
Kalifenpalästen und das heutige Dorf am besten<br />
zu überschauen sind. Bereits in Deutschland<br />
war ein erster Entwurf von Youssef el-Khoury<br />
und Isabelle Frase erarbeitet worden, der<br />
vorsah, die westliche Hälfte des Loches vor dem<br />
Fenster mit einem Gitterost zu überdecken, die<br />
östliche Hälfte dagegen offen zu lassen und nur<br />
mit einem Geländer zu sichern. Auf diese Weise<br />
wären auch die beiden Konsolen, die noch<br />
aus der ersten Bauphase des Turms stammen,<br />
weiterhin gut sichtbar.<br />
Die beiden Treppen, die entlang der Stadtmauer<br />
auf den Turm führen, werden nach Absprache<br />
mit der syrischen Antikenverwaltung durch diese<br />
in Anlehnung an die Restaurierung der anderen<br />
Treppen der Stadtmauer mit Jiss im Frühjahr<br />
20<strong>10</strong> ausgebessert.<br />
Arbeitsschritte<br />
Als Grundlage für die Werkplanung wurde<br />
zunächst das Loch im Handaufmaß im Maßstab<br />
1:50 formgerecht aufgemessen und in den vor<br />
einigen Jahren eingemessenen Grundriss des<br />
Turms eingepasst. Unter Berücksichtigung der<br />
technischen und gestalterischen Anmerkungen<br />
des Architekten Martin Klessing, mit dem wir<br />
Abb. 3. Fotomontage der geplanten Plattform mit Geländer und Schautafeln, I. Frase 2009.<br />
Abb. 1. Grundriss des Turms 1 mit der genauen Position des Lochs,<br />
H. Saleh 2007, ergänzt 2009.<br />
intensiv diskutierten, begannen wir mit der<br />
Umarbeitung des ersten Entwurfs. Von einem<br />
lokal ansässigen Schmied ließen wir ein Muster<br />
für einen Gitterrost anfertigen. Das von ihm<br />
vorgelegte Objekt zeigte, dass die Aufgabe<br />
wahrscheinlich zu komplex ist, da die Füllstäbe<br />
des Rostes in Schlitze der Tragstäbe eingepresst<br />
werden müssen, um bündig abzuschließen.<br />
So wichen wir an diesem Punkt von der ersten<br />
Planung ab und entschieden uns für einen<br />
Kammrost, der aus parallel gesetzten Stäben<br />
gebildet wird.<br />
Um einen Eindruck der lokal verfügbaren<br />
Materialien zu bekommen, besuchten wir in<br />
Raqqa die Werkstatt eines Schmieds und nahmen<br />
Form, Maße und Gewicht der verfügbaren Profile<br />
und Vierkantstäbe für die Rahmenkonstruktion,<br />
den Rost und das Geländer auf.<br />
Auf der Grundlage dieser Daten fanden mehrere<br />
Besprechungen mit dem Tragwerksplaner Frithjof<br />
Berger statt. Von ihm wurden die entsprechenden<br />
Berechnungen zu den benötigten Profilstärken<br />
durchgeführt, die als Basis für die Werkplanung<br />
dienen.<br />
Anne Mollenhauer – Isabelle Frase<br />
TECHNISCHE UNIVERSITÄT BERLIN, FAKULTÄT VI, INSTI<strong>TU</strong>T FÜR ARCHITEK<strong>TU</strong>R<br />
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LAUFENDE PROJEKTE<br />
Abb. 2. Blick in das Loch mit Detail der<br />
freizulegenden Konsole, 2009.<br />
Konstruktion und Gestaltung der Plattform<br />
mit Kammrost, Geländer und Schautafeln<br />
In der überarbeiteten Fassung des Entwurfs<br />
wurde die ovale Form zugunsten von zwei<br />
Trapezen aufgegeben, da gerade Formen sich<br />
von den lokalen Handwerkern einfacher fertigen<br />
und bearbeiten lassen als geschwungene. Die<br />
Schautafeln werden auf dem Geländer vor den<br />
Fensteröffnungen als Pulttafeln montiert.<br />
a) Konstruktion des Rostes<br />
Zwei U-Profile werden in Nord-Süd-Richtung<br />
als Rahmen einerseits im Mauerwerk des Turms<br />
verankert, andererseits auf dem Boden des<br />
Turmobergeschosses aufgelegt und bilden die<br />
Randträger der Plattform. An die Träger werden<br />
entsprechend der Trapezform der Plattform<br />
U-Profile geschweißt, so dass ein Rahmen<br />
gebildet wird. Auf diesem Rahmen werden parallel<br />
liegende Vierkantstäbe als Kammrost geschweißt.<br />
b) Geländerkonstruktion<br />
Die Pfosten des Geländers bestehen aus quadratischen<br />
Hohlprofilen, die in den Boden eingelassen<br />
und vermörtelt werden. Den Handlauf<br />
bildet ein flach auf die Stützen aufgeschweißtes<br />
Hohlprofil mit rechteckigem Querschnitt. Die<br />
Mittelstange bildet ein flacher, quer gestellter<br />
Vierkantstab.<br />
c) Befestigung der Schautafeln<br />
Die Schautafeln werden auf dem Geländer vor<br />
den Fensteröffnungen befestigt. Sie werden<br />
als Pulttafeln mit einer leichten Neigung in die<br />
Öffnungen gesetzt, damit die Tafeln gut lesbar<br />
sind, aber nicht die Aussicht in das Umland<br />
verdecken.<br />
Das im Herbst 2009 entwickelte Konzept hatte<br />
als vorrangiges Ziel, die Fensteröffnungen und<br />
die dort montierten Schautafeln erreichbar zu<br />
machen. Die entwickelte Lösung erlaubt es aber<br />
zudem, die beiden zur ersten Bauphase des<br />
Turmes gehörenden Konsolen wieder erlebbar zu<br />
machen und die weiteren Zeitspuren zu zeigen,<br />
indem das Loch nicht geschlossen, sondern nur<br />
gesichert wird.<br />
LITERA<strong>TU</strong>R<br />
Hanaa Saleh, Resafa, Syrien. Site Management. Die Erschließung<br />
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Jahrbuch 2006-08 (2008) 80.<br />
JAHRBUCH MSD 2008-<strong>10</strong> 43
MSD 2008-<strong>10</strong> – ABSCHLUSSARBEITEN<br />
RESAFA-SERGIUPOLIS, SYRIEN. BASILIKA A.<br />
Archäologische Untersuchungen im südlichen Seitenschiff<br />
Die dreischiffige Weitarkadenbasilika nimmt mit<br />
ihrem Baubestand einen Bereich von 15.000m²<br />
im Südosten der Stadt ein. Seit Aufgabe der<br />
Stadt Mitte/Ende des 13.Jh. unterliegt sie bis<br />
heute sehr stark den vorherrschenden Wettereinflüssen.<br />
Aufgrund ihres sehr witterungsanfälligen<br />
Baumaterials, dem lokalen Gipsstein, ist<br />
der fortschreitende Verlust von originaler Bausubstanz<br />
sehr groß. Im Bodenbereich ist davon<br />
besonders der östliche Bereich des Südschiffes<br />
betroffen.<br />
Basilika A, Luftaufnahme nach G.Tschalenko-E. Baccache, 1979.<br />
Zielstellung<br />
In der Herbstkampagne 2009 wurde im Rahmen<br />
des Teilprojektes 4 „Vorbereitende Untersuchungen<br />
zur Planung von Konsolidierungs- und<br />
Restaurierungsmaßnahmen“ im Südschiff der<br />
Basilika A eine Fundamentsondage durchgeführt.<br />
Eine archäologische Grabung sollte Aufschluss<br />
darüber geben, wie die Fundamentierung<br />
in dem augenscheinlich gestörten Bereich<br />
aussieht.<br />
Bestandteile der Arbeit waren die Auswertung<br />
der Grabungsergebnisse sowie die schriftliche<br />
und zeichnerische Dokumentation der Befunde<br />
und ihrer Interpretation.<br />
Basilika A, Südliches Seitenschiff, Blick nach Osten, 2009.<br />
In den letzten Jahrhunderten konnten immer<br />
wieder Absenkungen des Bodens, insbesondere<br />
in dem östlichen Bereich des Südschiffes festgestellt<br />
werden. Da der Baugrund vornehmlich mit<br />
Mergel und erodierten Gipsbändern durchsetzt<br />
ist (Fieß 2001), wird durch das Eindringen von<br />
Regenwasser der Untergrund aufgeweicht und<br />
unterhöhlt.<br />
Methoden<br />
Zur Sicherung des Grabungsbereiches war es<br />
unumgänglich, die auf der Südwand und dem<br />
südöstlich befindlichen Contrefort lose liegen-<br />
92<br />
den Steine abzutragen. Dafür wurde ein Kran<br />
genutzt, der im Zuge weiterer Restaurierungsmaßnahmen<br />
aufgestellt wurde. Der Fußboden<br />
wurde vom aufliegenden Sediment freigelegt<br />
und zeichnerisch im Maßstab 1:25 dokumentiert.<br />
Nach dem Entnehmen der oberen Gipssteinplatten<br />
konnte ein erster Nord-Süd-ausgerichteter<br />
Grabungsschnitt (1,40m x 6,00m)<br />
angelegt werden. Die Schnittkanten orientierten<br />
sich dabei in Ost, West und Süd an den noch in<br />
situ verbliebenen Platten.<br />
Basilika A, Südschiff, Orthofoto des freigelegten Bodens, 2009.<br />
Bauarchäologische Beobachtungen<br />
Der freigelegte Fußboden enthielt neben Gipssteinplatten<br />
auch baudekorative Elemente wie<br />
Kapitelle aus Gipsstein und rötlichem Kalkstein<br />
sowie Fragmente von Schrankenelementen.<br />
Hinweise auf den originalen Fußbodenbelag<br />
unter dem bekannten und schon von T. Ulbert<br />
eher idealisiert dokumentierten Fußboden (Ulbert,<br />
Resafa II, Beilage I) gibt ein Mörtelbett, das<br />
im Osten noch Gipssteinplatten in situ zeigt.<br />
Weiterhin deuten Abarbeitungsspuren an dem<br />
unter dem Pfeiler in der Nordostecke befindlichen<br />
Gesimsblock auf eine sekundäre Verlegung<br />
des zweiten Bodens hin.<br />
Bei dem Mörtelbett des originalen Bodens handelt<br />
es sich um Gipssmörtel mit einem Zuschlag<br />
von Holzkohle. Im Norden und Süden reißt das<br />
Mörtelbett unregelmäßig ab.<br />
Basilika A, Ausschnitt aus dem Befund des Mörtelbettes, 2009.<br />
Die Abrisskanten markieren die Grenzen der<br />
Baugruben für das anstehende Fundament der<br />
östlichen Arkaden der südlichen Mittelschiffwand<br />
im Norden sowie des Entlastungsbogens<br />
in der südlichen Außenwand. Während erster<br />
historischer Reparaturmaßnahmen wurde im<br />
Süden der Bogen vermutlich mit dem Wiederaufbau<br />
der aufgrund von Erdbeben schwer<br />
Anne-Sophie Flade, MSD 2008-20<strong>10</strong><br />
TECHNISCHE UNIVERSITÄT BERLIN, FAKULTÄT VI, INSTI<strong>TU</strong>T FÜR ARCHITEK<strong>TU</strong>R<br />
UNIV.-PROF. DR.-ING. DOROTHÉE SACK, FACHGEBIET HISTORISCHE BAUFORSCHUNG, MASTERS<strong>TU</strong>DIUM DENKMALPFLEGE,<br />
STRASSE DES 17. JUNI 152, SEKR. A 58, <strong>10</strong>623 BERLIN, TEL. +49-30-314-796 11, MAIL: msd@tu-berlin.de<br />
JAHRBUCH MSD 2008-<strong>10</strong><br />
beschädigten südlichen Außenwand und den<br />
damit einhergehenden gestörten Bodenverhälnissen<br />
an dieser Stelle eingebracht.<br />
Das Fundament unter der südlichen Mittelschiffwand<br />
läuft nicht durch, sondern endet an dem<br />
Pfeiler in der Nordostecke der Sondage. Abarbeitungsspuren<br />
am diesem bis zu 2,<strong>10</strong>m tiefen<br />
Fundament sowie die etwa 0,9m breite Baugrube<br />
weisen auf ein späteres Einsetzen der Fundamentsteine<br />
unter der östlichen Säulenbasis der<br />
eingestellten Arkade. Das freigelegte Fundament<br />
unter der Säule gründet bis zu 1,60m tief und läßt<br />
erhebliche Schäden erkennen. Durch Absinken<br />
des Untergrundes, durch das Gewicht der Säule<br />
sowie des im Osten anliegenden Pfeilers wurde<br />
das Fundament zerissen und gestaucht. Die horizontalen<br />
Risse sind bis zu 6cm breit. Zwischen<br />
erster und zweiter Fundamentlage befindet sich<br />
ein Hohlraum, der bis zu 15cm stark ist.<br />
Basilika A, Ausschnitt des gerissenen Fundamentblocks unter<br />
der östlichen Säule der südlichen Mittelschiffarkade, 2009.<br />
Fazit<br />
Aus den vorhandenen Befunden ist erkennbar,<br />
dass in dem untersuchten Bereich schon in<br />
historischer Zeit mehrfach Reparaturmaßnahmen<br />
durchgeführt wurden, um den Schäden, die durch<br />
Auswaschungen und Setzungen entstanden sind,<br />
entgegen zu wirken. Der Grund für die ausgespülten<br />
Hohlräume sowie das Absinken des Fundamentes<br />
ist, neben häufig aufgetretenen Erdbeben,<br />
einlaufendes Oberflächenwasser, das durch<br />
das Mittel- und Südschiff in die im Nordosten des<br />
Südschiffes befindliche tiefste Stelle läuft, einsickert<br />
und die schon vermutlich über Jahrhunderte entstandenen<br />
Hohlräume weiter auswäscht. In Zukunft<br />
muss überlegt werden, wie das Wasser entweder<br />
kontrolliert in tiefere Schichten eingeleitet werden<br />
bzw. gänzlich weggeleitet werden kann.<br />
Die Fortsetzung der Fundamentsondagen und der<br />
gezielte Einsatz von Bohrtechnik zur Analyse des<br />
problematischen Baugrundes sind zur Beurteilung<br />
und weiteren Planung der Konservierungsmaßnahmen<br />
unverzichtbar.<br />
LITERA<strong>TU</strong>R<br />
Gunnar Brands, Die Bauornamentik von Resafa Sergiupolis: Studien<br />
zur spätantiken Architektur und Bauausstattung in Syrien und<br />
Nordmesopotamien, Resafa VI , Mainz 2002.<br />
Thilo Ulbert, Die Basilika des Heiligen Kreuzes in Resafa-Sergiupolis,<br />
Resafa II Mainz 1986.<br />
Gerald Fieß, Mineralogische Untersuchung der Basilika des Heiligen<br />
Kreuzes in Resafa-Sergiupolis, Diplomarbeit, Karlsruhe 2001.<br />
Spolien aus dem oberen Fußbodenbelag, 2009.
RESAFA-SERGIUPOLIS, SYRIEN. ‚ZENTRALBAU‘<br />
Bauforschung am Aufgehenden – Die Ausstattung mit Inkrustationen<br />
Einführung<br />
Mit dem Begriff Inkrustation wird die dekorative Verkleidung<br />
von Wänden bezeichnet. Diese bestehen<br />
aus dünngeschnittenen Steinplatten, vor allem aus<br />
Marmor oder anderen hochwertigen, meist farbigen<br />
Steinsorten. 1 Diese Technik wird seit der Antike verwendet,<br />
erfreute sich jedoch auch in der byzantinischen<br />
Architektur großer Beliebtheit. So schmückte<br />
man im 6. Jh. nicht nur in der Hauptstadt Konstaninopel<br />
(Hagia Sophia) und in seinem westlichen<br />
Zentrum Ravenna (San Vitale) bedeutende Bauten<br />
mit Inkrustationen, auch in abgelegenen Pilgerstätten<br />
an den Grenzen des Reiches im Osten, wie im Katharinenkloster<br />
auf dem Sinai und in Resafa-Sergiupolis<br />
in Syrien, wurden die kostbaren Steinplatten zur<br />
Ausstattung der Wallfahrtskirchen verwendet.<br />
Das Projekt<br />
Der „Zentralbau“, an der Nordtorstraße gelegen,<br />
war wahrscheinlich eine der Bischofskirchen der Stadt<br />
und wurde kurz nach 5<strong>10</strong> errichtet. Es handelt sich<br />
um einen anspruchsvollen Bautyp, bei dem sich eine<br />
Basilika und ein Tetrakonchos durchdringen. 2<br />
In der Herbstkampagne 2009 in Resafa - Sergiupolis<br />
wurde im Rahmen des Teilprojektes 4 ‚Vorbereitende<br />
Untersuchungen zu Konsolidierungs- und Restaurierungsmaßnahmen‘<br />
am sog. Zentralbau im Rahmen<br />
einer Masterarbeit untersucht, welche Spuren sich<br />
von der einstmaligen Ausstattung mit Inkrustationen<br />
erhalten haben.<br />
Es galt zunächst die These einer früheren Masterarbeit<br />
zu klären, die Inkrustationen wären in einer<br />
zweiten Bauphase entstanden, möglicherweise um<br />
Erdbebenschäden zu verdecken. 3 Zudem sollte geprüft<br />
werden, ob ausreichend Belege für eine Rekonstruktion<br />
der Ausstattung nachzuweisen wären.<br />
Bauaufnahme<br />
Grundlage für die Untersuchung war eine 3D Bestandsaufnahme<br />
mittels terrestrischem Laserscanning<br />
(TLS) durch das Geodätische Labor der Universität<br />
der Bundeswehr in München. Aus den Punktwolken<br />
wurden Orthofotos der Innenwände erstellt,<br />
die vor Ort umgezeichnet wurden. Dabei wurden<br />
die Fußpunkte und Bereiche, die bei der Aufnahme<br />
verschattet waren, ergänzt. Zudem wurden Reste<br />
der Inkrustationen wie Dübellöcher und Mörtelreste<br />
sowie Abarbeitungsspuren und vermutlich auf Erdbeben<br />
beruhende Schäden vor Ort kartiert. Nur durch<br />
die genaue Untersuchung aller Spuren der Inkrusta-<br />
Abb. 2 Resafa „Zentralbau“, Gliederung des Inkrustationsschemas<br />
in horizontale Zonen, 2009.<br />
Abschlußzone<br />
Mitttelzone<br />
Rahmung um<br />
Fenster und Türen<br />
Sockelzone<br />
JAHRBUCH MSD 2008-<strong>10</strong><br />
MSD 2008-<strong>10</strong> – ABSCHLUSSARBEITEN<br />
Abb.1 Resafa „Zentralbau“, Apsis, formtreues Aufmaß auf Grundlage einer Abwicklung der 3D-Punktwolke, Kartierung der<br />
Inkrustationsreste mit Rekonstruktionsversuch des Inkrustationsschemas, 2009.<br />
tionen an allen Einzelflächen konnten Zufälligkeiten<br />
und Abweichungen erkannt und schließlich ein Inkrustationsschema<br />
rekonstruiert werden (Abb. 1).<br />
Auswertung<br />
Für die Inkrustationen wurden vor allem rosaroter<br />
Kalkstein und ein grauweißer Marmor mit Äderungen<br />
(evtl. Prokonnesischer Marmor) verwendet. Zudem<br />
gab es Lesefunde von Brekzien, serpentinähnlichem<br />
Hartgestein und violettem Sandstein.<br />
Die Befunde zeigen eine klare Gliederung der inkrustierten<br />
Flächen in drei Zonen: eine Sockelzone,<br />
eine Mittelzone und einen Abschluß. Fenster und<br />
Türen wurden besonders hervorgehoben (Abb. 2).<br />
Neben dieser starken horizontalen Gliederung ergibt<br />
sich für die Mittelzone eine Aufteilung in Form einer<br />
Kassettierung im Wechsel von breiten und schmalen<br />
Feldern, denn neben rechteckigen Platten verschiedener<br />
Formate gab es einfassende Bänder und abtrennende<br />
Profilstäbe. Die Wand wurde so optisch<br />
in Einzelabschnitte zerlegt, wobei die ursprüngliche<br />
architektonische Raumgliederung in den Hintergrund<br />
trat und – nun als störend empfundene – plastische<br />
Elemente aus dem Sockelbereich entfernt wurden.<br />
Die Sockel und Basen an allen Pfeilern und Pilastern<br />
wurden abgearbeitet und die lichte Weite der Türen<br />
vergrößert, um die steinernen Platten anbringen zu<br />
können (Abb. 3, 4).<br />
Hinweise auf eine Datierung der sekundären Ausstattung<br />
gibt das in eine Nische in der Nordwand eingelassene<br />
Grab des Bischof Abraamios , das in die Inkrustationen<br />
integriert war. Die Analyse der Verteilung<br />
60cm<br />
50cm<br />
40cm<br />
30cm<br />
20cm<br />
<strong>10</strong>cm<br />
Querschnitt<br />
Horizontalschnitt<br />
0<br />
Abb. 3 Resafa, „Zentralbau“, Rekonstruktion des Aufbaus<br />
der Inkrustation, Quer- und Horizontalschnitt, 2009.<br />
Verkleidungsplatten<br />
rechteckige<br />
Platte<br />
Profilstab<br />
Rahmen<br />
Band<br />
rechteckige<br />
Platte<br />
Ines Oberhollenzer – Heba Shash, MSD 2008-20<strong>10</strong><br />
TECHNISCHE UNIVERSITÄT BERLIN, FAKULTÄT VI, INSTI<strong>TU</strong>T FÜR ARCHITEK<strong>TU</strong>R<br />
UNIV.-PROF. DR.-ING. DOROTHÉE SACK, FACHGEBIET HISTORISCHE BAUFORSCHUNG, MASTERS<strong>TU</strong>DIUM DENKMALPFLEGE,<br />
STRASSE DES 17. JUNI 152, SEKR. A 58, <strong>10</strong>623 BERLIN, TEL. +49-30-314-796 11, MAIL: msd@tu-berlin.de<br />
der Dübellöcher belegt, dass die Ausstattung mit<br />
Inkrustationen vor den Erdbebenschäden erfolgte.<br />
Vielmehr bedeuteten die dramatischen Erdbeben,<br />
die Resafa immer wieder heimsuchten, das Ende des<br />
Schmuckes mit den steinernen Platten.<br />
Inkrustationen fanden sich aber nicht nur im „Zentralbau“,<br />
sondern auch an allen anderen wichtigen<br />
Kirchen der Stadt in übereinstimmender Ausführung.<br />
Eine Untersuchung dieser Zusammenhänge könnte<br />
genauere Anhaltspunkte für die Datierung der Ausstattungen<br />
und damit einzelner Umbauphasen der<br />
Kirchen Resafas während der Amtszeit des Bischofs<br />
Abraham liefern. Nicht zuletzt lassen die Gestaltungsprinzipien<br />
der Inkrustationen auf einen Austausch mit<br />
der Hauptstadt schliessen, die durch die historischen<br />
Angaben zur Person des Bischofs Abraamios unterstützt<br />
werden. 4<br />
Anmerkungen<br />
1 Franz Rickert, Inkrustation, in: RAC , Bd. XVIII, Stuttgart<br />
1989, 160-182.<br />
2 Gunnar Brands, Die Bauornamentik von Resafa - Sergiupolis:<br />
Studien zur spätantiken Architektur und Bauausstattung in<br />
Syrien und Nordmesopotamien, Resafa VI (2002), 121-179.<br />
3 Lukas Böwe – Tobias Horn, Resafa-Sergiupolis, Syrien.<br />
Zentralbau – Bauarchäologische und konservatorische<br />
Untersuchungen am Nordostturm, unveröffentlichte Masterarbeit,<br />
Masterstudium Denkmalpflege, <strong>TU</strong> <strong>Berlin</strong> (Dorothée<br />
Sack/Dietmar Kurapkat), 2008, bes. 54-61. Vgl. Lukas<br />
Böwe – Tobias Horn, Resafa-Sergiupolis, Syrien. Zentralbau.<br />
Bauarchäologische und konservatorische Untersuchungen am<br />
Nordostturm, in: MSD JAHRBUCH 2006–08 (2008), 77.<br />
4 Thilo Ulbert, Eine neuentdeckte Inschrift aus Resafa (Syrien),<br />
AA 1977, 563-569; Pierre-Louis Gatier, in: Thilo Ulbert, Die<br />
Basilika des Heiligen Kreuzes in Resafa-Sergiupolis, Resafa II<br />
(1986), 161. Anm. 4; vgl. Brands 2002, 48-49. 125-126.<br />
Vgl. Beitrag Ibrahim Salman – Axel Schuhmann in diesem Jahrbuch.<br />
Gipsstein<br />
(Wand)<br />
Abb. 4 Resafa, „Zentralbau“, Rekonstruktion des Aufbaus der<br />
Inkrustation, Isometrie, 2009.<br />
Dübel<br />
Marmorkeil<br />
Metallhaken<br />
Mörtelbett<br />
Mörtel für Profilstab<br />
1. Schicht mit der Hand<br />
aufgetragen<br />
Hinterfüllmörtel<br />
93
Inhalt<br />
Masterstudium Denkmalpflege der Technischen Universität <strong>Berlin</strong>, Heft 5, Jahrbuch 2007-09, mit Jubiläumsjahrbuch<br />
<strong>denk</strong> x <strong>10</strong>, herausgegeben von D. Sack zusammen mit A. Brauchle, M. Gussone, D. Kurapkat und<br />
D. Spiegel, <strong>Berlin</strong> 2009<br />
Forschungsprojekte des FG Historische Bauforschung - Resafa / Syrien<br />
- Resafa, Syrien. Pilgerstadt und Kalifenresidenz. Die Weiterentwicklung der 5 Teilprojekte im Jahr 2008<br />
– intra und extra muros, D. Sack, M. Gussone 26<br />
- Resafa, Syrien. Archäologische Karte – Basilika B. Zeitschichtenplan des Areals der Basilika B mit Vorgänger-<br />
bauten und späterer Überbauung, D. Kurapkat 27<br />
- Resafa, Syrien. Archäologische Karte – Dorf und Familie. Entwicklung eines Dorfes im Umfeld einer archäolo-<br />
gischen Grabung, M. Gussone, A. Mollenhauer 28<br />
- Resafa - Rusafat Hisham, Syrien. Archäologie und Prospektionen – Die Nachbegehung der Fundplätze im<br />
Umland von Resafa. Erste Ergebnisse zum „Quartier Ost“, M. Gussone, M. Müller-Wiener 29<br />
- Resafa - Rusafat Hisham, Syrien. Archäologie und Prospektionen – Auswertung der Prospektionsdaten im Hinblick<br />
auf die Erschliessung und Gebäudeorientierung, M. Gussone, D. Sack, U. Siegel 30<br />
- Resafa - Rusafat Hisham, Syrien. Archäologie und Prospektionen – Physische Geographie: Rekonstruktion der<br />
historischen Wasserwirtschaft und der Paläoumwelt, B. Beckers 31<br />
- Resafa - Rusafat Hisham, Syrien. Archäologie und Prospektionen – Historische Topographie der Kalifenresidenz,<br />
Chr. Konrad 32<br />
- Resafa, Syrien. Die Stadtmauer – Bauforschung zur Klärung ihrer Entstehung und ihrer Veränderungen. Plan-<br />
modifikation beim Wasserdurchlass, C. Hof 33<br />
- Resafa, Syrien. Geodätische Grundlagen – Geländeaufnahme zur Erstellung eines Digitalen Geländemodells<br />
(DGM) des Walls vor der Stadtmauer, Ch. Abendschein, J. Uhl, G. Hell 34<br />
- Resafa, Syrien. Konsolidierungs- und Restaurierungsmaßnahmen – Basilika A, temporäre Stützkonstruktionen zur<br />
Sicherung besonders gefährdeter Bereiche, I. Frase, T. Horn 35<br />
- Resafa, Syrien. Konsolidierungs- und Restaurierungsmaßnahmen – ‚Zentralbau‘, präzise 3D-Bestandsdokumen-<br />
tation mittels Terrestrischem Laserscanning (TLS), H. Heister, M. Stephani, W. Liebl, A. Sternberg 36<br />
- Resafa, Syrien. Konsolidierungs- und Restaurierungsmaßnahmen – ‚Zentralbau‘, Bauarchäologische Untersuchung<br />
und Planung einer Teil-Anastilosis, I. Salman, A. Schuhmann 37<br />
- Resafa, Syrien. Site Management – Konzeption und Layout der Schautafeln. Abstimmungsprozesse und gestalterische<br />
Lösungen, A. Mollenhauer 38<br />
Masterstudium Denkmalpflege der Technischen Universität <strong>Berlin</strong>, Heft 6, Jahrbuch 2008-<strong>10</strong>, herausgegeben<br />
von D. Sack zusammen mit A. Brauchle, M. Gussone, D. Kurapkat und D. Spiegel, <strong>Berlin</strong> 20<strong>10</strong>.<br />
Forschungsprojekte des FG Historische Bauforschung<br />
- Resafa, Syrien. Pilgerstadt und Kalifenresidenz. Die Kampagnen im Frühjahr und Herbst 2009, D. Sack, M. Gussone 30<br />
- Resafa, Syrien. Archäologische Karte – Ein neuer Stadtplan – Methode und Ergebnisse, M. Gussone, G. Hell 31<br />
- Resafa, Syrien. Archäologische Karte – Dorf und Familie. Das erste Anwesen in Resafa – die bauliche Entwicklung<br />
des Grabungshauses, M. Gussone, A. Mollenhauer 32<br />
- Resafa, Syrien. Archäologie und Prospektionen – Magnetische Prospektion 2009 in Resafa – erstmals in der Stadt<br />
(intra muros), H. Becker 33<br />
- Resafa, Syrien. Archäologie und Prospektionen – Kalif und Hofstaat, D. Sack 34<br />
- Resafa – Rusafat Hisham, Syrien. Archäologie und Prospektionen – Die Nachbegehung der Fundplätze im Umland<br />
von Resafa. Mehr als eine Kalifenresidenz, M. Gussone, M. Müller-Wiener 35<br />
- Resafa – Rusafat Hisham, Syrien. Archäologie und Prospektionen. Digitaler Fundplatzkatalog am Beispiel von<br />
Fundplatz <strong>10</strong>9, M. Gussone 36<br />
- Resafa – Rusafat Hisham, Syrien. Archäologie und Prospektionen. Auswertung der Oberflächenbefunde am Fundplatz<br />
<strong>10</strong>9, U. Siegel 37<br />
- Resafa – Rusafat Hisham, Syrien. Archäologie und Prospektionen. Palastanlagen, Paläoumwelt und Wasserwirtschaftssystem,<br />
B. Beckers, Chr. Konrad 38<br />
- Resafa – Rusafat Hisham, Syrien. Archäologie und Prospektionen. Die Bedeutung von Formentypen und Fundaufkommen<br />
von ‚brittle-ware‘ im archäologischen Kontext., M. Müller-Wiener 39<br />
- Resafa, Syrien. Die Stadtmauer. Mörtelkanäle in den Bogensteinen: Ausbildung, Ursprung und Verbreitung, C. Hof<br />
- Resafa, Syrien. Konsolidierungs- und Restaurierungsmaßnahmen – Basilika A, Konservierungsmaßnahmen,<br />
40<br />
T. Horn, M. Klessing 41<br />
- Resafa, Syrien. Konsolidierungs- und Restaurierungsmaßnahmen. Der ‚Zentralbau‘ – Bauarchäologische Untersuchung<br />
und Anastilosis. 2. Kampagne - Herbst 2009, I. Salman, A. Schuhmann 42<br />
- Resafa, Syrien. Site Management. Entwurf der Aussichts-Plattforn auf Turm 1, A. Mollenhauer, I. Frase<br />
Masterarbeiten MSD 2008-<strong>10</strong><br />
- Resafa-Sergiupolis, Syrien. Basilika A - Archäologische Untersuchungen in der Basilika A, Südliches Seitenschiff,<br />
43<br />
A.-S. Flade 92<br />
- Resafa-Sergiupolis, Syrien. „Zentralbau“. Bauforschung am Aufgehenden – Die Ausstattung mit Inkrustationen,<br />
I. Oberhollenzer, H. Shash 93<br />
2