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denk x 10 - Aktuell - TU Berlin

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LAUFENDE PROJEKTE<br />

RESAFA, SYRIEN. KONSOLIDIERUNGS- UND RESTAURIERUNGSMASSNAHMEN<br />

‚Zentralbau‘ – Bauarchäologische Untersuchung und Planung einer Teil-Anastilosis<br />

Einführung<br />

Der heute als Kathedrale interpretierte so genannte<br />

Zentralbau von Resafa-Sergiupolis (Abb. 1)<br />

entstand im Zuge einer regen Bautätigkeit wahrscheinlich<br />

im ersten Viertel des 6. Jhs. n. Chr. Seine<br />

charakteristische Grundrissform kombiniert den<br />

längsgerichteten Baukörper einer dreischiffigen<br />

Basilika mit einem zentralisierenden Tetrakonchos,<br />

der aus halbkreisförmigen Exedren besteht, die<br />

um das Mittelschiff herum angeordnet sind. 1 Nach<br />

seiner Ausgrabung in den Jahren 1956-61 unter der<br />

Leitung von J. Kollwitz und der dabei durchgeführten<br />

Bauaufnahme, steht das Gebäude in jüngster Zeit<br />

stärker im Blickpunkt: Im Jahr 2007 beschäftigte<br />

sich eine Abschlussarbeit des Masterstudiums<br />

Denkmalpflege an der <strong>TU</strong> <strong>Berlin</strong> vor allem mit<br />

konservatorischen Problemen des ruinösen<br />

Gebäudes. 2 Im Herbst 2008 begannen zudem zwei<br />

Dissertationen, die sich auf Basis einer gemeinsam<br />

durchgeführten Bauaufnahme mit unterschiedlichen<br />

Aspekten der Kirche beschäftigen. Ibrahim Salman<br />

erarbeitet ein Konzept für eine teilweise Anastilosis<br />

der im Mittelschiff liegenden Säulen und Bauteile<br />

sowie zu deren Konservierung. Bei der als<br />

bauarchäologische Untersuchung angelegten<br />

Arbeit von Axel Schuhmann steht dagegen eine<br />

liturgie-, architektur- und kunstgeschichtliche<br />

Einordnung des Gebäudes im Mittelpunkt.<br />

Abb. 1: Blick in die Apsis des Zentralbaus. Links: Säule in Versturzlage,<br />

rechts: sekundäre Einbauten. Zustand August 2008.<br />

Durchgeführte Arbeiten<br />

Zunächst wurden die Bauteile der Exedren durch ein<br />

Nummerierungssystem geordnet, das ihre genaue<br />

Zuordnung und Verortung erlaubt. ( Abb. 2)<br />

Für die Bauaufnahme wurde das Messnetz innerhalb<br />

der Stadt rund um den Zentralbau verdichtet. Es<br />

diente als Grundlage für die Überprüfung des<br />

vorhandenen Grundrisses auf seine Genauigkeit.<br />

Die tachymetrisch durchgeführten Messungen<br />

ergaben eine durchschnittliche Abweichung des<br />

1962 von W. Wirth fertig gestellten Planes um etwa<br />

vier Zentimeter. Angesichts des Originalmaßstabes<br />

von 1:<strong>10</strong>0 liegt dies in einem zu vertretenden<br />

Rahmen. Auf Grundlage der vorgenommenen<br />

Messungen wurde der Plan photogrammetrisch<br />

entzerrt und anschließend vektorisiert. 3<br />

Abb. 2: Grundriss des Zentralbaus nach W. Wirth. Ergänzt um sog. Iwanhaus, Teile späterer Einbauten und Säulen in Versturzlage, 2008.<br />

und Bebauung aus sekundärer Nutzung) in den<br />

Grundriss aufgenommen.<br />

Einzelne Bauteile aus dem Ursprungsbau wie<br />

Postamente bzw. Basen und die dazugehörigen<br />

Säulen aus den Exedren wurden im Handaufmass<br />

im Maßstab 1:<strong>10</strong> gezeichnet (s. Abb. 3 und 4):<br />

Dadurch ließen sich die in größerem Maßstab<br />

vorliegenden Pläne an einigen Stellen um wichtige<br />

Details ergänzen. Auch diese wurden digital<br />

umgezeichnet, wodurch nun alle Pläne und<br />

Zeichnungen in digitaler Form vorliegen.<br />

Zukünftige Arbeiten<br />

Die begonnene Bauaufnahme stellt die Grundlage<br />

für weitergehende Arbeiten im ‚Zentralbau‘ dar:<br />

So sollen in einem nächsten Schritt Erkenntnisse<br />

über die Bauphasen und mögliche Änderungen<br />

Ibrahim Salman, Axel Schuhmann<br />

TECHNISCHE UNIVERSITÄT BERLIN, FAKULTÄT VI, INSTI<strong>TU</strong>T FÜR ARCHITEK<strong>TU</strong>R<br />

UNIV.-PROF. DR.-ING. DOROTHÉE SACK, FACHGEBIET HISTORISCHE BAUFORSCHUNG, MASTERS<strong>TU</strong>DIUM DENKMALPFLEGE,<br />

STRASSE DES 17. JUNI 152, SEKR. A 58, <strong>10</strong>623 BERLIN, TEL. 030-314-796 11, MAIL: msd@tu-berlin.de<br />

in der Planung des Gebäudes gewonnen werden.<br />

Über Vergleiche mit ähnlichen Bauten und der<br />

dazugehörigen Literatur soll das Gebäude zudem<br />

in einen größeren historischen Zusammenhang<br />

gestellt werden.<br />

Außerdem ist sie Ausgangspunkt für eine<br />

zeichnerische Visualisierung des einstigen<br />

Aussehens der Säulenstellungen im Mittelschiff,<br />

die bei einer günstigen Prognose der Machbarkeit<br />

als Konzept für eine zukünftige Anastilosis dieses<br />

Bereiches dienen könnte.<br />

Anmerkungen<br />

1 G. Brands, Die Bauornamentik von Resafa-Sergiupolis, Resafa<br />

6 (Mainz 2002) 121-179<br />

2 Eine Zusammenfassung der Arbeit findet sich in: D. Sack u. a.<br />

(Hrsg.), Jahrbuch MSD 2006-08 (<strong>Berlin</strong> 2008) 77<br />

3 Für die Einrichtung des Messnetzes und die Entzerrung des<br />

Grundrisses ist Chr. Abendschein, Prof. G. Hell und J. Uhl (alle<br />

Hochschule Karlsruhe Technik und Wirtschaft) zu danken.<br />

Ziele der Bauaufnahme<br />

Die Bauaufnahme sieht neben der Überprüfung<br />

der existierenden Pläne eine verformungsgetreue<br />

Dokumentation der bisher nicht in den Plänen<br />

verzeichneten Bauteile vor. Dazu wurden die<br />

vermutlich noch in Versturzlage befindlichen<br />

Säulen, die sekundären Fußbodenplatten aus<br />

rotem Kalkstein und Gebäudeteile, die nicht zum<br />

Ursprungsbau gehören (‚Iwanhaus‘ in der SW-Ecke Abb. 3: Zentralbau, Basis 5, im Original M 1: <strong>10</strong>, 2008. Abb. 4: Zentralbau, Basis 12, im Original M 1: <strong>10</strong>, 2008.<br />

JAHRBUCH MSD 2007-09 37

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