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denk x 10 - Aktuell - TU Berlin

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LAUFENDE PROJEKTE<br />

RESAFA, SYRIEN. SITE MANAGEMENT.<br />

Entwurf der Aussichts-Plattform auf Turm1<br />

Im Rahmen des Site Managements beschäftigten<br />

wir uns in diesem Jahr mit der Planungsfortführung<br />

der Erschließung des Turms 1 als<br />

Aussichtspunkt. Vom Turm 1 aus hat der Besucher<br />

die beste Aussicht in das südliche und östliche<br />

Umland von Resafa, in dem sich die Residenz<br />

des Kalifen Hisham befand. Hier sollen zwei<br />

Schautafeln in den Fensternischen angebracht<br />

werden, die die Struktur der Residenz erklären.<br />

Aufgabe der diesjährigen Kampagne war<br />

die Planung der Sicherung des Loches, das<br />

sich an der süd-östlichen Seite im Boden des<br />

Turmobergeschosses befindet. Gleichzeitig<br />

musste eine Lösung gefunden werden, um an<br />

das südliche Fenster heran treten zu können,<br />

da von hier das südliche Umland mit den<br />

Kalifenpalästen und das heutige Dorf am besten<br />

zu überschauen sind. Bereits in Deutschland<br />

war ein erster Entwurf von Youssef el-Khoury<br />

und Isabelle Frase erarbeitet worden, der<br />

vorsah, die westliche Hälfte des Loches vor dem<br />

Fenster mit einem Gitterost zu überdecken, die<br />

östliche Hälfte dagegen offen zu lassen und nur<br />

mit einem Geländer zu sichern. Auf diese Weise<br />

wären auch die beiden Konsolen, die noch<br />

aus der ersten Bauphase des Turms stammen,<br />

weiterhin gut sichtbar.<br />

Die beiden Treppen, die entlang der Stadtmauer<br />

auf den Turm führen, werden nach Absprache<br />

mit der syrischen Antikenverwaltung durch diese<br />

in Anlehnung an die Restaurierung der anderen<br />

Treppen der Stadtmauer mit Jiss im Frühjahr<br />

20<strong>10</strong> ausgebessert.<br />

Arbeitsschritte<br />

Als Grundlage für die Werkplanung wurde<br />

zunächst das Loch im Handaufmaß im Maßstab<br />

1:50 formgerecht aufgemessen und in den vor<br />

einigen Jahren eingemessenen Grundriss des<br />

Turms eingepasst. Unter Berücksichtigung der<br />

technischen und gestalterischen Anmerkungen<br />

des Architekten Martin Klessing, mit dem wir<br />

Abb. 3. Fotomontage der geplanten Plattform mit Geländer und Schautafeln, I. Frase 2009.<br />

Abb. 1. Grundriss des Turms 1 mit der genauen Position des Lochs,<br />

H. Saleh 2007, ergänzt 2009.<br />

intensiv diskutierten, begannen wir mit der<br />

Umarbeitung des ersten Entwurfs. Von einem<br />

lokal ansässigen Schmied ließen wir ein Muster<br />

für einen Gitterrost anfertigen. Das von ihm<br />

vorgelegte Objekt zeigte, dass die Aufgabe<br />

wahrscheinlich zu komplex ist, da die Füllstäbe<br />

des Rostes in Schlitze der Tragstäbe eingepresst<br />

werden müssen, um bündig abzuschließen.<br />

So wichen wir an diesem Punkt von der ersten<br />

Planung ab und entschieden uns für einen<br />

Kammrost, der aus parallel gesetzten Stäben<br />

gebildet wird.<br />

Um einen Eindruck der lokal verfügbaren<br />

Materialien zu bekommen, besuchten wir in<br />

Raqqa die Werkstatt eines Schmieds und nahmen<br />

Form, Maße und Gewicht der verfügbaren Profile<br />

und Vierkantstäbe für die Rahmenkonstruktion,<br />

den Rost und das Geländer auf.<br />

Auf der Grundlage dieser Daten fanden mehrere<br />

Besprechungen mit dem Tragwerksplaner Frithjof<br />

Berger statt. Von ihm wurden die entsprechenden<br />

Berechnungen zu den benötigten Profilstärken<br />

durchgeführt, die als Basis für die Werkplanung<br />

dienen.<br />

Anne Mollenhauer – Isabelle Frase<br />

TECHNISCHE UNIVERSITÄT BERLIN, FAKULTÄT VI, INSTI<strong>TU</strong>T FÜR ARCHITEK<strong>TU</strong>R<br />

UNIV.-PROF. DR.-ING. DOROTHÉE SACK, FACHGEBIET HISTORISCHE BAUFORSCHUNG, MASTERS<strong>TU</strong>DIUM DENKMALPFLEGE,<br />

STRASSE DES 17. JUNI 152, SEKR. A 58, <strong>10</strong>623 BERLIN, TEL. 030-314-796 11, MAIL: msd@tu-berlin.de<br />

LAUFENDE PROJEKTE<br />

Abb. 2. Blick in das Loch mit Detail der<br />

freizulegenden Konsole, 2009.<br />

Konstruktion und Gestaltung der Plattform<br />

mit Kammrost, Geländer und Schautafeln<br />

In der überarbeiteten Fassung des Entwurfs<br />

wurde die ovale Form zugunsten von zwei<br />

Trapezen aufgegeben, da gerade Formen sich<br />

von den lokalen Handwerkern einfacher fertigen<br />

und bearbeiten lassen als geschwungene. Die<br />

Schautafeln werden auf dem Geländer vor den<br />

Fensteröffnungen als Pulttafeln montiert.<br />

a) Konstruktion des Rostes<br />

Zwei U-Profile werden in Nord-Süd-Richtung<br />

als Rahmen einerseits im Mauerwerk des Turms<br />

verankert, andererseits auf dem Boden des<br />

Turmobergeschosses aufgelegt und bilden die<br />

Randträger der Plattform. An die Träger werden<br />

entsprechend der Trapezform der Plattform<br />

U-Profile geschweißt, so dass ein Rahmen<br />

gebildet wird. Auf diesem Rahmen werden parallel<br />

liegende Vierkantstäbe als Kammrost geschweißt.<br />

b) Geländerkonstruktion<br />

Die Pfosten des Geländers bestehen aus quadratischen<br />

Hohlprofilen, die in den Boden eingelassen<br />

und vermörtelt werden. Den Handlauf<br />

bildet ein flach auf die Stützen aufgeschweißtes<br />

Hohlprofil mit rechteckigem Querschnitt. Die<br />

Mittelstange bildet ein flacher, quer gestellter<br />

Vierkantstab.<br />

c) Befestigung der Schautafeln<br />

Die Schautafeln werden auf dem Geländer vor<br />

den Fensteröffnungen befestigt. Sie werden<br />

als Pulttafeln mit einer leichten Neigung in die<br />

Öffnungen gesetzt, damit die Tafeln gut lesbar<br />

sind, aber nicht die Aussicht in das Umland<br />

verdecken.<br />

Das im Herbst 2009 entwickelte Konzept hatte<br />

als vorrangiges Ziel, die Fensteröffnungen und<br />

die dort montierten Schautafeln erreichbar zu<br />

machen. Die entwickelte Lösung erlaubt es aber<br />

zudem, die beiden zur ersten Bauphase des<br />

Turmes gehörenden Konsolen wieder erlebbar zu<br />

machen und die weiteren Zeitspuren zu zeigen,<br />

indem das Loch nicht geschlossen, sondern nur<br />

gesichert wird.<br />

LITERA<strong>TU</strong>R<br />

Hanaa Saleh, Resafa, Syrien. Site Management. Die Erschließung<br />

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Jahrbuch 2006-08 (2008) 80.<br />

JAHRBUCH MSD 2008-<strong>10</strong> 43

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