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Resafa Sonderdrucke 1 (PDF, 6,9 MB) - Aktuell - TU Berlin

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RESAFA, SYRIEN. SITE MANAGEMENT<br />

Die Erschließung des Turms 1 der Stadtmauer - ein Beitrag zum Site Management<br />

Zielstellung<br />

<strong>Resafa</strong>, eine Stadt im Nordosten Syriens, die bis<br />

in die Mitte des 13. Jahrhunderts durchgehend<br />

bewohnt war, soll Touristen präsentiert werden. Ursprünglich<br />

hieß sie Sergiupolis, da sie als Pilgerstadt<br />

und Bischofssitz im Laufe des 5. und 6. Jahrhunderts<br />

n. Chr. den Namen des Stadtheiligen ‚Stadt des Sergius‘<br />

angenommen hatte.<br />

Für die touristische Erschließung des Geländes intra<br />

muros wird ein Konzept entwickelt, bei dem die<br />

vielfältigen Forschungsergebnisse dem interessierten<br />

Besucher <strong>Resafa</strong>s in vielfältiger Weise zugänglich<br />

gemacht werden sollen.<br />

Zum Konzept gehören eine Ausstellung, die Gestaltung<br />

eines Weges durch das Gelände, die Aufstellung<br />

von Schautafeln und ein archäologischer<br />

Führer.<br />

Als Teil des Konzepts wurde Turm 1 ausgewählt, um<br />

mit diesem als letzter Station eines touristischen Rundwegs<br />

durch die Ruine den Besuchern einen Ausblick<br />

über das ganze südliche Umland einschließlich des<br />

Steinbruchs und der Residenz des Kalifen Hisham zu<br />

verschaffen.<br />

In der vorliegenden Arbeit wurde zuerst eine Bauaufnahme<br />

für den Turm mit der Südostecke der<br />

Stadtmauer durchgeführt. Anhand dieser Bauaufnahme<br />

wurden dann Konzepte für eine neue<br />

Treppe, Ergänzungs- und Instandsetzungsmaßnahmen<br />

für die Erschließung des Turms 1 und die konstruktive<br />

Gestaltung einer Pulttafel für das südliche<br />

Umland erarbeitet.<br />

Bauaufnahme und Baubeschreibung<br />

Es wurde eine Bauaufnahme für den Turm 1 (2.<br />

OG) und die an der Südmauer zu ihm führende<br />

Treppe durchgeführt.<br />

Der Turm ist einer der vier Rundtürme und befindet<br />

sich in der Süd-Ost-Ecke der Stadtmauer. Er besteht<br />

im heutigen Zustand aus zwei Geschossen. Für das<br />

Obergeschoss wurden - teils tachymetrisch, teils mit<br />

Handaufmaß - ein Grundriss und ein Schnitt erarbeitet.<br />

Abb.1. <strong>Resafa</strong>, Übersichtsplan mit dem Konzept der Wegeführung,<br />

Stand Dez. 2006 (A. Mollenhauer, Y. Khoury).<br />

1 Infocenter, 2 al-Mundir-Bau, 3 Nordtor (Eingang), 4 Wohnhaus,<br />

5 Zentralbau, 6 Khan, 7 Zisternen, 8 Wohnhaus, 9 Basilika B, 10<br />

Basilika A, 11 Vierstützenbau, 12 Grosse Moschee, 13 Pfeilermonument,<br />

14 Basilika D, 15 Sogenanntes Bad, 16 Doppelapsidenbau,<br />

17 Basilika C, 18 Südost-Turm1, 19 Kalifenresidenz, 20 Cafeteria<br />

80<br />

Die bearbeitete Treppe führt stadtseitig an der<br />

Südmauer zum oberen Wehrgang und erschließt<br />

Turm 1. In der Höhe des unteren Wehrganges<br />

ist ein Podest nachweisbar. Von diesem aus<br />

kann man durch eine Nische oder überwölbte<br />

Öffnung den unteren Wehrgang erreichen. Die<br />

Treppe ist in das Quadermauerwerk der Kurtine<br />

eingebunden. Die Stufen der heutigen Treppe<br />

sind stark erodiert. Klar erkennbar ist lediglich<br />

die Neigung des Treppenlaufes.<br />

Schadenskartierung<br />

Es wurde vor Ort eine Schadenskartierung für<br />

die Innenseiten (Ost-, Südost- und Südseite)<br />

der Südost-Ecke der Stadtmauer erstellt. Sie<br />

dient der Vorbereitung von Restaurierungsmaßnahmen,<br />

da diese eine detailliertere Kartierung<br />

benötigen. Außerdem wurden die bisherigen<br />

Restaurierungsarbeiten an den Fassaden kartiert.<br />

Grundlage der Kartierung sind fotogrammetrisch<br />

gezeichnete Aufmaße. (Abb. 3)<br />

Konzepte für die touristische Erschließung<br />

Um die Anlage der Residenz des Kalifen Hisham<br />

b. Abd al-Malik und andere im Umland der befestigten<br />

Stadt liegende Baustrukturen erlebbar<br />

zu machen, soll der Aufgang auf den Turm 1<br />

(Abb. 4) verkehrssicher hergerichtet werden, da<br />

dieser die beste Aussicht auf das Umland bietet.<br />

Dafür wurden anhand der Bauaufnahme drei<br />

Konzepte für die Erschließung des Turms 1 untersucht.<br />

1. ergänzende Stahltreppe, auf dem historischen<br />

Treppenlauf aufgelagert<br />

Es wurde eine einläufige Treppe über der vorhandenen<br />

Treppe entworfen (Abb. 5). Als Material<br />

wurde Stahl gewählt. Die Treppe besteht<br />

aus seitlichen, tragenden Wangen, an denen<br />

die Geländerpfosten befestigt sind. Die Auflagerung<br />

erfolgt am Ende, am Anfang und in den<br />

Drittelspunkten der Treppe auf Querträgern.<br />

Abb. 2. Detail. Turm 1, Horizontalschnitt durch das 2. OG und Aufsicht<br />

auf die Treppe an der Südwand, Stand Dez. 2007.<br />

Starke Risse Oberflächenerosion Substanzverlust Schalenbildung Restaurierung<br />

Abb. 3. Turm1. Schadenskartierung an der Innenseite der südlichen<br />

Stadtmauer, 2007.<br />

Hanaa Saleh, MSD 2006-08<br />

TECHNISCHE UNIVERSITÄT BERLIN, FAKULTÄT VI, INSTI<strong>TU</strong>T FÜR ARCHITEK<strong>TU</strong>R<br />

UNIV.-PROF. DR.-ING. DOROTHÉE SACK, FACHGEBIET HISTORISCHE BAUFORSCHUNG, MASTERS<strong>TU</strong>DIUM DENKMALPFLEGE,<br />

STRASSE DES 17. JUNI 152, SEKR. A 58, 10623 BERLIN, TEL. 030-314-796 11, MAIL: msd@tu-berlin.de<br />

MSD Jahrbuch 2006-08, <strong>Berlin</strong> 2008<br />

Diese liegen mittels Schwellen auf den Resten<br />

der alten Treppe. Die Stufen bestehen aus Stahlblechen,<br />

die auf die Tragkonstruktion der Treppe<br />

aufgelagert bzw. mit ihr verbunden werden. Zur<br />

Verbindung der einzelnen Bauelemente werden<br />

vorzugsweise Schweißnähte verwendet. Am oberen<br />

Ende der Treppe wird ein Podest angeordnet.<br />

Entsprechend den heute üblichen Steigungs-und<br />

Auftrittsformeln ergeben sich 26 Stufen.<br />

2. vorgesetzte, separate Stahltreppe<br />

Es wurden drei Treppenkonstruktionen in Richtung<br />

der Winkelhalbierenden der Süd-Ost-Eckeder<br />

Stadtmauer untersucht, eine Spindeltreppe,<br />

eine zweiläufige sowie eine dreiläufige Treppe.<br />

3. Konsolidierung, Konservierung und Restaurierung<br />

der vorhandenen Treppe<br />

Am Übergang Treppe-Stadtmauer konnte der ursprüngliche<br />

Verlauf der Treppenstufen in einzelnen<br />

Bereichen nachvollzogen werden. Aus diesen Informationen<br />

kann auf die ursprüngliche Stufenkonstruktion<br />

geschlossen werden.<br />

Hieraus ergeben sich Anhaltspunkte, um die ursprüngliche<br />

Treppe mit den bereits bei der Sanierung<br />

der Stadtmauer durch die Direction Générale des<br />

Antiquités et des Musées de la Syrie (DGAMS), sowie<br />

bei der Konsolidierung der Basilika A erprobten<br />

Materialien zu restaurieren (Vgl. A. Al Saeed, Dokumentation<br />

der Erhaltungsmaßnahmen, S. 79).<br />

Fazit<br />

Die aufgeführten Varianten wurden untersucht und<br />

umfassend bewertet. Hinsichtlich Stand- und Verkehrssicherheit<br />

sowie örtlich begrenzter optischer<br />

Beeinträchtigung der Gesamtanlage wird Variante<br />

1 bevorzugt. Hinsichtlich der geringsten optischen<br />

Veränderung und des niedrigsten Aufwandes wird<br />

Variante 3 bevorzugt. Die unter 2 aufgeführten<br />

Varianten werden als zu aufwändig bewertet. Sie<br />

bewirken zudem eine starke Beeinträchtigung des<br />

Erscheinungsbildes der Anlage.<br />

Abb. 4. Blick von Nordwest, die zu Turm 1 führende Treppe, 2007.<br />

Abb. 5. Turm1. Variante 1, ergänzende Stahltreppe, 2007.<br />

Abb. 6. Treppe zu Turm1. Variante 3, Restaurierung der Treppe, 2007.

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