Faszination Nanowelten Faszination Nanowelten
Faszination Nanowelten Faszination Nanowelten
Faszination Nanowelten Faszination Nanowelten
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Einsatz von „<strong>Faszination</strong><br />
<strong>Nanowelten</strong>“ im Chemieunterricht<br />
Detlef Werner<br />
„Wenn in einer Sintfl ut alle wissenschaftlichen<br />
Erkenntnisse zerstört würden und nur ein Satz an die<br />
nächste Generation von Lebewesen weitergereicht<br />
werden könnte, welche Aussage würde die größte<br />
Information in den wenigsten Worten enthalten?<br />
Ich bin davon überzeugt, dass dies die Atomhypothese<br />
wäre, die besagt, dass alle Dinge aus Atomen<br />
aufgebaut sind – aus kleinsten Teilchen, die in permanenter<br />
Bewegung sind, einander anziehen, wenn sie<br />
ein klein wenig voneinander entfernt sind, sich aber<br />
gegenseitig abstoßen, wenn sie aneinander gepresst<br />
werden.“ (Richard Feynman, Lectures, Bd.1)<br />
Im Chemieunterricht ist die Vermittlung des diskontinuierlichen<br />
Aufbaus der Materie zwingend zu<br />
leisten: Es handelt sich hier um keine hypothetischdeduktive<br />
Modellvorstellung, sondern seit Anfang<br />
der achtziger Jahre, also nun schon 20 Jahre her, ist<br />
mit der Entwicklung des Rastertunnelmikroskops<br />
der Teilchenaufbau der Materie eine hinreichend<br />
gesicherte naturwissenschaftliche Erkenntnis (siehe<br />
hierzu auch: Prof. Dr. Ingo Eilts, Bremen).<br />
Bis heute existiert kein einziges Chemiebuch für die<br />
Sekundarstufe 1, das auf diese Erkenntnis zurückgreift.<br />
Die Neuausgabe von „Chemie heute, S I,<br />
Schroedel“ hat sogar auf die Rastertunnelmikroskop-<br />
Aufnahme, die sich in der alten Ausgabe: „Fotoreise in<br />
die Welt der Atome“ befand, ganz verzichtet.<br />
Chemieunterricht „lebt“ vom Teilchenmodell, besser:<br />
Teilchenaufbau der Materie; z. B. werden die Ag-<br />
gregatzustände und ihre Übergänge damit erklärt,<br />
die Umgruppierung von Teilchen bei chemischen<br />
Reaktionen und die chemischen Grundgesetze damit<br />
gedeutet, Atome in Metallgittern damit „visualisiert“,<br />
zwischenmolekulare Wechselwirkungen „modelliert“,<br />
Reaktionsabläufe in der Oberstufe mit dem Teilchenaufbau<br />
dargestellt usw.<br />
Mit dem Rasterkraftmikroskop lässt sich heute<br />
darstellen/„beobachten“, wie sich langkettige Fettsäuren<br />
auf bestimmten Oberfl ächen anordnen und<br />
sich gegenseitig beeinfl ussen. Das sind absolut revolutionäre<br />
Bilder: Es lassen sich die Carboxylgruppen<br />
erkennen und ihre langen Kohlenwasserstoffreste!<br />
Die Messungen mit den Rastersondenverfahren,<br />
speziell erst einmal mit dem RTM, sind hervorragend<br />
geeignet, das Thema „Visualisierung“ zu problematisieren:<br />
Wenn z. B. eine Kupferoberfl äche oder Graphitoberfl<br />
äche abgetastet wird, existieren ausschließlich<br />
Messwerte, die dann von Computergrogrammen<br />
zu den uns bekannten Bildern von Atomanordnungen<br />
verarbeitet werden. Was ist das Prinzip dieser<br />
Software, aus Datensätzen bunte Bilder zu erzeugen?<br />
Sind das nur Modelle? Sehr schön lässt sich dazu der<br />
in diesem Buch vorgestellte Legoroboter als Simulation<br />
des RTM einsetzen; an diesem Beispiel kann<br />
man hervorragend das grundlegende Prinzip der<br />
Oberfl ächenabtastung durch eine sehr kleine Spitze<br />
vermitteln inklusive des Unterschieds RTM – Legomodell.<br />
Dieser Vergleich ist besonders gut geeignet,<br />
den Umgang mit Modellen zu schulen. In Aktion lässt<br />
19