Zoonosen - Tierärztliche Hochschule Hannover
Zoonosen - Tierärztliche Hochschule Hannover
Zoonosen - Tierärztliche Hochschule Hannover
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Vorwort<br />
<strong>Zoonosen</strong>: Infectionen durch contagiöse Thiergifte (R. Virchow: Handbuch der Speciellen<br />
Pathologie und Therapie, 1855)<br />
<strong>Zoonosen</strong> sind erstens eigentliche Tierkrankheiten, zweitens Krankheiten der Menschen, welche<br />
auf dieselben mittels eines Contagiums von Tieren übertragen werden. (W. Probstmayer:<br />
Etymologisches Wörterbuch der Veterinärmedizin und ihrer Hilfswissenschaften, 1863)<br />
<strong>Zoonosen</strong> sind Krankheiten und Infektionen, die auf natürlichem Wege zwischen Wirbeltieren<br />
und Menschen übertragen werden (Weltgesundheitsorganisation WHO, 1958)<br />
<strong>Zoonosen</strong> sind sämtliche Krankheiten, und/oder sämtliche Infektionen, die auf natürlichem<br />
Wege zwischen Tier und Mensch übertragen werden. <strong>Zoonosen</strong>-Erreger sind Bakterien, Viren,<br />
Parasiten und andere biologische Einheiten, die eine Zoonose hervorrufen. (EU-Zoonose-Richtlinie<br />
92/117 EWG, 1992)<br />
Definitionen zum Terminus „<strong>Zoonosen</strong>“ haben, wie dieser Vorspann<br />
zeigt, einen deutlichen Wandel durchlaufen. Ursprünglich<br />
einseitig auf den Infektionsweg von Tier zu Mensch reduziert,<br />
wissen wir heute sehr viel mehr über die Vielfalt der Auslöser<br />
von <strong>Zoonosen</strong>.<br />
Prionen, Viren, Bakterien, Schimmelpilze, Parasiten, direkt von<br />
Tier zu Mensch, indirekt über Vektoren (z. B. stechend-saugende<br />
Arthopoden wie Stechmücken, Zecken, Läuse) übertragen<br />
oder über Lebensmittel tierischer Herkunft aufgenommen,<br />
sind in der Lage, Krankheiten beim Menschen auszulösen. Sind<br />
auch Tiere primär das Hauptreservoir für Zoonose-Erreger,<br />
kommt hinzu, dass durch Änderungen der Erregereigenschaften<br />
Artgrenzen überwunden werden können, woraus ggf. Übertragungen<br />
von Mensch zu Mensch resultieren (z. B. SARS, Influenza).<br />
Betrachten wir überdies bestimmte Infektketten genauer,<br />
stoßen wir auf Krankheiten, deren Erreger und/oder Erregertoxine<br />
ohne Tier- oder Menschenreservoire z. B. in Futtermitteln,<br />
im Wasser oder im Boden vorhanden sind und von dort aus<br />
verschiedenste Individuen (Mensch, Tier, andere) infizieren und<br />
Krankheiten auslösen können.<br />
Der aktuelle wissenschaftliche Kenntnisstand hat also die Definition<br />
von „<strong>Zoonosen</strong>“ erheblich erweitert: Auslöser von <strong>Zoonosen</strong><br />
können vielfältige und wechselseitige Übertragungswege<br />
zwischen Tier und Mensch nehmen. Diese Erkenntnis führt die<br />
Weltgesundheitsorganisation (WHO) folgerichtig zu der Feststellung,<br />
dass „die menschliche Gesundheit unauflöslich verknüpft<br />
ist mit Tiergesundheit und Tierhaltung“.<br />
Interdisziplinarität ist hier also von entscheidender Bedeutung.<br />
Hierzu hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung<br />
Förderinitiativen zum Thema „<strong>Zoonosen</strong>“ ins Leben gerufen, die<br />
im September 2007 als Workshop über „<strong>Zoonosen</strong>-Forschung:<br />
Gemeinsame Herausforderung für Veterinär- und Humanmedizin“<br />
thematisiert wurden - zugleich als Startschuss für die Arbeit<br />
der kooperierenden wissenschaftlichen Verbünde im Rahmen<br />
Stiftung <strong>Tierärztliche</strong> <strong>Hochschule</strong> <strong>Hannover</strong> - <strong>Zoonosen</strong><br />
dieses Forschungsförderungsprogrammes. Über die Arbeit der<br />
an diesem Forschungsprogramm beteiligten Wissenschaftlerinnen<br />
und Wissenschaftler der Stiftung <strong>Tierärztliche</strong> <strong>Hochschule</strong><br />
<strong>Hannover</strong> (TiHo) sowie über weitere <strong>Zoonosen</strong>-orientierte<br />
Projekte informiert das vorliegende Forschungsmagazin.<br />
Zugleich signalisiert das diesjährige Schwerpunktthema „<strong>Zoonosen</strong>“<br />
eine zukünftige Verstärkung der infektionsmedizinischen<br />
Forschung der TiHo in eben diese Richtung.<br />
Als Teil der Schriftenreihe „Forschung fürs Leben“ soll unserer<br />
Leserschaft mit diesem Heft ein wichtiges Forschungsgebiet<br />
der Stiftung <strong>Tierärztliche</strong> <strong>Hochschule</strong> vorgestellt werden. Diese<br />
Absicht wird auch von dem Wunsch getragen, Forschung transparent<br />
und begreifbar zu machen, Skepsis gegenüber tiermedizinischer/medizinischer<br />
Forschung abzubauen, Interesse zu<br />
wecken. Vielleicht wird insbesondere deutlich, dass die <strong>Zoonosen</strong>forschung<br />
Forschung fürs Leben von Tier und Mensch gleichermaßen<br />
bedeutet.<br />
Ulrich Neumann<br />
Vizepräsident für Forschung<br />
1