Zoonosen - Tierärztliche Hochschule Hannover
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Abb. 1: Lebenszyklus des Parasiten<br />
wo sie als Dauerstadium wahrscheinlich lebenslang persistieren.<br />
Bei vielen Zwischenwirten entwickeln sich die Zysten aber<br />
auch in anderen Organen. So ist für die Übertragung auf den<br />
Menschen besonders von Bedeutung, dass sie bei den meisten<br />
lebensmittelliefernden Tieren auch in der Muskulatur gebildet<br />
werden.<br />
Wenn die Zysten von anderen Zwischenwirten oder einem Endwirt<br />
mit der Nahrung aufgenommen werden, werden die Bradyzoiten<br />
frei und leiten eine neue ungeschlechtliche Vermehrungsphase<br />
ein. Im Endwirt kommt es danach in den Epithelzellen<br />
des Dünndarms zu einer geschlechtlichen Entwicklungsphase.<br />
Sie führt zur Bildung von Oozysten, die mit dem Kot in<br />
die Umwelt ausgeschieden werden. Die Oozysten sind zunächst<br />
noch unsporuliert und nicht infektiös. Erst im Verlauf der Sporogonie,<br />
die in der Umwelt erfolgt, bilden sich in ihnen infektiöse,<br />
in Sporozysten eingeschlossene Sporozoiten. Diese sporulierten<br />
Oozysten (Abb. 2c) sind sehr widerstandsfähig und können<br />
lange in der Umwelt überleben.<br />
Institut für Parasitologie, Zentrum für Infektionsmedizin<br />
Toxoplasmose beim Menschen<br />
Stiftung <strong>Tierärztliche</strong> <strong>Hochschule</strong> <strong>Hannover</strong> - <strong>Zoonosen</strong><br />
Bei Menschen mit einem intakten Immunsystem verlaufen<br />
Toxoplasma-Infektionen meist ohne klinische Symptome. In<br />
seltenen Fällen kommt es kurz nach der Erstinfektion mit dem<br />
Parasiten zu grippeähnlichen Symptomen oder Schwellung der<br />
Lymphknoten (meist im Bereich des Halses). Danach stellt sich<br />
bei immunkompetenten Menschen eine belastbare Immunität<br />
mit lebenslanger Persistenz des Erregers ein. Diese Immunität<br />
schützt vor einer Erkrankung nach einer erneuten Infektion<br />
und verhindert in der Regel auch die vertikale Übertragung des<br />
Parasiten im Fall einer Schwangerschaft.<br />
Bei Frauen, die noch nicht immun sind und sich im Verlauf einer<br />
Schwangerschaft zum ersten Mal mit Toxoplasma gondii infizieren,<br />
besteht dagegen die Gefahr einer Übertragung des Parasiten<br />
auf den Fötus (konnatale Toxoplasmose). Dabei kann es<br />
zu schweren fötalen Schädigungen oder zu Spätschäden kommen,<br />
die sich zum Teil erst mehrere Jahre nach der Geburt<br />
des Kindes äußern. Das Risiko einer Infektion des Fötus, das<br />
Risiko der Manifestation einer konnatalen Toxoplasmose beim<br />
Neugeborenen und der Verlauf der Erkrankung sind abhängig<br />
vom Zeitpunkt der erstmaligen Infektion der Mutter während<br />
der Schwangerschaft, der Anzahl und der Virulenz der auf den<br />
Fötus übertragenen Parasiten sowie dem Alter des Fötus zum<br />
Zeitpunkt der Übertragung. Während mit zunehmender Schwangerschaftsdauer<br />
die Häufigkeit der Übertragung zunimmt, nimmt<br />
die Schwere des Krankheitsbildes beim Kind ab. So werden im<br />
ersten Schwangerschaftsdrittel weniger als 15 Prozent der mütterlichen<br />
Infektionen auf den Fötus übertragen. Allerdings nehmen<br />
diese in der Regel einen schweren Verlauf mit neuronalen<br />
Schäden, besonders des Gehirns und Auges, bis hin zum Abort.<br />
Im Gegensatz dazu können im letzten Schwangerschaftsdrittel<br />
mehr als 50 Prozent der mütterlichen Infektionen auf den Fötus<br />
übertragen werden. In diesen Fällen zeigen sich zum Zeitpunkt<br />
der Geburt jedoch meist keine klinischen Symptome, das heißt<br />
eine konnatale Toxoplasmose ist bei mehr als 80 Prozent aller<br />
infizierten Neugeborenen nur labordiagnostisch nachweisbar.<br />
Allerdings kann es bei Kindern mit konnataler Toxoplasmose,<br />
die bei Geburt symptomlos waren, zur Entwicklung von Spätschäden<br />
kommen, die besonders die Augen und das Zentralnervensystem<br />
betreffen.<br />
Abb. 2a: Tachyzoiten Abb. 2b: Zysten mit Bradyzoiten Abb. 2c: Sporulierte Oozyste<br />
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