Zoonosen - Tierärztliche Hochschule Hannover
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Silke Rautenschlein, Gert Zimmer<br />
Die aviäre Influenza:<br />
Welche Kontrollmöglichkeiten haben wir?<br />
Zusammenfassung<br />
Die klassische Geflügelpest wird durch hochvirulente aviäre<br />
Influenza-A-Viren (highly pathogenic avian influenza virus,<br />
HPAIV) verursacht und ist weltweit eine der bedeutsamsten<br />
Tierseuchen mit zoonotischem Potential. Je nach wirtschaftlichen,<br />
strukturellen und auch kulturellen Bedingungen in<br />
den verschiedenen Ländern müssen Hygienemaßnahmen,<br />
Eradikationsstrategien und eine mögliche Impfung kombiniert<br />
werden, um diese Tierseuche zu kontrollieren. Bisher sind in<br />
der EU nur so genannte Totimpfstoffe zugelassen, die einer<br />
Sondergenehmigung für ihren Einsatz bedürfen. Weitere<br />
Impfstoffkandidaten befinden sich in der Entwicklungsphase,<br />
wie beispielsweise replikationsdefiziente Vektorimpfstoffe,<br />
welche die Anforderungen an effizientere und sicherere Impfstoffe<br />
erfüllen könnten.<br />
Aktuelle Situation der klassischen Geflügelpest<br />
weltweit<br />
Seit Anfang 2004 haben weltweit 16 Länder das Vorkommen<br />
des für viele Vogelspezies, Katzenartige und auch den Menschen<br />
gefährlichen Influenzavirus vom Stamm H5N1 Asia bei<br />
Wildvögeln gemeldet. 44 Länder in Afrika, Asien und Europa,<br />
unter anderem auch Deutschland, haben zudem über Ausbrüche<br />
bei Hausgeflügel berichtet. Der letzte in Deutschland<br />
beschriebene Fall wurde bei Enten in Bayern gemeldet (Stand<br />
6. August 2007). Bisher fielen über 220 Millionen Vögel diesem<br />
Seuchengeschehen zum Opfer; sei es durch die Infektion direkt<br />
oder durch Tötungsmaßnahmen zur Eindämmung der Seuche.<br />
Dies hat zu einer Situation geführt, die die Existenz vieler Menschen<br />
bedroht und ethische Fragen aufwirft. Von 337 bekannten<br />
infizierten Menschen erlagen über 50 Prozent den Folgen der<br />
Erkrankung. Dieser Seuchenzug der aviären Influenza vom<br />
Stamm H5N1 Asia mit seinem zoonotischen Potential hat weltweit<br />
große Besorgnis hervorgerufen. Über die Empfänglichkeit<br />
verschiedener Vogel- und Säugetierspezies sowie über den<br />
Verlauf der Erkrankung ist bisher nur wenig bekannt. Ein großer<br />
Forschungsbedarf besteht auch im Bereich der Kontrollmöglichkeiten.<br />
Ein Forschungsschwerpunkt an der Stiftung <strong>Tierärztliche</strong><br />
<strong>Hochschule</strong> <strong>Hannover</strong> stellen insbesondere neue Impfstoffe und<br />
Applikationsarten dar.<br />
Klinik für Geflügel<br />
Institut für Virologie, Zentrum für Infektionsmedizin<br />
Stiftung <strong>Tierärztliche</strong> <strong>Hochschule</strong> <strong>Hannover</strong> - <strong>Zoonosen</strong><br />
Summary<br />
Highly pathogenic avian Influenza viruses (HPAIV) induce<br />
fowl plaque, one of the most important epidemic disease in<br />
poultry, which also has zoonotic potential. Depending on the<br />
economic, structural and cultural conditions in the different<br />
countries, hygienic measures, eradication strategies, and if<br />
possible, vaccination may be combined to control the disease.<br />
At the moment only inactivated vaccines are licenced<br />
in the EU. Other, more promising vaccine candidates based<br />
on recombinant, replication-deficient viral vectors are under<br />
development. They may meet the requirements for more<br />
efficient and safer influenza vaccines.<br />
Was man über das Influenza-Virus wissen muss<br />
Das Influenza A-Virus verursacht bei Vögeln nicht nur die klassische<br />
Geflügelpest, die umgangssprachlich auch als „Vogelgrippe“<br />
bezeichnet wird. Es kann je nach Virulenz (Grad der<br />
krankmachenden Eigenschaften) und Subtyp des Virus bei den<br />
unterschiedlichen Vogelspezies auch zu einer Infektion ohne<br />
klinische Erkrankung oder mit nur milden Symptomen führen,<br />
die dann allgemein als aviäre Influenza bezeichnet wird. Um<br />
die Entstehung der klassischen Geflügelpest, einer anzeigepflichtigen<br />
Tierseuche, zu verstehen, muss man sich die Eigenschaften<br />
des Influenzavirus vor Augen führen.<br />
Abb. 1a: Broilerhaltung, wie sie nicht nur in Deutschland vorkommt<br />
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