Prof. Dr. Herbert Effinger Ausbildungssupervision im Rahmen von ...

Wissenschaften anerkannt bzw. aufgewertet werden, andererseits möchten sie ihre
Spezifik als unmittelbar praxisbezogene Ausbildungs- und Forschungsinstanz mit einer
besonderen Form der Theorie-Praxis-Integration festigen. Dabei geht der Streit um die
Betonung des einen oder anderen Ansatzes quer durch die Kollegien der
Fachhochschulen. Ein Ausweg aus diesem Dilemma kann m.E. nur eine (stärkere)
sozialarbeitswissenschaftliche Fokussierung in Forschung und Lehre weisen. Dafür
scheint es mir auch erforderlich, dass reine Theorievermittlung, die Aneignung
sozial(arbeits)wissenschaftlicher Forschungskompetenz, die Aneignung von
Arbeitsformen (Methoden) für die unmittelbare Arbeit mit den Adressaten sowie die
Ausbildung von Kompetenz durch die Reflexion praktischen Handels stärker
miteinander verzahnt werden. Die hier und dort noch vorzufindende Hierarchie
zwischen den eher „theoretisch“ und den eher „praktisch“ ausgerichteten
Lehrveranstaltungen sowie die damit verbundene Hierarchie zwischen den
„Wissenschaftlern“ auf der einen und „Methodikern“ auf der anderen Seite ist zu
überwinden. Die oft zu hörende Formel „keine gute Theorie ohne Praxis und keine gute
Praxis ohne Theorie“ müsste eben auch bei den Lehrenden selbst umgesetzt werden.
Jenseits des unfruchtbaren standespolitischen Streits über die Sozialarbeitswissenschaft
bedeutet eine sozialarbeitswissenschaftliche Fokussierung, immer wieder folgende
Leitfragen zu stellen: Wofür bilden wir aus? Welche Kompetenzen brauchen unsere
Absolventen dafür? Sind unsere Lehrinhalte und -formen dafür geeignet?
Insgesamt haben wir zur Zeit noch zu wenig gesichertes Wissen darüber, wie die
Studierenden diese unterschiedlichen Lehrveranstaltungen bewerten. Was sagen
beispielsweise Berufsanfänger darüber, wo sie die für ihre Praxis wichtigen
Kompetenzen am ehesten erworben und ausgeprägt haben. All dies macht deutlich, dass
es hier einen erheblichen Forschungs- und Evaluationsbedarf gibt. Dabei müssten auch
Verfahren entwickelt werden, die einen Vergleich verschiedener Hochschulen bzw.
Studiengänge zulassen.
Es ist also Zeit, diesen Fragen einen geeigneten Raum und Rahmen zu geben.
26