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es geht weiter! - Barmherzige Brüder Schönfelderhof

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Der SchönfelderDer SeelenfängerIch hatte nicht die geringste Lust, an di<strong>es</strong>em eiskaltenNovemberabend die Wohnung zu verlassen. Strahlte siedoch gerade in di<strong>es</strong>em Monat große Gemütlichkeit undWärme aus. Sie gab mir b<strong>es</strong>onders heute Abend so vielGeborgenheit, aus der ich gerissen werden sollte. DieKerzen brannten noch, im Hintergrund leise Musik.Ich zog mich warm an. Lange Hose, dicker Pulli, Winterschuhe,Schal und Mütze. Während ich über die vielen Klamottenschimpfte, die mich wärmen sollten, bli<strong>es</strong> ich die Kerzen aus,stellte die Musik ab. Gemütlichkeit dahin, dachte ich.Draußen war <strong>es</strong> schon sehr dunkel. Viel zu früh, wie ich fand.Bisher hatte ich die Wintermonate genossen. Seitdem mir aberBekannte von der dunklen Jahr<strong>es</strong>zeit vorgejammert hatten undständig in depr<strong>es</strong>sive Stimmungen verfielen, machte auch ichmir so meine Gedanken. Wahrscheinlich grübelte ich zuviel überdie Ängste der Anderen nach, denn plötzlich begann ich denWeg zu unserem Treffpunkt mit anderen Augen zu sehen.Die Kälte hüllte mich ein. Ich fror plötzlich, trotz der warmenKleidung. Beklemmend legte sich die Stille in mein Herz. Diekalte Luft tat beim Atmen weh.Die Geräusche in den Straßen, aus den Häusern, schienen durchdie Dunkelheit gedämpft zu werden. Hier ein wenig Gelächter,da ein wenig Streit. Die vereinzelten Menschen, die mir begegneten,sahen gehetzt, ja fast gejagt aus. Schatten huschten umdie Häuser. Fremde G<strong>es</strong>ichter liefen scheinbar planlos kreuz undquer, von einer Straßenseite zu anderen. Fast kam <strong>es</strong> mir vor,als hätten die Leute Angst. Als liefen sie alle vor etwas weg.Die Sträucher in den Vorgärten hatten bizarre Formen angenommen.Bekannte, die ich traf, grüßten kurz und rannten <strong>weiter</strong>.Die ganze Situation wurde mir unheimlich. Ein eigenartig<strong>es</strong>Gefühl b<strong>es</strong>chlich mich. Irgendetwas stimmte nicht.Auch meine Schritte wurden jetzt schneller, gehetzter und unkontrolliert.Ich bekam Angst. Nur schnell zu meinem Treffpunkt.Jetzt nur noch durch die dunkle Straße und du hast <strong>es</strong> g<strong>es</strong>chafft,dachte ich noch, als ich plötzlich mit jemanden zusammen stieß.Mein Herz pochte bis zum Hals. Drohte zu platzen. Der Schreckhatte g<strong>es</strong><strong>es</strong>sen und nahm noch zu als ich die G<strong>es</strong>talt vor mirerblickte. Ich murmelte eine Entschuldigung und wollte <strong>weiter</strong>gehen.Die G<strong>es</strong>talt jedoch hielt mich f<strong>es</strong>t. Sie stellte sich mir vor! Mitleiser, nicht unsympathischer Stimme:„Guten Abend, ich bin der Seelenfänger d<strong>es</strong> Novembers. Warumbist Du so ängstlich? Wofür fürcht<strong>es</strong>t Du Dich? Ich bin keinbös<strong>es</strong> W<strong>es</strong>en. Ich helfe den Menschen, den November zu verstehen.Keiner der Schatten, der huschenden G<strong>es</strong>talten, keinbizarr<strong>es</strong> Gewächs, kein raschelnder Baum fügt Dir Schaden zu.Ich bin dazu da, Dir die Augen zu öffnen. Sieh Dich doch um. Esist kalt, ja und! Du bist warm angezogen. Es ist dunkel, ja und!Keine Dunkelheit kann Dich verletzen. Genieße doch meinenNovember. Er ist ein Freund, Dein Freund.Die Blätter, die noch vorhanden sind, sind keine Bedrohung. Sierascheln Dir fröhlich zu. Die Sträucher zeigen nur ihre phantastischenFormen. Die gedämpften Geräusche sollen Dich beruhigen.Der kalte, scharfe Wind ist zur B<strong>es</strong>innung und für positiveGedanken.Wenn wir uns im nächsten Jahr wieder treffen sollten, dannfreue Dich über den Seelenfänger d<strong>es</strong> Novembers, denn ichbringe positive Gedanken in Dein Leben.“Die G<strong>es</strong>talt verschwand langsam und ich sah noch, wie er dennächsten Menschen ansprach.Ich bin froh, ihm begegnet zu sein. Erzählen konnte ich niemandemdavon. Keiner hätte mir geglaubt. Erstaunt sind allerdingsalle, wenn ich vom November schwärme und von meinen liebgewordenen Spaziergängen im Dunkeln unter den raschelndenBlättern.Euer Absz<strong>es</strong>si13

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