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es geht weiter! - Barmherzige Brüder Schönfelderhof

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Der SchönfelderDenglisch oderwarum bis heute in Babel noch kein Turm steht!Uns in der Psychiatrie Tätigen ist bekannt, dass Neologismen(also Wortneuschöpfungen) Symptome von psychischen Erkrankungensind. Im Umgang mit den Klienten ist <strong>es</strong> nicht immereinfach, manchmal auch unmöglich, auf den Bedeutungsgehaltvon solchen Wortneuschöpfungen zu schließen oder die Intentionzu begreifen, die sich dahinter verbirgt.Man tut gut daran, di<strong>es</strong>e neuen Wort- oder Sprachkonstruktionenin der Anwendung den Klienten zu überlassen; <strong>es</strong> ist einindividueller Ausdruck ihrer Erkrankung und vielleicht ihrer Persönlichkeit.Mitarbeiter, die di<strong>es</strong>e Wort- und Sprachkreationenimitieren oder sogar adaptieren, machen sich die – ausschließlichdem Betroffenen zustehende - individuelle Sprachcharakteristikund damit Elemente seiner Persönlichkeit zu eigen.Mein<strong>es</strong> Erachtens ist di<strong>es</strong> ein Vorgang, der die als Qualitätsaspektin der Betreuung geforderte Wertschätzung von Menschenmit psychischen Erkrankungen verhindert. Darüber hinaus wirktaus Sicht d<strong>es</strong> betreffenden Klienten ein solcher Mitarbeiter nichtauthentisch, was nicht gerade zur Entwicklung oder Manif<strong>es</strong>tierungeiner tragfähigen Beziehung beiträgt.Da Sprache ein wichtig<strong>es</strong> Werkzeug ist, das als therapeutisch<strong>es</strong>Medium eing<strong>es</strong>etzt wird. sollten wir darüber hinaus den zu Therapierendenbzw. den von uns zu Betreuenden die Chance geben,dass sie uns auch verstehen. Dass der uns oft zu geläufigeelaborierte Code (auf deutsch: Fachsprache) dabei hinderlichsein kann, sollten wir nicht aus dem Blick verlieren.Vielleicht <strong>geht</strong> <strong>es</strong> einigen unserer Klienten ja so ähnlich wie Ihnen,wenn Sie den Inhalt d<strong>es</strong> folgenden Text<strong>es</strong> zu ergründenversuchen:Heute Abend after Hour beim Cocooning bin ich mittlerweilevollkommen chilled-out. Kein Wunder, war ich doch zum relaxendenWorkout im Fitn<strong>es</strong>sstudio (ein wahr<strong>es</strong> Welln<strong>es</strong>s-Paradi<strong>es</strong>),wo <strong>es</strong> indoor jede Menge Incentiv<strong>es</strong> und Beauti<strong>es</strong> gab;schließlich will man ja auch bodytechnisch nicht zum Couch-Potato mutieren. Die Acc<strong>es</strong>sibility solcher Events bringt natürlichspürbar jede Menge Benefit; übrigens das Fingerfood vomneuen Caterer aus dem Cross-Selling von nebenan war heuteabend wieder supi, ein wahrer Full-Service. Und zum Schlussvorm Schlafengehen noch ein Peeling mit der Anti-Aging-Lotionaus der neuen Shopping-Mall.Der Call ein<strong>es</strong> Freund<strong>es</strong> bringt mich jedoch gleich wieder down.Er war Junior Assistant Account Manager im Blue-Chip-Busin<strong>es</strong>smit reichlich Cashflow und Bonds, mittlerweile aber trotz superSkills ohne Job. Erzählte mir, dass er im Jobcenter war, wo <strong>es</strong>je nach Busin<strong>es</strong>s ein Casemanagement nach Masterplan gibt.Mit viel Glück bei der Quick-Vermittlung bekommt er ein Bridgingmit Key-Account-Betreuung oder er wird zum Jobfloateroder zum Freelancer; möglich wäre auch ein Spin-off. Will dannselbst eine Homepage in einem Webspace anbieten, nachdemer sich in die Hypertext-Markup-Language und zusätzlich in dieCascading Style Sheets eingearbeitethat.Nach Blick in meinen Filofax habenwir uns dann für den nächstenMorgen zum Walking outdoorcommittet, um den Kick-Offund das Streamlining für seinStart-up zu checken und zu daten.Wäre nicht die erste Succ<strong>es</strong>s-Story,mit der ein Turnarounderzielt wird. Fehlt jetztnur noch ausreichend Venture-Capital. Die Outdoor-Location istgerade richtig für den Leverage Effekt. Brauche jetzt nur nochmeine Road Map um just in time zum Briefing d<strong>es</strong> Freund<strong>es</strong> hinzufinden.Habe dann der Office-Managerin gleich gemailt, dassich morgen früh trotzdem on demand bin; sie soll’s auch gleichdem Chief Executive Manager <strong>weiter</strong>sagen.Beim Chatten fällt jetzt mein Blick auf einen Folder, den <strong>es</strong>neulich beim Visit einer Company als Give-Away gab. Der Flyerzeigt cool<strong>es</strong> G<strong>es</strong>chirr mit Votiv<strong>es</strong> und Circl<strong>es</strong>; die wahren NewWave-Eyecatcher sind jedoch die Chip- und Dip-Schüsseln undandere Homeelements zum richtigen Lif<strong>es</strong>tyle. Kauf kommt jedochnach Check mein<strong>es</strong> Assets nicht in Betracht; mein Portfoliogibt’s z.Z. nicht her.Apropos Lif<strong>es</strong>tyle und Fashion, mir fällt ein, ich brauche ja nochein Paar Retropants, und Sneekers mit cooler Brandvision sindauch noch fällig; das Outfit muss schließlich trendy sein, ohnejedoch overdr<strong>es</strong>sed zu wirken. Sind übrigens Low-Bugdet-Produkte,so dass beim Shopping ein B<strong>es</strong>tseller-Thriller und einFläschchen für die nächste Bottle-Party dann auch noch Platz inmeinem Bodybag hat.Ach übrigens: sorry für mein WordingWolfgang JunkerDie Kölner Endmark AG hatte in 2003 untersucht, ob englische„Claims“ überhaupt verstanden werden. Die meistender Befragten scheiterten daran, die Werb<strong>es</strong>prüche korrektzu übersetzen. Teilnehmer der Studie übersetzten beispielsweiseSlogans wie folgt:„Come in an find out“ (Douglas) =Komm rein und finde wieder heraus„Drive Alive“ (Mitsubishi) = Fahre lebend„Powered by emotion“ (SAT.1) = Kraft durch Freunde(zitiert aus: Spiegel Online, UniSpiegel, 28.07.2004)21

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