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227 − Kunst - Quartierverein Riesbach

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<strong>Kunst</strong> 3Casino Zürichhorn und der Fischstubewaren in einer dreiteiligen Halle mitPlastikdach eine grosse Zahl von graphischenBlättern und Zeichnungen zubetrachten; 130 Skulpturen standen freizugänglich in den Grünanlagen bis zurPyramide.«Sheep Piece» hatte ursprünglich seinenPlatz in Henry Moores eigenem Park inMuch Hadham nördlich von London. DiePlastik scheint von der Natur selbergeschaffen worden sein. Ihren Namenerhielt sie von den Schafherden, die imPark weideten, mit Vorliebe ihre Rückenan der rauen Oberfläche der Bronzekratzten und ihre Jungen im Schutz dergrossflächigen Wölbungen warfen.Henry Moore schrieb kurz vor Eröffnungder Ausstellung an Georg Müller (sinngemässeÜbersetzung aus dem Ausstellungskatalog):«Lieber Herr MüllerIch möchte Ihnen sagen, wie glücklichich bin, mein Werk in Zürich ausstellenzu können, und dass meine Skulptur«Sheep Piece» ihren permanenten Platzam Ufer Ihres schönen Sees erhält. Ichsagte einmal vor vielen Jahren dass ichmeine Werke lieber zusammen mit derNatur, mit Landschaft sehe denn als Teileiner noch so schönen Architektur. Ichmeinte damit, sie sollen in Bäumen, aufGras, im Wasser, im Gegenlicht des Himmelsstehen, so dass das wechselndeLicht, in Sonne oder Regen, morgensoder abends den Skulpturen verschiedeneStimmung und Sinn geben; ausserdemsollten sie so platziert werden, dassdie Leute um sie herum gehen und sievon allen Seiten betrachten können.Danke Ihnen und dem Zürcher Forum fürdie Anstrengungen und den Enthusiasmus,für die Organisation und Realisationdieser Ausstellung.Ihr sehr ergebener Henry Moore»Georg Müller schreibt mir dazu: «DerKontakt mit Henry Moore war ganzunkompliziert. Nach einem kurzenBriefwechsel konnte ich ihn mit einemFotografen und einem Ausstellungsgestalterin Much Hadham in seinen verschiedenenAteliers besuchen. Ergewährte uns freien Zugang zu seinenArbeitsstätten und stellte sogar seinFahrrad zur Verfügung. Verschiedenekleine Modelle konnte ich gleich im Reisegepäckmit nach Zürich nehmen, ohneLieferschein oder andere Formalitäten.Auf meine Frage, wie gross die Ausstellungwerden könne, meinte er, dies liegeganz in meinem Ermessen. So wurde eseine umfangreiche Veranstaltung etwa ingleicher Grösse wie seine Œuvreschau inFlorenz.Zu bemerken ist, dass Henry Moore undseine zwei Helfer sich beim Aufbau tatkräftigeinsetzten. Der Künstler verzichteteauf jede Entschädigung. Im Gegenzugwurde eine grosse Skulptur «The KnifeEdge» aus der Ausstellung ohne Kommissionzu unseren Gunsten verkauft.Die Zusammenarbeit mit Henry Mooregestaltete sich sehr positiv und machteMut für die nachfolgende Ausstellung«Phänomena» am gleichen Ort.Die Ausstellung war so konzipiert, dassein gewichtiger Teil dem Publikum ohneEintritt zur Verfügung stand. Aus derQuartierbevölkerung gab es anfänglichWiderstände, doch am Schluss auch etlicheStimmen, die vorschlugen, man solledie Ausstellung verlängern oder wenigstenseinige Werke definitiv für diesenStandort erwerben. In diesem Zusammenhanghaben auf Initiative des ZürcherForum und der Firma Elektrowatteinige Gönner in kürzester Zeit 600'000Franken zusammengebracht, um das«Sheep Piece» zu erwerben als Geschenkan die Öffentlichkeit.»Die Plastik gehört unterdessen zum Kulturerbeder Stadt Zürich. An ihremerhöhten Standort beim Hafenkiosk vonallen Seiten sicht- und ertastbar, lässt siesich mit allen Sinnen erfahren, wecktFreude und Neugier. Sie wird erklettert,umlagert und ist einfach nicht mehr wegzudenken.«Ob Henry Moore von Zürichs Schafenwusste?In seinem grossen Zürcher Roman «Allesin allem» schildert Kurt Guggenheim, wieum 1930 herum eine grosse Schafherdenächtens mitten durch Zürich zieht.Seine Augenzeugen sind die Kinder derFamilie Abt, die eben aus Kanada in ihreHeimatstadt zurückgekehrt sind:‹Die beiden Kinder schreien auf: Sheeps,sheeps! Auf breiter Front, den Fahrdammund die Trottoirs vom Seegeländer bishinüber zum Garten des Hotels Baur auLac ausfüllend, dicht gedrängt, Rückenan Rücken, blökend und bähend, kamChristoffer Naulis Herde heran. Aufrecht,die Kathedrale in einer wandelndenStadt, schritt der alte Mann in seinerPelerine dahin, den schwarzen Widdermit den rotglühenden Augen neben sich.Es standen die späten Heimkehrer, dieDamen in den weissen Pelzcapes unddie Herren in ihren dunklen Mäntelnan ihrem Weg... Am Zedernwäldchenund den Rhododendronbüschen derStadthausanlagen vorbei ergoss sichder Strom tierischen Lebens über diebreite Brücke, endlos, wie es schien,den blökenden Signalen nach, die weitaus der Ferne, unter den Bäumen desAlpenquais hervor, noch immer hörbarwaren.›»Zitiert nach Ursula Bauer, JürgFrischknecht, Marco Volken, Wandern inder Stadt Zürich, Rotpunktverlag 2012,S. 94Heute ergiesst sich ein Strom menschlichenLebens einmal im Jahr über diebreite Brücke, endlos wie es scheint,blökenden Signalen nach...GA17Quartiermagazin Kreis 8 <strong>227</strong>/2013

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