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227 − Kunst - Quartierverein Riesbach

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20Der geistige GratisparkSkulpturen im DialogKATHARINA ISSLER IM GESPRÄCH MIT FLORIN GRANWEHRWenn man im Friedhof Enzenbühl, vom unteren Eingang herkommend, den Weg zur Rechten dem Waldrand nach einschlägt,trifft man nach einer kurzen Strecke auf eine ungewöhnlicheAusstellung. Grabsteine und Grabmäler vonaufgehobenen Gräbern sind hier entlang des Weges versammelt,thematisch geordnet und zueinander gruppiert. EinfacheSteinkreuze, verschnörkelte Urnen, menschliche Figurenaus Stein erhalten in der Gegenüberstellung neue Bezügeund eine andere Aufmerksamkeit der Betrachter.Anfang der 1980er Jahre entwickelte der Plastiker und ZeichnerFlorin Granwehr eine ähnliche und doch ganz andereIdee. Granwehr, in St. Gallen geboren und aufgewachsen,wohnt seit vielen Jahren im Quartier; sein Atelier liegt an derSüdstrasse, etwas abseits und versteckt in einer alten Häusergruppeam Fusse des Burghölzlihügels. Er erzählt, wie er1973 in Berlin einen Friedhof besucht habe, wo links undrechts der Gräber Bänke gestanden hätten; die Besucher hättensich dort gemütlich niedergelassen und gepicknickt. Dasei es ihm durch den Kopf gegangen: So etwas könnte manauch in Zürich machen. «Wie wäre so ein Zvieri mit demZwingli und dem Waldmann?», schreibt er 1991.Granwehr plante eine Versammlung der verschiedenstenSkulpturen, die von ihrem ursprünglichen Standort in derStadt entfernt und an einem passenden Ort zusammengetragenworden wären. So hätten dreidimensionale Arbeiten mitwenig Bezug zu ihrer alten Umgebung elegant entsorgtwerden können. Auf Plätzen und in Parkanlagen wäre dringendbenötigter Raum geschaffen worden für neue, zeitgenössischeWerke. Ausserdem hätten Plastiken, die seit solanger Zeit zum städtischen Inventar gehören, dass sie kaumjemand mehr wahrnimmt, in der Gegenüberstellung mitanderen Werken eine neue Aktualität erlangt.KI Du hast dir ja nicht Grabsteine vorgestellt bei deinem Projekt.FG Nein, Skulpturen.KI Aus der ganzen Stadt?FG Nein, aus dem Seefeld langt eigentlich, wenn man sie konsequentwegnimmt.KI Hättest du denn grundsätzlich alles abgeräumt?FG Das wäre lustig, wie ein Freilichtmuseum... aber ich selberhätte ja nicht ausgewählt, ich verstand mich nur als Ideengeber,die Auswahl hätte ein paritätisches Komitee getroffen.Als idealer Ort schwebte Granwehr die Wiese zwischen Villa Egli,Le Corbusier-Haus und der ehemaligen G59-Seilbahnstationvor. Sein Projekt eines Skulpturenfriedhofes nannte er den«geistigen Gratispark». Hier hätte sich Alfred Escher vomBahnhofplatz mit vielen «Liegenden», «Stehenden» und«Schreitenden» getroffen.FG Es hätte verrückte Konfrontationen gegeben – historisch,formal, ideell – mit Sachen, die nicht zusammengehören; tolleVerfremdungen. Werke aus den verschiedensten Epochen, inQuartiermagazin Kreis 8 <strong>227</strong>/2013

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