Staatsangehörigkeit und Staatenlosigkeit - Inter-Parliamentary Union
Staatsangehörigkeit und Staatenlosigkeit - Inter-Parliamentary Union
Staatsangehörigkeit und Staatenlosigkeit - Inter-Parliamentary Union
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Einleitung<br />
Diejenigen unter uns, die Bürger eines Landes sind, betrachten die Rechte <strong>und</strong> Pflichten,<br />
die mit dieser <strong>Staatsangehörigkeit</strong> einhergehen, in der Regel als selbstverständlich.<br />
Die meisten von uns können ihre Kinder in Schulen anmelden, medizinische<br />
Betreuung in Anspruch nehmen, wenn sie krank sind, sich um eine Anstellung bewerben,<br />
wenn sie eine brauchen, <strong>und</strong> zur Wahl gehen, um ihre Vertreter in der Regierung<br />
zu wählen. Das Land, in dem wir leben, geht uns etwas an, wir haben das Gefühl, Teil<br />
von etwas zu sein, das größer ist als unsere eigene Person.<br />
Doch wie steht es um das Leben von Menschen, die keine <strong>Staatsangehörigkeit</strong> haben,<br />
die staatenlos sind? Ohne <strong>Staatsangehörigkeit</strong> kann man sich in dem Land, in dem man<br />
lebt, nicht als Wähler eintragen lassen, kann man kein Reisedokument beantragen, kein<br />
Aufgebot bestellen. In manchen Fällen können Personen, die staatenlos sind <strong>und</strong> sich<br />
außerhalb ihres Herkunftslandes oder des Landes befinden, in dem sie ihren früheren<br />
Aufenthalt hatten, für lange Zeit festgehalten werden, wenn sich diese Länder weigern,<br />
die Wiedereinreise dieser Personen in ihr Hoheitsgebiet zu gestatten. Oft werden Personen,<br />
die ihre rechtmäßige Verbindung mit einem Land nicht nachweisen können, die<br />
gr<strong>und</strong>legendsten Rechte – das Recht auf Bildung, medizinische Versorgung <strong>und</strong><br />
Beschäftigung – verweigert.<br />
“Nein’ zu hören von dem Land, in dem ich lebe, ‚Nein’ zu hören von dem<br />
Land, in dem ich geboren bin, ‚Nein’ zu hören von dem Land, aus dem<br />
meine Eltern stammen, ständig zu hören ‚Du gehörst nicht zu uns’! Ich<br />
fühle mich wie ein Niemand <strong>und</strong> weiß nicht einmal, warum ich lebe.<br />
Wenn man staatenlos ist, hat man stets ein Gefühl von Wertlosigkeit.“<br />
Lara, eine ehemalige Staatenlose<br />
Eine Untersuchung von UNHCR über <strong>Staatenlosigkeit</strong> aus dem Jahr 2003 bestätigt,<br />
dass keine Region der Welt frei von jenen Problemen ist, die zu <strong>Staatenlosigkeit</strong> führen.<br />
Doch die genaue Zahl der Staatenlosen auf der ganzen Welt ist unbekannt. Staaten<br />
sind oft nicht bereit oder in der Lage, genaue Daten zu liefern; nur wenige verfügen<br />
über Mechanismen zur Registrierung von Staatenlosen. Es existiert auch keine eindeutige<br />
Verpflichtung für die Staaten, die Zahl der in ihrem Gebiet lebenden Staatenlosen<br />
zu melden. UNHCR schätzt, dass weltweit Millionen von Menschen ohne effektive<br />
<strong>Staatsangehörigkeit</strong> leben.<br />
<strong>Staatenlosigkeit</strong>, die erstmals in der ersten Hälfte des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts als weltweites<br />
Problem anerkannt wurde, kann durch Streitigkeiten zwischen Staaten über die rechtliche<br />
Identität von Personen, durch Staatennachfolge, durch jahrelange Ausgrenzung<br />
bestimmter Gruppen einer Gesellschaft oder durch den Entzug der Staatsangehörig-<br />
6