Nelli Blättler und Manuela KüttelÜberprüfung <strong>einer</strong> <strong>Neuei<strong>ch</strong>ung</strong> <strong>des</strong> Interessenfragebogens von EgloffIm Zentrum der vorliegenden Arbeit steht die Überprüfung <strong>einer</strong> <strong>Neuei<strong>ch</strong>ung</strong> <strong>des</strong>Interessenfragebogens von Egloff. In Kapitel 2 werden die theoretis<strong>ch</strong>en Grundlagendargestellt. Es wird den Fragen na<strong>ch</strong>gegangen, wie Interesse definiert wird, wel<strong>ch</strong>eBedeutung Interessen für die Berufswahl zukommt und wel<strong>ch</strong>e Theorien im Berei<strong>ch</strong>Interessenmessung Relevanz besitzen. Ferner wird eine Auswahl deuts<strong>ch</strong>spra<strong>ch</strong>igerInteressentests vorgestellt und über Unters<strong>ch</strong>iede zwis<strong>ch</strong>en Papier-Bleistift- undcomputerbasierter Datenerfassung beri<strong>ch</strong>tet sowie die Normierung von Interessentestsund die Differenziertheit der Interessen thematisiert. In Kapitel 3 wird erläutert, wel<strong>ch</strong>eRelevanz die vorliegende Arbeit für die Praxis hat. Die Fragestellungen und Hypothesenwerden im Detail in Kapitel 4 vorgestellt. Kapitel 5 befasst si<strong>ch</strong> mit dem methodis<strong>ch</strong>enVorgehen. Die Ergebnisse werden s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> in Kapitel 6 präsentiert und in Kapitel 7diskutiert.9
Nelli Blättler und Manuela KüttelÜberprüfung <strong>einer</strong> <strong>Neuei<strong>ch</strong>ung</strong> <strong>des</strong> Interessenfragebogens von Egloff2. Theoretis<strong>ch</strong>e Grundlagen2.1. Interessen und InteressentestsIn der psy<strong>ch</strong>ologis<strong>ch</strong>en Interessenfors<strong>ch</strong>ung dominieren differentialpsy<strong>ch</strong>ologis<strong>ch</strong>e bzw.diagnostis<strong>ch</strong>e Fragestellungen, weshalb die Erfassung individueller Interessen bzw.individueller Interessenunters<strong>ch</strong>iede meist auf der Basis <strong>einer</strong> dispositionellenInteressenkonzeption ges<strong>ch</strong>ieht. Bergmann und Eder (2005, S. 12) bes<strong>ch</strong>reiben„Interessen als relativ stabile, kognitiv, emotional und werthaft in der Persönli<strong>ch</strong>keitverankerte Handlungstendenzen, die si<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> Art, Ri<strong>ch</strong>tung, Generalisiertheit undIntensität unters<strong>ch</strong>eiden.“ Prinzipiell kann jeder subjektiv wahrnehmbare Berei<strong>ch</strong> einGegenstand von Interesse sein. Die Interessen äussern si<strong>ch</strong> in <strong>einer</strong> beständigenBeziehung, die dur<strong>ch</strong> viel Wissen, <strong>einer</strong> positiven Bewertung, <strong>einer</strong> selektivenWahrnehmung und <strong>einer</strong> gesteigerten Anteilnahme gekennzei<strong>ch</strong>net ist (Fröhli<strong>ch</strong>, 2008;Jungo & Egloff, 1999; Sonntag, 2006).Die Annahme <strong>einer</strong> Verankerung in der Person und <strong>einer</strong> relativen Stabilität findetBestätigung in vers<strong>ch</strong>iedenen Studien, die eine grosse intra- wie interindividuelle Stabilitätvon Interessen über eine längere Zeitspanne zeigen (Allehoff, 1985; Hirs<strong>ch</strong>i, 2010; Low,Yoon, Roberts & Rounds, 2005; Swanson, 1999). Stuhlmann (2009) beri<strong>ch</strong>tet, dass einViertel der Befragten mit 35 Jahren exakt in demjenigen Berufsfeld arbeitete, das sie si<strong>ch</strong>mit 15 Jahren ausgesu<strong>ch</strong>t hatten. Weitere 50 Prozent verwirkli<strong>ch</strong>ten zumin<strong>des</strong>t zwei derdrei Interessendimensionen ihres Berufswuns<strong>ch</strong>es und nur 25 Prozent kamen wesentli<strong>ch</strong>von ihrem ursprüngli<strong>ch</strong>en Traumberuf ab.Berufsinteressen erfahren ihre Ausprägungen dur<strong>ch</strong> vers<strong>ch</strong>iedenartige Einflüsse (z.B.Alter, Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t). Jüngere Kinder äussern bereits Interessen für die Berufswelt, indemsie beispielsweise die Berufstätigkeit ihrer Eltern oder anderer Vorbilder spieleris<strong>ch</strong>na<strong>ch</strong>ahmen. Jungo und Egloff (1999) stellten unter anderem fest, dass ältere Jugendli<strong>ch</strong>e10