Gesundheitliche Versorgung in Stadt und Land - Bibliothek der ...
Gesundheitliche Versorgung in Stadt und Land - Bibliothek der ...
Gesundheitliche Versorgung in Stadt und Land - Bibliothek der ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
30<br />
Kapitel 5<br />
Bedeutung kommt darüber h<strong>in</strong>aus den <strong>Land</strong>esausschüssen<br />
Ärzte <strong>und</strong> Krankenkassen<br />
zu. Die Kassenärztlichen Vere<strong>in</strong>igungen jedoch<br />
haben we<strong>der</strong> ihren Sicherstellungsauftrag<br />
durchgängig erfüllen, noch Überversorgung<br />
wirkungsvoll abbauen können.<br />
Gleiches gilt für die paritätisch zusammengesetzten<br />
<strong>Land</strong>esausschüsse Ärzte <strong>und</strong> Krankenkassen.<br />
Aus Sicht <strong>der</strong> Autoren ist dieses<br />
Defi zit nicht nur auf die oben angesprochenen<br />
Mängel <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bedarfsplanung zurückzuführen.<br />
Weitere Ursachen liegen – neben<br />
dem weitgehend stumpfen Instrumentarium<br />
zum Abbau von Über- <strong>und</strong> Unterversorgung<br />
– <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zusammensetzung <strong>und</strong> überregionalen<br />
Verortung <strong>der</strong> Kassenärztlichen Vere<strong>in</strong>igungen<br />
<strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>Land</strong>esausschüsse.<br />
In den Kassenärztlichen Vere<strong>in</strong>igungen s<strong>in</strong>d<br />
lediglich die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er KV-Region zugelassenen<br />
nie<strong>der</strong>gelassenen Ärzt<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Ärzte<br />
repräsentiert. Dieser relativ beschränkte<br />
Kreis wird <strong>in</strong> den <strong>Land</strong>esausschüssen noch<br />
um die Krankenkassen erweitert. Die KV-<br />
Region ist jedoch nicht nur für die Bedarfsplanung<br />
zu großräumig, son<strong>der</strong>n auch für<br />
die Sicherstellung. Es ist daher notwendig,<br />
auch die Sicherstellung <strong>der</strong> <strong>Versorgung</strong> stärker<br />
kle<strong>in</strong>räumig organisieren zu können.<br />
Hier bieten sich die Regionen <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong>- <strong>und</strong><br />
<strong>Land</strong>kreise an.<br />
In je<strong>der</strong> dieser <strong>Versorgung</strong>sregionen sollte<br />
aus Sicht <strong>der</strong> Autoren e<strong>in</strong>e regionale <strong>Versorgung</strong>skonferenz<br />
gebildet werden, die die<br />
Verantwortung für die Sicherstellung <strong>der</strong><br />
<strong>Versorgung</strong> von den Kassenärztlichen Vere<strong>in</strong>igungen<br />
bzw. den <strong>Land</strong>esausschüssen Ärzte<br />
<strong>und</strong> Krankenkassen übernimmt. Die <strong>Versorgung</strong>skonferenzen<br />
s<strong>in</strong>d damit erstens<br />
dafür verantwortlich, bei Vorliegen von Unterversorgung<br />
Maßnahmen zur Sicherstellung<br />
<strong>der</strong> <strong>Versorgung</strong> zu treffen (vgl. Abschnitt<br />
5.2). Zweitens müssen sie bei Vorliegen von<br />
Überversorgung <strong>in</strong>tervenieren, um Überkapazitäten<br />
abzubauen (vgl. Abschnitt 5.3).<br />
Friedrich-Ebert-Stiftung<br />
In dieser <strong>Versorgung</strong>skonferenz sollten neben<br />
den Kassenärztlichen Vere<strong>in</strong>igungen<br />
<strong>und</strong> den Krankenkassen auch Vertreter bzw.<br />
Vertreter<strong>in</strong>nen <strong>der</strong> jeweiligen Kommunen<br />
stimmberechtigt repräsentiert se<strong>in</strong>, um die<br />
vielfältigen Aktivitäten <strong>und</strong> Initiativen <strong>der</strong><br />
Kommunen zur Sicherstellung <strong>der</strong> <strong>Versorgung</strong><br />
mit koord<strong>in</strong>ieren zu können. Um e<strong>in</strong>en<br />
sektorübergreifenden Bezug <strong>der</strong> <strong>Versorgung</strong>skonferenzen<br />
herzustellen, sollten auch regionale<br />
Anbieter von stationären Leistungen<br />
vertreten se<strong>in</strong>. Die jeweiligen Vorsitzenden<br />
<strong>der</strong> <strong>Versorgung</strong>skonferenzen s<strong>in</strong>d vom <strong>Land</strong><br />
zu bestimmen. Das Votum <strong>der</strong> Vorsitzenden<br />
entscheidet bei Stimmengleichheit. 8<br />
Die Aufsicht über die regionalen <strong>Versorgung</strong>skonferenzen<br />
führen – auch im S<strong>in</strong>ne<br />
<strong>der</strong> Wahrnehmung <strong>der</strong> Letztverantwortung<br />
für das ges<strong>und</strong>heitliche <strong>Versorgung</strong>sangebot<br />
– die B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>. Erweisen sich die regionalen<br />
<strong>Versorgung</strong>sausschüsse <strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelfällen<br />
als nicht handlungsfähig, haben die<br />
B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong> das Recht <strong>und</strong> die Pfl icht zur<br />
Ersatzvornahme.<br />
Die <strong>Versorgung</strong>skonferenzen haben im Vergleich<br />
zur <strong>der</strong>zeitigen Teilung <strong>der</strong> Verantwortung<br />
für die Sicherstellung <strong>der</strong> <strong>Versorgung</strong><br />
entscheidende Vorteile. Erstens s<strong>in</strong>d<br />
die <strong>Versorgung</strong>skonferenzen sektorübergreifend<br />
organisiert <strong>und</strong> überw<strong>in</strong>den damit die<br />
bisher strikt sektorspezifi sche Bedarfsplanung.<br />
E<strong>in</strong> zweiter – aus Sicht <strong>der</strong> Autoren<br />
entscheiden<strong>der</strong> Vorteil – liegt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Beteiligung<br />
<strong>der</strong> Kommunen. Schon heute ergreifen<br />
Kommunen Maßnahmen, um Unterversorgung<br />
beson<strong>der</strong>s <strong>in</strong> ländlichen Regionen<br />
zu vermeiden (vgl. Abschnitt 5.2). Diese<br />
Maßnahmen s<strong>in</strong>d jedoch nicht ausreichend<br />
koord<strong>in</strong>iert <strong>und</strong> nicht adäquat mit den<br />
Maßnahmen von Kassenärztlichen Vere<strong>in</strong>igungen<br />
<strong>und</strong> <strong>Land</strong>esausschüssen abgestimmt.<br />
E<strong>in</strong>e solche Abstimmung könnte <strong>und</strong> müsste<br />
<strong>in</strong> den <strong>Versorgung</strong>skonferenzen erfolgen.<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus könnten die Kommunen je<br />
8 Damit folgen die Autoren auch den e<strong>in</strong>stimmig beschlossenen For<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> 83. Ges<strong>und</strong>heitsm<strong>in</strong>isterkonferenz<br />
<strong>der</strong> Län<strong>der</strong>, die mehr Beteiligungsrechte <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> ambulanten Bedarfsplanung gefor<strong>der</strong>t<br />
hat.