Einsteins Kolleginnen - Kompetenzzentrum
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Hedwig Kohn wegen des so genannten »Gesetzes<br />
zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums« vom<br />
7. April 1933, Hertha Sponer von den »lieben« Kollegen<br />
der »deutschen Physik«. James Franck schrieb<br />
an Professor Henri in Belgien am 1. Oktober 1933<br />
wegen Hertha Sponer:<br />
»Sie würde nach dem Beamtengesetz in ihrer Stellung<br />
bleiben können, da sie rein arischer Abstammung<br />
ist. Aber da ich weggehe, wird mein präsumptiver<br />
Nachfolger ... eigene Assistenten mitbringen,<br />
so daß Frl. Sponers Posten fortfällt. Sie ist ... nichtbeamteter<br />
außerordentlicher Professor und Oberassistent<br />
am Institut. Die erste Position könnte sie<br />
natürlich behalten, aber das bringt kein Geld und<br />
daher ist sie gezwungen, eine andere Stellung zu<br />
suchen. Da für Frauen, besonders bei der heutigen<br />
Lage im akademischen Leben, in Deutschland äusserst<br />
geringe Aussicht besteht, so möchte Frl. Sponer<br />
gern ins Ausland ...«<br />
(zitiert in: Maushart (1997), S. 62)<br />
Hertha Sponer hätte als »Arierin« zwar in Deutschland<br />
bleiben können, aber als Schülerin von James<br />
Franck bei den selbst ernannten »deutschen Physikern«<br />
keine Stelle mehr bekommen. Sie ersuchte<br />
offiziell um Urlaub und fuhr an die Universität Oslo.<br />
Dem NS-Regime ablehnend gegenüberstehend, reihte<br />
sie sich freiwillig in die Schar der Emigranten und<br />
folgte 1936 ihrem Freund und Lehrer in die USA.<br />
An der Duke University in Durham lehrte und forschte<br />
sie von 1936 bis 1965. Zu ihren Assistenten in<br />
Durham gehörte u.a. der Emigrant Edward Teller<br />
(1908 – 2003), den sie aus Göttingen kannte. Beide<br />
publizierten auch miteinander.<br />
Als die erste Frau von James Franck starb, heiratete<br />
1946 Hertha Sponer ihren langjährigen Mentor und<br />
Freund. Er, der sich anfangs bei den Europareisen<br />
nach 1945 weigerte, deutschen Boden auch nur zu<br />
betreten, starb hier 1964 während eines Kuraufenthaltes.<br />
Ihre letzten Lebensjahre verbrachte Hertha<br />
Sponer wieder in Deutschland, in der Nähe von Verwandten.<br />
<strong>Einsteins</strong> <strong>Kolleginnen</strong> Physikerinnen – gestern und heute<br />
Seit 2001 schreibt die Deutsche Physikalische Gesellschaft<br />
zum Gedenken an die bedeutende Gelehrte<br />
einen jährlichen Hertha-Sponer-Preis aus, der 2002<br />
erstmals vergeben wurde.<br />
Hertha Sponer war freiwillig zur Emigrantin geworden,<br />
wurde dafür 1938 von der Universität Göttingen<br />
mit dem Entzug der Lehrbefugnis bestraft und<br />
teilte das Schicksal der Emigranten auch mit dem Jahrzehnte<br />
währenden Verschweigen ihrer Leistungen.<br />
Lise Meitner schrieb anlässlich ihrer USA-Reise, bei<br />
der sie auch Hertha Sponer und James Franck wiedertraf,<br />
im April 1946 an Hertha Sponer:<br />
»Ich moechte noch sagen, dass ich aufrichtig geruehrt<br />
war, als Sie in Ihren Einfuehrungsworten sagten,<br />
ich haette Sie in Ihrer Jugend mehr beeinflusst,<br />
als ich gewusst habe. Ich habe es wirklich nicht gewusst.«<br />
(Lise Meitner an Hertha Sponer, Washington,<br />
23.4.1946, in: Churchill College Archives, MTNR<br />
5/16, Mappe 8, Bl. 22)<br />
Ihre Schwester, Dr. Margot Sponer (1898 – 1945),<br />
Lehrbeauftragte für Spanisch an der Berliner Universität,<br />
wurde wegen ihrer Hilfe für Verfolgte 1942<br />
verhaftet und noch im April 1945 ermordet.<br />
Von Durham aus war Hertha Sponer an der Rettung<br />
ihrer Breslauer Kollegin Hedwig Kohn beteiligt.<br />
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