Einsteins Kolleginnen - Kompetenzzentrum
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Beweis die richtige Idee hatte. Da ich diesen aber<br />
nicht ganz korrekt aufgeschrieben hatte, stand unter<br />
meiner Lösung einfach »falsch«. Während meiner<br />
Promotion gab es dann auch eine Zeit, in der es<br />
nicht so richtig lief und ich am liebsten alles hingeschmissen<br />
hätte. Aber ich denke, diese Erfahrung<br />
muss fast jede/r einmal machen, und heute bin ich<br />
natürlich froh, dass ich mich durchgebissen habe.<br />
■ Wie sind Sie auf Ihr Fachgebiet gestoßen?<br />
Eigentlich steuerte ich schon immer genau darauf zu<br />
– ohne es allerdings zu wissen. Vor Beginn des Studiums<br />
konnte ich mich nicht zwischen Mathematik<br />
und Physik entscheiden. Deshalb fing ich an, für das<br />
gymnasiale Lehramt zu studieren, weil man so ohne<br />
Probleme beide Fächer parallel studieren und sich<br />
nach der Zwischenprüfung für das Diplom in einem<br />
der beiden Fächer entscheiden kann. Durch ein Schulpraktikum<br />
direkt nach dem zweiten Semester fand<br />
ich heraus, dass mir gerade das Vermitteln liegt.<br />
Also habe ich das Studium doch mit dem ersten<br />
Staatsexamen in Physik und Mathematik abgeschlossen.<br />
Bei der Suche nach einem Thema für eine Examensarbeit<br />
bin ich in der Gruppe von Prof. Dr. K.<br />
Binder (»Theorie der kondensierten Materie«) gelandet.<br />
Meine Aufgabe war es, ein Lernprogramm für<br />
Thermodynamik und Statistische Physik für eine<br />
Lehrerfortbildung zu schreiben. Das Arbeiten in dieser<br />
Gruppe machte mir großen Spaß und hat mein<br />
Interesse für Computersimulationen geweckt, so dass<br />
ich eine Promotion in diesem Bereich anschloss.<br />
Nach drei Jahren merkte ich jedoch, dass mir bei der<br />
theoretischen Physik der Umgang und die direkte<br />
Zusammenarbeit mit anderen Menschen und auch<br />
das Lehren fehlten. Da ich neben meiner Promotion<br />
auch immer schon Schülerinnen- und Schülergruppen<br />
betreute und Fortbildungen für Lehrkräfte mit vorbereitete,<br />
stand meine Entscheidung fest, in die Physikdidaktik<br />
zu gehen. Hier habe ich die ideale Verbindung<br />
aus Physik, Lehre und Schule gefunden.<br />
»Die meisten Erfahrungen als Frau in der Physik<br />
waren durchaus positiv«<br />
■ Gab es Bedenken von Ihrer Seite aus, diesen beruflichen<br />
Weg einzuschlagen, und wenn ja welche?<br />
Die Entscheidung, eine Universitätslaufbahn anzustreben,<br />
ist heutzutage keine einfache. Ich hätte<br />
mehr verdienen und einen recht sicheren Job haben<br />
<strong>Einsteins</strong> <strong>Kolleginnen</strong> Physikerinnen – gestern und heute<br />
können, wäre ich nach der Promotion zu einer Bank<br />
oder Unternehmensberatung gegangen. Allerdings<br />
ist die Physikdidaktik das, was ich machen will, und<br />
dafür lohnt es sich, einige Risiken auf sich zu nehmen.<br />
Im Moment sind die Chancen auf eine Physikdidaktikprofessur<br />
nicht so gering. Wenn das allerdings<br />
nicht klappt, gibt es an den Hochschulen so<br />
gut wie keine Alternative. Außerdem muss man sehr<br />
flexibel bleiben, da der zukünftige Arbeitsort überall<br />
sein kann. Das ist nicht immer leicht – vor allem<br />
wird das Privatleben davon in Mitleidenschaft gezogen.<br />
Insgesamt bereue ich es allerdings nicht, dass<br />
ich diesen Weg eingeschlagen habe, und bin auch<br />
sicher, dass ich einen Bereich finden werde, in dem<br />
ich meine Fähigkeiten einsetzen und mit Freude<br />
arbeiten kann.<br />
■ Welche Erfahrungen haben Sie in einem<br />
männerdominierten Bereich gemacht?<br />
Die meisten Erfahrungen als Frau in der Physik waren<br />
durchaus positiv. Sicher gab es einige Professoren<br />
und Betreuer in den Praktika, die meinten, dass<br />
Frauen in der Physik fehl am Platz seien, und uns<br />
das Leben schwer zu machen versuchten. Aber davon<br />
darf man sich nicht beeindrucken lassen. Zum<br />
Teil war es schon ein komisches Gefühl, die einzige<br />
Frau im Seminar zu sein, so dass man nicht gut in<br />
der Masse untertauchen konnte, aber das kann ja<br />
auch seine Vorteile haben.<br />
»Man kann durchaus Frau und Naturwissenschaftlerin<br />
sein«<br />
■ Das aktuelle Wissenschaftsjahr ist das Einsteinjahr.<br />
Gibt es etwas am Werk und an der Person<br />
<strong>Einsteins</strong>, das Ihnen besonders imponiert?<br />
Albert Einstein hat einmal gesagt: »Fantasie ist wichtiger<br />
als Wissen.« Ohne seine Fantasie hätte er es<br />
nicht schaffen können, die Physik derart zu revolutionieren.<br />
Diese Fantasie imponiert mir, insbesondere<br />
weil mir im Alltagsgeschäft häufig die Zeit und Muße<br />
für genügend Fantasie fehlt.<br />
■ Wie hat sich Ihre Berufsentscheidung auf Ihr<br />
übriges Leben ausgewirkt? Haben Sie etwas<br />
gemacht, erlebt, was sonst nicht passiert wäre?<br />
Mein Lebenskonzept, das ich noch zu Beginn meines<br />
Studiums hatte: Mit 30 habe ich eine Lebenszeitstelle<br />
und ein Haus gebaut, bin verheiratet und habe<br />
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