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1. Die Orgel in der reformierten Kirche Köniz - OFSG - St. Galler ...

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erst im Frühjahr 1806, da er entsprechend se<strong>in</strong>er Gewohnheit vier zusätzliche<br />

Register, darunter e<strong>in</strong>e Trompete, e<strong>in</strong>baute. Zwar wurde diese Zugabe von <strong>der</strong><br />

Bauherrschaft als Reklametrick kritisiert; gleichwohl erhielt Mooser schliesslich e<strong>in</strong>e<br />

Entschädigung dafür. Vom Experten, <strong>der</strong> die <strong>Orgel</strong> allerd<strong>in</strong>gs nur beim<br />

E<strong>in</strong>weihungskonzert gespielt hat, wurde sie "als das vollkommenste Werk dieser Art <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> ganzen Schweiz" bezeichnet. Der Spielschrank befand sich h<strong>in</strong>ter <strong>der</strong> <strong>Orgel</strong>.<br />

Begründet durch die engen Platzverhältnisse, aber auch wegen <strong>der</strong> knappen<br />

f<strong>in</strong>anziellen Mittel, war die <strong>Orgel</strong> für diese <strong>Kirche</strong> zweifellos zu kle<strong>in</strong>. Sie soll ziemlich<br />

störanfällig und um 1810 be<strong>in</strong>ahe unspielbar gewesen se<strong>in</strong>, vielleicht war sie aber<br />

auch nur verstimmt. Immerh<strong>in</strong> brauchte Mooser damals 16 Tage, um sie <strong>in</strong>stand zu<br />

stellen. Dass schon nach so kurzer Zeit e<strong>in</strong>e Reparatur fällig wurde, hat man dem<br />

berühmten Mooser 1812 beim Bau <strong>der</strong> <strong>Orgel</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nydeggkirche angelastet, und<br />

vielleicht war dies auch e<strong>in</strong> Grund, warum <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nydeggkirche e<strong>in</strong> an<strong>der</strong>er<br />

<strong>Orgel</strong>bauer bevorzugt wurde.<br />

Trotz allem überwiegten die positiven Urteile über die <strong>Orgel</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Heiliggeistkirche.<br />

Auch 1837 wurde sie noch als Meisterwerk qualifiziert; unglücklich war man lediglich<br />

über die ungünstige Platzierung. 1839 erfolgte e<strong>in</strong>e Re<strong>in</strong>igung und Revision durch<br />

Claviermacher Suter, <strong>der</strong> wie<strong>der</strong>um das Werk kritisierte. Vor allem hatte man damals<br />

Pläne, die <strong>Orgel</strong> auf e<strong>in</strong>en neu zu erbauenden Lettner über dem Hauptportal<br />

gegenüber <strong>der</strong> Kanzel – also von <strong>der</strong> Nord- auf die Südseite – zu versetzen. Bei aller<br />

Anerkennung des von Mooser vortrefflich geschaffenen Werkes und se<strong>in</strong>er Kunst,<br />

dieses auf so engem Raum realisiert zu haben, vermisste man an <strong>der</strong> <strong>Orgel</strong> "die<br />

gehörige Kraft und Fülle". E<strong>in</strong> gemässigterer Plan g<strong>in</strong>g dah<strong>in</strong>, die Kanzel auf die<br />

rechte Seite <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> zu verlegen und vor die <strong>Orgel</strong> e<strong>in</strong>en Lettner zu bauen, um dort<br />

wenigstens Platz für den Spielschrank zu gew<strong>in</strong>nen. Mooser selbst wollte man zum<br />

Problem <strong>der</strong> Umplatzierung nicht konsultieren, da man offenbar se<strong>in</strong>e Ablehnung<br />

erwartete. Schliesslich wurden die Umbaupläne aus f<strong>in</strong>anziellen Gründen wie<strong>der</strong><br />

fallen gelassen, und obendre<strong>in</strong> konnten die vorgesehenen Lösungen auch nicht<br />

überzeugen. Bei <strong>der</strong> Restauration 1858 durch Friedrich Haas wurde die solide<br />

Arbeit von Mooser am Pfeifenwerk erneut bewun<strong>der</strong>t, da alles erstaunlich gut erhalten<br />

sei. Nach se<strong>in</strong>er Instandstellung hiess es, die <strong>Orgel</strong> habe "an Kraft und Schönheit des<br />

Tons bedeutend gewonnen", sie sei immer noch die beste <strong>Orgel</strong> <strong>der</strong> drei <strong>St</strong>adtkirchen.<br />

1885 entstanden wie<strong>der</strong>um ähnliche Pläne wie 50 Jahre vorher, den Spieltisch vor die<br />

<strong>Orgel</strong> zu stellen, aber zusätzlich die <strong>Orgel</strong> zu verän<strong>der</strong>n. <strong>Orgel</strong>bauer Friedrich Goll<br />

machte den bereits bekannten Vorschlag, die <strong>Orgel</strong> von <strong>der</strong> Nord- auf die Südseite<br />

<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> zu verlegen. Auch e<strong>in</strong>e "Fernstation" wurde <strong>in</strong> Betracht gezogen. Aus<br />

architektonischen und liturgischen Gründen (E<strong>in</strong>heit von Altar, Kanzel und <strong>Orgel</strong>)<br />

wurde von e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>greifenden Umbau abgesehen. Schliesslich schritt man 1899<br />

zum Abbruch <strong>der</strong> <strong>Orgel</strong>. 12 Das immerh<strong>in</strong> als wertvoll erkannte Pfeifenmaterial von<br />

Mooser erhielten die Geme<strong>in</strong>den Amsold<strong>in</strong>gen, Frutigen und Rohrbach. Frutigen<br />

konnte die Pfeifen nicht verwenden, und um die Unkosten für den gehabten Transport<br />

zu decken, wurden sie gar e<strong>in</strong>geschmolzen. <strong>Die</strong> <strong>in</strong> Amsold<strong>in</strong>gen e<strong>in</strong>gebauten Register<br />

(Violflöte 4' und Violflöte 8') wurden 1982 bei <strong>der</strong> Restauration/Rekonstruktion <strong>der</strong><br />

dortigen <strong>Orgel</strong> wie<strong>der</strong> entfernt – nicht zuletzt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Absicht, diese bei e<strong>in</strong>er allfälligen<br />

Mooser-Rekonstruktion <strong>in</strong> <strong>der</strong> Heiliggeistkirche verwenden zu können. Da die<br />

Heiliggeistkirche – wie unten erwähnt – 1980 e<strong>in</strong>e neue <strong>Orgel</strong> von Metzler erhielt,<br />

wurden die Pfeifen später bei <strong>der</strong> Rekonstruktion <strong>der</strong> Mooser-<strong>Orgel</strong> <strong>in</strong> Rechthalten FR<br />

e<strong>in</strong>gebaut.<br />

12 Disposition <strong>der</strong> <strong>Orgel</strong> beim Abbruch siehe Seydoux [8], Band I, Seite 28.<br />

58<br />

Bullet<strong>in</strong> <strong>OFSG</strong> 24, Nr.3, 2006

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