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Polizei-Journal - Polizei Mecklenburg-Vorpommern

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Panorama-„Manchmal hilft nur Schweigen“POKin Isabell Wenzel, PP RostockAm Freitag, den 12. Oktober 2012 fand imTRI-Hotel in Rostock eine Lesung und Diskussionzum Buch von Andreas Schorlemmer„Manchmal hilft nur schweigen“statt. Hierzu luden die Kulturstiftung Rostocke.V., der Weisse Ring <strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong> und das <strong>Polizei</strong>präsidiumRostock ein, um über kulturelle Fragendes Umgangs der Gesellschaft sowie vonFamilienangehörigen, Kollegen und anderenmit Opfern, Schuldigen und Täternvon Straftaten und Unfällen zu diskutieren.Nach der Lesung ausgewählter Kapiteldurch Andreas Schorlemmer sollte einevon Stefan Horn (NDR, Ostseestudio Rostock)moderierte Podiumsdiskussion folgen,an der sich auch die anwesendenetwa 35 Gäste beteiligen konnten.Podium und Publikum der VeranstaltungPodiumsteilnehmer waren neben demAutoren, Thomas Lenz (Vorsitzender desWeissen Ringes MV), Helmut Trost (GeneralstaatsanwaltMV), Thomas Laum (<strong>Polizei</strong>präsidentPP Rostock) und Gisela Best(Landeskoordinierungsstelle CORA).Nachdem Herr Prof. Wolfgang Methlingals Vorsitzender der Kulturstiftung Rostocke.V. einige Grußworte an die Teilnehmergerichtet hatte, begann Herr Schorlemmermit der Lesung. Ausgewählt hatteer zwei Kapitel aus seinem Buch, in denenes um die Tötung der Mutter durch denminderjährigen Sohn sowie um dieSelbstverbrennung eines jugendlichenMobbing-Opfers ging. Beide Schicksaleließen die Zuhörer sprachlos und betroffenwerden. Jeder der Anwesenden imZuschauerraum schien sich zu fragen, wasfalsch gelaufen sein könnte, dass so eineTat überhaupt passiert. Und dann noch inder unmittelbaren Umgebung.Wie geht man mit der Situation um?Wie hält man eine solche Situation aus?Andreas Schorlemmer sagte, das Schweigenmüsse in solchen Situationen akzep-tiert und ausgehalten werden und manmüsse auf den Augenblick warten, Wortezu finden.Herr Horn begann die Moderation mit derFrage an Frau Best, ob Schweigen zu ihrerArbeit passe. „Da Schweigen auch Zuhörenbedeute, sei es im Umgang mitOpfern häuslicher Gewalt zwingend notwendig“,so Frau Best. Häusliche Gewaltbezeichnete sie als bestgehütetes Familiengeheimnis.Hier sei wiederum wichtig,ins Gespräch zu kommen, um die GewaltFotos: Isabell WenzelInteresse und Nachdenklichkeit beim Publikumbeenden zu können. Allerdings sei Opferschutznur dann gut, wenn gleichzeitig Täterarbeitgeleistet werde.Im weiteren Diskussionsverlauf vertratHerr Lenz die Auffassung, dass in unsererGesellschaft Täterschutz immer noch vorOpferschutz komme, was man unter anderemam Beispiel Magnus Gäfken festmachenkönne, der trotz der Ermordungdes Bankierssohnes Jakob von Metzler vorkurzem vom Gericht 3000 Euro als „symbolischeEntschädigung“, zugesprochenbekommen habe.Auf die von Herrn Horn gestellte provokanteFrage, ob die <strong>Polizei</strong> alles falschmache, verdeutlichte Herr Laum, dass dieam Tatort eintreffenden <strong>Polizei</strong>beamteneine komplexe Aufgabe zu lösen hätten.Sie seien regelmäßig zuerst am Tatort, zuerstin Kommunikation mit dem Täter unddem Opfer. Sie müssten versuchen, dieWahrheit festzustellen, gleichzeitig gingeaber die Gefahrenabwehr vor. Eine Füllevon Aufgaben, eine Fülle von Erwartungen.Gefragt sei einerseits professionelleDistanz, andererseits werde professionelleEmpathie gefordert. Die <strong>Polizei</strong> müsseversuchen, es Opfern leicht zu machenund trotzdem die an sie gestellten Aufgabenzu erfüllen.Generalstaatsanwalt Trost wies darauf hin,dass Strafe sich an Täter richte. Sie bedeuteVergeltung und Befriedigung desGenugtuungsinteresses des Opfers. Trotzdemlässt sich Zerstörtes durch nichtsvollständig ausgleichen.Nach Frau Bests Meinung wollen BetroffeneGerechtigkeit, nicht Durchsetzungvon Normen. Opfer fühlten sich oft nichtverstanden. Daran würde auch Bestrafungnichts ändern. Gerechtigkeit könneaus ihrer Erfahrung Wiedergutmachungoder auch eine ernsthafte und aufrichtigeEntschuldigung bedeuten.Grundsätzlich waren sich alle Teilnehmerauf dem Podium einig, dass die Zusammenarbeitinnerhalb der Institutionen gutfunktioniere. Abschließend wünschtensich alle eine „Kultur des Hinschauens“ inunserer Gesellschaft.■Bildung eines LandesbeiratesPsychosoziale Notfallversorgungin <strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong>am 23. August 2012OARin Doris Norek, Ministerium für Inneres und Sport M-VPsychosoziale Notfallversorgung?Den Begriff haben Sie bestimmt schoneinmal gehört. Aber was verbirgt sich eigentlichdahinter?Die wissenschaftliche Definition lautet:„Der Begriff Psychosoziale Notfallversorgung(PSNV) beinhaltet die Gesamtstrukturund die Maßnahmen der Präventionsowie der kurz-, mittel- und langfristigenVersorgung im Kontext von belastendenNotfällen bzw. Einsatzsituationen.“Neben den alltäglichen Notfällen habenvor allem die weltweiten Katastrophenund Unglücksfälle der letzten Jahre, wiebeispielsweise die Ereignisse bei der LoveParade in Duisburg 2010, die Massenkarambolageauf der BAB 19 am 8. April2011 sowie die Geschehnisse am 22. Juli2011 in Oslo sowie auf der Insel Utøya, gezeigt:Medizinische und technische Hilfeleistungenallein reichen für eineumfassende Versorgung nicht aus – auchpsychosoziale Versorgungs- und Hilfsangebotesind für Überlebende, Angehörige,Hinterbliebene, Zeugen, Vermissendeund Einsatzkräfte vorzuhalten.Die Psychosoziale Notfallversorgung vonÜberlebenden, Angehörigen, Hinterbliebenen,Vermissenden sowie Einsatzkräftenund weiteren von schweren Not- undUnglücksfällen sowie Katastrophen Betroffenengehört national wie internationalinzwischen zum Versorgungsstandard.Langfristiges Ziel ist es, im Interesse derBetroffenen von Unglücksfällen und Katastrophendie Psychosoziale Notfallversorgungzu einem leistungsfähigenintegralen Bestandteil der Gefahrenabwehrzu entwickeln.Dabei sollen die PSNV-Maßnahmen fürdie beiden Zielgruppen:• Einsatzkräfte (<strong>Polizei</strong>, Rettungsdienst,Feuerwehr, Katastrophenschutz) und• Überlebende, Angehörige, Hinterbliebene,Vermissende, Zeugen sowieandere Betroffene (z. B. Bediensteteder Straßenbauverwaltung, Mitarbeitervon Abschleppunternehmen)aufgrund der unterschiedlichen Bedürfnissedifferenziert gestaltet und begleitetwerden.Aus diesem Grund hat die Landesregierung<strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong> dem inzwischenweit verbreiteten Wissen, dassnicht nur physische Verletzungen der Versorgungbedürfen, sondern auch die psychischenFolgen extrem belastenderEreignisse behandelt werden müssen,Rechnung getragen und in der Kabinettssitzungam 20. Dezember 2011 beschlossen,am Institut für MedizinischePsychologie der Ernst-Moritz-Arndt-UniversitätGreifswald eine LandeszentralstellePsychosoziale Notfallversorgungdauerhaft einzurichten. Zur fachgerechtenBegleitung dieser Aufgaben soll einBeirat der Landeszentralstelle zur Seitegestellt werden. Ein Schwerpunkt der Tätigkeitdes Beirates bildet die Beratungder Leiterin der Landeszentralstelle in Angelegenheitender Psychosozialen Notfallversorgung.Im Landesbeirat wirkendie staatlichen Behörden, Einrichtungen,Organisationen, Verbände, Vereine, Institutionensowie Angebots- und Bedarfsträgermit, die im Bundesland<strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong> im Bereichder PSNV tätig sind.Am 23. August 2012 war es so weit: Aufder konstituierenden Sitzung des LandesbeiratesPsychosoziale Notfallversorgung<strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong> (LB PSNV M-V)berief der Abteilungsleiter <strong>Polizei</strong>, Sport,PanoramaBrand- und Katastrophenschutz, MDgtNiehörster, die Mitglieder des Beirates.Die neuernannten Mitglieder gaben sicheine Geschäftsordnung und wähltenHerrn Schorlemmer (<strong>Polizei</strong>seelsorger)zum Vorsitzenden und Herrn Dähn (Leiterder Abt. 3 des LPBK M-V) zum stellvertretendenVorsitzenden.Der Landesbeirat trifft sich am 13. Dezember2012 und wird die Aufgaben fürdas Jahr 2013 beraten.Themenschwerpunkte bilden u.a.• Tätigkeitsbeschreibung der Leiterinder Landeszentralstelle und Vertreterregelung/RückfallebeneArbeitsschwerpunkte 2013/2014• Legitimierung der PSNV-Akteure(Ausweise)Alarmierung PSNV-Kräfte• Bildung notwendiger Ausschüsse(zusätzlich möglichst Ausschussfür <strong>Polizei</strong>)Sollte es Ihnen nach besonders belastendendenEinsätzen einfach zu viel werdenund lassen Ihnen die Erlebnisse des Ereignisseskeine Ruhe, Bilder, Gedanken, Geräuscheund Gerüche rauben Ihnen denSchlaf, Sie stellen Reizbarkeit und Konzentrationsstörungenfest, dann könnenMdgt Niehörster auf der konstituierenden Sitzung des Landesbeirates Psychosoziale NotfallversorgungM-VFoto: Steffen Salowdiese Symptome ein Zeichen dafür sein,dass Sie das Erlebte nur schwer verarbeitenkönnen. Wenden Sie sich in diesemFall vertrauensfall an den polizeiärztlichenDienst, an Herrn Schorlemmer oder andas eigens für Einsatzkräfte der Feuerwehrund der <strong>Polizei</strong> gebildete SbE-Team(Stressbewältigung nach belastendenEinsätzen). Ausgebildete Fachkräfte werdenIhnen dann zur Seite stehen, wenn esdarum geht, belastende Erlebnisse zu verarbeitenund gegebenenfalls weitereHilfe, bis hin zur medizinischen Betreuungzu veranlassen.■18 PJ 4-2012PJ 4-201219

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