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kapitel 1 - Hohwachter Bucht

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Leben. Von den Großsteingräbern und Langbetten, die als eindrucksvollste Hinterlassenschaft<br />

der Jungsteinzeit gelten, finden sich gleich mehrere im Einzugsbereich des Binnensees. Das<br />

eindrucksvollste sicher am "Ruserberg" bei Futterkamp, wo vier der bis zu sechzig Meter<br />

langen Grabstätten erhalten sind. Deutlich sind hier die Steinkammern zu erkennen, in denen<br />

man die Toten mit reichen Gaben beigesetzt hat. Der gesamte Höhenzug zwischen Futterkamp<br />

und Hohwacht war ursprünglich von Großsteingräbern bedeckt. Doch wie überall in<br />

Schleswig-Holstein hat man die meisten von ihnen im vorigen Jahrhundert zerstört. Beim<br />

Straßen- und Häuserbau schienen die schweren Steine unseren Vorvätern besser eingesetzt<br />

zu sein als in einem verwitterten Grab. Nur jede zehnte frühgeschichtliche Grabstätte, so<br />

schätzt man, hat die Zeiten überdauert.<br />

Eine besondere Faszination üben immer wieder die wenigen noch nicht geöffneten<br />

Grabstellen aus, die zu Spekulationen geradezu verführen. Zwei Kilometer östlich von Kaköhl<br />

liegt die Buschkate, an der sich gleich drei anscheinend unberührte Gräber befinden. Eines<br />

von ihnen ist nahezu vollständig erhalten, und fünf der sechs Decksteine, die den Ruheort der<br />

Toten sicherten, liegen immer noch an ihrem Platz. Als Erbe einer Zeit, die uns trotz der<br />

gewaltigen Steingräber vermutlich für immer Rätsel aufgeben wird.<br />

Als "strahlendes Zeitalter" hat man die Bronzezeit bezeichnet, die auf die Steinzeit folgte.<br />

Bronze, anfangs nur im Süden bekannt, war weitaus leichter zu verarbeiten als der spröde<br />

Stein. Und folglich konnten die Gefäße und Gerätschaften auch über den reinen Gebrauchswert<br />

hinaus veredelt werden. Als beeindruckendes Erbe der Bronzezeit gelten aber<br />

auch die Hünen- oder Hügelgräber, von denen eine größere Anzahl gerade im Umfeld der<br />

<strong>Hohwachter</strong> <strong>Bucht</strong> zu finden ist. Gekrönt von Eichen und Buchen gelten sie mit ihrem<br />

dämonischen Aussehen längst als Symbol des Landes Schleswig-Holstein. Und der<br />

Volksglaube behauptet noch immer, dass in jedem der hochaufragenden Erdhügel ein<br />

einstmals mächtiger Stammesfürst begraben ist. Eines der bedeutendsten bronzezeitlichen<br />

Gräber, das größte im Kreis Plön, liegt rechts der Eichenallee, die von Schmiedendorf über<br />

Neudorf nach Hohwacht führt. Auch wenn man dieses Grab, das den Namen "Pangenberg"<br />

trägt und an der Basis einen Durchmesser von 40 Metern aufweist und über neun Meter<br />

aufragt, niemals geöffnet hat, so weiß man doch, dass es wie die anderen Hügelgräber für<br />

Mehrfachbestattungen benutzt worden ist, ehe es — offenbar von heute auf morgen —<br />

aufgegeben wurde.<br />

Denn auch die Bronzezeit versank im Dunkel der Geschichte. Die "Eisenzeit" folgte als eine<br />

Periode der wirtschaftlichen Blüte. Der Mittelrücken Schleswig-Holsteins scheint auf Grund<br />

der Bodenschätze und der guten Verhüttungsmöglichkeiten eine Art "Ruhrgebiet der<br />

Frühzeit" gewesen zu sein. Der Osten des Landes dagegen wurde von Bauern besiedelt. Auch<br />

hier ersetzen ja die Gräber die Chronik, und die Tatsache, dass man sich von der<br />

arbeitsintensiven Bestattungsweise auf Erdhügeln getrennt hat, lässt auf eine hohe<br />

Bevölkerungsdichte schließen. Durchaus rationell gestaltete man nun das Begräbnisritual.<br />

Und großräumige, unseren Friedhöfen bereits ähnliche Gräberfelder nahmen in der Eisenzeit<br />

die Verstorbenen auf. Bald ging man sogar zu der noch praktischeren Feuerbestattung über.<br />

Die vielen Urnen, die sich rund um den Binnensee fanden, gelten als sichtbares Zeugnis dafür.<br />

Etwa um 400 n. Chr. hört die Belegung der Friedhöfe auf. Die Zeit der großen<br />

Völkerwanderung begann. Die Menschen zogen davon, und das Land blieb nahezu<br />

menschenleer zurück. Erst im 7. Jahrhundert drangen von Osten her kommend die Wagrier<br />

ein, ein Stamm, der zur großen Völkerfamilie der Slawen gerechnet wird. Am heutigen<br />

"Großen Binnensee", der damals noch mit der Ostsee verbunden war, fanden sie einen ihnen<br />

gemäßen Siedlungsraum. Dazu einen geradezu idealen Platz, um sich eine wehrhafte Festung<br />

zu errichten.<br />

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