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kapitel 1 - Hohwachter Bucht

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paar schöne alte Katen hat man meist nicht aufzuweisen. Und auch Hohwacht ergeht es da<br />

nicht besser als den meisten Badeorten entlang der Küste. Dass man dennoch mithalten kann,<br />

wenn nach bekannten Kunststätten gefragt wird, liegt an den vielen Bauwerken, die in der<br />

näheren Umgebung zu finden sind. Kirchen und Herrenhäuser sind es, die als stumme Zeugen<br />

in Stuck und Stein die Jahrhunderte überdauert haben. Dabei sind bezeichnenderweise die<br />

Kirchen weitaus älter als die Herrenhäuser. Aus schweren Steinquadern erbaut haben die<br />

"Wohnungen Gottes" die Zeiten besser überstanden als es die Häuser der Menschen<br />

vermochten.<br />

Lütjenburg<br />

Als das älteste Bauwerk im gesamten Umkreis gilt die Lütjenburger Kirche, deren Anfänge bis<br />

ins 12. Jahrhundert zurückverfolgt werden können. In seiner Funktion als Landesherr hatte<br />

Graf Adolf von Schauenburg zusammen mit dem amtierenden Bischof Gerold sogar selber den<br />

Standort für das Gotteshaus bestimmt. Im Jahre 1156 konnte mit dem Bau begonnen werden.<br />

Unklarheit herrscht bis heute darüber, wann die Kirche vollendet war. Vermutlich haben<br />

mehrere Generationen daran gebaut und dabei deutlich die neuen Stilrichtungen<br />

aufgenommen, die von Lübeck aus ins Land getragen wurden. Als typisches Beispiel der<br />

Backsteingotik wird die Kirche in der Kunstgeschichte geführt. Mit ihren wuchtigen<br />

Ziegelwänden ist sie ein Beweis dafür, wie meisterhaft man im frühen Mittelalter mit dem<br />

spröden Backstein umzugehen verstand. Von der Liebe zu starken Bildern sind die<br />

Kunstwerke geprägt, die das Innere der Michaelis-Kirche beherrschen. In deftigen Szenen<br />

wird auf einem spätgotischen Flügelaltar das Leben Christi erzählt. Eine Kanzel, die von den<br />

Bewohnern Lütjenburgs nach der überstandenen Pest gestiftet wurde, zeigt eindrucksvolle<br />

Episoden aus dem Weihnachtsevangelium. Fast klein wirken Altar und Kanzel gegenüber dem<br />

Triumphkreuz, das mächtig im Langschiff aufragt. Im Mittelalter muss es sogar einmal ein<br />

berühmtes Wallfahrtsziel gewesen sein. Denn in alten Chroniken ist nachzulesen, dass man<br />

beim "Heiligen Kreuz in Lütjenburg" einen Schilling opfern solle. Vermutlich war das Kreuz<br />

früher sogar einmal in einer eigenen Seitenkapelle untergebracht. Bis zur Reformation muss<br />

die Lütjenburger Kirche mehrere solcher Anbauten gehabt haben, die als Bethäuser für die<br />

Pilger dienten.<br />

Wie diese Seitenräume ausgesehen haben mögen, ist an der Kapelle der Reventlows zu<br />

erkennen, die dank einer hier aufgestellten Skulptur erhalten blieb. Das von dem belgischen<br />

Bildhauer Robert Coppens im Jahre 1603 geschaffene Grabmal, auf dem die Figuren von Otto<br />

und Anna Reventlow aus Alabastergestein herausgehauen sind, ist von einer solchen<br />

Ausdrucksstärke, dass es als bedeutendes Werk der Renaissancezeit einen festen Platz in der<br />

Kunstgeschichte einnimmt.<br />

Blekendorf<br />

Die Kirche als Sinnbild göttlicher Macht - in Blekendorf steht man staunend vor einem<br />

Gotteshaus, das für den kleinen Ort mit seinen verstreut liegenden Bauernhöfen viel zu<br />

gewaltig erscheint. Als Entlastungskirche für Lütjenburg ist die Santa-Clara-Kirche Anfang des<br />

13. Jahrhunderts erbaut worden. Graf Adolf IV. hat sie gestiftet, nachdem er die Dänen bei<br />

Bornhöved vernichtend geschlagen hatte. Als eine der am besten erhaltenen Feldsteinkirchen<br />

in Holstein nimmt sie heute eine herausragende Stellung ein. Geradezu pedantisch scheinen<br />

die Quadersteine aufeinandergeschichtet zu sein. Und schwer nur kann man sich vorstellen,<br />

wie sie überhaupt bewegt worden sind. Jahrhundertelang war die Kirche dank ihres<br />

hochaufragenden Turmes ein Fixpunkt der gesamten Region. Vor allem die<br />

Handwerksburschen sollen sich daran orientiert haben, wenn sie auf ihren Wanderungen in<br />

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