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kapitel 1 - Hohwachter Bucht

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ablesen. Rund um den Markt entstanden prachtvoll verzierte Häuser, in denen die einzelnen<br />

Zünfte zusammenkamen. Das Färberhaus aus dem Jahre 1576, das als einziges Zeugnis jener<br />

Zeit erhalten blieb, lässt etwas von der mittelalterlichen Pracht erahnen. Als eines der ältesten<br />

Bürgerhäuser Schleswig-Holsteins zeugt es heute noch von dem hohen Standard der Innungs-<br />

Kultur.<br />

Im Jahre 1641 gewann die Stadt endlich die Freiheit wieder, die sie nacheinander an die<br />

Gutsherren von Neuhaus und Neudorf verloren hatte. Der dänische König Christian IV. kaufte<br />

Lütjenburg mit dem Gut Neudorf und dem Fischerdorf Hohwacht zurück. Schließlich hatte er<br />

große Pläne mit der geschützten <strong>Bucht</strong>.<br />

Bereits 1640 hatte er einen Ingenieur nach Hohwacht entsandt, damit dieser ihm einen<br />

präzisen Bauplan für einen Hafen anfertigte. Denn eine Bastion am Meer sollte die dänische<br />

Machtposition in diesem Teil der Ostsee festigen. Der Dreißigjährige Krieg hinderte den König<br />

dann daran, seine Träume zu verwirklichen. Im Jahre 1648 starb er, ohne dass das erste<br />

Hafenbecken ausgehoben war.<br />

Die Leute in Lütjenburg und auch die Fischer in Hohwacht hatten ohnehin ganz andere<br />

Sorgen. Für sie brachte das 17. Jahrhundert noch einmal eine Fülle von Katastrophen. Der<br />

Dreißigjährige Krieg und die folgenden dänisch-schwedischen Kampfhandlungen hatten<br />

immer neue Einquartierungen und wüste Plündereien zur Folge. Und hohe Kontributionen<br />

brachten den Magistrat in große Not. Nachdem erneut die Pest und Feuersbrünste Lütjenburg<br />

heimgesucht hatten, war die Stadt schließlich bankrott. Von allen Kanzeln des Landes herab<br />

musste nun im Namen des Königs die "Concurseröffnung unserer lieben Stadt Lütjenburg"<br />

verlesen werden. Alle Gläubiger sollten schließlich noch die Gelegenheit erhalten, ihre<br />

Ansprüche an die marode Stadtkasse anzumelden. Das verschlang das letzte Geld. Und Armut<br />

und Not herrschten bald in Lütjenburg. Doch damit nicht genug. Wie überall in den vom Krieg<br />

gebeutelten Regionen kam wenig später ein gespenstischer Teufelswahn auf. Und der machte<br />

weder vor den kleinen Häusern in Lütjenburg noch vor den großen Gütern im Umkreis halt.<br />

Im Jahre 1649 wurden im nahen Hohenfelde auf Grund eines Urteils des Kirchenpatrons<br />

Christian Graf Rantzau elf Menschen wegen Hexerei auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Unter<br />

Folterqualen hatten sie ihre angebliche Schuld bekannt.<br />

Erst das 18. Jahrhundert brachte der ganzen Region wieder einen deutlichen Aufschwung. Die<br />

Marktrechte der Stadt Lütjenburg waren so großzügig erweitert worden, dass die Bauern<br />

sogar aus Fehmarn zum Viehmarkt angereist kamen. Und immer lukrativer wurde das<br />

Geschäft mit dem milden<br />

Branntwein. Von den 320<br />

Hektar Land, die die Stadt<br />

im Jahre 1702 besaß,<br />

waren 192 in den Händen<br />

der Brenner. Und manche<br />

Köm-Fabrik wurde in<br />

jenen Jahrzehnten<br />

großzügig ausgebaut.<br />

Was Lütjenburg<br />

allerdings immer noch<br />

fehlte, war ein Zugang<br />

zum Meer. 1759 machte<br />

der Rat deshalb erneut<br />

einen energischen Vorstoß, um zu eigenen Kaianlagen zu kommen. Doch obwohl die<br />

Stadtväter dem König eine präzise Rechnung vorlegten, wie nach einer Begradigung der<br />

Kossau und dem Bau eines Hafens an der Niedermühle im Frachtgeschäft zu verdienen sei,<br />

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