kapitel 1 - Hohwachter Bucht
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KAPITEL 9<br />
"Das Bad Haßberg ist das kräftigste Ostseebad an der holsteinischen Küste"<br />
(Reiseführer aus dem Jahre 1855)<br />
Als der Schulmeister noch Kurdirektor war -<br />
Haßbergs Weg vom Badeort zum Bauerndorf<br />
Mit Postkutschen rollten die ersten Badegäste an. Und erschöpft kletterten sie aus den wenig<br />
gefederten Wagen. Doch ihr Weg führte sie nicht nach Hohwacht — die ersten Bade-<br />
Enthusiasten stiegen in Haßberg ab, einem Kurort mit hervorragendem Ruf: "Das Bad<br />
Haßberg ist das kräftigste Ostseebad an der holsteinischen Küste, da hier fast beständig<br />
infolge der gegenüberliegenden Einmündung des Großen Beltes eine Strömung vorhanden ist.<br />
Die außerordentlich schöne Umgebung des Binnensees und der weitläufige Park des nahen<br />
Gutes Neudorf verleihen diesem Bade vor anderen anerkannte Vorzüge", liest man in einem<br />
Reisebericht aus dem Jahre 1855. Eine mit Blattgold belegte Mokkatasse im Kreismuseum<br />
Plön, auf der das idyllische "Bad Haßberg" abgebildet ist, zeigt ebenfalls die Beliebtheit des<br />
Ortes.<br />
Um die Mitte des vergangenen Jahrhunderts machte Haßberg eine erstaunliche Entwicklung<br />
durch. Dem allgemeinen Zeitgeist folgend hatten die Neudorfer Gutsherren in dem kleinen<br />
Dorf am Binnensee ein langgestrecktes Logierhaus erbaut, das man nicht ohne<br />
Selbstbewusstsein "Kurhaus" nannte. An Gästen fehlte es nicht. Überall drängten die Städter<br />
in die freie Natur. Schließlich war das Schwimmen in natürlichen Gewässern von den Ärzten<br />
ebenso empfohlen worden wie der Aufenthalt in einer Luft, die noch frei war von den<br />
Ausdünstungen der Stadt. Haßberg war ein Sommerfrischenort wie aus dem Bilderbuch.<br />
Neben einer außerordentlich reizvollen Umgebung hatte man das ruhige Gewässer des<br />
"Großen Binnensees" zu bieten, dazu einen Strand, der ideal war für das tägliche Bad. Nur<br />
eine Viertelstunde vom "Kurhaus" entfernt, auf dem Gelände des Gutes Waterneverstorf,<br />
wurde eine Badestelle angelegt, und selbst ein paar Badekarren standen am sandigen Ufer.<br />
Ganz Mutige fuhren auch an die offene See, doch da das Schwimmen in den Wellen damals<br />
noch als zu gewagt galt, wurde es von der Mehrheit als unzumutbar abgelehnt. Pächter des<br />
Logierhauses war im Übrigen der Schulmeister des Dorfes, der das Problem der<br />
Doppelbelastung durch Lehr- und Kurbetrieb genial löste. Er stellte einfach einen Gehilfen ein,<br />
der die Unterrichtspflichten während der Sommermonate übernahm.<br />
Was das gesellige Leben betraf, so mussten sich die Gäste allerdings mit den landschaftlichen<br />
Reizen Haßbergs begnügen. Zerstreuungen gab es kaum. Lediglich zwei Wirtshäuser sorgten<br />
für ein wenig Abwechslung. Die Attraktion Haßbergs war zweifellos der Tempelberg, von dem<br />
aus man den Blick weit über den See und die angrenzenden Wiesen schweifen lassen konnte.<br />
Seinen Namen verdankte der Hügel, der eigentlich "der Hartberch" hieß, einem kleinen<br />
Lusttempel, der bei der Anlage des Landschaftsparkes Neudorf entstanden war. Durch einen<br />
besonderen Vertrag wurde das malerische Teehaus, das den klingenden Namen "Panorama"<br />
trug, für jeweils ein Jahr an die Lehrersleute verpachtet. Und zwar mit Inventar, bestehend<br />
aus einem grünen Sofa und sechs Stühlen, wie im Gutsarchiv nachzulesen ist. Auch bei<br />
regnerischem Wetter konnte man also im "Panorama" sitzen und sich an der Natur rundum<br />
erfreuen.<br />
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