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Abendprogramm 6. September 2012 - Berliner Festspiele

Abendprogramm 6. September 2012 - Berliner Festspiele

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www.berlinerfestspiele.de<br />

030 254 89 – 100<br />

<strong>6.</strong> <strong>September</strong><br />

Musikfest Berlin <strong>2012</strong><br />

Musikfest Berlin <strong>2012</strong><br />

<strong>6.</strong> <strong>September</strong><br />

AAron CoplAnd<br />

Morton FeldMAn<br />

ChArles Ives<br />

Philharmonie<br />

eMAnuel Ax<br />

ernst senFF Chor<br />

london syMphony orChestrA<br />

MIChAel tIlson thoMAs<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>Festspiele</strong>


Bitte schalten sie ihr MoBiltelefon<br />

vor Beginn des Konzerts aus.<br />

Titel: Maler auf der Brooklyn Bridge, 1914.<br />

Foto Eugene de Salignac / Courtesy NYC Municipal Archives<br />

Inhaltverzeichnis<br />

Musikfest Berlin <strong>2012</strong><br />

Programm 4.<br />

Zu den Werken <strong>6.</strong><br />

Gesangstext 12.<br />

Die Komponisten 14.<br />

Die Interpreten 20.<br />

Musikfest Berlin <strong>2012</strong> 34.<br />

Impressum 37.<br />

3.


Donnerstag, <strong>6.</strong> <strong>September</strong> <strong>2012</strong><br />

20:00 Uhr<br />

Philharmonie<br />

<strong>6.</strong> <strong>September</strong><br />

AAroN CoplANd [1900–1990]<br />

orchestral variations<br />

[1957]<br />

MorToN FEldMAN [1926–1987]<br />

piano and orchestra<br />

[1975]<br />

Pause<br />

4.<br />

Einführung 19:00 Uhr<br />

mit Martin Wilkening<br />

Musikfest Berlin <strong>2012</strong><br />

ChAr lES ivES [1874–1954]<br />

a symphony:<br />

new england holidays<br />

[1904-1913]<br />

Washington’s Birthday [1909]<br />

Decoration Day [1912]<br />

The Fourth of July [1911-13]<br />

Thanksgiving and Forefathers’ Day [1904]<br />

EMANuEl Ax Klavier<br />

ErNST SENFF Chor<br />

STEFFEN SChuBErT Einstudierung<br />

loNdoN SYMphoNY orChESTrA<br />

MiChAEl TilSoN ThoMAS Leitung<br />

Gesponsert von<br />

5.


<strong>6.</strong> <strong>September</strong><br />

music in a new Found land<br />

I.<br />

1930 feierte eines der ältesten Orchester der Vereinigten Staaten,<br />

das Boston Symphony, seinen 50. Geburtstag. Die Reihe der Komponisten,<br />

an die aus diesem Anlass Aufträge vergeben wurden, liest sich<br />

wie ein Who is Who des europäischen Neoklassizismus: Arthur Honegger,<br />

Albert Roussel, Sergei Prokofjew schrieben Symphonien, Paul<br />

Hindemith seine Konzertmusik und Igor Strawinsky die Psalmensymphonie.<br />

Aber nur ein amerikanischer Komponist war in den Jubiläumsprogrammen<br />

vertreten: Aaron Copland, der zu Beginn der zwanziger<br />

Jahre zur ersten Schülergeneration Nadia Boulangers in Paris<br />

gehört hatte und nach seiner Rückkehr in die USA sehr schnell als<br />

Orchesterkomponist mit Jazz-Anklängen große Beachtung finden<br />

konnte. Seine damals in Boston gespielte Symphonic Ode teilt zwar<br />

ihre grellen Dissonanzen und verblüffenden Rhythmen mit den Orchestral<br />

Variations, nicht jedoch die ausschweifend assoziative Form,<br />

denn in den Variations herrscht stattdessen eine demonstrativ nach<br />

außen gekehrte konstruktive Strenge. Wozu dieser Vergleich? Die Orchesterfassung<br />

der Variations stammt zwar aus dem Jahr 1957, sie geht<br />

jedoch auf die Piano Variations von 1930, dem Jahr des Bostoner Jubiläums,<br />

zurück.<br />

Dieser Zeitrahmen ist von einiger Bedeutung für das Schaffen<br />

Coplands. Denn so wie das Jahr 1930 für ihn den Abschied vom musikalischen<br />

Experimentieren markiert, so erfolgt Anfang der fünfziger<br />

Jahre wieder eine Wendung zu einer spröderen musikalischen Sprache,<br />

zu der auch seine erste Auseinandersetzung mit der Zwölftontechnik<br />

gehört. Der Börsenkrach Ende 1929 und die innenpolitischen<br />

Verhärtungen in den USA zu Beginn des Kalten Krieges bilden<br />

den gesellschaftspolitischen Hintergrund. Dazwischen liegt eine Periode<br />

des linken politischen Engagements, der Orientierung auf ein<br />

Massenpublikum außerhalb der rein kommerziellen Musik und der<br />

außerordentlich erfolgreichen Ballettmusiken zu amerikanischen<br />

Themen wie Billy the Kid, Rodeo, Appalachian Spring.<br />

Copland wurde lange Zeit seines Lebens von dem tiefsitzenden<br />

Gefühl verfolgt, dass zwischen Musik und Alltagsleben eine Kluft<br />

liege, sich seine Lebenserfahrung nicht in seiner Musik niederschlage<br />

und seine Musik umgekehrt dem Leben nicht nahe komme. Was<br />

sollte sich ändern, die Musik oder das Leben? Weihnachten 1930<br />

machte er sich so in seinem Tagebuch Gedanken darüber, wie er näher<br />

an die Wahrheit des Lebens herankommen könnte: »Wie vertieft<br />

<strong>6.</strong><br />

Musikfest Berlin <strong>2012</strong><br />

man seine Lebenserfahrung – ein Problem das mich brennend interessiert.<br />

Könnte es helfen, eine Woche als Tellerwäscher zu arbeiten,<br />

oder eine Gefängnisstrafe abzusitzen? Oder die Methode Gurdjieff?«<br />

Solche Fragen weichen in seinen offiziellen publizistischen Statements<br />

aber einer eher fassadenhaften Selbstdarstellung eines Komponisten<br />

mit gesellschaftlichem Auftrag, etwa wenn er rückblickend<br />

doziert: »Mit dem Jahre 1930 begannen die Komponisten in allen Teilen<br />

der Welt die Notwendigkeit einzusehen, die von ihrer Kunst während<br />

so vieler Jahre des Experimentierens erzielten Gewinne zu sichern<br />

und zu festigen… und es wurde klar, dass die neue Musik jeden<br />

Stils objektiv in ihrer Einstellung, scharf durchdacht und im Gefühlsausdruck<br />

zurückhaltend sein musste.«<br />

Die in jenem Jahr zunächst für Klavier geschriebenen Variations<br />

lassen sich durchaus auf einige der von Copland genannten Begriffe<br />

beziehen. Das aus viertönigen Zellen entwickelte Thema signalisiert<br />

konstruktive Objektivität; die zumeist deutlich voneinander abgesetzten<br />

Variationen, die sich aber auch zu kleineren Gruppen zusammenfügen<br />

können, verraten gedankliche Schärfe; und gewiss wird<br />

hier ein direkter Ausdruck von Gefühlen geradezu auffallend vermieden.<br />

Auffallend aber deshalb, weil in der Herausstellung des Konstruktiven,<br />

der Unnachgiebigkeit im Drehen und Wenden und Neukombinieren<br />

der Motivpartikel doch auch eine Heftigkeit spürbar<br />

wird, ein eigenes Pathos extrem individuellen Formwillens.<br />

Schon in den zahlreichen, präzisen Artikulationsbezeichnungen<br />

zeigt sich die Heftigkeit des Tonfalls. Auf der ersten Seite der Partitur<br />

beispielsweise trägt fast jede einzelne Note einen Akzent. »Gnadenlose<br />

Angriffslust« bescheinigt denn auch der amerikanische Musikschriftsteller<br />

Alex Ross dieser Musik selbst noch aus heutiger<br />

Perspektive. Und ganz gewiss ist es kein Werk der »Einsicht« in eine<br />

gesellschaftliche Notwendigkeit, wie sie Copland selbst konstatierte,<br />

sondern eher ein Stück, das solcher propagierten Einsicht noch einmal<br />

die ganze Widersprüchlichkeit schöpferischer Arbeit entgegenhält.<br />

Für Copland selbst markiert es als Endpunkt einer Schaffensperiode<br />

den Einstieg in eine neue. Die spätere Orchesterfassung<br />

verstärkt durch die repräsentative Klanglichkeit jene Ambivalenz<br />

zwischen kompromisslosem Konstruktivismus und massentauglicher<br />

Begeisterungsfähigkeit. Hier erhalten dann selbst die dissonanten<br />

Dreiklangsmischungen des Schlussteiles, in denen die harmonische<br />

Vieldeutigkeit des Themas zurückgespiegelt wird, durch den<br />

strahlenden Blechbläsersatz etwas Triumphales, einen affirmativen<br />

Glanz. Und es verwundert nicht so sehr, dass Copland auch in einer<br />

seiner Filmmusiken auf diese in der Gefühlsdarstellung scheinbar so<br />

zurückhaltende Musik zurückgreifen konnte.<br />

7.


<strong>6.</strong> <strong>September</strong><br />

II.<br />

Während Copland nach der gesellschaftlichen Bedeutung seiner<br />

Musik fragte und versuchte, musikalische Entscheidungen, wie etwa<br />

das Ende einer Zeit der »Experimente«, explizit und allgemein gültig<br />

aus historischen Entwicklungen heraus zu begründen, gewann<br />

für Morton Feldman das Komponieren überhaupt erst Sinn in einer<br />

Trennung von Geschichte. 1965 hat er diese Erfahrung, die er in den<br />

fünfziger Jahren nicht nur mit den anderen Komponisten der New<br />

York School um John Cage teilte, sondern auch mit den Malern des<br />

abstrakten Expressionismus, so beschrieben: »Zehn Jahre meines Lebens<br />

arbeitete ich in einer Umgebung, die weder der Vergangenheit<br />

noch der Zukunft verpflichtet war. Wir arbeiteten sozusagen ohne zu<br />

wissen, wohin das, was wir taten, gehörte oder ob es überhaupt irgendwo<br />

hin gehörte. Was wir taten, geschah nicht im Protest gegen<br />

die Vergangenheit. Gegen die Geschichte zu rebellieren ist noch ein<br />

Teil von ihr. Wir kümmerten uns einfach nicht um historische Prozesse.<br />

Wir waren mit dem Klang selbst beschäftigt. Und der Klang<br />

kennt seine Geschichte nicht.«<br />

Dass Feldman aber, im Gegensatz zu Cage, dann doch Geschichten<br />

mit Klängen erzählt, gehört zu den Paradoxien künstlerischer<br />

Arbeit, die er auch denkerisch, in Texten und Gesprächen, immer<br />

wieder umkreist und sich dabei auch gegen andere Positionen abzugrenzen<br />

versucht. 1984, auf einem Seminar in Frankfurt, fasste er<br />

seine Haltung in eine Art Gleichnis: »Ich schaffe keine Musik, sie ist<br />

ja schon da, und ich habe dann eben diese Unterhaltung mit meinem<br />

Material. Ich bin nicht wie Stockhausen: ›Hier meine Freunde, übergebe<br />

ich …‹ Er ist ein großer Mann wie Albert Schweitzer, er spielt auf<br />

der Orgel Bach für die Wilden in Afrika. Was mich betrifft, habe ich<br />

dieses Gefühl nicht … Einmal fragte mich Stockhausen nach meinem<br />

Geheimnis: ›Was ist dein Geheimnis?‹ Und ich sagte, ›ich habe überhaupt<br />

kein Geheimnis, aber ich habe einen Standpunkt: Klänge sind<br />

wie Menschen. Und wenn du sie schubst, dann schubsen sie zurück.<br />

Wenn ich also ein Geheimnis haben sollte, dann dieses: Schubs die<br />

Klänge nicht herum.‹ Karlheinz beugte sich nah zu mir und sagte:<br />

›Auch nicht ein kleines bisschen?‹«<br />

Morton Feldmans Partitur zu Piano and Orchestra enthält neben<br />

der traditionellen Notation kaum zusätzliche Bezeichnungen zu Artikulation<br />

oder Dynamik der fließenden Bewegung ihrer zumeist<br />

länger gehaltenen Klänge. Es gibt aber eine vorangestellte Vortragsbezeichnung,<br />

die neben der Metronomangabe für Viertel= 63-66 etwas<br />

Grundsätzliches mitteilt: »extremely quiet, without the feeling<br />

of a beat«. Interessant ist, dass Feldman trotz dieser Anweisung zu<br />

extrem leisem Spiel die ausgehaltenen Bläserklänge fast immer noch<br />

8.<br />

Musikfest Berlin <strong>2012</strong><br />

zusätzlich mit einem decrescendo-Pfeil versieht. Solch ein decrescendo<br />

aus dem extrem Leisen heraus wird auch vom Klavier verlangt,<br />

dessen Repetitionen des Tones ausnahmsweise auch noch durch zusätzliche<br />

tenuto-Striche bezeichnet sind. Nur der erste Einsatz der<br />

Tuba widerspricht mit einem crescendo jener Geste des immer wieder<br />

neu ansetzenden Verklingens, bevor dann, nach 80 Takten des<br />

408 Takte umfassenden Stückes, der Raum der Dynamik sich öffnet<br />

und die Entwicklungen in markanten Höhepunkten kulminieren.<br />

Anders als in Feldmans späteren, sehr langen Werken, die eine<br />

Aufhebung des Zeitgefühls anstreben, erscheint die Zeit hier von ereignishafter<br />

Fülle und Zielgerichtetheit – auch wenn die Töne nicht<br />

»herumgeschubst« werden, ist eine gestaltende Hand spürbar, desto<br />

stärker, je mehr die Musik sich ihrem Ende nähert: in den harmonischen<br />

Spannungsbögen, die sich vom immer wieder aufgenommenen<br />

Zentralton aus entwickeln, in der Verdichtung oder Ausdünnung der<br />

Klangfarben und in den dynamischen Prozessen, durch die am deutlichsten<br />

ein Ziel in Feldmans »Unterhaltung« mit seinem Material<br />

hervortritt. Auch der Schlussteil ist als ein Zur-Ruhe-Kommen deutlich<br />

erkennbar, durch die Verminderung seiner Informationsdichte.<br />

Im Wechsel von zwei Klavierakkorden bewegt sich die Musik auf ihr<br />

Ende zu, ähnlich dem Beginn mit seinen Repetitionen von Einzeltönen,<br />

aber doch auch als Ergebnis eines Prozesses. Das neue artikulatorische<br />

Moment, das diesen Schlussteil auszeichnet, sind die kurzen<br />

Vorschläge zu den Akkorden in der Klavier-Oberstimme – ein Echo<br />

jener dramatisch inszenierten, grummelnden Wechselnotenfigur,<br />

die nach dem dynamischen Höhepunkt im dreifachen fortissimo das<br />

Ende einleitet.<br />

Auch wenn sich Piano and Orchestra somit dem Hörer wie eine musikalische<br />

Erzählung in der Zeit entfaltet, stand für Feldman selbst<br />

ein anderer Aspekt im Vordergrund seiner Arbeit. Das Stück gehört<br />

zu einer ganzen Reihe von Werken für Soloinstrument und Orchester<br />

aus den siebziger Jahren, die im Titel lediglich auf die Besetzung verweisen.<br />

Es sind Solokonzerte etwa für Flöte, Cello, Oboe oder Violine,<br />

allerdings in einem strikt anti-virtuosen Sinn. Das Soloinstrument<br />

hat vielmehr die Aufgabe, den Gesamt-Klang der Komposition von<br />

einer dominierenden Farbe her zu definieren, und von da aus eine<br />

Perspektive auf die anderen Farben des Orchesters zu entwickeln. Die<br />

Komposition habe, wie Feldman in jenen Jahren öfter erklärte, für<br />

ihn vor allem den Sinn, die Farben des verwendeten Instrumentariums<br />

zu artikulieren. Dabei spielen auch die vielen Pausen, die das<br />

Partiturbild von Feldmans Musik beherrschen, eine entscheidende<br />

Rolle, denn das, was weggelassen wird, bestimmt ebenfalls die Farbigkeit<br />

des Erscheinenden. Wilfrid Mellers hat in seinem Buch Music<br />

9.


<strong>6.</strong> <strong>September</strong><br />

in a New Found Land diesen Mut zum Weglassen auch als eine spezifisch<br />

amerikanische Raum-Erfahrung verstanden, wenn er, mit Blick<br />

auf Feldmans frühe Werke, schreibt: »Musik scheint bis fast zur Auslöschung<br />

verschwunden zu sein; doch das Wenige, was bleibt, ist von<br />

exquisiter Musikalität; und auf jeden Fall zeigt es die amerikanische<br />

Faszination von Leere, die von jeder Angst befreit ist.«<br />

III.<br />

Der Stimmungsumschwung zugunsten eines neuen, populären<br />

und soziale Relevanz beanspruchenden Klassizismus, den Copland<br />

für das Jahr 1930 diagnostizierte und zugleich proklamatorisch umsetzte,<br />

bewirkte für die just in diesem Moment nach langer Verspätung<br />

beginnende Rezeption von Ives’ Musik eine paradoxe Situation.<br />

Hatten seine Kompositionen zuvor, in einer nur scheinbar aufgeschlosseneren<br />

Zeit, so gut wie keine öffentlichen Aufführungen erfahren,<br />

so fanden nun zwar tatsächlich einige Uraufführungen von<br />

Orchesterstücken statt. Diese waren jedoch das Ergebnis von Initiativen,<br />

wie der von Edgar Varèse und Henry Cowell gegründeten Pan<br />

American League of Composers, deren Anfänge noch auf die späten<br />

zwanziger Jahre zurückgingen, und jetzt, wo sie in einem veränderten<br />

Gesellschaftsklima zur Entfaltung kamen, weitgehend folgenlos<br />

blieben und auch bald im Geldmangel der wirtschaftlichen Krisenzeit<br />

ihr Ende fanden. 1931 aber führte der Dirigent Nicolas Slonimsky<br />

einige Orchesterwerke von Ives zum ersten Mal auf: in Boston die<br />

Three Places in New England und in San Francisco bzw. Havanna zwei<br />

Stücke der Holidays, nämlich Washington’s Birthday und Decoration Day.<br />

Mit letzterem ging Slonimsky auch auf Europa-Tournee, so dass das<br />

Stück in Berlin zu hören war, lange bevor es in New York, Ives’ Heimatstadt,<br />

zum ersten Mal erklang. Eine Gesamtaufführung der vier<br />

Stücke als A Symphony: New England Holidays fand erst 1954, wenige<br />

Monate vor Ives’ Tod, in Minnesota statt. Dies war gleichzeitig die<br />

Uraufführung der Sätze The Fourth of July und Thanksgiving and Forefathers’<br />

Day. Die Entstehungszeit dieser Stücke fällt im Wesentlichen in<br />

die Jahre zwischen 1904 und 1913.<br />

In seinen Memos, Lebenserinnerungen, die er bald nach jener Serie<br />

verspäteter Uraufführungen zu diktieren begann, bezeichnet Ives<br />

die Holidays als »Erinnerung eines Mannes an bestimmte Feiertage<br />

seiner Kindheit, und nicht so sehr gegenwartsbezogene Schilderung<br />

dieser Feiertage«. Dieser Gestus der Erinnerung wird im wesentlichen<br />

durch den Rückgriff auf vorgeformtes Material getragen – Lieder,<br />

Tänze und Märsche, die aus der Sicht von Ives’ kleinstädtischer<br />

Kindheit in Neu England den Klang der siebziger und achtziger Jahre<br />

des 19. Jahrhunderts bestimmt hatten. Im Bezug auf Feiertage<br />

10.<br />

Musikfest Berlin <strong>2012</strong><br />

werden die persönlichen Erinnerungen auch ins Allgemeine vermittelt<br />

und potenziert, denn die hier gemeinten Feiertage stellen ja<br />

selbst Tage der Erinnerung dar, wie sie zyklisch Jahr für Jahr wiederkehren.<br />

Allerdings stellt Ives die Feiertage eigentlich weniger von ihrem<br />

Anlass her dar. So warnt er in seinen Memos ironiegeladen vor<br />

dem Missverständnis, zu glauben, Washington’s Birthday zum Beispiel<br />

»gebe vor, von Washington zu handeln, oder von seinem Geburtstag,<br />

oder von ›diesen unseren Vereinigten Staaten‹ – oder von einer Rede<br />

Senator Plattreifens!« Was Ives’ musikalisch erinnert, ist vielmehr<br />

das Feiern dieser Tage selbst, in der Stimmung der Jahreszeiten, der<br />

Wahrnehmung des Raumes und der Menschenmassen, des Ablaufs<br />

der ernsten und heiteren Rituale, die zu einem großen Teil von Musik<br />

getragen werden. Und so erscheinen auch die vielen zitierten Melodien,<br />

selbst da, wo sie größeren Raum einnehmen, wie der Zapfenstreich<br />

und der durch triolischen Schwung mitreißende Marsch des<br />

Second Regiment Quickstep im Decoration Day weniger als zu hörende,<br />

sondern als bereits gehörte Musik. Als solche werden die Melodien<br />

durch allerlei Anlagerungen der Klangumgebung, Irregularitäten einer<br />

gleichsam in ihrer Einmaligkeit zitierten Aufführung und collageartige<br />

Überlagerungen verschiedener Themen nicht in ihrer Idealgestalt,<br />

sondern als konkretes, sozusagen erlebtes akustisches<br />

Phänomen wieder erinnert. So ist es immer auch die Erinnerung<br />

selbst, die aus Ives’ Musik spricht.<br />

Eine Pointe seiner Zitattechnik in den Holidays ist darüberhinaus,<br />

das Ives hier nicht nur fremde Musik zitiert, sondern mit dem<br />

Rückgriff auf eigene Jugendwerke in Thanksgiving auch in der eigenen<br />

kompositorischen Geschichte gräbt. Diesen Tag, den einzigen religiösen<br />

des Zyklus‘, hatte er sehr früh schon musikalisch selbst als Organist<br />

mitgestaltet. Und eine zweite Pointe liegt darin, das Ives auch<br />

selbsterfundene Pseudo-Zitate einsetzt. So ist eine weit ausgesponnene,<br />

sentimental-elegische Weise in Washington’s Birthday, die von einer<br />

einzelnen, völlig desorientierten Geige konterkariert wird, wohl eine<br />

Stilkopie aus Ives eigener Feder. Auf solche Art identifiziert sich der<br />

Komponist gleichsam im Erinnerungsprozess mit den Musikern, die<br />

in seinen Erinnerungen an kalte Februarabende einst in einem großen<br />

überhitzten Tanzlokal wetteiferten. Den Hörer mag das Wissen<br />

um solch ein mystifizierendes Pseudo-Zitat aber auch darauf hinweisen,<br />

dass es generell nicht um den Anspruch geht, diese Musik erst<br />

durch die Identifizierung von Zitaten verstehen zu können.<br />

Auch die Programm-Notizen, mit denen Ives seine Stücke erläuterte,<br />

spiegeln keineswegs direkt die musikalischen Gedanken wieder.<br />

»Dies ist reinste Programmusik – und auch reinste absolute Musik<br />

– ›Wer bezahlt, der hat die freie Wahl‹«, schreibt Ives, Mark<br />

11.


<strong>6.</strong> <strong>September</strong><br />

Twains Huckleberry Finn zitierend, über The Fourth of July , die musikalisch<br />

dichteste der Feiertags-Erinnerungen, die mit ihrem unentwirrbaren<br />

Knäuel patriotischer Lieder und den Feuerwerksexplosionen<br />

dem Unabhängigkeitstag gewidmet ist, jenem Triumph eines<br />

Freiheitsdenkens, das Ives auch musikalisch schon sehr früh durch<br />

seinen Vater vermittelt wurde und dem er Zeit seines Lebens treu<br />

blieb: »Ich erinnere mich deutlich, dass mir bei der Instrumentierung<br />

dieses Stücks das Gefühl der Freiheit vorschwebte, welches ein<br />

Junge am vierten Juli verspürt – er will tun und lassen, wonach ihm<br />

gerade der Sinn steht, und dieser Tag bietet die beste Gelegenheit<br />

dazu. Bei der Niederschrift gab ich mich ganz ungezwungen der Erinnerung<br />

an lokale Einzelheiten hin und setzte so viele Gefühle und<br />

Rhythmen nebeneinander wie es mir gerade gut und recht schien.<br />

Ich tat das alles ja im vollen Wissen, dass das Werk nie gespielt werden<br />

würde, vielleicht auch nie gespielt werden könnte.«<br />

MArTiN wilkENiNG<br />

Am Ende des Werkes singt ein Chor den ersten Vers des Hymnus Duke<br />

Street von Rev. Leonard Bacon (Pastor an der Center Church, New Haven,<br />

1825-66), 1833 zum Gedenken an den 200. Jahrestag der Gründung von Kirche<br />

und Stadt geschrieben:<br />

O God, beneath thy guiding hand<br />

Our exiled fathers crossed the sea;<br />

And when they trod the wintry strand,<br />

With prayer and psalm they worshipped Thee.<br />

O Gott, unter Deiner schützenden Hand<br />

Kamen unsere Vorväter über das Meer.<br />

Und als sie betraten den schroffen Strand<br />

Mit Gebet und Psalmen sie priesen Deine Ehr’.<br />

12.<br />

Musikfest Berlin <strong>2012</strong><br />

GEBurTShAuS voN ChArlES ivES<br />

danbury, Connecticut<br />

13.


<strong>6.</strong> <strong>September</strong><br />

AAroN CoplANd<br />

Aaron Copland (1900–1990) ist ein Komponist mit zwei Gesichtern.<br />

Da gibt es auf der einen Seite den Künstler, der sich klar und<br />

verständlich ausdrücken will und sich mit leicht zugänglichen Werken<br />

an ein großes Publikum wendet. Auf der anderen Seite steht Copland<br />

der Avantgardist, der seine Werke aus wenigen Bausteinen aufbaut<br />

und schroffe Dissonanzen schreibt, wenn dies der Idee der<br />

Komposition entspricht. Das Faszinierende an Coplands Musik ist,<br />

dass diese beiden Seiten seines Schaffens nicht voneinander getrennt<br />

sind, sondern sich durchdringen. Auch seine entschieden der Neuen<br />

Musik zugewandten Werke sind klar und verständlich, wenn man<br />

sich auf ihre Klangsprache einlässt. Umgekehrt entbehren seine populären<br />

Stücke wie Appalachian Spring keineswegs der inneren Folgerichtigkeit<br />

und sind mit großer motivischer Ökonomie gestaltet, wobei<br />

Copland auch in diese Kompositionen Elemente der Neuen Musik<br />

aufnimmt. Dabei verbindet er in seinem Schaffen Einflüsse von der<br />

jüdischen Musik über anglo- und lateinamerikanische Volksmusik<br />

bis zum Jazz mit der europäischen Tradition und ist in dieser Vielfalt<br />

ein zentraler Exponent der amerikanischen Musik. Im Musikleben<br />

der Vereinigten Staaten hat Copland nicht nur als Komponist, sondern<br />

auch als Organisator, Publizist und Förderer vieler anderer Musiker<br />

tiefe Spure hinterlassen.<br />

Geboren wurde Aaron Copland am 19. November 1900 im New<br />

Yorker Stadtteil Brooklyn. Seine Eltern waren jüdische Einwanderer<br />

aus Litauen, die in New York als Betreiber eines Warenhauses zu<br />

Wohlstand gekommen waren. Als Kind fühlte sich Aaron Copland<br />

vom Klavier angezogen und erfand erste eigene Melodien. Im Alter<br />

von 13 Jahren erhielt er professionellen Klavierunterricht, vier Jahre<br />

später kam Unterricht in Komposition hinzu. Entscheidend für sein<br />

künstlerisches Leben wurde ein Aufenthalt in Paris von 1921 bis 1924,<br />

wo er unter anderem bei Nadia Boulanger studierte und sich gründlich<br />

mit der Musik seiner Zeit vertraut machte. Größte Bewunderung<br />

hegte Copland für Igor Strawinsky, dessen Schaffen ihn stark beeinflusste.<br />

Zurückgekehrt in die USA erlebte Copland 1924 seine erste<br />

große Uraufführung, die der Orgelsymphonie, bei der Nadia Boulanger<br />

als Solistin mitwirkte. Auch wenn das Werk in konservativ gestimmten<br />

Kreisen auf Ablehnung stieß, machte die Uraufführung den jungen<br />

Komponisten doch auf einen Schlag bekannt. Im Verlauf der<br />

nächsten zehn Jahre schuf Copland stetig neue, der Avantgarde zugeneigte<br />

Werke. Manch Kompositionen zeigen sich vom Jazz beeinflusst,<br />

doch ist die Anlehnung an das Jazzidiom, anders als etwa bei<br />

George Gershwin, nirgends stark ausgeprägt. Zu den bedeutendsten<br />

14.<br />

Musikfest Berlin <strong>2012</strong><br />

Werken dieser Zeit zählen das mit Vierteltönen arbeitende Klaviertrio<br />

Vitebsk und die Variations für Klavier. Gleichzeitig engagierte sich<br />

Copland für die Sache der Neuen Musik in verschiedenen Organisationen,<br />

veranstaltete Konzertreihen und schrieb Artikel für Zeitungen<br />

und Zeitschriften.<br />

Mitte der 1930er Jahre setzte eine Wende in seinem Schaffen ein.<br />

Copland machte es sich zum Ziel, den »Common Man«, wie es in einem<br />

Werktitel heißt, den einfachen Menschen anzusprechen, ohne<br />

seicht oder banal zu werden. Es entstanden zahlreiche sehr erfolgreiche<br />

Kompositionen wie die Ballettmusik Billy the Kid oder das Orchesterstück<br />

El Salón México, in denen Copland häufig kunstvoll Gebrauch<br />

von folkloristischen Elementen macht. Copland wendete sich nun<br />

auch der Filmmusik zu und erhielt 1948 einen Oscar. Mit seinen<br />

Schriften und später auch mit Fernsehsendungen erreichte er ein<br />

breites Publikum, bei dem er um Verständnis für die Neue Musik<br />

warb. In den 1950er und 60er Jahren fügte Copland seinem Schaffen<br />

eine weitere Facette hinzu und schuf mehrere sperrige Werke, in denen<br />

er auf originelle und undogmatische Weise Gebrauch von der<br />

Zwölftonmethode machte. Mit beinahe 60 Jahren nahm Copland<br />

noch eine Dirigentenkarriere auf, in der zwar das eigene Schaffen im<br />

Mittelpunkt stand, die aber keineswegs auf dieses beschränkt war.<br />

1973 gab Copland, der mit zunehmenden Gesundheitsproblemen zu<br />

kämpfen hatte, das Komponieren auf, dirigierte aber noch bis 1983.<br />

Er starb am 2. Dezember 1990.<br />

15.


<strong>6.</strong> <strong>September</strong><br />

MorToN FEldMAN<br />

Im Mittelpunkt des Schaffens von Morton Feldman (1926–1987)<br />

steht ein besonderes Element der Musik: die Klangfarbe. In überwiegend<br />

langsamen und leisen Stücken entfaltet Feldman statische, subtil<br />

bewegte Klanggebilde und verzichtet weitgehend auf prägnante<br />

rhythmische oder melodische Gestalten und eine greifbare Gestik.<br />

Dabei beschränkt sich Feldman so gut wie immer auf ein traditionelles<br />

Instrumentarium.<br />

Morton Feldman wurde am 12. Januar 1926 als Sohn ukrainischer<br />

Einwanderer in New York geboren, wo seine Eltern eine Firma für<br />

Kinderbekleidung betrieben. Mit zwölf Jahren erhielt Feldman Klavierunterricht<br />

und von 1941 an auch Kompositionsunterricht bei dem<br />

Avantgardisten Wallingford Riegger. 1944 traf Feldman eine Lebensentscheidung.<br />

Er verzichtete auf ein akademisches Studium und<br />

begann, in der Firma seines Vaters zu arbeiten, wo er bis zu seinem<br />

44. Lebensjahr angestellt blieb. Daneben nahm er weiterhin privaten<br />

Kompositionsunterricht, nun bei dem ebenfalls avantgardistisch gesonnenen<br />

Stefan Wolpe. Dieser gab Feldman nicht nur Unterricht,<br />

sondern stellte auch den Kontakt zu Edgard Varèse her, der Feldman<br />

stark beeindruckte und mit seiner Idee, Musik vom Klang her zu<br />

konzipieren, beeinflusste. Einen eigentlich stilistischen Einfluss gibt<br />

es dagegen nicht, in der akustischen Erscheinung liegen Welten zwischen<br />

den Werken beider Komponisten.<br />

Zu Beginn der 1950er Jahre war New York ein Zentrum für avantgardistische<br />

Kunst und Musik. Feldman wurde hier zunächst mit<br />

John Cage bekannt und durch ihn mit anderen Musikern wie Christian<br />

Wolff und Earle Brown sowie den Malern des so genannten Abstrakten<br />

Expressionismus von Willem de Kooning und Barnett Newman<br />

bis zu Jackson Pollock, Mark Rothko und Philip Guston. Der<br />

allseitige und umfassende Gedankenaustausch zwischen den Künstlern,<br />

an dem Feldman engagiert teilnahm, war für sein Schaffen prägend<br />

und führte ihn um die Jahreswende 1950/51 zur Komposition<br />

von Stücken, die einen von Grund auf neuen künstlerischen Ansatz<br />

zeigen. In ihnen teilte er den Tonraum in eine hohes, mittleres und<br />

tiefes Register auf und notierte nur, in welchem Register sich ein erklingender<br />

Ton befinden soll, nicht aber die genaue Tonhöhe, weil er<br />

die Klangfarbe durch die Angabe der groben Lage eines Tones hinreichend<br />

bezeichnet fand. Feldman gab damit die in traditioneller Musik<br />

bestehende Vorrangstellung der Tonhöhe auf. Schon diese frühen<br />

Kompositionen, in denen sich Feldman als einer der ersten Komponisten<br />

nicht mehr der traditionellen Notenschrift, sondern einer<br />

grafischen Notationsform bedient, haben das charakteristische lang-<br />

1<strong>6.</strong><br />

Musikfest Berlin <strong>2012</strong><br />

same und leise Klangbild, das in seinem gesamten Schaffen vorherrscht.<br />

In den folgenden Jahren verfolgte Feldman den Grundgedanken,<br />

alle Elemente des Tonsatzes der Klangfarbe unterzuordnen, auf vielfältige<br />

Weise weiter und schuf unter anderem Werke, in denen zwar<br />

die Höhe der zu spielenden Töne festgelegt sind, nicht aber ihre genauen<br />

Dauern, so dass die Tonhöhen ineinander verschwimmen. Dabei<br />

experimentierte Feldman mit verschiedenen grafischen Notationsformen,<br />

kehrte immer wieder aber auch zur traditionellen<br />

Notenschrift zurück, der er sich von etwa 1970 an ausschließlich bediente.<br />

Inzwischen hatte Morton Feldman eine gewisse Bekanntheit<br />

als Komponist erreicht, Vortragsreisen nach Europa unternommen<br />

und ein Jahr als Gast des DAAD in Berlin gelebt. 1973 erhielt er eine<br />

Professur für Komposition an der Universität in Buffalo im US-Bundesstaat<br />

New York, die er bis zu seinem Lebensende innehatte.<br />

1977 nahm Feldmans Schaffen eine bedeutsame Wende. Es entstanden<br />

außergewöhnlich lange, teils mehrere Stunden dauernde<br />

Kompositionen, die sich aus einer Vielzahl von kleinen, geschlossenen<br />

Feldern gleichenden Einheiten zusammensetzen, die subtil variiert<br />

und auf unvorhersehbare Weise wiederholt werden. In den Stücken<br />

aus den letzten drei Lebensjahren verbindet sich dieser Ansatz<br />

bei kürzerer Spieldauer mit einer extremen Ökonomie der Mittel.<br />

Feldmans Werke der 1977 einsetzenden Schaffensphase wurden rasch<br />

als eine der wesentlichen Entwicklungen in der Musik empfunden<br />

und brachten dem Komponisten weltweite Anerkennung. Morton<br />

Feldman starb am 3. <strong>September</strong> 1987.<br />

17.


<strong>6.</strong> <strong>September</strong><br />

ChArlES ivES<br />

Das Schaffen von Charles Ives (1874–1954), einem der großen Pioniere<br />

der Neuen Musik, ist unter ungewöhnlichen Umständen entstanden.<br />

Denn anders als die meisten anderen Komponisten ging<br />

Ives höchst erfolgreich einem Beruf nach, der überhaupt nichts mit<br />

Musik zu tun hatte, und komponierte im Wesentlichen in seiner<br />

Freizeit.<br />

Charles Ives wurde am 20. Oktober 1874 in Danbury, einer etwa<br />

100 Kilometer nordöstlich von New York gelegenen Kleinstadt in<br />

Connecticut, geboren und ist damit nur wenige Wochen jünger als<br />

Arnold Schönberg. Seinen Musikunterricht erhielt er vom Vater, der<br />

eine besondere Ader für ungewöhnliche musikalische Experimente<br />

hatte und damit prägenden Einfluss auf die Entwicklung seines Sohnes<br />

nahm. Schon mit 14 Jahren konnte sich Ives als Organist der örtlichen<br />

Gemeinde betätigen. Als Heranwachsender empfing Ives vielfältige<br />

musikalische Eindrücke von den Hymnen des Gottesdienstes<br />

über die verbreiteten Lieder Stephen Fosters bis zu Militärmärschen<br />

und allerlei populärer Unterhaltungsmusik, die tiefe Spuren in seinem<br />

späteren Schaffen hinterlassen haben.<br />

Von 1894 an belegte Ives das Studium generale an der Yale Universität,<br />

wobei er bei dem klassizistisch orientierten Horatio Parker<br />

auch Kompositionsunterricht erhielt. Nach der Beendigung seines<br />

Studiums war Ives unschlüssig über seine Zukunft und nahm 1899<br />

eine Stelle in einer New Yorker Lebensversicherung an. Er blieb daneben<br />

aber weiter als Organist an großen New Yorker Kirchen tätig. Im<br />

Frühjahr 1902 entschloss er sich jedoch dazu, alle kirchenmusikalischen<br />

Dienste aufzugeben, um mehr Zeit zum freien Schaffen zu haben.<br />

Als sich ihm 1907 die Chance bot, zusammen mit einem Kollegen<br />

eine eigene Versicherungsagentur zu gründen, griff Ives zu.<br />

Nach desaströsem Beginn entwickelte sich diese Agentur zu einer der<br />

erfolgreichsten Versicherungen der Ostküste und verhalf Ives im<br />

Laufe der Zeit zu erheblichem Wohlstand.<br />

Trotz der Anstrengungen, die der Aufbau der Versicherung mit<br />

sich brachte, und obwohl Ives künstlerisch vollständig isoliert war,<br />

entstand von 1908 an der wichtigste Teil seines seiner Zeit weit vorausgreifenden<br />

Schaffens. Ein wesentliches Charakteristikum seines<br />

Stils ist das Zusammenfügen von verschiedenartigen Elementen –<br />

das können Melodiefragmente, aber auch ganze Tonsätze sein –, deren<br />

Eigengesetzlichkeit strikt gewahrt bleibt. Daraus kann sich die<br />

Gleichzeitigkeit und auch der Zusammenprall verschiedener Tonarten,<br />

Rhythmen, Taktarten, ja sogar Tempi ergeben, so dass in einigen<br />

Werken für einzelne Klanggruppen zusätzliche Dirigenten be-<br />

18.<br />

Musikfest Berlin <strong>2012</strong><br />

nötigt werden. Einer Reihe von Sätzen, zu denen auch seine<br />

eindrucksvollsten Kompositionen gehören, liegt ein schlagend einfaches<br />

Modell zugrunde. Ausgehend von einem leisen Hintergrund<br />

verdichtet sich der Tonsatz allmählich, bis schließlich Klanggebilde<br />

übereinander getürmt sind, bei denen das Auseinanderhalten einzelner<br />

Schichten unmöglich ist und der Klang eine nahezu körperliche<br />

Materialität erhält.<br />

Ende 1918 forderte die Doppelbelastung als Unternehmer und<br />

Künstler seinen Tribut und Ives erlitt einen gesundheitlichen Zusammenbruch.<br />

In den folgenden Jahren komponierte er nur wenig,<br />

1927 gab er das Komponieren schließlich ganz auf. Dafür begann Ives<br />

nun, mit seinen Werken an die Öffentlichkeit zu gehen. Anfangs ließ<br />

er einzelne Stücke im Selbstverlag erscheinen, erste Aufführungen<br />

folgten und allmählich stellte sich wachsende Anerkennung ein.<br />

1947 schließlich konnte der lange verstummte Komponist, der sich<br />

1930 aus dem Geschäftsleben zurückgezogen hatte, den Pulitzer<br />

Preis für seine 36 Jahre zuvor beendete 3. Symphonie entgegennehmen.<br />

Er starb wenige Monate vor seinem 80. Geburtstag, am 19. Mai<br />

1954.<br />

19.


EMANuEl Ax<br />

Der amerikanische Pianist Emanuel Ax<br />

wurde 1949 in Lwiw (Lemberg), heute Ukraine,<br />

als Sohn jüdischer Eltern geboren. 1961 zog die<br />

Familie nach einer Zwischenstation in Kanada<br />

nach New York, wo Ax an der Juilliard School<br />

studierte. Wettbewerbsgewinne in den 1970er<br />

Jahren ebneten ihm den Weg aufs Konzertpodium.<br />

Seither ist er in den Musikzentren Europas<br />

und der Vereinigten Staaten präsent und<br />

wird von herausragenden Orchestern als Solist<br />

eingeladen. In der Saison 2011/12 konzertierte<br />

Emanuel Ax so unter anderem mit den Orchestern<br />

in Boston, Chicago, Los Angeles und San<br />

Francisco. In Berlin war er Pianist in Residence<br />

bei den <strong>Berliner</strong> Philharmonikern, mit denen<br />

eine fruchtbare künstlerische Partnerschaft<br />

besteht. Das Repertoire von Emanuel Ax umfasst<br />

neben der Standardliteratur viele Werke<br />

der Neuen Musik. Er hat eine große Zahl von<br />

Werken uraufgeführt, mehrere selbst in Auftrag<br />

gegeben und eng mit Komponisten wie<br />

John Adams, Krzysztof Penderecki, Peter Lieberson<br />

und Thomas Adès zusammengearbeitet.<br />

Ein wesentlicher Teil seines künstlerischen<br />

Lebens ist der Kammermusik gewidmet. Emanuel<br />

Ax hat mit dem großen Geiger Isaac Stern<br />

Interpreten<br />

20.<br />

bis zu dessen Tod im Jahr 2001 über viele Jahre<br />

ein Duo gebildet; gleichfalls seit vielen Jahren<br />

musiziert er gemeinsam mit dem Cellisten Yo-<br />

Yo Ma, den Geigern Itzhak Perlman und Jaime<br />

Laredo sowie im Klavierduo mit dem Pianisten<br />

Yefim Bronfman. Emanuel Ax hat zahlreiche<br />

Tonträger eingespielt, von denen mehrere mit<br />

dem Grammy ausgezeichnet worden sind.<br />

STEFFEN SChuBErT<br />

Steffen Schubert wurde 1969 in Kiel geboren.<br />

Er studierte Dirigieren und Klavier in Berlin<br />

und Bloomington in den USA und nahm als<br />

Liedbegleiter an Meisterkursen von Aribert<br />

Reimann und Dietrich Fischer-Dieskau teil.<br />

Von 1992 an war Steffen Schubert als Repetitor<br />

und Chorleiter an Opernhäusern und Musikhochschulen<br />

in Berlin und Salzburg engagiert.<br />

Er übernahm Choreinstudierungen unter anderem<br />

für die Bayreuther und die Salzburger<br />

<strong>Festspiele</strong>, das Opernhaus Zürich und den<br />

WDR. Daneben schloss er das Studium der Biochemie<br />

2005 mit der Promotion ab und war in<br />

Berlin und in Boston wissenschaftlich tätig.<br />

Seit Dezember 2009 ist Steffen Schubert Künstlerischer<br />

Leiter des Ernst Senff Chores.<br />

MiChAEl TilSoN ThoMAS<br />

Michael Tilson Thomas gehört seit langem<br />

zu den prominentesten amerikanischen Dirigenten.<br />

Er zeichnet sich durch künstlerische<br />

Neugier und ein unverkrampftes Verhältnis<br />

auch zu populären Musikformen wie dem Jazz<br />

aus. Der Dirigent ist ein herausragender Anwalt<br />

amerikanischer Musik von Charles Ives über<br />

Aaron Copland bis zu Steve Reich und Morton<br />

Feldman, aber auch ein viel bewunderter Interpret<br />

deutscher Symphonik von Beethoven bis<br />

Mahler. Bei drei großen Klangkörpern hat Michael<br />

Tilson Thomas zum Teil seit Jahrzehnten<br />

wichtige Leitungsfunktionen inne: Er ist Music<br />

Director des San Francisco Symphony, Künstlerischer<br />

Leiter des New World Symphony und<br />

Erster Gastdirigent des London Symphony<br />

Orchestra.<br />

Michael Tilson Thomas wurde 1944 in Los<br />

Angeles in eine Familie von Künstlern hineingeboren<br />

und studierte von 1962 an in seiner<br />

Heimatstadt Klavier, Dirigieren und Komposition.<br />

Schon in dieser Zeit arbeitete er bei der<br />

Vorbereitung von Uraufführungen mit Aaron<br />

Copland, Igor Strawinsky und Pierre Boulez zusammen<br />

und kam als Klavierbegleiter mit<br />

Größen wie Jascha Heifetz und Gregor Piatigorsky<br />

in Kontakt. 1969 sprang Michael Tilson<br />

Thomas kurzfristig für den erkrankten William<br />

Steinberg bei einem Konzert des Boston<br />

Symphony Orchestra ein, das ihn vorher schon<br />

zum Assistenzdirigenten berufen hatte. Dieses<br />

Konzert brachte dem jungen Dirigenten den<br />

Durchbruch. Er wurde zum Ersten Gastdirigenten<br />

des Boston Symphony Orchestra ernannt,<br />

arbeitete mit zahlreichen großen europäischen<br />

und amerikanischen Orchestern<br />

zusammen und begann, die ersten Schallplatteneinspielungen<br />

zu machen. Seine Amtszeit<br />

als Chefdirigent beim Buffalo Philharmonic Orchestra<br />

von 1971 bis 1979 erlaubte es ihm, in<br />

Ruhe künstlerisch zu reifen, während er den<br />

Musikfest Berlin <strong>2012</strong><br />

EMANuEl Ax MiChAEl TilSoN ThoMAS<br />

21.<br />

Kontakt zu renommierteren Orchestern durch<br />

Gastdirigate aufrecht erhielt. Es folgten Chefpositionen<br />

in Los Angeles und von 1988 an sehr<br />

erfolgreich beim London Symphony Orchestra.<br />

1995 wechselte er dort in das Amt des Ersten<br />

Gastdirigenten, um die Leitung des San Francisco<br />

Symphony zu übernehmen.<br />

Schon vorher hatte Michael Tilson Thomas<br />

eine wichtige Initiative zur Förderung des musikalischen<br />

Nachwuchses ergriffen und 1987<br />

das New World Symphony gegründet, das er bis<br />

heute leitet. Im vergangenen Jahr hat diese Institution,<br />

die sich mit den europäischen Spitzenjugendorchestern<br />

vergleichen lässt, in Miami in<br />

einem spektakulären Bau des Architekten<br />

Frank Gehry einen idealen, ungemein vielseitig<br />

nutzbaren Veranstaltungsort erhalten. Michael<br />

Tilson Thomas hat in seiner langen Karriere<br />

zahlreiche – häufig preisgekrönte – Tonträger<br />

eingespielt. Ein breites Publikum erreicht der<br />

Dirigent daneben durch Fernsehsendungen<br />

und internetbasierte Formate, in denen sein besonderes<br />

Talent zum Tragen kommt, anschaulich<br />

und erhellend über klassische Musik zu<br />

sprechen.


ErNST SENFF Chor<br />

Der Ernst Senff Chor Berlin ist ein halbprofessionelles<br />

Ensemble, dessen Besetzung je<br />

nach den musikalischen Erfordernissen zwischen<br />

20 und 120 Sängerinnen und Sängern variiert.<br />

Alle Mitglieder des Chores haben eine<br />

fundierte Gesangsausbildung, die meisten<br />

üben Singen aber nicht als Beruf aus. Der Chor<br />

wurde 1966 von Ernst Senff gegründet, seinerzeit<br />

Chorleiter an der Deutschen Oper Berlin<br />

und Professor an der West-<strong>Berliner</strong> Musikhochschule.<br />

Bereits zwei Jahre später trat er im Rahmen<br />

der <strong>Berliner</strong> Festwochen gemeinsam mit<br />

den <strong>Berliner</strong> Philharmonikern auf. Seither ist<br />

der Ernst Senff Chor als verlässlicher Partner<br />

für alle großen <strong>Berliner</strong> Orchester ein unverzichtbarer<br />

Bestandteil des Musiklebens der<br />

Stadt. Zudem arbeitet der Ernst Senff Chor regelmäßig<br />

mit vielen auswärtigen Orchestern<br />

zusammen und wird zu Konzerten in ganz<br />

Deutschland eingeladen. Auch mit den Chören<br />

der Deutschen Oper Berlin und der Komischen<br />

Oper, die häufig durch Mitglieder des Ernst<br />

Senff Chores verstärkt werden, besteht eine<br />

enge Kooperation. Die hohe Qualität des Ernst<br />

Senff Chores spiegelt sich auch in seiner Diskographie<br />

wieder, die Aufnahmen mit Dirigenten<br />

wie Riccardo Chailly, Claudio Abbado, Bernard<br />

Haitink und James Levine umfasst.<br />

Interpreten<br />

ErNST SENFF Chor<br />

22.<br />

Sopran: Sabine Born-Warmuth, Alexandra<br />

Broneske, Renate Ebling, Sylke Eichhorn,<br />

Rosemarie Funke, Nicola Gericke, Constanze<br />

Gerlach, Anna Gleiß, Renate Grossman, Bettina<br />

Hengelhaupt, Eva Hoffmann, Antje Holmgren,<br />

Susanne Ibe, Valerie Krupp, Barbara Mercks,<br />

Karin Müller, Antje Roterberg-Alemu, Gundula<br />

Schorr, Ina Seidelmann, Mareile Siegele, Anka<br />

Sommer, Kathrin Stoppel, Henrike Topp,<br />

Birgitt Vogt, Einat Ziv<br />

Alt: Barbara Alberts, Estrelita Alvares-<br />

Spandöck, Dinah Backhaus, Beate Binder,<br />

Susanne Bohrmann-Fortuzzi, Katharina<br />

Brause, Lisinka Diestel, Constanze Eckels,<br />

Sabine Engel, Dagmar Giese, Bettina Gross,<br />

Marianne Günther, Sigrid Höhne-Friedrich,<br />

Anna-Maria Holst-Otto, Angelika Krönert,<br />

Bettina Kühnl, Oda Mauruschat, Ulrike<br />

Petzold, Renate Putzar, Kathrin Schneider,<br />

Mechthild Witulski<br />

Tenor: Wilhelm Gernm, Holger Gläser, Harald<br />

Hodeige, Gerhard Kletscher, Andreas Putzar,<br />

Georges Reichrath, Jörg Ritter, Alfred Schubert,<br />

Peter Thiel, Angelo Valtchev, Roland Bärmann,<br />

Heinz Bühl, Helmut Deschner, Klaus-Dietrich<br />

Siebert, Wolfgang Tuchscherer, David Wesseler,<br />

André Wößmann, Benedictus Youn<br />

Bass: Holger Bentert, Eberhard Bock, Hennig<br />

Diekow, Horst Dittmann, Heinz Fehrs, Thomas<br />

Feindt, Patrick Fretzdorff, Alfred Fritz-Jatzky,<br />

Dieter Hansen, Gert Hellwig, Detlev Hesse,<br />

Christoph Hoff, Henning Krafft, Johannes<br />

Krieg, Jochen Langeheinecke, Alexander Lust,<br />

Djordje Papke, Harry Schöppe, Gerd Schrecker,<br />

Immanuel Tschernik, Jan Wuttig<br />

loNdoN SYMphoNY<br />

orChESTrA<br />

Das London Symphony Orchestra gehört zu<br />

den ältesten Orchestern der britischen Hauptstadt.<br />

Es wurde im Jahr 1904 gegründet – und<br />

zwar von den Orchestermitgliedern selbst. Es<br />

ist damit die erste unabhängige, sich selbst verwaltende<br />

Orchestervereinigung Englands und<br />

wies damit den Weg für manchen später gegründeten<br />

Klangkörper. Das Ethos der selbstständigen,<br />

eigenverantwortlichen Tätigkeit<br />

zeichnet das London Symphony Orchestra bis<br />

heute aus. Viele ausgezeichnete Musiker werden<br />

von ihm angezogen und eine ganze Reihe<br />

von Solisten ist aus seinen Reihen hervorgegangen.<br />

Seinen Sitz hat das Orchester im Barbican<br />

Centre in der Londoner City, wo es in jeder Saison<br />

über 70 Konzerte gibt. Etwa die gleiche Anzahl<br />

an auswärtigen Konzertauftritten kommt<br />

hinzu, so alljährlich in New York und Paris und<br />

regelmäßig in den europäischen Metropolen,<br />

Japan und Fernost. Schon mehrmals gastierte<br />

das London Symphony Orchestra auch beim<br />

Musikfest Berlin, zuletzt vor zwei Jahren.<br />

Die Liste der Chef- und Gastdirigenten des<br />

London Symphony Orchestra ist imponierend,<br />

angefangen von der Gründungszeit mit Hans<br />

Richter und Arthur Nikisch über Josef Krips<br />

und Pierre Monteux bis zu André Previn und<br />

Claudio Abbado. Im Jahr 2007 trat Valery Gergiev<br />

sein Amt als Chefdirigent an. Als Erste<br />

Gastdirigenten amtieren derzeit Daniel Harding<br />

und der ehemalige Chefdirigent Michael<br />

Tilson Thomas (1987-95). Den Titel eines Orchesterpräsidenten<br />

haben die Musiker des London<br />

Symphony Orchestra 2007 Gergievs Vorgänger<br />

Sir Colin Davis verliehen, der mit dem<br />

Musikfest Berlin <strong>2012</strong><br />

23.<br />

London Symphony Orchestra seit über 50 Jahren<br />

musiziert, davon 11 Jahre als Chefdirigent,<br />

und ihm auch weiterhin eng verbunden bleibt.<br />

In vielen Bereichen leistet das London Symphony<br />

Orchestra Pionierarbeit. So trat es bereits<br />

1906 als erstes britisches Orchester im Ausland<br />

auf und unternahm 1912 auch die erste Amerikatournee<br />

eines europäischen Orchesters. Kurz<br />

darauf entstanden die ersten Schallplatteneinspielungen.<br />

Seither hat das London Symphony<br />

Orchestra eine erstaunliche Zahl an Aufnahmen<br />

gemacht: Die Diskographie hat einen Umfang<br />

von annähernd 1000 Seiten. Mit der erfolgreichen<br />

Gründung des orchestereigenen<br />

Labels LSO Live im Jahr 2000 hat das London<br />

Symphony Orchestra einen neuen Weg gefunden,<br />

seine weltweite Hörerschaft anzusprechen<br />

und damit anderen Orchestern einen Weg gewiesen.<br />

Inzwischen sind weltweit über 70 Einspielungen<br />

von LSO Live verfügbar.<br />

Mit außerordentlichem Engagement widmet<br />

sich das London Symphony Orchestra der<br />

musikalischen Bildungsarbeit. Mit den verschiedenen<br />

Projekten, Workshops und besonderen<br />

Konzerten seines Bildungsprogramms<br />

LSO Discovery erreicht es jedes Jahr mehr als<br />

60.000 Menschen – vom Kleinkind bis zum Erwachsenen.<br />

Zu seinen Initiativen zählen etwa<br />

LSO On Track, eine Langzeitförderung für junge<br />

Musiker aus dem Londoner Osten, und sein<br />

Centre for Orchestra, das sich auf Orchesterausbildung,<br />

Forschung und berufliche Entwicklung<br />

von Orchestermusikern konzentriert. Seit<br />

2003 hat LSO Discovery einen eigenen Standort<br />

gefunden: LSO St Luke’s, ein spektakulär umgewidmeter<br />

Kirchenbau aus dem 18. Jahrhundert,<br />

in dem nun eine beispielhafte Mischung<br />

aus öffentlichen und privaten Veranstaltungen<br />

für Musikliebhaber jeglicher Couleur ihren<br />

Platz findet. Bei seinen vielfältigen Bildungsangeboten<br />

wird das London Symphony Orchestra<br />

von wichtigen kulturellen Einrichtungen wie<br />

BBC Radio 3 und Fernsehen, dem Barbican<br />

Centre und der Guildhall School unterstützt.


Besetzung<br />

Violine I:<br />

Roman Simovic (Leader),<br />

Carmine Lauri (Co-Leader), Lennox Mackenzie<br />

(Sub-Leader), Nigel Broadbent, Ginette<br />

Decuyper, Jörg Hammann, Maxine Kwok-<br />

Adams, Claire Parfitt, Laurent Quenelle, Colin<br />

Renwick, Sylvain Vasseur, Gerald Gregory,<br />

Hilary Jane Parker, Alina Petrenko,<br />

Erzsebet Racz, Roisin Walters<br />

Violine II:<br />

David Alberman (Principal),<br />

Sarah Quinn (Sub-Principal), Miya Vaisanen,<br />

Matthew Gardner, Belinda McFarlane, Iwona<br />

Muszynska, Philip Nolte, Paul Robson, Sarah<br />

Buchan, Caroline Frenkel, William Melvin,<br />

Hazel Mulligan, Charlotte Reid,<br />

Stephen Rowlinson<br />

Viola:<br />

Edward Vanderspar (Principal),<br />

Malcolm Johnston (Sub-Principal),<br />

German Clavijo, Anna Green, Richard<br />

Holttum, Robert Turner, Jonathan Welch,<br />

Carol Ella, Arun Menon, Caroline O‘Neill,<br />

Fiona Opie, Martin Schaefer<br />

Violoncello:<br />

Rebecca Gilliver (Principal), Eve-Marie<br />

Caravassilis, Alastair Blayden (Sub-Principal),<br />

Jennifer Brown, Mary Bergin, Noel Bradshaw,<br />

Daniel Gardner, Hilary Jones, Nicholas Gethin,<br />

Deborah Tolksdorf<br />

Kontrabass:<br />

Joel Quarrington (Guest Principal),<br />

Colin Paris (Co-Principal), Patrick Laurence,<br />

Matthew Gibson, Thomas Goodman,<br />

Jani Pensola, Joseph Melvin, Simo Vaisanen<br />

Interpreten<br />

24.<br />

Flöte:<br />

Gareth Davies (Principal), Adam Walker<br />

(Principal), Julian Sperry<br />

Piccoloflöte:<br />

Sharon Williams (Principal)<br />

Oboe:<br />

Juan Pechuan Ramirez (Guest Principal), Alice<br />

Munday, Joseph Sanders<br />

Englischhorn:<br />

Christine Pendrill (Principal)<br />

Klarinette:<br />

Andrew Marriner (Principal), Chris Richards<br />

(Principal), Chi-Yu Mo<br />

Es-Klarinette:<br />

Chi-Yu Mo (Principal)<br />

Bassklarinette:<br />

Lorenzo Iosco (Principal)<br />

Fagott:<br />

Fredrik Ekdahl (Guest Principal),<br />

Joost Bosdijk, Dom Tyler<br />

Kontrafagott:<br />

Dominic Morgan (Principal)<br />

Horn:<br />

Timothy Jones (Principal), Jeffrey Bryant,<br />

Angela Barnes, Geremia Iezzi, Jonathan Lipton<br />

Trompete:<br />

Philip Cobb (Principal),<br />

Roderick Franks (Principal), Gerald Ruddock,<br />

Robin Totterdell<br />

Posaune:<br />

Dudley Bright (Principal),<br />

James Maynard, Matthew Knight<br />

Bass-Posaune:<br />

Paul Milner (Principal)<br />

Tuba:<br />

Patrick Harrild (Principal)<br />

Pauken:<br />

Nigel Thomas (Principal)<br />

Schlagzeug:<br />

Neil Percy (Principal), David Jackson,<br />

Antoine Bedewi, Christopher Thomas,<br />

Benedict Hoffnung<br />

Harfe:<br />

Karen Vaughan (Principal)<br />

Klavier:<br />

John Alley (Principal)<br />

Celesta:<br />

Catherine Edwards<br />

Musikfest Berlin <strong>2012</strong><br />

loNdoN SYMphoNY orChESTrA<br />

Foto Clive Barda<br />

25.<br />

President<br />

Sir Colin Davis, CH<br />

Principal Conductor<br />

Valery Gergiev<br />

Principal Guest Conductors<br />

Daniel Harding, Michael Tilson Thomas<br />

Conductor Laureate<br />

André Previn, KBE<br />

Managing Director Kathryn McDowell<br />

Director of Planning Sue Mallet<br />

Tours & Projects Manager Mario de Sa<br />

Tours Manager Miriam Loeben<br />

Orchestra Personnel Manager Jemma Bogan<br />

Librarian Lee Reynolds<br />

Stage & Transport Manager Alan Goode<br />

Stage Manager Daniel Gobey<br />

Stage & Transport Assistant Brian Hart


Musikfest Berlin <strong>2012</strong><br />

MusIkFest BerlIn<br />

Künstlerische<br />

Leitung Dr. Winrich hoPP<br />

organisationsleitung AnKe BucKentin<br />

organisation chLoË richArDSon, inA SteffAn<br />

progrAMMheFt<br />

redaktion BernD Krüger<br />

Komponisten- und<br />

Künstlerbiographien Dr. VoLKer rüLKe<br />

Mitarbeit JuLiAne KAuL<br />

grafisches Konzept StuDio crr, Zürich<br />

gesamtherstellung MeDiALiS offSetDrucK gMBh, BerLin<br />

© <strong>2012</strong> <strong>Berliner</strong> festspiele und Autoren<br />

verAnstAlter<br />

<strong>Berliner</strong> festspiele<br />

ein geschäftsbereich der Kulturveranstaltungen<br />

des Bundes in Berlin gmbh<br />

gefördert durch den Beauftragten der Bundesregierung<br />

für Kultur und Medien<br />

in Zusammenarbeit mit der Stiftung<br />

<strong>Berliner</strong> Philharmoniker<br />

intendant Dr. thoMAS oBerenDer<br />

Kaufmännische<br />

geschäftsführung chArLotte SieBen<br />

MedIenpArtner<br />

pArtner

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