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Urlaub ohne Grenzen! - Nansen & Piccard

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08 questions & answers<br />

auf dem Schirm: Deutschland, Israel,<br />

Vereinigte Arabische Emirate<br />

On the screen this time: Germany, Israel, United<br />

RADARDiesmal<br />

Arab Emirates<br />

Deutschland Germany<br />

Warum möchten Sie nicht mehr Leibkoch eines<br />

Sultans sein, Herr Lohse? Why do you no longer<br />

want to be a sultan’s personal chef, Mr. Lohse?<br />

Christian Lohse ist Berlins einziger Zwei-<br />

Sterne Koch. Seit vier Jahren leitet er das<br />

Restaurant »Fischers Fritz« im Hotel Regent,<br />

der Gault-Millau zählt ihn zu den besten Köchen<br />

Deutschlands.<br />

Christian Lohse is Berlin’s only two-star chef.<br />

Four years ago he started to run the restaurant<br />

Fischers Fritz in the Regent Hotel. The<br />

Gault-Millau considers him one of Germany’s<br />

best chefs.<br />

Herr Lohse, wie wird man Leibkoch eines<br />

Sultans? Durch Zufall. Während meiner<br />

Zeit in einem Londoner Nobelhotel hatte<br />

sich der eigentliche Koch des Sultans ver-<br />

letzt – die Hand gebrochen oder den Fuß. Da<br />

hat man mich gefragt, ob ich ihn ersetzen<br />

könnte. Ich habe spontan zugesagt, bekam<br />

ein Handy und musste täglich 24 Stunden<br />

erreichbar sein. Ich war der Mann am Herd,<br />

wenn der Sultan mit seiner Entourage in der<br />

britischen Hauptstadt residierte. Anrufe in<br />

der Nacht waren keine Seltenheit.<br />

Mr. Lohse, how did you become the personal<br />

chef of a sultan? By accident. During my<br />

time at a London luxury hotel the sultan’s<br />

actual chef was injured—he broke a hand<br />

or maybe a foot. So I was asked if I could<br />

replace him. I spontaneously agreed, was<br />

given a cell phone and had to be available<br />

24/7. I was the man at the stove when the<br />

sultan and his entourage resided in the<br />

British capital. Calls in the middle of the<br />

night weren’t uncommon.<br />

Wie ist es, für solch einen Regenten zu kochen?<br />

Gibt es Vorkoster, Verbote, Strafen?<br />

Sultane, Scheichs und Könige haben vor<br />

allem keine Zeit, lange auf ihr Essen zu<br />

warten. Da muss man schnell sein. Was<br />

grundsätzlich nicht auf den Tisch kam,<br />

waren Alkohol und Schweinefl eisch. Alle<br />

Kühlhäuser waren auch halal, also nach<br />

islamischem Recht rein. Einen Vorkoster<br />

gab es nicht – aber Mitarbeiter des Sultans<br />

kontrollierten jede Warenanlieferung.<br />

What’s it like to cook for such a regent? Are<br />

there tasters, prohibitions, punishments?<br />

Chiefl y, sultans, sheiks and kings don’t<br />

have time to wait for their food. You have to<br />

be fast. What was strictly banned from the<br />

table were alcohol and pork. All cold storage<br />

was also halal, which means pure accord-<br />

ing to Islamic law. Th ere was no taster—but<br />

one of the sultan’s employees checked every<br />

single delivery of goods.<br />

Woher wussten Sie, was der Sultan mag und<br />

was nicht? Es gab jeden Tag neue Anweisun-<br />

gen für die Speisen. Die Menüs wurden von<br />

anderen Leibköchen in Brunei ausgearbeitet<br />

und vom Sultan dann à la carte bestellt. Da<br />

diese Menschen eher Nachtmenschen sind,<br />

ging das gerne mal von drei Uhr nachts bis<br />

sechs Uhr morgens.<br />

How did you know the sultan’s likes and<br />

dislikes? Every day there were new instructions<br />

for the food. Th e menus were pre-<br />

pared by other personal chefs in Brunei<br />

and then ordered à la carte by the sultan.<br />

Since these people tend to be night owls,<br />

this could easily happen any time from<br />

3 till 6 a.m.<br />

Was mochte er besonders gern? Lamm-<br />

Koteletts, Scampi, Hummer, Wolfs-<br />

barsch. Aber auch Salate,<br />

Gemüse, Obst.<br />

What were his<br />

favorites?<br />

Lamb<br />

chops, scampi, lobster, sea bass. But also<br />

salads, vegetables, fruit.<br />

Wie war der Umgang mit der Herrscherfamilie?<br />

Sehr gepfl egt und charmant. Res-<br />

pektvoll, aber auch bestimmend. Die Zeit<br />

– meine Tätigkeit für den Sultan endete,<br />

als ich zurück nach Deutschland ging – war<br />

für mich zwar eine gute Erfahrung. Aber<br />

heute würde ich das nicht mehr machen<br />

wollen. In der Arbeit war man sehr stark<br />

eingeschränkt. Und <strong>ohne</strong> Freiheit wird man<br />

unkreativ, gerade als Koch.<br />

In your interactions, how did you fi nd the<br />

ruling family? Very cultivated and charming.<br />

Respectful, but also assertive. Th at<br />

time—my work for the sultan ended when I<br />

returned to Germany—was a good experience<br />

for me. But today I would no longer want to<br />

do it. Th e work was very regimented. And<br />

without freedom you lose your creativity,<br />

especially as a cook.<br />

Interview:<br />

Sabine Kwapik<br />

Photos: The Regent, Gettyimages

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