➾ legen sie manchmal Kilometer zurück, aber tagsüber sind sie richtige Angsthasen. Sobald sie sich unsicher fühlen, springen sie zurück ins Wasser und tauchen ab. Dabei sind sie die unberechenbarsten Tiere: Sie können dich in Sekundenschnelle zerfl ei- schen. Einmal ist ein Junge aus unserem Dorf nachts ins Nachbardorf gegangen, um seine Freundin zu besuchen. Es war so dunkel, dass er gegen ein Flusspferd gelau- fen ist – das sich dann aber einfach aus dem Staub gemacht hat.« ❊ ❊ ❊ Als es dämmerte, sammelten wir Feuerholz und bauten unsere Zelte auf. Ob es gefährlich sei, mitten in der Savanne zu zelten, zwischen all den wilden Tieren, fragten wir. Joe verneinte. Eigentlich sei hier noch nie etwas passiert. »Abgesehen von dem elfj ährigen Mädchen, das von einer Hyäne aufgefressen wurde. Am nächsten Morgen waren nur noch ihr Fuß und ein Turnschuh übrig. Sie hatte ihr Zelt off en gelassen.« »Wenn du uns hier aussetzen würdest und wir uns als unerfahrene Europäer al- leine durch die Savanne schlagen müssten: Wie lange würdest du uns geben, Joe?« Botswanas größter Popstar: Stompi, zwölf Jahre Botswana’s greatest pop star: Stompi, twelve years old »Einen halben Tag«, sagte er, <strong>ohne</strong> zu lachen. Dann wären wir entweder verdurs- tet oder aufgefressen. Als wir uns schlafen legten, trompetete ein Elefant ganz in der Nähe. Kurz darauf hörten wir ein kleineres Tier um unser Zelt schleichen. Wir leuchteten mit den Ta- schenlampen, sahen aber nichts. Wir kont- rollierten erneut, ob der Eingang auch wirk- lich geschlossen war. Am nächsten Morgen war der Lagerplatz übersät von Spuren. »Hy- änen, Antilopen, Leoparden, Elefanten«, sagte Joe. »Hier war letzte Nacht die Hölle los.« Jetzt war es vor allem kühl. Höchstens 15 Grad. Wir folgten dem Moreni-Fluss, einem der großen Okavango-Seitenarme, der tief ins Delta führte, Richtung Chief’s Island. Die Landschaft wurde grüner und grüner. Im Delta teilt sich der Okavango in fünf Hauptarme, wie viele Seitenarme es gibt, weiß niemand. An vielen Stellen war der Weg unpassierbar – zu viel Wasser. Sahen wir Tiere, rollten wir langsam heran. So stießen wir auf eine Herde Elefanten. »Es gibt 130.000 im ganzen Land«, fl üsterte Joe. Kurz darauf Wasserbüff el. »Meine Eltern haben früher Wasserbüff el geschossen, wenn wir etwas zu essen brauchten. ➾ ➾ became a dusty track, and that in turn became a sandy lane. »Th e minute it rains here, the landscape turns greener than a cow pasture in Europe,« stated Joe. »But how often does it rain, then?« we asked. »Not much at this time of year. Th is is October—that means we’re dry,« Joe smiled. »Actually, it hasn’t rained for the last fi ve months.» »And when will it happen again?« »Th e rains can come any day—or it can take a few weeks. But this is the best time of year to see wildlife. As the water withdraws and the arms of the river dry out, the animals congregate around the last watering holes.« Th e thermometer had risen above 40 degrees. Spring in Botswana. Except that they don’t think in regular seasons here. Th ey just know dry season. And a slightly less dry season. »And every 20 years it rains so hard that half the country is fl ooded,« said Joe and laughed. We’d been on the road with Joe in his dented, four-wheel drive pickup for three hours by now. Th e only animals we’d travel 29 ➾
30 travel Zwei Giraff en halten im Sonnenuntergang Ausschau nach Gefahr – und dem nächsten Baum mit köstlichen Blättern Two giraff es during sunset looking out for danger—and the next tree with delicious leaves