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Die „Elbeflut in Dresden 2002“

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von Hochwasserersche<strong>in</strong>ungen zu erkennen. Es g<strong>in</strong>ge dann um die Bedeutung naturräumlicher,<br />

siedlungsstruktureller oder wirtschaftlicher Kriterien <strong>in</strong> ihren (Lage-)Beziehungen zue<strong>in</strong>ander<br />

für die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit von Hochwasserentstehung und -folgen. Wir würden also die<br />

Besonderheiten e<strong>in</strong>er regelhaft ausgeprägten Raumstruktur als Ursache für das Hochwasserereignis<br />

deklarieren. Insgesamt könnten wir anhand statistischer Kenngrößen den Grad der<br />

Gefährdung und Wirkungen durch Hochwasser für unterschiedliche Gebiete anhand von Raumgesetzen<br />

abgrenzend beschreiben und für Interventionsmaßnahmen oder Prognosen Risikoräume<br />

als Systemregionen fixieren.<br />

Ausgangspunkt der Analyse wären dann die Fragen: Wie ist die Raumstruktur im Hochwassergebiet<br />

objektiv beschaffen? Welche regionalen Zusammenhänge verursachen e<strong>in</strong> Hochwasserereignis<br />

bzw. e<strong>in</strong>e Hochwasserkatastrophe des Ausmaßes der Elbeflut 2002?<br />

3. In wahrnehmungsgeographischer Perspektive werden Räume „als Kategorie der S<strong>in</strong>neswahrnehmung<br />

und damit als „Anschauungsformen“ gesehen, mit deren Hilfe Individuen und<br />

Institutionen ihre Wahrnehmung e<strong>in</strong>ordnen und so die Welt <strong>in</strong> ihren Handlungen „räumlich“<br />

differenzieren (ARBEITSGRUPPE CURRICULUM 2000+ DER DEUTSCHEN GESELLSCHAFT FÜR GEO-<br />

GRAPHIE 2002).<br />

Das entspricht e<strong>in</strong>er vollkommen anderen Sicht. Als wahrnehmungsgeographisch <strong>in</strong>formierte<br />

Lehrer würden wir im Gegensatz zu den raumwissenschaftlich orientierten sagen: Raumstrukturelle<br />

Sachverhalte s<strong>in</strong>d wichtig, aber man kann dann nicht <strong>in</strong> l<strong>in</strong>ear kausaler Manier<br />

auf e<strong>in</strong> allgeme<strong>in</strong>gültiges Verhaltensmuster – hier die Reaktionen der Menschen auf Hochwahrsche<strong>in</strong>lichkeit,<br />

-ereignis und -folgen schließen. In wahrnehmungsgeographischer Sicht<br />

würden wir nun die Perspektive wechseln, nicht mehr die Ausprägung von Landschaft/Raum<br />

fokussieren, sondern das Verhalten der Menschen im Raum betrachten. Wir würden dann<br />

beschreiben, wie die Raumstruktur im Hochwassergebiet <strong>in</strong>dividuell wahrgenommen und bewertet<br />

wird und wie verschiedene Menschen <strong>in</strong> ihrem Verhalten darauf reagieren. Wir würden<br />

erkennen, dass die Situation aus Sicht der Subjekte viel differenzierter ist, konkret dass der<br />

Umgang mit dem Hochwasserrisiko, -ereignis oder den -folgen <strong>in</strong>dividuell je nach Interessenlage<br />

sehr verschieden se<strong>in</strong> kann. Wahrnehmungsbed<strong>in</strong>gt werden dann unzählige alternative<br />

Perspektiven sichtbar – z.B. Menschen für die das Hochwasserereignis zur Vernichtung der<br />

Existenz beiträgt (z.B. Flutopfer) im Gegensatz zu denjenigen, für die das Ereignis zur e<strong>in</strong>maligen<br />

Attraktion wird (z.B. Katastrophentouristen). Andererseits nehmen<br />

Schifffahrtsunternehmen oder Geschäfts<strong>in</strong>haber an den Flussufern aus ökonomischen Interessen<br />

die Überflutungsgefahren bereitwillig <strong>in</strong> Kauf. <strong>Die</strong> Palette an möglichen Wahrnehmungen<br />

könnte noch beliebig erweitert werden (z.B. Politiker, Umweltschützer, Planer, Experten,<br />

Helfer im Katastrophenmanagement).<br />

Am Anfang der Betrachtung der Elbeflut 2002 <strong>in</strong> <strong>Dresden</strong> steht <strong>in</strong> wahrnehmungsgeographischer<br />

Perspektive die Frage: Wie werden Hochwasserrisiko, -ereignis und –folgen subjektiv verschieden<br />

wahrgenommen und bewertet?

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